Glaubt ihr?

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yuna
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Glaubt ihr?

Beitrag Mo., 12.12.2011, 23:30

Halli Hallo!

Jetzt um die Weihnachtszeit gibt es sehr viele Menschen die in die Kirche gehen. Mein Partner beispielsweise ist einer von diesen Menschen, was ich selbstverständlich respektiere. Ich selbst hingegen hab dafür nichts übrig und glaube nicht an das was in der Bibel geschrieben steht, auch wenn ich mich zumindest schon einmal damit beschäftigt habe.
So gegensätzlich kann es sich also verhalten.
Deshalb kam mir die Idee zu diesem Thread.

Was ich gerne von euch wissen würde:

1. Wie haltet ihr es mit eurem Glauben?
2. Glaubt ihr überhaupt?
3. Habt ihr euren Glauben vielleicht einmal verloren (z. B. aufgrund eines Schicksalsschlages)?

und vor allem:

4. Woran glaubt ihr?

Ich weiß, viele werden sagen, diese Fragen sind gar nicht ansprechend und würdig sie zu beantworten. Deshalb wünsche ich mir auch nur ehrlich gemeinte Antworten, von Leuten die sich damit auseinandersetzen möchten.

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Onyx
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Beitrag Di., 13.12.2011, 00:34

yuna hat geschrieben:Was ich gerne von euch wissen würde:

1. Wie haltet ihr es mit eurem Glauben?
2. Glaubt ihr überhaupt?
3. Habt ihr euren Glauben vielleicht einmal verloren (z. B. aufgrund eines Schicksalsschlages)?

und vor allem:

4. Woran glaubt ihr?
Die besinnliche Glaubensgeschichte von der Onyx
Als Kind bin ich mit meiner Oma Weihnachten in Kirche gegangen.
Mein Vater ist aus der Kirche ausgetreten, meine Mutter zahlt noch Kirchensteuern. Meine Eltern glauben nicht in einem kirchlichen Sinne. Es sind eher die Art von Menschen, die hoffen: "Nach dem Tod wird es schon irgendwie noch weiter gehen."
Ich war bis ich 12 Jahre alt war, noch relativ gläubig bzw. habe an einen Gott geglaubt und hatte irgendwie diese diffuse eingeimpfte Angst in mir, dass, wenn ich einen Gott verleugne dies dazu führt, dass ich in die Hölle komme und dort verschmore oder eine andere gruselig-grausame Strafe bekomme. Das hatte ich irgendwie als Kind so in meinem Kopf konstruiert. Ja, ja, die Machtprinzipien der Kirche
Bei mir war es kein Schicksalsschlag, der mich hat vollkommen ungläubig werden lassen - naja, ok, je nachdem wie man es sieht - sondern etwas anderes: Ich wurde mit 16 Jahre konfirmiert und für den Konfirmandenunterrricht musste eine Bibel angeschafft werden. Nachdem ich konfirmiert wurde habe ich die Bibel gelesen. Und ich meine damit wirklich gelesen - das alte und das neue Testament. [Naja, ok solche Stellen wie zum Beispiel die mit der Volkszählung habe ich übersprungen, aber dort standen ja nur Zahlen ohne Inhalt.] Und während ich die Bibel gelesen habe, habe ich meinen Glauben vollständig verloren.
Es waren zum Beispiel solche und ähnliche Stellen in der Bibel an denen steht, dass ein Priester ein drittel der Ernte seines Volkes bekommt und sein Thron vergoldet sein muss, dies wäre Gottes Wille, die mich dann denken ließen: "Ja, nee, is klar." Und in der Bibel findet man sehr viele solche offensichtlichen und weniger offensichtlichen Stellen, die den wahren Charakter von "Glauben" offenlegen - falls man gewillt ist, das Ganze etwas kritisch zu betrachten.
Also mein Schicksalsschlag, der mich vom Glauben abgebracht hat, war die Bibel zu lesen.
Vorher kannte ich nur die niedlichen Geschichten vom Jesuslein auf seinem Eselchen und seinen Anhängern. Das ist ja irgendwie noch ganz nett gewesen, vor allem wenn man ein Kind ist. Aber als Kind hab ich ja auch noch an den Weihnachtsmann geglaubt.

