Habe soziale Phobie und wurde zu einer Wanderung eingeladen

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Yalom
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 20
Beiträge: 45

Habe soziale Phobie und wurde zu einer Wanderung eingeladen

Beitrag Do., 13.10.2022, 22:36

Hi,

Ich habe soziale Phobie und eine exMitbewohnerin hat mich zu einer Wanderung mit ihrem Freund und einem anderen Pärchen eingeladen. Ich bin total in Panik! Ich will nicht absagen weil das eine Gelegenheit ist aber ich weiß auch dass das zuviel ist. Bitte redet mit mir über die Interaktionen.

Meine Bedenken:

Ich bin nicht nur das fünfte, ich bin das zehnte Rad am Wagen, wenn ich mit zwei Pärchen wandern gehe.

Wenn die sich untereinander kennen und über ihre Freunde und Beziehungen spreche, habe ich NULL was ich beitragen kann.

Wir würden mit dem Auto zum wandern fahren, das heißt ich kann nicht weg ich würde mich klaustrophobisch fühlen,
aus dem Auto springen wenn es zuviel wird ist fast keine option.

Mir wurde gesagt, dass ich nicht über Kommunikationstechniken nachdenken soll, sondern etwas von mir preisgeben soll.
Hm. Dann mache ich dass da wohl.

Einer der Typen ist Österreicher. Dazu habe ich kein Bezug. Vielleicht guge ich mir youtubevideos an um etwas über deren Mentalität zu erfahren.

Meine Mutter ist Therapeuting. Ich kann echt gut für Frauen der Nice guy Zuhörer über Gefühle sein. Kann ich das überleben wenn ich die dazu sich über ihre Gefühle auszukotzen und ich mich zurücklehne und zuhöre'?

Wenn wir wandern sind wir in der Natur, kann ich das irgendwie nutzen? Also wenn es schön ist, dann wandern wir schweigend.

Das ist ja eine Gemeinschaftsaktivität wenn wir irgendwas erleben oder zusammen lösen müssten, wie Orientierung oder Hindernis überwindung dann gäbe es einen Anlass über den wir reden könnten dann müsste ich mir kein Gesprächsstoff aus dem Ärmel ziehen.


Ja wie ihr seht hab ich nicht genug social skills deswegen brauche ich jemand der nicht sagt mach dir keinen kopf sondern mit mir alle bedenken durchsprecht da ich alles nachträglich lernen muss.

Danke für eure Hilfe.

Werbung

Benutzeravatar

amorfati
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 40
Beiträge: 284

Beitrag Fr., 14.10.2022, 17:41

Hallo Yalom,

weiß denn deine Ex-Mitbewohnerin von deiner sozialen Phobie? Vielleicht wäre das eine Möglichkeit, ihr vorab deine Sorgen mitzuteilen und sie so ein bisschen auf deine Seite zu ziehen.
Das käme dann eventuell deiner ersten Sorge entgegen - wenn sie "eingeweiht" ist, dann wird ihr sicher bewusst sein, dass du ein bisschen mit einbezogen werden solltest und da eben nicht Pärchen auf Pärchen hängt. Wobei das, denke ich, bei halbwegs empathischen Menschen ohnehin nicht der Fall sein wird. Man hat dich eingeladen, du bist quasi "Gast", da versucht man dann auch, dem Gast eben nicht das Gefühl zu geben, er sei unerwünscht.

Zum zweiten Punkt: machste nix dran. So Situationen gibt es einfach. Dann schweigst du eben ein paar Minuten und hörst zu. Ist ja nichts dabei.

Auto: Hast du Techniken, um dich zu beruhigen? Einen Ball in der Jackentasche, den du kneten kannst? Eventuell darum bitten, Musik anzustellen?

