Antisoziale Verhaltensweisen (Diskussion)

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Kimba&Blacky
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Antisoziale Verhaltensweisen (Diskussion)

Beitrag Do., 18.01.2018, 10:35

Hallo,

ich habe das Bedürfnis über meine antisozialen Anteile zu reden. Ebenfalls lade ich andere Betroffene dazu ein, hier etwas über sich zu schreiben.

Je mehr ich allgemein über Menschen weiß, desto sicherer bin ich mir, dass bei mir etwas anders ist.

Es fing schon früh an: Als ich im Kindesalter war, litt meine Mutter wahrscheinlich unter psychischen Problemen (welche weiß ich nicht genau). Ich habe das nicht akzeptiert und von ihr verlangt, dass sie ihrer Rolle als Mutter nachkommt.
Sie lag oft weinend auf dem Sofa, mich interessierte das nicht. Ich fühlte keinerlei Mitleid und dachte nur "Ist die bescheuert, das Leben ist doch so schön und sie macht es sich absichtlich kaputt. Wie kann man nur so doof sein?!"
Ich ging zu ihr hin und forderte sie auf, mit mir zu spielen, was ihr aus psychischen Gründen offensichtlich nicht möglich war.
Bei meinem jüngeren Geschwister war das anders. Es machte sich Sorgen um sie.
Ich konnte das nicht nachvollziehen. Für mich war sie einfach nur dumm.

Außerdem zeigte ich vom Kleinkindalter an leichte autistische Verhaltensweisen. Angeblich soll ich aggressiv zu meiner Mutter gewesen sein, woran ich mich aber nicht erinnere. Eventuell meinte sie das in Bezug auf meine autistischen Verhaltensweisen, wenn sie und andere Menschen versucht haben, diese zu unterbinden. Dann wurde ich wütend.

Wegen dieser Sachen gingen meine Eltern mit mir zu einer pädiatrischen Beratungsstelle, dort wurde einfach geraten, meine Eltern müssten mich strenger erziehen und außerdem sei ich angeblich eifersüchtig auf mein jüngeres Geschwister, was aber nicht stimmte.

Ich sah, dass es meiner Mutter schlecht ging, aber es interessierte mich nicht, weil ich der Meinung war, Eltern müssen gefälligst funktionieren. Ich hatte auch keine Probleme, Gesichtsausdrücke richtig zu interpretieren. Also, ich habe wirklich gemerkt, dass es ihr schlecht ging.
Da war ich noch im Kindergartenalter. Das zog sich hin, bis ich etwa 8, 9 Jahre alt war, da habe ich verstanden, dass sie wirklich nicht anders konnte bzw. dass ihr Zustand auf unbestimmte Zeit so bleiben wird.

Entschuldigt habe ich mich nicht, weil es mir trotzdem nicht leid tat und auch keine Anteilnahme gezeigt, sondern nur gesagt, dass sie und mein Vater sich bitte nicht in meine Erziehung einmischen sollen.
Ich wollte mich zumindest in manchen Bereichen lieber selbst erziehen.
Das bezog sich hauptsächlich auf meine damals beginnende Schulverweigerung. Ich wusste damals nicht, dass Schulverweigerung in Deutschland verboten ist und war deshalb wütend auf meine Eltern, dass sie sich "unerlaubt in meine Angelegenheiten einmischen".
Mein Verhalten bzw. sogar ich als Mensch hatten sie meiner Meinung nach nichts anzugehen. Das habe ich ihnen immer wieder gesagt, aber ich hatte ja als Kind keine Chance das durchzusetzen. Meine Mutter sagte mir, dass ich auch in eine Pflegefamilie könne, aber das wollte ich nicht, weil ich von meinen Freunden mitbekam, dass deren Eltern zum Teil noch strenger als meine sind. Ich musste z.B. nur sehr wenig im Haushalt mithelfen, was mir natürlich gut gefallen hat.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Do., 18.01.2018, 10:37

Als ich später in einer Jugendwohngruppe gelebt habe, hat es mir überhaupt nicht gefallen. Die Schulverweigerung wurde dort bestraft.
Außerdem habe ich mich durch die dortigen Putzdienste, die ich bei meinen Eltern nicht hatte, ausgebeutet gefühlt. Ich habe alle zuständigen Personen angefleht, wieder nach Hause zu dürfen, was ich dann auch tatsächlich durfte.


Im früheren Kindesalter hatte ich häufig Konflikte mit meinen Eltern.
Oft wegen Kleinigkeiten, z.B. weil ich habe mich nicht mädchenhaft verhalten habe. Ich habe z.B. Spielzeug für Mädchen verweigert, da ich mich nicht als weiblich identifiziere.

Ich habe weder innerhalb der Familie noch außerhalb richtige Gefühle für andere Menschen entwickelt. Bei meinem Geschwister lief das ganz normal.
Aufgrunddessen gab es eine immer ungünstiger werdende Entwicklung zwischen mir und meiner Mutter (mein Vater war eh außen vor, da er mit emotional anstrengenden Dingen allgemein nicht viel anfangen kann bzw. keine Lust hat, sich damit auseinanderzusetzen). Meine Mutter nahm es mir übel, dass ich so gleichgültig gegenüber ihren Gefühlen war und gleichzeitig Forderungen an sie stellte.
Daraufhin schloss ich sie in meinen Gedanken immer mehr aus der Familie aus.

