in einem anderen Thread hat jemand das Thema "offene Beziehung" als Gedankenspiel eingebracht, und das nehme ich nun zum Anlass, hierzu einen gesonderten Thread zueröffnen. Denn mich selber beschäftigt diese Frage seit einiger Zeit immer mal wieder. Zum einen habe ich eine liebe Freundin, die ihre Ehe mit dieser Spielregel lebt, zum anderen hatte ich vor einiger Zeit ein Tête-à-tête mit einem vergebenen Mann und überlegte, inwiefern unser Schäferstündchen etwas mit seiner Frau zu tun hat oder auch nicht. Ich bin bei meinen Überlegungen "Offene Beziehung - eine Möglichkeit für mich: ja oder nein?" nicht zu einem endgültigen Ergebnis gekommen, aber im Moment ist das auch nicht mein Anspruch. Mich würde freuen, wenn hier einige User ihre Gedanken zum Thema einbringen würden. Sicherlich erhalte (nicht nur) ich neue Impulse für die innere Auseinandersetzung damit.
Erstaunlich ist für mich persönlich, dass eine offene Beziehung für mich inzwischen zumindest nicht mehr unvorstellbar ist. Es gab Zeiten, da hätte das für mich ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Inwiefern ich emotional zu solch einer Beziehungsgesaltung heute wirklich in der Lage wäre, weiß ich nicht. Ich muss das auch nicht auf Biegen und Brechen rausfinden *g*, aber dass ich die Möglichkeit in Erwägung ziehe, ist für mich selbst eine ziemlich große Überraschung.
vienna hat geschrieben:der lieb gewonnene partner kann eben nicht alle aspekte abdecken, die man sich wünscht. warum nicht für mängel ausgleich im aussen suchen dürfen? natürlich in beiderseitigem einverständnis mit definierten regeln.
In: Mit Seitensprung Ehe gefestigt?
In diese Richtung gehen auch meine Gedanken: Ich kann mit meinem Partner nicht alles teilen, und er nicht mit mir. Man kann sich einander nicht alles geben. Sie unterhält sich gern über Psychologie oder Kochrezepte, ihn aber interessiert das nicht, weswegen er kein adäquater Gesprächspartner ist. Also spricht sie mit anderen Menschen darüber. Er unterhält sich gern über Fußball, sie hat keine Ahnung davon (oder anders herum; das gibt's ja auch ). Also trifft er seine Kumpels und Kumpelinen und tauscht sich mit denen aus. Er hat keine Lust oder keine Zeit, um auf Konzert von Künstler X zu gehen, also geht sie mit jemand anderem dahin. Sie hat keine Lust oder keine Zeit, mit ihm zelten zu fahren oder in die Kneipe um die Ecke zu gehen, also sucht er sich andere Gesellschaft.
Niemand oder kaum jemand findet das anstößig oder würde denken, sein Partner liebe ihn nicht. Warum stellen wir uns so an, wenn es ums Sexuelle geht? Das scheint der einzige Bereich zu sein, in dem wir unseren Partnern Exklusivrechte einräumen. Warum? Warum ist es nur hierbei so schockierend, "nicht zu genügen"? Warum kratzt das unser Selbstwertgefühl so an? Warum fühlen wir uns dann ungeliebt, nicht aber, wenn unsere Partner mit anderen sprechen, lachen, etwas unternehmen - sofern wir "gesättigt" sind, d.h. keinen Mangel erleiden. Wenn unsere Partner auch mit uns lachen, Zeit verbringen, mit uns sprechen usw., wenn wir uns also nicht zurückgesetzt oder vernachlässigt fühlen, reagieren wir doch für gewöhnlich nicht mit Neid oder Eifersucht. Wenn ich sexuell zufrieden bin in meiner Beziehung, mein Partner aber nicht - warum soll er's sich nicht woanders holen? Oder wenn mein Partner mit weniger Sex glücklich und zufrieden ist als ich: Warum sollte ich auf meine sexuelle Zufriedenheit verzichten? Wenn ihm doch nichts fehlt, nehme ich ihm doch auch nichts weg...?
Entschuldigt, ich hab euch alle mit eingeschlossen, indem ich von "uns" schrieb. Ich erlaubte mir einfach mal diese Verallgemeinerung... Tatsächlich schrieb ich aber in erster Linie von mir und meinem Gefühlsleben während meiner Partnerschaften.
Ich schließe mich an.vienna hat geschrieben:nun bin ich schon gespannt auf reaktionen:-)
Interessierte Grüße,
Taffi