Geburtstrauma/Baby löst Wehen aus?

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mio
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Geburtstrauma/Baby löst Wehen aus?

Beitrag Mo., 27.07.2015, 14:44

Hallo zusammen,

mich beschäftigt sein meiner letzten Therastunde ein Thema, dass vielleicht ein bisschen "schräg" ist, ich würde es aber trotzdem gerne mal in den Raum werfen, eventuell gibt es ja unter Euch auch welche, die das interessiert und Interesse haben sich darüber auszutauschen.

Ich habe (neben dem ganzen anderen Mist) ein Geburtstrauma, sprich, ich steckte bei meiner Geburt über ein paar Stunden hinweg "fest" und musste dann letztlich mit einer Saugglocke in die Welt gezwängt werden. Es gibt in mir immer mal wieder so "Babygefühle" die ich zwar völlig absurd finde, da es eigentlich unmöglich ist, sich da zu "erinnern", aber es ist trotzdem so.
Von daher komme ich auch immer wieder mal in der Therapie auf das Thema zu sprechen.

In der letzten Stunde sprachen wir mal wieder über was in die Richtung (kann gerade nicht mehr genau sagen, worum es eigentlich ursprünglich ging, aber wir landeten dann da) und meine Thera meinte dann irgendwann, dass sie mal gelesen hat, dass das Baby über die Ausschüttung eines Stoffs die Geburt/Wehen auslöst. Ich fand das irgendwie fast "unvorstellbar" (???).
Mittlerweile hab ich's nachgelesen und herausgefunden, dass der entscheidende Stoff Oxytozin ist, mir bisher zwar als "Bindungshormon" bekannt, aber nicht als "Geburtsauslöser".

Oxytocin bewirkt eine Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur (Myometrium) und löst damit die Wehen während der Geburt aus. Es wird im Rahmen der klinischen Geburtshilfe als Medikament in Tablettenform, als Nasenspray oder intravenös (sog. „Wehentropf“) eingesetzt. Weiterhin löst Oxytocin Nachwehen aus – Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur, die unmittelbar nach der Geburt der Blutstillung und später der Rückbildung (Involution) des Uterus dienen.

(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Oxytocin)

Was ich mich jetzt frage, ist, ob bei einem Kind dessen Mutter nicht entsprechend sensibel auf die Oxytozinausschüttung des Babys reagiert (eventuell weil der Cortisol-Spiegel zu hoch ist???? Achtung, dass sind reine Vermutungen von mir, aber mich interssiert einfach, ob da jemand was zu weiss) bereits da so ein Grundgefühl von "Handlungsunfähigkeit/Unsicherheit" eingeprägt wird. Bei der Geburt meines ältesten Bruders zB. hat meine Mutter selbst als die Fruchtblase geplatzt war fröhlich weitergearbeitet, bis es nach Stunden dann meine Oma mitbekam und dafür gesorgt hat, dass meine Mutter mal ins Krankenhaus kommt....Wehen hatte sie da dann wohl nicht so doll???

Hat sich irgendjemand von Euch damit schon mal beschäftigt?

Lieben Gruss,

mio

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Waldschratin
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 15:53