Da ich aber nicht brav wie andere Kinder funktionierte, sondern langsam anfing, die Schule zu verweigern und mich anders als Gleichaltrige verhielt, wurde sie immer gemeiner zu mir und fing an, nach und nach Lügen über mich zu verbreiten.
Außerdem fing sie, als ich 14, 15 Jahre alt war, an, mich zu sexualisieren, sie bedrängte mich, dass ich mir einen Freund suchen soll, was ich aber nicht wollte. Sie nahm meinen Vaginismus nicht ernst und lachte sogar noch darüber​, obwohl ich echt Schmerzen hatte.

Als ich 11 Jahre alt war, hatte ich den Verdacht, dass meine damalige beste Freundin von ihrer Familie misshandelt/missbraucht wird (was auch stimmte!). Das hat mich aber relativ kalt gelassen. Ich hatte kein Mitgefühl.
Zu einem späteren Zeitpunkt erwartete ich von ihr, dass sie trotz offensichtlicher psychischer Belastungen zum vereinbarten Termin mit mir beim Reiten (und anderen geplanten Unternehmungen) erschien. Dies tat sie nicht, also bin ich alleine zum Reiten gefahren.

Auch später oder am nächsten Tag habe ich mich nicht nach ihrem Befinden erkundigt, stattdessen war ich immer noch enttäuscht, dass sie sich nicht mehr an unsere Verabredungen gehalten hat.
Kurze Zeit später zerbrach die Freundschaft.
Dies setzte mir sehr zu, denn durch sie hatte ich oft das Gefühl, dass ich als normal angesehen werde.


Weil ich bereits im Kindesalter die Schule verweigert habe, führte das zu mehreren ambulanten Psychotherapien gegen meinen Willen, die aber nichts​ brachten, weil ich ganz zufrieden mit mir war.
Eine Ärztin gab mir damals schon die (nicht gesicherte) Diagnose Depression.

Die weitere Schulverweigerung hat zu einem Aufenthalt in der Psychiatrie geführt.
Nach der Entlassung bin ich in allem was ich tat sehr vorsichtig geworden, weil ich Angst hatte, erneut eingewiesen werden zu können. Ich habe mich nicht getraut, meine Pubertät offen auszuleben.
Wegen dieser Angst habe ich mich auch nicht gegen die Lügen gewehrt, die meine Mutter über mich verbreitet hat (siehe den Thread "Notorischer Lügner".)

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Kimba&Blacky
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Beitrag Do., 18.01.2018, 10:39

Nach ein paar Jahren (ca. 1,5 Jahre nachdem ich aus der Jugendwohngruppe entlassen war) fühlte ich mich allerdings wieder sicherer und fing erneut an, die Schule und später auch die Arbeit (Ausbildungsbeginn) zu verweigern. Es kam wieder zu vermehrtem Streit zwischen meinen Eltern und mir.

Weil ich nicht auf der Straße landen wollte, fasste ich den Plan, aus meiner psychiatrischen Vorgeschichte Vorteile zu ziehen. Laß mir zur Sicherheit noch Wissen aus Fachbüchern und -zeitschriften an.
Ich ging in eine ambulante Therapie und gab dort Symptome an, die man üblicherweise bei Depressionen hat, allerdings ohne das Wort "Depression" zu nennen. Außerdem stellte ich meine sehr leichten Putzzwänge deutlich schlimmer dar, als sie tatsächlich waren, damit ich als "besonders fleißig" wahrgenommen werde, damit man mich auf keinen Fall zum Arbeiten gehen zwingen kann, was auch funktioniert hat.
Die Therapeutin nannte mir eine Klinik, weil sie der Meinung war, meine Symptome seien so schwer, dass sie stationärer Therapie bedürfen.
Ich wehrte mich nicht dagegen, sondern überlegte mir, wie ich da Vorteile für mich rausschlagen könnte.

Wie die Diagnostik in der Klinik erfolgte, habe ich hier geschrieben:

viewtopic.php?f=12&t=39715


Ich bin immer noch schockiert, wie leicht das ging. Ich kann es nicht verstehen, anscheinend wird man leichter als depressiv eingestuft, wenn man - so wie ich - nicht (mehr) richtig am Leben teilnimmt, egal was für Gründe dafür vorliegen.

Ich habe übrigens hier:

https://www.planet-wissen.de/video-mit- ... n-100.html

ein Video über Depressionen gefunden und bin - wie nach fast allen seriösen Berichten über diese Erkrankung - richtig schockiert, dass ich den Ärzten so leicht eine Depression vorspielen konnte, obwohl ich mich zu diesem Zeitpunkt keineswegs so gefühlt habe!
Gleichzeitig finde ich es komisch, dass es anscheinend viele wirklich Depressive gibt, bei denen die Diagnosestellung so lange dauert.
Verkehrte Welt irgendwie!

An einer Stelle wird gesagt, Depressive fühlen sich müde und erschöpft, sind aber innerlich nicht entspannt müde, sondern ängstlich-gespannt und unruhig.
Genau das ist bei mir nicht so und war vor allem nicht zu dem Zeitpunkt so, als die Diagnose gestellt wurde!
Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt (außer vielleicht im Babyalter) so wohl und innerlich entspannt/gelöst gefühlt wie zu dem Zeitpunkt rund um die Diagnosestellung. Vor der Klinik habe ich mich sogar noch besser gefühlt, weil ich da eben noch frei war.

Ich höre von Depressiven immer andere Sachen, wie z.B. dass sie innerlich kaum noch zur Ruhe kamen, alles wie ein schwarzes Loch ist/war usw.
So habe ich mich NIE gefühlt!
Das war damals die beste Zeit meines Lebens!

