Leben mit der Sozialen Phobie

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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cattleya
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weiblich/female, 30
Beiträge: 3

Leben mit der Sozialen Phobie

Beitrag Mo., 08.12.2014, 17:21

Hallo zusammen,

ich lebe nun bewusst seit 17 Jahren mit der sozialen Phobie.

Vor etwa 5 Jahren habe ich den Sprung geschafft eine Reha zu beginnen und ernte nun die Früchte: ich lebe wieder. Nächstes Jahr möchte ich eine kleine Ausbildung beginnen, da ich Menschen mit der gleichen Problematik gerne helfen möchte.

Ich kann mich noch erinnern, wie ich vor vielen Jahren in meiner Verzweiflung versucht habe im Internet Anschluss an Gleichgesinnte zu finden. Es gab nicht viel und meistens wurde mir geraten, doch mal zum Therapeuten zu gehen, was für mich in meinem Zustand aber undenkbar war.
Ich hatte im Laufe der Zeit immerwieder versucht den Anschluss zu finden, habe Städte und Berufe gewechselt und doch endete es immer damit, dass ich mich monateweise in meiner Wohnung einschloss, unfähig auf mich zu schauen, verwahrlost, einsam, ständig auf der Suche nach neuen Ablenkungen.

Heute bin ich nicht angstfrei. Ich weiss nicht, ob für mich eine gänzliche Heilung vorgesehen ist, aber ich gehe täglich hinaus, habe eine Ausbildung begonnen, gehe am Wochenende aus und schaffe es auch alle paar Wochen mal ins Kino

Meine Symptome (zittern, schwitzen, …) kommen immerwieder, aber sie lähmen mich nicht mehr und ich gehe offen damit um, was bei „Unwissenden“ nicht so schlecht ankommt wie ich dachte, im Gegenteil.

Ich möchte gerne helfen.
Ich kann mich noch erinnern, wie aussichtslos sich meine Situation angefühlt hat und wie schwer der erste Schritt für mich war.
Sollte jemand ein wenig plaudern wollen oder hat eine Frage, wie bei mir das alles so gelaufen ist, schreibt mich einfach an, ich würde mich freuen.

Ich freue mich auch zu sehen, wie viel sich hier tut und bin ganz erstaunt, wie reflektiert viele mit ihrer Problematik umgehen.
Ich wünsche euch allen alles Liebe und viel Kraft.

Catt

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tedsplace
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männlich/male, 22
Beiträge: 1

Beitrag So., 14.12.2014, 14:44

Hallo
Ich bin 23 und leide schon seit über 10 jahren unter sozialphopie. Mittlerweile gehts mir so dreckig wie noch nie. Ich kann mich fast nie erholen und bin immer einer spannung ausgesetzt. Ich kämpfe auch gegen deppressionen. Ausserdem macht mich die uni zu schaffen. Ich bemühe mich sozial zu sein, ich gehe ein mal die woche fort aber ich fühle mich noch immer sehr isoliert und hab keine engen freunde...
würd mich auf ratschläge freuen
lg

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Birdy
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weiblich/female, 24
Beiträge: 11

Beitrag Sa., 27.12.2014, 13:02

Hallo ihr beiden,
das Gefühl der ständigen Anspannung, das du beschrieben hast tedsplace kenne ich nur zu gut. Doch ich persönlich habe gemerkt, dass man besser klarkommt, je mehr man sich mit den Situationen auseinandersetzt, vor denen man Angst hat. Vielleicht brauchst du einfach ein wenig Zeit, um neue Leute kennenzulernen. Je öfter du weggehst, desto normaler wird diese Situation für dich und irgendwann schaffst du es vielleicht, mit jemandem in Kontakt zu treten.

Ich könnte mir vorstellen, dass du dich selbst zu sehr unter Druck setzt. (Ich muss unbedingt jemanden kennenlernen). Und Depressionen machen die Angelegenheit ja auch nicht leichter. Wenn ich fragen darf: Nimmst du Antidepressiva? Viele wollen ja keine Medis nehmen, aber eigene Erfahrungen haben mir gezeigt, dass man damit wirklich sehr gute Erfolge erzielen kann.

Also, lass dich nicht unterkriegen und cattleya: Schön, dass du dich erholt hast!
Liebe Grüße


m1969
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männlich/male, 45
Beiträge: 1

Beitrag Di., 06.01.2015, 23:04

Also, ich will hier auch mal schreiben und euch Mut machen. Ich bin mittlerweile 45 Jahre alt und hatte in meinem Leben ziemlich alles, was man haben kann. Sozialphobie war eigentlich ein "Nebenleiden". Aber ich habe es geschafft, wieder aus dem Haus zu gehen und ein halbwegs normales Leben zu führen. Ich habe jetzt eine Freundin mit der ich seit 4 Jahren zusammenlebe. Angst vor Menschen habe ich nicht mehr so große, aber ein komisches Gefühl begleitet mich auch heute noch. Therapien habe ich jede Menge gemacht, hat mir zwar geholfen, aber mit 45 ist auch mal Schluss. Ich nehme so gut wie keine Medikamente mehr, außer einer Depot-Spritze, die ich alle 6 Wochen erhalte (wegen der Psychosen, die ich hatte). Das Leben hat es nicht gut gemeint mit mir, aber ich bin froh dass ich noch am Leben bin.

Ich kann euch nur raten, nicht aufzugeben, selbst an euch zu arbeiten. Irgendwann kommt der Moment, wo die Meinung anderer Menschen keine Bedeutung für euer Weiterkommen hat. Nehmt Hilfe an, aber schaut ein autonomes Leben anzustreben. Es kommt der Tag, an dem ihr übern Berg seid. Bis dahin müsst ihr kämpfen und jedesmal wieder aufstehen.

Ich wünsche euch alles Gute.

m.

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bücherliebe
sporadischer Gast
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weiblich/female, 21
Beiträge: 25

Beitrag So., 22.02.2015, 17:29

Hallo Tedsplace,

Kenne das gut. Probiere das auch immer wieder und komme nicht voran.
lg

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