Drogen und Politik - *kotz*

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anarchistin
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Drogen und Politik - *kotz*

Beitrag Mi., 01.10.2008, 20:44

Die Wahl ist vorbei. Alle haben in die Kameras gelacht, fest Hände geschüttelt und kleine Babies hochgehalten. Und jetzt? Könnt ihr euch vorstellen das es immer noch kein wirklich griffiges Konzept an unseren Schulen gibt zur Sucht Prävention? Man zeigt den Film: "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" oder macht eine Buchbesprechung zu "SHIT - Geschichte einer falschen Freundschaft". Aber wenn es darum geht in die Vergangenheit zu blicken sind unsre Schulen ganz gross und zücken sofort den Geldbeutel: ehem.KZ-Insassen werden geholt, Uralt Filme über Vietnam gezeigt, lebendige Diskussionen über den Erfinder des ersten Post-it Notes werden geführt
KEINER der Ex-Junkies wird geholt und kurz mal danach gefragt wie die Zeit damals so war. Das würde aufrütteln. Denn die Wahrheit der Christiane F (die kurz nach Beendigung des Buchs wieder süchtig wurde und bis heute IST!) und die Wahrheit der "realen" Sucht unterscheiden sich gewaltig. Man sollte informieren über "was gibt es", "wie wirkt es", "wie helfe ich wenn etwas passiert", "was kann passieren",...und einfach mal erzählen wie es so im inneren der Sucht abläuft und wie sich ein Entzug gestaltet- und- achja - wieviele tatsächlich den Entzug schaffen...
Da das nicht passiert, passiert es das Teens dann zu "harmlosen Medikamenten" (muss ja harmlos sein wenns der Arzt verschreibt oder?) greifen á la Subutex, Rohypnol, Mundidol uä und sterben (erst kürzlich eine 16jährige...)
Und wenn man schon mal süchtig ist: naja- dann muss man von A nach B laufen um einen Thera-Platz zu bekommen. überall heisst es: nein, also da müssen sie warten. oder: nein, sie müssen zuerst ihren "willen" zeigen. man muss erst einmal eine art "bewerbungsgespräch" über sich ergehen lassen und man wird "getestet" ob man überhaupt entziehen "will"!?! was soll denn das bitte? würde man nicht wollen würde man sich wohl kaum an die zust.organisationen wenden! drogentherapie gehört GLEICH begonnen. SOFORT. nicht erst nach langwierigen auswahlverfahren (dauert MONATE!). das ist nicht starmania! bei einem schwer kranken sagt man ja auch nicht: komm in 3 wochen noch mal wieder- wir wolln ja erst mal sehen ob du auch wirklich gesund werden willst!!! ein süchtiger hat keine zeit zu warten. keine nerven dazu.
Oder was meint ihr?
HELP!
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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 01.10.2008, 21:02

Naja, wenn man sich die Politiker und Politik so anschaut muss man doch sagen, den grösseren Teil davon erträgt man nur mit sehr starken Nerven oder eben indem man sich irgendwelche Drogen gibt

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Tara
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Beitrag Do., 02.10.2008, 12:33

Ich gebe Dir recht, dass unsere Präventionsmaßnahmen an den österreichischen Schulen zu kurz greifen.
Die Frage ist auch, welch "Drogenpolitischer" ZUGANG sich nachhaltig bewährt.
Denn auf der rein "informellen" Ebene junge Menschen zu erreichen- ist zweifelsohne "dürftig" - auch der Versuch "DROGENPRÄVENTION" im SInne von- DROGENDÄMONISIERUNG und einseitigen Abschreckungsbeispielen - wird allein deshalb scheitern müssen, da gerade experimentierfreudige Jugendliche so etwas erfahrungsgemäß nicht ernst nehmen.
SUCHTprävention (innerhalb der Primärprävention) unterscheidet sich von Drogenprävention insofern- dass es ganzheitlich (und bestmöglichst schon im Kindergarten) in der ICH-STÄRKUNG ansetzt und ressourcenorientierte,manigfaltige Krisen- KOmpensationsmöglichkeiten anbietet.
Des weiteren (innerhalb der Secundärprävention) "Rauschkompetenzen" vermittelt.
Das sich aber diese (wie ich finde sehr sinnvolle) Variante (gerade im Secundärpräventiven Bereich) innerhalb der Drogenpolitik in Österreich (wobei die Grünen ein derartiges Konzept unterstützen) durchsetzt, wird wohl noch einige Zeit brauchen. Diebezüglich hat uns da die Schweiz schon längst überholt.
"Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können." (Einstein)

