Verkriechen ist keine Lösung

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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dennis_s
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Verkriechen ist keine Lösung

Beitrag So., 05.06.2011, 15:29

Hallo zusammen,

heute ist einer dieser Tage, wo ich gar nichts mit mir anfangen kann ...

Seit Freitag Nachmittag hänge ich wie fast jedes Wochenende einfach nur faul im Bett herum und kann mich außer Fernsehen und Surfen zu gar nichts aufraffen
Ich meine, es geht mir nicht schlecht, aber ich bin völlig letargisch und das geht mir auf den Keks. Wie soll ich mir ein neues Leben aufbauen, wenn ich es einfach so an mir vorbeistreichen lasse.

Ich habe darüber nachgedacht, wen ich anrufen könnte, ... aber hier ist mir niemand eingefallen, der nach meinem letzten Anruf auch nur einmal zurückgerufen hätte, wenn ich über die letzten Monate zurückschaue.
... ich denke, ich bin wohl zu anstrengend ... und ich will niemanden zur Last fallen.

Auch wenn sich das sehr nach Selbstmitleid anhört, ist es eher eine Form von "Stillstand bei hochdrehendem Motor bei angezogener Handbremse", wo ich nicht herausbekomme, wie die Handbremse zu lösen ist und mich das innerlich total wütend auf mich selbst macht.

Danke für's Lesen,
Dennis

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coyote.ugly
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Beitrag So., 05.06.2011, 15:37

Hallo,

wenn du schreibst "Stillstand bei hochdrehenden Motor" lässt sich herausfinden, dass du doch motoviert bist, was zu machen. Wann hast du denn das letzte mal was unternommen, und ist da was vorgefallen was dich aus der Bahn zurück nach Hause georfen hat?

Grüße
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dennis_s
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Beitrag So., 05.06.2011, 16:02

Danke fü die schnelle Antwort!

Also als motiviert würde ich mich im Moment nicht beschreiben, eher als sehr unruhig, unzufrieden mit mir und leicht autoagressiv...

Ich war beruflich bis Freitag Mittag allein auf Dienstreise. Während ich untertags mein offizielles Programm gut und leicht erledigt habe, ist es mir im Hotel innerhalb von 1 Woche nur einmal gelungen, ein Gespräch mit anderen Hotelgästen zu führen, dass über "Hallo, einen schönen Tag noch" hinausging.

Privat habe ich Anfang letztes Woche eine Bekannte trotz ablehnender Haltung zu einem Besuch trotzdem getroffen.
Ich hatte Ihren Wohnungsschlüssel und fand es angesichts der Tatsache, dass der Kontakt nur einseitig von mir ausgeht, doch unpassend, dass ich Ihren Wohnungsschlüssel habe und wollte ihn unbedingt zurückgeben, da ich gerade in der Nähe war (Sie wohnt ca. 100 km von mir entfernt.). Sie wollte dann doch eine persönliche Übergabe des Schlüssels und nicht dass ich ihn in den Briefkasten werfe. Wir hatten eigentlich einen ganz netten Abend. Nur später empfand ich mein Verhalten im Vorfeld des Treffens als zu fordernd.

Ok, alles nicht wirklich toll, aber auch nicht wirklich tragisch.
Kein Grund so drauf zu sein.

Gruß,
Dennis

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*candle*
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Beitrag So., 05.06.2011, 16:06

Hallo dennis_h!

Willkommen im Forum!

Klingt ja ein wenig wie eine depressive Episode bei Dir, bin aber kein Fachmann.

Bist Du beruflich denn oft unterwegs? Da kann es durchaus schwierig sein soziale Kontakte aufzubauen.

Hast Du dann noch Familie?

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dennis_s
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Beitrag So., 05.06.2011, 16:22

Hallo Candle,
*candle* hat geschrieben:Willkommen im Forum!
Danke!

Nein, eigentlich bin ich nicht viel beruflich unterwegs. Wenn es hochkommt, maximal ein paar Tage alle 1-2 Monate. Zudem bin ich Single und habe keinen positiven Kontakt innerhalb meiner Familie.

