Akteneinsicht (Stasi) – ja oder nein?

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Lilly111
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Akteneinsicht (Stasi) – ja oder nein?

Beitrag Di., 03.01.2012, 21:10

… ist scheinbar ein politisches Thema im PT-Forum.
Ich möchte hier keine Ost-West-Diskussion lostreten und auch nicht über das Phänomen „17 Mill. Opfer und keine Täter“ streiten.

Mir geht es um die ganz persönliche Auseinandersetzung mit dieser Frage.

So grundsätzlich herrscht vermutlich Konsens darüber, dass man sich seiner Vergangenheit stellen und sich mit ihr auseinandersetzen sollte.
Immer? Egal unter welchen Umständen und mit welchen Folgen?
Oder ist auch Flucht erlaubt?

Was ist, wenn man – wider Erwarten – das Schicksal mit Vera Lengsfeld (Wollenberger) oder Ulrich Mühe teilt? (für Uneingeweihte: wurden vom eigenen Partner bespitzelt)
Was ist, wenn die Herkunftsfamilie involviert war?
Was ist, wenn die (vermeintlich) beste Freundin für den Karriereknick verantwortlich war?
Will und muss man das wirklich wissen?
Oder ist Augen verschließen nicht doch manchmal sehr vernünftig?

Kennt man sich selbst wirklich so gut, dass man sicher weiß, nicht mit Rache (welcher Art auch immer) zu reagieren?

Die Frage ist doch: Was stelle ich mit den Informationen an?
Was bringt es mir zu wissen, dass ich verraten wurde und von wem?
Oder braucht man diese Infos um abschließen zu können?
Abschließen im Sinne von 'seinen Frieden finden'. Mit den Menschen, die das eigene Leben in dieser Zeit begleitet haben.

Und was ist, wenn diese Informationen unwiederbringlich zerstört sind?
Verwandte und Freunde um Akteneinsicht bitten, damit wenigstens ein Teil der eigenen Geschichte aufersteht?

Eine Menge Fragen und noch mehr mögliche Antworten.

Lilly
... freut sich über Input
... as stubborn as a mule.

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Passat
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Beitrag Di., 03.01.2012, 21:16

Interessante Frage!

Ich selbst wäre so neugierig und würde nachforschen. Und dann wäre ich gespannt worauf ich dabei stoße. Ich bin sogar überzeugt, dass so manche Information dem Leben eine ganz andere Richtung geben könnte, negativ oder positiv.

Habe aber (leider) einen ausschließlich westdeutschen Hintergrund. Da gibt es vermutlich keine Akten dieser Art.
"Alles entsteht durch den Konflikt" (Heraklit)

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candle.
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Beitrag Di., 03.01.2012, 21:31

Lilly, besteht die Frage aktuell für dich?

Viele Grüße!
candle
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Caypuh
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Beitrag Di., 03.01.2012, 21:44

Ich würde mein Umfeld nicht im Unklaren lassen, damit dieses noch einmal eine Möglichkeit kriegt eventuelle Geheimnisse selbst anzusprechen, bevor du sie in den Unterlagen findest.

Wenn dich das Thema beschäftigt, wenn du dir jetzt die Frage stellst, ist doch schon alles zu spät. Die Saat des Zweifels ist da, die Neugier will befriedigt werden.

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abendrot79
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Beitrag Di., 03.01.2012, 21:49

Hallo Lilly,

ich weiss, dass mein Vater eine Kopie der Stasi-Akte seiner Mutter hat und ich habe sie genauso wie mein Vater und alle anderen Familienmitglieder gelesen.

