Wie unnahbaren Schutz ablegen?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Takeo
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Wie unnahbaren Schutz ablegen?

Beitrag Do., 03.11.2011, 00:29

Hi liebes Forum,

Ich weiß nicht, welche Schritte ich setzen kann, um meine momentan Situation zu ändern. Ich bin seit ca. 1/2 Jahr depressiv, wobei glücklich war ich eigentlich nur in früher Kindheit.
Die Woche war besonders schlimm, manchmal weiß ich kaum wie ich die nächsten 10 Sekunden überstehen soll. Das ist, wenn ich nicht heulen kann. Am nächsten Tag kann ich dann manchmal weinen, das ist angenehm.

Hab kaum Sozialkontakte, außer meiner neuen Therapeutin nur einen Freund, den ich treffe.

Mich holen halt im Moment viele Sachen aus meiner Kindheit ein. Daher hab ich auch den Kontakt zu meiner Mutter reduziert: Ich treff sie nicht mehr, telefonier nur über oberflächliche Dinge.

Ich hätt schon die Motivation, etwas zu verändern, aber ihc weiß nicht was. Ich hab halt auch andere Interessen als meine Altersgenossen. Zudem ist meine Ausstrahlung oft sehr abstoßend, hab mir da einen ziemlichen unnahbaren Schutz gebaut über die Jahre. Ich halte es in diesem Schutz nicht mehr aus, weil ich niemandem auf der Welt nahe bin darin. Aber ich weiß auch nicht wie ich ihn ablegen kann.

Bitte um Ratschläge.

lg
Takeo

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Ragneda
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Beitrag Do., 03.11.2011, 07:55

Hallo Takeo,
Mich holen halt im Moment viele Sachen aus meiner Kindheit ein.
Aber, Du schreibst, dass Du glücklich warst in deiner Kindheit..?

Du machst eh das richtige= Therapie, Du kannst dieses Problem mit deiner Therapeutin besprechen, sie kann Dir sicher einige Strategien vorschlagen.
Ich hab halt auch andere Interessen als meine Altersgenossen
Welche sind das wenn ich fragen darf? Denn manche Interessen sind nicht von dem Alter abhängig, wenn Du verstehst was ich meine.
Ich hätt schon die Motivation, etwas zu verändern, aber ihc weiß nicht was.
Eben, vor dem "wie", kommt "was", erst herausfinden, was einem wirklich genau fehlt. Ob eine Partnerschaft, Erfolg in dem Job, Hobbys, ein stabiles gutes Freundeskreis...oder quält einem die Vergangenheit. Oder ist das alles zusammen. Dann erst kann man m.M.n nach und nach, eine Baustelle nach der anderen "durcharbeiten". Und immer langsam. Schnell geht so was leider nicht, also sei nicht enttäuscht, falls die Therapie und/oder deine eigene Bemühungen nicht sofort fruchten.
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Pepper
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Beitrag Do., 03.11.2011, 21:06

Hallo,

einfach einen Schalter umlegen und dann ist alles anders - das geht nicht. Das Wichtigste ist natürlich, weiter intensiv während der Therapiestunden zu arbeiten.
Lass dich doch von deinem Freund mal mit ein paar Leuten bekannt machen! Oder du könntest noch eine Gruppentherapie anfangen. Da muss man gezwungenermaßen miteinander sprechen.
Welche Hobbys hast du denn? Da gibt es doch bestimmt auch eine Gruppe bei dir vor Ort, die sich damit beschäftigen. Oder zumindest im Internet.
Aber wie Ragneda schon schrieb: Bevor du was ändern kannst, musst du wissen, wohin du eigentlich willst.

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Takeo
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Beitrag Fr., 04.11.2011, 00:26

Danke für eure Antworten!
Also wo ich mittelfristig hinwill weiß ich schon: Ich will Nähe und Liebe erfahren.
Vor allem hätte ich gerne eine Freundin.

Mir fällt nur kein konkreter Schritt ein, der mich in diese Richtung bringt. Ich hab das ewige Kindheit- Aufarbeiten und über mich selbst Nachdenken schon so satt. Hab das Gefühl, immer mehr zu versumpfen, weil mir nichts Freude macht.