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Woman
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Beitrag Di., 13.12.2011, 00:50

Als Kind habe ich immer gebetet, weniger wegen meines Glaubens, mehr aus Verzweiflung. Wir Kinder MUSSTEN Sonntags immer in die Kirche, die Eltern waren da schlechte Vorbilder, da sie nicht mit uns die Kirche besuchten. Nach dem sonntäglichen Kirchgang wurden unsere Schuhe kontrolliert, weil wir oft an der Kirche vorbei liefen und uns lieber auf dem Spielplatz amüsierten. Waren wir nicht in der Kirche, gab es christliche Schläge und Hausarrest. Konfirmiert wurde ich gegen meinen Willen dann auch noch.

Mit 18 trat ich aus der Kirche aus, weil ich dieser Institution sehr kritisch gegenüberstand. Aber Kirche und Glaube sind ja zwei Paar Schuhe.
Mein Kind habe ich religiös erziehen, (Schule/Kirche/Familie=Pfarrer) aber nicht taufen lassen, bis es selbst entscheiden konnte. Das letzte Mal habe ich eine Kirche besucht, als meine Mutter verstarb, ein Freund tödlich verunglückte und meine beste Freundin sich das Leben nahm. Das alles ist zwischen 25 und 30 Jahre her.

Ich glaube nicht im herkömmlichen Sinne. Nicht an die Bibel, nicht an diesen einen Gott, nicht an das, was man mich als Kind gelehrt hat. Ich beneide aber Menschen, die zu ihrem Glauben stehen, an ihrem Glauben festhalten und Kraft daraus schöpfen.
Und seit jeher war es so, daß die Liebe erst in der Stunde der Trennung ihre eigene Tiefe erkennt.


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yuna
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Beitrag Di., 13.12.2011, 16:22

Vielen Dank für eure Gedanken.

@ Onyx:
Ich war bis ich 12 Jahre alt war, noch relativ gläubig bzw. habe an einen Gott geglaubt und hatte irgendwie diese diffuse eingeimpfte Angst in mir, dass, wenn ich einen Gott verleugne dies dazu führt, dass ich in die Hölle komme und dort verschmore oder eine andere gruselig-grausame Strafe bekomme.
Es gibt da eine Geschichte über einen Jungen namens Tillmann Moser (ich kenne sie aus dem Religionsunterricht). Ihm wurde eingeflößt, dass Gott alles sieht, ihn beobachtet und gewisse Dinge nicht gutheißt, die er tut. Dass er mit Strafe zu rechnen hat (so wie du es in jungen Jahren gesehen hast). Moser genoss eine sehr strenge Religionserziehung und betrachtete Gott am Ende als ein Gift, dass in ihm inne wohnt.

Hier ein Ausschnitt aus seinem Buch "Gottesvergiftung".

http://www.dober.de/religionskritik/moser.html

Ich selbst habe nie dieses Bild entwickelt. Ich habe einfach irgendwann nicht mehr daran geglaubt. Als Kind war ich sehr für biblische Geschichten zu begeistern, besonders gemocht habe ich die Weihnachtsgeschichte. Aber welches Kind mag diese Geschichte nicht?
Und in der Bibel findet man sehr viele solche offensichtlichen und weniger offensichtlichen Stellen, die den wahren Charakter von "Glauben" offenlegen - falls man gewillt ist, das Ganze etwas kritisch zu betrachten.
Ähnlich sehe ich es auch. Des Weiteren empfinde ich die Bibel an einigen Stellen menschenverachtend und brutal. Menschenverachtend beispielsweise ganz zu Beginn- Adam und Eva. Eva entsteht aus einer Rippe von Adam, ist also somit ein Wesen, was ohne die Existenz des Mannes nicht leben könnte (das interpretiere ich an dieser Stelle heraus). Und weiter: Eva nimmt von den verbotenen Früchten, was dazu führt, dass sie und Adam aus dem Paradies vertrieben werden (die Frau ist Schuld, na wie nett).
Das ist ein Beispiel von vielen, die in mir Übelkeit aufkommen lassen.