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anarchistin
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Beitrag Do., 02.10.2008, 13:00

dabei verstehe ich nicht WARUM nicht reagiert wird...
es ist doch offensichtlich das etwas getan gehört. stattdessen versucht man süchtige durch klassikbeschallung der u-bahn stationen zu vertreiben *gähn* wem ist denn das eingefallen??
man sollte so etwas wie einen runden tisch gründen zu diesem thema. der sich dann zusammensetzt aus medizinern, psychologen, ehem.süchtigen, angehörigen...und wo jeder aus seiner sicht etwas dazu einbringt. das wäre enorm wichtig. und es müsste auch unsren ärzten ein riegel vorgeschoben werden- denn zb am karlsplatz wird NICHT (wie einige vermuten)mit Heroin oä gedealt sondern mit "legal erschlichenen" mittelchen a la subutex, munid, substi, kappa,...

sind die politiker wirklich alle blind und taub?? man stelle sich nur mal die trauer vor der eltern die ihr kind verloren haben...ein 16 jähriges zb...ganz ganz furchtbar
und wenn wer auf entzug will muss der monate warten...
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Otherwise
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Beitrag Do., 02.10.2008, 21:24

Liebe Anarchistin,
liebe User!

Anarchistin spricht mir aus dem Herzen!
Ja, man wird von A nach B geschickt, wenn man einen Entzugs- und/oder Therapieplatz will. Es wird so quasi aussortiert, nach dem Motto: Wer die Warterei aushält, der kriegt auch ein Plätzchen.

Weiters, zum Thema Karlsplatz und Ärzte: Genau, den Ärzten gehört ein Riegel vorgeschoben, ein dicker, fetter. Substitution - was ist das eigentlich? Du bekommst von Ärzten dein Gift, damit du nicht mehr als Dunkelziffer in der Gegend herumläufst und damit du nicht illegal sondern legal süchtig bist.
Dabei sind diese Ersatzmittel mittlerweile die Hauptdrogen und ich denke persönlich, dass es mittlerweile mehr Substi-Junkies als Heroin-Junkies gibt. Ist aber nur ein Gefühl.
Weiters kann es keine Halbwüchsigen geben, die am Tag 1200 mg Morphium benötigen - das gibt es einfach nicht. Unmöglich. Davon wird mehr als die Hälfte verkauft. Das wissen die Ärzte genauso wie die Politiker.
Ziemlich einflussreiche Politiker wissen um diese Situation bescheid! Die sind aufgeklärt.

Die komplette Drogenpolitik gehört reformiert. Unsere Politiker reformieren eh so gerne, sollen sie dort beginnen. Und wie anarchistin bereits sagt - mehr Wert auf die Qualität der Prävention zu legen.

Ich persönlich werde von A-Z geschickt, weil ich einen Entzugs- und Therapieplatz haben möchte. Nebenher bin ich allerdings 40 Std in der Woche am arbeiten. Ich bin also Vollzeit am arbeiten und daneben eine Süchtige. Das vermsicht sich schon mal und ich habe mittlerweile große Angst um meinen Job. Aber was soll ich den tun? Ich bekomme ja auf die Schnelle keinen Platz und ich bin nunmal abhängig. Es wird immer schwieriger dieses Doppelleben aufrecht zu erhalten und meine Psyche geht dabei den Bach runter. Es schwächt mich, ich bin ein nervliches Wrack auf das kein Verlass ist. Meine Kollegen können nicht mehr auf mich bauen, weil ich wie der typische Süchtige in der Früh nicht immer aufkomme. Weil ich oft einfach so total tod bin, keine Energie habe. Klar, das Gift entzieht mir die Energie.

Irgendwer hier mit einem wirklich guten Vorschlag was ich tun könnte?

lg
sensi

Seit ich dich liebe, bin ich nur ich, wenn ich nicht mehr nur ich bin!