Thema Österreich: genauso wie jeder Mensch individuell ist, ist auch nicht Österreicher gleich Österreicher. ;) Eventuell wirst du erstmal Verständnisprobleme haben. Hatte ich jedenfalls früher Mal, der Akzent beim Hochdeutsch reden ist bei manchen Österreichern hart. :anonym: Dann einfach höflich nachfragen. Ansonsten würde ich mich an deiner Stelle da nicht drauf vorbereiten wie auf eine Klausur. In erster Linie hast du da einen Menschen vor dir sitzen, keinen Österreicher. Frag ihn doch einfach ein paar Dinge, die dich an der Mentalität oder anlm Land interessieren - ist doch ein super Gesprächseinstieg!

Den nice guy musst du sicher auch nicht geben. Einfach du selbst sein sollte reichen.

Die Natur kannst du für dich nutzen, wenn du mit Natur auch wirklich etwas anfangen kannst, denke ich. Wandern kann entspannend wirken, wenn man die Umgebung auf sich wirken lässt. Gerüche, Geräusche, Stille in der Natur kann was wunderbares sein. Magst du das denn?

Du schreibst, deine Mutter ist Therapeutin. Kann sie dir nicht auch ein oder zwei Tipps/Skills zur Beruhigung mitgeben? Muss ja nicht in eine Therapiesitzung ausarten.

Oder bist du bereits in Therapie? Und was war deine Motivation, bei der Wanderung einzuwilligen?

Benutzeravatar

caduta
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 54
Beiträge: 358

Beitrag Fr., 14.10.2022, 18:35

Meine Erfahrung ist, dass man mit zuviel krampfhafter Konversation die anderen auch ganz schön abschrecken kann. Wenn jemand dagegen ruhig ist und einfach sein Ding macht, wird er eher als sympathisch wahrgenommen.

Wenn du Schwierigkeiten hast das richtige Thema zu finden warte lieber darauf was die anderen sagen. Das macht es leichter für dich darauf zu reagieren.

Und wenn du etwas sagst, erzähle eher über dich und deine Erfahrungen. Vielleicht von anderen Wanderungen oder von Hobbies die du gerne machst, Filme die dir gefallen, Musik die du magst, eher so was. Nicht so sehr über Probleme oder deine Soziale Phobie o.ä. Zuhören ist natürlich auch gut.

Und ich würde versuchen präsent zu sein, also nicht ständig absondern sondern mit den anderen laufen, auch wenn du nicht viel sagst. Vielleicht aber nicht immer mit den gleichen laufen, sondern auch mal wechseln. Und wenn es dir zuviel wird darfst du auch mal ein Stück alleine laufen. Das nimmt dir normalerweise keiner übel.

Und egal wie es läuft. Es ist auf jeden Fall ein Riesenschritt wenn du die Einladung annimmst und bei der Wanderung mitmachst. Darauf darfst du dann auch stolz sein :thumbsup:

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Yalom
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 20
Beiträge: 45

Beitrag Sa., 15.10.2022, 11:20

amorfati hat geschrieben: Fr., 14.10.2022, 17:41 Hallo Yalom,

weiß denn deine Ex-Mitbewohnerin von deiner sozialen Phobie?...........

Danke für den Tipp mit den Entspannungsball daran habe ich nicht gedacht. Mal sehen ob ich ihn verstehe ich werd heute ein bisschen osterreichisches Tv gugen.
Zuletzt geändert von Pauline am Sa., 15.10.2022, 12:32, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Fullquote entfernt. Bitte keine Komplettzitate - siehe Netiquette- verwenden.

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Yalom
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 20
Beiträge: 45

Beitrag Sa., 15.10.2022, 11:22

caduta hat geschrieben: Fr., 14.10.2022, 18:35 Meine Erfahrung ist, dass man mit zuviel krampfhafter Konversation die anderen auch ganz schön abschrecken kann. Wenn jemand dagegen ruhig ist und einfach sein Ding macht, wird er eher als sympathisch wahrgenommen.
...........

