Verschwörungstheorie

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Hiob
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Verschwörungstheorie

Beitrag Mo., 23.05.2011, 20:54

Liebes Forum.

Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist alles, was du deinen Eltern entgegen hältst, all das, wo du ihnen nicht gehorchst, jeder Gegenwille, jeder Zweifel eine Verschwörungstheorie. Du bist deshalb als Ungehorsamer/e eien Verschwörungstheoretikerin, ist es nicht so? Bist du deinem Therapeuten ungehorsam, deinem Fernseher, deinem Arzt, dem Spiegel...bist du dann nicht in Wirklichkeit ein Verschwörungsteoretiker? Mit abstrusen Gedanken.

Sollten wir diese Menschen denn nicht allesamt bekämpfen? Könnten wir denn diese Welt nicht endlich dadurch besser machen?

H.

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lamedia
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Beitrag Mo., 23.05.2011, 21:10

Hm, Verschwörungstheorien zeichnen sich doch durch das Hypothetische aus, das zum Faktischen gemacht wird, wobei der Grad der Gewissheit, dass der Mainstream falsch denkt (beziehungsweise der fehlender Zweifel über die eigenen Argumente bezüglich dieser Annahme) außergewöhnlich stark ausgeprägt ist. Im Grunde geht es darum, dass jede Version einer Erzählung, ob Mainstream oder Verschwörungstheorie, Momente in sich hat, die angezweifelt werden können. Manche mehr, manche weniger.
Du meinst aber, dass "Verschwörungstheorie" ein Schimpfwort geworden ist, mit dem man "Unangepaßte" diskreditiert? Jedenfalls hat das Wort eine ziemliche Konjunktur bekommen, das stimmt.

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Hiob
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Beitrag Mo., 23.05.2011, 21:48

Du magst Worte, merk ich. Sie sind gut gewählt. Das was du sagst, klingt daher sehr durchdacht.
Worte sind aber eben nicht die Dinge, das Denken ordnet Worte, Begriffe einem Sachverhalt/Gegenstand... zu. Gleichsetzen und das daraus erkennbare Unterscheiden. Das nennen wir Denken. Ich will hier auf etwas anderes hinaus, mal sehn, ob es jemadnden interessiert.

Liebe Grüße
H.


yuna
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Beitrag Mo., 23.05.2011, 22:09

Spannend!

Ich bin der Ansicht, dass wir verschiedenen Quellen ausgesetzt sind, die uns zeigen wollen was richtig oder falsch ist. Angefangen bei den Eltern, die ihre Normen und Werte an die Kinder übermitteln. Viele respektieren es aber nicht, wenn wir unsere eigenen Vorstellungen entwickeln.
Gehorcht aber nicht jeder auch sich selbst? Und wenn ich mir selbst gehorche, entwickle ich dann im gleichen Atemzug eine Verschwörung gegenüber den anderen Menschen?
Deine Frage ist, ob die Gesellschaft einen Wandel vollziehen würde, wenn wir den Menschen die uns umgeben mehr Vertrauen entgegen bringen würden und nicht alles was an uns herangetragen wird hinterfragen?
Ja, in vielen Fällen verschwören wir uns gegen andere/unser Umfeld. Aber manchmal kann genau das uns schützen. Wenn wir alles so annehmen würden, wie es uns gelehrt wird, dann ist der Fortschritt verloren. Denn fortschrittliches Denken vollzieht sich, indem wir den gegebenen (meist festgefahrenen) Strukturen Innovatives entgegensetzen.

