Wie lange klingt Burnout nach?
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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Wie lange klingt Burnout nach?
Hallo,
ich bin vor 3 Jahren mit Burnout aus einem furchtbaren Job gegangen, den ich nur aus "Vernunftsgründen" angenommen hatte, weil er als sicher und gut bezahlt galt. Ich hatte also kein Burnout, weil ich mich da sooo sehr engagiert habe, sondern weil mir die Arbeit absolut zuwider war und ich gar nicht extrem geeignet war. Mich fraß der Job dann auf, weil es keine Abgrenzung mehr zum Privatleben gab und so schwappte die Hölle irgendwann über mich.
ich war über ein Jahr lang krank geschrieben mit Therapie etc und habe mein Leben dann grundlegend geändert, hab das Land verlassen und angefangen so zu leben, wie es mir eigentlich entspricht, und dazu gehört für mich auch die Selbstständigkeit. Bin jetzt eigentlich glücklicher denn je, fleißiger denn je, bringe mehr Qualität denn je, vor 2 Jahren habe ich die Therapie beendet und galt als vielversprechender Kandidat ohne Rückfallwahrscheinlichkeit.
Ich hatte früher einen Job mit lauter und unruhiger Umgebung, sehr lange Arbeitszeiten, war immer gehetzt, konnte nicht schlafen, all das. Jetzt bin ich von unglaublich viel Ruhe umgeben, arbeite am liebsten alleine und brauche auch unglaublich viele Phasen des Alleinseins, sowohl fürs Arbeiten als auch fürs Reflektieren.
Inzwischen coache ich sogar Menschen in Lebenskrisen, ich hatte also den Eindruck, ich würde selbst inzwischen sicher schwimmen können und sei nun immun was eigene Krisen angeht.
Allerdings merke ich, dass selbst nach 3 Jahren bestimmte Dinge bei mir wieder Panik auslösen, bestimmte Situationen, die mich an etwas erinnern. Oder auch Unruhe. Ich werde sehr nervös, wenn ich nicht meine Zeiten allein haben kann und wenn ich zu lange fremdbestimmt bin. Und heute war ich in der Stadt im Einkaufstrubel und überall waren Menschen und alle waren am reden und schieben, dabei war es gar keine extreme Situation. Ich wurd aber immer gereizter, dass ich mich irgendwann nicht mehr auf den Einkauf konzentrieren konnte, und kurz drauf und dran gewesen war, Leute um mich herum wegzuschubsen. Ziemlich irrational. Und später hörte ich mehrere Minuten lang Rauschen in den Ohren, stand also irgendwie unter extremen Stress und konnte auch daheim angelangt nur starr herumsitzen und nichts tun, wie damals beim Burnout.
Wisst ihr, ob sich Burnout auch nach so langer Zeit noch bemerkbar machen kann? Und ist es eurer Meinung nach ein Zeichen für Schwäche/ein Problem oder eher normal?
ich bin vor 3 Jahren mit Burnout aus einem furchtbaren Job gegangen, den ich nur aus "Vernunftsgründen" angenommen hatte, weil er als sicher und gut bezahlt galt. Ich hatte also kein Burnout, weil ich mich da sooo sehr engagiert habe, sondern weil mir die Arbeit absolut zuwider war und ich gar nicht extrem geeignet war. Mich fraß der Job dann auf, weil es keine Abgrenzung mehr zum Privatleben gab und so schwappte die Hölle irgendwann über mich.
ich war über ein Jahr lang krank geschrieben mit Therapie etc und habe mein Leben dann grundlegend geändert, hab das Land verlassen und angefangen so zu leben, wie es mir eigentlich entspricht, und dazu gehört für mich auch die Selbstständigkeit. Bin jetzt eigentlich glücklicher denn je, fleißiger denn je, bringe mehr Qualität denn je, vor 2 Jahren habe ich die Therapie beendet und galt als vielversprechender Kandidat ohne Rückfallwahrscheinlichkeit.