Meine Oma (und somit die ganze Familie) ist bespitzelt worden, weil sie im öffentlichen Dienst war und man "Republikflucht" vermutete. Meinem Vater war es sehr wichtig diese Akte zu bekommen, weil er starke Eingriffe in die Intimsphäre der gesamten Familie vermutete und wissen wollte, ob seine Vermutungen stimmten. Ich muss sagen, dass ich als nicht-direkt-Betroffene den Inhalt der Akte als sehr heftig empfand. Es waren sowohl Texte darin, als auch Zeichnungen von sehr privaten Dingen / Sitationen die beobachtet wurden und erschreckenderweise auch detaillierte Aufzeichnungen von Gesprächen die auf der Strasse zwischen Familienmitgliedern stattgefunden haben. Wie er als direkt-Betroffener darüber denkt, weiss ich nicht genau, aber er war damals Kind und ich an seiner Stelle wäre geschockt. Es waren einfach unglaublich viele und intime Details über das gesamte Familienleben dort zusammengefasst und aufgezeichnet!

Pauschal gesagt würde ich sagen, es kommt wirklich auf den Einzelfall an, ob man sich den Inhalt einer solchen Akte antun sollte oder nicht. Man muss sich halt vorher darüber im Klaren sein, dass dort keine schönen Dinge drinstehen werden und man sollte sich vorher überlegen, welche Personen betroffen sind / sein könnten und welche Beziehung man heute zu diesen Personen pflegt.

Ich denke aus reiner Neugierde sollte man sich solch eine Akte nicht besorgen, zumindest nicht, ohne vorher gründlih darüber geschlafen zu haben ... das was man dort in den Händen hält, ist mehr als nur ein Haufen Papier

LG,
abendrot79
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)

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Lilly111
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Beitrag Di., 03.01.2012, 22:05

Danke für eure Antworten.
candle. hat geschrieben:Lilly, besteht die Frage aktuell für dich?
Ja, immer mal wieder. Aktuell, aufgrund eines Anlasses, wieder verstärkt.
20 Jahre "stand by" habe ich also schon hinter mir. Mitunter kommt halt der Gedanke, ob es nicht irgendwann an der Zeit ist, den Dingen ins Auge zu sehen. Oder es doch einfach ruhen zu lassen. Egal was und wie es war.

Ich weiß, dass ich eine Akte habe. (Warum, welcher Kontext, genaue Beziehungen werde ich hier nicht schreiben.) Ob die physisch vorhanden ist, weiß ich allerdings nicht.
Passat hat geschrieben:dass so manche Information dem Leben eine ganz andere Richtung geben könnte, negativ oder positiv.
Mutig! Wenn dem so wäre, wäre das wohl das Erste und Einzigste in meinem Leben, was ich bereuen würde.
Caypuh hat geschrieben:Die Saat des Zweifels ist da, die Neugier will befriedigt werden.
Die Zweifel gab es schon vor über 20 Jahren. Es war normal, nicht zu wissen, wer "dazu" gehörte und wer nicht. Aber nur aus purer Neugierde tue ich mir das ganz sicher nicht an. Dafür ist der mögliche Schaden zu groß.
abendrot79 hat geschrieben:Es waren einfach unglaublich viele und intime Details über das gesamte Familienleben dort zusammengefasst und aufgezeichnet!
Ich weiß! Ich kenne genug Leute, die ihre Akte gelesen haben. Das Lesen kann man nur innerlich gut vorbereitet "in Angriff" nehmen. Sonst zieht's einem gleich da vor Ort die Socken aus.

Lilly
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candle.
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Beitrag Di., 03.01.2012, 22:11

Ich persönlich wäre schon neugierig, ob du es dann ertragen kannst, ist die andere Frage. An deiner Stelle würde ich mir einen Beistand mitnehmen.

Ich weiß jetzt nicht was da noch für Bedenken sind? das die Familie erschüttert wird? Du hast es ja in der Hand und kannst schauen was du mit den Informationen anfängst.

Leider muß man ja davon ausgehen, dass es mehr als unangenehm werden kann.

