Hallo liebe Foris,
diesmal geht es um eine Kollegin von mir, mit der ich mich jedenfalls meistens (auch nicht immer) gut verstehe, die meisten anderen jedoch meistens nicht. Sie vertraut mir, auch Dinge aus ihrem Leben an, die sie sonst niemandem erzählt und ich habe wirklich Respekt davor, was sie bereits und vor allem im letzten Jahr durchgemacht hat. Von all dem wissen die anderen, soweit ich das mitkriege, nichts. Mit diesem Hintergrund kann ich gut verstehen, dass sie sich manchmal sehr gestresst verhält - und leider manchmal andere nicht gerade mit Samthandschuhen anpackt. Sich dann allerdings wundert, dass diese nicht meine Geduld aufbringen und sie wieder runterbringen können. Sie fühlt sich auch sehr schnell persönlich angegriffen und verhält sich dann sofort stachelig und igelt sich ein, schneidet dann die anderen, die "wollen ja schliesslich nix mit ihr zu tun haben." Sie schliesst sich aktiv aus. Ermunterungsversuche sich in den kurzen Raucher-Pausen den wechselnden Gruppen bei denen ich stehe, anzuschliessen nimmt sie nicht wahr.
Da es für mich lediglich ein Nebenjob ist, engagiere ich mich auch nicht so um Kontakt auch zu den anderen, wie ich das in einem anderen normalen Job täte und habe eher eine neutrale Position, schliess mich aber auch nicht aus und gehe gerne auf Betriebsfeiern. Natürlich fällt auf, dass ich auch schon mal mit ihr alleine in die kurzen Pausen gehe. Inzwischen merke ich, wie es beginnt, dass zunehmend mehr über sie geredet wird - negativ - sie sich zunehmend gestresster verhält - und ich in eine Schieflage gerate mit der Gefahr, mal alleine da zu stehen. Ich habe den Eindruck, dass ich mich bei den "anderen" Kollegen, in dem ich - sehr dezent und immer fallbezogen ohne ihre mir anvertrauten Sachen zu erzählen, versteht sich - Verständnis für sie schaffen möchte, bei "den anderen" mich auf ihre Seite schlage und selber Gefahr laufe, wenn ich so weiter mache, aussen vor zu stehen - und wenn ich dann bei ihr versuche auch die Seite der anderen darzulegen, ihr Vertrauen verliere oder gar mehr noch, ihren Vorwürfen ausgesetzt zu sein nun "auch" gegen sie zu agieren. Mir tut sie auch irgendwie leid. Ich erkenne mich da als Schülerin in der Grundschule wieder, so habe ich mich auch mal verhalten und dann gewundert, dass ich alleine da stehe. Sie ist nun fast 20 Jahre älter als ich und ich bin schon auch manchmal überrascht obwegen ihres beruflichen Backgrounds, dass sie das offenbar nicht merkt - oder nicht aus ihrer Haut kann?
