Angst vor Nähe/Intimität vs. Unfähigkeit?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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saerdna85
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Angst vor Nähe/Intimität vs. Unfähigkeit?

Beitrag So., 08.03.2015, 22:12

Hallo liebe Leute,

mich plagen schon seit langem einige Sorgen, was mein Liebesleben bzw. eigentlich mein Alleinsein angeht und habe mich nun entschieden, euch hier zu schreiben. Ich bin 29, männlich, beende nächstes Jahr mein Studium und bin nun seit mittlerweile 7 Jahren Single. Momentan fühle ich mich sehr einsam, denn ich wünsche mir sehr eine Partnerin. Allerdings war das nicht immer so. Ich hatte auch schon eine Beziehung, die ungefähr 4 Jahre lang hielt, aber mich - wenn ich das im Nachhinein betrachte - wirklich nachhaltig geschädigt hat. Auch wenn die Beziehung relativ lange hielt, sie war oft geprägt von Streit und Eifersüchteleien. Am Ende wusste nicht mehr ein noch aus und hatte einen Nervenzusammenbruch, der in einer Klinik endete, da ich drohte, mich umzubringen. Der Leidensdruck, den ich damals verspürte, war so immens, dass ich keine Zukunft mehr sehen konnte. Ich gab mir mehr oder weniger die ganze Schuld darin, empfand mich als wertlos und minderwertig und hasste mich selbst. Es dauerte sehr lange, bis ich wieder auf dem Damm war. Ich zog schließlich in eine andere Stadt, fand ein neues und passendes Studium und zwar einige Zeit sehr glücklich.
Mittlerweile habe ich jedoch wieder das Gefühl, dass es mir schlechter geht, auch wenn ich nicht sagen würde, dass ich depressiv bin. Allerdings bin ich sehr unglücklich, was mein Liebesleben angeht. Ich würde nicht sagen, dass ich ein schlecht aussehender Kerl wäre. Ich kann auch mit Frauen reden, freundlich und charmant sein, aber das äußere Bild, das Freunde und Bekannte von mir haben, passt so überhaupt nicht zu meinem Selbstbild.
Momentan bin ich auch sehr verzweifelt, weil ich einfach immer wieder versage und nie bei einer Frau lande, die mich interessiert. Ich fühle mich in der letzten Zeit sehr traurig deswegen und habe das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Wenn ich dann mal einen Versuch wage (so unbedeutend und klein der Schritt auch sein mag), habe ich eine riesige Versagensangst. Ich hab einfach das Gefühl, keine Ahnung zu haben, wie ich mich verhalten zu soll. Es ist, als wär ich wieder der 12-jährige, der rot anläuft, weil er so unbeholfen ist. Wieso schaffen andere das wie von selbst, aber wenn ich die Intiative ergreifen müsste, ziehe ich zurück. Oder auch wenn mir jemand in die Quere kommt, heißt, ich Konkurrenz kriege, ziehe ich zurück. Auch, wenn andere mir raten, ich solle doch bei einer Freundin "angreifen", fühle ich mich überwacht/beobachtet und traue mich stattdessen gar nichts mehr.
Ich hatte in den letzten Jahren auch nicht viele Sexualpartner, auch wenn ich einige mehr hätte haben können. Es ist, als könnte ich nicht mit jemadem ins Bett, zu dem ich mich nicht wirklich sehr hingezogen fühle (heißt Casual-Sex oder One-Night-Stands, also alles, was nicht verbindlich ist). Andere sagen, dass das auch anfangs nicht immer so sein muss und sich so etwas dann (sollte es passen), von selbst entwickelt. Aber selbst davor habe ich Angst.
Auch bekomme ich oft zu hören, dass ich deswegen keine "abbekomme", weil ich einfach zu nett wäre und doch mehr "Arschloch" sein müsste, weil doch die Frauen auf sowas stehen und nicht auf Typen, die "ausschließlich" nett zu ihnen wären. Aber ich weiß nicht, wie man so sein soll. Ich kann natürlich eine Necken und bin auch schlagfertig, aber ich bin doch so, wie ich bin, wie soll ich das ändern. Leider bin ich kein Player, wie manch andere meiner supercoolen Freunde...
Letztendlich so, dass ich - denke ich - ein sehr sensibler und empathischer Mensch bin und sein kann und auch sicherlich ein guter Partner sein kann, aber mich innerlich manchmal für einen totalen Versager halte, der nie eine nette, hübsche Frau abbekommen wird. Und dafür könnte ich mich manchmal selbst hassen. Dann beschimpfe ich mich innerlich, was ich für ein scheiß Behinderter wäre, der sein Leben lang anderen dabei zuschaut, wie sie Gelegenheiten ergreifen und ich wie ein Dackel daneben steh. Wie soll auch jemand mit so einer Einstellung gegenüber sich selbst sich auch jemandem anderen öffnen können. Ich habe das Gefühl, dass mich doch eh keine will bzw. keinen will, der so wenig von sich selbst hält und so unsicher ist, wenns hart auf hart kommt. Und ich glaub, deswegen ist es für mich auch umöglich, jemandem u zeigen, dass man interessiert ist. Irgendwie fühlt sich das an, als würde ein Verhungernder versuchen, die Hand nach einem Stück Brot auszustrecken und dahinter wartet schon jemand, der dir beim ersten Versuch die Hand abhauen wird. Ich will doch auch nur Zuwendung und Vertrauen erfahren und eine Frau in meinem Leben haben, die ich glücklich machen kann und die auch mich glücklich macht.
Gehts sonst noch jemandem so? Falls ja, denkt ihr, es ist einfach oft eine Angst vor Nähe oder Intimität und die Befürchtung, jemand könnte einen wieder enttäuschen oder ablehnen oder nicht mögen oder ist es einfach Schüchternheit? Oder geht es den meisten so?