Viele Grüße!
candle
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Lilly111
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Beitrag Di., 03.01.2012, 22:53

Caypuh hat geschrieben:Ich würde mein Umfeld nicht im Unklaren lassen, damit dieses noch einmal eine Möglichkeit kriegt eventuelle Geheimnisse selbst anzusprechen, bevor du sie in den Unterlagen findest.
Sehe ich anders. Es ist meine ureigene Entscheidung. Wenn mein Umfeld meint, gemeinsam mit mir Vergangenheitsbewältigung betreiben zu wollen, kann das Jeder jederzeit gern tun. Auch ohne meine Ankündigung nun mal nachlesen gehen zu wollen.
candle hat geschrieben:Du hast es ja in der Hand und kannst schauen was du mit den Informationen anfängst.
Ja schon, sicherlich. Nur aus dem eigenen Kopf kriegt man die Informationen nicht mehr raus.
candle hat geschrieben:das die Familie erschüttert wird?
Vielleicht. Je nach Inhalt der Akte.
Oder, um das Erdbeben zu vermeiden, den Mund halten.

Ich glaube, ich habe auch ein bisschen Angst davor, was es mit mir machen könnte. Ob ich nicht Beziehungen "kappen" würde, die mir eigentlich wichtig sind. Aber wie wichtig sind sie dann noch?

Beispiel eines Freundes (mit dem ich oft diese Frage diskutiere):
Er ist einige Jahre älter als ich, war zu Mauerbauzeiten an einem Tunnelprojekt beteiligt und ist verraten worden. Monatelang Stasigefängnis mit anschließendem Freikauf. Eltern im Osten und lebenslanges (DDR-langes) Einreiseverbot, trotz häufiger Antragstellung. Er liest seine (vermutlich mehrere Ordner umfassende) Akte nicht. Mit der einfachen Begründung: 'Wenn ich den/die in die Finger kriege....'
Irgendwo verständlich. Immerhin ist sein ganzes Leben komplett anders verlaufen als geplant. Unfreiwillig!

So krass ist es bei mir nicht. Aber schon möglich, dass ich einen anderen Blick auf meine eigene Vergangenheit bekomme.
Ob mir der dann gefällt, ist ungewiss.
Andererseits wäre Gewissheit da.

Lilly
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candle.
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Beitrag Di., 03.01.2012, 22:59

Nun ja Lilly, die DDr ist ja schon etwas Besonderes... ich als Wessi habe allerdings auch so einiges mitbekommen.

Was ich sagen will: Die geister der Vergangenheit spielen für uns immer eine Rolle, da ist es egal, ob Stasiopfer, Gewaltopfer oder sonstwas... ich versuche deine Bedenken gerade etwas zu neutralisieren. Also egal was früher passiert ist, kommt man immer in den Konflikt mit Schuldzuweisungen. Ich hoffe, dass du verstehst was ich meine.

Ein klein wenig anders ist dann aber schon, dass auch die "Verräter" keine Wahl haben ODER das der Verrat vielleicht auch das kleinere Übel ist. Ich hoffe, du kriegst das jetzt nicht in den falschen Hals. Kriege das mal wieder nicht optimal in Worte gefaßt.

candle
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Lilly111
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Beitrag Di., 03.01.2012, 23:18

Danke candle. Und keine Sorge, von dir kriege ich bestimmt nichts in den falschen Hals.
Also egal was früher passiert ist, kommt man immer in den Konflikt mit Schuldzuweisungen.
Da hast du recht.
Geht es mir um Schuld? Eher nicht. Ich lebe nicht mit den Gedanken 'wenn dies oder jenes nicht gewesen wäre, wäre heute...' Ich weiß, das mir damals mehr als einmal geschadet wurde, aber es war damals! Es ist - so gesehen - für mich vorbei.

Aber es ist wohl auch die Frage nach dem warum. Dazu muss ich aber erstmal wissen, wer mir Steine in den Weg gelegt und ein falsches Spiel mit mir gespielt hat, um ihn/sie dann damit konfrontieren zu können. Eben die Frage: 'Warum hast du es getan?'
Warum wird jemand zum Verräter?

Lilly
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candle.
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Beitrag Di., 03.01.2012, 23:25

Das wollte ich ja sagen, das in dem Fall der verräter vielleicht genauso arm dran ist. Das ist eben beim DDR- Regime nachhaltig immer die zweischneidige Sache. Ich weiß ja nicht, ob Gründe für das Verrätertum auch in Akten vermerkt wird. Wie hält man jemanden unter Kontrolle: Strafe oder Verrat. Und wenn ich mich da etwas entsinne, lief es genauso ab, ob man nun ein Landesverräter war oder nicht.

