Bewerbungen mit Asperger?

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Krang2
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Bewerbungen mit Asperger?

Beitrag Do., 19.01.2017, 23:32

Hallo,

ich habe schon eine lange und frustrierende Zeit von Erwerbslosigkeit, fehlgeschlagenen Praktika, Kursen und schließlich einer durch das JobCenter geförderten Arbeitsstelle hinter mir. Mittlerweile habe ich eine Asperger-Diagnose und befürchte, daß meine Unfähigkeit, mich beruflich zu integrieren, damit zusammenhängen könnte, da die Erwerbslosenquote unter Betroffenen recht hoch sein soll, auch die Quote von Menschen, die weit unter ihrer Qualifikation und/oder ihren Fähigkeiten arbeiten (was mir persönlich aber nichts ausmacht).

Mein Problem ist, daß von der Umwelt (auch von potentiellen Arbeitgebern) grundsätzlich meine Persönlichkeit und meine Intentionen falsch wahrgenommen werden. Ich werde als anstrengend, querulativ, komisch oder widersprüchlich wahrgenommen und kann mich beruflich und noch stärker wirtschaftlich ganz schlecht "verkaufen". Daß meine Motivation eher intrinsisch entsteht, also Geld oder Status mich kaum reizen, macht Kollegen und Arbeitgeber eher feindselig oder wird schamlos ausgenutzt (habe lange gebraucht, um mich davon abzugrenzen). Es wird ebenso selten bis nie wahrgenommen oder geglaubt, daß ich psychisch krank oder behindert sei, weil ich fast perfekt imitieren, schauspielern und meine Bedürfnisse (mein wahres Ich) unterdrücken kann und sehr eloquent, offen und selbstbewußt wirke (also das Gegenteil von Asperger-Klischees). Da ich in Vielem begabt und intelligent bin, werden meine Schwächen und dummen Aktionen oder Äußerungen stets als (böse) Absicht wahrgenommen, schon seit der Grundschule (miese Zeugnisköpfe). Erklärungs- und Rechtfertigungsversuche machten bei meiner letzten Arbeit alles immer schlimmer, bis ich sie verlor. Ich bin fast 40 und habe insgesamt 2 (!) Jahre meines Lebens sozialversicherungspflichtig gearbeitet (Restzeit: Ehrenamt, Erziehungszeit, Praktika, Studium, Kurs, Nebenjobs, Arbeitssuche usw.). Jeder Arbeitgeber wird mißtrauisch, wenn er diesen Lebenslauf unter meinen Zeugnissen sieht (Abi, Studium, Weiterbildung) - es paßt einfach nicht zusammen. Ich habe sogar schon mein Diplom verschwiegen, um als Laborant etwas zu finden und keine hohen Erwartungen zu wecken, da ich mittlerweile vom Stoff nichts mehr weiß und ziemlich verblödet und eingerostet bin. Das ist leider nach hinten losgegangen. Obwohl ich jede Unstimmigkeit schlüssig erklären könnte, würde ich komisch wirken, oder vielleicht gerade deshalb.

Ich wüßte gern, vielleicht von anderen Betroffenen, einen Rat, ob ich meine Diagnose nun weiterhin verschweigen oder offen nennen soll, ob das hilfreich wäre oder mich noch mehr behindern würde. Diese Frage bezieht sich sowohl auf weitere Bewerbungen als auch auf das JobCenter und Arbeitsamt.

Ich befürchte auch, daß die Nennung der Diagnose wiederum falsche Klischeeerwartungen erwecken würde, die ich dann wiederum irritierend nicht erfülle, so daß schlimmstenfalls unterstellt wird, ich hätte mir die Diagnose erschlichen, weil ich faul oder unwillig sei (was schon behauptet worden ist - denn ich rede ja und bin nicht schüchtern!).