@ Woman:
Konfirmiert wurde ich gegen meinen Willen dann auch noch.
Meine Eltern wollten auch unbedingt, dass ich mich konfirmieren lasse. Ich bin dann mit großer Unlust zum Konfirmandenunterricht gegangen. Wir mussten jeden Sonntag in die Kirche gehen, um zu der Prüfung zugelassen zu werden. Oft wäre ich lieber liegen geblieben. Vielleicht auch, weil ich die Institution Kirche sehr langweilig empfinde. Sie müsste mit viel mehr leben erfüllt sein. In meiner Schule, in der ich die Erzieherausbildung gemacht habe (es ist eine katholische Schule) hingegen gibt es einmal im Monat einen religiösen Impuls. Mit Rollenspielen, moderner Musik als Einstieg, Übertragung biblischer Geschichten in heutige Gegebenheiten, in Gegebenheiten, die mich als jungen Menschen interessieren (usw.)... die Schüler organisieren diese Impulse selbst. Und es ist einfach etwas ganz anderes darin involviert zu sein. Diese Modernität hat mich auch dazu verleitet an jedem religiösen Impuls teilzuhaben, auch wenn ich nicht in diesem Sinne glaube.
Ich glaube nicht im herkömmlichen Sinne. Nicht an die Bibel, nicht an diesen einen Gott, nicht an das, was man mich als Kind gelehrt hat.
So ergeht es mir auch. Ich glaube an etwas, ja, an eine höhere Macht, aber ob diese höhere Macht den Vorstellungen der Kirche oder der Bibel entspricht wage ich stark zu bezweifeln.
Sicher, wenn alles erwiesen wäre, könnte man es nicht mehr Glaube nennen, sondern Wissen.
Ich habe immer das Problem, dass ich etwas Greifbares benötige. Aber diese biblischen Geschichten geben mir nicht das was ich brauche um glauben zu können.
Ergibt das einen Sinn?
Ich beneide aber Menschen, die zu ihrem Glauben stehen, an ihrem Glauben festhalten und Kraft daraus schöpfen.
Ich für meinen Teil, bewundere solche Menschen eher. Manchmal stelle ich mir die Frage, wie sie an ein Wesen glauben können, dass an Grausamkeit kaum zu übertreffen ist. Ja, die Theodizeefrage wütet in mir: Wie kann es einen gütigen Gott, bei all diesen furchtbaren Dingen die auf der Welt geschehen, geben?
Womöglich ist diese eine Frage der Grund, dass mein Glaube nicht ausgeprägt ist.

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Proserpina
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Beitrag Di., 13.12.2011, 17:47

yuna hat geschrieben:Ja, die Theodizeefrage wütet in mir: Wie kann es einen gütigen Gott, bei all diesen furchtbaren Dingen die auf der Welt geschehen, geben?
Womöglich ist diese eine Frage der Grund, dass mein Glaube nicht ausgeprägt ist.
Hallo yuna,-
vielleicht magst Du ja mal einen Blick in diesen Thread werfen: Klick! Er ist ein wenig sperrig zu lesen, finde ich, aber Deine Frage dürfte darin an einigen Stellen behandelt werden. Ich habe dort auch Links gesetzt. Wenn Du magst, dann kannst Du Dir das ja mal anschauen.

Zu Deinen Fragen:

1. Wie haltet ihr es mit eurem Glauben?
2. Glaubt ihr überhaupt?
3. Habt ihr euren Glauben vielleicht einmal verloren (z. B. aufgrund eines Schicksalsschlages)?

zu 1. Ich glaube an Gott als "Alleins". Alles was ist, ist Gott. (Das erläutere ich in dem verlinkten Thema auch etwas ausführlicher.)

zu 2. Definitiv.

zu 3. Lange, lange Jahre. Im Grunde habe ich ihn überhaupt erst bewusst gefunden, als ich über 30 war.