Hallo mio,
ich hab mich aus anderen Gründen als bei dir mal ne ganze Weile mit pränatalem und perinatalem Trauma beschäftigt und da hat mir v.a. weitergeholfen,was Ludwig Janus dazu zu sagen hat. (V.a. das Buch "Der Seelenraum des Ungeborenen")
Ich kriegs jetzt natürlich nicht so einfach auf die Reihe , was da chemisch abgeht in und zwischen Mutter und Kind, da bin ich viiiiiiel zu lange schon draus aus meinem Beruf und Schwangerschaft und Geburt war mir da eh nie ein Schwerpunkt.
Aber was ich aus meiner eigenen Erfahrung damit mitgenommen habe ist, daß alles, wirklich alles im Körper als "Erinnerung" abgespeichert wird, was es an "Erfahrung" und Erleben gibt. (Stichwort "Zellgedächtnis" - meine Osteopathin arbeitet da in die Richtung bei mir und mir kommt sehr zugute,daß sie spezialisiert ist auf und jede Menge Erfahrung hat mit der Arbeit mit Babys und Klein(st)kindern)
Das läuft halt nicht über "Erinnerung" im herkömmlichen Sinne dann ab, wenn man da dran arbeiten will. Ich hab da eher über den Körper/das Körpererleben direkt und viel via Imagination/innerer Bilder (auf)arbeiten können.
mio hat geschrieben:Was ich mich jetzt frage, ist, ob bei einem Kind dessen Mutter nicht entsprechend sensibel auf die Oxytozinausschüttung des Babys reagiert (eventuell weil der Cortisol-Spiegel zu hoch ist???? Achtung, dass sind reine Vermutungen von mir, aber mich interssiert einfach, ob da jemand was zu weiss) bereits da so ein Grundgefühl von "Handlungsunfähigkeit/Unsicherheit" eingeprägt wird.
"Wissen" tu ich da drüber nix, jedenfalls nix "Belegtes" aus Wissenschaft und Forschung, weiß auch keine Literatur dazu, außer eben den Janus. Und der schreibt nicht "esoterisch", sondern leitet ab ( durchaus auch über Neurobiologie, Neurochemie und Hirnstrukturen etc.), was er im Lauf seiner Praxis sich erforscht hat.

Was ich allerdings beschreiben kann, ist meine eigene Erfahrung mit mir selbst und dem, was ich daraus ableite.
Und da denke ich und erlebe es so, daß es auf ALLES eine Re-Aktion gibt beim Kind, denn es ist ja komplett abhängig von der Mutter und dem, was da chemisch abgeht. Daß es ne weitaus höhere Bedeutung fürs kindliche Erleben hat, wie die "Kommunikation" (die ja zum größten Teil über (Boten)Stoffe geht oder Körperfunktionen der Mutter wie ihren Herzschlag, den das Kind hört oder ihre Stimme) zwischen Mutter und Kind während der SS abläuft, als man das gemeinhin jetzt schon annimmt und das viel weiter und tiefer geht.
Ist natürlich dann ne andere Ebene des Betrachtens notwendig als die gängige, daß ein Kind erst "denken" können muß, sein Gehirn erst ne gewisse Reife haben muß, bevor da was zum tragen kommt.
Ich bin da anderer Meinung. Ich seh da das Unbewußte weitaus "weitreichender" angelegt.
Auch als "Zellhaufen" muß man ja bestimmte Botenstoffe schon "verinnerlichen" und verarbeiten und "aus der Erfahrung damit" sowas wie "lernen".

Ich kann mir also schon vorstellen, daß ein Kind eine "Erfahrung von Not" macht, wenn Oxytozin zwar ausgeschüttet wird, die Mutter aber nicht drauf reagiert. Irgendwas Richtung "fehlende Kommunikation" dann abspeichert und das vielleicht später, wenn es das auch mental mal erfassen kann, in ne Richtung "Unsicherheit" oder "nicht wahrgenommen werden", auf jeden Fall aber "existentielle Notgefühle" verarbeitet und dann in ne entsprechende Situation der Gegenwart "reinpackt" und da dran "auflösen" will.


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mio
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 16:41

