Tod einer wichtigen Beziehungsperson, Umgang mit Trauer

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Wandelröschen
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Tod einer wichtigen Beziehungsperson, Umgang mit Trauer

Beitrag Do., 18.09.2014, 01:34

Zur Intension dieses Threads:
Anlass war, ich denke für die meisten offensichtlich, die Reaktionen auf meinen Beitrag im Thread von Chaosfee über ihre Trauer über den Tod ihres Theras.

Scheinbar habe ich wohl aus Sicht der meisten weder die richtigen Worte gefunden noch ist das, was ich ausdrücken wollte, angekommen (bei den meisten). Das tut mir gerade in Bezug zu chaosfee leid. Und gerade aus Mitgefühl/Respekt/Anstand (wahrscheinlich schon wieder die falschen Worte) habe ich in ihrem Thread nicht mehr geantwortet.
Denn zum einen ist ja mehr oder weniger deutlich danach gesagt worden, dass es jetzt so eine Art „Kondolenzthread“ sei, also nur eine bestimmte Art von Reaktion erwünscht ist.
Zum anderen war mir klar, dass wenn ich auf Widows Reaktion (ja, du liest richtig, ich spreche dich direkt an) mir gegenüber in diesem Thread in irgendeiner Form reagiere, wird sie wieder was drauf schreiben, was dann bestimmt nicht nach „Friede-Freude-Eierkuchen“ aussieht, was ins OT geht, in verletzende Worte etc. Und das hat da im Thread 100%ig keine Platz.
Und wer jetzt hier mitliest (eventuell sogar chaosfee), wohlmöglich was schreibt, das ist jedem selbst überlassen und liegt in dessen Verantwortung.

