die Dämme brechen

[Aditi]

ich schreib das jetzt für mich und erwarte keine antworten. möchte nur festhalten.

die dämme brechen . . . täglich neue informationen über sexuellen missbrauch in institutionen (eliteschulen, katholischen schulen, sportvereinen ect.).
vor jahren besuchte ich ein seminar zu diesem thema und konnte wenig damit anfangen (obwohl von sexuellem missbrauch durch familienangehörige betroffen), weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

die dämme brechen - (un-)endlich!

aditi

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[candle]

Nun ja, mich hat das früher auch nicht beschäftigt, habe es aber zur Kenntnis genommen. Nun erst bemerke ich es, dass ich fast den Eindruck bekomme, dass jede Kindheit einmal so ein Schrecken ertragen muß oder irre ich mich?

Aber was bricht bei Dir nun genau? Oder meinst Du das Thema allgemein?

candle

[Aditi]

Aber was bricht bei Dir nun genau? Oder meinst Du das Thema allgemein?

candle,
nicht hinter allen aussagen ist "großartiges" versteckt. bei mir bricht aktuell nichts. "brüche" hatte ich in der vergangenheit. das thema ist von mir ganz allegmein und ganz konkret gemeint.
allgmein, weil von berlin ausgehend sich jetzt so viele betroffene melden.
konkret, damit meine ich jede betroffene institution.

und ja, es befriedigt mein ego insofern, als ich manchmal das gefühl hatte, als ich mich als missbrauchsopfer outete, ich wäre auf weiter flur die einzig betroffene.
und ein noch viel größeres tabuthema kommt endlich zur sprache: sexueller missbrauch an jungen.
wir frauen haben da viel vorarbeit geleistet!

mlg
aditi

[gompert]

Seltsam: auch hier in Holland ist es hochaktuell und sensationell! Es meldeten sich diese Woche über 100 missbrauchte Jungen, mittlerweile natürlich Männer. Die Medien sprechen kaum noch von der gefallenen Regierung...

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[Aditi]

Seltsam: auch hier in Holland ist es hochaktuell und sensationell! Es meldeten sich diese Woche über 100 missbrauchte Jungen, mittlerweile natürlich Männer. Die Medien sprechen kaum noch von der gefallenen Regierung...

"seltsam" für mich ist es wieder einmal, dass es "männer" bedarf, damit das thema medial interessant wird.
jetzt, wo immer klarer wird, dass sexueller missbrauch auch jungs betrifft, reagiert die öffentlichkeit hellhöriger.
seit jahrzehnten machen frauen auf ihren und den allgemeinen sexuellen missbrauch aufmerksam. unser thema war stets ein randthema in den medien.
nun denn, es ist, wie es ist. wenn das thema des sexuellen missbrauch an kindern erst in der ganzen tragweite wahrgenommen werden kann, wenn betroffene jungs an die öffentlichkeit gehen, so solls mir recht sein. - auch wenn ich es persönlich nicht nachvollziehen kann.

mlg
aditi

[Zwackel]

"seltsam" für mich ist es wieder einmal, dass es "männer" bedarf, damit das thema medial interessant wird.
jetzt, wo immer klarer wird, dass sexueller missbrauch auch jungs betrifft, reagiert die öffentlichkeit hellhöriger.

Ich glaube nicht, dass das der Grund ist, warum das Thema Missbrauch momentan so stark in den Medien präsent ist, sondern vielmehr die skandalöse Tatsache, dass es speziell in Einrichtungen der katholischen Kirche passiert ist, und dass die Missbrauchsfälle jahrzehntelang von den Kirchenoberen systematisch vertuscht und verleugnet wurden.
Das Geschlecht der Opfer ist meiner Meinung nach in diesem Zusammenhang nicht wirklich von Bedeutung.

[Aditi]

sondern vielmehr die skandalöse Tatsache, dass es speziell in Einrichtungen der katholischen Kirche passiert ist, und dass die Missbrauchsfälle jahrzehntelang von den Kirchenoberen systematisch vertuscht und verleugnet wurden.
Das Geschlecht der Opfer ist meiner Meinung nach in diesem Zusammenhang nicht wirklich von Bedeutung.

d.h. wiederum für mich, dass die tatsache, dass der gefährlichste ort für kinder und frauen die familie ist - so sagen und belegen untersuchungen - medial wenig interessant ist.
missbrauch in der familie wurde auch jahrzehntelang systematisch vertuscht und verleugnet! das geschlecht der opfer war auch hier nicht wirklich von bedeutung.
und es lässt den umkehrschluß zu, dass familiärer sexueller missbrauch zu wenig skandalös wäre.

mlg
aditi

[Gast]