Ich bin dankbar, dass ich erkannt habe, was Leben wirklich heißt!


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Tara
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Beitrag Do., 02.10.2008, 23:24

@sensitive
wie sieht es als Überbrückung mit ambulanter Therapie über "Dialog" oder das Anton- Proksch Institut aus?
So weit mir bekannt ist, bieten diese kostenfreie Hilfe an,- oder musstest du andere Erfahrungen machen? wo warst du bisher und über welche Institution steht dir eine stationäre Thera in Aussicht?
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Otherwise
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Beitrag Do., 02.10.2008, 23:44

Hi Tara,

ich bin beim Dialog. Aber jetzt war Urlaubs- und Grippezeit, somit war ich zueltzt vor 3 Wochen dort. Ich weiß bis heute nicht, ob ich nun vor 3 Wochen für eine Therapie in Ybbs angemeldet wurde (ist ja schon abartig genug, dass man da einen Verein dafür braucht). Aber nächsten Mittwoch weiß ichs dann endlich.

Und so geht das dahin. Ich hab derzeit auch eine Psychotherapeutin zum Quatschen über die Depris und was die Drogen halt so auslösen - aber in Wirklichkeit bricht langsam alles zusammen, weil man einfach nicht mehr so klar ist wie früher.
Man wird langsamer, unverlässlicher, egoistischer,... einfach ein charakteristisch mieser Mensch. Wie schon gesagt, ich arbeite. Aber meine Zahlungen überfordern mich. Ich habe einiges an Schulden angesammelt, sie werden immer größer.
Irgendwann bricht das Kartenhaus zusammen - die Arbeit wird sich meine Mätzchen nicht mehr ansehen; es geht einfach nicht neben einem Leben als süchtiger Mensch ein normales Leben zu führen, das ist unmöglich. Ohne Arbeit noch weniger Geld und noch mehr Gläubiger ...
Auf Deutsch heißt das, dass ich eigentlich noch nicht ganz abgestürzt bin, aber eigentlich darauf zusteuere nur weil ich auf einen Therapieplatz bis zu 6 Monate warten muss!!!!! Das kann doch nicht angehen - dann sollte die Politik eine kleine Finanzspritze an die zuständigen Stellen abgeben. Mann sollte so einiges ändern ...

lg
sensi

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Tara
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Beitrag Fr., 03.10.2008, 00:28

tut mir sehr leid Sensitive, dass du in einer solchen Lage bist...

"dass ich eigentlich noch nicht ganz abgestürzt bin, aber eigentlich darauf zusteuere"

ich verstehe deine Ängste- schließlich geht es auch um existentielle Sorgen!
Ich glaube was du tun kannst ist in erster Linie -Schadensminimierung- und dazu musst du wahrscheinlich in den sauren Apfel beissen und von A-Z laufen.
Wende dich an eine Schuldnerberatung(Dialog bietet das meines Wissens auch an)- soweit ich weiß, kann man sich mit der Bank bessere Ratenvereinbarungen ausmachen, wenn nicht gar den Kredit bis zu einem gewissen Zeitpunkt einfrieren lassen;
Ich finde es total gut, dass du dich beraterisch und auch therapeutisch Unterstützen lässt- insofern wird es dir zu einer besseren "Klarsicht" verhelfen.
Eventuell wirst du dich- wenn du einen Therapieplatz bekommst- auch darauf vorbereiten´müssen, (es sei denn, deine Arbeitgeber wissen Bescheid und unterstützen dich) dass du dir danach eine neue Stelle suchen musst- leider ist Krankenstand in Österreich nicht wie bisher gesetzlich geschützt. -
es ist oftmals so, dass wenn wir Veränderungen anstreben- etwas den Bach hinuntergeht- scheint ein universelles Gesetz zu sein (oder schließe ich wieder mal von meinem Mikrokosmos auf den Makrokosmos?)- wobei sich dann im Nachhinein (oft einige Zeit später) herausstellt, dass es absolut gut und richtig war- da sich etwas Neues entfaltet.
Ich glaub du hast schon (so wie ich das von dir mitbekommen hab) so einiges an Ressourcen- und ich kann dir nur wünschen, dass du dich immer wieder daran erinnerst und sie für dich nutzbar machst- somit wirst du vielleicht mal hinfallen- aber sicher nicht auf einen Totalabsturz zusteuern!!!!!
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anarchistin
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Beitrag Fr., 03.10.2008, 07:41

ich denke, sensi hat das sehr sehr gut beschrieben!!