@Mia Wallace und nonstop
Danke für eure Worte, denn zumindest scheint bei euch etwas von dem angekommen zu sein, was ich versucht habe auszudrücken.
Mia Wallace hat geschrieben:
chaosfee hat geschrieben: Und noch etwas: Spekulationen über Beerdigungstermine finde ich hier einfach nur unmenschlich. Ich hoffe, der Tonfall war nicht so gemeint, wie er ankam und bin dankbar, dass mich alles außerhalb meines Schmerzes gerade nicht wirklich erreicht.
Ich habe das eher als entlastend gemeint verstanden.
Das Gedankenkarussell um die Beerdigung ist ja sicher auch sehr belastend und zermürbend. Der Gedanke, dass sie ziemlcih wahrscheinlich eh schon über die Bühne gegangen ist, könnte ja tatsächlich entlastend sein.
Verabschieden kannst Du Dich ja auch ganz unabhängig von der Beerdigung.
Auch könnte es ja für Dich auch eine Belastung sein, seine Familie zu sehen. Vielleicht eine Ehefrau, Kinder etc. die ihm nah sein durften.
Wandelröschen hat geschrieben:Unsereins hätte da das ungute Gefühl, sich da aufzudrängen, also so eine Art Grenzverletzung, auch wenn wir selber total trauern und Abschied nehmen wollten. Wir würden dann eher nach der Beerdigung alleine sein Grab aufsuchen, um uns von ihm zu verabschieden, wenn es denn unbedingt dieser Ort sein muss.
Chaosfee schrieb ja, dass ihre Beziehung zum Thera eine besondere war, viel inniger, keine normale Thera-Patienten-Beziehung. Er hat sie ja auch noch trotz schwerer Krankheit persönlich angeschrieben. Und ich glaube durchaus auch, dass es dem Thera recht gewesen wäre, dass chaosfee ihn im Krankenhaus besucht hätte oder auch auf seine Beerdigung ginge.
Für die beiden wäre es mit Sicherheit richtig/angemessen/ok gewesen. Bloss: auf der Beerdigung sind seine Frau/Kinder/Verwandte …, also auch sehr viele, die ihm noch näher stehen. Kennen/sehen/verstehen die, gerade auch in ihrem Schmerz diese besondere Beziehung? Sehr wahrscheinlich eher nicht. Gut, im besten Fall denken sie sich überhaupt nichts (vielleicht sogar wahrscheinlich) beim Anblick dieser für sie fremden Frau (also wenn chaosfee bei der Beerdigung dabei wäre). Aber vielleicht wissen sie doch irgendwoher, dass diese Frau eine Patienin vom Thera ist und wissen nichts von einer besonderen Beziehung, sehen es vielleicht als eine übliche Beziehung an. Und dann könnten es diese nahen Angehörigen als ein Eindringen in ihre Intimsphäre empfinden. Ich persönlich nehme in meiner Trauer, die ich empfinde/spüre (und die ist wahrscheinlich wieder anders als bei vielen anderen) durchaus die Trauer der anderen auch wahr und möchte sie (die Angehörigen) nicht (weil noch enger mit dem Verstorbenen zusammen) in ihrer Trauer verletzen, das meinte ich irgendwie mit Grenzverletzung. Gut, wenn ich in meinem Schmerz/meiner Trauer den Schmerz und die Trauer der anderen nicht empfinden/sehen würde, würde auch dieses Gedankenkarussell in meinem Kopf nicht zustande kommen, so in der Weise, ob jetzt der Besuch der Beerdigung angemessen ist oder nicht, was ich den engen Angehörigen gegenüber darf oder nicht, ob ich die verletze oder nicht … So ein Gedankenkarussell kann einen da noch weiter nach unten ziehen/belasten. Und wenn dann so ein klares Signal von außen kommt wie z.B. „die Beerdigung/Trauerfeier ist schon vorbei“ (und ja, diese finden durchaus auch nicht zu selten im engsten Familienkreis statt, die Öffentlichkeit wird erst hinterher davon informiert), an dem man nichts rütteln kann, kann das durchaus als hilfreich/entlastend sein, das zusätzlich zur eigenen Trauer nach unten ziehende Gedankenkarussell zu durchbrechen.
Und man hat ja die Option, wie ich auch schrieb, sich in aller Ruhe, ganz intim für sich, ohne die anderen Angehörigen, an seinem Grab bei ihn zu verabschieden. Dann hat man den Verstorbenen ganz für sich in dem Moment, ist ihm doch genauso nah wie bei der eigentlichen Beerdigung/Trauerfeier und tritt auf keinen Fall in die Intimsphäre anderer nahen Verwandten ein.

Vielleicht wird es ja jetzt bei einigen klarer, was ich auszudrücken versuchte.
Gruß
Wandelröschen

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Wandelröschen
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Beitrag Do., 18.09.2014, 01:37

@ Widow,

mensch, das hat mich jetzt in keiner Weise gewundert, dass du sofort auf mein Posting und das von Mia Wallace, die ja etwas verständlich auf mein Posting reagiert hat, eingegangen bist.
War ja fast so sicher wie das Amen in der Kirche.

Das hier ist doch wohl ein Eigentor, oder?
Widow hat geschrieben: Schwingt sich auf zur obersten Trauerlegislative und zum höchsten Trauergericht gleichzeitig und dekretiert und dekliniert, wie das gefälligst zu gehen hat mit der Trauer.
Irgendwie hatte ich da in so dunkler Erinnerung (aber wahrscheinlich täusche ich mich da ), dass doch du diejenige bist, die fast ausnahmslos jeden, der etwas zur eigenen Trauer schreibt, vor allem auch, wenn man nicht seit Jahren in der Trauerschleife hängt, dass derjenige ja nicht richtig Trauer empfinden könne, diesen unsäglichen Schmerz, so wie du es seit Jahren fühlst.
Also, wer schwingt sich denn hier zur Trauerlegislative auf und definiert, wie richtige Trauer zu sein hat, wertet die Trauer anderer ab und wünscht denen, wie vor nicht all zu langer Zeit gewesen, den Tod an den Hals?

