Keine Freude mehr - Orientierungslos

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Sleeping_Sun
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Keine Freude mehr - Orientierungslos

Beitrag Mo., 19.11.2007, 18:47

Hallo.
Ich weiß nicht, ob mich noch jemand vom alten Forum kennt. Hab vor ein paar Monaten mal einen Beitrag geschrieben. Wohl eher nicht, deswegen schreib ich mal drauf los von mir und meinem Leben und hoffe, dass mich jemand versteht und mir Ratschläge geben kann. Ich fühle mich total wertlos und hab auch das Gefühl, dass meine Umgebung das genauso sieht. Ich setze mich selbst unter Druck und bin trotzdem nie zufrieden, wenn ich etwas erreicht habe, denn man könnte es immer noch besser machen und es gibt immer noch andere die besser sind als man selbst.

Vielleicht erstmal kurz etwas zu meinem Leben. Ich bin jetzt fast 23 Jahre alt und wurde als ich 4 Jahre alt war von meiner Mutter mit meiner Schwester zusammen in eine Pflegefamilie gegeben. Einen Vater der sich um mich gekümmert hätte gibt es nicht. Naja. Da wars nicht sehr schön. Man hatte oft das Gefühl man wäre nichts wert. Nach 7 Jahren war es dann vorbei und wir durften wieder zu unserer Mutter zurück, wie das Verhältnis war, kann man sich ja denken.

Während meine Schwester sich gut wieder eingefunden hat, hatte ich nach wie vor meine Schwierigkeiten. Wenn einer in der Klasse gemobbt wurde, war es natürlich ich. Da ich in vielen Klassen war, ist das wohl meine Schuld. Im Lauf der Jahre wurde es besser und ich verstand mich mit vielen. Habe einen relativ guten Realschulabschluß gemacht und meine Berufsausbildung mit 1,7 abgeschlossen. Man könnte durchaus damit zufrieden sein, doch ich bin es nicht. Es gab schließlich auch Mädchen, die einen besseren Schnitt haben.

Thema Männer, kann man auch viel dazu sagen. Nach einer Reihe von Beziehungen die in die Brüche gingen kam ich an IHN. Er wohnt 500 km weg und wir waren 2 Jahre trotzdem zusammen, haben uns jedes Wochenende gesehen. Wir waren verlobt und nach meiner Berufsausbildung war es vereinbart, dass ich zu ihm ziehe, was ich auch getan hätte. Ich hab meinen Arbeitsvertrag hier befristen lassen und in seiner Stadt schon eine Stelle so gut wie sicher gehabt. Viele meiner Sachen waren schon bei ihm, da fiel ihm ein, mich mit ner älteren Frau die mit nem anderen verheiratet ist und mit ihm Kinder hat zu betrügen und mich für sie zu verlassen. Sie ist schließlich die tollere von uns beiden und ich war eh nie so das richtig Wahre. Bin nicht gut im Bett und komm auch so niemals an sie ran. Im Endeffekt musste ich ihm Geld überweisen dass er mir meine Sachen zurückgibt und hab hier dann weil meine Arbeitgeber schon jemanden hatten meine Arbeitsstelle verloren.

Nach kurzer Zeit hatte ich aufgrund meines Notenschnittes eine neue Stelle, leider wurde man da angeschrien und da reagier ich sehr sensibel drauf, vor allem wenn man Parasit zu mir sagt. Naja ok nach einem Monat war es da auch rum, da bin ich sogar froh drüber.

Aber jetzt steh ich da. Ich bin arbeitssuchend (hab auch Stellen in Aussicht), habe inzwischen wieder einen lieben Freund, hab Mädels mit denen ich gut befreundet bin und freu mich kein Stück darüber. Innerlich warte ich nur darauf, dass wieder etwas passiert. Mein Leben ist ein großes schwarzes Loch und ich hab jedliche Freude daran verloren. Natürlich will ich mich nicht umbringen oder so, wobei ich aber zugeben muss dass das doch manchmal recht verlockend scheint. Ich fühle mich als Nichts und genau dass strahle ich auch aus. Selbst meine vielleicht zukünftige Arbeitgeberin sagt dass ich an meiner Persönlichkeit und Ausstrahlung arbeiten muss. Mein Freund sagt das ebenso... und mir ist es inzwischen so egal was andere sagen. Ich freue mich über einen Regenbogen, einen Schmetterling und solche Sachen... aber über nichts, dass mir in meinem Leben irgendwie weiterhelfen könnte. Am liebsten wäre ich irgendwo, wo niemand ist außer mir... oder in einem anderen Leben wo es diese Erfahrungen nicht gibt und ich eine glückliche Frau sein kann wie Millionen andere auch.

