Unsicherheit beim Begrüßen/Verabschieden

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Trauerklößchen
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Unsicherheit beim Begrüßen/Verabschieden

Beitrag Mi., 21.11.2012, 11:06

Hallo,

geht es euch vielleicht auch so, dass ihr oft nicht wisst, wie man sich bei der begrüßung oder verabschiedung verhält, also, ob man sich die hand gibt, sich umarmt oder nur lässig zunickt?
ich hab damit jedes mal ein problem und weiß nie so richtig, was angemessen ist.
bei jemandem, den ich noch nicht kenne, gebe ich jetzt immer die hand, obwohl ich da manchmal denke, dass derjenige mit einem "hallo" ohne anfassen auch zufrieden wäre... wenn man dann z.b. den abend mit jemandem verbringt, man sich gut versteht (also ich mein das jetzt alles nur auf einer lockeren, freundschaftlichen ebene) dann könnte man sich ja vielleicht schon umarmen, zumindest hab ich das letztens so erlebt, da war es dann zum glück so, dass die andere person den 1. schritt gemacht und mich einfach umarmt hat, das hat das ganze natürlich viel leichter gemacht. bei einer anderen person hatte ich aber das gefühl, dass wir beide nicht so richtig wussten, ob man sich nun drückt oder nicht und so wurde das eine eher komische+krampfige situation.. und sowas finde ich immer sehr unangenehm.
das selbe ist auch bei verwandten, mit denen man nicht so viel zutun hat..
ich warte dann auch manchmal, in der hoffnung auf ein "signal" vom gegenüber oder so, aber das kann ich oft auch nicht so richtig deuten..
vielleicht hat ja jemand hier einen tipp für mich, das würde mich sehr freuen.

Trauerklößchen

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Eremit
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Beitrag Mi., 21.11.2012, 11:29

Oh ja, mir geht's genauso! Besonders seltsam ist es, wenn man sich gleich von mehreren Personen auf einmal verabschiedet. Da gebe ich Einem die Hand, der Nächste macht nur Winke-Winke, der Dritte will eine kurze Umarmung. Ist auch seltsam, wenn man sich verabschiedet hat, dann fällt einem noch etwas ein, dann redet man noch ein bischen, und dann ist die Frage: Verabschiedet man sich genauso herzlich wieder, noch herzlicher, oder doch schnell und formal, weil's ja "abgehakt" ist?

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Rezna
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Beitrag Mi., 21.11.2012, 16:24

Begrüßung? Das ist doch die Vorhölle...

Naja, ICH hasse Bussi Bussi und Umarmungen von Menschen die nicht mein Partner sind. Wer besteht nun auf eine geschüttelte Hand, wem reichs wenn man nur so winkt usw...

Es gibt Menschen, die wissen, dass ich diese Nähe nicht mag und regelrecht glücklich damit bin, zwei oder mehr Meter voneinander entfernt zu stehen und einen Regenbogen in die Luft zu zeichnen, als eine art globales Hallo oder Baba. Und die respektieren das und machen das so - sie achten also darauf, was ICH möchte.

Und da wirds interessant: Muss man sich auf die Begrüßungsform einstellen, die der ANDERE möchte? Der ANDERE könnte doch auch die Begrüßungsform akzeptieren, die ICH möchte.

Bei Manche Begrüßungen ist es klar, geschäftlich oder so. Ich neige dazu, so distanziert wie möglich zu bleiben. Menschen die Hände, Umarmungen, Küsse benötigen, die tun das eh bar jeder Empfindung was das Gegenüber möchte, gehen dabei stürmisch vor und übernehmen die Initiative. Da "lasse ich mit mir machen" um nicht unhöflich zu sein. Ansonsten versuche ich es fast immer zuerst mit einem freundlichen Nicken und eine kleinen Handbewegung - will das Gegenüber mehr - holt es sich das sowieso.

Am liebsten ist mir sowieso, Alle mit einer einzigen Geste auf einmal zu Grüßen. Manchmal, vor allem bei eher aufdringlichen Begrüßern, mische ich mich unbemerkt unters Volk und tu so, als wäre ich eh schon immer da gewesen, und verschwinde manchmal auch genau so. Diese Methode habe ich früher oft verwendet, aber es wird immer seltener. Auch - interessanterweise - weil es mir weniger ausmacht, wenn mich jemand für unhöflich hält. Das kling mal etwas unlogisch, ist es aber nicht: Als ich dauernd Angst hatte, durch ein "falsches" Begrüßungsritual als unhöflich zu gelten, habe ich versucht es besser zu vermeiden, nach dem Motto: Lieber gar nicht, als falsch. Jetzt, wo mir eher egal ist, ob jemandem ausreicht, wie ich begrüße, mach ichs öfter und konsequenter.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
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Launebär
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Beitrag Do., 22.11.2012, 00:50

Ja das kenn ich auch


Ich habe auch kein Patentrezept... Es gab mal so eine Handschlagzeit, das war wirklich praktisch. Und ich gebe auch oft die Hand, aber da fühle ich mich teilweise so altbacken.

Ich bin auch immer mit den Bussis so im Zwiespalt. Einerseits mag ich mich dazu nicht zwingen, andererseits bin ich schon ziemlich oft ins Fettnäpfchen getreten. Meiner Erfahrung nach kann man noch so höflich sagen, dass man keine Küsschen mag, der Gegenüber ist immer beleidigt. Humor hilft da auch nicht.

Ich sehe gerade, Arta, dass du etwas ganz ähnliches geschrieben hast. Ich weiss nicht, ob man die Bussis wirklich über sich ergehen lassen sollte, nur damit man nicht unhöflich erscheint? Du schreibst ja oben, "um nicht unhöflich zu sein". Unten dann: "Weil es mir weniger ausmacht, wenn mich jemand für unhöflich hält." Wo ist der Unterschied für dich? Weil es bei den Küsschen als direkte Ablehnung interpretiert werden kann?

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Rezna
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Beitrag Do., 22.11.2012, 03:42

Launebär hat geschrieben: Du schreibst ja oben, "um nicht unhöflich zu sein". Unten dann: "Weil es mir weniger ausmacht, wenn mich jemand für unhöflich hält." Wo ist der Unterschied für dich?
Weil "weniger ausmacht" nicht heisst, dass es mir "gar nix" ausmacht. Viele Menschen in meinem Umfeld wissen, dass ich BussiBussi nicht mag, und sie halten sich da auch zurück. Manchmal aber, im Geschwurbel, wenns wild hin und her geht, dann passiert es, dass diese Menschen mich quasi "routinemäßig" auch umarmen oder küssen. Ich stoß die dann nicht empört weg oder sowas, sondern trags mit Fassung, es geht ja schnell vorbei. Ich überlege aber auch nicht herum, ob ICH Küsse geben oder umarmen soll oder nicht; heißt: ICH mach mir keinen Kopf, ICH grüße distanziert, aber ich klappe nicht zusammen, wenns ein anderer herzlich braucht und mich mal ran nimmt.

Ich erzählte mal, hab das wo gelesen, weiß nicht ob es ein Scherz war oder einen echten Hintergrund hat, dass das BussiBussi als Ableitung vom Küssen und dessen Ursprung des Nahrung-Teilens, nichts weiter ist, als das Aneinanderdrücken der Wangen, um zu eruieren ob Nahrung im Mund des Gegenübers ist und es sich also lohnt, den Schädel zu spalten. Mitunter sage ich auch "Heranstürmenden": "Mal sehen ob es sich lohnt, deinen Schädel zu spalten." Ein running Gag.

Ich muss aber auch sagen: Wenn ich nicht mag, sieht man das bei mir. Ich hab da unbewusst eine recht aussagekräftige Körperhaltung und manche bremsen sich noch im letzten Moment ein, traun sich nicht, mich abzubusseln. Ich hab dabei aber weniger den Eindruck, DIE wären ob meiner "Unhöflichkeit" beleidigt, sondern eher das Gefühl, sie glauben SIE sind unhöflich, mich nicht zu busseln. Musst du mal ausprobieren. Ich hab das auch wirklich lange nicht mitbekommen. Mit der "mir egal" Einstellung die mehr oder weniger Zwangsweise durch mein Burnout kam, wo ich keine Ressourcen hatte, mich um die Befindlichkeiten meiner Mitmenschen beim Ritual der Begegnung zu kümmern, bin ich halt drauf gekommen...
Wo ich dachte: Wums, die hält dich aber jetzt für ein unhöfliches A...ch, war das in den meisten Fällen überhauptnicht so. Menschen die mir wichtig sind und denen ich wichtig bin, die hängen sich an sowas nicht auf - und alle anderen... wenn die das stört, dann macht mich das auch nicht fertig. Aber wie gesagt: Meist sind diese Küsser sehr ungestüm und schnell, da kommt man gar nicht zum reagieren, ist es vorbei auch schon wieder. Wenns darum geht, ob es Unsicherheit bezüglich Begrüßung gibt: DAS Problem wäre bei diesen Menschen obsolet, bis zur Befangenheit kommt man gar nicht.