Auch das was hier im Forum dazu geschrieben wurde, deckt sich nicht mit dem, wie ich mich gefühlt habe.


Ich verstehe bis heute nicht, wie leicht die Fehldiagnose möglich war und warum nicht erkannt wurde, was wirklich mein Problem war.
Warum man z.B. nicht erkannt hat, dass meine sozialen Probleme (nur Freunde mit geistigen Behinderungen, keine altersgerechte Entwicklung) ganz andere Ursachen hatten als eine Depression. Nur weil jemand depressiv wirkt (kann ja wie in meinem Fall gespielt sein oder die Körpersprache wirkt halt depressiv, obwohl man es nicht ist), muss er es ja auch noch lange nicht sein.

Was meine Körpersprache von damals angeht: Wie ich auf alten Fotos sehen konnte, habe ich wirklich einen äußerlich depressiven Eindruck hinterlassen.
Das lag unter anderem daran, dass ich von meiner Mutter weniger schlecht behandelt wurde (siehe den Thread "Notorischer Lügner"), wenn ich mich als Opfer dargestellt habe. Dann hat sie mich weniger aggressiv behandelt.
Und leider habe ich mir diese Körperhaltung zugelegt, weil ich jahrelang fast jeden Tag von meinem Bruder verprügelt und sexualisiert wurde.
Leider hat er mir durch das verprügeln eine Stelle an meiner Wirbelsäule leicht beschädigt, so dass es für mich etwas schmerzhaft ist, aufrecht zu stehen.
Desweiteren will und wollte ich nicht als Frau wahrgenommen werden und habe mir deshalb eine krumme Körperhaltung zugelegt.

Aber ich war nicht depressiv, ich wollte mit dieser Haltung nur erreichen, dass ich endlich in Ruhe gelassen werde.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Do., 18.01.2018, 10:41

Ich bin selbst Schuld, weil ich diese Diagnose voll ausgenutzt habe.
Ich habe Schuldgefühle angegeben, obwohl ich eigentlich eher dachte "Man, was bin ich schlau, ich könnte es tatsächlich schaffen, mit meinem Verhalten so einen Eindruck zu hinterlassen, dass ich niemals arbeiten muss und trotzdem Geld vom Staat bekomme."

Letztendlich hatte das dann ziemliche Nachteile für mich, auf die ich nicht näher eingehen möchte. Wegen dieser Nachteile würde ich das nie wieder so machen, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte.
Damals dachte ich, der Begriff "Depression" wäre eine Art "Spaß-Diagnose", die man als Entschuldigung für nahezu alle Unpässlichkeiten verwenden könne. Ich habe es als Spiel angesehen.
Ich frage mich, ob meine Mutter vorher was geahnt haben könnte, denn sie sagte mal zu mir "Das ist kein Spiel, du musst jetzt endlich an dir arbeiten!".
Naja, das werde ich wohl nicht mehr herausfinden.


Nochmal zu den anderen Bereichen: Ich habe immer noch keine Gefühle für meine Familie entwickeln können. Wobei mich das da auch nicht wundert, weil sie mich ja auch schlecht behandelt hat. Ist nur die Frage, von wem aus es ursprünglich ging, aber das kann man wohl nicht mehr klären.

Ich weiß aber noch, dass ich im Babyalter viel Liebe von meinen Eltern bekommen habe. Ich habe auch noch angenehme Körpererinnerungen.
Das Gefühl, dass ich nicht mehr geliebt werde, hat sich erst eingestellt, als ich langsam meinen Charakter entwickelt habe bzw. in einem Alter war, in dem mein Charakter sichtbarer wurde und darin vermute ich auch den Grund.
Weil meine Eltern gemerkt haben, was für einen (für andere Menschen schlechten) Charakter ich habe, konnten sie mich nicht mehr richtig lieben und haben mich dann so behandelt.

Bei anderen Menschen ist es schwierig, weil es mir so vorkommt, als ob diese nach Gefühlen handeln, die ich nicht nachvollziehen kann. Ich habe keine Lust, anderen ständig Gefühle vorzuspielen, die ich nicht habe. Ich mache das trotzdem häufig, weil ich Angst vor Isolation habe.
Das einzige, was ich empfinde, ist Wut, Neid und Traurigkeit.
Neid hauptsächlich deshalb, weil ich körperlich schwer krank bin.

Ansonsten sehe ich Menschen eher als Mittel zum Zweck. Zum Beispiel wenn ich keine Lust hatte, alleine wandern zu gehen (fiktives Beispiel), dann war ich nett zu meinen Freunden, damit diese mitkamen. Das hat bis zur Pubertät immer gut funktioniert, danach wollten diese das nicht mehr und mir blieb nur übrig, mich mit geistig behinderten Menschen anzufreunden. Das hat auch funktioniert, auch wenn ich für diese ebenfalls keine richtigen Gefühle hatte. Allerdings hat sich das für mich nicht ganz so unnormal angefühlt, weil mir meine Eltern beibrachten, dass geistig Behinderte eh nicht soviel Wert seien und man deshalb keine richtigen Gefühle für sie haben bräuchte.
Meine Eltern haben es leider bemerkt, dass ich kaum echte Gefühle für andere Menschen habe und haben das oft kritisiert und das als Begründung für ihre Misshandlungen an mir genommen.

