Psychosoziale Folgen der Adipositas

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Pitt
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Psychosoziale Folgen der Adipositas

Beitrag Mo., 17.08.2009, 00:12

Ich würde gern mit Euch über Übergewicht diskutieren.

Als "Einstieg" könnte folgender Link dienen:
http://www.adipositas-online.info/folgen_erwa.htm

Mich interessieren weniger die gesundheitlichen Folgen des Übergewichts, die allgemein bekannt sein dürften.
Sondern die psychosozialen Zusammenhänge.

Ich gebe zu: Die Ursache von Übergewicht ist für mein Dafürhalten simpel:
Es ist eine Sucht. Essen verursacht antidepressive Transmitterausschüttungen im Gehirn. Ähnlich wie Rauchen, Alkohol, Drogen oder auch stoffungebunden Süchte (z.B. Glücksspiel, Kaufen, Arbeit, Internet, Religion usw., sorry für das letzte Beispiel).
Auch über die Ursachen möchte ich eigentlich nicht diskutieren, - sondern über die Folgen. Über die Diskriminierung der Adipositas hinsichtlich der Wertschätzung bei Sexualpartnern, im Berufsleben, in der Gesellschaft.

Soweit erstmal
liebe Forumsgrüße
Pitt

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candle
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 00:16

Ich war mal sehr dünn, ich war mal sehr dick, aber es hat mich in keinster Weise beeinträchtigt, nur körperlich.

Bei mir war es auch keine Sucht, sondern durch Panikatacken hervorgerufen. Ich wußte es Jahre nicht.

Pit, wenn das sehr persönlich über Dich ist, kannst Du ja erzählen, wenn Du magst, was für Dich an Übergewicht so problematisch ist.

Der Kern des Mneschen verändert sich meiner Meinung nach gar nicht.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Elena
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 01:04

Hallo Pitt,
also, mir ist es erstmal egal, ob ein Mensch übergewichtig ist oder nicht....
Für mich ist ausschlaggebend, wie dieser Mensch mit sich und seiner Umwelt umgeht.
Ich finde, hier gibt es keine Pauschalisierungen, ich habe im Kollegenkreis sechs Mitarbeiterinnen, die ich als adipös bezeichne. Jede dieser Personen geht individuell mit ihrem Übergewicht um, die, die für mich positiv und angenehm rüberkommen, sind die selbstbewusst eingestellten, die troz ihres Übergewichtes etwas auf sich halten, sich pflegen, voll am Leben teilnehmen, Humor haben etc.
Von den Personen, die eine Unzufriedenheit mit sich ausstrahlen, nehme ich Abstand, da ist es mir egal, ob sie dick oder dünn sind.

LG Elena

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(V)
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 01:23

Ich denke auch, dass es viel damit zusammen hängt, wie man selbst damit klar kommt und was man dann entsprechend ausstrahlt. Ich gehe jetzt von dem Fall aus, dass man sich überhaupt gar nicht mehr wohl in seiner Haut fühlt. Und das nicht wegen irgendwelcher Modellbildchen in den Medien, sondern rein körperlich, z.B. eingeschränkte Bewegung, Kondition, belastete Gelenke, Schweiß usw. Und wenn man sich nun mal so richtig WÄH fühlt und sich am liebsten nur noch unter der Bettdecke verkriechen möchte, ständig denkt: "Hoffentlich schaut mich keiner an" und so weiter, dann hat sehr horrende psychosoziale Folgen. Dazu muss es noch nicht mal Adipositas sein.