Hallo Waldschratin,

vielen lieben Dank für Deine ausführliche Antwort .
Waldschratin hat geschrieben:was Ludwig Janus dazu zu sagen hat. (V.a. das Buch "Der Seelenraum des Ungeborenen")
Ludwig Janus erwähnt meine Thera in Bezug auf das Thema auch gerne und kennt ihn wohl auch als Gutachter und ist auch in Bezug darauf absolut begeistert von dem Mann. Ich wollte zwar eigentlich keine weiteren "Tonnen" von Büchern mehr lesen, aber ich glaub da mache ich jetzt dann doch mal wieder ne Ausnahme und führe mir das Buch zu Gemüte. Danke!
Waldschratin hat geschrieben:Aber was ich aus meiner eigenen Erfahrung damit mitgenommen habe ist, daß alles, wirklich alles im Körper als "Erinnerung" abgespeichert wird, was es an "Erfahrung" und Erleben gibt. (Stichwort "Zellgedächtnis" - meine Osteopathin arbeitet da in die Richtung bei mir und mir kommt sehr zugute,daß sie spezialisiert ist auf und jede Menge Erfahrung hat mit der Arbeit mit Babys und Klein(st)kindern)
Das läuft halt nicht über "Erinnerung" im herkömmlichen Sinne dann ab, wenn man da dran arbeiten will. Ich hab da eher über den Körper/das Körpererleben direkt und viel via Imagination/innerer Bilder (auf)arbeiten können.
Das finde ich interessant, dass Du das auch kennst! Ich komm mir da immer so ein bisschen "crazy" vor, kenne das nämlich ähnlich. In Bezug auf das "Feststecken" war ich da auch schon "körperlich" dran, dass ist glaube ich ganz gut gelöst mittlerweile. Ich hab auch lange begleitend zu Psychothera Körpertherapeutisch (Osteopathie, Shiatsu etc.) dran gearbeitet da es bei mir über was "körperliches" "aus-/aufgelöst" wurde und habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Hatte aber auch einen wirklich tollen, sehr fähigen Körperthera. Ich habs irgendwann "runtergefahren" nachdem mir jedesmal danach total schwindelig war und ich das Gefühl hatte, dass da gerade was zuviel wird. Seitdem habe ich so ein bisschen "Hemmungen" vor der Ebene. Aber vielleicht sollte ich drüber nachdenken, ob das gerade hilfreich sein könnte und mal mit meinem Körperthera drüber sprechen. Der ist in Bezug auf das Thema auch ziemlich versiert.

Waldschratin hat geschrieben:Ich kann mir also schon vorstellen, daß ein Kind eine "Erfahrung von Not" macht, wenn Oxytozin zwar ausgeschüttet wird, die Mutter aber nicht drauf reagiert. Irgendwas Richtung "fehlende Kommunikation" dann abspeichert und das vielleicht später, wenn es das auch mental mal erfassen kann, in ne Richtung "Unsicherheit" oder "nicht wahrgenommen werden", auf jeden Fall aber "existentielle Notgefühle" verarbeitet und dann in ne entsprechende Situation der Gegenwart "reinpackt" und da dran "auflösen" will.
Danke! Genau diese Vermutung habe ich auch und jetzt wo Du das mit dem "Gegenwartsbezug" erwähnst schließt sich da noch was anderes für mich , was glaube ich im Gesprächsverlauf weder meine Thera noch ich so richtig klar bekommen haben, da wir da beide recht erstaunt waren, dass wir plötzlich so vom Thema abgekommen sind, das passiert SO normalerweise nicht zwischen uns. Eigentlich ging es nämlich um die Frage, ob mir die Therapie gerade noch hilft oder ob sie mich mehr verwirrt, als dass sie mir hilft. Ich hab das vor Wochen schon mal in einer mail erwähnt, es geriet dann für mich aber absolut wieder in den Hintergrund bzw. ich fand keine "klare" innere Antwort, obwohl ich gesucht und gesucht hab und das ist was, was ich so noch nie hatte im Laufe der Therapie. Verwirrt mich auch ziemlich, dass das so ist. Beim vorletzten Termin sprach meine Thera das kurz beim Verabschieden an und irgendwas ist da "passiert" zwischen uns, was wir beide so "nicht kennen". Das sprach sie dann eben letzte Stunde an und wir haben eigentlich gemeinsam versucht herauszufinden, was ich da gerade brauche. Also weniger Thera? Erst mal gar keine und den Bedarfsfall abwarten? Jemand anders? Der Witz ist, dass das eigentlich MEIN Thema ist, dass ich aber irgendwie IHR zugeschoben habe, unbewusst. So kommt es mir zumindest gerade vor.

Diese "Antwortlosigkeit" in mir könnte genau darauf hinweisen, also ein Hinweis darauf, dass eine "Trennung" (als stellvertretende Geburt) nicht von mir aus gehen kann oder so??? Ich lass das mal kreiseln....

Vielen vielen Dank !