Weiterhin gibt/gab es eine Sache im letzten Jahr bei der sie durch ihre sehr ausdauernde Intervention es schaffte, dass unser Vorgesetzter eine zugunsten von ihr, den restlichen Kollegen gegenüber allerdings eher unpopuläre Gesamtentscheidung treffen musste. Es war eigentlich nichts großartiges, zumindest sah ich das so, für sie war es wichtig und hielt mich aus den Diskussionen heraus, es war mir persönlich egal, ob xyz SO oder SO durchgeführt wird. Seinerzeit hatte unser wirklich sehr vorbildlich agierender Vorgesetzter auch teils Einzelgespräche mit Mitarbeitern geführt, um wirklich herauszubekommen, wie die tatsächliche eigene Meinung in der diskutierten Sache sei. Dabei hielt er sie als Person auch heraus. Ich war sehr beeindruckt davon wie er das machte und die Nichtmehrheitsentscheidung dann auch weitergab und umgesetzt wurde und wie es aussieht nunmehr auch funktioniert. Wenn xyz dann mal wieder nicht exakt SO wie vereinbart getan wird, dann zeigt sie es deutlich, läuft korrigiert es demonstrativ. Augenrollen bei den Kollegen inbegriffen. Durch derlei sich häufende Sachen ist sie dabei sich weiter und weiter ins Aus zu bugsieren, sind die Kollegen dabei sich mehr und mehr über sie zu echauffieren. So dass auch ich in letzter Zeit mich öfter mit anderen Kollegen in der Pause unterhalte. Als ich gerade letztens dann im letzten Plausch vor Feierabend sah, dass sie alleine da stand, verabschiedete ich mich - quasi als Ausgleich - besonders nett von ihr. Mit dem Ergebnis, dass sie mich - erstmalig sehr heftig - anpflaumte, dass ich das jetzt doch nicht zu machen brauche, wo ich doch eh die ganze Zeit mit den anderen mich unterhalten hätte und sie doch stehen gelassen habe! *seufz
Mir tut das unglaublich leid. Ich würde da gerne irgendwas tun oder sagen. Habe aber eben auch Angst mich selber - ich bin keine der aus der oberen Beliebtheitsskala oder Opinionleader - ins Aus zu bugsieren. Allerdings - wenn sie UND die anderen so weiter machen, treibt das einen Keil ins gesamte Team! Es gibt eine weitere (eher neue) Kollegin, mit der sie sich auch gut versteht und mit der sie ähnlich umgeht. Sie scheint auch manchmal sehr verwirrt über ihre Stacheligkeit und ich glaube, weiss es aber nicht, sie hat ähnliche Loyalitätsprobleme. So gelingt es der älteren sehr eigenen Kollegin nach und nach eine sehr ungute Dynamik in Gang zu setzen, in die der Rest des Teams wie es scheint auch einsteigt und man sich dann gegenseitig dabei ist, wie ich fürchte, in eine Art Mobbingschleife zu tappen. Ich will nicht, dass sich das Seil zuzerrt. Andererseits, ich glaube es ist einfach noch zu wenig konkretes, um mit dem Vorgesetzten zu sprechen, oder wie seht ihr das? Ich mag ja einerseits auch nicht als "Petze" dastehen, andererseits geht so ein Gespräch ja auch nicht ohne konkrete Vorfälle und Namen zu nennen. Wiederum andererseits - ein Team von erwachsenen Menschen sollte sowas doch alleine hinkriegen. Oder zählt das alles noch zum Thema "normale kollegiale Animositäten, die man aushalten muss" und ich bin da selber nur aufgrund eigener früherer lang zurückliegender Erfahrung sehr empfindlich? Oder: wie könnte ich mit der weit älteren Kollegin darüber reden? Irgendwelche Ideen, Anregungen, eigene Erfahrungen? Gerne auch per PM, da solche Konflikte ja oft sehr konkret am besten zu erklären sind.
den Kopf zerbrechender Gruß
Miss_Understood
Umgang mit Ansätzen von Mobbing neben mir?
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Hallo Miss!
Meinen Erfahrungen nach solltest Du achtgeben, ihre Probleme nicht vollständig zu Deinen zu machen. Du projizierst sicherlich einiges Deiner eigenen Erlebnisse und Gefühle auf sie, möchtest helfen - verstehe ich gut - kannst Dich dabei aber arg vergaloppieren ...
Je mehr die Kollegin merkt, wie sehr Du Dich persönlich "rein hängst", desto mehr wird sie Dir die Verantwortung für Ihre Situation zuschieben - und Du kannst Dich schlecht dagegen wehren, weil Du über Deine Erinnerung darauf konditioniert bist; Du hast ja jetzt bereits Probleme. Diese Dinge laufen so diffizil und ineinander verflochten ab, dass man immer weniger durchblickt und eher hilfloser wird, je weiter solche Prozesse (und dies nicht nur an der Oberfläche, sondern vor allem unterschwellig!) fortschreiten. Deshalb wäre es gut, mehr Abstand vom Geschehen, sprich den Personen zu finden.