Und auch wenn du es mir nicht glaubst – davon gehe ich aus – und du ziemlich sicher meine Worte zerpflücken wirst (oder sollte ich mich täuschen?), habe ich doch einen tiefen Wunsch für dich, dass du den Weg aus deiner Trauerschleife, in der du warum auch immer festhängst, und der damit verbundenen Verbitterung, finden mögest. Kein „Wegmachen“/ „Kleinreden“ von außen, sondern dass du es selber schaffst, deine Blickrichtung zu ändern, hin zum Leben, das noch vor dir liegt, nicht zum Existieren, sondern zum Leben.
Gruß
Wandelröschen

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montagne
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Beitrag Do., 18.09.2014, 14:32

@Wandelröschen:
Du unterstellst ja, wer deine Ansicht nicht teilt, hat nicht verstanden, was du meinst.
Ich denke jedoch, dass die User recht gut verstanden haben, was du meinst und einige -trotzdem- oder genau deshalb widersprochen haben. Grundsätzlich jedenfalls ist ja beides möglich: Den anderen verstehen und trotzden ne ganz andere Ansicht zu dem Thema haben. Nachvollziehen können was der andere sagt, warum er es sagt und trotzdem empfinden (und das auch äußer): "Du, das war mir jetzt bisschen zu viel, da hast du ne Grenze überschritten. Bitte halte dich an dem Punkt zurück."
Und nochwas kann passieren: Das man dem Inhalt des geschriebenen zustimmt (das macht es nicht richtiger, es ist dann nur ein anderen Individuum mit der gleichen Meinung), die Art und Weise, wie es ausgedrückt wurde aber dennoch nicht okay findet.
Und nochwas kann passieren: Das jemand ne richtige (sofern es das überhaupt gibt) Ansicht äußer, aus den falschen Gründen. Was dnan aber leider den möglicherweise guten Inhalt unbrauchbar macht.

Ansonsten denke ich, ist der Umgang mit Trauer wirklich sehr individuell, wie jeglicher Umgang mit Emotionen und Innenleben. Sich darüber austauschen empfinde ich als fruchtbar. Andere jedoch von seiner Sicht überzeugen zu wollen empfinde ich als nicht fruchtbar, vllt. sogar als wachstumshinderlich, für beide Seiten.
amor fati


kaja
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Beitrag Do., 18.09.2014, 15:01

Passt jetzt wahrscheinlich nicht 100% zum Thema...

Ich denke es gibt genauso viele Arten zu trauern wie es Menschen gibt. Es ist einfach etwas sehr individuelles, wenn auch weitgehend durch den Kulturkreis beeinflusst in dem jemand lebt.
Wenn es um die Trauer geht fällt mir meist ein das es früher mal das sogenannte Trauerjahr gab, heute gilt eine Trauer von mehr als zwei Wochen schon als krankhaft.
Vielleicht ein gutes Beispiel dafür wie vielen gesellschaftlichen Erwartungen man als Trauernder ausgesetzt ist.
After all this time ? Always.

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Wandelröschen
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Beitrag Do., 18.09.2014, 16:37

Hallo Montagne,
danke für deine Worte, hast das sehr zutreffend geschrieben. Die Art, wie ich geschrieben hatte (Tonfall, Wortwahl), war wohl nicht der Situation angemessen, habe ich schon verstanden, mich dann ja auch dementsprechend zurückgehalten. Kommt denn bei dem, was oder wie ich was schreibe, laufend an, dass ich andere nur von meiner Sichtweise überzeugen will, also sage, hei, das seht ihr falsch, ihr müsst das so und so sehen? Das schreibe ich doch gar nicht. Ja, ich teile schon meine Sichtweise mit, so wie andere hier auch, kann sie aber doch neben euren stehen lassen, erkläre sie doch nicht zu den allgemein gültigen.

