Vorsicht mit Gefühlen?

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Krang2
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Vorsicht mit Gefühlen?

Beitrag Di., 27.05.2014, 12:42

Im Grunde paßt diese Anregung zum kritischen Hinterfragen auch in andere Bereiche, aber hier erschien sie mir am passendsten:

http://www.schweizamsonntag.ch/ressort/aktuell/2905/

Anlaß dafür, daß ich den Artikel (ihr findet viele ähnliche, wenn ihr googlet) schreibe, ist die Pathologisierung von Kindern in einer langsam vergreisenden Gesellschaft (Kind einer Freundin bekam kürzlich ADHS-Diagnose und jetzt Ritalin). Überhaupt: Wer unbequem ist, kann bequem als psychisch krank hingestellt und im Zweifelsfall ruhig gestellt werden.

Vertraut auf euch, auf eure Stärke, auf euer Urteilsvermögen, auf eure Gefühle, vor allem, wenn sie mal unschön sind. Vertraut darauf, Krisen und schwere Zeiten ohne Medikamente durchzustehen, ihr haltet das aus, es wird euer Selbstwertgefühl im Nachhinein stärken! Und bitte nehmt nur Psychopharmaka (oder Schlaftabletten, Schmerztabletten), wenn ihr befürchtet, daß ansonsten akute Gefährdung für Leib und Leben besteht, oder wenn ihr denkt, daß ihr alle anderen Wege bereits erfolglos ausprobiert habt. Und wenn ihr sauer oder traurig seid, dann schreit oder weint, auch wenn es euch eine Diagnose bescheren könnte.

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Peonia
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Beitrag Di., 27.05.2014, 13:53

Krang2 hat geschrieben:Vertraut darauf, Krisen und schwere Zeiten ohne Medikamente durchzustehen, ihr haltet das aus, es wird euer Selbstwertgefühl im Nachhinein stärken! Und bitte nehmt nur Psychopharmaka (oder Schlaftabletten, Schmerztabletten), wenn ihr befürchtet, daß ansonsten akute Gefährdung für Leib und Leben besteht, oder wenn ihr denkt, daß ihr alle anderen Wege bereits erfolglos ausprobiert habt.
Sicherlich ist es so, dass heute oft Verhalten "krank" geredet wird, das früher einfach "lebendig" oder "komisch" war.
Trotzdem würde ich mit den Medikamenten nicht warten, bis Gefahr für Leib und Leben besteht, wenn der Arzt ein Medikament empfiehlt. Man muss sich eben einen guten Arzt suchen.

Peonia


montagne
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Beitrag Di., 27.05.2014, 14:04

Nur bestehen eben graduelle Unterschiede zwischen gewöhnlichen, gesunden Gefühlsäußerungen und emotionalen Ausbrüchen und Verhalten, dass den Menschen und oft genug auch die Umwelt stark beeinträchtigt. Diese beiden Dimensionen in einen Topf zu werfen und zu einem Brei durchzurühren, mit dem dann für oder gegen etwas argumentiert wird, wird keinem gerecht.
amor fati

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Krang2
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Beitrag Mi., 28.05.2014, 07:37

@montagne,
Ein emotionaler Ausbruch in Form eines Wutanfalls ist also für dich schon keine gewöhnliche, gesunde Gefühlsäußerung mehr? Wie soll dann umgekehrt ein Ausbruch von Glück und Freude erlaubt sein?

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Krang2
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Beitrag Mi., 28.05.2014, 07:56

Das Hauptproblem sehe ich darin, daß es keine wirksame Kontrollinstanz gibt (normalerweise müßten dies die Krankenkassen oder der Gesetzgeber sein). Im Gesundheitsbereich gibt es kein Gegengewicht zur Macht der Pharmakonzerne. Das ist wie in der Politik, verständlich, aber gefährlich.
Peonia hat geschrieben:
Krang2 hat geschrieben:wenn der Arzt ein Medikament empfiehlt. Man muss sich eben einen guten Arzt suchen.
Wenn also ein Arzt ein Medikament empfiehlt, kannst du als Patient besser beurteilen, ob das ein guter Arzt ist als ob das Medikament wirklich notwendig ist?
Ich wiederum finde es schwieriger, die Kompetenz des Arztes einzuschätzen als den eigenen Zustand, da ich mich selbst besser kenne als ihn. Das Vertrauen in das eigene Urteilsvermögen müßte gestärkt werden. Leider werden die Menschen im Gesundheitsbereich allgemein eher verunsichert. Meine Erfahrung ist, daß mündige, kritische, hinterfragende Patienten unbeliebt sind. Die guten Ärzte zeichnen sich vielleicht gerade dadurch aus, daß sie es begrüßen, daß Patienten nicht alles "schlucken".