Mein Problem Arbeitgebern zu erklären oder selbst zu beseitigen erscheint mir schwierig, da es wie ein unsichtbarer Feind ist, vor allem für die anderen unsichtbar. Wie soll ich glaubhaft erklären, daß der einzige Grund für mein bisheriges Scheitern Mißverständnisse waren? Wie soll ich erklären, daß mir Leichtes oft schwerer fällt als Schwieriges oder mich Stressiges oft weniger belastet als Angenehmes; wenn ich damit anfange, kriege ich noch das Prädikat "kompliziert", obwohl ich es genau umgekehrt empfinde.
Wenn ich im Bewerbungsgespräch Fragen beantworten oder mich darstellen soll, soll ich die erwartbare Version für Normale präsentieren (also das auswendig Gelernte, was mit höchster Wahrscheinlichkeit zur Frage passen wird) oder die Wahrheit (was praktisch z.B. bedeutet, ziemlich viele Fragen mit Gegenfragen beantworten oder ausufernde Monologe halten zu müssen)?

Ich wüßte auch gern, ob ich irgendwo eine Hilfe bekommen kann, die speziell aufs Berufsleben zugeschnitten ist. Das JobCenter und das Arbeitsamt bieten Coachings an, aber die sind nicht auf meine Problematik zugeschnitten, und bei einem bereits stattgefundenen Coaching verstand der Coach mein Problem auch nicht. Er dachte, ich hätte nur Probleme, weil ich alleinerziehend und ohne viel Berufserfahrung sei, obwohl ich ihm erzählte, daß ich vorher auch nichts gefunden hatte.
Zuletzt geändert von Krang2 am Do., 19.01.2017, 23:38, insgesamt 3-mal geändert.

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Krang2
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Beitrag Do., 19.01.2017, 23:34

Teil 2:
Wie finde ich einen Beruf, in dem ich eine Chance habe? Meine fünf momentanen Ideen wurden als unrealistisch abgetan, sollte ich sie dennoch weiterverfolgen? Was mich begeistert, wirkt auf mich stärker als auf andere, ich kann mich wie besessen in etwas hineinsteigern und neige dazu, mich in Träumen und Plänen zu verlieren. Deshalb kann ich nicht objektiv beurteilen, ob ich realistische Ziele habe. Mein Traumberuf fällt ganz weg, für immer.

Geförderte Berufe wie Erzieher, Außendienstler und Altenpfleger halte ich für mich für ungeeignet, weil ich Menschen eher gegen mich aufbringe als für mich gewinne, vor allem in Gruppen. Ich reagiere oft falsch, auch bei meinen Kindern, neige zum Diskutieren, anstatt "empathisch" zu reagieren.

Kennt ihr sonst noch Berufe, in denen man nach Taten bewertet wird und auch in höherem Alter einsteigen kann? Ich traue mir viele Berufe zu, nur was hilft das, wenn mir keiner etwas zutraut?

Sollte ich, wenn nötig, Papiere fälschen (da man hierzulande für alles ein Papier braucht; wenn man es autodidaktisch erlernt, zählt das nichts)? Das Problem ist, wenn mich jemand direkt darauf anspricht, kann ich nicht lügen, höchstens drumrum reden. Erfahrungen anderer sind allerdings, daß selten nachgeprüft wird.

Nachdem ich jahrzehntelang anderen Menschen in allen möglichen Bereichen mit Rat und Tat geholfen habe, bin ich nun endlich an dem Punkt, mir eingestehen zu müssen, daß ich aus eigener Kraft keine (dauerhafte) Arbeit finde. Aber wie bringe ich jemanden dazu, mir das zu glauben?