Und ja, ich behaupte, für Frauen ist es schlimmer. Ebenfalls nicht wegen den Modepüppchen, obwohl die sicherlich auch ein Faktor sind, sondern weil Frauen oft ein natürliches Bedürfnis haben sich a) hübsch zu machen b) sich für den geliebten Mann im speziellen hübsch zu machen. Und dann fängt es schon bei der Kleidersuche und Auswahl an, zu einem Problem zu werden. Ich bin mal so frech und behaupte, dass ein Großteil der Männer den "Schönheitswahn" der Frauen nie verstehen werden. Wobei es da eben zwischen dem medienbeinflussten Schönheits-WAHN zu unterscheiden gilt und dem typisch weiblichen Bedürfnis nach Körperschmuck und Schönheit. Ich bitte dies zu beachten, den Unterschied zwischen einem "Wahn" und einem "natürlichen Bedürfnissen".
Wie hieß es mal in einer Comedy-Sendung? Man wird keine Frau vor dem Spiegel sehen, die sich laut lachend auf die Wampe schlägt und sagt: "Alles mein! Hab ich hart dran gearbeitet. Muuahhahah!"

Das Aussehen spielt immer auch eine Rolle, wenn auch nicht alleinig. Auch im Berufsleben. Darunter ist starkes Übergewicht nur ein Faktor von vielen. Ich glaube nicht, dass man dafür mehr oder weniger diskriminiert wird als für andere Faktoren.

Was mich u.a. stört ist, dass eben viele Unternehmungen gar nicht mehr in Frage kommen, man in seiner Entfaltungsfreiheit also von vorneherein geschränkt ist. Zum Beispiel eben sämtliche körperliche Aktivitäten und Sportarten. Und das sind viel mehr als man denkt, nicht nur die typischen Verdächtigen. So wird man auch sehr in seiner Spontanität eingeschränkt. "Kommen wir machen mal eine Outdoor-Wanderung." Püh! Brauch man gar nicht drüber nachdenken, wenn man schon keucht, wenn man zwei Treppen hochlaufen muss. "Uuuh, die Stuntshow war richtig toll, so was würde ich auch gerne mal ausprobieren." Ehm. Nein. Kopfschüttel. Im Fernsehen jemanden sehr, der einen dreifachen Salto hinlegt... muss das ein geiles Körpergefühl sein.
Im Endeffekt kann man mit dem Körper doch kaum noch was machen. Er dient als Rahmen für die Kleidung, welche schwerer zu finden ist, er dient als Fortbewegungsmittel, dem Sex... und weiter? Schaut mal auf kleine Kinder, wie sie natürlich sie sich bewegen! Alles nicht mehr machbar mit starken Übergewicht. Auch mit leichten wird es schon schwer. Der Körper hat seine eigene Sprache, seinen eigenen Ausdruck. Ein Element der Selbstentfaltung. Und dies wird dadurch eben massiv blockiert.
Nur mal so eine Kleinigkeit: Sich mit locker mit angezogenen Beinen auf den Boden setzen und die Knie umarmen. Das finde ich eine sehr schöne Geste. Selbst so was ist dann kaum noch möglich. Vom Optischen möchte ich gar nicht reden, aber auch beim Sex schränkt es natürlich ein. Sorry, aber wenn man sich noch nicht mal mehr die Schnürrsenkel richtig zu machen kann und seine eigenen Genitalien nicht mehr sehen kann ("Spiegeleierbauch") und nach 4 Stößen aus der Puste ist, natürlich leidet dann auch die Sexqualität darunter. Wie gesagt, unabhängig vom Optischen.

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Calisstra
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 12:23

Hi

Ich kann da wohl viel mitreden. Das Übergewicht begleitet mich seit meinem 12. Lebensjahr.
Und ich kann nur sagen das es in vielen Dingen eine Rolle spielt. Obs bei meinen bisherigen Jobabsagen auch daran gelegen hat kann ich jetzt nicht beurteilen, jedoch fällt die Partnersuche nicht gerade leicht.
Und trieb mich mitunter in die Medi Abhänigkeit. Ist nun mal nicht easy wenn du zu hören bekommst "hey zum fi*** bist du gut genug, aber für eine Beziehung zu dick"

Klar, jetzt sagen viele "oooch gibt doch auch Männer die auf Mehr Frau stehen" Aber die mal finden, und mal nicht ausgenutzt werden wäre schon mal ein Fortschritt.