Das besondere mediale Interesse rührt m. E. aus dem Umstand, dass die Täter Priester bzw. Ordenslmänner waren. Was das Geschlecht der Opfer angeht - betr. nicht nur das Canisius-Kolleg, wo die Aufdeckung ihren Ausgang nahm, es waren seinerzeit noch reine Jungen-Schulen mit ausschließlich männl. Lehrern. Ordensfrauen waren meist in den gemischten Grundschulen tätig.
Es, der Mißbrauch an Jungen, ist aber nicht allein aus diesem Grund "logisch" (pardon, mir fällt im Moment kein besseres Wort ein), weil, und das entnehme ich aus persönlicher Kenntnis, zeitaktuell wie "historisch", Homosexualität unter Pristern/Ordensmännern ziemlich stark verbreitet ist.

Ich möchte es einen versuchten Fall von Mißbrauch der Art nennen, den ich als Kind erlebt habe. Ich habe keinen Ton gesagt. Ich hätte nicht einmal Worte dafür gehabt. Die Erzieherinnen, Nonnen, wußten es. Spätestens als es hieß, ich müsse zur Kripo. (So wie ich es einschätze, mein Fall war minder schwer, aber ich war vermutlich einer aus einer ganzen Reihe. Wer es aufgedeckt und angezeigt hat, weiß ich nicht.) Dort habe ich geredet, aber sonst geschwiegen. (Ich erinnere mich nur noch daran, dass Die Kripo-Beamtin sehr gut und angemessen gefragt hatte.) Ich fand es nur gut, dass ich an den zwei Tagen nicht zur Schule musste. Auch die Nonnen haben es totgeschwiegen! Niemand verlor dazu ein einziges Wort. Ich merke gerade, das ist ein Vorwurf, denen ich ihnen mache. Das ist nicht zu entschuldigen damit, `damals waren eben andere Zeiten`.

Gruß
A.

[Gast]

Hallo Aditi,

d.h. wiederum für mich, dass die tatsache, dass der gefährlichste ort für kinder und frauen die familie ist - so sagen und belegen untersuchungen - medial wenig interessant ist.

Ja, der häusliche Rahmen ist der gefährlichste Ort. Das mediale Desinteresse liegt m. E. aber auch daran, am Beispiel anderer Verbrechen. Ein simpler Einbruch bekommt eine Notiz in Regionalteil, anders ein bewaffneter Banküberfall oder Millionenraub. Groß, neu und sensationell muss es sein.

Gruß
Anastasius

[Zwackel]

Solange es dieses unmenschliche Zölibat für katholische Geistliche gibt, werden in katholischen Schulen und Heimen überproportional viele Missbrauchsfälle geschehen. (Warum sonst gibt es an evangelischen oder staatlichen Einrichtungen viel weniger derartige Fälle ?)
Die erzwungene Ehelosigkeit schreckt viele geeignete Bewerber für das Priesteramt von vornherein ab, weil sie wissen, dass sie das nicht für immer durchhalten könnten.
Unter denjenigen, die das Zölibat nicht abschreckt, sind eben leider viele, die an einer Ehe sowieso nicht interessiert wären, weil ihre Sexualität sich nicht bzw nicht ausschliesslich auf erwachsene Frauen richtet.
Insofern ist in der katholischen Kirche der Anteil derer, die zu Tätern werden könnten, deutlich höher als in der Normalbevölkerung.
Das Zölibat gehört schnellstens abgeschafft !!!

[candle]

Für mich ist es mit Jungen nicht neu. Dazu gab es vor Jahren schon recht eindrucksvolle Spielfilme, ich meine einen mit Kevin Bacon, der Rache an seinem Peiniger übt.

candle

[Gast]

Für mich ist es mit Jungen nicht neu. Dazu gab es vor Jahren schon recht eindrucksvolle Spielfilme,

Für mich auch nicht. Denn ich WAR in einem Speilfilm.

A.

[gompert]

....was für eine bestürzende Geschichte, Anastasius....

[candle]

Solange es dieses unmenschliche Zölibat für katholische Geistliche gibt, werden in katholischen Schulen und Heimen überproportional viele Missbrauchsfälle geschehen.

Ich denke nicht, dass das Zölibat "schuld" ist. Das ist doch eine rein freiwillige Entscheidung. Und eine Abschaffung dessen würde sicher nicht viel ändern.

Aus dem Mittelalter ist schon bekannt wie es die Mönche trieben, und die Kinder einfach weggeschmissen wurden ohne Bestattung.

Alles ist nicht neu, aber es ist öffentlicher als es früher war durch die Masse an Medien.

candle

[candle]

Für mich auch nicht. Denn ich WAR in einem Speilfilm.

Tut mir wirklich Leid für Dich!

candle

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