Extreme Selbstablehnung

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Gespensterkind
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 20.03.2023, 07:22

tania_natalie hat geschrieben: So., 19.03.2023, 21:11 Wenn die Ablehnung und der Gegenwind von Menschen kommt, die mir nichts bedeuten, zu denen ich keinen Zugang finde oder habe, dann wegt das in mir schon Gefühle von: „mir doch egal! ich weiss wer ich bin, warum ich so fühle und lebe wie ich es tue!“
Ja, das ist bestimmt richtig und gesund so. Dazu gehört aber auch, dass man sich selbst bewusst ist, wer man ist und dass man sich auch selbst bewusst ist, was man an sich schätzt oder wie man sich verhalten möchte.
Mir fehlt jetzt dazu der richtige Fachbegriff, aber es gibt dazu irgendeinen...auf jeden Fall hat das was damit zu tun, auf welchem Strukturniveau man sich befindet, bzw. etwas mit "innerer Reife".
Das ist etwas, was man mit der Zeit sich erarbeiten kann. Aber es ist nicht von vorneherein so bei jedem gegeben, der das vielleicht früher ganz anders "mitbekommen" hat. Wenn Du "gelernt" hast: "Du bist nicht gut genug" dann ist es schwierig, die abwertenden Meinungen anderer zu ignorieren. Aber es wäre auf jeden Fall ein sinnvolles Ziel.

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tania_natalie
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Beitrag Mo., 20.03.2023, 07:52

Da hast du sicher recht, das kann ich auch erst seit ein paar Jahren.
Die wenigen Menschen und die eigene Familie, die mich wertschätzen, haben mir da sicher geholfen in diesem Prozess.
Kindheit und Jugend war grauenhaft einsam und geprägt von Gewalt körperlich seelisch und von Missbrauch. Ich hatte keinen Wert und wurde auch so behandelt.
Irgendwann wusste ich, dass man Menschen nicht vertrauen kann und sich nur auf sich selbst verlassen kann, das gab mir Kraft und etwas Sicherheit.
Ich versuchte mir selbst zu helfen, wenn es sonst niemand tut. Kann mir vorstellen, dass diese „kämpfen“ nicht bei jeden die Antwort ist.
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realo2023
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Beitrag Mo., 20.03.2023, 11:26

Die Frage ist, wie kommt man dahin die Selbstliebe zu empfinden, wenn die Entwicklung von so viel Leid, Schmerz und negativer Gefühle geprägt war. Das ist schwierig und klingt kaum logisch. Selbstverletzendes Verhalten im weitesten Sinne oder sich selber in den Eimer verfrachten sind gewohnt und vertraut, irgendjemand hilf dann und so geht es weiter. Selbstliebe heißt auch Eigenverantwortung, wenn ich mich mag und es geht mir gut, hilft niemand mehr, ich kann es alleine. Das ist ein Wandel, der nicht so selbstverständlich funktioniert. Der erste Schritt ist, selbstständig bei irgendetwas ein positives Gefühl zulassen. Nicht, wenn ein Anderer lieb ist oder lobt, da ist das gute Gefühl klar, sondern wenn ich etwas für mich selbst entdecke und das ausleben, etwas Kreatives und Produktives. Die Selbstliebe entsteht, wenn ich mich nach außen so ausdrücken kann wie ich bin, wenn dieses Werk auf mich zurückstrahlt, liebe ich es und liebe mich. Hier im Forum ausgiebig formulieren ist auch nichts anderes. Ich schreibe zum Thema so gut ich kann und dieser Text ist ein Spiegel meiner Seele, es tut mir gut und ist hilfreich. Selbstliebe ist inzwischen ein häufiger Begriff, wir haben es oft in der Kindheit nicht gelernt, weil es die Eltern auch nicht wussten und so holen wir es nach.

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tania_natalie
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Beitrag Mo., 20.03.2023, 17:54

@realo2023 Deine Worte sind erfrischend und machen Mut, sehr optimistisch und tief, freut mich sehr empfindest und lebst du es so. Ohne Eigenständigkeit und Eigenverantwortung keine Selbstliebe, so sehe ich es auch. Mir fällt einfach auf, es ist unglaublich leichter wenn man zuerst geliebt wird, so kann man es lernen. So ganz alleine für sich ist das viel schwieriger. Und wenn kein Partner da ist, immerhin die Wertschätzung von andern hilft sicher auch. Ich hätte es nie ohne Liebe von aussen geschafft mich selbst lieben zu lernen, und ich stehe noch am Anfang. In den Spiegel blicken fällt mir noch heute schwer. Die inneren Bilder die man von früher hat, sitzen tief.
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realo2023
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Beitrag Mi., 22.03.2023, 09:51