Hallo Kaja,
aber sicher passt deins zum Thema.
Ich fänds eher krankhaft, wenn man nach zwei Wochen schon aus der Trauer raus wäre. Da fängt man doch eher erst an zu realisieren, dass der geliebte Verstorbenen definitiv tot ist, nicht wieder kommt. Dann ist der größte Trubel um den Toten vorbei, all das Organisatorische, dass mit dem Tod verbunden ist, was erledigt werden muss. Dann kehrt – vielleicht – etwas Ruhe ein und die Trauer bekommt den notwendigen Raum. Und dann wird´s, ja, sehr individuell.
Gruß
Wandelröschen

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viciente
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Beitrag Do., 18.09.2014, 16:48

.. ausserdem .. falls ich das hier kurz anmerken darf .. sind friedhöfe ja gross, so dass man auch hingehen kann ohne sich der trauergemeinde/familie direkt anschliessen zu müssen; man kann auf distanz bzw. im hintergrund bleiben und ist trotzdem da. das weg-gehen verstorbener passiert ja nicht bei diesem anlass, sondern ist bereits vorher geschehen - somit auch die trauer nicht am begräbnis des (toten) körpers festgemacht; unabhängig jedoch von der frage, ob es besonders "gesund" ist, die innerlich ohnehin vorhandene dramatik durch (äussere) ereignisse wie begräbnisse noch (künstlich) zu potenzieren, denk ich schon, dass es jedem überlassen bleibt, ob sie/er anwesend sein möchte - wenn in der nähe unwerwünscht, dann eben aus gegebenem abstand.

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Wandelröschen
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Beitrag Do., 18.09.2014, 22:52

Annemarie hat geschrieben:Ich bitte Euch, aus Respekt für chaosfee und dem, was ihr widerfahren ist, wenn, dann mit dem Herzen hier zu schreiben.
Danke.
Hallo Annemarie,
wie definierst du, „mit dem Herzen“ zu schreiben?
Falls du meinen Bericht überhaupt nicht meinen solltest, kannst du es ja sagen.

Ich sehe es so:
eine Info auf mich wirken lassen, in mir aufnehmen, fühlen, was sie bei unsereins bewirkt, nachempfinden, was das Gegenüber fühlen könnte, fühlen, was das Gegenüber gebrauchen könnte (kann unsereins natürlich auch daneben liegen), aber auch aufkommende Gedanken, die sich zwangsläufig auch einstellen, zu der Situation zulassen, überlegen, was nützlich/dienlich sein könnte. Das beruht natürlich auch auf eigene Erfahrungen, was unsereins gut getan hat/geholfen hat in entsprechender Situation, also ganz subjektiv.
Dann muss das ganze verbalisiert werden. Und auch da ist jeder anders. Dem einen liegt Sprache mehr als dem anderen, der eine findet bessere Worte als der andere. Bei dem einen klingt es wärmer, bei dem anderen klarer, vielleicht nüchterner. Ich gehöre wohl eher zu den letzteren. Ist es deswegen ohne Herz geschrieben?

Und nur, weil hier viele Worte warm und wohlwollend klingen, sind sie deswegen zwangsläufig mit dem Herzen geschrieben? Sind die immer echt? Kann man das erkennen?
Oder kann nicht auch mal dahinter stecken, "ich schreib jetzt mal ein paar warme Worte, damit ich selber gesehen werde, das macht man halt so, sonst fällt mir dazu nichts ein, warme Worte helfen ja irgendwie immer".

Und es soll auch Menschen geben, denen waren klare, eher nüchternde Worte auch beim Trauern hilfreich. Ich lebe ja nicht auf dem Mond und habe im RL Trauer durch Tod sowohl bei Freunden/Verwandten als auch bei mir selber kennengelernt. Und es kamen auch zeitversetzt Rückmeldungen, dass ihnen meine Worte sehr wohl geholfen haben. Sie sagten mir, dass meine Art sie vor ein immer tiefer abdriftendes Versinken ins Bodenlose durch das allgemeine, ständige Hören von Mitleid und „Gesülze“ bewart hat, auch wenn es sich manchmal im ersten Moment unschön anfühlte.

