Guten Abend,
ich werde in ein paar Tagen 25, was mich recht traurig macht:
Seit ich denken kann bin ich auf der Suche nach Freunden und möchte unbedingt dazugehören, jedoch hat das nie geklappt, ich war immer Außenseiter, die Leute hielten mich immer für seltsam. Durch einige traumatische Erlebnisse in meiner Kindheit (Vernachlässigung, Vergewaltigungen, Vater Borderliner, Stiefvater im ganzen Dorf als Alkoholiker bekannt, Mutter Messi,..) habe ich selbst eine Borderline-Störung entwickelt, extreme Verlustängste und überhaupt kein Selbstwertgefühl.
Aus diesem Grund war ich seit ich 16 bin immer wieder in Kliniken, bei verschiedenen Therapeuten und Psychiatern und nehme Antidepressiva, Schlaftabletten und Beruhigungsmittel. Ich war oft an dem Punkt, an dem ich dachte ich kann nicht mehr leben. Ich hatte sehr viele kurzlebige Beziehungen und wurde von Männern immer wieder ausgenutzt - war besessen davon einen Mann zu finden, der mich „rettet“, natürlich habe ich genau das Gegenteil angezogen. Noch dringender wollte ich Freunde finden und habe wirklich sehr viel dafür getan (mein ganzes Geld für diverse Leute ausgegeben, mich zu jeder Tages- und Nachtzeit aufgeopfert um für die anderen da zu sein,..), aber ich wurde immer enttäuscht und hintergangen, was auch meine eigene Schuld war - ich war wahnsinnig bedürftig und habe förmlich um jedes noch so kleine Fünkchen Aufmerksamkeit gebettelt. Ich hasste mich selbst und wollte einfach etwas Stabilität in meinem Leben und jemanden, mit dem ich etwas erleben kann.
Mit 15, als die Suizidgedanken sehr akut waren, habe ich mir geschworen, dass ich mir 10 Jahre Zeit geben muss, in denen ich mich nicht umbringen darf, wenn dann immer noch alles so schrecklich ist, gebe ich mir quasi selbst die Erlaubnis dazu, womit ich auch beim Thema bin. Als ich 19 wurde, habe ich dann eine ganz tolle Therapeutin gefunden, bei der ich 4 Jahre lang 1-2 mal wöchentlich Sitzungen hatte. Ich habe mich sehr zum positiven verändert und bin etwas stärker und selbstbewusster geworden, daher fühle ich mich seit gut einem Jahr auch allein, ohne Partner, vollständig, was vorher nie der Fall war.
Mein Hauptproblem aber, dass ich keine Freunde finde, besteht nach wie vor. Bei dieser Thematik konnte mir die Therapie nicht helfen. Ich denke das liegt an meinem Charakter, man kann sagen was man will, aber ich weiß, dass ich eine langweilige Person bin, die kein Wort herausbekommt und sich unbeholfen benimmt. Erst wenn ich Alkohol trinke, werde ich gesprächiger, aber meistens zu gesprächig und peinlich, was wiederum auch nicht gut ankommt.
In meiner Schulzeit habe ich eine einzige Freundin gefunden, die mir sehr am Herzen liegt, die mich aber auch sehr oft traurig macht. Sie hat vor ein paar Jahren einen Freundeskreis gefunden, mit dem sie viel unternimmt, wo ich aber nie mitkommen darf, und der ihr um einiges wichtiger ist als ich. So auch jetzt, wo sie mich an meinem Geburtstag versetzt, weil sie sich lieber mit ihren Freunden trifft. Ich habe schon oft gefragt ob ich mitkommen könne, was bisher jedes mal mit irgendwelchen fadenscheinigen Ausreden verneint wurde und ich habe sehr sehr oft Verständnis dafür gezeigt. Wenn ich offen anspreche, dass mich die Situation traurig macht, wird sie sehr persönlich, verletzt mich seelisch und distanziert sich von mir, deshalb möchte ich keine Auseinandersetzung riskieren, da sie meine einzige Freundin ist.
In der Uni habe ich leider niemanden kennengelernt, mit dem ich hin und wieder etwas unternehmen könnte, obwohl ich mich in der Studienzeit zu vielen verschiedenen Kursen und bei Vereinen angemeldet habe um Leute zu treffen und oft auf Partys war. Inzwischen sollte ich meinen Abschluss eigentlich schon in der Tasche haben, durch die intensive Therapie, konnte ich aber 2 Jahre lang überhaupt nichts für die Uni machen, da meine seelische Verfassung so schlecht war. Meine jetzigen Studienkollegen sind also alle viel jünger als ich und möchten mich nicht dabei haben. Alles in allem fühle ich mich nun mit 25 immer noch wie mit 15. Es hat sich wenig gebessert und ich habe schon seit 10 Jahren überhaupt keine Lust mehr zu leben.