Lieben Gruss,

mio

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Wandelröschen
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 21:04

Hallo mio,

ich hätte dir gerne eine PN geschrieben, scheint aber bei dir nicht zu gehen.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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SoundOfSilence
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 21:27

Hallo Mio,

zwei spontane Gedanken lasse ich dir hier:

1) Nicht nur die mangelnde "Wirksamkeit" muss das möchte-gern-Neugeborene verkraften (weil die Mama nicht auf das Oxytocin reagiert wie sie "sollte" oder das Baby zu wenig produziert - jedenfalls die Kommunikation versagt), sondern auch die Tatsache, dass es "weg" muss aber nicht kann (denn die gesteigerte Oxytocinproduktion zur Wehenförderung - und Milchflussanregung - geschieht dann, wenn ein Verweilen in der Gebärmutter für das Kind schädlicher wird, als ein Heraustreten ins Unbekannte - jedenfalls im physiologischen Fall)!!!

2) Ich hatte spontan eher den Gedanken, ob die Idee eines Therapie-Abbruchs dir nicht überhaupt erst kam, um das "Feststecken" zu thematisieren... (wirklich nur ein Eingebung - könnte ich jetzt nicht einmal begründen)

Liebe Grüße,
Silence
Hello darkness, my old friend...


Waldschratin
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 21:30

mio hat geschrieben:Ich wollte zwar eigentlich keine weiteren "Tonnen" von Büchern mehr lesen, aber ich glaub da mache ich jetzt dann doch mal wieder ne Ausnahme und führe mir das Buch zu Gemüte.
Es liest sich recht flüssig, ist auch nicht so "hochtrabend" geschrieben. Ich kanns guten Gewissens empfehlen.
mio hat geschrieben:Das finde ich interessant, dass Du das auch kennst! Ich komm mir da immer so ein bisschen "crazy" vor, kenne das nämlich ähnlich.
Ja,das wird gerne mal schnell in die Esoterik-Ecke wegsortiert.
Macht halt alles Angst,was jemand nicht so leicht nachvollziehen kann - siehe die DIS. Da "glaubt" auch nicht jeder dran.
mio hat geschrieben:Ich habs irgendwann "runtergefahren" nachdem mir jedesmal danach total schwindelig war und ich das Gefühl hatte, dass da gerade was zuviel wird. Seitdem habe ich so ein bisschen "Hemmungen" vor der Ebene. Aber vielleicht sollte ich drüber nachdenken, ob das gerade hilfreich sein könnte und mal mit meinem Körperthera drüber sprechen. Der ist in Bezug auf das Thema auch ziemlich versiert.
Ja,rede mal mit ihm,gute Idee.
Solche "Hemmungen" sind immer ein Hinweis,daß was zu viel wird/ist (noch).
Kannst du mit Imaginationen was anfangen? Ich hab ja während meiner Traumatherapie damit zu arbeiten gelernt,liegt mir auch sehr gut.Und hat mir getaugt zu nem guten selbstwirksamen "Werkzeug", so daß ich viele (besonders die ganz schlimmen) Traumatisierungen im weitgehenden "Alleingang" bearbeiten konnte.Ich hab das Arbeiten mit inneren Bildern dann auch auf der pränatalen Ebene genutzt.
Grade,wenn man mal verstanden hat,daß Erinnerung nicht "im Wahrheitsgehalt nachweislich bewiesen" sein muß,um da was be- und verarbeiten zu können, klappt das mit den inneren Bildern recht gut.Weil es das Erleben auf dieser "Zellebene" dem inzwischen vorhandenen Verstand (so er vorhanden ist Denk da grade dran, was ich heut alles vergessen hab schon... ) zugänglich macht und man auf bewußter Ebene damit arbeiten kann.
mio hat geschrieben:Diese "Antwortlosigkeit" in mir könnte genau darauf hinweisen, also ein Hinweis darauf, dass eine "Trennung" (als stellvertretende Geburt) nicht von mir aus gehen kann oder so??? Ich lass das mal kreiseln....
Da bin ich gespannt,was beim "Kreiseln" rauskommt.
Darf ich fragen,wie das "Kreiseln" bei dir abläuft? "Nur" drüber nachdenken und in dich reinspüren? Oder auch so mehr "kontemplative" Versenkungen in dein Innerstes wie bei mir? Ich "verankere" da auch gerne mal Bilder in meinem Körper/Körperregionen.Wo sie gefühlsmäßig am besten hinpassen und ich dann beim Nachspüren schneller und leichter wieder nen Bezug zum Bild finden kann.

