Nach Mobbing nicht arbeitsfähig

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Seiltänzer
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 46
Beiträge: 13

Nach Mobbing nicht arbeitsfähig

Beitrag Fr., 13.04.2012, 10:51

Hallo, nach jahrelangem Mobbing bin ich nun arbeitslos geworden. Ich war die letzten Wochen krank geschrieben, aber jetzt meinen Krankenkasse und MDK, dass ich gesund zu sein habe, da das Arbeitsverhältnis ja nicht mehr besteht. Der krankschreibende Arzt hat sich fürs erste diesem Druck gebeugt. Er meinte, ich könnte wieder kommen, wenn es gar nicht geht, aber das wäre dann wohl auch kein langer Krankenschein und keine wirkliche Lösung (nach spätestens 6 Wochen macht die Krankenkasse erneut Ärger). Der Psychologe versteht mich, darf aber nicht krank schreiben. Ich bin jedoch dem Druck der Agentur für Arbeit einfach noch nicht gewachsen, jede Forderung, jede Drohung, die bei allem mitschwingt, wirft mich meilenweit zurück. Es ging mir zwischenzeitlich ein klein wenig besser, aber mittlerweile spüre ich diese grundsätzliche Verunsicherung wieder permanent. Ich habe das Gefühl, dass mir alle Entscheidungsträger nicht glauben, weil man meine Probleme ja nicht sehen kann und es sowieso nur ums Geld geht, nicht um den Menschen. Jeder denkt, wenn ich da nicht mehr hin muss, ist alles vorbei und mir geht es automatisch gut. Ich habe aber das Gefühl, dass die Probleme gerade erst wieder so richtig anfangen und mich komplett überfordern. Ich war mal total stark und selbstbewusst, aber jetzt hab ich nur noch Panik vor der Zukunft, in gewisser Weise verfolgt mich das Mobbing über die Arbeit hinaus. Ich weiß gerade gar nicht weiter. Hat jemand eine brauchbare Idee, wie ich aus diesem Teufelskreis raus komme? Danke. Seiltänzer

Werbung


Silent*
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 35
Beiträge: 348

Beitrag Fr., 13.04.2012, 12:35

Hallo Seiltänzer

Deine Situation beschreibt ziemlich ähnlich, wie es mir mal erging vor einiger Zeit.
Damals erhielt ich jedoch auf Nachfrage ein Schreiben von meinem Therapeuten, womit ich zum Arbeitsamt ging. Es folgte von der Stelle aus ein Gutachten, mit den Unterlagen meiner Hausärztin, dem Schreiben meines Therapeuten, eine körperliche Untersuchung und ein Gespräch.
Somit wurde dann etwas weniger Druck ausgeübt.

Es klingt bei dir schon ein wenig so, als hätte sich eine Belastungsstörung entwickelt, mit Angstzuständen. Jedoch stehen mir (wie auch allen anderen) keine (Fern-)Diagnosen zu, aufgrund Fehlen fachlicher Kompetenzen.
Sprech doch deine Therpeutin noch einmal an, weil wenn du mit dem Druck nicht umgehen kannst, müsstet ihr ja schon tiefergehend schauen und vielleicht gibt sie dir auch ein vorrüber gehendes Schreiben.
Es schützt jedoch nicht, sich nicht um Arbeit kümmern zu müssen, evt wird man (je nach Bearbeiter) ein wenig umsichtiger behandelt, als wie jemand, der nicht arbeiten will.

Ansonsten kann ich dir nur raten, kleine und erreichbare Ziele zu setzen. Kleine Schritte zu gehen und in Punkto AA bereite dir Unterlagen zur Jobsuche vor, versuche dich - je nach Möglichkeit - auch schon zu bewerben.
Einfach auch um deine Bereitwilligkeit zu zeigen.
Und jedes kleine erreichte Ziel steigert auch dein Selbstbewusstsein wieder.
Du schaffst das!

Und wichtig wäre es halt auch, diese Belastung mit dem Therapeuten zu hinterleuchten, damit es sich zukünftig nicht mehr ganz so stark zeigen kann.