Immerhin ist es eine Sache, die schwarz auf weiß dokumentiert ist, die WAHR ist und allein das wäre für mich jetzt schon ein Gewinn.

Zu verlieren hast du wirklich nichts. Und wie gesagt, wenn sich da was auftut mit dem du nicht klarkommst, dann suche dir jemanden zum Reden.

Gibt es nicht inzwischen schon Hilfen bei der Akteneinsicht, ich meine psychologische Hilfen? Ich meine etwas gehört zu haben, bin mir aber nicht sicher.

candle
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Lilly111
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Beitrag Di., 03.01.2012, 23:38

candle. hat geschrieben:Ich weiß ja nicht, ob Gründe für das Verrätertum auch in Akten vermerkt wird.
Ja.
In dessen Akte. Die ich aber - verständlicherweise - nicht lesen darf.
Gibt es nicht inzwischen schon Hilfen bei der Akteneinsicht, ich meine psychologische Hilfen?
Och, 112 wird schon bekannt sein. ... für den Fall, dass da einer aus den Latschen kippt.
(Habe dich jetzt absichtlich falsch verstanden. )

Danke an alle. Ich mach für heute erstmal Denkpause.

Lilly
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Passat
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 01:16

Tu es Lilly. Und lebe mit den Konsequenzen. Man muß der Wahrheit ins Auge blicken, auch wenn sich ein Abgrund auftut.

Je nach dem wie sich die Informationslage offenbart, bietet die Aufarbeitung eigener "realer" Vergangenheit (und die der Angehörigen) vielleicht ungeahntes positives Entwicklungspotential. Selbst wenn es dich enttäuschen sollte, bringt es dich doch letztlich auf deinem Lebensweg weiter.

Man sollte sogar dankbar sein, dass der deutsche Staat einem diese Möglichkeiten heute überhaupt gibt.
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Blaubaum
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 01:25

die DDR war nun mal kein laissez-faire-staat. das konnte sie sich nicht leisten. es war deutschland, auferstanden aus den ruinen, die nazideutschland mit hilfe der fliegenbomben und stalinorgeln der alliierten hinterlassen hat, nur mit dem entscheidenden unterschied zu den west-zonen, dass dieser teil deutschlands von der sowjetunion beherrscht wurde. diese tat alles in ihrer macht stehende, um die DDR niederzuhalten, technologisch und politisch. flugzeugindustrie, weltmarkttaugliche kfz und vieles mehr hatte die DDR zu bieten, in den 50er jahren. sowjetrussland hat gemeinsam mit dem "westen" dafür gesorgt, dass daraus nichts wurde. das hat den staat DDR in seiner existenz von grund auf bedroht. und deren führer waren im wesentlichen verfolgte des nazi-regimes. sie wussten also, wie gefangenenhaltung funktioniert. dazu braucht man mauern und stacheldraht. und diese haben sie benutzt, um ihren eigenen allerwertesten und ihren staat vor dem ausbluten zu retten. von dieser seite gesehen ist die bezeichnung "antiimperialistischer schutzwall" nicht nur verkehrt, sondern durchaus zutreffend.
wenn ich (als wessie) in der DDR war und politische diskussionen im privaten kreis geführt habe (die ganz sicher mitgehört wurden), habe ich mich stets respektvoll-differenziert über diesen staat geäussert, der meiner meinung nach so gut begann und dann zu solch einer menschlichen und ökonomischen katastrophe wurde. offensichtlich wurde so gründlich mitgehört, dass ich unmittelbar nach dem abi eine kontaktanbahnung der stasi "im briefkasten" hatte. insoweit wird es wohl auch eine akte über mich geben. da ich nichtmal ansatzweise bereit war, mich gegen mein heimatland BRD zu stellen, dürfte nicht viel drinstehen. aber ich konnte mich ja auch, im gegensatz zu meinen "schwestern und brüdern drüben" frei dafür oder dagegen entscheiden und hatte keinerlei drangsal zu befürchten.