Mein Rat: Zieh Dich ein wenig zurück, sei freundlich zu allen, und versuche Dich weder auf die eine noch die andere Seite zu schlagen. Es handelt sich nicht um Deine Freundin, die Deinen Beistand einfordern könnte; Beruf ist nun mal etwas anderes als Freundschaft. Solange Du kollegial bleibst, kann Dir niemand etwas vorwerfen. Und solltest Du vor allem selbst nicht.
LG Eve
Meinen Erfahrungen nach solltest Du achtgeben, ihre Probleme nicht vollständig zu Deinen zu machen. Du projizierst sicherlich einiges Deiner eigenen Erlebnisse und Gefühle auf sie, möchtest helfen - verstehe ich gut - kannst Dich dabei aber arg vergaloppieren ...
Je mehr die Kollegin merkt, wie sehr Du Dich persönlich "rein hängst", desto mehr wird sie Dir die Verantwortung für Ihre Situation zuschieben - und Du kannst Dich schlecht dagegen wehren, weil Du über Deine Erinnerung darauf konditioniert bist; Du hast ja jetzt bereits Probleme. Diese Dinge laufen so diffizil und ineinander verflochten ab, dass man immer weniger durchblickt und eher hilfloser wird, je weiter solche Prozesse (und dies nicht nur an der Oberfläche, sondern vor allem unterschwellig!) fortschreiten. Deshalb wäre es gut, mehr Abstand vom Geschehen, sprich den Personen zu finden.
Mein Rat: Zieh Dich ein wenig zurück, sei freundlich zu allen, und versuche Dich weder auf die eine noch die andere Seite zu schlagen. Es handelt sich nicht um Deine Freundin, die Deinen Beistand einfordern könnte; Beruf ist nun mal etwas anderes als Freundschaft. Solange Du kollegial bleibst, kann Dir niemand etwas vorwerfen. Und solltest Du vor allem selbst nicht.
LG Eve
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Hallo Eve,
Ich mag sie so nicht stehenlassen. ich mag aber auch tatsächlich nicht vereinnahmt werden. Und wie sehr da meine Projektionen hereinspielen, muss ich erst mal noch ne Runde nachdenken ... bin da wohl etwas betriebsblind.
Hm. Ja, da ist ein Teil sicherlich mit drinne. Und bevor ich mich vergaloppiere und bevor sich dieses eben unterschwellige zu Mobbing ausweitet möchte ich doch irgendwie mir klar werden, worin mein Rahmen besteht in dem ich etwas TUN kann. Oder auch besser nicht ...Eve... hat geschrieben:Meinen Erfahrungen nach solltest Du achtgeben, ihre Probleme nicht vollständig zu Deinen zu machen. Du projizierst sicherlich einiges Deiner eigenen Erlebnisse und Gefühle auf sie, möchtest helfen - verstehe ich gut - kannst Dich dabei aber arg vergaloppieren ...
Also ich habe ein feines Gespür und ein Bewusstsein dafür, ja. NOCH habe ich keine wirklichen Probleme. Noch würde ich es Irritationen nennen. Ich würde mich ja jetzt eben auch nicht gerne gegenüber ihr "gegen" die anderen stellen wollen, ich würde sie am liebsten auch gerne einfach mal darauf aufmerksam machen, wie ihr Verhalten auch manchmal so noch ankommen könnte. Mir fällt nur nicht ein, wie ich das zur Sprache bringen kann, ohne dass sie sich nicht gesehen fühlt. Und auf die Idee käme, ich würde sie eben nun auch mit dieser Kritik persönlich angrefen oder verletzten oder mich gegen sie stellen wollen. Im Grunde genommen ist das eine überaus heikle Angelegenheit. Bin ich überhaupt dafür verantwortlich? Diese Frage spukt auch in meinem Kopf. Oder ist das der Vorgesetzte? Sollte ich das wirklich so vor sich hin plätschern lassen und mitansehend sich zuspitzen lassen??? Das wollte ich eigentlich nicht.Eve... hat geschrieben:Je mehr die Kollegin merkt, wie sehr Du Dich persönlich "rein hängst", desto mehr wird sie Dir die Verantwortung für Ihre Situation zuschieben - und Du kannst Dich schlecht dagegen wehren, weil Du über Deine Erinnerung darauf konditioniert bist; Du hast ja jetzt bereits Probleme.