LG

Benutzeravatar

Mary-Lou
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 80
Beiträge: 597

Beitrag Fr., 13.04.2012, 15:43

Hallo Seiltänzer,

hast du denn einen Psychiater? Wenn nicht, versuche es doch dort einmal. Diese haben die Erlaubnis, AUs auszustellen und wissen auch eher, welchen Leidensdruck du in deiner Situation hast.

Was heißt denn, deine KK macht Ärger? Meine ruft bei Patienten nach 4-6 Wochen an und fragt eben nach, ob bzw. warum man nicht wieder arbeitsfähig ist und empfehlen dann ggf. Maßnahmen zur schnelleren Heilung. (Klar, die wollen eben versuchen, dass sie nicht auf so hohen Kosten sitzen bleiben). Aber du scheinst ja bereits in Therapie zu sein, tust also etwas dafür, dass es wieder besser wird.

Wie gesagt, ich würde einen Psychiater aufsuchen (da Facharzt) und falls alle Stricke reissen, Zusätze. die Variante, die dir bereits Perdita genannt hat.

Liebe Grüße
Mary-Lou
Frühling: „Eine echte Auferstehung, ein Stück Unsterblichkeit.” (Henry David Thoreau)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Seiltänzer
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 46
Beiträge: 13

Beitrag So., 15.04.2012, 16:55

Hallo, und danke für die beiden Antworten.
Ja, mich hatte ein Psychiater krank geschrieben, aber der hat keine Zeit, sich intensiver mit mir zu beschäftigen, ich war immer nur wenige Minuten im Behandlungszimmer, er ist total überlastet. Beim Psychologen war ich erst dreimal, es war ganz schwer, überhaupt einen Termin zu bekommen, die haben Wartelisten bis zum Sommer oder Herbst. Es sind also noch diese ersten fünf Probesitzungen, ich glaube nicht, dass er da überhaupt schon was schreiben kann. Er hatte nur gesagt, dass er mich versteht, und das andere in dieser Situation länger krank geschrieben wären. Es fällt mir auch unwahrscheinlich schwer, so etwas zu verlangen, einzufordern. Durch das Mobbing traue ich meiner Wahrnehmung irgendwie nicht mehr und weiß manchmal selbst kaum, worauf ich ein Anrecht habe bzw. wofür ich kämpfen und was ich hinnehmen sollte. Ich bin so total verunsichert und befürchte, den Arzt gegen mich aufzubringen, wenn ich etwas fordere; es ist ja nicht so leicht, zu wechseln bei den Wartezeiten.

Die Krankenkassenmitarbeiterin hatte enormen Druck auf mich ausgeübt, das war richtig übel: Wenn ich mit Mitte 40 nicht umgehend Arbeit finden würde, würde ich bis zur Rente von Hartz IV leben, so jung wäre ich schließlich auch nicht mehr... Ich sollte mich gefälligst zusammen reißen, ihr selber würde es auch schlecht gehen, und sie würde trotzdem arbeiten... Das ging eine Viertelstunde so. Wenig später hat sie den MDK eingeschaltet, und der hat - ohne mich je gesehen zu haben - festgelegt, dass ich gesund zu sein habe, wenn ich nicht mehr an diesen Arbeitsplatz zurück muss.

Zwischendrin denke ich auch manchmal, ich könnte arbeiten, aber dann wirft mich jede Kleinigkeit total um, das geht ja an einem neuen Arbeitsplatz überhaupt nicht, dass man so überreagiert. Außerdem kann ich mich total schlecht konzentrieren, wie soll ich mir da Neues merken? Hinzu kommt, dass ich noch kein akzeptables Zeugnis erhalten habe.

