Der Fluch der Dinge...oder: wie entkomme ich dem Konsum

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Kellerkind
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Der Fluch der Dinge...oder: wie entkomme ich dem Konsum

Beitrag Sa., 28.05.2016, 23:37

Seit Wochen beschäftige ich mich mit ... DINGEN. Alle mögliche Dingen. Wo man sie herbekommt, und fast noch wichtiger, wie man sie wieder los wird. Ausmisten. Flohmarkt. Ebay. Kleinanzeigen. Online-Shopping. Sale. Supersondersale. Kaufen. Kaufen. Verkaufen. Ich habe das Gefühl in all diesen DINGEN zu ersticken und mich zu verlieren.

Meine keine Wohnung quillt gefühlt aus allen Nähten, und obwohl ich weit, sehr weit davon entfernt bin, ein Messie zu sein, habe ich das Gefühl, hier keine Luft mehr zu kriegen. Ich verbringe Stunde um Stunde damit, Sachen zu sortieren, auszumisten, von A nach B zu schleppen, wieder von vorne anzufangen und scheitere bei dem Versuch, hier Struktur reinzubringen. Oder ich surfe stunden- oder gar tagelag im Internet auf der Suche nach den neusten Schnäppchen oder in Ebay oder Amazon von Link zu Link zu klicken, oft nur um mir dann überfordert am Ende gar nichts mehr zu kaufen.
Ich behaupte von mir selbst, eine Art "Konsumbulemie" zu haben: mal gönne ich mir viel zu viel, und schleife jede Menge unnützes Zeug in die Bude, und dann wieder bin ich der Geiz und die Sparsamkeit in Person. Finanziell ist zwar alles im grünen Bereich, aber ich habe vollkommen die Orientierung verloren in diesem Dschungel aus Konsum, Lockangeboten und Ausmistaktionen.
Mittlerweile habe ich einen nicht unerheblichen Leidensdruck, z.B. in der Form, dass ich schon lange nicht mehr entspannen kann, immer wieder in Grübelspiralen versinke oder Pläne mache, wie ich dem allen noch Herr werden könnte. Kurzum: es nimmt mich zeitlich und psychisch ungebührend viel ein. So ziemlich auf allen Ebenen. Von ganz normalen Entscheidungsfragen, zu denen ich chronisch nicht mehr in der Lage bin über Organisatorischem bis hin zu Selbstfindungsproblemen, tiefsitzenden Glaubensätzen auf dem Prüfstand und fehlenden Werten und jede Menge hausgemachten Stress und nicht mehr abschalten können.
Für mich bedeuten all die "DINGE" zunehmend Stress und nur noch Ballast. Mittlerweile wünsche ich mir so sehr eine nahezu spartanisch eingerichtete Wohnung, in der alles wunderbar geordnet und auf das Nötigste reduziert ist. Möchte mir nur noch mit schönen, wichtigen Dingen umgegeben, aber leichter gesagt als getan. Je mehr ich mir das vornehme, um so mehr setze ich mich selbst unter Druck. Ich kriege es nicht hin. Seit Wochen geht ein sehr großer Teil meiner Freizeit dafür drauf, meine Konsumverhalten (= sowohl das Kaufen als auch das Ausmisten) Herr zu werden. Vergebens. Vermutlich liegt es mitunter daran, dass ich nach meinen völligen Zusammenbruch und Neuanfang vor ein Paar Jahren immer noch (Wieder-)Selbstfindungsprobleme habe, meine alten Werte nicht mehr gelten, neue noch nicht vorhanden sind, und sowohl meine aktuelle Situation als auch die Zukunft sehr, sehr ungewiss sind. Woran soll ich mich da also orientieren? Noch dazu gab es in der Vergangenheit eine nicht unerhebliche Problematik mit einer Ordnungsfanatischen Mutter und - ja, gerade zum Trotz - später einem Messi-Ehemann. Mir schwirrt der Kopf, ich weiß gar nicht mehr, wo ich anfangen soll, ich merke nur, dass ich immer mehr darunter leide und es so nicht weitergehen kann. Alles dreht sich nur um... DINGE.

Was ich mir von diesem Thread erhoffe? Orientierungshilfen. Das kann von allgemeinen Meinungen zu Thema "Konsumgesellschaft" gehen bzw. unserem Umgang damit bis hin zu konkreten Meinungsumfragen, wie man mit einzelnen Situationen umgeht oder Entscheidungshilfen/Verhaltenstipps z.B. beim Ausmisten. So habe ich beispielsweise in meinem Leben schon viele Entrümplungsratgeber gelesen, ich kenne sehr viele Tipps, aber momentan fällt es mir schwer, sie auch konkret anzuwenden bzw. finde ich immer einen Grund, wieso dies diesmal und speziell für mich gerade nicht gälte. Nicht zu vergessen, auch der Vergleich mit anderen, um sich selbst besser einschätzen zu können, was noch "normal" ist und was nicht. Zum Beispiel das Klischee von Frauen und ihren überfüllten Kleider- und Schuhschränken, da bin ich sicherlich nicht die Einzige, aber was ist an dieser Macke noch tragbar und normal, und ab wann wird es ungesund? Last but not least, die psychologischen Aspekte, wieso ich mich (derzeit?) in diesen Themen so unendlich verliere, dass ich mir selbst zur Laste werde...

Ich beachsichtige, immer wieder mal konkrete Punkte nach und nach aufzugreifen und in diesen Thread zu stellen, aber auch der allgemeine Meinungsaustausch zum Thema "Konsumgesellschaft" oder "Entrümplungsaktionen" ist mir hier sehr willkommen.
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mio
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Beitrag So., 29.05.2016, 00:07

Hallo Kellerkind,
Kellerkind hat geschrieben:Für mich bedeuten all die "DINGE" zunehmend Stress und nur noch Ballast. Mittlerweile wünsche ich mir so sehr eine nahezu spartanisch eingerichtete Wohnung, in der alles wunderbar geordnet und auf das Nötigste reduziert ist.
das kann ich sehr sehr gut nachvollziehen dieses Gefühl. Mich nervt das auch zunehmend - vor allem dieses "Kümmern" um all diese Dinge und auch dieses Gefühl in ihnen zu ersticken - aber ne wirklich nachhaltige Lösung hab ich leider auch noch nicht gefunden.

