Hallo,
ich bin Mitte 40 und habe das Problem, dass ich so gut wie überhaupt keine Kontakte mehr habe.
Beruflich funktioniere ich gut, habe viel mit Kollegen und Kunden zu tun und gelte eher als kontaktfreudig. Ich komme auch gut klar, bin manchmal
beruflich etwas gelangweilt.
Privat bin ich eineinhalb Jahre nach einer schwierigen Beziehung alleine. Zunächst habe ich einige Bekanntschaften gehabt, auch sexuell durchaus. Das nimmt immer mehr ab und liegt an meinem Interesse. ich leide irgendwie an Einsamkeit, andererseits habe ich überhaupt keine Lust, mit anderen zusammenzusein. Meist bin ich gelangweilt, interessant ist es für mich höchstens, wenn ich etwas trinke, was ich ungern und selten mache. Sexuelle Kontakte sind für mich seit einiger Zeit eher anspannend und gleichzeitig langweilig. So blöd es sich anhört, masturbieren finde ich im Moment befriedigender.
Da ich durch meine abweisende Art Leute verständlicherweise vor den Kopf stoße, wollen immer weniger etwas mit mir zu tun.
Es gab durchaus eine Reihe an Leuten, die gerne Kontakt mit mir haben.
Manchmal reisse ich mich zusammen und unternehme was, aber das ist mehr Vernunft, damit ich nicht total vereinsame, als Wunsch.
Vor einem Jahr noch war das ganz in Ordnung, wenn ich dazu etwas trinke, aber da ich kein Alkoholfan bin, nervt mich die Trinkerei, damit ich Leute interessanter finde, auch total.
Ich gehe voll funktionierend arbeiten, sitze zu Hause vorm PC und lese irgendwas oder chatte und hänge rum.
Allmählich bin ich besorgt, weil ich dieses Hin und her zwischen Leiden an Einsamkeit und gleichzeitig Langweile bei Kontakt nicht steuern kann.
Kennt jemand solche Zustände ?
Normal als vorübergehende Phase oder bedenklich ?
Und ganz blöd: Was ist das denn?
Idee, was das ist ?
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Hi, ich kenne das auch, soll heißen, ich bin zum großen Teil so.
Und ich wundere mich immer wieder, wenn ich Menschen höre, die miteinander reden - an der Arbeit zB - Tag für Tag irgendein Blub über Babys oder Essen oder Diäten oder: Thema Nr 1: Krankheiten, dass ich denke, wenn mich all das nicht interessiert, bin ich verrückt.
Ich halte mich aber nicht für verrückt, eigentlich. Nur für merkwürdig desinteressiert. So oft überlege ich, ob andere Menschen, also, die meisten anderen Menschen einfach viel anspruchsloser (im positiven Sinne) sind, wenn sie sich über alles und jedes unterhalten können und zu wollen scheinen. Ich langweile mich meist und denke: "Wozu darüber reden?" Und "Was kann mir schon jemand sagen, was ich eh nicht kenne, gelesen habe, gehört habe, und bei meinen Worten ist das ja genau so" - -
Es ist so, dass der größte Teil der Menschen mich einfach nicht erreicht, es passiert nichts in meinem Inneren, ich bleibe sozusagen auf Null während welcher Kommunikation auch immer.
Ich weiß nicht, was es ist. Aber ich fände es auch gern heraus. Manchmal denke ich, ich bin irgendwie so "angelegt", manchmal denke ich, es ist pathologisch; ich bin vielleicht eine Person hinter irgend einem gigantischen Neutralisator, der alles filtert und mich aus irgend einem Grund unempfindlich, uninteressiert, un - betroffen sein lässt.
In einem Buch, das ich mal mochte, gab es einen Vater, der Schriftsteller war. Er sagte: Bei allem, was ich tue, bei allem, was mir zustößt, auch bei schlimmen Ereignissen, gibt es eine kleine Gestalt auf meiner Schulter, die zusieht und denkt: "Aha, interessant..."
So gehe ich diesen Zustand im Moment an. Ich nehme ihn hin und schaue gleichzeitig zu, was eigentlich passiert und überlege, warum es so sein könnte. Insofern finde ich deinen Zustand - wie meinen - bedenklich, im Wortsinn. Dass es vielleicht lohnend wäre, reinzudenken, zu be - denken, nachzusehen, was abläuft.