Ich hatte früher einen Job mit lauter und unruhiger Umgebung, sehr lange Arbeitszeiten, war immer gehetzt, konnte nicht schlafen, all das. Jetzt bin ich von unglaublich viel Ruhe umgeben, arbeite am liebsten alleine und brauche auch unglaublich viele Phasen des Alleinseins, sowohl fürs Arbeiten als auch fürs Reflektieren.
Inzwischen coache ich sogar Menschen in Lebenskrisen, ich hatte also den Eindruck, ich würde selbst inzwischen sicher schwimmen können und sei nun immun was eigene Krisen angeht.
Allerdings merke ich, dass selbst nach 3 Jahren bestimmte Dinge bei mir wieder Panik auslösen, bestimmte Situationen, die mich an etwas erinnern. Oder auch Unruhe. Ich werde sehr nervös, wenn ich nicht meine Zeiten allein haben kann und wenn ich zu lange fremdbestimmt bin. Und heute war ich in der Stadt im Einkaufstrubel und überall waren Menschen und alle waren am reden und schieben, dabei war es gar keine extreme Situation. Ich wurd aber immer gereizter, dass ich mich irgendwann nicht mehr auf den Einkauf konzentrieren konnte, und kurz drauf und dran gewesen war, Leute um mich herum wegzuschubsen. Ziemlich irrational. Und später hörte ich mehrere Minuten lang Rauschen in den Ohren, stand also irgendwie unter extremen Stress und konnte auch daheim angelangt nur starr herumsitzen und nichts tun, wie damals beim Burnout.
Wisst ihr, ob sich Burnout auch nach so langer Zeit noch bemerkbar machen kann? Und ist es eurer Meinung nach ein Zeichen für Schwäche/ein Problem oder eher normal?
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Woher bist Du Dir so sichter, daß diese Symptome vom Burnout kommen?Cat ist frei hat geschrieben:Wisst ihr, ob sich Burnout auch nach so langer Zeit noch bemerkbar machen kann?
Der Mensch ist auf solche großen Menschenansammlungen nicht ausgelegt. Sowas bedeutet IMMER Stress.
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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Die Leute um mich herum schienen alle guter Dinge zu sein. Ich war mit 3 Personen da und die hielten mich alle für übergeschnappt, denn es sei weder besonders laut noch besonders voll gewesen. Früher hab ich das auch locker genommen, deswegen tippte ich jetzt auf das Burnout. Im Job war ich auch oft viele Stunden von drei dutzend Personen umgeben und alle ziemlich laut dabei, so dass ich oft noch im Bett deren ganze Stimmen im Kopf nachklingen hatte, die alle was von mir wollten und mich laufend gerufen haben. Ganz früher hat mich so eine Geräuschkulisse nicht gestört.
Das ist nur vorgespielt.Cat ist frei hat geschrieben:Die Leute um mich herum schienen alle guter Dinge zu sein.
Unter Zuhilfenahme diverser Erkenntnisse aus den Bereichen Anthropologie, Medizin, Psychologie und insbesondere Psychoakustik kann ich Dir eines sagen: Alles, was lauter ist als das Rauschen der Blätter im Wind und dauerhaft (über mehrere Stunden) auf Dich einwirkt, wird Dich auf die eine oder andere Weise krank machen.Cat ist frei hat geschrieben:Ich war mit 3 Personen da und die hielten mich alle für übergeschnappt, denn es sei weder besonders laut noch besonders voll gewesen.
An Burnout zu erkranken fällt für Dich nicht unter Störung?Cat ist frei hat geschrieben:Im Job war ich auch oft viele Stunden von drei dutzend Personen umgeben und alle ziemlich laut dabei, so dass ich oft noch im Bett deren ganze Stimmen im Kopf nachklingen hatte, die alle was von mir wollten und mich laufend gerufen haben. Ganz früher hat mich so eine Geräuschkulisse nicht gestört.