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Kellerkind
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 21:51

mio hat geschrieben: Bei der Geburt meines ältesten Bruders zB. hat meine Mutter selbst als die Fruchtblase geplatzt war fröhlich weitergearbeitet, bis es nach Stunden dann meine Oma mitbekam und dafür gesorgt hat, dass meine Mutter mal ins Krankenhaus kommt....Wehen hatte sie da dann wohl nicht so doll???
Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun ;- )
Eine geplatzte Fruchtblase sorgt nicht per se zu Wehen, das ist ja gerade das Gefährliche daran. Wenn die Wehen dann nicht kurz danach von alleine einsetzen, muss die Geburt künstlich eingeleitet werden, z.B. mit dem von dir genannten Wehentropf.
Was ich mich jetzt frage, ist, ob bei einem Kind dessen Mutter nicht entsprechend sensibel auf die Oxytozinausschüttung des Babys reagiert
Eine kurze Korrektur: Nicht das Baby schüttet das Oxytocin aus, sondern die Mutter. Bildlich gesprochen ist es nicht das Baby, dass das Signal gibt, es will hier raus, sondern der Körper der Mutter, der anmeldet, dass der Mietvertrag jetzt abgelaufen sei. Ich müsste mich schon sehr irren, wenn es andersherum wäre.
Ich habe (neben dem ganzen anderen Mist) ein Geburtstrauma, sprich, ich steckte bei meiner Geburt über ein paar Stunden hinweg "fest" und musste dann letztlich mit einer Saugglocke in die Welt gezwängt werden.
Ich bin natürlich kein Fachmann, aber so weit ich es ad hoc weiß, wundert es mich ein wenig, dass es damals die Saugglocke noch gab. Die wurde doch damals Anfang der 70iger (oder war es früher?) abgeschafft?
Zudem spricht das FESTSTECKEN ja dafür, dass der Geburtsvorgang erfolgreich vom Oxytocin und Co eingeleitet wurde, diesbezüglich alles in Ordnung war, und es vermutlich ein anderes Problem (z.B. zu enges Becken, Geburtskanal usw.) gegeben haben muss. Ansonsten hätte man ja auch einfach den Wehentropf anhängen können resp. Oxytocin verabreichen können, und ... (*schmunzel*)... ab geht die Luzi. Auch hätte es damals schon die Option eines Kaiserschnitts gegeben, wenn sich da gar nichts tut, aber natürlich nicht, wenn's Kind schon zu weit im Kanal steckt, was... ich wiederhole... ja ein Zeichen dafür ist, dass die Oxytocin-Sache blendend funktioniert hat.

Und nur sicherheitshalber: Die Kontraktionen der Gebärmutter, die durch das Oxytocin ausgelöst werden (= das was man im allgemeinem Sprachgebrauch unter Wehen versteht) dienen NICHT dazu, dass Kind rauszupressen, sondern um den Muttermund zu öffnen. Bitte nicht mit den sog. Presswehen verwechseln, die sind noch mal eine andere Hausnummer.
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SoundOfSilence
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 22:22

Also - das ist natürlich immer ganz schwer zu sagen, was da zuerst war. Und die Medizin forscht ja auch noch dran,
ABER (nach aktuellem Stand): das Oxytocin produzieren Mutter UND Kind, das Signal für die gesteigerte Produktion zur Auslösung der Wehentätigkeit gibt aber tatsächlich das Kind. Also der Mieter kündigt, nicht der Vermieter (wenn es physiologisch läuft), dieser hilft dann aber beim Auszug...
Und das natürliche Oxytocin funktioniert viel besser als das künstliche, welches im Wehentropf ist, weil die Mutter auf das "eigene" besser reagiert.

Eine Saugglocke wurde bei meinem Patenkind im Jahr 2008 benutzt - es gibt sie immer noch, weil sie manchmal die bessere Wahl sind. Einen Kaiserschnitt kann man nur machen, wenn das Kind noch in der Gebärmutter steckt, also den Weg in den Geburtskanal nicht findet oder noch nicht "betreten" hat. Steckt das Kind evt gar teilweise draußen bzw kurz davor fest (warum auch immer) bleiben nur Glocke und Zange...