Meine Ideen/Empfindungen und Gedanken entsprechen nicht immer dem Mainstream, manchmal schwimme ich auch gegen den Strom. Aber herzlos geschrieben sind sie von mir nicht, auch wenn ich vielleicht nicht immer den richtigen Ton treffe, bin da durchaus dran am Üben. Da haben andere halt mehr Talent für.
Aber deswegen mir direkt Unmenschlichkeit vorzuwerfen, ist auch nicht gerade die feine englische Art, nimm´s aber nicht krumm und lass es stehen, schieb es halt jetzt auf die besondere emotionale Situation der Schreiberin.
Gruß
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Wandelröschen
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Beitrag Do., 18.09.2014, 22:54

Hallo montagen,
montagne hat geschrieben:@Wandelröschen:
Du unterstellst ja, wer deine Ansicht nicht teilt, hat nicht verstanden, was du meinst.
(…) Andere jedoch von seiner Sicht überzeugen zu wollen
Und bevor ich das hier zitierte wieder von dir höre (ist ja nicht das erste Mal), sage ich jetzt:
Das eben geschriebene ist meine ganz subjektive Ansicht, das weiß ich und schreibe sie mit der gleichen Selbstverständnis wie andere User hier ihre subjektive Ansicht (die diesbezüglich nicht laufend gemaßregelt werden) schreiben. Diese anderen Ansichten lasse ich genauso gelten, bringen mir auch oft neue Einsichten und Erkenntnisse und auch den Anreiz, meine zu überdenken. Ich will weder andere von meiner Sicht überzeugen, noch sehe ich meine als das einzig wahre an. Ich erlaube mir aber sehr wohl, auch Sichtweisen in den Raum zu stellen, die nicht dem Mainstream entsprechen.
Und wenn ich etwas nicht verstehe, erlaube ich mir durchaus auch 1000 Mal nachzufragen bis ich es verstehe. Scheint aber aus Sicht anderer User (war jetzt nicht von dir) auch nicht angebracht.
Gruß
Wandelröschen

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Wandelröschen
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Beitrag Do., 18.09.2014, 22:58

Mia Wallace hat geschrieben: Ich kann mir gut vorstellen, dass alles andere vielleicht auch viel zu verwirrend und belastend wäre.
Widow hat geschrieben:
Annemarie hat geschrieben:mit dem Herzen hier zu schreiben.
Danke.
Hier hat sich wieder jemand was gefragt, was vorgestellt, "Vorstellungen" aber, die hat man im Kopf. Und die hat man, wenn man selbst nie in der Situation war. Denn wenn man in der war, weiß man, muss sich nichts vorstellen.
Mit dem Herzen, bitte ... - danke!
Wie war das mit dem Herzen schreiben? Ich spüre in dem von mir Unterstrichenen eine ganz gewaltige subtile Stichelei.

Aber jetzt zum Geschriebenen:
Es ist durchaus möglich Vorstellungen im Kopf zu haben, gerade weil man schon in solch einer Situation war, man sie also kennt, erlebt hat. (hat ja Mia Wallace in einem nachfolgenden Post geschrieben)