Mir war es relativ egal, mit wem ich befreundet war, solange ich gut behandelt wurde und diese Personen anderen nicht geschadet haben.
Ein hoher Gerechtigkeitssinn ist bei mir nämlich gut ausgeprägt. Ich habe auch schon zu Leuten den Kontakt abgebrochen, weil diese andere schlecht behandelt haben, obwohl sie mich gut behandelt haben.
Da ist mir mein Gerechtigkeitssinn einfach wichtiger.
Es ist sogar so, dass ich bei kontroversen Themen häufig meine eigene Meinung verschweige und stattdessen die allgemeingültige Meinung angebe. Ich erkundige mich vorher immer, wie die Allgemeinheit zu dem Thema steht.
steht.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Do., 18.01.2018, 10:43

Meine eigene Meinung ist aber wirklich oft zu heftig, um sie auszusprechen. Mach ich das doch mal, dann meistens auf aggressive Art und dann wird mir meistens unterstellt, ich würde unter emotionaler Instabilität leiden und meine es angeblich nicht so. Das stimmt nicht, mir fällt es nur in manchen Momenten leichter, meine Meinung zu äußern.

Aber mir ist schon klar, dass meine Meinung für die meisten Menschen schwer zu ertragen ist. Also halte ich mich im Sinne des Allgemeinwohl weitgehend zurück und tue so, als würde ich anders empfinden.
Bei den meisten Themen passiert dies sowieso schon durch meinen hohen Gerechtigkeitssinn.
Ich versuche immer, die Themen von allen möglichen Seiten zu betrachten und wähle dann die Seite, die der Mehrheit der Menschheit entsprechen würde und was dem allgemeinen Menschenverstand entspricht.

Also, wenn mir z.B. persönliches Unrecht durch einen z.B. Türken widerfahren ist, dann sage ich nicht, dass alle Türken schlechte Menschen sind, sondern differenziere das.
Ich weiß, dass das normal ist, ich will damit nur sagen, dass sich die antisoziale Verhalten nicht auf alle Lebensbereiche auswirkt.


Ein Problem früher war, dass ich weniger gleichgültig, sondern vielmehr als schüchtern, Introvertiert und leicht autistisch wahrgenommen wurde und meine Freunde mir deshalb nie böse waren. Sie hatten keine Lust mehr auf die Freundschaft mit mir, weil sie dachten, ich wäre "zurückgeblieben", was aber darauf bezogen so nicht stimmt, sondern ich war halt eher gleichgültig gegenüber ihren Gefühlen. Deshalb kam es nie zu einer Aussprache. Sie erscheinen einfach nicht mehr zu Verabredungen und gingen nicht mehr ans Telefon, wenn ich anrief.
Auch in diesem Lebensbereich habe ich nicht mit offenen Karten gespielt. Das wäre aber auch blöd für mich gewesen, denn dann hätte ich keinen gehabt, der mit mir zum Reiten und anderen Hobbies gegangen wäre.
Und mir war es wichtig, von den Anderen als normal und beliebt wahrgenommen zu werden.


Im Erwachsenenalter haben manche meiner ehemaligen Freunde wieder versucht, Kontakt zu mir aufzunehmen, aber ich will das nicht mehr, weil es jetzt (also mit Erwachsenen) noch komplizierter ist und ich nicht mehr Reiten gehe und aufgrund meines körperlichen Zustandes eh kaum was unternehmen kann und damit kaum noch eine gemeinsame Basis vorhanden wäre.

Es ist wirklich schwierig, wenn man so ist, weil man genau weiß, dass das sozial unerwünschte Gefühle und Verhaltensweisen sind.
Aber ich habe mich entschieden, dazu zu stehen.
Es geht nicht bei allen Menschen, aber ich will zumindest bei denen, die mich gut behandeln, versuchen ehrlich zu sein.
Was ich aber nicht schaffe: Heuchlerisches Verhalten sein zu lassen. Wenn ich das nicht machen würde, hätte ich bald gar keinen Mehr zum Reden, da ich die meisten Menschen nicht akzeptiere. Auch daran habe ich schon wie bekloppt herumdoktiert, aber es geht einfach nicht. Ich mag die meisten Menschen einfach nicht.
Auch das finde ich wichtig zu akzeptieren. Es tut einem auf Dauer nicht gut, sich ständig selbst was vorzumachen.
Bei meiner Familie geht es nicht anders, weil ich von ihnen finanziell abhängig bin.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Do., 18.01.2018, 10:44

Was ich mich oft frage, sind Sachen wie:


- Warum sind Menschen emotional voneinander abhängig?
Reicht es nicht einfach aus, genügend Geld zum Leben zu haben sowie gesund zu sein?
Reicht es nicht aus, KEINE Angst vor Menschen zu haben bzw. NICHT von anderen Menschen in jedweder Hinsicht missbraucht zu werden?
Warum suchen Menschen intime Kontakte, wo es doch soviel Missbrauch auf der Erde gibt?
Ist es nicht besser, auf die Gefahren zu achten, anstatt sich vorschnell zu verlieben bzw. anzufreunden? (Ich kenne emotionale Abhängigkeit nämlich nur im dem Sinne, dass ich aus berechtigter Angst vor demjenigen mich nicht traue, gegen seinen Willen etwas zu machen oder zu unterlassen.
Ich kenne emotionale Abhängigkeit also nur in Verbindung mit starker Angst und würde freiwillig wahrscheinlich keine derartige soziale Bindung eingehen.)


- Warum haben Menschen Freunde? Haben sie wirklich Gefühle füreinander? Auch nach ernsthaftem Hinterfragen?


- Warum haben Menschen überhaupt ein Bedürfnis nach Liebe und Geborgenheit?
Sind ausreichend Geld, Frieden, Harmonie und Gesundheit nicht viel wichtiger?
Oder ist das bei diesen Menschen sowieso schon vorhanden?
Warum wollen viele eine Beziehung haben, reicht es nicht aus, dass sie z.B. NICHT gemobbt oder NICHT geschlagen oder NICHT vergewaltigt werden und gesund sind? Warum dieses Anpruchsdenken?


- Warum sind Menschen traurig, wenn ihr Haustier stirbt? (Ich bin viel und gerne geritten, hatte aber nie tiefergehende Gefühle für Tiere und verstehe nicht, warum Menschen überhaupt so tiefe Bindungen eingehen/eingehen können.

Andererseits verstehe ich nicht, warum Menschen Tiere einschläfern, denn ich finde, man sollte sich nicht über Leben und Tod stellen. Auch wenn immer behauptet wird, Tiere wüssten nicht, was der Tod ist und man sie deshalb erlösen müsse (ist ja auch vom Gesetzgeber so vorgeschrieben).
Aber sowas ist für mich eine Doppelmoral.)


- Warum brauchen Menschen in manchen Situationen sowas wie Alkohol und andere Drogen, um glücklich bzw. gesellig zu sein?
Warum können sie nicht einfach so albern sein?


- Warum leiden manche Menschen unter bestimmten zwischenmenschlichen Verletzungen? Z.B. wenn ein Junge sich von einem​ Mädchen trennt mit der Begründung, sie sei zu fett?


- Warum handeln Menschen konkurrenzhaft? Warum geht es in dieser Gesellschaft soviel um Reichtum, Besitz, Status, Aussehen usw.?


- Warum können viele Menschen sich so schlecht reflektieren und brauchen dafür Unterstützung von Außen?


- Warum haben manche Menschen so starke Stimmungsschwankungen?
(Meine Stimmung ist gefühlt immer relativ gleich. Früher, also zu dem Zeitpunkt, wo ich die Depression diagnostiziert bekam, war sie bereits seit mehreren Jahren zuvor leicht erhöht, jetzt ist sie eher negativ, was mit den Konsequenzen und meinem körperlichen Zustand zu tun hat.
Ich hätte gerne mal die Gefühlspalette, die andere Menschen haben.)


Es gibt so viele Sachen, die ich an Menschen nicht verstehen kann und ich habe auch wirklich keine Lust mehr, mich damit auseinanderzusetzen, da ich es anscheinend eh nicht verstehen kann.
Ich habe es früher probiert, bin aber gescheitert.

Ich möchte dazu stehen lernen, anders zu sein und möchte auch andere dazu ermutigen.
Ich habe viel zu viel versucht, normal zu sein und das tat mir nicht gut!

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Kimba&Blacky
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Beitrag Do., 18.01.2018, 13:04

Was mir noch eingefallen ist:

Ich habe mich früher sehr häufig vor anderen abgewertet. Dies hatte ich damals nicht hinterfragt.

Mittlerweile ist mir aber klar, dass das bewusst dazu dienen sollte, weniger angreifbar zu sein. Also dass ich mich entwertet habe, damit andere es nicht tun können. Außerdem auch oft damit ich weniger für mein Fehlverhalten bestraft werde.


Mir ist mittlerweile bewusst, wie bescheuert dieses Verhalten ist und ich arbeite daran, es zu verändern.
Es führt ja andere Menschen in die Irre.

Beispielsweise denken dadurch jetzt manche Fachmenschen, ich hätte ein instabiles Selbstbild, was in Wirklichkeit nicht stimmt. Aber ich habe mich nach außen hin so verhalten.
Ich habe ziemlichen Schaden damit angerichtet, vor allem in Bezug auf Fehlbehandlungen.


Auf der anderen Seite fühlt es sich aufgrund meines Gerechtigkeitssinnes komisch an, wenn ich sage "Ich mag mich so wie ich bin, obwohl ich ein Sozialschmarotzer war." (ich wäre es jetzt nicht mehr, wenn ich nicht so schwer körperlich krank wäre).
Mir ist klar, dass ein schlechtes Verhalten nicht bedeutet, dass der ganze Mensch schlecht ist, aber meine Verweigerungshaltung, die ich nur zu meinem Vorteil genutzt habe und mit der ich anderen indirekt geschadet habe, war schon ziemlich ausgeprägt.
Trotzdem hasse ich mich nicht dafür. Sie widerspricht einfach nur meinem Gerechtigkeitssinn.

Ich kann meine Gefühle für andere Menschen nicht ändern, so sehr ich es auch versuche. Wie oft habe ich mich abgekämpft, damit ich freundschaftliche Gefühle habe!?!
Es geht einfach nicht.
Ich hatte gehofft, dass diese zwischenmenschliche Gefühlsarmut mit Depressionen zu erklären wären, damit man sie behandeln kann, aber das hat nicht funktioniert und ist bei näherer Betrachtung auch nicht der Grund.


Ich bekomme es noch nicht hin, mit Fachmenschen offen darüber zu reden. Ich wirke von meiner Art her ziemlich lieb und unschuldig, wie ein großes (geschlechtsneutrales) Kind, sagen einige. Ich weiß nicht, ob ich es schaffen kann.
Ich arbeite hart an mir, denn ich will diese Fehldiagnosen endlich loswerden.
Dann soll man mir halt (zur Not) eine andere Diagnose geben, wobei ich nicht finde, dass man Menschen so einteilen sollte.

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Blume1973
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Beitrag Do., 18.01.2018, 15:09

Ich arbeite hart an mir, denn ich will diese Fehldiagnosen endlich loswerden.
Das ist ein guter, erster Schritt Kimba. Ich bin mir sicher, dass du mit dem „Problem“ - nichts für seine Mitmenschen empfinden - nicht alleine bist, und es auch hoffentlich Hilfe oder eine Therapieform dafür gibt?!

