Freier Wille - Glaubt ihr daran?

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Freier Wille - Glaubt ihr daran?

Beitrag Mo., 16.11.2009, 16:30

Hallo,

Ich bin auf das Thema des freien Willens gestoßen. Ich selbst denke, es gibt "Freiheitsgrade".

Einige Neurobiologen sehen das seit einiger Zeit ja ganz anders. Die Dinge seien längst entschieden, bevor wir uns (bewußt) entschieden haben.

Was meint ihr?

Gruß
Anastasius

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Lumpi
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Beitrag Mo., 16.11.2009, 16:40

Der freie Wille ist eine nützliche Illusion.

LG, Lumpi


Eremit
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Beitrag Mo., 16.11.2009, 16:43

Wenn das Universum/Multiversum auf dem Prinzip der Dualität, also eben auf sich in Raum und Zeit verzeigenden Kausalitäten basiert, kann der Wille nicht absolut frei sein, da er Teil eines Systems ist. Er kann aber auch nicht absolut gefangen, Zwängen unterworfen sein. Ich stelle mir eine gewisse "Teil-Freiheit" des Willens vor, also freier Wille innerhalb eines klar definierten Bereiches (z.B. unser biologisches Hirn, um die Naturwissenschafter nicht zu kurz kommen zu lassen). Oder wie die Bayern gerne sagen, Freiheit bedeutet die Wahl zwischen obergärig und untergärig.
Zuletzt geändert von Eremit am Mo., 16.11.2009, 17:14, insgesamt 1-mal geändert.

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Gärtnerin
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Beitrag Mo., 16.11.2009, 17:10

Hätte eine Antwort irgendeinen praktischen Einfluss auf das Alltagsverhalten?
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Lumpi
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Beitrag Mo., 16.11.2009, 17:47

Gärtnerin hat geschrieben:Hätte eine Antwort irgendeinen praktischen Einfluss auf das Alltagsverhalten?
Ja, hat es.
Jede gelesene Antwort verändert uns.

LG, Lumpi

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Beitrag Mo., 16.11.2009, 17:55

Gärtnerin hat geschrieben:Hätte eine Antwort irgendeinen praktischen Einfluss auf das Alltagsverhalten?
Käme man zu dem Schluss, es gäbe umfassend keinen freien Willen (wie etwa W. Singer, G. Roth, zum Googeln, wer Lust hat) das hätte erhebliche Auswirkungen für das gesamte Rechtswesen.

Und noch alltäglicher, man könnte überhaupt niemandem was vorwerfen, so und nicht anders gehandelt zu haben.

Gruß
Anastasius

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hawi
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Beitrag Mo., 16.11.2009, 18:02

Wenn auch in Grenzen, aber ich glaube an den freien Willen.
Heißt das was?
Denn nach dem hier in Bremen lehrenden „Hirnforscher“ Roth http://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Roth_(Biologe) wäre das ja nur mein eigenes Konstrukt, nur erdachte Wirklichkeit!
Aber noch bin ich ganz guter Hoffnung, dass jeder auch real ein wenig freien Willen hat. Und sei es nur, weil all die modernen Thesen der Hirnforschung, wären sie wahr, dann auch für die Hirnforscher selber gelten müssten! Auch sie würden mit ihren Theorien nur etwas formulieren, das sie ohne freien Willen als subjektiv wahrgenommene Realität konstruiert hätten! Auch Wissenschaftler sind danach gesteuerte Wesen!
Daran wiederum hab ich schon immer ein wenig geglaubt!

Wenns also danach geht, wird ein Mensch (die Menschheit) z.B. das mit dem freien Willen objektiv sowieso nicht wahrnehmen können, wenn ich das alles jetzt richtig verstanden habe.

Es grüßt ganz beruhigt - frei-willig? - der wissenschaftliche Laie
hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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Lumpi
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Beitrag Mo., 16.11.2009, 18:13

Der Trend geht in diese Richtung.
Viele Psychiatrierte wären früher einfach im Gefängnis gelandet.

LG, Lumpi

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carö
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Beitrag Mo., 16.11.2009, 18:21

Anastasius hat geschrieben:Käme man zu dem Schluss, es gäbe umfassend keinen freien Willen (wie etwa W. Singer, G. Roth, zum Googeln, wer Lust hat) das hätte erhebliche Auswirkungen für das gesamte Rechtswesen.
Und noch alltäglicher, man könnte überhaupt niemandem was vorwerfen, so und nicht anders gehandelt zu haben.
hallo zusammen,

aber selbst wenn (denn bewiesen ist es nicht und kann man derzeit auch nicht, so wie ich das verstehe) all unser handeln, wollen, wirken, emotionen etc. determiniert wäre, so hat das menschl. gehirn eine so ungeheure komplexität und auch plastizität und ist individuell verschieden, dass eine wenn-dann-beziehung auch unter berücksichtigung noch so komplexer rahmenbedingungen nicht zwangsläufig verläuft bzw. vorherzusagen ist.