Man kann eine Situation erlebt haben (oder aktuell erleben) und weiß, wie sie sich anfühlt. Man kann dann darin stecken wie in einem dunklen Keller, wo das Licht ausgeschaltet ist und die winzig kleinen Kellerfenster total verdreckt sind, so dass man nichts anderes wahr nimmt, als diese Situation, sich also nichts anderes vorstellen kann.
Man kann aber auch eine Situation erlebt haben (oder aktuell erleben) und wissen, wie sie sich anfühlt, sich aber trotzdem (mit dem Kopf) vorstellen, dass es auch anders sein kann. Vielleicht liegt es an den Ressourcen, die jeder individuell unterschiedlich zur Verfügung hat, oder die Hilfe, die einem dabei Zuteil wird, die man dann aber auch annehmen muss. Das ist bei mir als Bild dann so, man sitzt in dem dunklen Keller, wo das Licht ausgeschaltet ist, aber die kleinen Kellerfenster sind nicht verdreckt (so dass man herausschauen kann – eigene Ressource), so dass man und auch was anderes sehen kann (vorstellen), oder jemand macht von außen die Fenster sauber (also Hilfsangebot von außen), so dass man was anderes sehen kann. Man muss dann aber auch hinaussehen wollen und nicht den Kopf wegdrehen oder die Augen zukneifen. Ob man das macht liegt dann in der persönlichen Entscheidung jedes einzelnen.
Gruß
Wandelröschen

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viciente
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Beitrag Fr., 19.09.2014, 00:14

.. obwohl mir nicht ganz klar ist weshalb du dich hier so ausführlich "rechtfertigst", finde ich es gut wenn das auch mal gesagt wird. 2*2=4 mag als objektive wahr-heit ja noch durchgehen, aber speziell bei den themen hier gibt es objektivität überhaupt nicht; insofern sind sämtliche aussagen aller immer aus einer subjektiven perspektive heraus getroffen - und es kann immer alles auch ganz anders sein. dürfte schon in der natur eines konstruktiven austauschs liegen, gerade unterschiedliche standpunkte reflektiert unter die lupe zu nehmen und dann entweder etwas damit anzufangen, wenn es als "passend" erscheint, oder eben einfach - aber kritiklos - liegen zu lassen.

.. nicht in dramatisierenden heulgesang einzustimmen und eher ressourcenorientiert zu agieren hat mitnichten etwas mit herz-losigkeit zu tun; es braucht - im gegenteil - oft mehr empathie, herz und auch engagement, sich tatsächlich einzufühlen und andere - möglicherweise hilfreiche sichten einzubringen, als bloss alles "verständnisvoll" abzunicken. die reflexartige verortung anderer in u.a. angebliche verständnis- und/oder herzlosigkeit weil sie nicht bloss einstimmen sondern andere mögliche perspektiven aufzeigen ist meist ein zeichen für zumindest eingeschränkte offenheit (s. auch das "kellerbild"). sowas kann und darf auch sein, nur sollte man dann eventuell anderen - die man im übrigen gar nicht wirklich kennt - nicht dinge unterstellen, an denen es einem vielleicht - ohne dass es bewusst wird - selbst mangelt.

.. ich - ganz persönlich und aus eigen- bzw. auch fremderfahrung - halte u.a. begräbnisse an sich für einen unglaublich dramatisierten gefühls-hype, und gehe auch nie zu einem totenschmaus. ich denk mir, da muss man sich schon entscheiden ob man jetzt trauert oder feiern will - beides zugleich ist paradox, und lediglich ein kirchlich aufgesetztes ritual. wenn sich ein wesen aus dem leben verabschiedet, bleibt der körper als totes "vehikel" zurück, und das ist es ja nicht worum man trauert. man trauert, weil etwas nicht mehr da ist, das man vermisst - das fehlt .. nicht um den körper, sondern wegen des eigenen verlustes dieses lebendigen gegenübers. und dazu braucht es weder ein begräbnis noch einen friedhof noch sonst etwas, sondern lediglich die einkehr und er-innerung .. das liebevolle hochhalten des gemeinsam erlebten - das der tod nicht zerstören kann.

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stern
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Beitrag Fr., 19.09.2014, 01:57

Wer will beurteilen, ob für jemanden "dramatisierender Heulgesang" nicht eine Ressource ist? (Klarstellend: besagte TE nahm ich nicht so wahr!)