Liebe Grüße!!!

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Krang2
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Beitrag Di., 24.03.2015, 21:44

Hallo,

du fragst, wie du dich verhalten sollst. Wenn du beim Kennenlernen einer Frau, die dir gefällt, ganz du selbst bist, dann wird das äußere Bild auch besser zu deinem Selbstbild passen.

Woran merkst du, daß du nicht landest? Sagt dir das die Frau? Weiß sie, daß du dich für sie interessierst? Und falls ja, vielleicht ist sie auch zurückhaltend, ängstlich, schüchtern oder testet dich, das heißt doch nicht, daß du versagt hättest. Versagensangst kannst du vielleicht mindern, indem du dir sagst, daß eine Frau, bei der du „versagst“, auch nicht die Richtige für dich wäre.

Vielleicht paßt es für dich besser, wenn du zu einer Frau, die dir gefällt, zunächst eine Bekanntschaft aufbaust und dann, wenn du mit der Frau sicherer umgehen kannst, zeigst, daß du dir „mehr“ wünschst.

Wenn One-night-stands nichts für dich sind, brauchst du dir das nicht „anzutrainieren“, nur weil andere Männer es für praktisch halten. Gut, die „Coolen“ kriegen vielleicht mehr Frauen, aber wenn du auf Qualität statt Quantität stehst, hat das doch auch seine Vorzüge. Und die A***löcher kriegen auch nur solche Frauen ab, die entsprechend zu ihnen passen.

Vermutlich würde es dir helfen, „nett und hübsch“ etwas zu präzisieren...was für eine Frau wünschst du dir? Worauf legst du Wert, was ist dir weniger wichtig? Soll sie sportlich, berufstätig, vegan, kinderlieb, ... sein (nur um mal zu zeigen, daß es viele Bereiche gibt)? Welche Eigenschaften an ihr sind dir besonders wichtig? Und wie würde man bei so einer Frau gut ankommen? Und dann verhältst du dich einfach immer so - und wirst von allein genau solche Frauen anziehen. Als ich mein Verhalten änderte, zog ich plötzlich andere Menschen an (nicht nur im Liebesleben), das Gegenüber spürt deine Ausstrahlung.

Ob die Angst vor Nähe hinter deiner Schüchternheit steckt, kann man per Ferndiagnose wohl nicht beurteilen, aber Angst vor Zurückweisung scheint ein Thema für dich zu sein. Wenn du deinen Selbstwert zu sehr daraus beziehst, wie deine Flirtversuche ankommen, dann kannst du das ändern. Schließlich sollten andere deiner Leistungen und Fähigkeiten doch mindestens genauso wichtig und wertvoll für deine Selbstbeurteilung sein, und auch wenn da nicht so viel wäre, kann es nie schaden, sich selbst zu mögen und zu wertschätzen, wenn es sonst nicht viele tun!

Bis zu einem gewissen Grad wird es den meisten so gehen, vor allem, wenn ihnen der Mensch, den sie für sich gewinnen wollen, sehr viel bedeutet. Vielleicht findest du Techniken, mit denen du in den entscheidenden Momenten deine Ängste überwinden kannst.

Liebe Grüße zurück!