Ich mach mir echt Sorgen darüber was ich machen soll wenn zwei Pärchen miteinander quatschen über deren Bekanntenkreis und was sie so erleben da bin ich doch komplett draußen.
Zuletzt geändert von Pauline am Sa., 15.10.2022, 12:32, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Fullquote entfernt. Bitte keine Komplettzitate - siehe Netiquette- verwenden.

Benutzeravatar

DiemitdemHundgeht
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 25
Beiträge: 104

Beitrag Sa., 15.10.2022, 11:25

Man quatscht ja nicht immer und überall über alles. Wenn du explizit eingeladen wurdest und klar ist, dass du alleine kommst, ist die Wahrscheinlichkeit bei einigermaßen emphatischen und sozialkompetenten Menschen hoch, dass sie ihre Gesprächsthemen auch an dich anpassen.

Benutzeravatar

caduta
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 54
Beiträge: 358

Beitrag Sa., 15.10.2022, 14:16

Yalom hat geschrieben: Sa., 15.10.2022, 11:22 Ich mach mir echt Sorgen darüber was ich machen soll wenn zwei Pärchen miteinander quatschen über deren Bekanntenkreis und was sie so erleben da bin ich doch komplett draußen.
Kann streckenweise tatsächlich passieren, aber es heißt nicht, dass du dann nicht erwünscht bist! Du bist eingeladen worden. Wenn sie dich nicht dabeihaben wollen, hätten sie dich nicht gefragt! Wenn du mal nicht mitreden kannst, einfach nichts sagen, aber trotzdem 'in Kontakt' bleiben (nicht ängstlich zurückziehen).

Wanderungen sind lang und bei jeder Pause und jedem Hüttenstop etc. ändert sich das Gefüge der Unterhaltungen und der Grüppchen. Da kannst du dann immer wieder schauen mit wem du laufen und reden magst, wo und mit wem du dich wohl fühlst.

Benutzeravatar

Gespensterkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 1454

Beitrag Sa., 15.10.2022, 15:29

Vielleicht würde es Dir wirklich helfen - falls Du Dich traust - Deinen Mitwanderern zu sagen, dass Du unsicher bist in sozialen Kontakten.
Und ansonsten: ich finde es toll, wenn Du mit wanderst und es probierst!!

Benutzeravatar

Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 31
Beiträge: 5056

Beitrag Sa., 15.10.2022, 15:55

Ich finde eher auch abschreckend, wenn jemand krampfhaft versucht zu labern und ein Thema zu finden.

Lass die anderen doch miteinander reden, wo ist das Problem?
vielleicht probierst du es mal andersrum: du nimmst dir feste vor die ganze Wanderung über nix zu sagen!
Mal sehen, ob du das durchhältst, hm?
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

Benutzeravatar

diesoderdas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 3693

Beitrag Sa., 17.12.2022, 13:56

Kennt das eine Pärchen denn sicher das andere? Das hatte ich nicht richtig verstanden.
Probier es doch so zu sehen, dass du eingeladen wurdest. Da will dich also jemand gern dabei haben, d.h du bist erwünscht. Sonst wärst du nicht gefragt worden. Und oft ticken Freunde von Freunden ziemlich ähnlich.

Ich kenne sowas ähnliches von einer Bekannten. Sie will sehr ungern zu Treffen mit, wo alle mit Partner da sind und sie nicht.
Da fühlt sie sich auch doof.
Mir hingegen ist das völlig schnuppe, wenn ich allein irgendwo aufkreuze. Ich nehme die Pärchen da auch nicht als "geschlossene Einheit" wahr. Ist ja nicht so, dass die dann ständig aufeinander hängen.
Was ich damit sagen will, ich glaube, das muss nicht real so sein, dass du da das 5. Rad bist, sondern vielleicht eher deine eigene Wertung?
Wenn ich mit Mann unterwegs bin und es kommt eine dritte Person dazu, dann ist das auch eher so, dass dann eben 3 Personen zusammen sind - und nicht 1 Pärchen und 1 Zusatzperson.