Ne Freundin von mir hatte mal ein ganz gutes Prinzip, wahrscheinlich kennst Du es wenn Du die Ratgeber kennst, aber ich lasse es Dir trotzdem mal hier: Für jede Sache die sie angeschafft hat musste was anderes weichen... Fand ich als Ansatz immer toll, weil im Grunde so simpel. Meine Umsetzung scheitert aber leider bisher auf lange Sicht auch immer. Am liebsten hätte ich bisweilen einen großen Container vor der Tür wo ich einfach alles reinpfeffer und gut ist. Aber das geht ja dann auch nicht so einfach...

Lieben Gruss von einer auch Konsumgenervten,

mio

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Kellerkind
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Beitrag So., 29.05.2016, 00:20

Hallo Mio,

ja, das nehme ich mir auch immer vor, aber scheitere. Das Trügerische daran ist, dass ich dieses Argument dazu benutze... (bzw. der innere Schweinehund, whatever)... um mich zum Kaufen zu überreden, wenn ich im Geschäft stehe. Dann verspreche ich mir selbst immer, das so zu handhaben, und nicht selten schaffe ich es sogar in dem Moment oder kurz danach, mich dafür zu entscheiden, was wegkommt. Aber dann braucht es sooo lange bis zur Umsetzung, z.B. weil Flohmarktkisten ewig rumstehen oder ich nicht dazu komme, es in Ebay zu stellen oder oder oder... und am Ende tue ich es dann doch zurück in den Schrank. Schlimmer noch: das nächste Mal geht das Spielchen von vorne los. Ich sortiere es wieder aus, sortiere es vor, fotografiere es, mache mir Gedanke, ringe mir mühsam Entscheidungen ab, bleib irgendwo bei dem Prozess stecken, und...schwups... geht die ganze Schoße von vorne los. *help*.
Aber das ganz, ganz gemeine daran: GEFÜHLT habe ich mich bereits von den Sachen getrennt, zumindest wenn es nach dem Konsum-Schweinehund geht. Das Gefühl sagt: "Hey, prima, du HAST ausgemistet"... ungeachtet dessen, ob es noch irgendwo in Kisten rumsteht... und damit ist das abgehakt, und es denkt sich: "Toll, wo wir gerade dabei sind, dann kannst du doch gleich NOCH EINS kaufen, hast ja jetzt fleißig aussortiert." Ja, eben nicht! Arrgh!
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Kellerkind
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Beitrag So., 29.05.2016, 00:29

Ausmistaktion: Bücher

Hab mich heute mal wieder an mein Bücherregal gewagt, und bin am Verzweifeln, weil ich nicht weiß, nach welchen Kriterien ich ausmisten soll.

Zunächst einmal haben Bücher ja einen gewissen Status-und Image-Wert. Man möchte gerne intelligent und belesen wirken. Je mehr, desto besser. Hat schon irgendwo seine Berechtigung. Und dann doch wieder nicht.
Wenn man ehrlich ist: wie viele Bücher davon hat man wirklich gelesen? Welche wird man realistisch betrachtet tatsächlich noch lesen? Und wie viele Bücher liest man mehr als einmal? Ich für meinen Teil lese sehr, sehr selten ein Buch mehr als einmal, heißt dass, ich soll sie danach gnadenlos aussortieren?
Da ich seit gewisser Zeit erhebliche Probleme habe, abzuschalten um zu lesen... (da das Gehirn immer im Planungs- bzw. Problemlösungsmodus ist)... schaffe ich es seit nun mehr 2 Jahren nicht mehr, zu lesen. Das heißt, LESEN und BÜCHER sind im Hier und Jetzt nur Staubfänger. Aber sollte ich sie deswegen ALLE entsorgen und mit dem Hobbie "Lesen" aufhören? Wohl kaum. Es ist sinnvoller, darauf zu hoffen, irgendwann wieder so weit zur Ruhe zu kommen, dass man all die ungelesenen Bücher mal zur Gemüte führt. Andersherum gesagt: Das Kriterium, ob ich all das im HIER UND JETZT brauche, fällt weg. Denn ginge es danach, müsste ich so ziemlich ALLE Bücher entsorgen.

Ich habe bereits viele entsorgt beim meinem letzten Umzug, gut die Hälfte aller Bücher. Ich nahm mir vor, keine mehr beizuschleppen, solange ich nicht...aber dabei bliebt es natürlich nicht. Um die 2 Dutzend neue Bücher haben sich wieder eingeschlichen. Ich kann mich nicht an ihnen erfreuen, eher stehen sie wie Mahnmale da im überfüllten Schrank und verursachen Schuldgefühle. Weil ich es wider Vernunft wieder nicht lassen konnte. Weil ich unfähig bin, zu entspannen und zu lesen. Weil ich meine guten Vorsätze nie umsetze. Weil es so unordentlich aussieht. Sobald mein bewusster Blick das Regal streift, dann zieht sich alles zusammen.

Ich habe Bücher aus meiner Studienzeit, entweder teure Fachbücher oder thematisch mit den Themen, die mich damals mit Leib und Seele begeisterten. Manche sind auch niegelnagelneu, weil ich sie mir zur Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche gekauft hatte. THEORETISCH brauche ich sie nicht mehr im Hier und Jetzt, aber weiß ich, was die Zukunft bringt? Eben nicht. Die Themen haben mich früher so begeistert, gut denkbar, dass ich nur aus psychosozialen Gründen DERZEIT mich nicht mehr damit beschäftige, und es mit den richtigen Leuten und richtigen Umständen wiederkommt. Ähnliches gilt für die germanistische Literatur. Heute aussortiert, schweren Herzens: meine ganzen Reklame-Heftchen. Tja, Bildung ist DERZEIT (???!) auch alles andere als mein Thema. Aber sollte man auf (ichsagmal) Bildung verzichten, nur weil es an Gesprächspartner und Zeit/Ruhe zum Lesen mangelt?! Anderseits ist es eben nur Ballast, den man vom Umzug zu Umzug rumschleppt, mehr oder weniger aus Image-Gründen, was wäre denn ein Haushalt ohne Goethes Faust oder Werders Leiden?!
Dann gibt es die normalen Romane, die ich tatsächlich mal gelesen habe und entweder für gut oder für schlecht befunden habe. Die Wahrscheinlichkeit, sie nochmal zu lesen oder jemanden auszuleihen, tendiert gegen null. Also doch nur wieder hübsche Staubfänger?!
Dann ist da noch der große Haufen Bücher für "zukünftige Interessen/Projekte". Die ich jetzt NOCH nicht gebrauchen kann, aber von denen ich hoffe, dass sich das - zur richtigen Zeit mit den richtigen Leuten - noch ändert.