Lg Blume
Die einzigen wirklichen Feinde des Menschen, sind seine negativen Gedanken.

Albert Einstein

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wind of change
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Beitrag Fr., 19.01.2018, 14:22

Hallo Kimba&Blacky,

das mit den " fehlenden Emotionen", ich bin da auch sicher, dass du nicht alleine bist bzw es zumindest weitaus mehr Menschen betrifft, als so " allgemein bekannt". Aber irgendwie scheinst du ja auch darunter zu leiden, also so ganz " gefühllos " bist du ja " so gesehen" auch nicht ;-) und du schreibst ja auch:
Kimba&Blacky hat geschrieben: Do., 18.01.2018, 13:04 Ich kann meine Gefühle für andere Menschen nicht ändern, so sehr ich es auch versuche. Wie oft habe ich mich abgekämpft, damit ich freundschaftliche Gefühle habe!?!
Es geht einfach nicht.
Ich hatte gehofft, dass diese zwischenmenschliche Gefühlsarmut mit Depressionen zu erklären wären, damit man sie behandeln kann, ...


Du hast jetzt vieles geschrieben: ich habe den Eindruck, dass diese " fehlenden Gefühle für andere" vielleicht damit zu tun haben könnten, dass du sowas in der Richtung gar nicht entwickeln konntest aufgrund der schon früh " angeschlagenen" Beziehung zu deiner Mutter bzw dass sie dir aufgrund eigener Probleme gar nicht wirklich so eine " Gefühlsverbindung" bieten konnte?? " Autismus" fällt mir auch ein, ist aber nur ein aufkommender Gedanke, mehr nicht, ich kenne mich damit zu wenig aus.

Ich finde es übrigens sehr mutig - im positiven Sinn :) - dass du den Thread aufgemacht hast und so viel von dir erzählt hast. Ich habe da oft Schwierigkeiten oder ' Hemmungen', aus Angst für meine " antisozialen Verhaltensweisen" verurteilt zu werden oder Ziel von Angriffen oder noch schlimmer: eines " Shitstorms" zu werden. Aber ist es nicht so, dass Jeder irgendwelche " antisozialen Verhaltensweisen" hat? Und wenn nicht äusserlich ersichtlich, dann doch zumindest innerlich!

Was hältst du davon, das was du hier geschrieben hast auszudrucken und es einem von dir gewähltem Therapeuten/in / Fachmenschen zu zeigen?

Alles Gute
wind of change
Gehe so weit, wie du sehen kannst. Wenn du dort ankommst, wirst du sehen, wie es weitergeht.
(Autor unbekannt)
Wege entstehen, indem man sie geht. (Franz Kafka)
Glaub nicht alles was du denkst (Heinz Erhardt (?))

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Kimba&Blacky
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Beitrag Fr., 19.01.2018, 15:38

Hallo wind of change,
wind of change hat geschrieben: Fr., 19.01.2018, 14:22Du hast jetzt vieles geschrieben: ich habe den Eindruck, dass diese " fehlenden Gefühle für andere" vielleicht damit zu tun haben könnten, dass du sowas in der Richtung gar nicht entwickeln konntest aufgrund der schon früh " angeschlagenen" Beziehung zu deiner Mutter bzw dass sie dir aufgrund eigener Probleme gar nicht wirklich so eine " Gefühlsverbindung" bieten konnte??
ja, das habe ich auch schon vermutet. Aber warum hat es dann bei meinem etwas jüngeren Geschwister nicht diese Probleme gegeben?
Meine Mutter hat mir immer gesagt, dass es auf jeden Fall an mir läge.

Ich habe über diese Sache (also nur über diese Sache) auch mal mit meiner​ ehemaligen Therapeutin gesprochen und sie meinte, dass es wahrscheinlich daran läge, dass ich weiblich bin und sie mich deshalb durch ihre eigene Vergangenheit (ich weiß bis heute nicht, was meine Mutter für eine Kindheit hatte, deshalb frage ich mich, was die Therapeutin damit gemeint haben könnte) nicht akzeptieren konnte.

Ich fand, dass meine Mutter ziemlich auf geschlechtstypisches Verhalten geachtet hat. Ich habe mich in dem Bereich unangepasst verhalten.
Ich weiß nicht, ob das einer der Gründe gewesen sein könnte.
Möglicherweise hat meine Mutter ein Problem mir Trans-Menschen und wollte nicht, dass ich einer bin bzw. hat gedacht, dass sie mich durch das Verbieten von mädchenuntypischen Interessen zum Mädchen machen kann. Weil ich das verweigert habe, hat sie mich irgendwann als Mensch nicht mehr ernst genommen.

Wenn es wirklich so wäre, fände ich das ganz schön traurig. Aber ich bin auch selbst Schuld, denn ich hätte das erkennen müssen und ihr ein normales Mädchen vorspielen können.
Aber irgendwie kann ich mir nur schwer vorstellen, dass es wirklich daran gelegen hat.
wind of change hat geschrieben: Fr., 19.01.2018, 14:22 " Autismus" fällt mir auch ein, ist aber nur ein aufkommender Gedanke, mehr nicht, ich kenne mich damit zu wenig aus.
Laut meiner Eltern soll ich angeblich Autismus haben.
Dummerweise haben sie aber nie eine Diagnostik in die Wege geleitet und mich stattdessen nur für mein autistisches Verhalten bestraft.
Sie nahmen mich deshalb auch nicht ernst, weil Autisten für sie keine richtigen Menschen sind.
Ich durfte in der 9. Klasse deshalb auch nicht mit auf Abschlussfahrt.
Seltsam finde ich auch, dass mich alle echten Autisten, die ich kenne (sind nicht viele) ebenfalls für einen halten. Es gibt schon ziemlich viele Parallelen.

