Hallo Sandy,
vielen Dank für deine Antwort Mit dem Titel meinte ich die allgemeine Redewendung, mit der man das Gefühl beschreibt, in einem Moment so glücklich zu sein, dass einem keine äußeren Dinge mehr zum Glück fehlen. Alle seine Wünsche auszuleben, die einem das Leben noch schöner machen, ist das Gesündeste, was man tun kann. Leid kommt erst, wenn man verlangt, dass einem ein Wunsch in Erfüllung gehen muss. Den Wunsch anzustreben hingegen ist nicht das Problem. Man sollte also nicht wirklich von seinen Wünschen loslassen, sondern nur von seinem Verlangen nach Erfüllung der Wünsche.
Und um wirklich loslassen zu können, braucht man, so glaube ich, eine tiefe Freude oder Liebe für alles Schöne und Lebendige, vielleicht kann man es auch als Verliebtheit in die Welt beschreiben. Die kindliche Freude des Mönchs über den blauen Himmel ist für mich eben das. Es geht nicht darum, auf alles zu verzichten und sich mit dem blauen Himmel zu begnügen, sondern eine tiefe Freude oder Liebe für z.B. diesen blauen Himmel zu entwickeln.
Es gibt sehr interessante Studien über Meditation und deren Auswirkungen auf das Gehirn z.B. bei buddhistischen Mönchen:
"Of all the concepts in modern neuroscience, it is neuroplasticity that has the greatest potential for meaningful interaction with Buddhism," says neuroscientist Richard Davidson of the University of Wisconsin, Madison. The Dalai Lama agreed, and he encouraged monks to donate (temporarily) their brains to science.
The result was the scans that Prof. Davidson projected in Dharamsala. They compared brain activity in volunteers who were novice meditators to that of Buddhist monks who had spent more than 10,000 hours in meditation. The task was to practice "compassion" meditation, generating a feeling of loving kindness toward all beings.
"We tried to generate a mental state in which compassion permeates the whole mind with no other thoughts," says Matthieu Ricard, a Buddhist monk at Shechen Monastery in Katmandu, Nepal, who holds a Ph.D. in genetics.
Using the brain scan called functional magnetic resonance imaging, the scientists pinpointed regions that were active during compassion meditation. In almost every case, the enhanced activity was greater in the monks' brains than the novices'. Activity in the left prefrontal cortex (the seat of positive emotions such as happiness) swamped activity in the right prefrontal (site of negative emotions and anxiety), something never before seen from purely mental activity. A sprawling circuit that switches on at the sight of suffering also showed greater activity in the monks. So did regions responsible for planned movement, as if the monks' brains were itching to go to the aid of those in distress.
"It feels like a total readiness to act, to help," recalled Mr. Ricard.
http://www.urbandharma.org/udharma8/monkstudy.html
Im Buddhismus gibt es den sogenannten "Mittleren Weg": man solle sich weder dem sinnlichen Vergnügen noch der Selbstqual (z.B. Hunger) hingeben. Diese Mitte liegt im Buddhismus allerdings ziemlich nah an der asketischen Seite, so wie buddhistische Mönche z.B. sexuell enthaltsam leben sollen und im Kloster keine Musik (ein sinnliches Vergnügen) gespielt oder gehört wird. Ich glaube, dass derartige Enthaltsamkeit nicht notwendig ist, denn aus meiner Sicht sind die Befreiung von seelischem Leid und die Befreiung von Verlangen und Abneigung relativ unabhängig voneinander möglich. Epikur schreibt über die Enthaltsamkeit:
"Ich habe die Selbstgenügsamkeit nicht gepriesen, um mich durchaus nur mit schlichten und billigen Speisen zu ernähren, sondern um imstande zu sein, mich damit zufrieden zu geben." Epikur
Ich denke, jeder sollte so handeln, wie er meint, dass es für ihn am schönsten wäre, d.h. jeder hat seine eigene persönliche, gut begründete Mitte, die von der anderer abweichen kann. Dabei sollte man allerdings auch sehr ehrlich zu sich selbst sein,
denn es gibt eben so etwas wie ein Verlangen nach z.B. ungesundem, leckerem Essen oder Zigaretten, wenn es als angenehm empfunden wird, und eine Abneigung z.B. zum Zahnarztbesuch oder andere Menschen nach etwas zu bitten, wenn es als unangenehm empfunden wird. Wie wichtig einem z.B. die bestmögliche Förderung der eigenen Gesundheit ist, als wie schädlich man Süßigkeiten für die eigene Gesundheit einschätzt und wieviel Genuß wievieler Süßigkeiten wieviel Gesundheit aufwiegt, muss jeder für sich selbst abwägen. Bei der Abwägung hört man aber leicht mehr auf sein Verlangen oder seine Abneigung als auf seine Vernunft. Und auch die vernünftige Entscheidung dann einzuhalten, ist ebenso ein Problem
Liebe Grüße
René