Mein soziales Umfeld hat sich im Zuge meines Zusammenbruchs (Burn-Out / Depression) in Luft aufgelöst und seitdem ist es mir nicht mehr gelungen, ein neues Netz aufzubauen. Der Umzug in eine neue Stadt nach dem Neuanfang in Job hat hier sicherlich nicht geholfen.

Depressiv ... bin ich im Moment nicht, glaube ich zumindest. ... ich bin in keiner Abwertungsspirale, ich fühle mich nicht wirklich hilflos ... ok, ich fühle mich einsam (und muss mir eingestehen, dass das selbstverschuldet ist.)

Gruß,
Dennis

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*candle*
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Beitrag So., 05.06.2011, 16:31

Hallo dennis_s!

Ich könnte mir vorstellen, dass Du über Selbsthilfegruppen oder Angebote von Sozialen Stellen Dein soziales Netz wieder aufbaust. Ich mache es auch gerade so. Der Vorteil ist, dass wir miteinander sorgsam umgehen und keiner Rechenschaft für Befindlichkeiten oder Rückzug angeben muß. Jeder macht es in seinem Maße.

Und eine Partnerschaft habe ich auch nicht, geht auch nicht und ist nicht gerade schlimm, aber das soziale Netz hat mir schon gefehlt.

LG

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dennis_s
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Beitrag So., 05.06.2011, 16:47

Hallo candle,

mit Selbsthilfegruppen habe ich beim letzten Versuch nicht so gute Erfahrungen gemacht, da war mir alles zu "problemorientiert" und zu wenig lebens- und lösungsorientiert.
Da ich nun in einer Kleinstadt arbeite und lebe, wo ich aus der Rückmeldungen meines Chefs höre, dass ich hier - auch wenn ich mich so fühle - nicht wirklich anonym bin, und ich meinen Zusammenbruch beim Jobwechsel verschwiegen habe, müßte ich schon in die nächst größere Stadt fahren ... und unter der Woche bin ich dafür nach der Arbeit einfach zu ausgelaugt. ... von meiner Feigheit, einen neuen Anlauf zu nehmen, mal ganz zu schweigen.

Aber ich denke nochmal darüber nach und vielleicht mache ich doch einen neuen Anlauf.

Danke!
Dennis

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*candle*
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Beitrag So., 05.06.2011, 16:50

Du meinst man schaut Dich wegen Deines Burn outs schief an? Kann ich mir gar nicht denken, denn wie ich jetzt mitbekam, ist diese Diagnose bestens akzeptiert, besser als Depression oder sonst eine andere Diagnose.

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dennis_s
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Beitrag So., 05.06.2011, 17:30

Ja, ... ich sehe, wie Kollegen, die zu psychischen Problem stehen, beruflich benachteiligt werden, da sie als schwach und wenig belastbar gelten. Aufstiegschancen, interessante Projekte ... Fehlanzeige, sie wurden auf die (Edel-)Sachbearbeiterebene "entlastet".

Und wie in jedem Job gibt es auch in meinem Neuen Ar***, die jede Angriffsfläche, die man bietet, ungestraft ausnutzen können und dies auch tun.

Mein Problem ist nicht die Zukunftsperspektive, sondern die generelle betriebliche Einstellung, da ich im Moment immer noch total auf das Lob von außen angewiesen bin, da mein Selbstwert noch völlig im Keller ist.

Gegen konkrete Angriffe kann ich mich in der Zwischenzeit wieder ausreichend schützen, aber mit so diffusen Gemengelagen mit nur sehr wagen Andeutungen komme ich noch nicht zurecht. Da bin ich noch deutlich zu empfindlich (aber ich arbeite daran) und kann mich noch nicht effektiv wehren bzw. abgrenzen.

Gruß,
Dennis

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*candle*
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Beitrag So., 05.06.2011, 18:15

Das klingt doch ganu gut wie Du es machst. Ich habe doch überwiegend positive Erfahrungen gemacht. Habe auch noch nie so recht konsequenzen spüren müssen und wer was versuchen sollte: Pech, nicht mit mir.