Wie schon gesagt wurde hängt auch viel mit dem eigenen Wohlbefinden zusammen. Und genau das strahlt man dann aus. Klar das einem die Leute nicht die Tür einlaufen wenn man mit einer "ich seh hässlich aus, mich mag keiner - Ausstrahlung" rumläuft.

Das Sexleben hat jetzt bei mir eigentlich nicht gelitten - aber gut ich hab jetzt keine 150kg wo ich meine Schuhbänder nicht mehr zumachen kann, aber dennoch.

hm
schwieriges Thema, über das ich wohl ein Buch schreiben könnte

lg
Cali
Liebe mich dann wenn ich es am wenigsten verdient habe - denn dann brauche ich es am meisten.

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Eve...
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 14:49

Hi Pitt!

Also, aus meiner Sicht kommt es schon ein wenig auf den Grad der Adipositas an und darauf, wie der betroffene Mensch dann jeweils damit umgeht.

Eine wirklich schwergewichtige Kollegin, die immer sehr gepflegt war und es zudem schaffte, sich mit Größe 60 modisch hübsch zu kleiden, hat mir viel Respekt abgenötigt.

Ein sehr dicker Mensch, der häufig im Bus mitfuhr, strahlte dagegen Ungepflegtheit aus und - tut mir leid, aber so ist es - das fiel wohl noch unangenehmer auf, als wäre er dünn gewesen. Da ist die Toleranzgrenze schon sehr eng gefasst heute.

Dick bzw. schlank sein hat heutzutage auch etwas mit dem Status zu tun. Dünn sein ist nicht nur in, sondern wird tatsächlich auch als Statussymbol angesehen.

Gruß, Eve

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Xanny
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 15:41

Eve... hat geschrieben: Dick bzw. schlank sein hat heutzutage auch etwas mit dem Status zu tun. Dünn sein ist nicht nur in, sondern wird tatsächlich auch als Statussymbol angesehen.
Da kann ich mal als Betroffene mitreden. Leider stimmt Dein Satz nur zu gut, Eve. Wenn man so wie ich stark übergewichtig ist, dann ist das eine große psychische Belastung. Nicht nur körperlich, wo man natürlich eingeschränkt ist, obwohl ich auch dreimal die Woche zum Sport gehe. Es ist schon frustrierend, wenn man einfach keine Klamotten kaufen kann, wie dünne Menschen. Und als Frau fühle ich mich da auch eher unattraktiv, obwohl ich schon von mir behaupten möchte, gepflegt zu sein.

Ich glaube auch, dass ich keinen Partner habe, gerade weil ich so eine Leibesfülle habe. Die Kinder leiden darunter, wenn man ihre Mutter als fette Kuh bezeichnet, das geht mir schon immer sehr nahe. Natürlich wäre es jetzt ein einfaches, zu sagen: nimm ab und alles wird gut, aber so einfach ist das ja nun auch nicht. Adipositas ist nunmal auch eine Krankheit, die nicht so einfach zu heilen ist. Allein das Abnehmen auf richtigem Wege dauert meist Jahre, wenns denn keine Abmagerungskur ist.

Psychisch gesehen: wenn man sich auf keinen Stuhl setzen mag, aus Angst, er könnte zusammenbrechen, dann vermeidet man das. Also ich, mag manches mal gar nicht aus dem Hause gehen, aus Angst, irgendwo nicht auf den Stuhl zu passen (obwohl mir das noch nicht passiert ist). Aber dann bleibe ich lieber daheim. Ich hab schon viele Freunde, trotzdem fühle ich mich immer, als ob ich aus dem Rahmen fallen würde, wenn ich lauter schlanke, hübsche Frauen sehe. Und dann so Sprüche: Ich mag Dich, weil Du ein toller Mensch bist....die klingen für mich, wenn Du endlich schlank wärst, würde ich Dich richtig nett finden.