Es tut mir leid, dass ich euch so vollgejammert hab. Ich erzähl das nur, weil ihr mir wohl nie über den Weg lauft, worüber ich auch froh bin. Ich hoffe, ihr denkt nicht, dass ich nur Mitleid will und selbst darin ertrinke... Ich möchte nur so gerne wieder Licht sehen.

Vielen Dank fürs Lesen, ich schäm mich ja jetzt schon wieder in Grund und Boden dass ich fremden Leuten soviel erzähle... in meinen Augen liest sich das jetzt wie das Gejammere von jemand der im Selbstmitleid versinkt... am liebsten würd ich wieder Sachen löschen oder verändern... aber das wird mir ja auch nicht helfen -.-

Sun

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Neuer Weg
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Beitrag Mo., 19.11.2007, 21:36

Hi Sun,
ein Tip kann ich Dir nur geben, aus gerade selber erfahrenem Erlebnis: "Hör das Jammern auf und bilde Dir ein Rückrat".

Ich habe vor einem halben Jahr damit angefangen (reichlich früh, ein Wunder, dass ich bisher noch mit erhobenen Kopf lebe)und fand mich bisher ganz gut darin, bis dass ich mehr oder weniger jetzt einen "Rückfall ins jammertal" gefunden habe und mich mal wieder "gebuckelt" habe.

Berichte ruhig einmal von Deinen Fortschritten.

Viel Glück und liebe Grüße
Neuer Weg
Erst wenn Du innerlich bereit bist, kannst Du mit Dir selbst ins reine kommen!

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Mona
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Beitrag Di., 20.11.2007, 22:51

Hallo Sun,

ich finde nicht, dass Du zuviel jammerst. Vielleicht ist Dein Leben wirklich nicht so, wie es Dich glücklich machen könnte? Du schreibst, dass Du Dich über Schmetterlinge, Regenbogen und so etwas freuen kannst – es Dir aber nichts "nützt".

Wieso nützt Dir das nichts, frage ich mich? Nur Du bestimmst doch, was Dir nützt und was gut für Dich ist. Vielieicht gibt es für Dich im Leben gar nichts Schöneres, als vielleicht jenen Schmetterling? Es sind doch gerade diese Momente im Leben etwas Besonderes, in denen man genauer hinschaut, ganz bei sich ist und bei dem, was man gerade sieht/hört/empfindet. Schon dass Du das kannst zeigt, dass Du vielen etwas voraus hast

Versuche doch mal, Deine Ansprüche an Dich selbst etwas zu überdenken. In Deinem Beitrag rechtfertigst Du Dich sehr oft, Du erwähnst, dass Du bereits wieder eine Stelle in Aussicht hast, es ist Dir sehr wichtig, dass Du immer "funktioniert" hast. Ich weiß, es ist schwer (bin selbst nicht so gut darin), aber vielleicht könnte es ein Weg für Dich sein, dieses "perfekte" Bild von Dir, das Du anstrebst, ein bisschen loszulassen.
Ich bin also etwas anderer Meinung als "Neuer Weg" und bin nicht so für die Rückgrat-Variante. Oder eher, dass Du Rückgrat in anderen Bereichen zeigst, als bisher: Das heißt mein Tipp wäre, Dich verstärkt den "unnützen" Dingen zu widmen, zum Beispiel langen Spaziergängen, vielleicht Yoga, Zeichnen, Basteln, Tiere beobachten... was Dir gefällt Die Freude am Leben kann meiner Erfahrung nur über den Kontakt mit der Welt wiederkommen – und den aufzunehmen ist manchmal sehr viel schwieriger als jede Pflichterfüllung. Und man muss diese Herausforderung alleine annehmen, dabei kann einem niemand helfen,