Daß Dich heute solche Dinge stören, ist ein Zeichen von Gesundheit, nicht von Krankheit. Deswegen ist es ja so schwer, aus der "Maschine" auszusteigen, man denkt ständig, man wäre krank, weil man nicht mehr in der Lage ist, solche Dinge auszuhalten …
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Eine Frage, die ich mir auch stelle. Mein Burnout ist jetzt sechs Jahre her und ich weiß mittlerweile, dass ich nie wieder "hergestellt" sein werde. Manchmal macht mich das fertig, weil ich von mir erwarte, wieder die alte Zugkraft zu entwickeln und wieder "wie früher" alles auch gegen meinen Willen durchziehen zu können. Mein Pflichtbewusstsein, mein Qualitätsanspruch, mein Verantwortungsgefühl, mein bedingungsloses Einlassen auf Projekte, meine Ausdauer, mein Einsatz und so weiter habe ich doch immer als Stärke gesehen und es wäre doch so schön, wieder so stark zu sein.Cat ist frei hat geschrieben:Wie lange klingt Burnout nach?
Aber ich bin es nicht mehr.
Nicht bloß das, es gibt gewisse Dinge, da bin ich sofort, auf Schlag, völlig durch den Wind. Etwa, wenn Behörden oder behördenähnliche Institutionen irgendwie auch nur den kleinen Finger nach mir ausstrecken. Ein Telefonat, ein Brief, ein E-Mail kann da schon reichen, und ich breche zusammen.
Ebenso bin ich viel, viel, viel Geräuschempfindlicher geworden. Ich liebe die absolute Stille, die es leider eh viel zu selten gibt. Schnell werden Geräusche oder Stimmen zu laut, kreischen in meinem Schädel und ich muss das Weite suchen.
Oft hasse ich mich dann dafür, weil ich so schwach bin, so geschädigt. Dann aber wird mir klar, dass ich nie wirklich stärker war. Wäre ich es gewesen, hätte ich kein Bournout gehabt, oder? Ich habe also auf Pump gewirtschaftet. Ich habe meine Ressourcen verschwendet und ein gigantisches Minus erzeugt. Die Schulden werde ich vielleicht den Rest meines Lebens abbezahlen müssen. Die Form will nicht wiederkommen – und es ist gut so. Defintiv, so kenne ich mich, würde ich wieder in das Verhaltensmuster fallen, alles zu schaffen, nichts zu brauchen. Ich neige trotz allem immer noch dazu, nur dass ich diesmal wesentlich schneller an meine Grenzen stoße. Mein "selbstschädigendes" Leistungsverhalten wird also unmittelbarer bestraft und so lerne ich dann auch eher, Pausen zu machen, Ruhe zu geben, es sein zu lassen. Da ich mein eigener Chef bin, habe ich auch die Möglichkeit dazu und kann mir nach einem mühsamen Telefonat einen Tag Ruhe gönnen, um wieder ruterzukommen. Könnte ich in keinem Job.
Ich hätte es schon als Kind lernen müssen: NEIN sagen, und tu mir immer noch schwer. Wenn eine gesellige Runde auf mich wartet, und ich pack das nicht, schaffe ich es immer noch kaum, einfach fernzubleiben. Ist doch unterhaltsam, spaßig und man kann die doch nicht hängenlassen. Wie sollten die verstehen, dass das, was sie aufbaut, entspannt, worauf sie sich freuen, mich fertigmacht, stresst, mehr Kraft raubt, als bringt? Ich neige oft dazu, dann die folgenden Tage als "verloren" anzusehen, weil ich mich erholen muss, als im Vorfeld NEIN zu sagen. Aber vielleicht lerne ich das auch noch. Nur habe ich wiederum Angst, völlig zu vereinsamen, habe schon jetzt kaum Kontakte.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]
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@Rezna
Die Beschreibung Deiner Verhaltensmuster "einst & jetzt" ist sehr hilfreich für mich, weil ich ja nie mit meinen Burn-out-Phasen in ärztlichen Karteikarten aufscheine. Ich habe dann meist Unfälle usw., die durch die Erschöpfung verursacht werden. Es passiert mir noch ab und zu, dass ich in einem inneren Gedankenstrudel bin und dann - ohne dass es ein Hindernis geben würde - mit dem Fuß wegknicke und dann frage ich mich: "Armes Gehirn, nicht nur Bewegungszentrum, sondern auch "Grübelzentrum" frisst so viel Energie weg! Das eine muss sein, das andere nicht."
Ich habe das aber noch nicht so bei mir aufgedeckt, dass ich nicht mehr auf die Karotten vor meiner Nase von einstmals anspringe und lostrottle, ... irgendwie verachte ich mich dafür, dass ich manche Ziele seit dem großen "Leistungsknick" nicht mehr anpeilen kann.
Liebe Reza,
sind Deine Erkenntnisse hauptsächlich die Früchte Deiner Therapiearbeit ?
Die Beschreibung Deiner Verhaltensmuster "einst & jetzt" ist sehr hilfreich für mich, weil ich ja nie mit meinen Burn-out-Phasen in ärztlichen Karteikarten aufscheine. Ich habe dann meist Unfälle usw., die durch die Erschöpfung verursacht werden. Es passiert mir noch ab und zu, dass ich in einem inneren Gedankenstrudel bin und dann - ohne dass es ein Hindernis geben würde - mit dem Fuß wegknicke und dann frage ich mich: "Armes Gehirn, nicht nur Bewegungszentrum, sondern auch "Grübelzentrum" frisst so viel Energie weg! Das eine muss sein, das andere nicht."
Ich habe das aber noch nicht so bei mir aufgedeckt, dass ich nicht mehr auf die Karotten vor meiner Nase von einstmals anspringe und lostrottle, ... irgendwie verachte ich mich dafür, dass ich manche Ziele seit dem großen "Leistungsknick" nicht mehr anpeilen kann.
Liebe Reza,
sind Deine Erkenntnisse hauptsächlich die Früchte Deiner Therapiearbeit ?
@Rezna
Sehr treffender Beitrag von Dir! Die Sache sieht bei mir sehr ähnlich aus, ich habe mich von meinem Burnout nie mehr richtig erholt. Mein Arbeitsalltag kostet mich sehr viel Kraft, sodass fürs Privatleben kaum noch Energie übrig bleibt. Im Gegensatz zu Dir sage ich allerdings Einladungen, Parties sehr häufig ab, weil ich nicht die Energie hätte, mit all den Leuten zusammen zu sein und Erwartungen zu erfüllen. Ich habe große Angst, aus 'dem System zu fallen', weswegen ich derzeit nicht wage, meinen Vollzeitjob (der mich ziemlich fertig macht), aufzugeben.
Ich führe ein zurückgezogenes Leben, aus Selbstschutz. Manchmal habe ich Angst vor Vereinsamung, aber ich sehne mich nach Reizarmut, Alleinsein und Ruhe. Bzw. ist es der einzige Weg, runter zu kommen am Wochenende. Je älter ich werde, desto weniger macht mir das Alleinsein Angst. Es ist die logische Konsequenz meines Schutzwalls.
Sehr treffender Beitrag von Dir! Die Sache sieht bei mir sehr ähnlich aus, ich habe mich von meinem Burnout nie mehr richtig erholt. Mein Arbeitsalltag kostet mich sehr viel Kraft, sodass fürs Privatleben kaum noch Energie übrig bleibt. Im Gegensatz zu Dir sage ich allerdings Einladungen, Parties sehr häufig ab, weil ich nicht die Energie hätte, mit all den Leuten zusammen zu sein und Erwartungen zu erfüllen. Ich habe große Angst, aus 'dem System zu fallen', weswegen ich derzeit nicht wage, meinen Vollzeitjob (der mich ziemlich fertig macht), aufzugeben.
Ich führe ein zurückgezogenes Leben, aus Selbstschutz. Manchmal habe ich Angst vor Vereinsamung, aber ich sehne mich nach Reizarmut, Alleinsein und Ruhe. Bzw. ist es der einzige Weg, runter zu kommen am Wochenende. Je älter ich werde, desto weniger macht mir das Alleinsein Angst. Es ist die logische Konsequenz meines Schutzwalls.
Ich habe zwar Therapie gemacht, die in bestimmten Bereichen geholfen hat, diese Erkenntnisse aber musste ich mit meiner Haut machen. Vor allem, wenn man das erste Mal wieder Lebendigkeit und Energie verspürt und denkt, jetzt ist wieder alles wie früher, man ist geheilt, und den Drang verspürt, die vergangenen, als faul erlebten, Zeiten der Unfähigkeit wettzumachen. Zack. Am nächten Tag liegt man wieder. Man erlebt also so alle zwei bis drei Wochen dieses Hoch, überfordert sich prompt und, peng, liegt wieder auf der Matte. Irgendwann MUSSTE ich also begreifen und lernen, mit der Kraft zu haushalten. Mir passiert es immer noch, dass ich gelegentlich, vor allem wenn ich mich wirklich toll fühle, die Welt aus den Angeln heben zu wollen, die Depression folgt auf dem Fuße und ich zahle jedes Mal mit dem Loch. Dann beginnt man nachzudenken und zu verstehen. Mein bisheriges Agieren ist der Grund meiner Zusammenbrüche. Also Energie dosieren und auch wenn es mir gut geht Pausen einlegen und Bedürfnisse wahrnehmen. Naja, ich lernte und lerne es auf die harte Tour, was wohl Bournout-Typisch ist. Wenn mir jemand erzählen will, wie ich tun soll, wehre ich das gerne ab, weil ich bin ja kein Weichei.Sonnenschein007 hat geschrieben:… sind Deine Erkenntnisse hauptsächlich die Früchte Deiner Therapiearbeit ?
Geht mir auch so. Wobei es bei mir weniger mit Wochenenden zu tun hat sondern immer anlassbezogen ist.Joris hat geschrieben:Ich führe ein zurückgezogenes Leben, aus Selbstschutz. Manchmal habe ich Angst vor Vereinsamung, aber ich sehne mich nach Reizarmut, Alleinsein und Ruhe. Bzw. ist es der einzige Weg, runter zu kommen am Wochenende. Je älter ich werde, desto weniger macht mir das Alleinsein Angst. Es ist die logische Konsequenz meines Schutzwalls.
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Wie kann man sich bezüglich Burnout-Prophylaxe austesten lassen? Ich habe meine eigene Theorie aufgestellt, dass es m.M. nach einen signifikanten Zusammenhang zw. Hochsensibilität und Burnout gibt / geben muss. Ein sehr schwieriges Thema... Soll man Aufzeichnungen machen?
Nicht zu unterschätzen ist, dass die Verträglichkeit von Lärm und Hektik bis zu einem gewissen Punkt Gewohnheit ist. Und ebenso, wie sich eine gewisse Resistenz entwickeln lässt, verliert sie sich auch wieder.
Ich denke, man braucht keine Hochsensibilität, um die Masse an Eindrücken und Informationen nicht mehr verarbeiten zu können.
Alles will Aufmerksamkeit. Vor allem Werbung. Die wird ja auch sehr psychologisch angegangen. Man weiß, was Signalfarben sind, welche Farben und Töne das innere Alarmsystem aktivieren und damit Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Dabei versuchen sich die Firmen und Medien gegenseitig zu übertrumpfen. Also um neben dem eh schon schreienden Konkurrenten bestehen zu können, um aus der Masse an Schreienden hervorzustechen, muss man noch lauter sein. Zudem kommt, dass Viele dem permanenten Lärm etwa durch Radio und Co. nicht entgehen können, da sich dauernd irgendein Kollege oder Familienmitglied berieseln lassen muss, zusätzlich zum Verkehrslärm, der Musik in Geschäften und Fahrstühlen, Sirenen und Signalhörnern, Motoren und Telefonklingeln, Piepser aus Maschinen, die auf etwas aufmerksam machen. Das sind mal die Sachen, die auf uns einströmen, ohne dass wir wollen oder aktiv an Informationsgewinnung dran sind. Eine unerträglich laute, hektische Umwelt. Dann kommt hinzu, dass heute jeder ein Vielfaches an Informationen bearbeitet als noch vor einigen Jahren. Mal einen Brief schreiben und sonst keine Eindrücke haben? In der Zeit schreibt man heute drei E-Mails, führt zwei Telefonate, nebenbei bearbeitet man eine persönliche Anfrage eines Kollegen oder Kunden während rund ums E-Mail eine Menge Werbung oder andere visuelle Eindrücke auf einen einprasseln.
Die meisten Leute geben sich zu all dem Stress dann abends auch noch Fernsehen oder Internet und/oder werden durch Familienmitglieder in diesen Medienwahn mitgenommen. Zeit haben für seine Arbeit? Einfach mal eine Stunde nicht von massenhaft Eindrücken bombardiert werden? Das ist heute ein Luxus den sich kaum einer leisten kann oder will.
Ich lebe ein Leben, in dem ich mich so weit wie nur möglich von äußeren Eindrücken abschotte und dennoch ist es oft zuviel.
Eine Hochsensibilität habe ich laut Tests allerdings auch. Schon vor meinem Burnout zum Beispiel hat mich die Flut an Eindrücken eines Einkaufszentrums regelmäßig schon nach relativ kurzer Zeit depressiv gemacht, sodaß ich das Gefühl hatte, nur noch auf allen vieren aus dem Zentrum zu kommen. Auf meiner Wunschliste stehen Schalldämpfer, also diese Kopfhörer für Baustellen, nur um zumindest für eine Stunde Ruhe zu haben. Leider wohne ich an einer Straße, da ist immer Krach. In meiner letzten Arbeitstelle habe ich irgendwann Oropax in die Ohren gestopft, weil ich dachte, ich drehe durch. Dazu das Neonlicht, das immer irgendwie geflackert hat, nicht sichtbar, aber ich hab es trotzdem wahrgenommen und wurde davon regelmäßig erschlagen. Sich irgendwo heulend zusammenkauern, einfach, weil man mal für EIN PAAR MINUTEN keinen Input will, keine Eindrücke, das kenne ich nur zu gut.
Alles will Aufmerksamkeit. Vor allem Werbung. Die wird ja auch sehr psychologisch angegangen. Man weiß, was Signalfarben sind, welche Farben und Töne das innere Alarmsystem aktivieren und damit Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Dabei versuchen sich die Firmen und Medien gegenseitig zu übertrumpfen. Also um neben dem eh schon schreienden Konkurrenten bestehen zu können, um aus der Masse an Schreienden hervorzustechen, muss man noch lauter sein. Zudem kommt, dass Viele dem permanenten Lärm etwa durch Radio und Co. nicht entgehen können, da sich dauernd irgendein Kollege oder Familienmitglied berieseln lassen muss, zusätzlich zum Verkehrslärm, der Musik in Geschäften und Fahrstühlen, Sirenen und Signalhörnern, Motoren und Telefonklingeln, Piepser aus Maschinen, die auf etwas aufmerksam machen. Das sind mal die Sachen, die auf uns einströmen, ohne dass wir wollen oder aktiv an Informationsgewinnung dran sind. Eine unerträglich laute, hektische Umwelt. Dann kommt hinzu, dass heute jeder ein Vielfaches an Informationen bearbeitet als noch vor einigen Jahren. Mal einen Brief schreiben und sonst keine Eindrücke haben? In der Zeit schreibt man heute drei E-Mails, führt zwei Telefonate, nebenbei bearbeitet man eine persönliche Anfrage eines Kollegen oder Kunden während rund ums E-Mail eine Menge Werbung oder andere visuelle Eindrücke auf einen einprasseln.
Die meisten Leute geben sich zu all dem Stress dann abends auch noch Fernsehen oder Internet und/oder werden durch Familienmitglieder in diesen Medienwahn mitgenommen. Zeit haben für seine Arbeit? Einfach mal eine Stunde nicht von massenhaft Eindrücken bombardiert werden? Das ist heute ein Luxus den sich kaum einer leisten kann oder will.
Ich lebe ein Leben, in dem ich mich so weit wie nur möglich von äußeren Eindrücken abschotte und dennoch ist es oft zuviel.
Eine Hochsensibilität habe ich laut Tests allerdings auch. Schon vor meinem Burnout zum Beispiel hat mich die Flut an Eindrücken eines Einkaufszentrums regelmäßig schon nach relativ kurzer Zeit depressiv gemacht, sodaß ich das Gefühl hatte, nur noch auf allen vieren aus dem Zentrum zu kommen. Auf meiner Wunschliste stehen Schalldämpfer, also diese Kopfhörer für Baustellen, nur um zumindest für eine Stunde Ruhe zu haben. Leider wohne ich an einer Straße, da ist immer Krach. In meiner letzten Arbeitstelle habe ich irgendwann Oropax in die Ohren gestopft, weil ich dachte, ich drehe durch. Dazu das Neonlicht, das immer irgendwie geflackert hat, nicht sichtbar, aber ich hab es trotzdem wahrgenommen und wurde davon regelmäßig erschlagen. Sich irgendwo heulend zusammenkauern, einfach, weil man mal für EIN PAAR MINUTEN keinen Input will, keine Eindrücke, das kenne ich nur zu gut.
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Interessant, dass wir (Ex)-Burnoutler alle mit dem Aspekt der zu vielen Reize und Ruhe kämpfen. Und ich dachte noch das sei nur bei mir so und hätte auch nichts mit dem Burnout zu tun gehabt. Ich sehne mich nämlich eigentlich nach mehr Action, aber kaum bekomme ich zu viel Action geboten, werde ich nervös und muss mich zurück ziehen. Dann ist mir alles zu voll und zu laut und zu oberflächlich.
Denn im Alltag würde ich noch immer behaupten, sehe ich keine Burnout-Überbleibsel bei mir mehr.
Denn im Alltag würde ich noch immer behaupten, sehe ich keine Burnout-Überbleibsel bei mir mehr.
Ich bin selbst auch hochsensibel und ich denke, dass ein beträchtlicher Teil der von Burnout Betroffenen ebenfalls hochsensibel ist. Damit ist man schon per Veranlagung anfälliger für Erschöpfungsreaktionen.
Die ständige Reizüberflutung bereitet meiner Meinung nach den Boden; und die Überlastung in der Arbeit gibt einem dann den Rest.
Einkaufszentren sind für mich kaum erträglich. Eine Stunde in so einem Ding und ich muss davonrennen. Ich habe das Glück, eine sehr ruhige Wohnung gefunden zu haben, nur nützt auch das nicht viel, wenn ich jeden Tag 10 bis 12 Stunden in der Arbeit bzw. öffentlichen Verkehrsmitteln verbringe.
Das grundlegende Problem für mich ist, niemals genügend Ruhe zu bekommen im Alltag. Nur im Urlaub gelingt das manchmal, aber auch nur, wenn ich bewusst wenig unternehme, mich zurückziehe, kein Radio höre, kein Fernsehen, sondern die Ruhe suche. Ich überlege, ob ich nicht doch lieber aufs Land ziehen sollte, nur wird dann die Pendelei zur Arbeit viel länger, wieder ein Stressfaktor.
Jedenfalls, je älter ich werde, desto mehr drängt es mich zu einem ruhigen Leben hin. Das passiert eigentlich automatisch durch eine zunehmende Intoleranz gegenüber Reizüberflutung und Übermaß.
Die ständige Reizüberflutung bereitet meiner Meinung nach den Boden; und die Überlastung in der Arbeit gibt einem dann den Rest.
Einkaufszentren sind für mich kaum erträglich. Eine Stunde in so einem Ding und ich muss davonrennen. Ich habe das Glück, eine sehr ruhige Wohnung gefunden zu haben, nur nützt auch das nicht viel, wenn ich jeden Tag 10 bis 12 Stunden in der Arbeit bzw. öffentlichen Verkehrsmitteln verbringe.
Das grundlegende Problem für mich ist, niemals genügend Ruhe zu bekommen im Alltag. Nur im Urlaub gelingt das manchmal, aber auch nur, wenn ich bewusst wenig unternehme, mich zurückziehe, kein Radio höre, kein Fernsehen, sondern die Ruhe suche. Ich überlege, ob ich nicht doch lieber aufs Land ziehen sollte, nur wird dann die Pendelei zur Arbeit viel länger, wieder ein Stressfaktor.
Jedenfalls, je älter ich werde, desto mehr drängt es mich zu einem ruhigen Leben hin. Das passiert eigentlich automatisch durch eine zunehmende Intoleranz gegenüber Reizüberflutung und Übermaß.
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Mit 24 Jahren habe ich begonnen, für den Weg zur Uni OROPAX zu benützen und mir einen Schleichweg durch viele Gassen ausgetüftelt. Weiters habe ich mir damals keine Gedanken darüber gemacht.
Ich finde, dass die Hochsensiblen (es sollen ja ca. 20-25 % der Bevölkerung betroffen sein) im öffentlichen Leben die Norm vorgeben sollten, so wie beim Nichtrauchen - und nicht umgekehrt.
So nach dem Motto "Die Stillen hört man nicht!"
Warum sind wir Stillen so unerhört schweigsam, wenn es um die Aufrechterhaltung der Diktatur der Lauten geht ?
Ich finde, dass die Hochsensiblen (es sollen ja ca. 20-25 % der Bevölkerung betroffen sein) im öffentlichen Leben die Norm vorgeben sollten, so wie beim Nichtrauchen - und nicht umgekehrt.
So nach dem Motto "Die Stillen hört man nicht!"
Warum sind wir Stillen so unerhört schweigsam, wenn es um die Aufrechterhaltung der Diktatur der Lauten geht ?
Warum sollte eine kleinere Gruppe in der Bevölkerung die Norm vorgeben. Weiters: Die Norm wird nicht vorgegeben sondern ergibt sich aus dem Ist-Zustand. Allerdings denke ich, auch nicht Hochsensible werden aktuell sensorisch überfordert. Ganz allgemein könnte weniger Lärm und Co. im Interesse aller sein.
Ich mag etwa den Geruch von Zigaretten (im ungerauchten Zustand) während mir vom Geruch von Kaffee richtig schlecht wird, so ekelig ist der. Dennoch könnte ich nicht verbieten lassen, in meiner Anwesenheit Kaffee zuzubereiten. Es liegt also an mir, Stategien zu entwickeln. Oropax unterwegs traue ich mir nicht zu. Schon alleine Sicherheitstechnisch. Nicht zu hören, wenn Autos kommen oder Menschen, das würde mich irre machen. Aber in der Arbeit habe ich sie durchaus schon aufgehabt, um Maschinenlärm und Kollegengeplapper auszublenden.
Das mache ich auch. Manchmal lasse ich auch lieber fünf U-Bahnen vorbeifahren, weil sie mir zu voll sind, oder gehe lieber viele Kilometer zu Fuß, als mir den Stress in den Öffis anzutun. Einmal kam ich in einen Supermarkt, wo keiner war, und es spielte keine Musik. Weite und Stille, das war so angenehm, schöner als draußen, weil man auch den Verkehrslärm nicht hatte.Sonnenschein007 hat geschrieben:[...] und mir einen Schleichweg durch viele Gassen ausgetüftelt.
Das Rauchverbot haben nicht die Nichtraucher vorgegeben. Das waren Entscheidungen auf anderer Ebene. Mir selbst ist als Nichtraucher das Rauchen egal – mich stört viel mehr die ständige Flucht der Raucher hinaus, sodass man kaum mehr ein längeres Gespräch führen kann.Sonnenschein007 hat geschrieben:[...] so wie beim Nichtrauchen [...]
Ich mag etwa den Geruch von Zigaretten (im ungerauchten Zustand) während mir vom Geruch von Kaffee richtig schlecht wird, so ekelig ist der. Dennoch könnte ich nicht verbieten lassen, in meiner Anwesenheit Kaffee zuzubereiten. Es liegt also an mir, Stategien zu entwickeln. Oropax unterwegs traue ich mir nicht zu. Schon alleine Sicherheitstechnisch. Nicht zu hören, wenn Autos kommen oder Menschen, das würde mich irre machen. Aber in der Arbeit habe ich sie durchaus schon aufgehabt, um Maschinenlärm und Kollegengeplapper auszublenden.
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