Vielleicht geht es jemandem, der gerade trauert, gar nicht darum, schon neue Perspektiven zu entwickeln... und weiß trotzdem zu schätzen, dass jemand Ideen entwickelte? Kann oder will sie aber gerade nicht nutzen.... vielleicht weil sie ihn nicht liegen oder er noch nicht so weit ist.
http://www.zeitzuleben.de/2700-das-gehe ... iedenheit/

Ich glaube, schwierig wird es, wenn jemand, für den "dramatisierten Gefühls-hype" stimmig ist, dem "lösungsorientierten Typus" erklären will, zur Trauer gehört mehr Gefühl... dann geht es dir besser. Oder vice versa: Wenn der "lösungs- und ressourcenorientierte Tyus" dem "dramatisierten Gefühls-hype-Typus" erklärt, er müsse Ressourcen nutzen, dass er nicht so hyper ist... dann geht es wieder besser. Womit ich nicht sagen will, dass das jemand gemacht hat... ich habe nur überflogen.

Für unterschiedliche Leute kann unterschiedliches stimmig sein (oder zu unterschiedlichen Zeiten)...

Im übrigen glaube ich, dass wirkliches Verständnis etwas sehr seltenes ist, und oft nur eine Annäherung sein kann.

Meine Lebenserfahrung sagt mir, Menschen können ein unterschiedliches Naturell haben... so geht der Analytiker (und damit meine ich jetzt nicht die Berufsgruppe) vielleicht eher analytisch an etwas heran, während der "Fühler" das als passende Herangehensweise ansieht.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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(alte Weisheit)

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Wandelröschen
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Beitrag Fr., 19.09.2014, 06:31

viciente hat geschrieben: und dazu braucht es weder ein begräbnis noch einen friedhof noch sonst etwas, sondern lediglich die einkehr und er-innerung .. das liebevolle hochhalten des gemeinsam erlebten
Man oh man, das sieht man mal wozu so ein Gedankenaustausch gut sein kann. So ganz für mich persönlich hast du mir einen Input für eine ganz andere inzwischen sehr gut bearbeitete Baustelle gegeben. Also dieses Festmachen an äußere Rituale und Gegebenheiten. Dabei liegt „meine“ Lösnug an dem Fühlen und auch Verändern der inneren Haltung und der Bewertung der Erinnerungen.
stern hat geschrieben: Vielleicht geht es jemandem, der gerade trauert, gar nicht darum, schon neue Perspektiven zu entwickeln... und weiß trotzdem zu schätzen, dass jemand Ideen entwickelte? Kann oder will sie aber gerade nicht nutzen.... vielleicht weil sie ihn nicht liegen oder er noch nicht so weit ist.
Jau, Aspekt des passenden Zeitpunktes, verlieren wir manchmal aus den Augen. Unsereins setzt sich dann immer ein Flack im Hinterkopf, wenn die Info, die vielleicht gar nicht so abwegig ist, halt zeitlich noch nicht passt. Allerdings besteht dann auch die Gefahr der Aufschieberretis und so ganz passen wird die Zeit eh nicht. Deswegen auch u.a. mein Motto: wann, wenn nicht jetzt. Manchmal muss man auch Gelegenheiten nutzen, die sich bieten, auch wenns zeitlich noch nicht 100% stimmig ist.
Gruß
Wandelröschen

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stern
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Beitrag Fr., 19.09.2014, 07:54

Wandelröschen hat geschrieben:Jau, Aspekt des passenden Zeitpunktes, verlieren wir manchmal aus den Augen. Unsereins setzt sich dann immer ein Flack im Hinterkopf, wenn die Info, die vielleicht gar nicht so abwegig ist, halt zeitlich noch nicht passt. Allerdings besteht dann auch die Gefahr der Aufschieberretis und so ganz passen wird die Zeit eh nicht. Deswegen auch u.a. mein Motto: wann, wenn nicht jetzt. Manchmal muss man auch Gelegenheiten nutzen, die sich bieten, auch wenns zeitlich noch nicht 100% stimmig ist.
Ich denke, dass geht bei ganz konkreten Projekten eher, dass man sich irgendwelche Meilensteine setzt... bei emotionalen Prozessen eher schwerer. Wer will schon beurteilen, wie lange man in einen "dramatisierenden Heulgesang" einstimmen darf?