Aber es war so, wie ich es oben beschrieben habe: Ich habe autistische Züge, aber das war nicht der Hauptgrund für meine soziale Andersartigkeit.
Ich mag einfach viele Menschen nicht, hatte aber nicht den Mut, denen das ins Gesicht zu sagen.
Nach außen hin habe ich mich schüchtern und ängstlich gegeben, aber innerlich dachte ich anders, weil ich wusste, dass ich nicht die Kraft hatte, gegen die anderen zu kämpfen.

Ich habe schon lange menschenverachtende Gedanken und Gefühle und würde diese auch umsetzen, wenn ich die entsprechende Macht und Kraft hätte.
Durch ein bestimmtes Erlebnis ist das noch schlimmer geworden.

Ich frage mich auch, ob ich fauler als andere Menschen bin, denn ich bin immer den Weg des geringsten Widerstands gegangen.
Z.B. Schule verweigert, sich nicht mit den Gefühlen meiner Mitmenschen auseinandergesetzt usw...
Ich wollte meine Energie nur für schöne Erlebnisse aufheben.


Danke für die guten Wünsche!

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Kimba&Blacky
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Beitrag Fr., 19.01.2018, 17:53

Hier habe ich noch was gefunden, das mich verwundert:

QUELLE:

https://www.psychiatrie.de/buecher/kran ... ungen.html
Modell der doppelten Handlungsregulation

Das in dem Buch vorgestellte Modell der doppelten Handlungsregulation unterscheidet das Handeln des Klienten auf der Motivebene und auf der Spielebene. In einer Beziehung würde der Klient auf der Motivebene sein Bedürfnis offen äußern und danach sein Verhalten richten. Anders auf der Spielebene. Der Begriff Spiel kommt dabei aus der Transaktionsanalyse und bezeichnet unoffenes, manipulatives Verhalten. Der Klient zeigt sein eigentliches Leitmotiv nicht offen für andere erkennbar, stattdessen bedient er sich bereits angelernter Strategien, um die erwünschte Reaktion zu erhalten.

Das Fatale dabei ist, dass die Reaktion des Interaktionspartners zwar die Erwünschte ist, das eigentliche Leitmotiv nach Wertschätzung davon aber nicht bedient wird. Der Klient fühlt sich weiterhin nicht anerkannt, er hat das Gefühl, nichts wert zu sein und erwartet von Beziehungen, irgendwann enttäuscht und verlassen zu werden. Die erhaltene Reaktion ist angenehm und für den Moment befriedigt sie, wenn auch nicht vollständig, das Leitmotiv. Das strategische Handeln hat somit zum Erfolg geführt, wird beibehalten und immer wieder ausgeführt, um einen Befriedigungseffekt zu erzielen.
Aber mir ging es doch gar nicht um Wertschätzung, sondern darum, unbekümmert fristlos Geld vom Staat zu bekommen, ohne (!) selber dafür arbeiten gehen zu müssen!
Ich habe mit meinem manipulativen Verhalten genau das bekommen, was ich wollte, bis zu dem Zeitpunkt als man mir Therapie und Medikamente aufdrängte. Hätte man das nicht getan und mich so weiterleben lassen, aber trotzdem Geld vom Staat gegeben, wären meine Bedürfnisse sehr wohl echt befriedigt worden.
Nicht transparentes Verhalten

[...] Sie sehen diese Strategien als Teil ihrer Persönlichkeit an, als etwas Gegebenes, Bestehendes und Unveränderbares.
Nein, das war bei mir nie der Fall. Mir war schon bewuss, dass ich was mache, um bestimmte Vorteile zu bekommen.
Kommt es dann doch zu einem Bruch in der Beziehung, wird dies nicht als Folge ihres strategischen Handelns gesehen, sondern als Erfüllung und Bestätigung ihres Selbstbildes ("ich bin nichts wert") und der Beziehungserwartung (»in Beziehungen wird man ohnehin irgendwann enttäuscht und verlassen«).
Ich habe es immer als Folge meines Handelns gesehen, habe aber genau das, also diese beiden Sätze, immer gesagt, damit ich den Eindruck des Unschuldslammes hinterlasse. Das war alles so geplant.

Wie ist das denn normalerweise bei Persönlichkeitsstörungen?
Denken diese in solchen Situationen wirklich] nichts wert zu sein? Ich dachte immer, gerade das wäre die Manipulation. Also, dass sie nur vorgeben, so ein schlechtes Selbstbild zu haben, um mit reinem Gewissen ihr Umfeld zu unterdrücken.

Auch dass die Therapeuten sich zunächst auf die Strategien einlassen und die gewünschte Reaktion zeigen, hält den Teufelskreis am Laufen.
Folge von (Fehl-)Verhalten

Wenn dann (längerfristig) die Reaktionen ausbleiben oder sich gegenteilig verändern, ist es dem Klienten verständlicherweise nicht mehr möglich, dieses als Folge seines (Fehl-)Verhaltens zu sehen.
Doch, das war mir klar.