Es gibt Leute, da will ich nicht - egal wie aufdringlich und "schnell" die sind. Die stoße ich aber fast schon mit ein bisschen Genuß vor den Kopf. Aber auch da entseht dann keine Peinlichkeit, weil ich ja weiß, wie ICH will.

Also zumindest die Unsicherheit, WIE man das Grüßen anstellen kann, hat sich deutlich reduziert, manchmal stellts mich aber immer noch vor Herausforderungen. Vor allem dann, wenn es nicht darum geht, ob die MICH für unhöflich halten könnten, sondern wenn eine mögliche empfundene Unhöflichkeit einem Menschen schaden könnte, den ich mag.
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Nimue
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Mo., 02.12.2013, 23:02

Ich muss dieses Thema hier mal aus dem Keller wieder rausholen und abstauben. Ich hoffe das ist ok. Ich bin froh dieses Forum gefunden zu haben.
Weil es auch eine Sache ist, die mich sehr beschäftigt, ja manchmal sogar belastet.
Begrüßungen, Verabschiedungen....irgendwie mach ich immer was verkehrt....
Ich wurde eigentlich nicht so erzogen, ich habe nie mit Küsschen begrüßt, oder Küsschen-Umarmung-Kombi. Hab eigentlich immer nur Hallo gesagt...das war normal. Doch irgendwie hat sich das so...etabliert...plötzlich gab man sich Begrüßungssküsschen...manche haben sich auch gedrückt...manche drücken nur, ohne Bussi...usw....mittlerweile weiss ich nicht mehr wen ich wie begrüße und laufe (zumindest habe ich das Gefühl es ist so) von einer peinlichen Situation zur nächsten. Manchmal versuche ich den ersten Schritt zu tun, und gehe auf denjenigen zu, um Küsschen zu geben...dann merkt man, derjenige hatte das gar nicht vor, und man erstarrt in der Bewegung...oder umgekehrt, dann sag ich mal nur Hallo und sehe dass sich derjenige schon halb vorgebeugt hat zum Bussi und dann wieder zurückzieht weil ich ihm/ihr nicht "entgegenkomme"....mann!!!!
Ich finde dieses Begrüßungsdilemma hat soviel Fettnäpfchenpotential...und ich bin leider ein Mensch der sich solche DInge sehr zu Herzen nehmen kann und über solche Peinlichkeiten noch Stunden und Tage nachgrübeln kann.....

Tut auf jeden Fall gut zu lesen dass ich mit diesem Problem nicht alleine bin...

lg

Nimue

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Raphaela
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Beitrag Mi., 11.06.2014, 12:51

.... weil ich denke, es passt dazu und ich muss keinen neuen Thread bemühen.

Wer meine älteren Beiträge liest, kennt meine Geschichte von der "Familie meines Freundes". Irgendwie ist es dort unüblich, jemanden zu grüßen. Jedesmal wenn ich einen Raum betrete und grüße, werde ich zwar irgendwie wahrgenommen, aber mein Gruß wird grundsätzlich nicht erwidert. Inzwischen bin ich das seit ca. 6 Jahren so gewöhnt und habe eine Art LMAA-Gefühl dagegen entwickelt und verkehre mit den Familienmitgliedern nur, wenn es unbedingt sein muss.
Gestern abend stand ein gemeinsames Essen an, die anderen waren schon da und ich kam etwas verspätet hinzu. Ich sagte zu der Runde laut und deutlich "Guten Abend" - ohne Reaktion. Als ich mich setzte, wiederholte ich meinen Gruß nochmals, worauf von einer einzigen Person mein Gruß erwidert wurde (kein Familienmitglied, sondern ein Gast....)

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luftikus
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Beiträge: 1923

Beitrag Mi., 11.06.2014, 13:17

Ich finde das Thema inzwischen auch ein wenig kompliziert, da es relativ viele verschiedene Verhaltensformen gibt. Irgendwie weiß ich nie so recht, was von mir erwartet wird - es wird ja auch in verschiedenen Gruppen unterschiedlich gemacht: mal Händeschütteln, mal Umarmen, mal Bussi einseitig, mal Bussi doppelseitig, usw. Da ich oft nicht weiß, was kommt, habe ich mich schon manchmal falsch verhalten: die Hand zum Händeschütteln hingehalten, obwohl mein Gegenüber gerade zur Umarmung ansetzen wollte. Oder einseitiges Bussi anvisiert, während mein Gegenüber beidseitiges Bussi geplant hat, und prompt trifft man mitten auf den Mund oder rempelt sich die Brille von der Nase, usw.

Ich persönlich ziehe ja bei lockeren Bekannten das berührungslose Grüßen vor, und so war es in meiner Jugend auch allgemeiner Brauch. Aber das wirkt auf viele Leute anscheinend distanziert...

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