Eben. Das ist auch sehr irritierend. Allerdings eigentlich auch kein Grund es nicht mal anders zu machen und es womöglich vielleicht sogar im Vorfeld in den Griff zu bekommen. Statt still zu schweigen. Hm ...Eve... hat geschrieben:Diese Dinge laufen so diffizil und ineinander verflochten ab, dass man immer weniger durchblickt und eher hilfloser wird, je weiter solche Prozesse (und dies nicht nur an der Oberfläche, sondern vor allem unterschwellig!) fortschreiten.
Freundlich bin ich, wohl eher sogar distanziert und ruhig. Ich habe allerdings schon das Gefühl, etwas tun zu wollen. Nur was ... ? Konkret frage ich mich, inwieweit ich sie nächste Woche auf ihr Anpflaumen wegen Verabschieden anspreche? Und ihr einfach mal meine Irritation schildere. Ihr dabei sage, dass ich ihre Situation mit all dem was sie mir erzählt hat, sehr gut nachvollziehen kann, dass sie dadurch bedingt eben sehr im Stress ist und dass sie, auch wenn ich mich mit den anderen eben auch unterhalte, sicher sein kann, dass ich das ihr mir anvertraute nicht weitererzähle.Eve... hat geschrieben:Deshalb wäre es gut, mehr Abstand vom Geschehen, sprich den Personen zu finden.
Mein Rat: Zieh Dich ein wenig zurück, sei freundlich zu allen, und versuche Dich weder auf die eine noch die andere Seite zu schlagen. Es handelt sich nicht um Deine Freundin, die Deinen Beistand einfordern könnte; Beruf ist nun mal etwas anderes als Freundschaft. Solange Du kollegial bleibst, kann Dir niemand etwas vorwerfen. Und solltest Du vor allem selbst nicht.LG Eve
Ich mag sie so nicht stehenlassen. ich mag aber auch tatsächlich nicht vereinnahmt werden. Und wie sehr da meine Projektionen hereinspielen, muss ich erst mal noch ne Runde nachdenken ... bin da wohl etwas betriebsblind.
Hallo Miss,
die Idee, deine Kollegin auf das Problem anzusprechen und Loyalität zu signalisieren, finde ich gut.
Ich finde, es wäre auch sinnvoll, ihr klarzumachen, in welcher Situation du dich befindest und dass es nicht sein kann, dass du irgendwann den Frust von verschiedenen Seiten abkriegst, nur weil du versuchst, dich fair gegenüber allen zu verhalten. Darin besteht meiner Meinung nach auch die Gefahr: irgendwann bist du der Sündenbock für alle, wenn du dich mitziehen lässt. Wenn deiner Kollegin irgendwas an dir liegt, wird sie sich Gedanken machen und versuchen, dich nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Vielleicht war ihr das Problem so noch gar nicht bewusst. Sollte sie es nicht einsehen, bleibt meiner Meinung nach nur, dich zu distanzieren.
LG
Emely
die Idee, deine Kollegin auf das Problem anzusprechen und Loyalität zu signalisieren, finde ich gut.
Ich finde, es wäre auch sinnvoll, ihr klarzumachen, in welcher Situation du dich befindest und dass es nicht sein kann, dass du irgendwann den Frust von verschiedenen Seiten abkriegst, nur weil du versuchst, dich fair gegenüber allen zu verhalten. Darin besteht meiner Meinung nach auch die Gefahr: irgendwann bist du der Sündenbock für alle, wenn du dich mitziehen lässt. Wenn deiner Kollegin irgendwas an dir liegt, wird sie sich Gedanken machen und versuchen, dich nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Vielleicht war ihr das Problem so noch gar nicht bewusst. Sollte sie es nicht einsehen, bleibt meiner Meinung nach nur, dich zu distanzieren.
LG
Emely
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