Vor einem Jahr habe ich mir einen Hund gekauft, der mir etwas Kraft gibt, damit ich nicht ganz so einsam bin und ich denke ich kann sagen er ist das einzige, was mich noch am Leben hält. Mit anderen Hundebesitzern habe ich durch die Hundeschule sporadisch Kontakt, ich gehe oft aktiv auf Leute zu, aber irgendwie bilden sich immer Grüppchen, zu denen ich nicht dazugehöre. Ich weiß, ich hab immer noch mich selbst, aber alleine machen Unternehmungen einfach nicht so viel Spaß. Langsam weiß ich einfach nicht was ich noch machen könnte, die Tipps der Therapeutin habe ich umgesetzt, aber trotzdem keine Freunde oder wenigstens Bekannte, mit denen man mal auf einen Kaffee gehen könnte, gefunden.
Entschuldigt bitte den langen Text, ich fühle mich einfach nur verloren und weiß nicht mit wem ich reden könnte..
Einsam, verzweifelt, verloren - was kann ich ändern?
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Thread-EröffnerIn - neu an Bo(a)rd!
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Einsam, verzweifelt, verloren - was kann ich ändern?
Zuletzt geändert von Tristezza am Do., 21.05.2020, 09:24, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Absätze zur besseren Lesbarkeit eingefügt.
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Hallo, bluebirdsfly,
was du beschreibst, kenne ich so ähnlich auch aus meinem Leben.
Inzwischen bin ich für mich dahinter gekommen, dass das Problem, keine Freunde/Bekannte zu haben, tiefere Ursachen hat.
Zwar kenne ich das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, gleichzeitig ist in mir wohl eine große Furcht vor Nähe.
Und so habe ich mein Leben lang alle Versuche, etwas zu ändern, selbst boykottiert und die Erklärung für deren "Misslingen" in meinen Unfähigkeit gesucht.
Es fällt mir immer noch schwer zu glauben (und zu akzeptieren), dass mein Problem mit Nähe/Distanz, mit Abgrenzung so tief sitzt.
Aber es ist war auch in dieser letzten Therapie, die jetzt zu Ende geht, Thema.
Du bist noch jung und die Möglichkeiten sind andere als in der Zeit, als ich jung gewesen bin.
Ich empfehle dir, die "Hintertür" Suizid zu schließen.
Nach meiner Erfahrung gehen Handeln und Denken eher in die destruktive Richtung, so lange diese "Tür" noch offen ist.
Damit habe ich mich immer wieder in schwierige Situationen gebracht, in der stillen Hoffnung, endlich nicht mehr zu können und dem Ganzen ein Ende zu bereiten, endlich Ruhe zu haben.
Der erste Schritt zur Veränderung ist für mich immer die "radikale Akzeptanz" dessen, was nicht veränderbar ist.
Kein leichter, den auch ich immer noch wieder üben muss.
was du beschreibst, kenne ich so ähnlich auch aus meinem Leben.
Inzwischen bin ich für mich dahinter gekommen, dass das Problem, keine Freunde/Bekannte zu haben, tiefere Ursachen hat.
Zwar kenne ich das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, gleichzeitig ist in mir wohl eine große Furcht vor Nähe.
Und so habe ich mein Leben lang alle Versuche, etwas zu ändern, selbst boykottiert und die Erklärung für deren "Misslingen" in meinen Unfähigkeit gesucht.
Es fällt mir immer noch schwer zu glauben (und zu akzeptieren), dass mein Problem mit Nähe/Distanz, mit Abgrenzung so tief sitzt.
Aber es ist war auch in dieser letzten Therapie, die jetzt zu Ende geht, Thema.
Du bist noch jung und die Möglichkeiten sind andere als in der Zeit, als ich jung gewesen bin.
Ich empfehle dir, die "Hintertür" Suizid zu schließen.
Nach meiner Erfahrung gehen Handeln und Denken eher in die destruktive Richtung, so lange diese "Tür" noch offen ist.
Damit habe ich mich immer wieder in schwierige Situationen gebracht, in der stillen Hoffnung, endlich nicht mehr zu können und dem Ganzen ein Ende zu bereiten, endlich Ruhe zu haben.
Der erste Schritt zur Veränderung ist für mich immer die "radikale Akzeptanz" dessen, was nicht veränderbar ist.
Kein leichter, den auch ich immer noch wieder üben muss.
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka
Franz Kafka
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- Forums-Insider
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Der erste Schritt zur Veränderung ist für mich immer die "radikale Akzeptanz" dessen, was nicht veränderbar ist.
Kein leichter, den auch ich immer noch wieder üben muss.
Endlich einmal ein Statement, daß man selten hier im Forum findet. Aber dazu ist man wahrscheinlich erst mit viel Lebenserfahrung, bzw. in einem fortgeschrittenen Alter fähig. Die Situation so zu akzeptieren, wie sie ist, fällt natürlich unheimlich schwer, weil der Mensch ja (eigentlich) ein soziales Wesen ist. Wer will schon des Rest seines Lebens mehr weniger alleine bleiben ?