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Dengue
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weiblich/female, 24
Beiträge: 64

Beitrag Mi., 25.03.2015, 05:01

saerdna85 hat geschrieben:Momentan bin ich auch sehr verzweifelt, weil ich einfach immer wieder versage und nie bei einer Frau lande, die mich interessiert.
Keine Ahnung, warum du das willst? Könntest du mir die Frage beantworten? Ich frage, weil du einerseits von deiner Einsamkeit schreibst, auf der anderen Seite aber sehr eindrücklich deine emotionale Verfassung nach deiner letzten Beziehung schilderst.
Das eine ist vielleicht dein kleines Luftschloss - das, was du als "Normalität" betrachtest. Und deine Erfahrungen damit, dass, was deine Wahrheit der Realität von Beziehungen definiert. Könnte man auch Traumatisierung bezeichnen. Aber das ist nur meine bescheidene Einschätzung als jemand, der nie ein Trauma erlebt hat.

Dass du bei einer Frau nicht landest, hat imho nichts mit deinem Aussehen zu tun (ich erlaube mir an dieser Stelle, deine Selbsteinschätzung bez. deiner opt. Reize ungefragt zu übernehmen). Ich bin auch so dreist und erlaube mir zu sagen, dass du kein "Loser" bist, was Flirten/amouröse Annäherungen zu Frauen angeht. Viel mehr vermute ich (und auch das ist wiederum vollkommen subjektiv!), dass dich deine vergangenen Erfahrungen dahingehend zu sehr geprägt haben. Du hast nur sehr vage über deine vergangene Beziehung geschrieben (was vermutlich schon sehr aussagekräftig ist). Ich kann dazu also lediglich Vermutungen anstellen. Aber das lasse ich an dieser Stelle.
saerdna85 hat geschrieben:Leider bin ich kein Player, wie manch andere meiner supercoolen Freunde...
Willst du das denn sein? Wie sah denn dein Verhältnis zu Frauen aus, vor deiner ersten Beziehung? Wenn du schon von Grund auf ein Typ warst, der Frauen eher ehrlich gegenüber eingestellt war ("das hier ist nur ein ONS, mehr kannst du von mir nicht erwarten" -> wenn denn überhaupt) ist das überhaupt dein Stil?

Ich stelle hier nur Vermutungen an, aber da du geschrieben hast, dass du nicht der oberflächige Typ bist, ist meine Schlussfolgerung (die von einer absoluten Laiin kommt!), dass du auch davor eher der emotionale Typ warst, der sich nur manchmal auf sexuelle Abenteuer eingelassen hat. An der Stelle versuche ich auch, dir deine Ängste ein wenig nehmen zu wollen...
"Keine" abkriegen zu können, scheint bei dir tatsächlich keine Frage des Könnens, sondern des Wollens zu sein. Bist du bereit für eine, sowohl auf emotionaler als auch körperlicher Ebene, intime Beziehung?
Denn das ist grad mein großes Fragezeichen. Mir scheint, du fühlst dich gedrängt, durch dein Umfeld etwas erreichen zu wollen, für das dich deine Seele noch nicht gewappnet sieht und dir deswegen die rote Karte zeigt (hmpf, sorry für blöde Fußballmetapher).
Alles, was ixh von dir gelesen habe, schreit so laut: Ich würde gern, aber ich fühle mich einfach noch nicht bereit dazu! Inwiefern hast du dich denn mit deiner gescheiterten Beziehung und den psychischen Konsequenzen für dich auseinandergesetzt? Was ist da während deiner Behandlung passiert?

Und um deine Frage schlussendlich irgendwie zu beantworten: Ich vermute (Laiie!), dass du tierische Angst davor hast, wieder so dermaßen enttäuscht zu werden, wie es dir schon passiert ist. Bevor du also anfängst, dir zu beweisen, was du als Mann wert bist und kopflos ein Weib nach dem anderen aufzureißen versuchst, dich erstmal mit dem beschäftigst, was hinter dir liegt (hast du das denn?) und damit, was es mit dir gemacht hat.

Meine bescheidene Meinung dazu.


PS: Ich glaube, dass DU momentan keine neue Frau in deinem Leben akzeptieren könntest. Die sich auf einer intimen Ebene deiner Persönlichkeit bewegen darf.