Interessant, mal von jemandem so etwas zu lesen. Sage ich ganz ohne Alkohol getrunken zu haben. ^^
(Dass du Masturbation befriedigender findest, sehe ich in diesem Zustand erst mal als ziemlich normal und nachvollziehbar - wenn Sex "in Ruhe und Hingabe an die Erregung" zu haben ist, also, mit sich alleine, fände ich es auch wesentlich angenehmer als in einem Spannungsfeld von Anstrengung und Langeweile.)
Méabh
Und ich wundere mich immer wieder, wenn ich Menschen höre, die miteinander reden - an der Arbeit zB - Tag für Tag irgendein Blub über Babys oder Essen oder Diäten oder: Thema Nr 1: Krankheiten, dass ich denke, wenn mich all das nicht interessiert, bin ich verrückt.
Ich halte mich aber nicht für verrückt, eigentlich. Nur für merkwürdig desinteressiert. So oft überlege ich, ob andere Menschen, also, die meisten anderen Menschen einfach viel anspruchsloser (im positiven Sinne) sind, wenn sie sich über alles und jedes unterhalten können und zu wollen scheinen. Ich langweile mich meist und denke: "Wozu darüber reden?" Und "Was kann mir schon jemand sagen, was ich eh nicht kenne, gelesen habe, gehört habe, und bei meinen Worten ist das ja genau so" - -
Es ist so, dass der größte Teil der Menschen mich einfach nicht erreicht, es passiert nichts in meinem Inneren, ich bleibe sozusagen auf Null während welcher Kommunikation auch immer.
Ich weiß nicht, was es ist. Aber ich fände es auch gern heraus. Manchmal denke ich, ich bin irgendwie so "angelegt", manchmal denke ich, es ist pathologisch; ich bin vielleicht eine Person hinter irgend einem gigantischen Neutralisator, der alles filtert und mich aus irgend einem Grund unempfindlich, uninteressiert, un - betroffen sein lässt.
In einem Buch, das ich mal mochte, gab es einen Vater, der Schriftsteller war. Er sagte: Bei allem, was ich tue, bei allem, was mir zustößt, auch bei schlimmen Ereignissen, gibt es eine kleine Gestalt auf meiner Schulter, die zusieht und denkt: "Aha, interessant..."
So gehe ich diesen Zustand im Moment an. Ich nehme ihn hin und schaue gleichzeitig zu, was eigentlich passiert und überlege, warum es so sein könnte. Insofern finde ich deinen Zustand - wie meinen - bedenklich, im Wortsinn. Dass es vielleicht lohnend wäre, reinzudenken, zu be - denken, nachzusehen, was abläuft.
Interessant, mal von jemandem so etwas zu lesen. Sage ich ganz ohne Alkohol getrunken zu haben. ^^
(Dass du Masturbation befriedigender findest, sehe ich in diesem Zustand erst mal als ziemlich normal und nachvollziehbar - wenn Sex "in Ruhe und Hingabe an die Erregung" zu haben ist, also, mit sich alleine, fände ich es auch wesentlich angenehmer als in einem Spannungsfeld von Anstrengung und Langeweile.)
Méabh
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 48
- Beiträge: 1294
Ja, kenne ich.
Ich glaube, dass man solche Phasen einfach hat - haben muss - , wo man nicht bereit ist, sich auf andere und anderes einzulassen. Auch wenn mans selber nicht versteht und keinen Grund dafür findet, die Psyche arbeitet da irgendwie autonom und sagt einfach: "Gib Ruhe". Dagegen anzukämpfen nutzt bei mir gar nichts, machts eher noch schlimmer, weil ich mir dann Druck aufbaue.
Ich gebe dem inzwischen einfach nach. Irgendwann kriege ich dann wieder Lust auf andere Menschen und bin für Unternehmungen bereit.
Ich glaube, dass man solche Phasen einfach hat - haben muss - , wo man nicht bereit ist, sich auf andere und anderes einzulassen. Auch wenn mans selber nicht versteht und keinen Grund dafür findet, die Psyche arbeitet da irgendwie autonom und sagt einfach: "Gib Ruhe". Dagegen anzukämpfen nutzt bei mir gar nichts, machts eher noch schlimmer, weil ich mir dann Druck aufbaue.
Ich gebe dem inzwischen einfach nach. Irgendwann kriege ich dann wieder Lust auf andere Menschen und bin für Unternehmungen bereit.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.
Hallo Ratloser.
Hast du schonmal darüber nachgedacht, ob dich das ständige Zusammensein mit anderen auf Arbeit nicht dazu bringt, dort ständig eine Rolle anderen gegenüber zu spielen, die du nicht bist. Die du dir nur aufgesetzt hast. Die du spielst. Jedes Spiel wird nach einer Weile langweilig. Man sucht sich ein neues oder man verliert die Lust am Spielen, weil man vielleicht erwachsener geworden ist...oder wählt übergangsweise eine andere Art des Spielens. Oder man spielt das alte den anderen zu Liebe weiter mit.
Für welche Variante würdest du dich entscheiden?
Im Zusammensein mit anderen Menschen ist das m.E. ebenso. eine Maske, die ein anderer trägt oder eine Rolle, die er denkt "zu sein", wird immer offensichtlicher, je mehr du dich damit beschäftigst. Aus meiner Sicht macht es einfach mehr Freude, mit anderen zusammen zu sein, wenn man diese Hilfsmittel weniger ernst nimmt. Man verliert dadurch einige Menchen...aber andere kommen hinzu.
Hiob
Hast du schonmal darüber nachgedacht, ob dich das ständige Zusammensein mit anderen auf Arbeit nicht dazu bringt, dort ständig eine Rolle anderen gegenüber zu spielen, die du nicht bist. Die du dir nur aufgesetzt hast. Die du spielst. Jedes Spiel wird nach einer Weile langweilig. Man sucht sich ein neues oder man verliert die Lust am Spielen, weil man vielleicht erwachsener geworden ist...oder wählt übergangsweise eine andere Art des Spielens. Oder man spielt das alte den anderen zu Liebe weiter mit.
Für welche Variante würdest du dich entscheiden?
Im Zusammensein mit anderen Menschen ist das m.E. ebenso. eine Maske, die ein anderer trägt oder eine Rolle, die er denkt "zu sein", wird immer offensichtlicher, je mehr du dich damit beschäftigst. Aus meiner Sicht macht es einfach mehr Freude, mit anderen zusammen zu sein, wenn man diese Hilfsmittel weniger ernst nimmt. Man verliert dadurch einige Menchen...aber andere kommen hinzu.
Hiob
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Hallo Ratloser,
so ratlos scheinst Du mir gar nicht zu sein.
Es kann aber schon sein, dass man da auf der Arbeit ne Rolle spielt (spielen muss).
Das Betätigungsfeld für ein neues Ausprobieren des eigenen wahren Selbst sollte dann doch besser privat sein.
Evtl. bist Du da aber auch erschöpft, sodass es zunächst nur 1 Versuch sein sollte. Etwas was früher Spass gemacht hat, da könnte es gehen.
so ratlos scheinst Du mir gar nicht zu sein.
Es kann aber schon sein, dass man da auf der Arbeit ne Rolle spielt (spielen muss).
Das Betätigungsfeld für ein neues Ausprobieren des eigenen wahren Selbst sollte dann doch besser privat sein.
Evtl. bist Du da aber auch erschöpft, sodass es zunächst nur 1 Versuch sein sollte. Etwas was früher Spass gemacht hat, da könnte es gehen.
hm, ich kenne das. Jahrelang durchgehalten, mich selber nicht gemocht, dann mag ich andere schon gar nicht. Ablehnung von anderen gespürt, sie sind mir aus dem Weg gegangen. Das hat mich tief getroffen und mir zu der Erkenntis verholfen, dass ich etwas mache und nicht die anderen.
Ich habe eine Therapie angefangen. Die 5. Sitzung habe ich jetzt gehabt und es geht aufwärts schnurgerade, senkrecht nach oben. Ich lerne mich zu mögen.
Ich habe eine Therapie angefangen. Die 5. Sitzung habe ich jetzt gehabt und es geht aufwärts schnurgerade, senkrecht nach oben. Ich lerne mich zu mögen.
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