Wie vermeide ich, falls ich wieder Arbeit finde, daß ich wieder "komisch" oder als "Querulant" wirke?
Wenn ich irgendwo neu bin, zeichne ich mir als Erstes einen Raum- und Schubladenplan auf, warum ist das komisch?
Oder warum nervt es Chefs, wenn man sich eine Aufgabe ganz genau erklären und alle Rückfragen beantworten läßt, damit man später nie wieder fragen muß? Absolut gesehen spart das doch Zeit, auch wenn es beim ersten Mal erst mal mehr Zeit kostet. Außerdem kann ich am konzentriertesten zuhören, wenn ich den Umriß eines Gegenstandes anschaue und im Hintergrund kein Radio pläkt, was ist daran komisch? Überhaupt, wenn ich nachfrage, was komisch ist, dann wird mir sogar gesagt, daß mein Verhalten logisch nachvollziehbar sei, daß das aber eben keiner so mache. Und daß sich Vieles "von selbst" verstehe (wie denn, wenn ich es nicht gelernt habe? Welche Infos haben die anderen, die ich nicht habe?). Wie erkläre ich, daß keine subtile Botschaft dahintersteht, wenn ich etwas geraderücke oder korrigiere usw.? Wenn ich eine Botschaft habe, kann ich mich durchaus formulieren. Und und und. Wer könnte mir helfen?


MariJane
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Beitrag Do., 19.01.2017, 23:38

Bist du aus Deutschland und da beim Jobcenter? Dein Problem schreit geradezu nach einem Jobcoaching...

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Krang2
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Beitrag Do., 19.01.2017, 23:42

Ja, ich bin aus Deutschland, derzeit beziehe ich ALG 1 und aufstockend ALG 2; seit 2017 gibt es laut Arbeitsamt eine Gesetzesänderung, wonach sich die Zuständigkeit bei der Arbeitsvermittlung verlagert hat.
Zuletzt geändert von Krang2 am Do., 19.01.2017, 23:45, insgesamt 1-mal geändert.

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MariJane
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Beitrag Do., 19.01.2017, 23:45

Ok, ich wurde von meinem Jobcenter-Sachbearbeiter geradezu zu einem Jobcoaching überredet und das ist tatsächlich sehr produktiv. Ich weiß natürlich nicht, ob das letztlich was hilft, aber mich bringt das gerade sehr weiter. Ich würde das mal mit dem verantwortlichen Sachbearbeiter besprechen. Also die Frage nach dem Jobcoaching... nicht deine genaueren Probleme...

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Beitrag Do., 19.01.2017, 23:46

Ich hatte bereits 2015 ein Coaching, wo leider diese Hemmnisse weder erkannt noch beseitigt wurden. Ich bekam eine geförderte Teilzeitstelle, die in einer Katastrophe geendet hat (ich werde vor Gericht gehen müssen, um überhaupt mein Arbeitszeugnis zu bekommen).


MariJane
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Beitrag Do., 19.01.2017, 23:54

Die Situation mit deinem letzten Job klingt böse...

Ich weiß nicht, ob du dann noch ein Coaching machen kannst, aber ich würde das abklären. Und dann würde ich dort gezielt mit deinen Fragen kommen. Bei mir ist es so, dass ich genau weiß, wo ich hinwill (da bist du ja auch nicht ganz klar... schon das kann man in einem Coaching erstmal klären) und jetzt eben wirklich Bewerbungssituationen übe, weil ich da Defizite habe.

Ich war sehr ehrlich als es darum ging, was mein Problem ist: Jobeinstieg nach psychischer Erkrankung und hatte erstmal einen unpassenden Coach und jetzt arbeite ich mit einer Coachin, die auch da ein bisschen Ahnung hat und die Probleme besser einschätzen kann und das hilft schon ungemein.

Ich kenn mich mit Asperger nicht aus, aber was hast du denn studiert? Ist das so ne Nerdbranche, wo man diese Diagnose evtl. etwas präsentieren kann und gleich vorwarnt, wer man so ist? In der IT sollen ja viele mit dieser Diagnose arbeiten, da scheint das eher zu adeln...


sine.nomine
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Beitrag Do., 19.01.2017, 23:59