Gesetz den Fall, ich schaffe es, mich von ein paar Büchern zu trennen. Derzeit besitze ich zwei Bücherregale, das ist jetzt auch nicht die Welt, aber trotzdem eben Ballast. Also, angenommen, ein Buch findet seinen Weg auf dem Weg-Damit-Stapel. Man wirft doch keine Bücher weg, nein, so was macht man nicht. Was dann?
- Ebay, Kleinanzeigen und Co: rentiert sich nicht, weder finanziell noch was den Aufwand angeht
- Flohmarkt: für mich ohne Auto nicht leicht zu organisieren, bis dahin stehen sie in irgendwelchen Kisten im Weg, sie werden bei jedem Flohmarkt hingeschleppt, zurückgeschleppt, aus- und wieder eingepackt, es rentiert sich nicht wirklich, und so wie ich drauf bin: jedes Mal frage ich mich erneut, ob ich es wirklich verkaufen will, mit Pech landen sie am Ende dann doch wieder im Regal
- verschenken: gibt keine Interessenten in meinem Bekanntenkreis
- Bücher-Telefonstelle/Give-Box: das mache ich manchmal, aber nur bedingt, wenn ich die Bücher für nicht mehr verkaufsfähig halte und zufällig etwas dieser Art für mich erreichbar ist

Irgendwelche Tipps und Meinungen dazu?
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mio
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Beitrag So., 29.05.2016, 00:41

Kellerkind hat geschrieben:Irgendwelche Tipps und Meinungen dazu?
Oh ja, gerade Bücher sind so ein Thema...da hab ich ne recht "radikale" Haltung mittlerweile (wenn auch bisher nur zur Hälfte umgesetzt... ): WEG. Bis auf die, von denen ich definitiv weiss, dass sie für mich was "besonders" bedeuten und dass sie auch nicht so simpel wiederzubeschaffen wären.

Ich hab viel über Amazon verkauft, bei einigen hat es sich gelohnt, ein Teil steht hier aber auch immer noch rum in Kisten, weil unter nem Euro braucht man es echt nicht machen und bei nem Auslandsverkauf zahlt man dann im Zweifel sogar drauf. Ein paar haben aber sogar noch ganz gutes Geld gebracht, erstaunlicherweise. Den Rest stelle ich an die Straße in ner "Zu verschenken" Kiste. Das kommt hier immer gut weg und es ist vor allem schön "schnell entschieden und gemacht".

Altpapier kann ich auch nicht gut....empfinde ich irgendwie als "Sünde".

Ich versuche mich bei Bücher daran zu orientieren:

Was ich eventuell noch mal lesen wollen können würde, ist das wiederbeschaffbar? So mache ich es auch mit ungelesenen Büchern. Was nicht oder nur schwer widerbeschaffbar ist darf bleiben, alles andere fliegt raus. Anders schaffe ich das auch nicht...

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Kellerkind
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Beitrag So., 29.05.2016, 01:15

Hmm. Einfach auf die Straße stellen, geht vermutlich in großen Städten besser als hier. Heute war ich so nett, und habe für die Müllmänner (???) die ausgemisteten DVD's und Musik-CDs (gebrannt, aber in hübschen Hüllen) in eine saubere Tüte in den großen Müllcontainer, getreu dem Motto, falls es wer findet, viel Spaß damit, ich muss ja nicht noch den Haushaltsmüll drüber streuen. Bedenke ich es recht,hätte ich es natürlich genauso gut VOR den Container abstellen können.... *klong*
Was ich eventuell noch mal lesen wollen können würde, ist das wiederbeschaffbar?
Diese Frage versuche ich gerade allgemein in mein Repertoire aufzunehmen, tue mich aber damit schwer. Denn gesetzt den Fall, ich würde es zu einem späteren Zeitpunkt wirklich wieder wollen, ist fraglich, ob nicht in dem Moment dann zu pleite und/oder zu geizig dafür wäre. Ich vermute, ich würde mich dann eher selbst ohrfeigen. Genau das ist ja die Crux: die große Angst davor, die Entscheidung hinterher zu bereuen.

Bei Bücher stellt sich vielleicht auch die Frage: wie will ich auf andere wirken? So ein Bücherregal hat ja mit den höchste Aussagekraft über eine Person im Vergleich zu anderen Dingen einer Wohnung. Diese Frage finde ich aber noch viel komplizierter zu beantworten, wenn man ohnehin das eine oder andere Selbstfindungsproblem hat. Und schwupps ist man von der Ebene des ganz praktisch-pragmatischen Ausmisten auf die höchst philosophisch-psychologische Frage nach dem Wer-bin-ich und Wo-will-ich-hin gekommen und das Gehirn verknotet sich.

Das ist ähnlich wie mit meiner kleinen Spielesammlung. Ich liebe Spieleabende, habe aber niemanden mehr dafür. Heißt das jetzt, dass ich das alles wegwerfen/verscherbeln soll? Wohl kaum. Trotzdem ist es im Hier und Jetzt nur unnötiger Ballast, dessen Anblick mich stresst und verärgert bzw. der von A nach B geschleppt werden will. Klar, könnte ich es mir später wiederbeschaffen, aber ich der Geldverlust...?! Das würde ich mir nicht verzeihen. Das wäre dann ja doppelte und dreifache Verschwendung. Sich Dinge MEHRMALS kaufen, und dann wieder wegwerfen verscherbeln, noch dazu mit jede Menge Mehraufwand als sie wert sind. Also, irgendwo lagern. Also, doch wieder Ballast. *wirr*

Just im Moment ärgere ich mich unglaublich darüber, wie viel ZEIT und NERVEN mich jetzt diese Beiträge hier kosten, und doch kann ich nicht aufhören, weil jetzt "etwas" in mir zwanghaft an diesem Thema rumkaut. Dabei habe ich morgen früh was vor. Wenn's dumm läuft, hält mich das Thema nun noch länger wach und meine geplante Freizeitaktivität morgen früh fällt aus. Wegen all diesen ... DINGEN. Die es zu kaufen, zu verkaufen, zu beschaffen und zu entsorgen, zu verwalten und zu sortiereng gilt. Arrgh,
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Bumpam
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Beitrag So., 29.05.2016, 05:24

Ich habe prinzipiell auch immer wieder mal Stress mit den Dingen die sich in der Wohnung anhäufen.
Aber gerade bei Büchern geht es mir ganz anders: auch wenn ich sie bestimmt nicht mehr lesen werde, ich freue mich daran, wenn ich sie im Regal stehen sehe, bei den meisten weiss ich noch ganz genau, wann ich sie gekauft habe, und wo ich sie gelesen habe. Bücher haben für mich zeitweise mehr Realität gehabt als das reale Leben. Ich habe sogar noch Kinderbücher aufgehoben deswegen.
Was andere von meiner Sammlung halten ist mir dabei ziemlich egal. Aber ich mag Wohnungen mit nur wenig Büchern nicht gerne.
Ansonsten träum ich aber auch vom spartanisch-konumunbelasteten Leben. Und würde es gern auch abseits von Umzügen schaffen mit dem Ausmisten. Das ist für mich der Knackpunkt, dieses Ausmisten, und wohin dann mit den Sachen.
So wie Du es beschreibst, habe ich das Gefühl, dass es auch bei Dir hauptschlich um den fürchterlich mühsamen Organisationsprozess geht, wenn man die Sachen eben nicht einfach wegschmeissen will. Ich merk das daran, dass mir Gewand am leichtesten fällt: einfach alles was noch tragbar ist, in die Altkleider Box. Aber mühsam was auf ebay stellen – und dann noch verschicken – dazu reicht es dann nie.
Das Prinzip dass für jedes gekaufte Teil eins gehen muss hat bei mir noch nie geklappt.
Am besten funktioniert bei mir: wenn eine Anschaffung ansteht, mich bewusst daran erinnern, welche Dinge in meinem Leben wertvoll sind und warum. Welche Fehlkäufe waren und warum. So habe ich schon oft, Dinge die ich vermeintlich UNBEDINGT brauchte dann doch nicht gekauft, und sehr bald festgestellt, dass sie mir echt nicht abgingen.
Ich kenne auch fast nur Menschen, die jammern, dass sie zu viel Dinge haben. Und Chaos. Und dessen nicht mehr Herr werden. Ich bin irgendwann draufgekommen, dass ein Tei l von meinem Stress aus Wohnzeitschriften stammt. Dass irgendwo, unterbewusst, ich dachte, dass eine Wohnung eigentlich so auszuschauen hat. Seit ich mir ganz bewusst gemacht hab, dass das nicht die Realität ist, geht’s mir viel besser.
Liebe Grüße, Bumpam

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Kellerkind
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Beitrag So., 29.05.2016, 11:57

Hi. Bumpam, danke für die Anregungen.
Und würde es gern auch abseits von Umzügen schaffen mit dem Ausmisten. Das ist für mich der Knackpunkt, dieses Ausmisten, und wohin dann mit den Sachen.
So wie Du es beschreibst, habe ich das Gefühl, dass es auch bei Dir hauptschlich um den fürchterlich mühsamen Organisationsprozess geht, wenn man die Sachen eben nicht einfach wegschmeissen will.
Ja, ganz genau. Zumindest aktuell. Wieso man trotzdem immer wieder so viel Neues herbeischleift oder sich in Online-Shopping-Portalen verliert, ist natürlich ebenso Thema. Und das ganz gewöhnliche "Aufräumen" und "Haushaltsführung": je mehr hat, um so mehr muss man aufräumen und ordentlich verstauen. Dabei ist das meiste nur unnötiger Tand oder Ballast. So weit, so gut, so sehe ich das ja auch, aber genau in der Sekunde, wo ich es in der Hand habe, dann kommen dann doch die Zweifel: was, wenn ich es doch noch mal gebrauchen könnte? Was, wenn ich es hinterher bereue? Oder eben auch die innere Speere, etwas wegzuwerfen...(zu verschwenden)... war eigentlich noch gut ist.
Ich merk das daran, dass mir Gewand am leichtesten fällt: einfach alles was noch tragbar ist, in die Altkleider Box. Aber mühsam was auf ebay stellen – und dann noch verschicken – dazu reicht es dann nie.
Ich komme nicht umhin, komme mir selbst nicht aus, es trotz besserem Wissen permanent versuchen zu wollen. Es reicht dann auch selten die Schnell-Variante, nein, ich wasche und bügle die Klamotten vorher sogar noch, bearbeite die Fotos, wiege es zur genauen Porto-Ermittlung, schreibe eine ausführliche Beschreibung dazu, und natürlich muss das ganze auch noch x-mal Korrektur gelesen werden. Und FALLS es verkauft wird, hat man natürlich noch die Rennerei mit dem Versand...

Gestern war ich immerhin so schlau, und habe von langer Hand vorbereitete "Bekleidungspakete" auf Ebay gestellt, eigentlich mit dem Ziel Zeit zu sparen, das ganze etwas effektiver zu gestalten. Aber auch das hat sich als Illusion rausgestellt. Ich habe bereits zwei Nachmittage mit Sortieren, Waschen und Fotografieren verschwendet, und das, nachdem besagte Kleidungsstücke schon zig mal "vorbereitet" wurden, seit insgesamt 7 Jahren von Flohmarkt zu Flohmarktkiste wandern. Und trotz bester Vorbereitung hat das Einstellen dann doch noch mal 4h gedauert. Arrgh.
Heute dann, total genervt und gestresst, ein Schnellschuss, und bereits fotografierte, rumliegende Sachen (45 Stück) in eine regionale FB-Flohmarktgruppe gestellt. Für Mini-Beträge. Immerhin: 45 Sachen in knapp 1,5h. Aber ob es sich lohnt? Wohl kaum. Und bis dahin habe ich noch so viel herumstehen...