So allgemein würde ich sagen, probier nicht Eindruck zu schinden oder irgendeine Show abzuziehen, die nicht deine ist. Das merken die wahrscheinlich sowieso (was aber auch nicht schlimm wäre).
Ich persönlich mags da sehr direkt. Ich weiß von mir, ich komme VIEL besser klar, wenn die anderen Bescheid wissen, dass ich mit etwas Schwierigkeiten haben. Deshalb sage ich es einfach (aber auch nicht immer und nicht jedem und natürlich nicht in jeder x beliebigen Situation, sondern wenn ich es als passend erlebe).
Das soll nun kein Pauschalrezept für jeden sein, aber vielleicht kannst du die Freundin einschätzen, ob so eine Info gut aufgenommen werden würde? Sofern du es ihr nicht schon gesagt hast, wovon ich irgendwie ausgehen würde, wenn ihr befreundet seid.
Falls du so offen sein willst vor den anderen, würde ich das aber nicht überrumpelnd machen. Also nicht anfangen die ganze vielleicht dramatische Lebensgeschichte erzählen.

Eher so: "Hi, bevor wir wir loswandern, ich wollte euch nur kurz sagen, ich tue mir mit anderen Menschen bisschen schwer und bin da unsicher. Falls ich also bisschen ruhig bin oder sonst wie komisch auf euch wirke, dann wundert euch bitte nicht. Fällt mir einfach alles schwer, hat aber nichts mit euch zu tun. Passt das für euch?"
Oder du sagst sogar noch dazu: "Nennt sich soziale Phobie." Oder nimmst dich selbst noch bisschen auf die Schippe und nimmst dadurch Ernsthaftigkeit raus und gibst bisschen Leichtigkeit rein. Mit z.B. "Bin in der Hinsicht einfach bisschen gaga..." - das aber mit einem Lächeln und NICHT mit ernstem dramatischem Gesicht.


Wenn die merken, du stehst ganz einfach dazu, wie es dir geht, zeigst es denen und machst selbst kein großes Ding draus, dann kann das auch eine eventuelle Scheu der anderen vorbeugen. Wenn die locker drauf sind, traut sich vielleicht sogar jemand, dir Fragen dazu zu stellen (z.B. "Darf ich dazu etwas fragen? Seit wann geht es dir denn so? Gehts dir generell mit Menschen so oder nur mit Fremden?")

So würde es zumindest für mich funktionieren. Vielleicht findest du davon etwas passend für dich. Wie gesagt, bestimmt kein Rezept für jeden. Bin aber ziemlich überzeugt davon, dass diese Wandertruppe das schon geschaukelt bekäme, falls du einfach offen sagst, was los ist. Da müssten sie schon sehr trottelig unterwegs sein, wenn das nicht klappen würde.

Und fürs Autofahren: Vielleicht vorher absprechen, ob ihr auch mal eine Zwischenpause machen könnt, wo du mal raus kannst?

Und falls du drüber redest, dann halt nicht NUR darüber, sondern eher als Nebensache.

Benutzeravatar

Sydney-b
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 50
Beiträge: 3672

Beitrag Sa., 17.12.2022, 19:19

Warst du überhaupt bei der Wanderung dabei, oder hast du dich dagegen entschieden?
Falls du dabei gewesen bist, welche neue Erfahrungen konntest du dabei sammeln?

Benutzeravatar

diesoderdas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 3693

Beitrag Sa., 17.12.2022, 19:21

Sydney-b hat geschrieben: Sa., 17.12.2022, 19:19 Warst du überhaupt bei der Wanderung dabei, oder hast du dich dagegen entschieden?
Falls du dabei gewesen bist, welche neue Erfahrungen konntest du dabei sammeln?
Ach herrjee, der Beitrag war ja älter. Oh... Da hatte ich gar nicht drauf geachtet

Benutzeravatar

Sydney-b
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 50
Beiträge: 3672

Beitrag Sa., 17.12.2022, 19:45

Deine Antwort ist trotzdem super und hilfreich!
Auch für Leser, die ein ähnliches Problem haben.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag