Wiedereinstieg nach Burnout = Angst

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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AnnaNym
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Wiedereinstieg nach Burnout = Angst

Beitrag Sa., 06.09.2014, 18:16

Hallo, liebes Forum!

Nach über einem 1/2 Jahr Arbeitsunfähigkeit und mehreren Monaten Tagesklinik, steht nun bei mir der Wiedereinstieg in meinem Job an.

Leider fühle ich mich dem überhaupt noch nicht gewachsen. Dazu muss ich vielleicht sagen, dass ich schon über 20 Jahre eine depressive Störung habe, zwischendurch dann mit zusätzlichen depr. Episoden mittleren Grades. Heute nennt man das wohl Dysthymie.

Krank war ich höchstens am Wochenende oder im Urlaub, ich habe mich schlichtweg nicht in die Knie zwingen lassen - aber LEBEN war das schon längst keines mehr, eher ein Dahinvegetieren. Aufstehen - Arbeiten - nach Hause kommen - Schlafen. Dazwischen kam dann noch meine Familie hinzu. Lebensfreude? Was ist das?

Meine Arbeit war mir immer sehr wichtig, sie war mein Lebensmittelpunkt. Ich habe depressive Familienmitglieder daran scheitern gesehen und mir geschworen: SO werde ICH nicht enden! Wie es zu einem Burnout kommt, brauche ich wohl nicht erklären, jedenfalls könnte das Krankheitsbild nach mir benannt werden.

Anfang des Jahres war dann auch Schluss. Eigentlich war es damals nur ein banaler Infekt ...

Jetzt sind viele Monate vergangen und ich sehe, wie ich merklich stabiler werde - so wie die letzten 20 Jahre eben - aber die akute Phase (Erschöpfungsdepression) ist schon viel besser geworden.

Übriggeblieben sind mir jedoch jede Menge kognitive Störungen (Kurzzeitgedächtnis, Konzentration, Leseverständnis ...). Dinge, die mich die letzten Jahre hauptsächlich ausgemacht haben - ein nahezu perfektes Gehirn und Leistungsfähigkeit über den Maßen. Ja, ich definiere mich darüber und weiß, dass ich hier noch einen langen Weg bestreiten muss.

Ja, ich habe Angst vor der Arbeit. Angst, nur mehr mittelmäßig zu sein. Angst, meinen bisherigen Aufgaben nicht mehr gewachsen zu sein. Angst, die Erwartungen meines Chefs nicht mehr zu erfüllen. Angst, meinen bisherigen Lebensinhalt zu verlieren. Angst, zu versagen und Anerkennung zu verlieren.

Ich habe außer meiner Arbeit nicht viel. Keine Hobbies, pflege kaum Face2Face Freundschaften, mein Sohn wird bald erwachsen, meine Katze ist kürzlich verstorben ... Einen Partner habe ich, aber der ist mit meiner Krankheit überfordert, auch wenn er physisch für mich immer da ist.

Ich fühle mich noch nicht arbeitsfähig, gelte aber akut als austherapiert, obwohl ich noch einen langen Weg vor mir habe.

Was soll/kann ich denn noch tun ?!?

Jegliches Feedback ist mir sehr willkommen und ich danke euch dafür !!

AnnaNym
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hope_81
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Beitrag Sa., 06.09.2014, 18:26

Machst Du eine Wiedereingliederung oder fängst du direkt wieder voll an?
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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ENA
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Beitrag Sa., 06.09.2014, 19:02

Hallo,

wieso gilts Du denn als austherapiert, wenn es Dir grade noch nicht gut geht? Wer hat das gesagt?

Ich hatte verschiedene Gedanken beim Lesen Deines Textes. Ich schreibe sie mal nieder und Du kannst gucken, ob Du damit etwas anfangen kannst, antworten magst, etc. .

- Wie wäre der Gedanke für Dich, mittelmäßig zu sein, aber dafür gesünder und für Dich achtsamer zu leben?
- Hast Du mal mit Deinem Chef gesprochen? Weiß er, wie es Dir geht? Hast Du eine therapeutische,...Hilfe (ggf. auch Selbsthilfegruppe mit anderen Leuten, denen es ähnlich geht und wodurch Du Unterstützung erhälst) außerhalb der Klinik? Ist mit der Arbeit abgeklärt, wie Du wieder dort anfängst (stundenweise, nur noch bestimmte Aufgaben, etc.)?
- Ich kenne jemanden, der nach einem Klinikaufenthalt die Abteilung gewechselt hat (und weniger Stunden gearbeitet hat), weil er nicht wollte, dass er in Erklärungsnot gerät (Man muss nichts erklären. Das stimmt auch). Mittlerweile ist er ganz aus dem Unternehmen raus, aber auch noch aus anderen Gründen. Wäre das für Dich eine Option, eine andere Stelle auf Dauer anzunehmen, wenn Du den Eindruck gewinnst, dass Du trotz Gespräche keine Unterstützung erfährst, komisch von Kollegen,...behandelt wirst, etc.?
- Ich würde versuchen, langsam wieder mit der Arbeit einzusteigen und auch zu gucken, ob Du genau an der Stelle wieder einsteigen willst. Es wäre eine Idee, mit dem Chef zu sprechen und vor allen Dingen macht es wohl nur Sinn, wieder mit dem Arbeiten anzufangen, wenn Du Dich wirklich stabil genug fühlst.
-...und irgendwas muss anders werden, eben damit es nicht wieder dazu kommt, wo Du jetzt hingekommen bist. D.h. genauso weiter zu machen, wie vorher, ist vermutlich nicht so die gute Idee.

Alles Gute Dir.

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leere
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Beitrag So., 07.09.2014, 01:32

Hallo,

so lange mit einer depressiven Störung zu lebem ist eine große Leistung.

Ich habe auch eine rezidivierende Depression mittelgradig sowie eine dysthymie. Es lässt sich sehr schwer damit Leben. Ich stehe auch nach drei Monaten Klinikaufenthalt vor der Wiedereingliederung.

Ich kann deine Angst gut verstehen. Eigentlich fühlt man sich gar nicht arbeitsfähig und muss doch weiter machen. Allerdings hoffe ich, dass es wie so oft der Fall ist, die Angst ist unbegründet, denn wir sind so zäh, dass wir auch mit kleineren Einschränkung recht gut beruflich funktionieren.

Damit nicht all dein Lebensinhalt an der Arbeit hängt wäre es gut du suchst dir noch etwas, dass dich ausfüllt z.b. ein Ehrenamt.

Wir schaffen das .

Leere

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ENA
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Beitrag So., 07.09.2014, 07:20

...bzw. Freizeit. Ehrenamt ist ja auch Arbeit, wenn auch freiwillig und meist unentgeltlich. Ich glaube, wenn jemand eh dazu neigt, sich über Arbeit zu definieren, daraus seine Anerkennung zu ziehen und sich noch nicht ganz erholt hat von Burnout und Depression, würde ich erstmal wenig machen, bevor ich dann zusätzlich auch noch ehrenamtlich tätig bin.
Das kann zwar auch Anerkennung und Erfüllung bringen und einen vielleicht auf neue Ideen bringen, was man sonst so noch machen kann (berufliche Alternative, etc.), aber ich denke, es ist erstmal angebracht, langsam zu starten und damit zurecht zu kommen, auch wenig machen zu dürfen, sich gönnen zu können, wenig zu machen.
Mehr tun, kann man dann hinterher immer noch, wenn man wieder fit(ter) ist. Immer 100-%-ig leisten muss eh niemand.

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AnnaNym
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Beitrag So., 07.09.2014, 10:08

Vielen lieben Dank für eure Antworten. Vom Kopf her weiß ich, dass ich vieles in meinem Leben umkrempeln muss, aber ich kann es noch nicht fühlen und somit auch nicht tatsächlich umsetzen (leistungsorientiert, perfekt, unfähig Verantwortung abzugeben etc.)

Eine Form von Wiedereingliederung findet statt, ja. Ich stehe in direkten Kontakt mit unserer Personalabteilung bzw. mit meinem Chef. Nach außen hin zeigen auch alle Verständnis, das sollte also nicht mein Problem sein. Ich bin seit 19 Jahren dort und habe einen ziemlich sicheren Arbeitsplatz. Die genaue Diagnose kennt aber keiner.

Ich hätte die Möglichkeit, meine Stundenanzahl für eine befristete Zeit zu reduzieren, aber das kann ich mir nicht leisten, auch wenn ich ansonsten gut verdiene. Aber ich habe noch etwa 60 Tage Resturlaub, den ich stunden- und tageweise einsetzen möchte.

Ich weiß, dass ich mir neben der Arbeit zwingend etwas suchen muss, aber ich bin noch nicht bereit - ich fühle mich einfach überfordert. Ich probiere viel aus, aber irgendwie passt nichts zu mir.

Ob ich nach meinem Tagesklinikaufenthalt tatsächlich gleich wieder arbeiten gehen muss, steht auch noch gar nicht fest. Aber Krankenstand ohne "Programm" bringt mir auch nicht viel. Ich brauche Hilfe von außen, denn ich alleine mit mir fühle mich überfordert - ich habe schon längst den Überblick verloren.

Nachdenkliche Grüße,
AnnaNym
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Rezna
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Beitrag So., 07.09.2014, 10:47

Der Text hätte in marignal abgeänderter Form auch von mir sein können. Mein akutes Burnout ist jetzt sechs Jahre her. Ich will dich nicht schrecken, aber meine alte Form habe ich nie wiedererlangt und werde ich sie auch nicht wiedererlangen.
Aber das ist nichts Schlechtes.
Immerhin hat mich meine alte Form und VOR ALLEM mein altes Treiben überhaupt erst in meine Lage gebracht. Bei mir musste der Körper die Reißleine ziehen und weil wohl klar ist, was das erste wäre, was ich täte, wenn ich wieder könnte, wie ich wollte, hält er sie straff gespannt. Sonst klappt der Fallschirm zu und es macht Patsch.
AnnaNym hat geschrieben:Krank war ich höchstens am Wochenende oder im Urlaub, ich habe mich schlichtweg nicht in die Knie zwingen lassen - aber LEBEN war das schon längst keines mehr, eher ein Dahinvegetieren. Aufstehen - Arbeiten - nach Hause kommen - Schlafen. Dazwischen kam dann noch meine Familie hinzu. Lebensfreude? Was ist das?
Könnte glatt mit den Augen rollen, so gut kenne ich das Wort für Wort.
Auch das hier:
AnnaNym hat geschrieben:Meine Arbeit war mir immer sehr wichtig, sie war mein Lebensmittelpunkt. Ich habe depressive Familienmitglieder daran scheitern gesehen und mir geschworen: SO werde ICH nicht enden! Wie es zu einem Burnout kommt, brauche ich wohl nicht erklären, jedenfalls könnte das Krankheitsbild nach mir benannt werden.
Du weißt nun sehr genau, wie es NICHT geht. Du weißt nun sehr genau, welches Verhalten und welche Mechanismen dich scheitern ließen. Damit ist dir ja hoffentlich auch klar, dass das SO nicht mehrgeht. Nicht einmal ein bisschen. GAR NICHT. Von der Idee, wieder anzuknüpfen und weiterzumachen, verabschiede dich, denn wohin das führt, weißt du nun ja und ein zweites Burnout ist, wenn man nicht radikal etwas ändert und zu früh wieder einsteigt, innerhalb weniger Monate garantiert. Wie Menschen DANN aussehen, das habe ich erlebt, und wenn mir mein eigenes Burnout nicht Lehre genug gewesen wäre, dann zu sehen, wie es Leuten beim/nach dem zweiten Burnot geht. Wenn 30-Jährige wie 70 wirken/daherkommen, denkt man sehr, sehr gründlich nach, ob man da wirklich auch hinwill.