Ich nehme mir immer vor, mir eine Frist zu setzen. Denk mir wider besseren Gewissen: "Ach komm, ein Foto mehr oder weniger, schnell einstellen, das geht doch schnell, einmal versuchen." Dann benutze ich die kostenlose Wiedereinstellfunktion. Das Zeug liegt weitere Tage bis Wochen rum. Und nochmal, weil: es ist ja nur ein Klick. Davon dass es mal gebügelt war, ist mittlerweile nichts mehr zu merken. Ich setze mir die Frist: wenn es bis da und da nicht weg ist, dann ab in den Alterkleidersack. Punkt. Aus. Ende. Basta. Aber ich weiß genau, dass ich es nicht tun werde. Tatsächlich wandert etwa 25% eher wieder in den Kleiderschrank zurück... Okay, denke ich mir dann, aber wenn ich dann umziehe, DANN... also DANN bin ja zumindest vorbereitet, dann kann ich es ja immer noch in den Altkleidercontainer geben.
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Kellerkind
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Beitrag So., 29.05.2016, 12:00

...

Mir haben schon manche gesagt, ich solle mir mal überlegen, wie viel meine Zeit wert sei. Zum Beispiel mit meinem Netto-Stundenlohn vergleichen, und dann überleben, ob die Mühe wirklich wert ist... - Ich weiß nicht, ob man so rechnen kann. Ich kann es zumindest nicht. Irgendwie greift das Argument bei mir nicht.
Vermute, es ist eher ein emotionales-psychisches Problem, dass ich mich so ungerne von Sachen trennen, obwohl sie mehr Kummer/Arbeit bzw. Stress als Freude bescheren. Ich habe bereits festgestellt: es nicht so, dass die Dinge mir Sicherheit geben würden, ABER das Loslassen/sich-Trennen bereitet mir Ängste. Allen voran die Angst, es hinterher zu bereuen. Und wer weiß, wie lange ich mir den aktuellen Lebensstil noch leisten kann? Ich war so lange an und unter der Armutsgrenze... ich weiß noch, wie es war, wenn man sich nicht mal das Nötigste kaufen konnte, und mein aktueller Arbeitsvertrag ist nur befristet und ich will dort eh nicht bleiben. Die Gefahr, wieder ins ALGII zu rutschen ist und bleibt omnipräsent.

Daher ist einer der größten Stolpersteine beim Ausmisten: "Wer weiß, vielleicht kann ich es ja doch noch gebrauchen." Im Fall von Kleidung hebe ich Dinge sehr gerne auf als "Arbeitsklamotten" oder "für Schlafanzug oder Rumgammeln auf dem Sofa reicht's noch"... Ich muss aber auch zugeben, dass ich absolut KEINE Ahnung habe, wie viel Klamotten man so im Durchschnitt braucht, und meine Größe gerne mal schwankt.
Es gibt ja auch Studien darüber, dass ein gewisses Maß an Wahlfreiheit die Zufriedenheit steigert, aber ab einem gewissen Punkt wird es zu viel, sorgt es für Stress. In Geschäften und beim Online-Shopping, wo man von Link zu Link verführt wird, merke ich das besonders intensiv. Gerade Drogeriemärkte sind für mich längst zu einer Qual geworden. Manchmal gehe ich MEHRMALS hin, und gehe nach 1h ungetaner Dinge wieder, nur weil ich mich nicht entscheiden konnte... neulich hab ich mal 4 Wochen und drei Anläufe gebraucht, nur um mich für eine Seife zu entscheiden!!! In diesem Sinne: wie viel Auswahl ist noch gesund? Sowohl in den Geschäften, online als auch im eigenem Heim?!
Am besten funktioniert bei mir: wenn eine Anschaffung ansteht, mich bewusst daran erinnern, welche Dinge in meinem Leben wertvoll sind und warum. Welche Fehlkäufe waren und warum. So habe ich schon oft, Dinge die ich vermeintlich UNBEDINGT brauchte dann doch nicht gekauft, und sehr bald festgestellt, dass sie mir echt nicht abgingen.
Leider weiß ich derzeit nicht, was in meinem Leben derzeit wertvoll ist. Nach meiner Krise damals leide ich noch immer unter Werteverlusten bzw. bin immer noch dabei, mich ganz neu zu entdecken. Äußere Orientierungen durch Freunde und Familie habe ich derzeit auch nicht wirklich.

Bei mir funktioniert am besten, sofern ich noch nicht arg zu überdreht in diesen Spiralen drin bin, eine Nacht darüber schlafen. Aber wenn dann ... gerade beim Online-Shopping... zu viele Begehrlichkeiten in mir geweckt werden, dann ist auch das purer Stress, das alles wieder niederknüppeln zu müssen, und am Ende bleibt immer noch diese Unzufriedenheit des Haben-Wollens, sie versteckt sich dann nur. Da ich es mir AUSNAHMSWEISE sogar derzeit leisten kann, ist das sehr gefährlich. Die verschiedenen Seiten in mir führen teilweise bis auf Blut ihren persönlichen Krieg miteinander aus: die eine will sparen, ist im absoluten ALGII-Modus, die anderen versteift sich darauf, sich zu gönnen, gönnen, gönnen, nach knapp 40 Jahren Entbehrlichkeiten und es auszunutzen, so lange es noch geht. Purer Stress. SELBSTGESCHAFFENER Stress.
Ich bin irgendwann draufgekommen, dass ein Tei l von meinem Stress aus Wohnzeitschriften stammt. Dass irgendwo, unterbewusst, ich dachte, dass eine Wohnung eigentlich so auszuschauen hat. Seit ich mir ganz bewusst gemacht hab, dass das nicht die Realität ist, geht’s mir viel besser.
Interessanter Gedanke. Ein bisschen in die Richtung könnte es bei mir auch gehen, siehe oben: Werteverlust bzw. eigene Wert (neu) finden müssen. Ich hab ein bestimmtes Bild im Kopf, wie man als fast 40jährige Mutter zu wohnen habe, ich weiß, dass diese Maßstäbe so nicht eins zu eins für mich übertragbar sind, aber ich kriege es auch nicht aus mir raus. Aufgrund besondere Umstände bin ich derzeit ohnehin nicht Fleisch noch Fisch. Oder auch anders gesagt: ich habe zu viele Persönlichkeiten, die sich derzeit in mir streiten.
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Beitrag So., 29.05.2016, 12:19