Die Wehen, so wie ich sie im Sprachgebrach nutze, bezeichnen die Wehen zur Eröffnung des Muttermundes, die Wehen zur Einleitung der Geburt (und Bewegung des Kindes durch den Muttermund hindurch ins kleine Becken) und die Wehen zur Austreibung (Presswehen), die der von der Mutter aktiv unterstützen Austreibung des Kindes durch die Engstellen im Becken hindurch dienen...

Steckt das Kind während der Austreibungsphase fest (oder hat die Nabelschnur um den Hals gelegt o.ä.), dann muss die Mutter die Presswehen möglichst OHNE Pressen überstehen - diese werden daher eher gehemmt (falls möglich) denn gefördert - das Kind steckt ja fest! Stärkeres Pressen ist dann oft eher kontraproduktiv, deshalb wird ja "gezogen"
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 22:30

Hallo ihr Lieben,

erst mal vorab: Vielen vielen Dank für die vielen Antworten!!! Ich hätte nie erwartet, dass da soviel Resonanz dazu kommt. Merci!

Ich versuchs mal nach und nach anzuschauen, hilfreich war auf alle Fälle alles für mich, was ich von Euch gelesen habe. Muss nur erst mal sortieren .

Lieben Gruss,

mio

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Kellerkind
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 22:59

SoundOfSilence hat geschrieben:ABER (nach aktuellem Stand): das Oxytocin produzieren Mutter UND Kind, das Signal für die gesteigerte Produktion zur Auslösung der Wehentätigkeit gibt aber tatsächlich das Kind. Also der Mieter kündigt, nicht der Vermieter (wenn es physiologisch läuft), dieser hilft dann aber beim Auszug...
Hab jetzt mal auf die Schnelle gegoogelt, und ganz ehrlich: ich find da nichts dazu. Höchstens über ein Protein SPA-Protein, aber das ist ja wieder was anderes. Da ich interessiert bin, wäre ich für Links dankbar. Denn ich kann mir wahrlich nur schwer vorstellen... (drei Schritte weitergedacht)... dass so ein Winzling Oxytocin in solch rauen Mengen produziert, dass es bei den Unmengen, die in Mutters Körper rumgeistern, noch drastischen Einfluss haben könnte. Alleine schon von der Logik her im Sinne des Mengenverhältnis. Da erscheint mir die SPA-Protein-These intuitiv etwas sinniger...
Eine Saugglocke wurde bei meinem Patenkind im Jahr 2008 benutzt -


Okay, das war mir wirklich neu bzw. da hat mich jemand fehlinformiert. Aber wie dem auch sei, ich wollte nur darauf hinweisen, dass bei einem "stundenlangen Steckenbleiben" und "Saugglocke" es wohl eher keiner KEIN Oxytocin-Problem war. Eine reine Vermutung, genaues weiß wohl nur die Mutter.

Ich glaube sowieso, dass JEDE Geburt ein Geburtstrauma beim Kind auslöst. Selbst die, die glatt und unkompliziert verlaufen, und verstehe daher deshalb ohnehin nicht so ganz, worauf dieses Topic hinauslaufen soll.
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SoundOfSilence
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 23:15

... Links habe ich auf die Schnelle nicht, aber es gibt sehr gute Bücher dazu, dass es MEHRERE Botenstoffe sind, die letztlich die Geburtswehen auslösen (Wehen gibt es ja fast die ganze Zeit schon!), und dass der Körper der Mutter mit Oxytocin-Ausschüttung reagiert auf (auch minimale) Oxytocin-Produktion des Kindes - und umgekehrt. Auch schon VOR der Geburt. Wird die Menge beim Kind gesteigert, steigt auch die Menge bei der Mutter - und das passiert mit vielen Hormonen und Botenstoffen - und zwar exponentiell

Jede Geburt ist "Lebensverändernd" und in diesem Sine auch traumatisch - aber es gibt wohl "traumatischere" Geburten und einfachere...