liebe moderatoren: wenn geht den beitrag bitte wieder zurückverschieben zu den substanzbez.abhängigkeiten wo ich ihn urspr.gepostet hatte. denn: dieses thema betrifft ja in direkter art und weise die süchtigen und mich würde deren meinung auch sehr intressieren...wär das möglich?
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Realitätskorrektur
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Beitrag Fr., 03.10.2008, 18:11

Aloha,

Warum orientiert sich Europa eigentlich nicht an den Niederlanden?
Der Eu-Regio Studie 2001 zufolge konsumieren dort die Jugendlichen weitaus weniger als in Deutschland.
Die Gründe liegen natürlich in einer besseren Aufklärung, gesellschaftlicher Akzeptanz Suchtkranken gegenüber, verbesserter Therapiezugang bis hin zu "Drogenprüfstellen" auf Parties.
Das holländische Bewußtsein Drogen gegenüber ist sehr aufmerksam ohne sinnlos zu tabuisieren, weil wohl einfach bewußt ist, daß Drogen nicht wegzudenken sind?



Love,
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anarchistin
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Beitrag Sa., 04.10.2008, 07:04

ja, ist eigentl.merkwürdig- in den NL geht man viel offener md thema um- bei uns ist man noch weiiiiiiiiiiit hinten und ihc kenn eigtl. keine partei die sich id wahl jetz auch fd süchtigen eingesetzt hat...
ihr?
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triple
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Beitrag Sa., 04.10.2008, 08:56

Hallo anarchistin,

die Situation in Österreich und Deutschland ist zwar nicht identisch, aber vermutlich sehr viel ähnlicher als die in den Niederlanden. Dort ist allerdings nicht nur der Umgang mit Sucht, sondern insgesamt mit Krankheit und Behinderungen ein ganz anderer und von Toleranz, Akzeptanz und Integration geprägt.

In Deutschland ist Sucht noch weitgehend stigmatisiert, natürlich nur die, die nicht gesellschaftstypisch ist. Alkohol, Zigarretten, Spielen, Fressen, Kaufen, um nur einige zu nennen, stehen selbst bei starker Abhängigkeit nicht im öffentlichen Fokus, da gibt's dann 'Feigenblattprävention'. Bestes Beispiel sind die Aufdrucke auf den Zigarrettenpackungen (Rauchen kann tödlich sein, lese ich gerade auf der Packung vor mir, -ach was, das bewegt mich ja zutiefst, ist ja total neu und hilft mir so richtig weiter, wenn ich aufhören möchte-!)
Leute, an all dem Zeug hängt ein Milliarden-Euro schwerer Markt, Finanzminister eingeschlossen. Natürlich darf man auch die anderen Lobbyisten nicht vergessen: Ärzte! Sie haben ein Problem?, - reichen 20 Diazepam aus? Schlafen können sie auch nicht? Hier, ein wenig Zopiclon ...und tschüss! 2 Minuten Sprechzeit und ein 'angefixter' Patient, läuft doch... (da wird Kundenbindung endlich mal großgeschrieben)
Wer das Zeug nicht verschreibt, wird von der Konkurrenz ausgebootet.
Wird dann der Konsum irgendwann kritisch und der Arzt muss mit Problemen bei seinen Rezepten rechnen: 'Meine Güte, sie sind süchtig, wie konnten sie mich so missbrauchen; dann sehen sie mal zu, dass sie da raus kommen, -und einen schönen Tag noch!'

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triple
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Beitrag Sa., 04.10.2008, 09:20

... bei illegalen Substanzen sieht's natürlich noch viel schöner aus, schließlich gibt's da keine Steuerbanderole, da ist für den Staat ertsmal nix zu verdienen. Die 'bösen Abhängigen' kosten dagegen 'ne Menge Geld. OK, die Ärzte machen auch da 'nen guten Schein, schließlich kann man Substanzsucht fein verlagern und mit Metha/Pola, gewinnbringend legalisieren (und sich dabei auch noch rundum wohlfühlen, 'wir lassen unsere Süchtigen nicht im Stich'...). Drauf bleibt man trotzdem!