Lieben Gruß
Pro

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Engel22
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Beitrag Di., 13.12.2011, 18:25

hallo also galuben tun wir alle an irgendwas muss ja nicht immer religiös sein. Hmm also religiös bin ich eigtl. nicht. und hab damit auch nix am hut. ich akzeptiere es bei anderen leuten in gewissen maßen..... es gibt sicher sachen die gut sind und auchsachen die ich gut finde einfach bestimmte grundzüge an der menschlichkeit..... aber es gibt halt auch viel negatives. ich finde nämlich nicht das ein mensch weniger wert ist wenn er nicht religiös ist was ja so genau auch nicht gesagt wird aber manche leute denken. und was ich noch nicht gut finde ist dieses scheinheiliche von wegen religiös sein wollen aber das ganze jahr nicht in die kirche gehen aber zu weihnachten das gewissen erleichtern und hingehen also entweder oder. und ich finde es auch schlimm wie viele menschen wegen dem glauben schon sterben mussten gerade in anderen ländern..... und da stimmt es wieder nicht was menschen vorgeben nach was sie leben aber anderen leuten schaden zufügen etc. schlimm finde ich auch das es in vielen berufen / Unternehmen noch kirchenzugehörigkeitspflicht gibt, ich meine davon würde ich mich nicht verbiegen lassen. wichtig finde ich ist viel mehr das jeder nach seiner Vorstellung / Einstellung lebt und sich nicht verbiegen lässt und daran festhält egal ob religiös oder nicht und wenn mehr menschen sich sozial angaieren würden denke ich im sinne aller sein. aber eins finde ich ganz wichtig den glaube an sich selber nicht zu verlieren..... und jeder soll für sich entscheiden an was er glaubt


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yuna
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Beitrag Mi., 14.12.2011, 11:57

@ Proserpina:
Im Grunde habe ich ihn überhaupt erst bewusst gefunden, als ich über 30 war.
Gab es einen bestimmten Auslöser dafür?

@ Engel:
und was ich noch nicht gut finde ist dieses scheinheiliche von wegen religiös sein wollen aber das ganze jahr nicht in die kirche gehen aber zu weihnachten das gewissen erleichtern und hingehen also entweder oder
Findest du denn, dass der Glaube gezwungenermaßen an die Institution Kirche gebunden ist? Ich denke ja, dass es nicht so ist. Wenn jemand glaubt, dann sollte er nach den Werten leben, die ihm die Bibel lehrt.

Ist es nicht so, dass viele Geschichten, die in der Bibel geschrieben stehen im übertragenen Sinne gemeint sind? Diese Menschlichkeit, die Jesus an den Tag legt, sollte sie nicht jeden Tag von den Gläubigen zelebriert werden?
ich finde es auch schlimm wie viele menschen wegen dem glauben schon sterben mussten gerade in anderen ländern
Oh ja, das ist furchtbar. Aber ich finde, dass jeder Glaube sich weiterentwickeln kann. Im Mittelalter waren Katholiken auch sehr rabiat. Menschen wurden wegen Ketzerei gejagt und getötet. Heute ist es nicht mehr so und das finde ich gut. Genauso könnten andere Glaubensformen diese Entwicklung vollziehen. Ich bin auch der Ansicht, dass niemand sterben sollte, weil er sich nicht dem Glauben entsprechend verhält. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Glaube in diesen Fällen auch nur vorgeschoben wird oder dass er für bestimmte Zwecke missbraucht wird (Beispiel: Gotteskrieger- WTC).
wenn mehr menschen sich sozial angaieren würden denke ich im sinne aller sein
Dieses Engagement spiegelt den Wert der Nächstenliebe wider. Und Nächstenliebe finde ich durchaus sehr wichtig. Wer sich nämlich immer wie ein A.... verhält, kann nicht erwarten, dass andere diesen Menschen gut behandeln werden.

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Engel22
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Beitrag Mi., 14.12.2011, 22:35

hmm naja ist schon alles nicht so leicht zu beantworten das meine ich ja Yuna ich finde viele grunsätze gut wie das mit nächstenliebe etc.... aber mit bibel kirche beten hab ich nix am hut..... aber jeder lebt nach einer wertevorstellung bei einem ist es positiv bei anderen negativ. ich finde es aber total okay und jeder soll nach dem leben nach was er strebt und an was er glaubt.