Ich würde meinen, dass unterschiedliche user oft unterschiedliche Ressourcen in einen Thread einbringen (auch unter z.B. Berücksichtigung des Naturells)... und der TE sich dann schon herauspickt, was für ihn stimmig ist. Ich habe es die letzte Zeit nicht geschafft, auf alle Beiträge einzugehen (oder viel in anderen Blogs mitzuschreiben). Aber daraus,dass ich es auch aus zeitlichen Gründen nicht schaffte, auf alle Beiträge explizit einzugehen, hieß nicht, dass ich nichts damit anfangen konnte oder es nicht gern getan hätte. Also i.a.W. Manchmal merkt man das an der Ressonanz des TE, manchmal (z.B. Nichtantwort) heißt auch noch nicht, dass der TE nichts damit anfangen konnte.

Bereits (eigentlich so banale) Dinge, wie jemandem ein Taschentuch zu reichen, kann verschiedene Absichten haben... und verschiedene Wirkungen haben, bei demjenigen der es erhält.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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Annemarie
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Beitrag Fr., 19.09.2014, 08:50

Hallo Wandelröschen,

wenn Du mich direkt anschreibst, dann möchte ich auch ehrlich antworten.

Wenn auch der Text, den Du geschrieben hast, zu mir hart rüber kam - für mich ging es da besonders um den Zeitpunkt, der schon angesprochen wurde - war es aber nicht Dein Beitrag, auf den ich reagiert hatte.

Der Inhalt selbst ist (für mich) nachvollziehbar, wenn er auch nicht grundsätzlich meiner Meinung entspricht. Meine Meinung habe ich auch kundgetan und andere kann ich genauso stehenlassen. Das ist doch der Sinn des "Miteinanderredens".

Meine Meinung ist auch, daß jeder Mensch in seinem Herzen selbst weiß, was in so einem Moment / in so einer Situation angebracht ist - im individuellen Fall. Dem vertraue ich.

Der Grund meiner Bitte im anderen Thread betraf die darauf folgende Diskussion, welche in einen Streit abdriftete. Auch das habe ich stehen gelassen, wie Du siehst, aber ich wollte es rechtzeitig stoppen.

Danke, daß Du Dir die Mühe gemacht hast, zu erklären, wie Du es gemeint hast.

Liebe Grüße,
Annemarie

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Beitrag Fr., 19.09.2014, 08:51

Ich würde es nicht als Grenzverletzung empfinden, wenn Menschen aus einem beruflichen Kontext Verwandte von mir bei der Beerdigung begleiten.

Trauer beinhaltet für mich keine Konkurrenz, stehe ich dem Verstorbenen näher oder die andere Person. Wobei der Familie, wie dies ja auch üblich ist, schon der "besondere Platz" zusteht. Trauer (sonst sehe ich sie eher individuell) hat bei einer Beerdigung auch etwas gemeinsames (und in diesem Sinne schon FAST etwas tröstliches), die Traurigkeit der Trauergäste und den Wunsch der verstorbenen Person die letzte Ehre/Respekt zu zollen. Ein Aspekt der Wertschätzung dieser Person gegenüber.
Insofern würde ich jede Art von Beziehung respektieren und finde es angemessen Wünsche des Abschieds willkommen zu heissen.
Dazu muss ich sagen, dass ich es emotional sehr schwer finde zu einer Beerdigung zu gehen und dies wirklich nur bei Menschen tun würden, die eine echte Bedeutung für mich haben.

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