Ganz pragmatisch müsste ich vielleicht erst mal die Ziele in die richtige Verhältnis setzen, nach Prioritäten sortieren, aber ich bin da gerade hoffnungslos verloren und verknotet. Ins Blaue geschrieben, fallen mir folgende potentielle Ziele:

- Vorbereitung des nächstes Umzugs (evt. schon Ende dieses Jahres geplant!)
- Schönere Wohnung, wenn ich mal Besuch bekomme. Derzeit selten. Aber vielleicht würde ich öfters wen einladen, wenn ich es hübscher fände? Ob sich das HIER jetzt noch lohnt?! *skeptisch*
- so wenig verschwenden wie möglich, besser mit den Ressourcen haushalten, Glaubensätze wie "man wirft es nicht weg" bedienen
- Platz schaffen für Neues, dass mir besser gefällt
- ein kleines Taschengeld, um für einen besonderen Wunsch sparen
- oder einfach nur Platz schaffen, um des Platzes willen, egal wie verschwenderisch, koste es, was es wolle? Mitunter kann Entsorgung ja auch was kosten, als dass man was einnimmt?
- das schlechte Konsumgewissen beruhigen durch Wiederverwendung bzw. "wenigsten noch ein paar Euro rausholen"
- Zeit und Stress im Alltag sparen durch: weniger Aufräumen, weniger sortieren müssen, weniger entscheiden zu müssen
- einen minimalsten, spartanischen Lebensstil anstreben
- eine politische bzw. sozial-kritische Haltung anstreben a la "weniger Konsum", und langfristig mich in diese Richtung entwickeln.
- oder will ich am Ende einfach nur mal wieder entspannen können, in Ruhe ein Buch lesen könne, OHNE dass 1000 Dinge getan, sortiert, geordnet, verwaltet, verkauft, verträumt werden wollen?
- natürlich könnte man die Dinge auch einfach dazu benutzen, was Gutes zu tun, z.B. Bedürftigen spenden. Aber das ist mitunter gar nicht so leicht, wenn man kein Auto hat, und "die" nehmen längst auch nicht mehr alles.
- vielleicht will ich auch BALLAST loswerden, mit der Vergangenheit abschließen? Eine Art Seele entrümpeln und Selbstfindungsprozess?
- oder doch lieber auf Neues und alle Eventualitäten vorbereitet sein?
- da wäre noch der Glaubenssatz meiner Kindheit: stolz zu sein, wenn man sparsam war, nichts verschwendet hat, möglichst effektiv war, allgemein viele alte Glaubenssätze, die ich nicht losbekomme, obwohl sie eher von meiner Mutter stammen als von mir

Und so weiter. So viele verschiedene Möglichkeiten, worauf man seine Prioritäten setzen kann. Ich hab mich darin verirrt. Spontan aus dem Bauch heraus, habe ich einfach nur das Bedürfnis, BALLAST abzuwerfen. Loszulassen. Mich von diesem Konsumterror zu befreien...
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Entknoten
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Beitrag So., 29.05.2016, 12:56

Als ich vor über einem Jahr anfing, mein Leben zu ändern, musste auch irgendwann mein Gerümpel daran glauben.

Es fiel - und fällt mir gelegentlich immer noch - schwer, mich zu trennen.
Erstens - Konsum zu besitzen, streichelt mein Ego. Etwas Sichtbares zu haben, das mir gehört.
Zweitens - diese Güter sind meine "Mauersteine", meine sichtbare Grenze. (Ebenso, wie mein damaliges Übergewicht.)
Drittens - weniger zu kaufen, hätte bedeutet, mich entscheiden zu müssen. Dazu war ich unfähig.
Viertens - etwas gekauft zu haben, füllte meine Leere. Eine sichtbare Bestätigung, die ich im zwischenmenschlichen Bereich nicht fand.

Nachdem mir das, und einiges andere, klar wurde, fing ich an, radikal auszumisten.
Egal, ob es teuer war oder nicht.
Ich habe weggeworfen. Radikal. Und verschenkt. So habe ich mich von über 250 Nagellacken getrennt. Im Paket. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht sie einzeln abzugeben.
Wer einige Teile aus dem Paket wollte, der musste das ganze Paket nehmen. Und ja, die Leute haben abgeholt!

Manches habe ich weggeworfen. Einfach so.
Den Abschiedsschmerz, den Verlust, habe ich bewusst erlebt und ausgehalten.
Und wenn ich heute etwas kaufe, frage ich mich ehrlich ob ich das brauche. Ich kaufe weniger online, weil es verlockender ist, mal eben zu klicken als in die Geschäfte zu fahren.

Ich habe also nach den Gründen hinter dem Konsum geschaut. Das Übel an der Wurzel gepackt. Meine Bedürfnisse reguliere ich heute anders.
Vielleicht wäre das eine Möglichkeit, statt sich ständig nur neue Verhalten vorzunehmen?! Denn DAS funktioniert in der Regel eher selten. Eine reine "Umkonditionierung" ist selten von Erfolg gekrönt, und führt bei so vielen Listen immer nur dazu, sich weiter zu verzetteln.
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
Cicero

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Beitrag So., 29.05.2016, 15:47

Hallo Endknoten, vielen dank auch dir für deine Anregungen.
Erstens - Konsum zu besitzen, streichelt mein Ego. Etwas Sichtbares zu haben, das mir gehört.
Zweitens - diese Güter sind meine "Mauersteine", meine sichtbare Grenze. (Ebenso, wie mein damaliges Übergewicht.)
Drittens - weniger zu kaufen, hätte bedeutet, mich entscheiden zu müssen. Dazu war ich unfähig.
Viertens - etwas gekauft zu haben, füllte meine Leere. Eine sichtbare Bestätigung, die ich im zwischenmenschlichen Bereich nicht fand.
Ich lasse diese Punkte auf mich wirken. Natürlich kompensiere ich mit diesem Dauergrübeln und Sich-selbst-Stressen irgendwas. Ob es eine Leere ist, vermag ich nicht mit Sicherheit zu sagen, aber freilich fehlt mir was. Ich umschreibe das aber mit "Orientierung". Natürlich fehlen mir reale Freunde vor Ort, aber warum genau fehlen sie mir? Welcher Aspekt genau? Eben z.B. soziale Orientierung.