Womit wir beim Punkt wären.
AnnaNym hat geschrieben:Ich fühle mich noch nicht arbeitsfähig, gelte aber akut als austherapiert ...
Wer behauptet das?
Zugleich ahne ich, dass die Frage blöd sein könnte. Ich musste auch Tests machen und schnitt hervorragend ab. Allerdings war gerade der Mechanismus, der dazu führte, dass ich gut abschloss (egal wie dreckig es mir geht) auch genau jener, der mich erst ins Burnout getrieben hatte. Zähne zusammenbeißen, innerlich die Peitsche schwingen und getrieben von Scham und Angst zu versagen geradezu Unmögliches schaffen und, wenn auch nur schwer temporär, so tun, als könnte man die Welt notfalls auch auf dem Zeigefinger balanzieren. Ein strahlen im Gesicht, auch wenn man kaum aufrecht sitzen kann, denn man schämt sich ja des Versagens, der Mittelmäßigkeit, hat Angst, als schwach zu gelten, will nicht so sein, wie andere Depressive ... Den Zusammenbruch hinterher kriegt dann eh keiner mehr mit.
Mir hat mein Freund geholfen, zu zeigen wie ich mich fühle. Vorher konnte ich das nicht. Er ist dann auch zu den Ärzten mitgegangen. Wenn einer dabei ist, der das Spiel, aalglatt zu funktionieren, durchschaut, funktioniert das nicht mehr. Wenn der auch noch den Mund aufmachen und sagen kann, was passiert, wenn die Maske daheim abfällt, ist das verdammt hilfreich.
AnnaNym hat geschrieben:Ich habe außer meiner Arbeit nicht viel. Keine Hobbies, pflege kaum Face2Face Freundschaften, mein Sohn wird bald erwachsen, meine Katze ist kürzlich verstorben ...
Wäre es nicht an der Zeit, hier Prioritäten herumzuschieben? Es ist schön, wenn die Arbeit Spaß macht, wenn von ihr aber die ganze Existenz abhängt, physisch wie psychisch, der Selbstwert nur genau auf dieser Nadelspitze balanziert, was NATÜRLICH dann bedeutet, dass jede Krankheit, jede Schwäche usw. zu Versagensgefühlen und Zusammenbrüchen führt und in einer persönlichen Katastrophe endet.

Achja, eine Frage: Macht dir die Arbeit überhaupt Spaß? Erfüllt sie dich? Ist es das, was du den Rest deines Lebens aus Überzeugung machen möchtest? Ich lese zwar, dass sie dir wichtig ist, sogar Lebensmittelpunkt – allerdings nicht, dass es dazu innere Anreize gibt. "Nicht so wie andere zu werden", reicht nicht. Sich aus Angst vor dem Leben in die Arbeit verbeißen, auch nicht.

Wie wäre es, eventuell arbeitstechnisch umzusatteln, etwas zu machen, dass mehr mit dir zu tun hat, als mit Flucht?
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
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Rezna
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Beitrag So., 07.09.2014, 10:50

AnnaNym hat geschrieben:Ja, ich habe Angst vor der Arbeit. Angst, nur mehr mittelmäßig zu sein. Angst, meinen bisherigen Aufgaben nicht mehr gewachsen zu sein. Angst, die Erwartungen meines Chefs nicht mehr zu erfüllen. Angst, meinen bisherigen Lebensinhalt zu verlieren. Angst, zu versagen und Anerkennung zu verlieren.
Ich sage mal: Punkt 1 = weil alles andere.

... nur mehr mittelmäßig zu sein.
Ja und? Ich kenne diese Angst. Sie hat mich einst angespornt, zu Höchstleistung getrieben und ins Burnout. Als durch diverse Umstände nur noch Mittelmaß zu produzieren war – war das für alle okay. Schlimmer noch, niemand hat es gemerkt, niemanden hat dieses Weniger gestört. Perfektion im Job ist Energieverschwendung. Hätte ich früher lautstark widersprochen, es ist aber so. Die meisten Menschen kommen mit 50% Einsatz genausogut voran, wie Perfektionisten, nur viel entspannter. Du bist ein Mensch. Das ist ganz oben auf der Liste. Dann kommen ein paar nette Dinge wie deine moralischen Werte und deine sozialen Fähigkeiten, Liebe, Gefühle und so weiter, und DANN erst kommen Ansprüche wie Perfektion. Ich weiß aber aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, da loszulassen.


... meinen bisherigen Aufgaben nicht mehr gewachsen zu sein
.
Das wird sogar sehr wahrscheinlich so sein, weil du ihnen auch bisher nicht gewachsen warst. Wärst du das, wärst du nicht im Burnout gelandet. Mehr oder weniger hast du Schulden an deinen Fähigkeiten gemacht, die nicht nur technische/inhaltliche Details betreffen, sondern auch Kraft, Ausdauer, Regenerationsfähigkeit, Stresstoleranz usw. Du musst es ANDERS machen als bisher, wenn nicht das nächste Burnout in den Startlöchern stehen soll.

... die Erwartungen meines Chefs nicht mehr zu erfüllen.
Wenn diese überzogen sind, wenn diese dich krank machen ... dann SOLLTEST du sie auch nicht mehr erfüllen. Möglicherweise ist er auch mehr Mensch, als du von ihm erwartest (weil du von dir auf andere schließt?) und er kann mit deinem Burnout besser umgehen, als du. Es soll Chefs geben, die auf die veränderten Bedürfnisse und Fähigkeiten seiner Mitarbeiter nach/in einem Krankheitsfall umgehen können. Es wäre zynisch, zu sagen: Wichtiger ist, deine eigene Erwartungen zu erfüllen, wenn die vermutlich bei 120% von dem liegen, was dein Chef verlangt, aber dennoch: Angst vor der Erwartung anderer, völlig egal ob Chef, Mann, Kind, Nachbar ... bringt genau nichts. Erstens: Die meisten dieser Erwartungen bildest du dir bloß ein. (Frag mal direkt, was WIRKLICH erwartet wird.) Dann sind die anderen auch nur Menschen. Augenhöhe ist gefragt.

... meinen bisherigen Lebensinhalt zu verlieren.
Es gibt Schlimmeres. Der Lebensinhalt ändert sich im Laufe des Lebens. Manchmal kann man sich später kaum mehr vorstellen, dass man sich einst von einem anderen Inhalt hat antreiben lassen. Vielleicht wäre es sogar sehr gut, wenn du hier mal Pause machst und überlegst, was du WIRKLICH willst. Bei mir hat geholfen, als ich innerhalb weniger Monate an fünf Sterbebetten von Leuten stand, die alle ihre "Träume" und ihr "wahres Leben" auf die Pension verschoben hatten, die sie dann aber nicht mehr erlebten. So ähnlich hatte ich mein Leben auch angefasst und stellte mir dann die gute Frage: Wenn ich weniger als zwei Jahre zu leben hätte, was wäre mir wichtig, auf alle Fälle noch getan oder zumindest versucht zu haben? Und genau das mache ich seitdem. Mit Lebensinhalten ist es wie mit Meinungen: Es ist nicht verkehrt, sie manchmal zu ändern, aber es ist schlimm, wenn man sie nicht ändern kann.

... zu versagen und Anerkennung zu verlieren.
Weil du dann die Achtung vor dir selbst verlierst? Worauf exakt baut deine Selbstachtung?
AnnaNym hat geschrieben:Was soll/kann ich denn noch tun ?!?
Von der Versicherung her ist es möglich, ein Jahr lang in Krankenstand zu sein. Suche dir einen Arzt, der dich krankschreibt. Eventuell wäre eine Reha für dich interessant. Weg vom Umfeld, sich um nichts alltägliches kümmern müssen, das kann helfen, seine Prioritäten zu überdenken. Reha kannst du bei der Krankenkasse oder den Arzt anfragen. Ich hab das damals direkt bei meinem Kontrollarzt gemacht. Ging recht zügig. (Und wichtig: Nach der Reha noch ein paar Wochen daheimbleiben, um auch in den Alltag zu übernehmen, was du verändern musst/möchtest.) Solltest du noch keine Therapie machen, dann tu es jetzt.
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AnnaNym
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Beitrag So., 07.09.2014, 13:50

Danke nochmals!

Austherapiert heißt, dass es nun an der Zeit ist, die Tagesklinik zu verlassen. Aktuell war ich ja dort wegen meiner Erschöpfungsdepression. Ich habe aber eine gute Fachärztin und einen tollen Therapeuten, mit denen ich natürlich weiter arbeiten werde.

Ob mir meine Arbeit Spaß macht, kann ich so nicht beantworten. Spaß hatte ich zuletzt in meiner Kindheit. Meine Arbeit ist sehr interessant und abwechslungsreich und lenkt mich von meinen ständigen (negativen) Grübeleien ab. Ich kann mir noch viele gute Jahre dort vorstellen, vor allem verändert sich das Aufgabengebiet ja immer etwas, bzw. wird erweitert. Doch, ich gehe gerne arbeiten - nicht, weil ich muss. Ich freue mich sogar irgendwie darauf.

Zum Thema Reha: Ja, ich könnte eine Reha an meinen Tagesklinikaufenthalt anschließen, die Wartezeit ist aber sehr lange. Zu lange.

Ich muss diese dämlichen negativen Gedanken los werden, was wahnsinnig schwer ist, wenn man diese von früher Jugend her kennt.

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ENA
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Beitrag So., 07.09.2014, 14:05

AnnaNym hat geschrieben:Austherapiert heißt, dass es nun an der Zeit ist, die Tagesklinik zu verlassen. Aktuell war ich ja dort wegen meiner Erschöpfungsdepression. Ich habe aber eine gute Fachärztin und einen tollen Therapeuten, mit denen ich natürlich weiter arbeiten werde.
Prima!!! Also nicht austherapiert im Sinnen ambulanter Möglichkeiten.
AnnaNym hat geschrieben:Ob mir meine Arbeit Spaß macht, kann ich so nicht beantworten. Spaß hatte ich zuletzt in meiner Kindheit. Meine Arbeit ist sehr interessant und abwechslungsreich und lenkt mich von meinen ständigen (negativen) Grübeleien ab. Ich kann mir noch viele gute Jahre dort vorstellen, vor allem verändert sich das Aufgabengebiet ja immer etwas, bzw. wird erweitert. Doch, ich gehe gerne arbeiten - nicht, weil ich muss. Ich freue mich sogar irgendwie darauf.
Das ist eine wichtige Grundlage, finde ich. Trotzdem denke ich, es könnte vielleicht auch dahin gehen, zu gucken, was es noch Anderes gibt und...vor allen Dingen auch etwas zu finden, woran Du Freude haben kannst, denn...durch Freude schöpft man meist auch Kraft, erholt und entspannt man sich, etc. .

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Chancen
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Beitrag So., 07.09.2014, 16:11

Kennst du Literatur von Giger-Bütler? Der schreibt über diesen Zustand, den du schilderst und zeigt Auswege auf. Vielleicht ist das ja was für dich?

... tler%2Caps

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AnnaNym
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Beitrag So., 07.09.2014, 18:50

Ich lese gerade das Buch "Jetzt! Die Kraft der Gegenwart" von Eckhart Tolle. Ist auch nicht schlecht, um aber sinnergreifend zu lesen, fehlt es mir leider noch ein bisschen an Konzentration *augenroll*

Danke für den Tipp!
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Beitrag Mo., 08.09.2014, 07:10

Ich hab von ihm ne CD. Mir fällt es schwer, dem zuzuhören, weil einfach soviel Stoff drin ist und die Texte recht lang sind.

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AnnaNym
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Beitrag Mo., 08.09.2014, 18:47

Ich habe mir eure Beiträge nun noch einmal durchgelesen und die ein oder andere Zeile hat mich dazu bewogen, meine Probleme nun mit etwas mehr Abstand zu betrachten.

Ja. Ich fühle mich derzeit noch nicht arbeitsfähig, aber ob ich es auch tatsächlich nicht bin, kann ich nur herausfinden, indem ich mich den Anforderungen stelle. Angst habe ich trotzdem :o) Aber ich kann daran arbeiten.
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Beitrag Mo., 08.09.2014, 18:59

Ja so ist es, wir werden es ausprobieren müssen, erst dann wissen wir mehr.

Leere

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