Ich könnte mir vorstellen, dass es Mio auch darum geht, das eben schon "so früh" etwas gefehlt hat, das ja nicht umsonst auch als "Liebes-Hormon" bezeichnet wird (weil es BINDUNG stiftet)

Ob ein Kind wirklich "stundenlang" feststeckt (unwahrscheinlich) oder ob "nur" die Geburt sich stundenlang hinzieht - und dann am Ende das Kind auch noch feststeckt und mit der Glocke geholt werden muss (möglicherweise auch deshalb feststeckt, weil der Mutter schlicht die Kraft fehlt zum Pressen...) - für die Frau dürfte sich das anfühlen (und erinnert werden als) "stundenlanges feststecken"...
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mio
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 23:38

Hallo nochmal kurz zwischendurch (ich bin mit "sortieren" noch nicht fertig),

zu den "Umständen" (soweit ich informiert bin):

Es war 1971 in einem "Kleinststadtkrankenhaus", Mein Mutter (und damit auch ich) kam/en wohl frühmorgens dorthin, im "Geburtsvorgang". Was vorher war, kann ich da eben nicht so ganz "sagen" und meine Mutter ist eine nur mässig verlässliche "Quelle" in Bezug auf "Gefühle".

Das mit der Saugglocke ist Fakt. Es gibt Fotos auf denen die "fürchterliche Verbeultheit" (wie meine Mutter das nennt) zu sehen ist.

Nach der Aussage meiner Mutter (und da glaube ich ihr) war es so, dass es zwei Hebammen vor Ort gab. Die eine weigerte sich über Stunden den Arzt zu "belästigen" (meine Mutter sagt bei sowas nix, auch das ist absolut glaubhaft), weil das ja auch so "gehen" müsste. Ging es halt nur offensichtlich nicht. Irgendwann kam dann wohl die andere Hebamme dazu, die dann (nach Stunden) den Arzt geholt hat. Der dann wohl einen Dammschnitt vornahm damit mein "Dickschädel" durch passte und mit der Saugglocke nachhalf. Ich war ein verhältnismässig großes und schweres Baby, das passt also auch und das ist auch eigentlich hier gerade nicht meine Frage. Auch wenn ich das tatsächlich noch mal hinterfragen werde, dass mit dem "Feststecken" (Danke, Silence, ich geh da später noch drauf ein).

Nur soviel vorab, bevor sich da in Spekulationen verloren wird. Für mich ist das Thema echt nicht ganz einfach, von daher.

Lieben Gruss,

mio


Widow
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Beitrag Di., 28.07.2015, 00:41

Janus und seine KollegInnen finde ich interessant.

Saugglocken und Zangen gibt es bis heute (also jedenfalls bis vor etwa vier Jahren in Berlin West). Die Hormonfrage ist (soweit mir bekannt) nach wie vor umstritten - klar: Huhn oder Ei ...)

Meine Mutter musste nach zur Kenntnis genommenem Fruchtblasensprung unbedingt noch die gerade laufende Folge von "Dr. Kimble auf der Flucht" im Fernsehen zu Ende sehen, bevor sie sich ins KH begab. Ziemlich exakt ein Jahr vorher war mein Bruder von ihr als Totgeburt entbunden worden, nachdem sie und mein Vater sich angeblich sechs Jahre lang (nach der Geburt meiner Schwester) um ein weiteres Kind verzweifelt bemüht hatten.
- Find ich (mittlerweile, hat bissi gedauert, bis mir das klar wurde) nicht mehr tough, sondern pervers, das mit dem Doktor Kimble, nach so was, grad mal ein Jahr davor - aber wenn das alles nur eine Lebenslüge war, dann find' ich das sehr straight.

Dass meine dezent panikgesättigten Reaktionen, wenn ich irgendwelchen physischen Schwitzkasten-Situationen ausgesetzt bin, nicht allein auf meinen Keuchhusten und den damaligen ständigen Finger meiner Mutter in meinem Schlund und ihr Husten-Schütteln zurückzuführen sind, die mir im Alter von 6 Monaten zuteil wurden, sondern sehr wahrscheinlich auf die Situation, in die ich hineingeboren wurde, weiß ich nunmehr.