Ich habe die schizoide Persönlichkeitsstörung. Durch die Introvertiertheit ist die Kommunikation immer erschwert, das kenne ich gut. Meine psychischen Einschränkungen werden teilweise auch kaum wahrgenommen, das kenne ich ebenfalls. Man macht sich mit der Zeit Kompensationsstrategien, um Mängel in sozialen Interaktionen auszugleichen. Das kann natürlich den Eindruck erzeugen, als wäre man gar nicht psychisch krank. Aber man ist dadurch nicht man selbst, sondern ist ständig damit beschäftigt, nicht als psychisch krank wahrgenommen zu werden. Mach dir nichts draus. Ich bin schon 30 und habe auch nur knapp 5 SV-Jahre. Dabei hat mich gerade die Arbeit noch mehr psychisch geschädigt, je länger ich berufstätig war. Jetzt warte ich auf den Pensionsbescheid und hoffe der kommt bald, damit ich endlich meine Ruhe habe. Jeder psychisch Kranke ist ja anders. Doch die eine oder andere Parallele zu dir sehe ich schon.
Ich würde die Diagnose beim Arbeitsamt auf jeden Fall erwähnen. Mich wundert auch bei dir deine hohe Bildung, trotz psychischer Krankheit. Wahrscheinlich wirst du deswegen anders bewertet von Firmen. Außerdem wundert mich, dass du angibst alleinerziehend zu sein. Ich dachte Asperger-Diagnostizierte wären Einzelgänger. Du musst aber ein Kind haben, also hattest du wohl auch eine Beziehung früher oder?
Ich schaue beim Zuhören auch meist auf Gegenstände oder Punkte im Raum. Radios mag ich auch nicht, wenn Leute im Raum sind und nicht ich selbst es aufgedreht habe.

Schöne Grüße

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Krang2
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 00:24

@MariJane,
Nein, auch in dieses IT-Klischee passe ich leider nicht, habe damals Biochemie studiert. Welche psychische Erkrankung hattest du und wie hast du einen passenden Coach gefunden bzw. bekommen?
Bewerbungsgespräche verliefen früher so, daß ich dachte, perfekt vorbereitet zu sein und alles super gemacht zu haben, aber offenbar muß es anders gewesen sein, da ich Absagen bekam.

@sine.nomine,
Und auch in dieses Klischee passe ich leider nicht - ich bin absolut kein Einzelgänger, im Gegenteil, ich leide sehr darunter, einsam zu sein! Daß ich Kinder habe, bedeutet nicht, daß ich sexuell normal bin (im Gegenteil, ich bin nekrophil), nur zum Zeugen von Kindern und Aufrechterhaltung einer Beziehung braucht es nun mal meist körperlichen Kontakt. Ich will nicht in Rente, ich bin voll erwerbsfähig und -willig, kriege nur keine echte Chance, mich zu beweisen.

Wie lange und woher weißt du so genau, warum deine Kommunikation mit anderen erschwert ist? Bis vor einem Jahr war ich völlig ratlos, da ich ja nicht introvertiert bin (obwohl das bei Psychotests im Netz herauskommt, aber welcher Introvertierte redet schon soviel wie ich?). Weshalb konntest du nicht du selbst sein? Ich würde anecken, deshalb analysiere ich, was mich anfälliger für Fehleinschätzungen macht. Ich habe nicht das Gefühl, eine Krankheit zu verbergen, sondern einfach nur meine Art zu denken und wahrzunehmen.

Bildung fiel mir leicht, weil die Aufgaben und Erwartungen (für mich) leicht analysierbar sind.

Die Erwartungen an Asperger-Betroffene erfülle ich also genauso wenig wie die an Normale. Das paßt wenigstens zu mir, nirgendwo reinzupassen (ich beherrsche also auch Ironie;-))...


MariJane
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 00:36

Ich hatte ne Psychose. Also was ganz anderes.

Also ich mach ein normales Jobcoaching, was für den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt gedacht ist. Das ich die richtige Coachin gefunden habe, war eher Zufall. Ich bin einfach ehrlich damit umgegangen, dass ich psychische Probleme habe- natürlich nicht im Detail. Der erste Jobcoach konnte damit nicht besonders gut umgehen, aber der Wechsel hat dann geklappt und die neue Coachin war eben gut. Ich glaube aber, dass ich das schon mitgesteuert habe, weil ich eben die psychische Beeinträchtigung ins Spiel gebracht habe. Und ich hab mir einen ziemlich guten Träger gesucht. Eher sozial, ich hätte auch ein Akademikercoaching in einem eher abgehobenen Schuppen machen können mit ganz viel Hokuspokus. Das ist wahrscheinlich schon immer ein bisschen Glücksspiel und auch Bauchgefühl.