Auch ich bin extrem entscheidungsunfähig. Ich hatte immer mal wieder solche Phasen, aber im Moment ist es ganz besonders schlimm. Ist es das Bedürfnis danach, alles richtig machen zu wollen, die Angst vor falschen Entscheidungen? Ein Bedürfnis nach Sicherheit? Jein. Irgendwie schon, aber das trifft es noch nicht ganz. Wie gesagt, all diese "Dinge" geben mir ja keine Sicherheit, sie sind mir eine große Last. Aber der Akt des Weg-Geben löst Unsicherheit aus, u.a. weil ich mir ja bei dem einzelnem Teil fragen muss, ob ich es noch mal gebrauchen kann und somit: was wohl die Zukunft bringt. Es löst Zukunftsängste. aus. Es mag kleinlich erscheinen, aber es sind tatsächlich zwei verschiedene Aspekte: ob einem das Kaufen von Dingen Sicherheit vorgaukelt oder das Weggeben Ängste auslöst.

Das HABEN selbst... hauptsache, etwas haben... das bedeutet mir übrigens nichts. Ich empfinde keinerlei Bestätigung durch meinem Besitz, sondern empfinde ihn vor allem als Last. Habe mich mittlerweile schon ein paar Mal bei dem Gedanken ertappt, mir insgeheim einen Hausbrand zu wünschen...und sei es nur als Gedankenspiel, um sich zu fragen, was mir wirklich davon wichtig wäre. Antwort: nichts. Ich kann da keine Abstufungen kennen, alles ist wichtig oder gar nichts davon.

Eines der wenigen Kriterien, dass manchmal funktioniert: bereitet mir der Anblick eines Gegenstands Freude? Es ist immer sehr schwer, den Fokus zu halten, sofort mischen sich der Verstand ein, und hinterfragt und zergrübelt alles.

Manchmal, - sehr aus der Luft gegriffen, erst mal nur eine vage Hypothese - , habe ich das Gefühl, meine Vergangenheit mit meiner Mutter und Messi-Ehemann zu re-inszenieren. Diese beiden Menschen bin ich zwar glücklicherweise losgeworden, aber ich FÜHLE mich noch wie damals. Oder besser gesagt: die Glaubensätze und Ich-Wahrnehmung ist noch genauso wie damals. Beispielsweise FÜHLE ich mich noch so schmutzig wie damals, als ich mit dem Messie zusammen war, obwohl ich - realistisch betrachte - sehr viel saubere und hygienischer bin und lebe als damals. Trotzdem habe ich das eingebildetete Gefühl, als klebe der Schmodder imaginär noch immer an mir. Genauso wie das Gekeife und hysterische Geschrei meiner Mutter, der man es nie recht machen konnte. Oder ist das zu kompliziert gedacht?
Nachdem mir das, und einiges andere, klar wurde, fing ich an, radikal auszumisten.
Egal, ob es teuer war oder nicht. Ich habe weggeworfen. Radikal. Und verschenkt.
Nach welchen Kriterien hast du für dich entschieden, was für dich wichtig ist, was es wert ist, behalten zu werden?
Wie bereits weiter oben geschildert, nach dem reinem HIER UND JETZT kann ich z.B. nicht richten, weil wenn es strikt danach ginge, bliebe wirklich gar nichts mehr übrig, weil ich ja nur noch aus Arbeiten, Sport, Ernährungsexperimente und Grübeln bestehe. Doch das soll sich ja wieder ändern...

Was ich relativ gut kann: von wirklich abgeschlossenen Lebensbereichen und Themen immer nur ein oder zwei "symbolische" Stücke als Erinnerung aufzuheben. Schwierig ist für mich aber mitunter zu entscheiden, was wirklich abgeschlossen ist oder nur Umständehalber ruht. Wann ist vorbei wirklich vorbei? Es gibt manche Lebensbereiche, mit denen versuche ich schon sehr lange abzuschließen, und immer mal wieder war ich überzeugt, es nun geschafft zu haben und ich hatte entsprechend ausgemistet, aber dann... kaum, dass ich einen Gleichgesinnten treffe oder sich eine Gelegenheit ergibt, dann entflamme ich neu für das Thema, das ich schon abgeschlossen glaube.
Zuletzt geändert von Kellerkind am So., 29.05.2016, 15:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag So., 29.05.2016, 15:49

Den Abschiedsschmerz, den Verlust, habe ich bewusst erlebt und ausgehalten.
Abschiedsschmerz? Hmm, das verspüre ich weniger. Glaube ich. Aber ich habe Angst vor Fehlentscheidungen, vor spätere Reue und hausgemachten Schuldgefühlen...
Ich habe also nach den Gründen hinter dem Konsum geschaut. Das Übel an der Wurzel gepackt. Meine Bedürfnisse reguliere ich heute anders.
So weit, so einleuchtend. Aber leichter gesagt als getan. Selbst wenn ich weiß, welche Bedürfnisse dahinter stecken, wenn diese so leicht zu erfüllen wären, hätten sich solche Ersatzhandlungen ja gar nicht erst so eingeschlichen. Wenn ich spontan raten müsste, würde ich bei mir eindeutig von "Orientierungslosigkeit" sprechen. Ich suche Orientierung in so ziemlich allen Bereichen: sozial, gesellschaftlich, finanziell, zeitlich, organisatorisch. Viele Entscheidungen, die es FÜR oder GEGEN ein Gegenstand zu treffen gilt, hängt davon ab, wie es meinem Weg weitergeht. Aber trotz eifrigen Versuchen weiß ich nicht, wie ich das rausfinden und klären soll. Ich versuche es ja. Das Ergebnis: alles und nichts. Irgendwie will/muss man auf alle Optionen vorbereitet sein oder ich lasse ALLES auf mich zu kommen. Irgendwie gibt es nichts dazwischen.


Wenn ich zusammenfassen darf: Dein Ausmist-Kriterium war also sich auf das Wesentliche bzw. das EIGENTLICHE Bedürfnis zu konzentrieren? Dir klar zu machen, was du wirklich damit bezwecken willst UND sich dann zu fragen: dient es mir in diesem Sinne oder dient es mir nicht?