ich denke, dass es von IMs nur so gewimmelt hat, dass aber die allermeisten das rückgrad hatten, nur jede menge unwichtiges über die zu beobachtenden mitzuteilen (möglichst intim, aber ohne politische relevanz eben). so konnten sie dem druck, der auf sie ausgeübt wurde, entgehen bzw. ihn kompensieren, ohne nachteile befürchten zu müssen, aber ohne irgendjemanden wirklich zu verraten. trotzdem-ein schaler beigeschmack bleibt sicher. der selbe beigeschmack, der in einem (westlichen) betrieb entsteht, wenn ein kollege ganz offensichtlich von höherer stelle gemobbt wird und keiner der lieben kollegen stellt sich auf dessen seite, aus angst, demnächst sein schicksal teilen zu müssen. da wird auch nur geschaut: wer ist der stärkere--da duck' ich mich hin, dann geht's mir weiterhin gut. radfahrermentalität eben. in ost wie in west. nur-im osten war die alternative gefährlicher oder unangenehmer. also hut ab, finde ich, vor denen, die in der DDR ihren kopf aufrecht gehalten haben. und das waren sehr sehr viele.
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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Tante Käthe
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 07:22

HI Lilly,

also ich habe mit meiner Freundin Akteneinsicht beantragt, als hier bei uns in der Pampa die bequeme Möglichkeit gegeben war. Wir hatten Beide verschiedene Begebenheiten aus Zeiten der DDR, die uns signalisierten, Akten zu haben.... Aber wir waren uns im Klaren, dass wir die Akten sehen wollten, ja, jedoch kein "Ding" mehr draus zu machen und dass es die damalige ZEit halt war, so wie heute z. B. andere Organisiationen ihre Sache machen....
Meine Freundin hat schon heftige Erfahrungen gemacht damals, ich selbst habe nicht diese ganz heftigen Erfahrungen gemacht und mein Mann, der sich dann auch eingeklinkt hat, hatte auch so seine.... Alllerdings waren die Erfahrungswerte alle nicht so massiv, dass sie unser Leben absolut negativ beeinflusst haben bzw. wir noch heute drunter zu leiden hätten.

Uns ging es bei der Akteneinsicht auch nicht darum, zu erfahren, wer wie was wann wo uns bespitzelt hat, sondern wie das Ding aussieht und was drin steht, insofern es noch vorhanden ist! Zumal es bis zur Akteneinsicht Jahre dauert. Erst wird erst einmal ein Antrag gestellt und geforscht, ob eine Akte anhängig ist - und wir waren uns total sicher - schon allein anhand der Indizien und Anhaltspunkte - eine zu haben!! ( Die kompletten Details lasse ich hier mal aussen vor - aber es ging z. B. um misteriösen Tod bei der Armee und Dienst bei der Armee an der Grenze mit all seinen Facetten und telefonische Abhörung, Arbeit in der Grenzregion etc. .... bei uns allen Dreien....) Dann bekommt man eine Info, dass die Akte existiert oder nicht und dann geht das seinen weiteren Lauf bis zur Akteneinsicht. Aufgrund der Massen dauert das, wie gesagt Jahre, es sei denn man ist gesundheitlich so angeschlagen oder in einem Alter, dass das Erleben nicht unbedingt geschehen könnte.... dann wird man vorgezogen...
Wir wussten auch nicht, was uns erwartet....

An Deiner Stelle würde ich abwägen, ob Du aus den nachteiligen ERfahrungen, die Du erlebt hast, heute keine weiteren Nachteile ziehst, Dein Leben in der Bahn ist und Du damit gut umgehen UND die negative Vergangenheit abhaken kannst. Warst ja damals auch sehr jung, ähnlich wie ich Wenn das der Fall ist, dann würde ich mir die Akte ansehen wollen.
Hast Du solch arge Bedenken, dass da Personen drin stehen, die Dir soooo nahe sind.... dann würde ich das überlegen, aber die "menschliche Neugier" neigt eigentlich eher dazu, nachzusehen

Grüssle Käthe
Es ist schwieriger eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom
(Albert Einstein)

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