Nun zu mir: So alt fühle ich mich nun doch nicht, daß ich es auch so akzeptieren kann. Was kann man (als Ü50) dagegen tun ? Die üblichen Vorschläge (VHS, Sport, Disco, Hobbies, ...) greifen meist nicht mehr, im Laufe der Jahre wird man aufgrund schlechter Erfahrungen halt mißtrauisch und vorsichtig mit neuen Bekanntschaften generell. Evtl. sollte ich auch mal ein Termin beim Psychologen machen.
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- [nicht mehr wegzudenken]
- , 31
- Beiträge: 5056
Ich habe dich gelesen, aber ich weiß nicht so recht, wie ich dir hilfreich antworten kann.
Meine einzige Idee ist, vielleicht mal eine Selbsthilfegruppe für Borderliner zu besuchen und darüber vielleicht Kontakte zu knüpfen.
Ich lese da weniger Nähe/Distanz-Probleme raus.
Meine einzige Idee ist, vielleicht mal eine Selbsthilfegruppe für Borderliner zu besuchen und darüber vielleicht Kontakte zu knüpfen.
Ich lese da weniger Nähe/Distanz-Probleme raus.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
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- neu an Bo(a)rd!
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Zu allererst: Ich finde, dass Du auf einem wahnsinnig guten Weg bist.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man selbst häufig blind für die eigenen Fortschritte ist, deshalb wollte ich Dir das sagen. Du hast Dir mit 15 gesagt "wenn dann immer noch alles so schrecklich ist", aber nach allem, was ich lese, bist Du seitdem sehr weit gekommen. Du schaust sehr reflektiert auf Deine Vergangenheit zurück. Und Du sagst, Du fühlst Dich jetzt auch alleine vollständig. Du studierst. Trotz aller Steine im Weg hast Du also Abitur/Matura gemacht, Pläne geschmiedet und bist immer noch am Ball. Du hast Die Kraft und den Mut gefunden, Dich Deinen Problemen zu stellen und damit auseinanderzusetzen, auch wenn es schmerzhaft und unbequem ist. Für all das kannst Du Dir mal selbst ordentlich auf die Schulter klopfen!
Was Freundschaften betrifft, glaube ich nicht, dass es an Deinem Charakter liegt. Ich finde auch nicht, dass es überhaupt so etwas wie langweilige Menschen gibt! Vielmehr denke ich, dass Kontaktschwierigkeiten eher immer daraus resultieren, mit welchem Gefühl und Selbstbild und mit welchen Erwartungen wir uns in den Kontakt begeben (Ganz davon abgesehen, dass man einfach nicht mit jedem Menschen eine gemeinsame Basis findet. Und was wahre Freunde betrifft, kann man sich vermutlich schon glücklich schätzen, wenn man in seinem ganzen Leben auch nur eine handvoll findet.). Aber es braucht eine gewisse Selbstsicherheit und eben auch dieses sich selbst genügen zu können, um ein sicheres Auftreten anderen gegenüber zu haben.
Es könnte sinnvoll sein, in einer Therapie nochmal an das Thema ranzugehen. Vielleicht war damals einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man selbst häufig blind für die eigenen Fortschritte ist, deshalb wollte ich Dir das sagen. Du hast Dir mit 15 gesagt "wenn dann immer noch alles so schrecklich ist", aber nach allem, was ich lese, bist Du seitdem sehr weit gekommen. Du schaust sehr reflektiert auf Deine Vergangenheit zurück. Und Du sagst, Du fühlst Dich jetzt auch alleine vollständig. Du studierst. Trotz aller Steine im Weg hast Du also Abitur/Matura gemacht, Pläne geschmiedet und bist immer noch am Ball. Du hast Die Kraft und den Mut gefunden, Dich Deinen Problemen zu stellen und damit auseinanderzusetzen, auch wenn es schmerzhaft und unbequem ist. Für all das kannst Du Dir mal selbst ordentlich auf die Schulter klopfen!
Was Freundschaften betrifft, glaube ich nicht, dass es an Deinem Charakter liegt. Ich finde auch nicht, dass es überhaupt so etwas wie langweilige Menschen gibt! Vielmehr denke ich, dass Kontaktschwierigkeiten eher immer daraus resultieren, mit welchem Gefühl und Selbstbild und mit welchen Erwartungen wir uns in den Kontakt begeben (Ganz davon abgesehen, dass man einfach nicht mit jedem Menschen eine gemeinsame Basis findet. Und was wahre Freunde betrifft, kann man sich vermutlich schon glücklich schätzen, wenn man in seinem ganzen Leben auch nur eine handvoll findet.). Aber es braucht eine gewisse Selbstsicherheit und eben auch dieses sich selbst genügen zu können, um ein sicheres Auftreten anderen gegenüber zu haben.
Es könnte sinnvoll sein, in einer Therapie nochmal an das Thema ranzugehen. Vielleicht war damals einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
Monday's child is fair of face, Tuesday's child is full of grace
Wednesday's child is full of woe , Thursday's child has far to go
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