Warum stört es aber die meisten Ärzte, wenn man sich im Internet selbst informiert, z.B. über Nebenwirkungen eines Medkaments oder über Erkrankungen?
Möglichkeit 1: Sie trauen dem Patienten nicht zu, mit den gewonnenen Informationen angemessen umzugehen, glauben, er würde nur destabilisiert und verunsichert. Besser wäre es dann, das Gespräch über die gewonnenen Informationen zu erlauben, Fragen zu klären, als das zu verteufeln (wie ich es erlebt habe).
Möglichkeit 2: Sie fühlen sich als Arzt in ihrem Ego gekränkt, so als wäre ihre Kompetenz infrage gestellt, wenn sich der Patient selbst ein umfassenderes Bild machen möchte.
Möglichkeit 3: Sie haben wenig Zeit und wollen sie nicht dafür "verschwenden", ausführlich über Diagnosen und Medikamente zu diskutieren. Da sie nicht mit den Nebenwirkungen leben müssen, ist das verständlich, aber nicht verantwortlicher, insbesondere, wenn es um Kinder geht.
Möglichkeit 4: ??? (Was käme noch in Frage?)

P.S.: Dr. Kröber gilt als wissenschaftliche Koriphäe. Soviel zum Thema guter Arzt -> gute Empfehlung.
Erschreckend, wie unkritisch selbst Fachkollegen da waren.

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Peonia
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Beitrag Mi., 28.05.2014, 08:58

Krang2 hat geschrieben:
Peonia hat geschrieben:wenn der Arzt ein Medikament empfiehlt. Man muss sich eben einen guten Arzt suchen.
Wenn also ein Arzt ein Medikament empfiehlt, kannst du als Patient besser beurteilen, ob das ein guter Arzt ist als ob das Medikament wirklich notwendig ist?
Das ist die falsche Reihenfolge. Erst einen guten Arzt suchen, dem man vertrauen kann. Dann ggf. ein Medikament nehmen, wenn der Arzt das für notwendig hält. Ich bin kein Mediziner und kann nicht beurteilen, was richtig ist und was nicht. Sonst müssten die Damen und Herren ja nicht so eine lange Ausbildung machen. Das heißt ja nicht, dass ich dann nicht erklärt haben möchte, was gemacht wird und warum.
Krang2 hat geschrieben: Ich wiederum finde es schwieriger, die Kompetenz des Arztes einzuschätzen als den eigenen Zustand, da ich mich selbst besser kenne als ihn. Das Vertrauen in das eigene Urteilsvermögen müßte gestärkt werden. Leider werden die Menschen im Gesundheitsbereich allgemein eher verunsichert. Meine Erfahrung ist, daß mündige, kritische, hinterfragende Patienten unbeliebt sind.
Die Ärzte, die ich kenne, fürchten die Patienten, die an "Morbus Google" leiden. Im Internet einiges Zeug zusammengesucht, das zu der eigenen Meinung passt und dann dem Arzt erzählen, was man hat und wie es zu behandeln ist. Das würde mich auch nerven.
Man soll den Ärzten nicht wie Göttern in Weiß begegnen, aber wenn man zu dem Schluss gekommen ist, das derjenige was von seinem Fach versteht, dann muss ich mich doch auch in seine Hände begeben können?
Peonia

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saffiatou
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Beitrag Mi., 28.05.2014, 13:50

Meine Mutter hat unter anderem, ADS und ich wäre dankbar, wenn es damals schon Ritalin gegeben hätte,
denn die ganze Familie leidet noch immer unter ihr.
Peonia hat geschrieben:Die Ärzte, die ich kenne, fürchten die Patienten, die an "Morbus Google" leiden. Im Internet einiges Zeug zusammengesucht, das zu der eigenen Meinung passt und dann dem Arzt erzählen, was man hat und wie es zu behandeln ist. Das würde mich auch nerven.
Man soll den Ärzten nicht wie Göttern in Weiß begegnen, aber wenn man zu dem Schluss gekommen ist, das derjenige was von seinem Fach versteht, dann muss ich mich doch auch in seine Hände begeben können?
genau das ist etwas, was ich häufig nicht verstehe, warum den Berichten im Internet oft vorbehaltlos geglaubt
wurde, aber dem Arzt nicht. Selbstverständlich soll man kritisch sein, nach- und hinterfragen. Aber ich denke,
es ist immer besser einem Arzt eine Diagnose und auch die Medikation zu überlassen, als den Rat von irgend jemandem
aus dem Web anzuvertrauen.

Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan


montagne
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Beitrag Mi., 28.05.2014, 14:06

Krang, anderen Worte in den Mund zu legen hilft genauso wenig wie unterschiedliche Fakten zu einem Brei zu verühren.

Ich habe den Eindruck du kippst das Kind mit dem Bade aus. Bei Ärzten und Therapeuten gibt es wie überall solche und solche. Naürlich gibt es Fälle in denen unnötig Medikamente verschrieben werden. Aber es gibt auch Fälle, in denen Medikamente eine temporäre Entlastung sind oder gar als Segen wahrgenommen werden. Es ist gut, dass es viele wirksame Möglichkeiten gibt.
Mich ärgert das in sofern ein bisschen, da man oftmals Menschen über die Pharmalobby (die es ohne Frage gibt) und Diagnosen, die angeblich nur Mode sind, wie ADHS oder PTSB, klagen, die das Leid, das durch solche Störungen verursacht wird slebst nie am eigenen Leib gespürt haben oder sich nie wirklich auf einen Menschen eingelassen haben, der dieses Leid zu tragen hat. Menschen, die nie die Tränen der Verzweiflung, der Wut und der Trauer getrocknet haben.


Und wie immer liegt die letzte Verantwortung und Entscheidung eh bei einem selbst. Vielleicht wird es leichter, wenn man sich das klar macht, dass Ärzte hochqualifizierte Menschen sind, die einem Vorschläge unterbreiten. Was man mit diesen Vorschlägen anfängt liegt in der eigenen Entscheidung, deren Konsequenzen man zu tragen hat.
Niemand muss irgend etwas einnehmen. Es liegt in der eigenen Entscheidung. Aber was spricht dagegen die Möglichkeiten als solche zu respektieren?
amor fati

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hawi
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Beitrag Do., 29.05.2014, 10:01

montagne hat geschrieben:Und wie immer liegt die letzte Verantwortung und Entscheidung eh bei einem selbst. Vielleicht wird es leichter, wenn man sich das klar macht, dass Ärzte hochqualifizierte Menschen sind, die einem Vorschläge unterbreiten. Was man mit diesen Vorschlägen anfängt liegt in der eigenen Entscheidung, deren Konsequenzen man zu tragen hat.
Niemand muss irgend etwas einnehmen. Es liegt in der eigenen Entscheidung.
Montagne,
das seh ich auch so, ganz genau so. Aber …
Ähnlich wie Krang2, ich finde schon bedenklich, was heute wie schnell als „krank“ und damit als bedürftig der Heilung durch …. gesehen wird.
Nur bestehen eben graduelle Unterschiede zwischen gewöhnlichen, gesunden Gefühlsäußerungen und emotionalen Ausbrüchen und Verhalten, dass den Menschen und oft genug auch die Umwelt stark beeinträchtigt. Diese beiden Dimensionen in einen Topf zu werfen und zu einem Brei durchzurühren, mit dem dann für oder gegen etwas argumentiert wird, wird keinem gerecht.
Dem widersprech ich deshalb mal. Wäre ja toll, wenn es da zwei Töpfe gebe, in die sich gesunde Emotion einerseits und ungesunde andererseits einsortieren lässt. Doch es geht halt nicht. Das was du als „Brei“ bezeichnest, genau das ist das, was zunächst mal allen einigermaßen gerecht wird, besser jedenfalls, als den Brei auf mehrere ungleichwertige Töpfe zu verteilen.

All das, war hier ja bereits häufiger mal Thema, vor kurzem auch auf 3sat bei scobel.

Was ist normal
http://www.3sat.de/page/?source=/scobel ... index.html
Mediathek
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=43527
Insgesamt sehenswert, für das Thema hier aber wohl vor allem ca. 10 Minuten
ab Minute 22.30

Fritz B. Simon, Psychiater, äußert dort, er halte es zwar für sehr gut, dass es bei psychischem Leid verschiedene Hilfen für Betroffene gibt, die sie nutzen können, die Zuschreibung von „Krankheit“ hält er selber eher für ungut, gefährlich, da dies schnell darauf hinausläuft, hinauslaufen kann, dass der/die Betroffene sich quasi selbst beschränkt, auch in seinen eigenen Möglichkeiten beschränkt wird, weil er als „Kranker“ behandelt wird, mit was und durch wen oder was auch immer.