Bevor du die Fragen mit uns versuchst zu klären, würde ich wirklich diesen Weg versuchen, weil das ergiebiger sein dürfte als mit eine Forum solche Entscheidungen durchzusprechen. Wenn du in Berlin leben solltest, kann ich dir eine Coachin empfehlen.

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Krang2
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 00:45

Den Coaching-Weg werde ich gern ein weiteres Mal probieren, wenn er mir bewilligt wird. Ich hatte gehofft, daß es im Forum vielleicht Erfahrungsberichte oder Einschätzungen gibt, die mir weiterhelfen könnten, meine Entscheidungen zu treffen. Unser beider Erfahrung ist, daß viele Coaches mit der Betreuung von "Problemfällen" oftmals mangels Ausbildung und Erfahrung überfordert sind (Therapeuten leider übrigens auch). Am ergiebigsten erscheint es mir, möglichst viele Erkenntnisquellen anzuzapfen zu versuchen.


sine.nomine
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 00:47

Hallo Krang2,

aha. Ich sagte ja, jeder psychisch Kranke ist anders. Eine Diagnose muss nicht immer viel aussagen und das Selbstbild ist meist ein anderes, als das Bild, das andere von uns haben.
Naja, ich rede zeitweise auch viel. Aber das hauptsächlich um nicht uninteressant zu werden für Freunde oder um Zwänge und Ticks zu überspielen.

Woher und wie lange ich das so genau weiß? Ich hatte die längste Zeit meines Lebens(eigentlich immer noch) sehr viele Missverständnisse und möchte diese vermeiden, weil sie teils abenteuerliche Folgen hatten und immer noch haben.
Würde ich mich nie auf andere einstellen, würde ich sicher öfter anecken. Man muss aber aufpassen, es anderen nicht immer Recht machen zu wollen. Das wäre falsch.
Vielleicht ist ja genau das das Kranke, dass man von der gesellschaftlichen Norm abweicht und das natürlich Konsequenzen hat, auch wenn andere diese Konsequenzen deutlicher erleben als man selbst.

Also mir war die Introvertiertheit insofern ein Problem, als dass ich dem Schulunterricht aus Desinteresse nicht gefolgt bin. Bald war mir die Schule zuwider, meine Noten wurden schlechter und ich habe nur eine berufsbildende mittlere Schule abgeschlossen, die praktisch fast nutzlos war. Es gibt noch einige bedeutendere Faktoren, wie Ängste und Zwänge, auf die ich nicht näher eingehen will. Jedenfalls hatte das auf meine spätere Lebenszeit weitreichende Auswirkungen.
Zuletzt geändert von sine.nomine am Fr., 20.01.2017, 01:02, insgesamt 1-mal geändert.


MariJane
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 01:01

Probier es einfach nochmal und guck, ob es bewilligt wird und ob dabei dann mehr rumkommt. Dafür ist es evtl. notwendig einfach zu sagen, dass man psychische Probleme hat und sich einen eher einfühlsamen Coach, der damit Erfahrung hat, wünscht oder wie auch immer du dir den Coach vorstellst. Es ist ja keine Seltenheit das Hartz IV Bezieher psychische Probleme haben und ein Jobcoaching in Anspruch nehmen; das heißt, es wird Leute geben, die damit Erfahrung haben. Vielleicht nicht mit Asperger, aber du willst ja auch keine Therapie sondern ein Coaching und einen Job!