wenn es fehlende möglichkeiten gibt, etwas vorherzusagen, kann ich mir nicht vorstellen, dass es tatsächlich auswirkungen auf das alltagsverhalten bzw. rechtssystem haben kann. und menschne erleben sich selbst idR nun mal so, dass ihr handeln eine wirkung hat und selbstbestimmt ist (sofern man bei sinnen ist, nicht sonstwie geisteskrank, von unbewussten motiven getrieben etcetc und das ist eine erlebte wirklichkeit. so leicht finde ich persönlich das nicht vom tisch zu wischen.

das das bewusste erleben und entscheiden eine entsprechung im gehirn hat, spricht mE nicht gegen den freien willen. und auch nicht, dass eine "entscheidung" sich neuronal schon vor einer bewussten enscheidung messen lässt. solche verarbeitungsprozesse brauchen ihre zeit und können nicht "vom himmel" fallen. aber spricht es gegen den freien willen, wenn der "geist" auf den "körper" angewiesen ist? ich wäre mal neugierig, wie diese versuchsanordnungen aufgebaut waren, oder kennt die jemand und mag sie erzählen. dann wüsste man zumindest was genau da gemessen wurde.

die bemerkung von hawi über die wissenschaftler selbst find ich gut.

LG
caro (auch laie)
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Marja
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Beitrag Mo., 16.11.2009, 19:04

Anastasius hat geschrieben: Einige Neurobiologen sehen das seit einiger Zeit ja ganz anders. Die Dinge seien längst entschieden, bevor wir uns (bewußt) entschieden haben.
Bin ganz dieser Meinung!

Dann paßt das ja im Endeffekt eh ganz gut dazu, was Levi Strauss vor seinem Tod noch gesagt haben soll:

"Ich bin fest davon überzeugt, dass das Leben keinen Sinn hat, dass nichts irgendeinen Sinn hat"

Wir tun uns alle viel zu viel an.

Schönen Abend wünscht

heart

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comus
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Beitrag Mo., 16.11.2009, 19:14

Ich denke auch manchmal daran und dann nur mehr - eigentlich ist das alles eine Hirnwichserei.

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Phönixia
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Beitrag Mo., 16.11.2009, 19:16

Hallo Anastasius,

schöne philosophische Nachdenkfrage ist das (comus bevorzugt allerdings dafür ein anders Wort)
Definier ein mal "freien Willen".

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Beitrag Mo., 16.11.2009, 19:43

@ hawi,
hawi hat geschrieben:. . .wären sie wahr, dann auch für die Hirnforscher selber gelten müssten!
Darf ich mir das in etwa so vorstellen:
Hirnforscher YX beginnt seine Vortrag mit:
"Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Hirnwichser (Ach nee, das letzte war der Zwischenruf von comus ) Also, meine Damen und Herren, mir bleibt nichts anderes übrig als Ihnen Folgendes vorzutragen. Hier stehe ich und kann nicht anders."?
heart hat geschrieben:. . . was Levi Strauss vor seinem Tod noch gesagt haben soll:

"Ich bin fest davon überzeugt, dass das Leben keinen Sinn hat, dass nichts irgendeinen Sinn hat"
Mein Lieblingsspruch zu diesem Thema ist, der in der Umkehrung auch Levi Strauss recht gibt:

"Life makes sense and who could doubt it, if you have no doubt about it."
Wenn ich doch nur wüsste, von wem der ist? Kann mir da jemand aushelfen? Nicht mit dem Sinn, mit dem Autor natürlich.

Gruß
Anastasius
Zuletzt geändert von Gast am Mo., 16.11.2009, 19:50, insgesamt 3-mal geändert.


Eremit
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Beitrag Mo., 16.11.2009, 19:47

Lumpi hat geschrieben:Viele Psychiatrierte wären früher einfach im Gefängnis gelandet.
Ähm, das ist auch noch heute so. Vor allem psychisch gestörte Männer landen im Gefängnis.

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Beitrag Mo., 16.11.2009, 20:03

mal neugierig, wie diese versuchsanordnungen aufgebaut waren, oder kennt die jemand und mag sie erzählen. dann wüsste man zumindest was genau da gemessen wurde.
Ausgang nahm das "Unheil" mit dem sog. Libet-Experiment (Nicht Gott, aber Google weiß (fast) alles. (Würde mir zu viel Mühe machen, es nun exakt zu beschreiben.) Es gab noch Folgeversuche um methodische Schwachstellen zu beheben.

@ Phoenixia,
Definier ein mal "freien Willen".
Du meintest bestimmt comus, oder?

Gruß
A.

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