Heute bei Problemen? Gar nicht so einfach, sich selbst mit Problemen, mit individuellem Leid, entweder immer noch als „normal“ gesund zu sehen, oder zumindest zwar als krank, aber durchaus mit vielen eigenen Fähigkeiten (auch bei Hilfe durch Experten).
Selbstwirksamkeit? Ich sehe oft eher, dass die geschwächt wird, hielte es für zielführender, sie stattdessen zu stärken.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell


montagne
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Beitrag Do., 29.05.2014, 13:03

Nur kurz, ich schrieb ja von -graduellen- Unterschieden. Und eben nicht von zwei Töpfen doer sonstigen schwarz/weiß-Kategorien krank/gesund.
Mir geht es in der Sache auch nicht um (un)gerecht oder krank. Es geht ums Leid der Menschen.
Das natürlich überall finanzielle Interessen dahinter stehen und an manchen Stellen zu voreilig etwas verschrieben wird, ja, sag ich ja auch so. Aber deshalb eben das Kind mit dem Bad auskippen?

Denn Medikamente und Therapien können unheimlich wirksam, heilsam, erleichternd sein. Und dies finde ich darf man nutzen, darf und soll von anderen genutzt werden, auch wenn mit eben Medikamenten und Therapien leider auch Missbrauch betrieben wird.


Zum Thema Selbstwirksamkeit und Therapien könnte ich noch mehr schreiben, bin aber grad auf em Sprung und weiß auch nicht ob es hier Sinn macht.
amor fati

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hawi
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Beitrag Do., 29.05.2014, 14:19

montagne hat geschrieben:Nur kurz, ich schrieb ja von -graduellen- Unterschieden. Und eben nicht von zwei Töpfen doer sonstigen schwarz/weiß-Kategorien krank/gesund.
Mir geht es in der Sache auch nicht um (un)gerecht oder krank. Es geht ums Leid der Menschen.
Das natürlich überall finanzielle Interessen dahinter stehen und an manchen Stellen zu voreilig etwas verschrieben wird, ja, sag ich ja auch so. Aber deshalb eben das Kind mit dem Bad auskippen?
Montagne,

die „graduellen“ Unterschiede, deine Formulierung, hab ich schon gelesen. Mal abgesehen davon, dass ich – wie oft – nicht nur auf deins, deine Zitate erwidert habe, sie zumindest auch einfach als Aufhänger für meine Gedanken, mein Geschreibsel nahm, bei dir, aber nicht nur bei dir, lese ich dennoch etwas heraus, das ich zumindest hinterfragen möchte.

Aus meiner Sicht steht dies für etwas.
Auch die finanziellen Interessen? Klar, es gibt viele, wäre ich beruflich in diesen Branchen tätig, hätte ich sie auch, hätte daneben wohl auch noch diverse andere Interessen, die alle nicht automatisch zu denen der „Nachfrager“ passen würden. Wer ist schon nur altruistisch? Ich sicher nicht.
Zum Thema Selbstwirksamkeit und Therapien könnte ich noch mehr schreiben, bin aber grad auf em Sprung und weiß auch nicht ob es hier Sinn macht.
Weiß ich auch nicht! Nicht allein Therapie bezogen, aber grad wegen „Selbstwirksamkeit“, wegen dieses Teils, der für mich wesentlich zum Threadthema gehört, schrieb ich hier.

Wie da jeder einzelne mehr zu sich, auch die Gemeinschaft zusammen mehr zu individuellem Raum, Freiraum finden kann? Keine Ahnung. Bei scobel klang es manchmal so, als hätte es diesen Raum mal gegeben. Seh ich dann eher nicht so. Beschränkt war, wurde Mensch spätestens seit er in (größeren) Gemeinschaften lebt. Oft durchaus im Sinne der Gemeinschaft, genauso oft im Sinne von wenigen, einzelnen. Dabei natürlich meist so, dass zumindest viele an die Notwendigkeit, zumindest Nützlichkeit dieser Beschränkungen glaubten, glauben konnten.
Ganz ohne so was geht es nicht, aber so was immer, immer wieder, zu hinterfragen, auch mal in Frage zu stellen, für mich fast schon ein muss, da ansonsten vieles mehr Schein als Sein wird, ist.

Soweit auch grad Therapien Selbstwirksamkeit lehren, üben, den einzelnen an seine Selbstwirksamkeit glauben lassen, besser, neu, anders, finde ich Therapie klasse. Eine Form von Emanzipation, die sicher nicht nur denen gut tut, täte, die heute als psychisch krank gesehen und behandelt werden.

LG hawi
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drachentreu
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Beitrag Do., 29.05.2014, 14:32

Hallo Krang2,

es ist einfacher, ein Kind als krank darzustellen, als zu zugeben, dass man Fehler in der Erziehung begangen hat.
Diese Fehler begeht jeder, weil niemand perfekt ist. Nur mit dem Ergebnis kommen nicht alle klar und rufen dann nach Hilfe (Schule, Arzt, Polizei, Jugendamt ...). Ich denke schon, dass es heutzutage schwieriger ist, bestimmte eigene Ansprüche (Moral und Ethik) in die Erziehung einzubringen, natürlich nur, wenn man eigene Ansprüche hat.
Und irgendwie muss die Pharmaindustrie ja ihre neuen Medikamente absetzen, da hängen Arbeitsplätze dran (oh, wie sozial). Obwohl ich mir sicher bin, dass Profit höher als die Arbeitsplatzanzahl bewertet wird.

So, das reicht, ausgekotzt!

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Krang2
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Beitrag So., 01.06.2014, 20:52

Ich möchte noch anmerken, daß ich bewußt provokant formuliert habe und Medikamente nicht an sich verdamme, sondern nur zu kritischerem Umgang mit den Chemiekeulen anregen möchte. Das Letzte, was ich selbst "eigenmächtig" nach "Googleln" habe entfernen lassen, war meine Hormonspirale, habe es nicht bereut...
Das Leid nach jahrelanger Einnahme von Psychopharmaka wird leider nicht so thematisiert wie das Leid "ohne Medikamente", auch darüber müßte mehr gesprochen werden.

@Peonia, dann habe ich diesen Arzt, dem ich fachlich sowie menschlich vertrauen kann, wohl noch nicht gefunden.

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Peonia
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Beitrag Mo., 02.06.2014, 07:40

Krang2 hat geschrieben: @Peonia, dann habe ich diesen Arzt, dem ich fachlich sowie menschlich vertrauen kann, wohl noch nicht gefunden.
@Krang2:
Das kann natürlich sein und das ist sicherlich für viele ein Problem diesen Arzt zu finden.

Da es in meinem Familienrudel auch eine Medinzinerfraktion gibt, tue ich mich natürlich leichter, wenn ich einer Empfehlung folge. Und wenn derjenige, zu dem ich komme, weiß, wer mich geschickt hat. Wenn ein Kollege oder gar ein ehemaliger Studienkollege mit "draufguckt", ist das Bemühen sicherlich größer. Das betrachte ich als Privileg und dafür bin ich auch dankbar.

Wenn man sich einen Arzt aus den gelben Seiten suchen muss, ist das natürlich schwieriger. Wie ist soll man wissen, ob man bei einem guten Arzt sitzt?

Peonia

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Krang2
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Beitrag Di., 03.06.2014, 14:21

@drachentreu,
ja, ich sehe es auch so, daß die Umgebung gerade in Großstädten "krankmachend" ist, und Kinder reagieren besonders sensibel (hier übersteigt Maschinenlärm den Menschenlärm um ein Vielfaches). Außerdem wird durch die Pathologisierung von "leichten Fällen" (wo ein Sozialarbeiter angebrachter wäre) Geld und Zeit von den wirklich behandlungsbedürftigen Fällen abgezogen. Wer wirklich eine schwere Depression oder Psychose hat, fällt dann so lange durch`s Raster, bis er vielleicht mal eine Straftat oder einen Selbstmordversuch begeht. Und die Mehrzahl der Patienten, die eigentlich "normale" oder "kleinere" Probleme haben, werden mit teuren Therapien und Medikamenten überversorgt. Und im Gegensatz zu anderen Leistungen kann die Krankenkasse nicht wirklich kontrollieren, ob das Geld effektiv eingesetzt wird. Den Ärzten und Pharmakonzernen wird es gleich sein, WER nun das Geld in ihre Kassen bringt. Ich glaube, daß derzeit einfach niemand ein Interesse daran hat, das ganze Gesundheitssystem einschließlich der Psychiatrie und Psychotherapie grundlegend zu ändern. Die Privatisierung der Krankenhäuser tut ihr Übriges, um die Qualität zu verschlechtern und staatliche Kontrolle zu verunmöglichen.

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