Hab in diesem Jahr schon ziemliche Fortschritte gemacht was Soziales betrifft. Aber im Moment ist totale Stagnation. Ich vertreibe andere Menschen schon beim Augenkontakt: Meine Mimik verhärtet sich und ich schaue als würde ich den anderen herabwürdigen. Ich weiß nicht wie ich das ändern kann.

Meine Interessen haben meistens mit Natur zu tun: Wandern, Zelten, Naturerleben, Trekking, Survival, Yoga...

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Ragneda
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Beitrag Fr., 04.11.2011, 06:55

Meine Mimik verhärtet sich und ich schaue als würde ich den anderen herabwürdigen. Ich weiß nicht wie ich das ändern kann.
Es gibt da ein Zitat, das Dir hilfreich sein könnte

Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln.
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Pepper
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Beitrag Fr., 04.11.2011, 12:18

Dass dir das Aufarbeiten bis zum Hals steht, kann ich verstehen. Aber das ist normal und geht jedem so. Mal will doch nicht nur immer im Urschleim wühlen. Man will auch mal frei und fröhlich sein. Da du ja selbst merkst, dass dich das runterzieht, gibt es doch nur eins: Hör auf zu wühlen und geh einfach raus ins Leben. Du musst nichts besonderes tun. Ein wenig spazieren gehen und die Menschen beobachten. Wer auf den Straßenverkehr und andere Passanten achten muss, lenkt sich automatisch ab. Und da du Yoga machst, kannst du sicher schon gut oder zumindest ein wenig die Gedanken abschalten. Einfach nur sein. Danach fühlst du dich vielleicht leichter.
Und dass du gern in der Natur bist, ist doch ideal. Da gibt es immer Gruppen, denen man sich anschließen kann. Buch eine Trekkingtour! Oder mach einen Yoga-Kurs. Da sind lauter Fremde zusammen. Alle haben die gleiche Ausgangsposition. (Ich mit meinen Hobbys hab es da sehr schwer, weil man das alles nur allein macht. Aber trotzdem habe ich z. B. einen Nähkurs mitgemacht. Hin und wieder habe ich Bekanntschaften gemacht, wenn es auch nicht lange hielt.) Und wenn du meinst, du schreckst die Leute ab: Sprich sie an und zeige damit, dass du nicht so böse bist, wie es wirkt.
Das sehe ich bei dir als nächsten Schritt. Den Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen, dass einer zu dir kommen wird, wird nichts ändern.

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unbroken
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Beitrag Fr., 04.11.2011, 18:26

Vereine bzw sportliche Aktivitäten kann ich ehrlich gesagt nicht wirklich empfehlen, um Leute kennenzulernen. Falls überhaupt welche zustande kommen, bleiben die Kontakte oberflächlich und auf den Verein beschränkt. Sport im Verein mache ich nur noch, weil's halt bei gewissen Sachen billiger kommt als wenn man sich selber die Ausrüstung kauft, etc.

Dauerhafte Bekanntschaften schließen klappt bei mir eigentlich nur durch Zufall, oft zu Zeitpunkten wo ich es garnicht erwartet/erhofft hatte. Bisher war jedenfalls nichts replizierbar und ich konnte keine speziellen Aktivitäten oder Orte festmachen wo es besser/öfter klappt.
Manchmal lernt man eben Leute kennen, wo man schon nach 5 Minuten weiß, dass man komplett auf der selben Wellenlänge ist.

Guter Punkt zum Starten sind generell Selbsthilfegruppen, die haben mir zu Zeiten wo ich sozial wirklich praktisch keinerlei Kontakte hatte gut ausgeholfen. In unserem Alter lernt man dort zwar eher keine Leute kennen, aber es sollte ja auch nur eine Zwischenlösung sein. Und manchmal kommt ja doch wer unter 30 vorbei.
There he goes. One of God's own prototypes. Some kind of high powered mutant never even considered for mass production.
Too weird to live, and too rare to die.

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Otja
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Beitrag Do., 24.11.2011, 17:33

Hallo Takeo

> Zudem ist meine Ausstrahlung oft sehr abstoßend, hab mir da einen ziemlichen unnahbaren Schutz gebaut über die Jahre.<
In wieweit abstoßend? Was machst du denn?

Ich kenne sowas dahingehend, das ich in meiner Unsicherheit teilweise unbewusst auf Kampf schalte, nach dem Prinzip "Angriff ist die Beste Verteidigung".

>Ich vertreibe andere Menschen schon beim Augenkontakt: Meine Mimik verhärtet sich und ich schaue als würde ich den anderen herabwürdigen.<
Wichtig wäre da erstmal zu schauen, warum du das machst.

Ich wäre vor ein paar Wochen nie auf die Idee gekommen, das es bei mir Angst sein könnte, denn "ich kämpfe" ja.
Aber seit dem ich das erfahren habe kann ich auch schrittweise daran arbeiten. Vorher wäre das nicht möglich gewesen.

Dir noch einen guten Abend
Otja
Ever try. Ever fail. No matter.
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- Samuel Beckett

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Takeo
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Beitrag So., 27.11.2011, 18:13

Hi!

Ich glaube ich bin mittlerweile einen Schritt weitergekommen- ich kann meinen Schutz, der auf andere oft abstoßend/unnahbar wirkt, jetzt zumindest akzeptieren.
Außerdem nehme ich jetzt zusätzlich zur Psychotherapie noch Antidepressiva (Sertralin).

@Otja
Es ist bei mir sicher auch Angst, aber auf andere Leute wirke ich glaube ich dominant. Manchmal wenn ich mit jemandem rede wird mir dann auch meine Mimik und Körpersprache bewusst und dann funktioniert die Kommunikation schlecht. Trotzdem überspiele ich es scheinbar so gut, dass die Menschen nicht meine Unsicherheit bemerken, sondern selbst unsicher werden durch mein verkrampftes Verhalten.

Wie genau arbeitest du an deinem Muster, wenn ich fragen darf?

lg
Takeo

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Otja
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 15:37

Hallo Takeo

>ich kann meinen Schutz, [...]akzeptieren.<
Ich denke das ist schonmal ein guter Schritt.
Überlege dir ob du ihn ablegen willst, ob du es wagen willst die anderen mehr von dir sehen zu lassen.

>Außerdem nehme ich jetzt zusätzlich zur Psychotherapie noch Antidepressiva (Sertralin).<
Wohw. Tut mir leid für dich, das das nötig ist.

>auf andere Leute wirke ich glaube ich dominant.<
Naja... es ist halt deine Art die anderen auf Distanz zu halten, damit sie dir nicht zu nahe kommen können.

>wird mir dann auch meine Mimik und Körpersprache bewusst<
Heißt du merkst, das du z.B. überheblich schaust, oder was meinst du?

>dann funktioniert die Kommunikation schlecht.<
Die Kommunikation läuft dann schlecht, weil du merkst was du machst - meinst du das so, oder verstehe ich dich da falsch?

>dass die Menschen nicht meine Unsicherheit bemerken, sondern selbst unsicher werden durch mein verkrampftes Verhalten.<
Was so ziemlich Jeder (wenn auch teils unbewusst) merkt ist wenn jemand nicht stimmig ist.
Wenn Körpersprache und Gesagtes nicht zusammen passen, merkt man das etwas unklar ist.
Jeder Mensch reagiert dann anders auf diese Unklarheit, ich kenne da auch welche die Wütend werden statt unsicher.

>Wie genau arbeitest du an deinem Muster, wenn ich fragen darf?<
Ich horche immer mal in mich hinein, wie es mir geht, was ich fühle und probiere dann echt zu sein.
Ich sage dann z.B. "Ich bin gerade ganz schön aufgeregt." oder "Ich fühle mich gerade total unsicher."
Außerdem nehme ich mir gezielt vor Situationen wo ich abweisend sein könnte (z.B. weil ich jemandem vorgestellt werden soll) vor echt und ehrlich zu sein.
Mal klappt es gut, mal klappt es nicht so gut, das wichtige ist vor allem dran zu bleiben denke ich.

Soweit wieder von mir.
Ich hoffe das war jetzt nicht zu hochgestochen - ist auch einer meiner Wege mich zu verstecken, viel "Fachchinesisch" sprechen^^'

Otja
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Try again. Fail again. Fail better.
- Samuel Beckett

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