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dennis_s
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Beitrag So., 05.06.2011, 18:25

Hallo candle,

gut für Dich und irgendwann ... hoffentlich bald ... kann ich Deine Einstellung teilen.

Vielen Dank für Deine Zeit!
Ich werde jetzt den Rechner ausmachen und versuchen, mich auf morgen vorzubereiten.

Gruß,
Dennis

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coyote.ugly
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Beitrag Mo., 06.06.2011, 22:05

ist es mir im Hotel innerhalb von 1 Woche nur einmal gelungen, ein Gespräch mit anderen Hotelgästen zu führen, dass über "Hallo, einen schönen Tag noch" hinausging.
Das finde ich schon mal sehr gut, dass du mehr mit den Leuten redest. Bei ner Dienstreise ist es eigentlich nicht der Normalfall.

Beschreib dein Treffen mit dieser Bekannten und den Schlüssel genauer, wie kommst du zu den Schlüssel und warum ist der Kontakt nur einseitig? Gerne auch per PN

LG
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dennis_s
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Beitrag Di., 07.06.2011, 20:27

Hallo Laplace,

wenn ich mit Kollegen auf Dienstreise bin, dann ist der Kontakt zu anderen Gästen oft minimal, da stimme ich Dir zu. Aber wenn ich allein unterwegs bin, dann findet sich normalerweise immer jemand, der auch alleine ist und mit dem man Small-Talk (Wetter, Sehenswürdigkeiten, ...) halten kann und es waren auch genügend Leute da, die ich hätte ansprechen können, aber irgendwie bin ich nicht über meinen Schatten gesprungen ... wäre auch nicht erwähnenswert, wenn es im Moment kein Muster wäre und es mich nicht stören würde, dass ich außerhalb des Jobs so gar nicht auf neue Leute zugehe.

Diese Bekannte kenne ich schon sehr lange und wir hatten eine gute Vertrauensbasis. Durch einen beruflichen Wechsel hatten wir dann über viele Jahre einen eher sporadischen Kontakt (Telefon & Besuche: so ca. 4 x Jahr), aber ich hatte immer das Gefühl, dass wir trotzdem vertraut geblieben sind. Als ich nun wieder in ihre nähere Umgebung gezogen bin, hatte ich mich bei ihr gemeldet und wollte den Kontakt etwas intensivieren und habe dies auch getan (Auf Leute, die ich kenne, habe ich derzeit deutlich weniger Probleme zuzugehen als auf Unbekannte).

Aufgrund der etwas größeren Distanz zwischen unseren Wohnorten habe ich bei ihr in der Wohnung (auf der Couch) übernachtet und da hat sie mir anfangs dann gleich beim 2. Mal ihren Schlüssel gegeben. Ich hatte mir dabei nichts gedacht, da wir früher auch die Schlüssel getauscht hatten - da ich da noch im Hotel untergekommen war, war der Tausch einseitig.

Irgendwann ist mir ernsthaft aufgefallen, dass immer nur ich anrufe und mich melde und nie die Initiative von ihr ausgeht und vereinbarte Treffen sehr kurzfristig (Freitag Abend für Samstag) von ihr abgesagt wurden.

Da mir der Kontakt wichtig war/ist, habe ich sie darauf angesprochen, wie ich es sehe und wie es bei mir ankommt und ob sie überhaupt den Kontakt will oder ob ich zu anstrengend bin oder zu stark klammere. Ihre Anwort war "Nein, alles ok", aber das Verhalten hat sich das letzte halbe Jahr nicht geändert und darauf habe ich mich entschieden, ihr ihren Schlüssel zurückzugeben, da ich das Gefühl habe, dass wir uns zu sehr entfremdet haben.

Ist jetzt nicht so, dass ich den Kontakt abbrechen will, sondern nur so dass ich den Schlüssel als Symbol für den Wechsel von "Vertraute/Freundin" zu "Bekannte" für mich verwenden will, um meine vielleicht überzogenen Erwartungshaltungen zu reduzieren.

Gruss,
Dennis

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