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yuna
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Beitrag Do., 15.12.2011, 15:57

@ Engel:
mit bibel kirche beten hab ich nix am hut
Ich frage mich manchmal, warum es Menschen gibt, die nichts mit der Institution Kirche anzufangen wissen. Warum zum Beispiel ist das bei dir so?
und jeder soll nach dem leben nach was er strebt und an was er glaubt
Sehe ich auch so, auch wenn ich mit meinem Partner da hin und wieder aneinander gerate. Ich frage mich halt immer wieder, warum in die Kirche gehen? Man kann seinen Glauben auch auf andere Art und Weise leben. Gottesdienste sind für mich einfach nur öde. Die Predigten nerven mich beispielsweise total. Kann so etwas nicht moderner gestaltet werden?
Letztes Jahr am heiligen Abend war ich mit meinem Partner in der Kirche. Ich kann dem einfach nichts abgewinnen. Ich werde wohl noch häufiger mit ihm gehen, vielleicht sehe ich das alles irgendwann anders.

Was mich noch interessiert... denkt ihr, dass die Art der religiösen Erziehung im Elternhaus eine Einfluss auf die Entwicklung eines Menschen hat? Nicht was die religiöse Einstellung anbetrifft. Ich stelle mir einfach manchmal die Frage: Wärst du ein anderer Mensch, wenn deine Eltern mehr Wert auf religiöse Thematiken gelegt hätten?
Ich würde rein aus dem Gefühl heraus Ja sagen, weil ich einfach denke, dass andere Werte in den Vordergrund rücken.
Wie seht ihr das?

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Sunny75
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Beitrag Do., 15.12.2011, 18:39

Meine Kindheit verlief - ähnlich wie bei den meisten - mit einem sehr naiven Glaubensbild.

Als Teenager wurde ich dann gemeinsam mit 2 Pfarrern, einer Klosterschwester, einer Pfarrhelferin und ca. 10 anderen Jugendlichen für eine Woche auf eine abgelegene Berghütte geschickt. Als "Ferienprogramm" quasi - als ich jedoch draufgekommen bin, dass weit und breit keine Disco, oder sonstige Unterhaltungsmoeglichkeit (geschweige denn Strom, fliessend Wasser.....) vorhanden ist, wollte ich am 2. Tag von dort abhauen. Lediglich die Angst, allein nicht ins Tal hinunter zu finden, bewog mich zum bleiben.

Nach und nach liess ich mich von den Erzählungen der beiden Priester begeistern, die ein viel moderneres und persoenlicheres Gottesbild hatten und lehrten, als es in der Kirche üblich ist.

Am letzten Abend konnte jeder der es wollte, eine 2.Taufe feiern. Als der Priester mir dabei die Hände auf die Stirn legte, schossen mir Tränen der Freude in die Augen. Ich hatte keine Ahnung, was mit mir los war, jedoch hielt dieses wahnsinnige Glücksgefühl noch einige Zeit an.
Ausserdem war es mir anfangs nicht möglich, unfreundlich zu sein, oder mich zu ärgern....! Ich hab zwar "nein" gedacht, aber aus meinem Mund kam dann ein freudiges "JA" - oder wollte auf die ueblichen Provokationen meiner Schwester zurück giften, aber musste statt dessen herzhaft mitlachen!
Das hat mich selbst mindestens genauso überrascht, wie meine Umgebung

[m]

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Nico
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Beitrag Do., 15.12.2011, 18:43

Wow was haben die dir bloss bei der Taufe ueber den Kopf geschuettet ?
Oder gabs was zu trinken, oder zu rauchen ????
Wo sie ihre Haende auflegten frage ich jetzt wohl besser nicht.....

[m]
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Sunny75
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Beitrag Do., 15.12.2011, 18:53

1.) Weihwasser
2.) nein
3.) Stirn

Aber, wenn ich's nicht selbst erlebt hätte, dann wuerd ich's wahrscheinlich eh auch nicht glauben

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Nico
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Beitrag Do., 15.12.2011, 19:01

Naja weil 2.) nein, koennte auch haluzinieren aufgrund von Fluessigkeitsmangel erfolgt sein....

Oder es war 1.) nicht wirklich Weihwasser, sondern .........