Alles Gute!
Mona

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rory
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Beiträge: 4

Beitrag Di., 27.11.2007, 18:13

hi sun,

ich kann dich sehr gut verstehen. mir geht es fast genauso. meine lebensgeschichte ist zwar etwas anderes aber auch nicht besser. meine eltern haben sich sehr früh scheiden lassen, ich weiß nicht mal wie alt ich war. mein vater hat sich danach nicht mehr um mich gekümmert. das erste mal hab ich ihn ungefähr im alter von 13/14 wieder zu gesicht bekommen und das war's dann auch schon für die nächsten jahre wieder. kontakt zu meiner schwester hatte ich während dieser zeit auch keinen. meine mutter war ständig arbeiten und ich die meiste zeit auf mich allein gestellt. hinzu kam, dass ihr bruder mich sexuell missbraucht hat. als meine mutter wieder heiratete war ich ca. 13 und rebellierte total gegen meinen stiefvater. worauf sie mich ins heim abschoben, da ich ich nicht in ihre familie passte. sie hatten ja jetzt auch ein eigenes kind und ich müßte dafür verständnis haben. bla bla bla...

mit 16 lernte ich meinen ersten freund kennen, dessen familie mich zwar liebevoll als pflegekind aufnahmen, jedoch fing er nach nur einem halben jahr an mich zu schlagen. ich wußte nicht wohin, war komplett zerissen zwischen dem wunsch nach einer familie und der angst vor ihm, wenn ich bliebe. nach 4 jahren hab ich's dann endlich geschafft über eine freundin, von ihm wegzukommen. davor hatte ich eigentlich keine freunde. während all diesen jahren hat mich mein ehrgeiz voran getrieben. ich wollte raus aus diesem sumpf und glaubte wenn ich erfolgreich bin kann ich meine geschichte verbessern.

ich hatte sowie du einen sehr guten notendurchschnitt und auch nie probleme eine arbeit zu finden. da ich keine matura hatte, aber studiern wollte, machte ich die studienberechtigungsprüfung und stürzte mich ins uni-leben. auch hier hatte ich sehr gute noten, allerdings kam nach 2 semestern der große fall. ich versagte was auch immer ich anging. ich konnte einfach nicht mehr, das leben machte für mich keinen sinn mehr. ich verlor komplett meinen antrieb und wurde schwer depressiv.

zurzeit empfinde ich das leben als extreme anstrengung. ich war früher gern mit meinen freunden zusammen, hatte viel spaß dabei und war unternehmenslustig. heute habe ich das gefühl, als würde ich nichts mehr fühlen können. mich über nichts mehr freuen können. die dinge die ich früher gern gemacht habe, machen jetzt keinen spaß mehr. das leben ist für mich nicht mehr lebenswert.

ich würde auch gern wieder glücklich sein können. denn eigentlich hab ich zurzeit keinen grund mich zu beklagen. ich habe einen tollen freund, der mich bei meiner therapie unterstütz und ebenso gute freunde die mir beistehen und einen gut bezahlten job. aber all das kann mir nicht das gefühl der innerlichen leere nehmen.

ich kann dir zwar keinen rat geben, wie du damit umgehen sollst aber dir zumindest das gefühl geben, dass du nicht alleine bist mit solchen gefühlen.

ich hoffe, es kommen wieder bessere zeiten.

machst du eigentlich eine therapie?

lg

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Sleeping_Sun
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Beitrag So., 02.12.2007, 01:12

Hallo ihr drei. Danke für eure Antworten!

@neuerWeg: als ich deinen Beitrag gesehen habe dachte ich "Warum eigentlich nicht?" Was ist denn bei dir passiert? Warum wieder ein Rückfall? Ich hoffe dir geht es wieder gut.