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Kaonashi
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Beitrag Fr., 19.01.2018, 18:23

Ich finde, du machst dich schon selber sehr schlecht, fragst aber nicht nach guten Gründen für dein Verhalten. Meistens gibt es die. Vielleicht hättest du unter den gegebenen Umständen gar nicht anders handeln können. In eine Klinik zu gehen und sich als Kranker auszugeben ist auch nicht das, was man normalerweise als erstrebenswert ansieht. Vielleicht war da eben doch der Hilferuf das Entscheidende und nicht der Wunsch, nicht arbeiten zu müssen.


Warum sich dein Geschwister anders entwickelt hat: die Situation in den ersten Lebensjahren kann anders gewesen sein. Eine Mutter kann zum Beispiel bei der Geburt des einen Kindes depressiv gewesen sein und bei der Geburt des zweiten Kindes nicht mehr, oder anders rum. Das ergibt dann einen ganz anderen Umgang mit dem Kind, und dementsprechend entwickelt sich das Kind auch anders. Oder wie du schon erwähnt hast, eine Mutter kann mit Töchtern anders umgehen als mit Söhnen. Es könnte sein, dass eine Mutter von ihrer eigenen Mutter als Mädchen schlechter behandelt wurde, z.B. weil es früher ja so war, dass Jungen mehr gegolten haben und mehr verwöhnt wurden, vielleicht aber auch aus einem andern Grund. Oder sie hatte einfach ein schlechtes Verhältnis zu ihrer Mutter und führt das über die nächste Generation weiter. Leider ist es oft so, dass Menschen das weitergeben, was sie selbst erlebt haben.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Fr., 19.01.2018, 20:25

Kaonashi hat geschrieben: Fr., 19.01.2018, 18:23In eine Klinik zu gehen und sich als Kranker auszugeben ist auch nicht das, was man normalerweise als erstrebenswert ansieht. Vielleicht war da eben doch der Hilferuf das Entscheidende und nicht der Wunsch, nicht arbeiten zu müssen.
Nein, es war definitiv kein Hilferuf. Meine Eltern haben mich dazu gezwungen bzw. erpresst, weil sie mich als gerade volljährig geworden nicht ihr Leben lang durchfüttern wollten.

Ich lief also Gefahr obdachlos zu werden.
Ich wurde relativ spontan vor die Wahl gestellt: Auf der Straße landen oder sich schnell auf eine psychiatrische Krankheit diagnostizieren zu lassen. Erst überlegte ich mir, doch noch schnell einen Job zu suchen, aber es war mir zu doof, da ich nicht auf mein geliebtes Hobby Reiten, das nunmal viel Zeit in Anspruch nimmt, verzichten wollte.
Mein Verlangen nach Reiten war schon fast wie eine Sucht, daher auch die Zoophilie-Vorwürfe.
Wenn man so will, ist das Reiten Schuld.
Ich habe sogar in der Klinik gesagt, dass ich soviel Ausgang wie nur möglich brauche um reiten zu gehen. Habe mich sogar einmal beurlauben (inoffiziell, offiziell war es eine Entlassung mit anschließender Wiederaufnahme) lassen, damit ich an meinem vorher schon geplanten Reiturlaub teilnehmen konnte. Im Grunde war mein damaliges Leben komplett auf Reiten ausgelegt.

Mir wurde in der Klinik sogar der Vorschlag gemacht, Pferdewirtin zu lernen, aber das wollte ich nicht, weil ich nichts anstrengendes machen wollte (Ställe ausmisten usw.), sondern meine Energie ausschließlich fürs Reiten ausgeben wollte.
Ich habe mich auch nicht sonderlich viel mit den Pferden als Lebewesen beschäftigt, mir ging es nur darum, bequem in der Gegend herumgetragen zu werden.
Kaonashi hat geschrieben: Fr., 19.01.2018, 18:23Es könnte sein, dass eine Mutter von ihrer eigenen Mutter als Mädchen schlechter behandelt wurde, z.B. weil es früher ja so war, dass Jungen mehr gegolten haben und mehr verwöhnt wurden, vielleicht aber auch aus einem andern Grund. Oder sie hatte einfach ein schlechtes Verhältnis zu ihrer Mutter und führt das über die nächste Generation weiter. Leider ist es oft so, dass Menschen das weitergeben, was sie selbst erlebt haben.
Ja, das kann sein. Wobei sie hätte merken müssen, dass ich eigentlich kein Mädchen bin. Naja, die Gesellschaft war damals eben noch transphobischer als jetzt. :roll:

Traurig.

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Sehr
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Beitrag Fr., 19.01.2018, 20:30

Also das was du machst bzw. gemacht hast, taten auch schon zig andere um nicht arbeiten gehen zu müssen.

Ich finde aber nicht, dass dein Bruder "normal" ist bzw. zu sein scheint, denn sonst hätte er nicht so reagiert, wie er es tat.

Anscheinend seid ihr beide angekratzt.

Was genau heißt dich sexualisieren?
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Kaonashi
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Beitrag Sa., 20.01.2018, 01:16

Kimba&Blacky hat geschrieben: Fr., 19.01.2018, 20:25Nein, es war definitiv kein Hilferuf. Meine Eltern haben mich dazu gezwungen bzw. erpresst, weil sie mich als gerade volljährig geworden nicht ihr Leben lang durchfüttern wollten.
Es fragt sich aber, warum es nötig gewesen wäre, dich durchzufüttern. Irgendwann, wenn man erwachsen ist, hat man auch wenn man nicht arbeitet, einen Anspruch auf Sozialleistungen. Man kann dann durchaus irgendwann unabhängig von den Eltern leben, auch ohne zu arbeiten.

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