Wer wirklich komplett runter will, steht erstmal doof da. Wenn man, wie Du, im Arbeitsleben steht, ist man erst recht verraten und verkauft. Man passt einfach nicht ins Bild, ist sozial einfach nicht ausgegrenzt genug, um die (letztlich dann doch irgendwann geschaffenen) Hilfssysteme kurzfristig nutzen zu können. Neben wochenlangen Motivationsnachweisen ist auch die nicht gerade kurze Behandlungszeit kaum arbeitsplatzerhaltend.

anarchistin, ín der momentanen Politik (egal ob Ö oder D) ist Drogenabhängigkeit das Zauberwort, um weitere Wählerstimmen zu verlieren. Wer wählt eine Partei, die wirklich Probleme angehen möchte und dafür auch noch 'ne Menge auszugeben gedenkt, wenn die anderen mit Steuerentlastung winken? 'Geiz ist geil', sozial ist sowas von ungeil!

Für Dich ist das natülich wirklich sch***e. Ich weiß' nicht, wie genau es in Österreich geregelt ist, hier in Deutschland sind inzwischen einige qualifizierte Entgiftungen dazu übergegangen, die Konsequenzen zu ziehen und Leuten im Berufsleben hoch priorisiert Plätze anzubieten. Und was Abbruch und Rückfälligkeit angeht, sind die Berufstätigen vergleichsweise selten dabei.

LG,

triple

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anarchistin
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Beitrag So., 05.10.2008, 07:39

hey triple...
darf ich dich fragen woher du so gut bescheid weisst? warst du selbst betroffen? was denkst du müsste sich in österreich ändern? findest du es sinnvoll, das süchtige monate warten müssen auf nen platz um "willen" zu zeigen? ich mein, ist das wirklich ne gute idee?
und sollte man viell. marihuana legalisieren? oder heroin auf rezept hergeben? wäre das gscheit? ich bin mir da unsicher...etwas hin und hergerissen sozusagen...

geänder tgehört was, aber was, wieviel und wie? pffffff....schwierig...
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triple
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Beitrag So., 05.10.2008, 08:30

Hallo anarchistin,

ich weiß, dass auch in Österreichs Gesundheitssystem, bzw. bei dessen Mitarbeitern durchaus Problembewußtsein herrscht und diese auch im internationalen Austausch (CH/A/D) stehen. Doch vieles wird nicht von den Therapiezentren selbst, sondern von der jeweiligen Landes-/Bundesregierung gesteuert. So geht der Trend im Moment mal wieder in Richtung Effizienz, d.h. Was hilft, wieviel darf es kosten und wer zahlt.

Nein, ich finde es nicht gut, Abhängige monatelang hinzuhalten und, wie gesagt, Berufstätige erst recht nicht.

Natürlich ist es wenig sinnvoll, ohne echte eigene Motivation entgiften / therapieren zu wollen, insofern sollte nicht der Spontangedanke, mit der Entgiftung zu beginnen, zu einer sofortigen Aufnahme führen. Eine Drogenentgiftung ist in keinem Fall ein Spaziergang und erfordert einen ziemlichen Durchhaltewillen. Ein Abbruch ist für jeden Abhängigen eine sehr frustrierende Erfahrung und verstärkt die Depressionen und auch die Substanzabhängigkeit. Aber eine monatelange Wartezeit ist da natürlich auch kein Garant für eine erfolgreiche Therapie.

Marihuana zu legalisieren hat in den Niederlanden ganz gut geklappt und wäre nach deren Modell keine schlechte Sache.
Heroin auf Rezept wurde hier auch schon in Modellversuchen probiert, wird aber immer noch kontrovers diskutiert, weil es (natürlich) auch da Beikonsum gab.
Das Problem liegt hauptsächlich daran, dass die Gesellschaft sich nicht wirklich mit dem Problem beschäftigen möchte, -lieber schön totschweigen. Kompetenz gibt es zwar in der Suchtmedizin genug, kaum jedoch in der (die Gelder bewilligenden) Politik.
...und im Moment sehe ich da wenig Verbesserungstendenz.

LG,

triple

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