Hallo lieber Leserinnen und Leser,
wieso schreibt man in diesem Forum? Weil man Probleme hat, und naja, ich würde sagen, weil es immer gut tut Stimmen anderer zu hören und je unterschiedlichen Alters, Herkunft und Meinung diese sind, desto mehr Chance zur Orientierung....in meinem Fall würde ich gerne mal so viele andere Meinungen wie möglich hören, ob meine Probleme denn berechtigt erscheinen, oder eher wirklich nur Ausgeburten meiner gedanklichen Dysfunktionen sind....
Nun zu meinem langjährigen Problem wegen dem ich auch schon seit ca 1/2 Jahr in eine Psychotherapie gehe, aber das nach langem Kampf gegen dieses psychische Leiden und der Erkenntnis, dass ich vl Hilfe brauche. Ich bin jetzt 23, und seit einigen Jahren leide ich schon an starken depressiven Symptomen, die IMMER und AUSCHLIESSLICH mit dem Thema Leistung-Ausbildung-Beruf stehen. Dieses Thema jagt mich schon seit meiner Schulzeit (die deshalb auch sehr hart war) bis jetzt ins Studium (Das ein Wunschstudium ist und vom Inhalt her eigentlich genau meins, doch die Angst vor der Zukunft und einer "ineffizienten" Gestaltung plagt mich tagtäglich). Angefangen hat bereits alles als ich eine (sehr gute) Handelsakademie besuchte, wobei ich mich immer "fachfremd" fühlte und das Thema Matura mir zu schaffen machte. Glücklicherweise hatte ich in der Schule einen sehr guten Freundeskreis, mit dem ich mich durch jeden Tag wälzte. Die "Lernorgien", insbesondere ich den kaufmännischen und mathematischen Fächern, blieben mir als wahre Horrorszenarien in Erinnerung, da die Stoffmengen für meine Verhältnisse teils enorm waren und trotz extremer Lernanstrengungen in den Kernfächern nie mehr als ein 3er,4er drinnen war.
Schlussendlich schaffte ich aber die Matura unter enormen Anstrengungen doch...wieso hatte ich nicht aufgehört? panische Angst vor späterer Arbeitslosigkeit und einem tristen Leben ohne Chancen...angetrieben auch von fixen gedanklichen Vorstellungen über "die Welt da draußen"....außerdem wollte ich es nicht einsehen, dass gerade ich -der wirklich nicht "einfach gestrickt" ist und sehr an durchaus akademischen Lebenswelten wie der Kulturhistorischen -und Politischen Wissensvermittlung stark interessiert und auch begabt ist- scheitern sollte....denn mein großer Traum war das Studium (Fach möchte ich nicht nennen, da man ja nie weiß wer das alles hier ließt und mich wer vl. erkennt), was ich nach dem Zivildienst auch verwirklichte und nun seit 2 Jahren studiere....nun ist es aber ein geisteswissenschaftliches Fach (nicht grad die beste berufliche Verwertbarkeit wie die Gesellschaft (falscherweise) meint, danach aber (urteilt) und obwohl es mir durchaus Spaß macht und meine Noten auch wirklich hervorragend sind, bin ich schlichtweg zu langsam....die Mindeststudienzeit einzuhalten ist sowieso eine Perversion, unmöglich nahezu....den Traum einer wissenschaftlichen Karriere musste ich jedoch bald aufgeben, da ich trotz meiner Fachbegabung (die mir auch viele Uni-Lehrende zuschreiben) nun doch nicht gewillt bin mein Leben dem Fach