Ich kämpfe mit meinem Übergewicht auch schon seit meiner Kindheit und es wird wahrscheinlich auch noch etliche Jahre so weitergehen. Aber am schlimmsten finde ich es, wenn man auch noch angestarrt wird, nur weil man sich mal hinsetzt um gemütlich ein Eis zu essen. So, als ob das dicken Menschen nicht zustehen würde. Damit kämpfe ich schwer und das belastet mich enorm. Sicher spielt da auch noch meine Erziehung eine Rolle, aber ich glaube, es ist nicht nur das, sondern auch die Meinung, dicke Menschen seien faul, würden stinken, könnten sich nicht bewegen..Dabei finde ich, man kann das nicht so pauschalisieren.

Xanny
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Xanny
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 15:46

Gothika hat geschrieben: Im Endeffekt kann man mit dem Körper doch kaum noch was machen. Er dient als Rahmen für die Kleidung, welche schwerer zu finden ist, er dient als Fortbewegungsmittel, dem Sex... und weiter?
Das würde ja heißen, so wie ich es verstehe, Gothika, das dicke Menschen irgendwie keine Lebensqualität haben, sondern nur noch eine körperliche Hülle, ohne Seele. Die haben wir dicken aber auch! Natürlich ist die Kleidung nicht so einfach überall zu kaufen. Der Körper dient nur noch als Fortbewegungsmittel...den Satz muss ich erstmal verdauen. Klar, es ist sicherlich einfacher, wenn man schlank ist. Und ich bin selbst auch manchmal frustriert, wenn ich mit anderen nicht Schritt halten kann. Aber Du hast das ziemlich hart formuliert. Aber es unterstreicht für mich nur wieder die Vorurteile, die man gegenüber Dicken hat.
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Hamna
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 16:29

Das würde ja heißen [...] das dicke Menschen irgendwie keine Lebensqualität haben
Xanny, wenn ich deinen Beitrag so lese, der dieser Aussage vorausgeht, vermisse ich da in deinen Schilderungen aber schon die Lebensqualität für dich.
Adipositas ist nunmal auch eine Krankheit, die nicht so einfach zu heilen ist.
Darf ich fragen, ob du dich denn behandeln lässt? Sorry, hab glaube ich noch nie bewusst was von dir gelesen, oder es ist mir gerade nicht präsent.
Allein das Abnehmen auf richtigem Wege dauert meist Jahre, wenns denn keine Abmagerungskur ist.
Was denkst du denn, wieviel Jahre das ungefähr dauern würde? Du bist jetzt 35 aber dein gesamter Beitrag wirkte auf mich, als hättest du dich irgendwie bereits aufgegeben.

Ganz grundsätzlich, wenn ich sowas lese oder auch in Nachmittags-Talkshows manchmal Übergewichtige sehe, die unter ihrem Übergewicht leiden und so stark eingeschränkt sind, dass da wirklich komplett die Lebensqualität zu fehlen scheint, dann geht mir das immer sehr nahe, und ich finde es so bedauerlich, dass diese Menschen teilweise ein Leben lang unter dem Übergewicht und den daraus folgenden Problemen leiden.

Sicher denke ich da auch oft "Nimm doch ab. Stell deine Ernährung um und fang an, dein Leben zu genießen!" Wie schwer das bei Adipositas ist, weiß ich nicht, ich kenne mich da nicht aus.

Sicher ist schlank sein auch nicht alles, und unabhängig von der Figur gibts ja viele Krankheiten, die die Lebensqualität einschränken, das wissen wir wohl alle hier

Ich glaube, bei Übergewichtigen denkt man (ich) oft, dieses Problem müsste nicht sein bzw. ist leichter zu beheben bzw. zu beeinflussen als andere Krankheiten, es geht ja "nur" um Essen, "nur" um Abnehmen. Sicher auch ein Vorurteil, ist mir schon irgendwie klar.

Naja, dazu weiß ich tatsächlich zu wenig über diese Krankheit. Ich quatsche glaub ich gerade auch am Thema vorbei, darum bin ich jetzt mal besser ruhig.

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zucker
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 18:13

...und ich finde es so bedauerlich, dass diese Menschen teilweise ein Leben lang unter dem Übergewicht und den daraus folgenden Problemen leiden.

Sicher denke ich da auch oft "Nimm doch ab. Stell deine Ernährung um und fang an, dein Leben zu genießen!"
Wie gesagt, Adipositas ist (in den meisten Fällen) eine psychische Störung wie jede andere auch, und wie lange man an einer psychischen Störung dran ist, muss man in diesem Forum wohl niemandem erklären...

Der "Nachteil" von Adipositas ist vielleicht, dass man die psychische Störung sofort sieht, im Gegensatz z.B. zu einer depressiven Störung oder anderen Suchterkrankungen, die man z.T. besser verbergen kann, und dadurch vom Umfeld weniger schnell abgestempelt wird.

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Xanny
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 18:37

Rilke hat geschrieben: Sicher denke ich da auch oft "Nimm doch ab. Stell deine Ernährung um und fang an, dein Leben zu genießen!" Wie schwer das bei Adipositas ist, weiß ich nicht, ich kenne mich da nicht aus.

Ich glaube, bei Übergewichtigen denkt man (ich) oft, dieses Problem müsste nicht sein bzw. ist leichter zu beheben bzw. zu beeinflussen als andere Krankheiten, es geht ja "nur" um Essen, "nur" um Abnehmen. Sicher auch ein Vorurteil, ist mir schon irgendwie klar.

Naja, dazu weiß ich tatsächlich zu wenig über diese Krankheit. Ich quatsche glaub ich gerade auch am Thema vorbei, darum bin ich jetzt mal besser ruhig.
Nein, Du quatscht nicht am Thema vorbei. Ich habe noch nicht aufgegeben, sonst würde ich nicht mehrmals die Woche zum Sport gehen, um wenigstens das Gefühl zu haben, etwas zu tun. Aber da ich auch unter einer Esstörung leide ist es nicht so ganz einfach. Und einfach weniger essen hilft halt auch nicht immer. Es gibt schon Tage, wo ich einfach so gut wie gar nichts esse, aber dadurch kann man halt auch nicht einfach abnehmen. Da muss schon komplett etwas geändert werden.

Das ich zur Zeit keine Lebensqualität bei mir sehe hat nicht in erster Linie mit meinem Gewicht zu tun, sondern mit meinen Lebensumständen und meiner schweren Depression und meinen anderen psyschischen Erkrankungen. Diese schränken mich sehr ein.

Und ich glaube, es gibt kaum jemanden, der stark übergewichtig ist, und damit zufrieden. Ich wäre schon gerne schlanker. Aber ich kann das auch nicht so gut beurteilen, ich war noch nie schlank. Aber ich würde mir da schon mehr Lebensqualität versprechen. Vielleicht liege ich da ja auch falsch.

LG Xanny
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Xanny
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 18:42

Rilke hat geschrieben: Darf ich fragen, ob du dich denn behandeln lässt? Sorry, hab glaube ich noch nie bewusst was von dir gelesen, oder es ist mir gerade nicht präsent.
Also hast Du mich in diesem Forum überlesen, dabei bin ich doch schon so lange dabei.... naja, wohl nicht in den Themen, die Du verfolgst. Ich leide unter Adipositas, bin aber aufgrund schwerwiegenderer psychischer Erkrankungen zur Zeit erstmal an denen dran. Die Esstörung ist da nur ein Teil, der erstmal in den Hintergrund gerät. Und ich glaube, auch wenns es mir psychisch besser geht, kann ich den nächsten Kampf angehen.