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geronimos secret
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Beitrag Di., 24.05.2011, 06:05

Das Wort "Verschwörungstheorie" hat freilich eine despektierliche Konotation, weil ihre Urheber grundsätzlich im Sinne einer "Paranoia" pathologisiert werden. Das macht jede vom System als "Verschwörungtheorie" klassifizierte Erklärung eines Tatbestandes unglaubwürdig (und das ist durchaus so gewollt). Das bedeutet nicht, dass es nicht auch wirklich Verschörungstheorien gäbe. Aber was eine "Verschwörungstheorie" ist, hängt immer von dem System und damit von der Perspektive ab. Mit anderen Worten: eine Verschwörungstheorie ist alles und nichts.
Eine Veschwörungstheorie ist immer gut dazu geeignet das eigene Denken zu schulen, weil der Grundgedanke jeder Verschwörungstheorie ein grundlegend aufklärerischer ist: Licht ins Dunkel zu bringen.
Eat Pray Love

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TwoFace
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Beitrag Di., 24.05.2011, 06:24

Hiob hat geschrieben:Liebes Forum.
Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist alles, was du deinen Eltern entgegen hältst, all das, wo du ihnen nicht gehorchst, jeder Gegenwille, jeder Zweifel eine Verschwörungstheorie. Du bist deshalb als Ungehorsamer/e eien Verschwörungstheoretikerin, ist es nicht so? Bist du deinem Therapeuten ungehorsam, deinem Fernseher, deinem Arzt, dem Spiegel...bist du dann nicht in Wirklichkeit ein Verschwörungsteoretiker? Mit abstrusen Gedanken.
Sollten wir diese Menschen denn nicht allesamt bekämpfen? Könnten wir denn diese Welt nicht endlich dadurch besser machen?
H.
All das was Du beschriebst ist Praxis! Gegenwille bei Eltern ist Erziehung zum Selbstständigen, am TV kannst Du den Sender verstellen, Dein Spiegelbild schminken
und zum Arzt gehst Du, nicht er kommt ungefragt zu Dir. Der Therapeut zeigt´s Dir mit Absicht, um zu erkennen.
Du könnest noch so Einiges hier anführen, was man nicht will und noch lange ist es keine Verschwörungstheorie. Und wenn, von wem wäre diese dann angezettelt??
LG aus Berlin
Ich verlass´ mich auf meine Sinne!
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krabath
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Beitrag Di., 24.05.2011, 06:51

Werter Hiob!
Beim ersten Durchlesen deiner Zeilen dachte ich "Nicht schon wieder...!" Nach dem zweiten Durchlesen beschloss ich, meine unreflektierten Vorurteile über den Haufen zu werfen und mich mit dem Thema zu beschäftigen.
Ergebnis: Das Thema "Verschwörung" ist ein wie ich nun finde extrem interessantes und komplexes, welches für mich auf alle Fälle wert ist, mich damit näher zu beschäftigen. Ich habe keine Ahnung, worauf du in deinem Thread hinaus willst. Für mich ist es zunächst wichtig, die Begriffe zu klären.
Sollte mein Post nicht in dein Bild deines Threads passen, teile mir dies bitte mit.

Ich habe in Wikipedia gelesen und folgende Erklärungen gefunden:

Verschwörungstheorie als Zentralsteuerungshypothese: erklärt ein Phänomen rational mit einer Verschwörung
Sie erhebt den Anspruch der Wissenschaftlichkeit und muss in jedem Fall durch empirische Untersuchungen falsifizierbar sein. Sonst wäre sie eben keine Hypothese mehr, sondern bereits eine zum Vorurteil erstarrte pseudowissenschaftliche Glaubensüberzeugung, wie es bei Verschwörungsideologien der Fall ist. (Mafia, psychologische Kriegsführung)

Irrationale Verschwörungsideologie: ein personalisiertes, d.h. an Einzeltätern oder Gruppen orientiertes, monokausales Erklärungsmuster zur Vereinfachung historischer und gesellschaftlicher Komplexität.
„Das Böse“ wird als überpersonale, weltbeherrschende Macht gedacht, die sich aber in ganz bestimmten Personengruppen manifestiert. Verschwörungsideologien bieten eine vereinfachende Antwort auf die Frage, wie das Böse in die Welt komme. In verschwörungsideologischer Perspektive „ist nicht Gott schuld, wenn guten Menschen Böses passiert, sondern die Verschwörer sind es, die sich z. B. mit dem Teufel verbünden“. Der deutsche Historiker W. Wippermann vertritt daher die These, dass der Glaube an den Teufel die geistesgeschichtliche Wurzel aller Verschwörungsideologien sei.

Hiob, trifft eine der beiden zu?

krabath

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hawi
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Beitrag Di., 24.05.2011, 08:28

Ob das hier passt? Oder schon zu weit entfernt vom Thema ist?

Ich selber mag Worte, Begriffe, habe jedoch meine Art, sie mir zu erschließen, sie in mein Denken einzubauen, bzw. sie zu nutzen, um mich selbst in Worten auszudrücken.

Verschwörung und Theorie.
Verschwörung ist was Negatives, ist gegen etwas gerichtet, hat etwas, das auf Stürzen, Abschaffen, Untergraben, u.ä. aus ist. Verschwörung beinhaltet Feindschaft/Haß, den starken Willen, die starke Überzeugung, dass es nötig, unumgänglich ist, aktiv destruktiv zu sein. Und all das im Verborgenen, heimlich, ohne sichtbar zu werden.

Theorie ist der Versuch, Realität zu erklären, ist ein abstrakter Erklärungsversuch. Ob eine Theorie richtig oder falsch ist, kann nur durch reale Tests, wiederholbare Versuche mit immer dem selber Resultat bewiesen werden.

Soweit mein Denken, ohne nachschlagen, nachsehen.

Beide Worte zusammen ergeben für mich eine Vermutung, dass im Geheimen unerkannt aktiv Destruktives da ist. Dass einem Beweis jedoch ganz bewusst entgegengesteuert wird. Die Theorie - ganz eng betrachtet - stellt somit selbst infrage, dass sie sich beweisen lässt. Noch weiter gedacht, ist einer Verschwörungstheorie immanent, dass sie wahr, real ist, obwohl es keinen realen Beweis für sie gibt, nicht geben kann. Denn der Bewies würde das Geheimnis aufdecken, wäre Entdeckung und eine entdeckte Verschwörung ist keine mehr.

Ich komme für mich nach all dem zu dem Schluss, dass das Wort für mich allenfalls geeignet ist, um schon fast polemisch negative Vermutungen, verurteilend Unbewiesenes, schlechte Prognosen ohne auch nur im Ansatz erkennbaren Realitätsbezug anzugreifen, aufzuzeigen, zu markieren.
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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krabath
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Beitrag Di., 24.05.2011, 08:34

@hawi: eine Theorie kann nur widerlegt, niemals bewiesen werden.

Der Kern der Sache (die wir beide jetzt angesprochen haben - ich weiß nicht wie weit Hiob das unterstützt) - ist vielleicht die Vermischung der V-Theorie (diese muss nicht negativ bewertet werden, kann schlicht der Realitätsfindung dienen - falsifizierbar) und der V-Ideologie (das "Böse" steht dahinter).

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sofa-held
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Beitrag Di., 24.05.2011, 08:56

Über Verschwörungstheorien zu diskutieren, finde ich mal eine gute Idee. *lob

ich selbst verwende das Wort fast nie, außer wenn ich mit einem Freund die neuesten Thriller "bespreche" ...

Aber durch mein Studium sind für mich Theorien über die Gesellschaft und Kritik an der Gesellschaft, und Kritik an der Kritik völlig normal.
Die "Konstruktion" unserer Wirklichkelt sehe als Fakt an, dass so ziemlich alles irgendwie konstruiert ist, die gesellschaftlichen Machtverhältnisse, die "Klassen" oder Schichten , die Machterhaltungsmechanismen jeder einzelnen Schicht, etc.

Für jemanden der sich mit Machtverhältnissen in der Gesellschaft wenig bis gar nicht auseinandersetzt, dem mag das völlig befremdlich, ja direkt paranoid erscheinen. Ja fast, wie wenn ich von einer Verschwörung sprechen würde.

Also "Denken" in eine neue Richtung oder in eine andere Richtung als gerade gefragt ist, kann sehr oft als Verschwörungsdenken interpretiert werden. Weil alles eine Theorie ist. Die Theorie der Wirklichkeit und die Kritik dessen, die ist auch eine Theorie.

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hungryheart
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Beitrag Di., 24.05.2011, 09:11

Hiob hat geschrieben:nicht gehorchst, jeder Gegenwille, jeder Zweifel eine Verschwörungstheorie.

nicht jeder gegenwille, jede kritik, jeder zweifel ist gleich als verschwörungstheorie abzutun, natürlich nicht.
.

wie so oft ist auch das wohl eine frage der quantität, nicht der qualität.

wer hauptsächlich überall zweifelt, dagegen ist, entgegenhält, der ist m.e. ziemlich wahrscheinlich opfer einer selbstdienlichen attributionsverzerrung.

sprich er zeigt eine tendenz, sich selbst vorteilhaft, selbstbeschönigend, selbstaufwertend wahrzunehmen und schuld für persönliches scheitern, anecken, für persönliche schwierigkeiten der "bösen (um)welt" und den "bösen anderen" zuzuschreiben und nur diejenigen informationen wahrzunehmen, die diese positive sicht auf sich selbst und die negative sicht auf die böse umwelt bestätigen.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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geronimos secret
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Beitrag Di., 24.05.2011, 09:14

hungryheart hat geschrieben: wer hauptsächlich überall zweifelt, dagegen ist, entgegenhält, der ist m.e. ziemlich wahrscheinlich opfer einer selbstdienlichen attributionsverzerrung.

sprich er zeigt eine tendenz, sich selbst vorteilhaft, selbstbeschönigend, selbstaufwertend wahrzunehmen und schuld für persönliches scheitern, anecken, für persönliche schwierigkeiten der "bösen (um)welt" und den "bösen anderen" zuzuschreiben und nur diejenigen informationen wahrzunehmen, die diese positive sicht auf sich selbst und die negative sicht auf die böse umwelt bestätigen.
Aufgepasst: hier wird kritischen Bürgern die Fähigkeit zur Selbstkritik abgesprochen!
Eat Pray Love

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hungryheart
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Beitrag Di., 24.05.2011, 09:18

geronimos secret hat geschrieben: Aufgepasst: hier wird kritischen Bürgern die Fähigkeit zur Selbstkritik abgesprochen!

ach gott...
immer "dagegen" zu sein, ist nicht gleichbedeutend mit "ein kritischer und zur selbstreflektion fähiger bürger" sein.

mancher lenkt sich auch durch den kampf gegen ein abstraktes böses von eigenen problemen und unzulänglichkeiten ab.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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sofa-held
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Beitrag Di., 24.05.2011, 09:22

hungryheart hat geschrieben:wie so oft ist auch das wohl eine frage der quantität, nicht der qualität.
ein bisschen Kritik ist okay, viel Kritik nicht, oder was willst du uns sagen?
Das mit Quantität gar nichts zu tun, nur mit Qualität.

und die Umwelt ist ja auch zu bestimmten Anteil "böse". Denk mal an das dritte Reich - da wäre deiner Definition nach jeder der etwas gegen die vorherrschende Meinung gesagt hätte ein Verschwörungstheoretiker gewesen, weil er die Nazi als "böse" eingestuft hätte, sie waren der Mainstream, d. h. der Kritiker hätte auch noch viel- (=hohe Quantität) kritisiert.

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geronimos secret
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Beitrag Di., 24.05.2011, 09:23

"immer" dagegen zu sein - wen meinst du denn damit? Den sog. "Wutbürger"?! Stuttgart 21?
Klingt für mich eher wie eine Wahlkampffloskel einer konservartiven Partei.
Eat Pray Love

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