alleine zu widmen und Jahrzehntelang nur befristete und unsicher arbeiten zu können (was ja immer schlimmer wird und leider nicht nur Einzelfälle darstellt)...ich bin nämlich eigentlich eher der Land-Mensch, der Familie und Freizeit sehr schätzt und deshalb dann doch eher weniger arbeiten will und doch eher mobil mit Land und Leuten in Verbindung sein will, und nicht einer pseudo(!)intellektuellen urbanisierten Kultur frönen will, einbetoniert in städtische Architektur…ein Alptraum…
Da ich aber eigentlich nie wusste, was ich mal arbeiten will, machte mich aber der Gedanke daran fertig und eben die permanente Angst, ich würde etwas Ineffizientes machen lässt mich bei dem Gedanken an ein noch längeres Studium keuchen vor Panik….paradox, einerseits bin ich der theoriegeleitete und akademisierte Charakter, andererseits fehlt mir offenbar praktische Arbeit um mich weniger unnütz und ahnungslos über den Arbeitsmarkt zu fühlen…..und natürlich könnte man jetzt sagen, na geh einfach arbeiten nebenbei, doch so einfach ist das nicht angesichts der intensiven Anwesenheitspflicht und den dadurch bedingten organisatorischen Schwierigkeiten….nun könnte ich das Studium fertig machen (habe schon ca. (2/3) und mich dann einfach am Arbeitsmarkt probieren, ein paar Ideen hätte ich ja (Tourismus, öffentliche Verwaltung), doch ich habe immer Angst, dass die restliche Studienzeit nun umsonst wäre, dass man mein Studium und meine Stärken verkennen würde, ich nicht daraus beruflich(!) profitieren würde, mir die nichtgenutzte Arbeitszeit jetzt später fehlen würde und am Ende mein Leben schwierig, finanziell chronisch arm und trist wird….
Was würdet ihr mir raten? Sind meine Sorgen berechtigt? Laufe ich mit meiner bisherigen Ausbildung Gefahr am Ende Katastrophenszenarien zu provozieren? Ist Sorge berechtigt? Was ist mein Problem? Kann Bildung in meinem Fall zur freidenkerisch-gedanklichen Falle werden?
Leistungsstörung, panische Angst - berechtigt?
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Hallo neuro(tiker),
mach' dir doch nicht so`n Stress. Da wird mir ja beim Lesen schon schwindelig.
Mir fällt spontan ein: Vielleicht solltest du erstmal ergründen, woher diese hohen "Effizienzanforderungen" an dich selber kommen. Bist du das, oder sind das (noch) deine Eltern?
Wenn dir dein Studium gefällt, dann beende es doch erstmal in aller Ruhe, und dann schaust du weiter.
Du mußt ein bisschen 'runterkommen. Einfach mal durchatmen.
Du bist ja noch so jung, und in deinem Leben wird es noch so viele (berufliche) Wendepunkte geben. Aber als Grundlage wäre es ganz gut, erstmal etwas zu Ende zu bringen.
mach' dir doch nicht so`n Stress. Da wird mir ja beim Lesen schon schwindelig.
Mir fällt spontan ein: Vielleicht solltest du erstmal ergründen, woher diese hohen "Effizienzanforderungen" an dich selber kommen. Bist du das, oder sind das (noch) deine Eltern?
Wenn dir dein Studium gefällt, dann beende es doch erstmal in aller Ruhe, und dann schaust du weiter.
Du mußt ein bisschen 'runterkommen. Einfach mal durchatmen.