Ja da hast Du recht, die inneren grausamen Bilder sitzen tief, sie haben sich in die Seele eingegraben. Nur wie lange will man warten, dass endlich Abhilfe und Gerechtigkeit kommt, wenn sie von außen nicht kommt, nicht kommen kann, denn der Wandel der inneren Bilder lässt sich nur innerlich mit der Seele selbst vollziehen. Eigenliebe kommt weniger durch positiven Zuspruch von außen, sondern mehr, wenn man sich wehrt und Widerstand leistet. Wenn man sein inneres Selbst anerkennen kann und weniger Bestätigung von außen braucht. Selbstliebe ist weniger das Zujubeln der Anderen, als viel mehr das innerlich selbst zujubeln. Das ist jedoch bei extremer Selbstablehnung ein schwieriger Prozess. Denn, wenn es eine seelische Behinderung gibt und das schafft unausweichlich Defizite, dann gilt es diese Behinderung zu akzeptieren wie jede Behinderung und nur so ist innerer Frieden möglich. Es gibt dann natürlich Bereiche die nicht funktionieren, damit kann man sich nur abfinden und das Beste daraus machen. Selbstliebe heißt nicht geliebt werden, sondern weil ich mich selber liebe bin ich gut gelaunt und das mögen die Anderen oder auch nicht.

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tania_natalie
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Beitrag Mi., 22.03.2023, 20:27

Arbeit an sich selbst, so ist es. Gleichzeitig „der Weg zum Ich, geht über das Du.“
Neben Therapie, sind Freundschaften sehr unterstützend. Mut, zu seinen eigenen Schwächen und Mängeln zu stehen, die Bereitschaft zu haben daran zu arbeiten und die Zuversicht, dass es einmal besser wird, ist sicher eine Voraussetzung.
Ich bin ein sehr eigenständiger Mensch und trotzdem hilft es mir enorm, wenn ich reflektieren kann und auch von anderen darin unterstützt werde.
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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 24.03.2023, 21:10

realo2023 hat geschrieben: Mi., 22.03.2023, 09:51Selbstliebe ist weniger das Zujubeln der Anderen, als viel mehr das innerlich selbst zujubeln.


Sehe ich nicht so. Innerlich sich selbst zujubeln ist Narzissmus, nicht Selbstliebe.

Selbstliebe ist eigentlich nicht Selbstliebe Es ist einfach positive Akzeptanz, also das Aufhören mit selbstabwertenden Gedanken und Glaubensvorstellungen plus ein Gefühl von Sicherheit das einen dazu bringt sich einfach zu entspannen.

Es ist einfach zufrieden sein. Es ist das Aufhören mit destruktiven mentalen Aktivitäten. Selbstliebe ist also nicht aktiv etwas tun sondern aufzuhören etwas zu tun, nämlich Selbstabwertung, Selbstbeurteilung.

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Tobe
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Beitrag Sa., 25.03.2023, 04:52

Ich sehe es ähnlich wie Münchnerkindel...

Selbstliebe ist für mich auch ein ziemlich dämlicher Begriff. Erinnert mich auch an selbstverliebt und das wiederum an Narzissmus.
Selbstliebe steht meiner Meinung nach dafür, daß man sich uneingeschränkt selbst annimmt, so wie man eben ist. Also eine Art Selbstakzeptanz.
Hinzu gehört wohl auch, sich selbst mal etwas gutes zu tun, oder sich selbst auch mal etwas zu gönnen. Wo dann eigentlich auch der Selbstwert hinzu gehört.
Im Prinzip schon auch etwas Aktives.

Gegenteilig hierzu steht die Selbstablehnung.

Ich selbst bin ein Mensch mit massiver Selbstablehnung und dies wohl schon sehr lange. Ich kann mich nicht daran erinnern, daß dies mal anders bei mir war.
Für mich ist es schon ein sehr großer Schritt, wenn ich mich weniger intensiv selbst schädige, oder eben nicht so oft.
Für mich ist es sehr oft schon sehr zweifelhaft, wenn ich mich mal zeige und diese Menschen mich scheinbar so annehmen wie ich bin. Da packt mich dann mein Unglaube, daß dies nicht echt sein kann, weil ich dies eben nicht selber spüren und glauben kann.

Ich denke schon, daß da der einzige Weg wirklich ist, daß dieses Annehmen zuerst von außen kommt und dann in kleinen Schritten vielleicht auch selbst übernommen/gelernt werden kann. Vor allem wenn diese Selbstablehnung schon in der frühen Kindheit entstand.

Wie soll Selbstliebe ohne Hilfe von außen in einem selber entstehen, wenn man schon in der Kindheit u.a. von den eigenen Eltern immer abgelehnt, angegriffen, verletzt und gedemütigt wurde? Man von den eigenen Eltern als verrückt, nicht normal, als F...fehler und als Schande betitelt wurde.

Mit solchen Voraussetzungen ist es schon sehr schwer überhaupt von außen annehmen zu können, daß man “okay“ ist, so wie man ist. Dies auch zu glauben und nicht immer wieder in Zweifel zu stellen. Von Liebe ganz zu schweigen. Da ist es dann noch schwerer zu glauben, daß diese echt und ohne irgendwelche Hintergedanken ist.

L.G. Tobe
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
Einsamkeit mit Schicksal verbindest,
Traurigkeit dein Leben hüllt,
weisst du, wie sich meiner einer fühlt.

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