[m]
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)


Proserpina
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Beitrag Do., 15.12.2011, 20:42

Du bist manchmal herrlich böse, Nico.

++++

yuna,-
Ich stelle mir einfach manchmal die Frage: Wärst du ein anderer Mensch, wenn deine Eltern mehr Wert auf religiöse Thematiken gelegt hätten?
....umgekehrt wird bei mir eventuell ein Schuh draus. Meine Großeltern waren fanatisch religiös und ich ging irgendwann in die totale Rebellion. Wäre das nicht geschehen, das und der Missbrauch, mein Leben wäre ein anderes, definitiv. Vermutlich wäre ich Astronomieprofessorin oder Exobiologin; oder irgendein Kappes, Hauptsache ich habe meine Ruhe, kann im Ödland herumeiern und Sterne beobachten.

Aber, tja.... wir sind nicht bei Wünsch Dir Was und somit ist es halt wie es heute ist, was auch total in Ordnung ist.

....


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yuna
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Beitrag Do., 15.12.2011, 23:38

@ Sunny:

Ich finde es schön, dass du von deinem Erlebnis hier berichtest.
Am letzten Abend konnte jeder der es wollte, eine 2.Taufe feiern. Als der Priester mir dabei die Hände auf die Stirn legte, schossen mir Tränen der Freude in die Augen.
Du wusstest damals nicht was mit dir los war. Weißt du es heute? Oder hast du eine Vermutung? Das würde mich sehr interessieren.
Ausserdem war es mir anfangs nicht möglich, unfreundlich zu sein, oder mich zu ärgern....! Ich hab zwar "nein" gedacht, aber aus meinem Mund kam dann ein freudiges "JA" - oder wollte auf die ueblichen Provokationen meiner Schwester zurück giften, aber musste statt dessen herzhaft mitlachen!
Also ist deine Einstellung zu den Menschen in deiner Umgebung eine andere geworden und reagierst in bestimmten Situationen gelassener?

@ Nico:

Deine Kommentare sind echt über. Wenn Sunny so empfunden hat, dann könntest du es auch einfach kommentarlos stehen lassen, oder zumindest einen anderen Ton anschlagen, wenn du etwas zu sagen hast.

@ Proserpina:
Meine Großeltern waren fanatisch religiös und ich ging irgendwann in die totale Rebellion
Es ging mir auch gar nicht um fanatisch religiöse Menschen, sondern eher um solche, die religiöse Dinge im vernünftigen Maße vermitteln. Ich habe manchmal das Gefühl ein schlechterer Mensch zu sein, als solche die aus tiefstem Herzen glauben und die religiösen Werte leben.
Als Beispiel:
Meine Eltern waren immer sehr hart zu mir. Sie halten mir die Fehler die ich gemacht habe noch heute vor. Das ist eine sehr schmerzliche Erfahrung. Sie haben mir nach wie vor nicht verziehen, auch wenn ich es mir so sehr wünschen würde. Ich habe Mist gebaut, keine Frage, aber ich möchte dennoch nicht behandelt werden als wäre ich der letzte Dreck. Sie haben mir früher auch biblische Geschichten vorgelesen oder erzählt, aber der Glaube daran, an Gott den verzeihenden Vater, ist mir flöten gegangen, denn ich habe vorgelebt bekommen, dass ein Vater nicht verzeiht, dass er alle Fehler nachträgt.
Nun frage ich noch einmal: Wäre ich ein anderer Mensch, wenn die religiösen Werte in unser Familienleben eingeflossen wären?
Aber, tja.... wir sind nicht bei Wünsch Dir Was und somit ist es halt wie es heute ist, was auch total in Ordnung ist.
Ja, so ist das. Aber es interessiert mich einfach welchen Einfluss das auf uns nehmen kann/ könnte, auch wenn ich der Mensch bin, der jetzt hier steht. Andererseits habe ich aber den Wunsch ein besserer Mensch zu sein. Nur frage ich mich, wie das funktionieren soll. Gläubig bin ich nicht. Dennoch denke ich schon dass im Glauben die wahre Kraft liegt. Ich beneide die Menschen, die aus ihrem Glauben Kraft schöpfen. So wie es zum Beispiel bei Sunny der Fall war.

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