Helfen tut mir das nix. (Aber das bin ich. Andern ergeht es ganz anders mit dem Wissen.)

Dass jeder Mensch ein Geburtstrauma erleidet, halte ich für unwiderlegbar: Selbst, wo (sofern es das gibt) eine "sanfte" Geburt erfolgt sein sollte - danach steht DER Cut an, und dann muss man selbst atmen, selbst essen und überhaupt alles, was man 9 Monate lang nicht tun musste, weil es einfach für einen getan wurde, selbst tun.
Da fängt das Denken an. Das Fühlen schon viel früher.

'Nen Gruß
w

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Mia Wallace
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Beitrag Di., 28.07.2015, 05:56

Widow hat geschrieben: Meine Mutter musste nach zur Kenntnis genommenem Fruchtblasensprung unbedingt noch die gerade laufende Folge von "Dr. Kimble auf der Flucht" im Fernsehen zu Ende sehen, bevor sie sich ins KH begab. Ziemlich exakt ein Jahr vorher war mein Bruder von ihr als Totgeburt entbunden worden, nachdem sie und mein Vater sich angeblich sechs Jahre lang (nach der Geburt meiner Schwester) um ein weiteres Kind verzweifelt bemüht hatten.
- Find ich (mittlerweile, hat bissi gedauert, bis mir das klar wurde) nicht mehr tough, sondern pervers, das mit dem Doktor Kimble, nach so was, grad mal ein Jahr davor - aber wenn das alles nur eine Lebenslüge war, dann find' ich das sehr straight.

Ich erinnere mich, dass sich damals in der Klinik bei einer Mitpatientin aus der Gruppe äußerst schmerzhaft und sehr berührend herauskristallisierte, dass es vor ihrer Geburt eine Schwester gegeben hatte, die kurz nach der Geburt verstorben war.
Die Mutter der Mitpatientin war immer unnahbar, lieblos, emotional, nicht präsent gewesen.
Der Therapeut erklärte (wobei ich mir bestens vorstellen kann, dass das Wissen nicht hilft, die Verletzungen von damals heilen zu lassen), dass sehr sehr oft Mütter nach so einem Verlust (und es gilt ja mit als der schlimmstmögliche Verlust, ein eigenes Kind zu verlieren), wenn die Trauer in jeden Winkel des Herzens einzieht und nie mehr weggeht, sich an nachfolgende Kinder nicht mehr binden (können), weil sie eine existenzielle Angst davor haben, so etwas noch einmal durchleiden zu müssen.

Das wäre zumindest eine (von wahrscheinlich mehreren) Erklärungen, weshalb schon Deine Geburt weniger wichtig war, als Dr. Kimble (eigentlich unfassbar)....

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Elfchen
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Beitrag Di., 28.07.2015, 07:33

Liebe mio

ich bin mir auch fast sicher, dass es an einem Kopf-Becken Missverhältnis lag, dass du stecken geblieben bist. Andernfalls hätte man mit einem Wehentropf nachhelfen können.
Die Vacuum und auch die Zangen (Forceps) gibt es heute auch noch.
Und nein, Blasensprung ist nicht gleich Wehentätigkeit. Ich hab das beim zweiten Mal auch erlebt. Über kurz oder lang stellen sich Wehen ein, müssen aber nicht sofort.
Meine Urgrossmutter hat zb. während des Kartoffeln-Austuns Wehen bekommen, das Kind hinter einer Hecke geboren, eingewickelt, in den Graben gelegt, und weiter gearbeitet.

Auch für mich ist es ein sehr sensibles Thema. Nicht wegen meiner eigenen Geburt; ich konnte es wohl kaum erwarten, den Körper meiner Mutter zu verlassen, und bin wohl als Frühgeburt leicht und zackig auf die Welt gekommen, sondern vielmehr die Geburten meiner Kinder.
Va. die zweite Geburt war mit Vacuum und Forceps, eben wegen einem Missverhältnis von Kopf und meinem Becken.
Was da alles geschah, werde ich wohl niemals verwinden können.. . Aber es geht dir glaubs um etwas anderes, nicht wahr?
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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