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Allerleirau
sporadischer Gast
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Beiträge: 26

Beitrag Mi., 25.03.2015, 22:06

Hallo Saerdna85,

du hast, so schilderst du es, eine für dich fatale Beziehung geführt u das über einen langen Zeitraum hinweg. Weißt du, ich sehe es so, in einer Liebesbeziehung, da konzentriert man seine eigene Persönlichkeit, man zeigt sich von seiner intimsten Seite u. man offenbart t sich und wird verletzlich. Bis zu einem gewissen Grad verursacht das eine Abhängigkeit, man vertraut und hofft darauf nicht enttäuscht zu werden. Die Gefahr besteht leider, dass man an jemanden gerät, der nicht willens oder in der Lage ist mit einer solchen Nähe umzugehen. Der einen arg verletzt bis zu dem Punkt an dem man wirklich leidet und den Glauben an Sich und Welt verliert...

Du schilderst nichts Genaueres über deine damalige Beziehung, aber vielleicht ist es ja wirklich so, dass sie dein Beziehungsvermögen negativ beeinflusst hat. Es würde mich nicht wundern... vielleicht wünschst du es dir, das schreibst du, jetzt jemanden kennen zu lernen, hast aber noch die Erinnerung an den damaligen Schmerz in dir. Du sagst ja, es verunsichert dich sehr einen Versuch zu starten. Es geht mit vielen Ängsten einher. Du schreibst, du hast dich auch damals minderwertig gefühlt, du triffst auch hier sehr negative Aussagen über deine Flirtversuche. Vielleicht sitzt der Schrecken noch so verdammt tief, dass du meinst, du könntest eine ähnliche Situation erneut erleiden.

Im Übrigen: versuch kein Arschloch zu sein! Das ist ein komisches Männerdenken und die meisten Frauen sind davon genervt. Ehrlich gesagt kenne ich keine Frau mit Selbstbewusstsein, die ein Arschloch heiraten möchte. Nach einer Zeit ist sowas nicht mehr sexy, selbst wenn man unter Umständen das anfangs mag als Frau erobert zu werden, aber irgendwann nervt es, wenn der Mann immer den Macho raushängen lässt. In einer Beziehung sind nämlich Einfühlungsvermögen und Sensibilität gefragt. So wie du schreibst scheinst du das ja zu haben.

Was helfen würde, das wäre vielleicht Natürlichkeit, Offenheit, Selbstbewusstsein. Wenn du dich so schnell zurückziehst, dann spürt dein Gegenüber deine Verunsicherung doch schnell. Es ist vielleicht nicht einmal so, dass die Frau denkt du seist unattraktiv oder unsympathisch. Sie weiß nur vielleicht nicht, wie sie dich einschätzen soll, mit deiner Verunsicherung umgehen soll. Es kann auch als Desinteresse gedeutet werden...

Wie auch immer es ist. Im Grunde genommen solltest du deine Schwierigkeiten ernst nehmen ohne dir die Schuld an etwas zu geben. Wieso solltest du dich schlecht reden? Du bist ein sensibler Mensch, studierst sogar erfolgreich, wirst offenbar von deinen Freunden geschätzt und Fähig dich zu reflektieren bist du offenbar auch. Das kann man schon aus deinem posting rauslesen.

Vielleicht gibt es keine schnelle Lösung. Du kannst nicht einfach einen Schalter umlegen und die negativen Gefühle abschütteln. Aber du kannst nach einem Weg für dich suchen. In der Regel, gerade bei sehr belastenden Erfahrungen, kann eine Therapie helfen. Vielleicht kannst du, das ist nur meine Idee, vielleicht hast du ja eine bessere, die Erwartung und den Druck runterschrauben. Dir also klar machen, dass du Gründe für deine Unsicherheit hast und ein Recht auf diese Gründe. Das du Zeit brauchst u. das o.k. ist. Zu sich nett sein kann echt helfen! Ich mag mich auch manchmal nicht so. Aber dann versuche ich alles Gute, was ich über mich weiß, greifbar zu machen.

Im Übrigen, noch kurz zum Schluss: ich bin auch keine Expertin! Ich hatte mit 15 mal einen Typen, der hat mich ganz schön ausgenutzt (sexuell). vielleicht konnte ich mich deshalb auch nicht auf eine Beziehung, geschweige denn auf Sexualität einlassen. In der Regel war ich permanent unglücklich verliebt u. habe immer sehr gekämpft wieder geliebt zu werden. Mir ist heute klar, dass ich einfach innerlich nicht bereit war für jemanden. Meine erste Beziehung bin ich mit 24 eingegangen, vor 1,5 Jahren. Jetzt stehe ich kurz vor der Trennung, bin aber, obwohl es eine schwierige Beziehung ist/war u. nicht der passende Partner, sehr, seeeehr stolz auf mich, dass ich es endlich geschafft hab mich auf jemanden einzulassen. :D Wie gesagt, man muss sich Zeit geben...

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