@Mona: Das war wirklich schön geschrieben von dir. Du hast schon recht.. Ich will perfekt sein... vielleicht aus dem Grund weil ich in meinem ganzen Leben niemals gut genug für jemanden war und mich jeder immer verbiegen wollte... mir ist es wahrscheinlich zu wichtig was andere Leute denken. Wer gern gemocht werden will muss so sein, wie andere ihn gerne hätten... Das habe ich mein Leben lang gelernt... Und wenn die Leute etwas sagen dann denk ich nicht, dass sie einfach Idioten sind, sondern dass ich tatsächlich nicht gut genug bin... Ich zeichne sehr gerne, das lenkt mich auch oft ab. Doch wenn es mir nicht gut genug ist, werf ich es weg. Bin ich mal fertig und stolz drauf ist der Stolz nur solange da bis jemand sagt: Da stimmt was nicht... Verstehst du was ich meine? Menschen machen mir Angst. Ich merk es immer wieder. Gestern war ich beim Frisör. Hübscher junger Mann wäscht mir die Haare... ich wäre am liebsten davon gelaufen weil ich dachte er findet es vielleicht schrecklich das tun zu müssen oder er könnte was schlechtes von meinen Haaren denken =( Ich glaub das ist nicht normal..

Ich würde gerne irgendwo alleine sein... gerne mit Schmetterlingen... Schmetterlinge reden nicht.. Vielleicht fehlt mir wirklich ein Rückrat...

Ich hab es satt so sein zu müssen wie andere es wollen nur um Achtung und Respekt zu erfahren... Ich weiß dass ich es eigentlich nicht muss und wollen tu ich es schon gar nicht... aber ich hab keine Ahnung wie ich da rauskomme.

@rory: Vielen Dank für dein Verständnis. Es tut mir leid dass du so eine schlimme Lebensgeschichte hast. Ich weiß genau wie es dir geht. Meine Pflegeeltern haben mich misshandelt und mit meinem Erzeuger gehts mir so wie dir. Es tut mir leid dass er sich nicht um dich kümmert. Er sollte sich schämen!!!!!!!!! Hat er auch gemeint er kann nach 13 Jahren ankommen und du sagst Papa zu ihm?
Das mit dem Bruder von deiner Mutter tut mir echt wahnsinnig leid. Wie kommt ein Mensch nur dazu sich so schäbig zu verhalten. Ich hoff dass er im Gefängnis sitzt und nie mehr rauskommt! Und überhaupt wie sich deine Mutter verhalten hat... ich versteh wie du dich fühlen musst wenn du abgeschoben wirst weil du nicht "passt" und dann noch meinen du musst Verständnis haben! Wieviel Eltern bei einem Kind kaputt machen können... da fehlen mir echt die Worte...

Auch dein weiteres Leben ist wirklich nicht gut gelaufen. Es tut mir wirklich unendlich leid. Und ich wünsche dir verdammt viel Kraft dass du da wieder rauskommst!

Nein ich mache keine Therapie... ich kann so jemand Fremden nicht vertrauen.. nicht wenn der mich dabei anschauen kann und sich wahrscheinlich denkt was ich für ne Nullnummer bin... Wenn er weiß, wie ich wirklich bin... was alles so passiert ist, wie soll ich ihm dann nochmal unter die Augen treten? Das wäre mir so peinlich. Aber ich bewundere dich dafür dass du es kannst. Berichte mir bitte von deinen Fortschritten, es interessiert mich sehr was aus dir wird!

lg

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Chilled30
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Beitrag Mi., 05.12.2007, 18:59

Sleeping_Sun hat geschrieben:
Ich würde gerne irgendwo alleine sein... gerne mit Schmetterlingen... Schmetterlinge reden nicht.. Vielleicht fehlt mir wirklich ein Rückrat...

Ich hab es satt so sein zu müssen wie andere es wollen nur um Achtung und Respekt zu erfahren... Ich weiß dass ich es eigentlich nicht muss und wollen tu ich es schon gar nicht... aber ich hab keine Ahnung wie ich da rauskomme.

lg
Na ja ich weis nicht ob ich dich richtig verstanden habe aber ich glaube du willst dich nicht kleiden und benähmen wie es die anderen von dir gerne hätten oder?

Lebst oder bist du in kreisen die dir nicht gefahlen oder nicht deinen vorstelungen entsprechen?

Hast du vielleicht eine andere vorstelung vom alltag und livestyle??

Würde mich über antworten freuen!!

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