Ich kann dir ja mal sagen, was mir durch den Kopf ging: Ich würde mein Diplom nicht unter den Tisch kehren. Ich würde mich da nicht verstecken sozusagen. Ich kann deine Situation nicht so gut einschätzen, weil ich einfach gerade erst das Studium abgeschlossen habe (nach 10 Jahren... auch nicht toll!), deshalb fällt es mir auch schwer, dir wirklich irgendwas zu raten. Aber verkauf dich nicht unter Wert! Das macht am Ende nicht weniger glücklich als arbeitslos zu sein. Ich seh das immer an meiner Mutter, die eine Umschulung gemacht hat, die weniger qualifiziert als ihr Studium ist und jetzt mit dieser Ausbildung arbeitet. Sie ist totunglücklich, obwohl das Geld stimmt. Und du sagst ja von dir, dir gehts nicht ums Geld sondern um die Inhalte. Da kommst du ggf. an deine Grenzen, wenn du was unqualifiziertes annimmst. Das sind so Gedanken, die ich habe. Aber letztlich musst du das wissen, weil es ja auch sein kann, dass dich was inhaltlich ausfüllt, was kein Studium voraussetzt.

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Krang2
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 01:15

@sims-nomine,
Ja, mich deprimiert meine Diagnose eher, als daß sie mir weiterhilft, und sie sagt nichts über mich aus, das zum besseren Verständnis beiträgt.
Das mit den Mißverständnissen kenne ich genauso. Wie vermeidest du sie jetzt, vor allem auf der emotionalen Ebene und der Interpretation von Motiven und Zielen? Ich rede deswegen soviel, weil Sprache nun mal das einzige ist, womit man Mißverständnisse aus der Welt schaffen kann. Hast du einen besseren Weg gefunden? Die Alternative wäre, nichts zu sagen (tun ja viele dann im Zweifelsfall), aber das hieße dann, die Kommunikation ganz aufzugeben. In dem Fall halte ich es für besser, sich zeitweise oder grundsätzlich vom Gegenüber ganz zurückzuziehen, aber das geht im Berufsleben nicht, nur im Privatleben.

Inwiefern hat die Introvertiertheit zum Desinteresse am Inhalt der Fächer geführt? Mein Desinteresse bezog sich nur auf die Mitschüler. Oberflächliches Blabla und geheucheltes Interesse scheint leider auch im Berufsleben gefragt zu sein. Ehrliche Antworten weniger, nur wozu wird dann nachgefragt? Klar ließe sich das dann aus der Situation heraus auch wieder analysieren, aber dazu reicht mein Gehirn nicht mehr aus, ich will ja arbeiten und nicht die Interaktion von fünf Leuten in einem Raum berechnen. Am besten wären 1:1-Situationen bei der Arbeit.

Sich dessen bewußt zu sein, daß man von gesellschaftlichen Normen abweicht, setzt zunächst einmal voraus, alle auswendig zu kennen. Wußtest du schon als Kind, warum du aneckst?

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candle.
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 01:16

Hallo krang2!

Ich kann dir nicht wirklich viel dazu sagen, immerhin bist du jetzt ein Stück weiter mit der Diagnose.
Ich würde die in jedem Fall beim Amt angeben. Ich sehe das auch nicht als Krankheit, sondern als Behinderung. Da kannst du ja nochmal schauen, ob du einen GdB beantragen kannst.

Ich weiß nicht wie die Realität sich darstellt, aber es gab ja so einen regelrechten Hype um Asperger und einem neuen Berufsmarkt für diese Personengruppe. Ich würde das an deiner Stelle mal googlen und gucken, ob du da irgendwas findest in deiner Region.

Von daher sehe ich dieses normale Coaching für dich auch nicht so sinnvoll an, aber vielleicht gibt es ähnliches ja auch für Asperger Betroffene?

Deine Jobprobleme sind ja schon sehr heftig, wobei ich nicht gedacht hätte, dass es so dramatisch endet. Tut mir leid für dich!

Und dann noch eine Frage: Wozu brauchst du eine Skizze von deinem Arbeitsplatz? Für mich als Beispiel ergibt das gar keinen Sinn.

Ach so: Hast du schon mal in ein Asperger Forum reingeschaut? Vielleicht könnte das weiterhelfen?

Lieben Gruß!
candle
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