Gruß Seiltänzer

Werbung

Benutzeravatar

olvido
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 27
Beiträge: 26

Beitrag Sa., 28.04.2012, 13:54

Hallo Seiltänzer;

ich selbst war vor Jahren in einer ähnlichen Situation; es gab in der Vergangenheit mehrfach Mobbing(in Schule und Job), und irgendwann konnte ich kaum noch Menschen um mich herum ertragen, mich null konzentrieren, etc.
Habe damals Sozialhilfe bekommen, und musste mich alle paar Wochen bei der Arbeitsagentur melden, Bewerbungsnachweise erbringen usw.; etwas, was mich wirklich extrem überfordert hat.
Dann habe ich mir von einem Psychiater ein Gutachten erstellen lassen - und danach ,was für ein Unterschied, war Ruhe; ich habe das Geld bekommen ohne ständig dort auflaufen und betteln zu müssen.
Also; versuch`auf jeden Fall einen Termin zu kriegen; es gibt immer irgendwo einen Psychiater der, wenn du die Lage als so dringlich erklärst, etwas frei machen kann, und wenn es in der nächsten Stadt ist und du 30 Anrufe tätigen musst-bleib`dran !
Soweit ich weiß, muß der MDK dich persönlich SEHEN, alles andere ist nicht rechtens.
Was deine Sachbearbeiterin angeht; ich habe damals leider auch (mit 4 oder 5 Sachbearbeiterinnen) die Erfahrung gemacht, daß das oftmals Leute sind, die weder viel Lebenserfahrung, noch ein psychologisches Verständnis mitbringen; ich finde du solltest die Äußerungen also nicht so ernst nehmen.

Wünsche dir viel Kraft, - glaub`mir, es wird auch wieder besser.

Olvido

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9792

Beitrag Sa., 28.04.2012, 14:01

Hallo Seiltänzer,

ich würde in so einer Situation eine psychotherapeutische Reha beantragen. Anträge gibts beim Rentenversicherungsträger.


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Sa., 28.04.2012, 14:16

Hallo Seiltänzer,
Beim Psychologen war ich erst dreimal, es war ganz schwer, überhaupt einen Termin zu bekommen, die haben Wartelisten bis zum Sommer oder Herbst. Es sind also noch diese ersten fünf Probesitzungen, ich glaube nicht, dass er da überhaupt schon was schreiben kann.
Sprech mal mit deinem Therapeuten über deine Situation.
Wenn die Therapie gerade erst begonnen hat, dann könnte dein Therapeut ein Schreiben aufsetzen, in dem er beschreibt, wie es dir derzeit geht und in dem er erwähnt, dass du eine Therapie benötigst, und dass du vor der therapeutischer Hilfe nicht in der Lage bist, den Job wieder aufzunehmen.

Zweite Idee: Einen neuen Psychiater suchen?

Dritte Idee: Ich weiß nicht, ob es sowas heute noch gibt, damals, als ich in einer ähnlichen Situation steckte wie du, da gabs eine Einrichtung, die nannte sich Berufsbegleitender Dienst. Vielleicht weiß ja einer der User hier, welche psychischen Einrichtungen heute bei beruflichen Problemen helfen. Mir haben die damals sehr geholfen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9792

Beitrag Sa., 28.04.2012, 14:49

Jenny Doe hat geschrieben:
Zweite Idee: Einen neuen Psychiater suchen?
.
Als Akutfall in die Ambulanz der lokalen Psychiatrie gehen und denn dort in drastischen Worten deine akuten Symptome schildern, daß der ambulante Psychiater null Hilfe ist und Termine bei einem anderen zu bekommen Wochen bis Monate dauern würde.

Benutzeravatar

lotto79
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 28
Beiträge: 157

Beitrag Mi., 08.08.2012, 14:57

Nein die Krankenkasse kann dich nicht zwingen zu Arbeiten, wenn du Krank bist,sie können aber alle 2 Wochen eine Ärztliche Untersuchung anordnen, um fest zu stellen ob du noch krank bist, das ist ja sinnlos bei einer psychose. Also von gesetz her muss Die Krankenkasse bis zu 1.5 jahren dir Krankengeld bezahlen, und dann hast du ja noch 1 Jahr anspruch auf Arbeitslosengeld 1, wo du dich auch Krank schreiben lassen kannst, also 2.5 Jahre müssten doch reichen um gesund zu werden, erst danach musst du dich beim jobcenter vorstellen!

Benutzeravatar

Jugendstil
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 50
Beiträge: 604

Beitrag Mi., 08.08.2012, 16:21

Die TE hat sich seit 4 Monaten hier nicht mehr geäußert..... Es wäre interessant zu wissen wie es ihr ergangen ist.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag