Wurstel
seelenversteher21 hat geschrieben: ↑Sa., 09.01.2021, 19:33auch ich kenne das Problem. Bin vom Typ her auch jemand, der schwer Nein sagen kann.
Woher kommt das bei Dir?
Bei mir kommt es daher, weil ich mit meinem "Nein" überaus schlechte Erfahrungen gemacht habe. Entweder hat mein "nein" nichts bewirkt, und die Leute haben so getan, als hätte ich "ja" gesagt. Oder mein Nein hatte schlimme Konsequenzen. So stand ich wegen falscher Behauptungen vor dem Strafrichter, nachdem ich einem Freund (der mir noch 70.000 Schilling schuldig war) nicht weitere 5.000 Euro geborgt habe.
seelenversteher21 hat geschrieben: ↑Sa., 09.01.2021, 19:33Allerdings bin ich inzwischen soweit, dass ich nicht mehr alle Anfragen annehme und mich da auch klarer abgrenzen kann.
Wird das denn von Deiner Umgebung akzeptiert?
Als ich in meine erste Therapie gegangen bin, hieß es alsbald, daß ich noch störrischer und aufmüpfiger geworden bin. (Der Zweck der Therapie war unter anderem der zu erreichen, daß ich mich besser gegen meine Familie und gegen meine Freunde durchsetzen kann und auch meinen Willen erreichen kann. Klar, daß dann insbesondere meine Eltern gegen meinen Therapeuten waren und ihn letztendlich mit Gewalt verscheucht haben.)
seelenversteher21 hat geschrieben: ↑Sa., 09.01.2021, 19:33Für mich ist Freundschaft auch ein Geben und Nehmen. Wenn aber einer nur nimmt und nicht gibt, dann ist das für mich kein Freund mehr. War früher anders, aber jetzt sehe ich das so. Auf so Leute kann ich verzichten.
Ganz so harsch sehe ich das nicht.
Es gibt in meinem Freundes- und Bekanntenkreis Leute, die nicht in der Lage sind zu geben, die können nur nehmen. Das ist ja nicht bei allen Menschen eine böse Absicht; es gibt Menschen, die sind tatsächlich dazu nicht in der Lage - sei es aufgrund ihrer körperlichen Disposition (Körperbehinderung), sei es aufgrund einer Geistesschwäche, sei es aus finanziellen Gründen. (Einer meiner Freunde ist ein Schulfreund aus der Handelsschule für Körperbehinderte. Der hat dann angefangen, in der WGW Wiener Geschützte Werkstätten [die jetzt Reintegra heißt] zu arbeiten, wo er heute noch ist. Der ist ungefähr so alt wie ich und bekommt [soweit ich weiß] einen "Lohn" von EUR 1,20 pro Stunde, was einem Monatslohn von 168 Euro entspricht [dazu bekommt er allerdings ein Gratis-Mittagessen in der Werkskantine und eine Netzkarte für ganz Wien ausgenommen Urlaubszeit]. Das ist zwar unter jedem Kollektivvertrag, aber das wird dadurch umgangen, daß sich dies nicht "Arbeitsverhältnis" nennt sondern "Beschäftigungstherapie". Der geht nicht in Lokale, weil er sich das nicht leisten kann. Daher habe ich ihn öfters eingeladen, was ihm aber sehr peinlich ist, denn er kann ja im Gegenzug nicht mich einladen, weil er sich selber nichtmal ein Sodawasser beim Wirten kaufen kann.)
seelenversteher21, Du mußt da schon etwas differenzieren.
seelenversteher21 hat geschrieben: ↑Sa., 09.01.2021, 19:33Es fällt mir bei manchen Leuten schwer, weil ich mal gut mit ihnen befreundet war, aber es fühlt sich auch gut an.
Für mich nicht. Ich fühle mich unwohl, wenn ich "nein" sage. Ich werde dann immer gefragt: "Bist du ein Freund oder ein A****loch?" Naja, und wer will schon ein A****loch sein?
seelenversteher21 hat geschrieben: ↑Sa., 09.01.2021, 19:33Dafür sind inzwischen neue Freunde dazugekommen, auf die ich mich verlassen kann.
Das ist mir nie gelungen.
Mein "Nein" hat lediglich bewirkt, daß Leute die Bekanntschaft zu mir abgebrochen haben. Einige haben mich sogar angerufen und gesagt, daß sie mich niederschlagen werden, wenn sie mich sehen. (Es ging darum, daß ich einer Frau Geld geborgt hatte, die hat es nicht zurückgezahlt, und als ich es mit gerichtlicher Hilfe zurückholen wollte, wurde mir dies von mehreren ihrer Freunde angedroht, und ich wurde überall angeschwärzt.)
Durch mein "Nein" habe ich nicht nur viele Bekannte verloren und wurde aus den Gesellschaften entfernt, in denen ich vorher integriert war, sodaß ich dann wieder alleine war, sondern ich bekam auch noch die ärgsten Schwierigkeiten. Mein Schwager meinte damals, daß es nicht genügt, "nein" zu sagen, sondern ich muß mir auch im Klaren sein, was für Konsequenzen mein "Nein" hat. Er sagte, daß es ganz klar ist, daß ich aus den ganzen künstlerischen Produktionen entfernt werde, wenn ich meine Brieftasche zumache.
Es sollte zwar nicht so sein, daß Freundschaft am Geld hängt, aber leider sind wir nicht bei "Wünsch' Dir was" sondern im wahren Leben...
Wurstel,
frustriert.