Du bist ja noch so jung, und in deinem Leben wird es noch so viele (berufliche) Wendepunkte geben. Aber als Grundlage wäre es ganz gut, erstmal etwas zu Ende zu bringen.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)
Hey
Hm...naja vl hast du recht...das ist es ja, nach ner Zeit weiß man eben nicht mehr was richtig ist und was eben Ausdruck einer Neurose (die wurde bei mir diagnostiziert)...aber diese Gedanken sind wirklich sehr belastend und da tut es mal gut die Stimme von jemand anderem zu hören, also vielen Dank
Dass mit den kindlich-familiären Wurzeln ist ein sehr guter Ansatz, habe ich in der Therapie auch schon besprochen und ja, 23 ist noch relativ jung, aber das zu sehen gelingt eben nur aus einer auswärtigen Perspektive, es kommt nur darauf an wie sehr man in ein System eingebunden ist (Studium, starke Mediennutzung), das einem eben diese Panik suggeriert bzw auf fruchtbaren Boden stößt....mein Problem ist einfach dass ich Zwangsgedanken habe und statt auf praktische Erfahrung durch probieren mein intellektuell-theoretisches Denkvermögen auf meine eigene Gedankenwelt loslasse sozusagen, das ist vernichtend da es die natürlichen Grenzen der Akzeptanz eines "halt unsicheren Lebens" ausschaltet, was eben dann zu dieser Sch***sse führt....aber ich bin mal froh, dass mir wer anderer sagt, dass eher meine falsche Denkart das Problem ist, das beruhigt.....
Hm...naja vl hast du recht...das ist es ja, nach ner Zeit weiß man eben nicht mehr was richtig ist und was eben Ausdruck einer Neurose (die wurde bei mir diagnostiziert)...aber diese Gedanken sind wirklich sehr belastend und da tut es mal gut die Stimme von jemand anderem zu hören, also vielen Dank
Dass mit den kindlich-familiären Wurzeln ist ein sehr guter Ansatz, habe ich in der Therapie auch schon besprochen und ja, 23 ist noch relativ jung, aber das zu sehen gelingt eben nur aus einer auswärtigen Perspektive, es kommt nur darauf an wie sehr man in ein System eingebunden ist (Studium, starke Mediennutzung), das einem eben diese Panik suggeriert bzw auf fruchtbaren Boden stößt....mein Problem ist einfach dass ich Zwangsgedanken habe und statt auf praktische Erfahrung durch probieren mein intellektuell-theoretisches Denkvermögen auf meine eigene Gedankenwelt loslasse sozusagen, das ist vernichtend da es die natürlichen Grenzen der Akzeptanz eines "halt unsicheren Lebens" ausschaltet, was eben dann zu dieser Sch***sse führt....aber ich bin mal froh, dass mir wer anderer sagt, dass eher meine falsche Denkart das Problem ist, das beruhigt.....
Hi neuro,
ich habe noch nie von der Diagnose "Neurose" gehört. Das ist doch eher ein Oberbegriff für Vieles. Wurde sie denn noch näher spezifiziert? Schlicht als Zwangsgedanken?
Mir kommt es übrigens auch so vor, mehr als noch vor einigen Jahren, dass sich immer mehr Leute nach einem seltsam unbestimmten Perfektions-Ideal ausrichten. Effizienz in jedem Lebensbereich. Tageszeit-Optimierung bis auf die Sekunde. Lebensläufe werden gebastelt, selten erlebt. Die Leute sehen endlich alle so aus, wie in der Werbung. Voll toll! Auf den ersten Blick. Willkommen im Zeitalter des Transhumanismus?
Was machen wir jetzt mit deinen Gedanken?
Hilft dir die Therapie überhaupt?
ich habe noch nie von der Diagnose "Neurose" gehört. Das ist doch eher ein Oberbegriff für Vieles. Wurde sie denn noch näher spezifiziert? Schlicht als Zwangsgedanken?
Was meinst du genau? Was wird dir dort oder darüber suggeriert?es kommt nur darauf an wie sehr man in ein System eingebunden ist (Studium, starke Mediennutzung), das einem eben diese Panik suggeriert
Mir kommt es übrigens auch so vor, mehr als noch vor einigen Jahren, dass sich immer mehr Leute nach einem seltsam unbestimmten Perfektions-Ideal ausrichten. Effizienz in jedem Lebensbereich. Tageszeit-Optimierung bis auf die Sekunde. Lebensläufe werden gebastelt, selten erlebt. Die Leute sehen endlich alle so aus, wie in der Werbung. Voll toll! Auf den ersten Blick. Willkommen im Zeitalter des Transhumanismus?
Was machen wir jetzt mit deinen Gedanken?
Hilft dir die Therapie überhaupt?
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)
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- [nicht mehr wegzudenken]
- , 50
- Beiträge: 1299
Lieber neuro,
schön, daß du den Weg ins Forum gefunden hast.
Erstmal möchte ich dich bezüglich der Sorge deiner Ausbildung beruhigen:
ich hab auch ein "sinnloses" geisteswissenschaftliches Studium absolviert
und aus mir ist durchaus "etwas" geworden.
(Das wäre jetzt ein schönes Thema, was eine sinnvolle Ausbildung ist und was nicht,
was die Gesellschaft und die Arbeitswelt braucht und wie man darin etwas werden und Sinnvolles leisten kann.
Da könnt ich mich jetzt so richtig reinsteigern, weils mich wütend macht, aber das wäre wohl etwas OT).
Also mach dein Ding weiter, mit Freude und mach es fertig. Das weitere wird sich finden, auch das meine Erfahrung, die eigene und von so vielen Freunden im Leben, es findet sich immer, immer.
Das andere ist deine Angst und woher sie kommt. Die Angst ist nicht im Außen (falsche Ausbildung), sondern im Innen, in dir. Wer sagt denn, daß du eine Leistungsstörung hast, du selbst oder dein Umfeld.
Hast du Angst nicht zu genügen oder Angst vor der Zukunft oder Angst vor der Selbständigkeit?
Diese innere Angst hat ihre Berechtigung in dir und für dich und es ist sicher gut,
wenn du dir in deiner Therapie ansiehst, wo das herkommt und was dir die Angst sagen will.
Deine Angst ist deine Freundin, sie will dich schützen. Frag sie mal, wovor eigentlich.
Ich wünsch dir alles Gute auf deinem Weg
sei stolz auf dein Studium
es ist nicht nur für dich wichtig,
sondern auch für "die Gesellschaft"
das ist nicht nur meine Überzeugung,
sondern auch meine persönliche Erfahrung.
Alles Liebe
schön, daß du den Weg ins Forum gefunden hast.
Erstmal möchte ich dich bezüglich der Sorge deiner Ausbildung beruhigen:
ich hab auch ein "sinnloses" geisteswissenschaftliches Studium absolviert
und aus mir ist durchaus "etwas" geworden.
(Das wäre jetzt ein schönes Thema, was eine sinnvolle Ausbildung ist und was nicht,
was die Gesellschaft und die Arbeitswelt braucht und wie man darin etwas werden und Sinnvolles leisten kann.
Da könnt ich mich jetzt so richtig reinsteigern, weils mich wütend macht, aber das wäre wohl etwas OT).
Also mach dein Ding weiter, mit Freude und mach es fertig. Das weitere wird sich finden, auch das meine Erfahrung, die eigene und von so vielen Freunden im Leben, es findet sich immer, immer.
Das andere ist deine Angst und woher sie kommt. Die Angst ist nicht im Außen (falsche Ausbildung), sondern im Innen, in dir. Wer sagt denn, daß du eine Leistungsstörung hast, du selbst oder dein Umfeld.
Hast du Angst nicht zu genügen oder Angst vor der Zukunft oder Angst vor der Selbständigkeit?
Diese innere Angst hat ihre Berechtigung in dir und für dich und es ist sicher gut,
wenn du dir in deiner Therapie ansiehst, wo das herkommt und was dir die Angst sagen will.
Deine Angst ist deine Freundin, sie will dich schützen. Frag sie mal, wovor eigentlich.
Ich wünsch dir alles Gute auf deinem Weg
sei stolz auf dein Studium
es ist nicht nur für dich wichtig,
sondern auch für "die Gesellschaft"
das ist nicht nur meine Überzeugung,
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Alles Liebe
Fundevogel
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