Ich möchte noch ein aktuelles Beispiel zum Thema "soziale Orientierung" nennen, was ich damit meine:
IM MOMENT bin ich v.a. von Bekannten aus dem Arbeitsumfeld umgeben, mit ausreichend Gehalt und soliden Verhältnissen und normalen Werten, wie die Einbauküche, das kleine Gärtchen, Mann, Haus, Kind, und Auto. Da ich zum ersten Mal richtig Geld verdiene, sind solche Verhältnisse und Kreise neu für mich. Ich fühle mich unsicher und hab hier und da so manche Komplexe.
Letzte Woche hingegen war ich in Urlaub in meiner alten Wahlheimat, traf alte Freunde und schloss neue Freundschaften, die eher meinem bisherigen Status entsprechen: alleinerziehende ALGII und leben wie Spät-Jugendliche z.B. in der Gothic-Szene unterwegs, obwohl schon auf die 40zugehend) wo eben eher Metall-Festivals statt Gartenmöbel auf der Wunschliste stehen. Damit kann ich mich schon eher identifizieren, und im Vergleich zu denen, bin ICH beinahe schon spießig geworden und stehe recht gut da.
Meine Zufriedenheit und meine Entscheidungen, was mir wichtig ist, hängt nun stark davon ab, mit welchen Kreisen davon ich mich identifiziere, und ob ich mich mehr zu der einen oder anderen Richtung hin entwickele. Aber das weiß ich ja eben nicht. Und je nachdem komme ich zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen.
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Beitrag So., 29.05.2016, 19:46

@Kellerkind:
Wenn du genug Entrümplungsratgeber gelesen hast, sage ich dazu nix mehr. Muss eh jeder finden, was für einen funktioniert.

Nur 2 Ideen zu mir. Ich finde auch, merke es in den letzten Jahren, Zeit ist nicht nur Geld. Zeit ist ene endliche Ressource. Zeit zu haben, für sich (nicht für Dinge), um zu entspannen, Freundschaften zu knüpfen oder zu pflegen, ist viel wert. Und wenn verkaufen immer wieder an der Umsetzung scheitert oder man wenige Euro mit vielen Stunden Arbeit verdient, obwohl man einen gut bezahlten Job hat, dann sollte man vllt. doch wegwerfen?

Das andere ist: Ich kenne diese Glaubenssätze auch aus meiner Familie. Ich denke schon, es hat psychische Hintergründe, warum man sich da so viel mit Dingen umgab und Konsum wichtig war. Aber es war auch eine andere Generation.

Ich bin jetzt auch erstmalig in der Situation, gut zu verdienen. Habe überlegt, was mache ich mit dem Mehr an Geld. Ich finde diese Drittelteilung ganz gut: das MEHR an Geld, wird 1/3 gespart, 1/3 reinvestiert (zum Bsp. in die eigene Gesundheit, bei mir in anständige Klamotten, da ich das für den Job durchaus brauche) 1/3 wird sich was gegönnt. Nur über den Daumen gepeilt. Ich gönne mir eher weniger, da ich weiß, dass ich höhere Gesundheitskoste habe und haben werde.
Und bei dem Gönnen gehe ich recht konsequent dahin bei Dienstleistungen zu bleiben oder vergänglichem, wie hochwertiges Essen. Weil ich mich eben nicht mit Gegenständen umgeben will, die mich dann mental erdrücken, die ich nicht wirklich brauche. Ist eben doch mal ins Restaurant gehen, ein Kurztripp, Fahrkarten für schönere Radtouren, ins Kino oder Konzert, Theater.
Bzw. hat einiges, was Gesundheit angeht, wie manuelle Therapie ja auch was mit gönnen zu tun, mit entspannen, runter kommen...

Ich genieße es, dass wir uns das nun mehr leisten können. Die schöne Zeit tut mir gut, sie bleibt in mir drin und ich habe die Möglichkeit neue Dinge zu erleben, im Großen, wie im Kleinen. Wärend Gegenstände die man kauft und die eh nur rumstehen...

Also was ich sagen, ich verstehe den Wunsch sich etwas gönnen zu wollen, besonders wenn man eine stressige und nervige Arbeit hat, beid er aber auch (sauer verdientes) Geld rauskommt. Nur muss man sich nicht zwangsweise Gegenstände gönnen.....

Und obwohl es ja hier schon um Geld geht... bin ich auch gerade nochmal oder wieder mal dabei mir zu überlegen, was für mich eigentlich mit gönnen zu tun hat, was nichts oder kaum was kostet. Garnicht sooo einfach, da eben hier in der Stadt nichtmal Radfahren in schöner Landschaft kostenlos ist, wnen man ein Rad hat. Fahrkarte für mich und fürs Rad ins Umland, autsch.
amor fati

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Hiob
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 21:10

"Meine Zufriedenheit und meine Entscheidungen, was mir wichtig ist, hängt nun stark davon ab, mit welchen Kreisen davon ich mich identifiziere, und ob ich mich mehr zu der einen oder anderen Richtung hin entwickele. Aber das weiß ich ja eben nicht."

Dann wirst du es ausprobieren müssen und abwarten, was dabei raus kommt. Mit 40 hat man andere Interessen als mit 20. Du könntest jetzt Dinge kaufen, die deinem neuen Geld-Umfeld entsprechen, dich von allem billigen trennen. Wenn du dann feststellst, dass es doch nicht das ist, was du möchtest, dann ist auch das eine Erkenntnis.

In einer Zeit, die ihr Hauptaugenmerk darauf legt, dich von deiner inneren Stimme, deiner Identifikation mit deiner Heimat und Kultur, von deiner natürlichen Art und deinen Nachbarn und deinem Gefühl für richtig und falsch zu trennen, ist es halt etwas schwieriger als früher...und eine der Hauptaufgaben, wieder herauszufinden, was man wirklich mag, wer man ist, was man in Zukunft möchte, mit wem man zusammen sein will. Vielleicht sogar festzustellen, dass es eine Illusion war, dass alles beliebig sei. Dabei andere zu fragen, ist zwar lustig, aber eben typisch für unsere Zeit. Sag mir, was ich will. Wir haben uns daran so gewöhnt, dass wir diesen Wahnsinn garnicht mehr bemerken.Also was ich will, kann nur mein Coach wissen. Ich bin viel zu unwissend und klein, um das herauszufinden.

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