LG Xanny
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hungryheart
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 19:06

Eve... hat geschrieben: Dick bzw. schlank sein hat heutzutage auch etwas mit dem Status zu tun. Dünn sein ist nicht nur in, sondern wird tatsächlich auch als Statussymbol angesehen.

das wandelt sich aber gottseidank langsam.....
victoria beckham, für mich die kalte, verkniffene magersüchtige antifrau schlechthin wurde ja inzwischen zur unerotischsten frau der welt gewählt.

da ist mir meine wunderschöne (stark übergewichtige) freundin k. mit ihrer positiven ausstrahlung und all ihren schönen rundungen und kurven 10000000 mal lieber.

mir geht es wie elena...ich achte gar nicht so auf die figur und grundsätzlich finde ich übergewicht attraktiver und erotischer als untergewicht. untergewicht hat sowas lustfeindliches asketisches ....

ich hatte selbst eine schwere essstörung. magersucht mit phasenweise starkem untergewicht......
aber schön fand ich das dünne nie, weder an mir selbst noch an anderen. ihhh nee gruselgrusel
Nimm was du willst und zahl dafür.

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(V)
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Beiträge: 1894

Beitrag Mo., 17.08.2009, 19:09

Hallo Xanny,

ich habe nicht gesagt, sie hätten keine Seele. Gott bewahre. Nur dass man in seinen Entfaltungsmöglichkeiten eingeschränkt ist. Dass ich es so hart formulierte liegt nicht an "Vorurteilen", sondern weil mir das selbst gerade wehleidig-sehnsüchtig durch den Kopf geht, weil ich manchmal etwas sehe und so gerne dies oder jenes machen würde, oder die körperliche natürliche Ausdruckskraft meiner Tochter bewundere. Und ja, ich finde, es schränkt die Lebensqualität ein, nur ist einem dies oft gleichgültig oder wenig präsent. Aus persönlichen Anlaß mache ich es mir gerade präsent.
Und ich meine gar nicht so die großen Sachen, die üblichen Verdächtigten. Sondern viele, viele Kleinigkeiten. Mit dem Kind wettlaufen. An einem öffentlichen Platz rücklings auf der Bank liegen, ein Buch lesen und T-Shirt rutscht hoch, Hand ruht locker und gedankenverloren auf den Bauch... (ohne dass man sich zehn Millionen Gedanken macht). Vor dem Kleiderschrank stehen OHNE dass es zum Drama ist und man ewig lang überlegen muss, mit welchen Klamotten Fettpölsterchen A wegmoggelt, oder B aus Versehen betont...Das ist für mich eine echte Qual, purer "psychosozialer Stress" sozusagen. Ich beneide Menschen wirklich, die morgens aufstehen und sich "irgendwas" aus dem Kleiderschrank nehmen können, weil alles gleich gut ausschaut. Und und und. Oder wenn ich an meinen derzeitigen Arbeitsplatz in den dritten Stock aus der Raucherpause hochgehe und keuche wie eine Dampflock und die Kollegen das mit bekommen... schwups, schon wieder ein kleiner Dämpfer.

Es sind viele, viele Kleinigkeiten der "Lebensqualität". Im Einzelnen vielelicht nicht schlimm. Aber alle zusammen genommen macht es durchaus einen Unterschied. Und nicht zu vergessen die gesundheitlichen Faktoren, immerhin sprechen wir hier über starkes Übergewicht.

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Elena
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Beiträge: 1378

Beitrag Mo., 17.08.2009, 22:46

hungryheart hat geschrieben:mir geht es wie elena...ich achte gar nicht so auf die figur und grundsätzlich finde ich übergewicht attraktiver und erotischer als untergewicht. untergewicht hat sowas lustfeindliches asketisches ....
was ich auch ganz toll finde, sind Frauen, die übergewichtig sind, und sich trotzdem voller Selbstbewusstsein figurbetont anziehen. Mir fällt dies gesondert in südlichen Ländern auf, und sie strotzen dabei noch vor Lebensfreude.
Ich mag sowas sehr!
Auch bei Männern, wenn sie zuviel an Gewicht mit sich tragen und sich attraktiv anziehen.

LG Elena

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