Talente herausfinden

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stern
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Beitrag Di., 06.05.2014, 23:39

Wozu denn das??
Das ergibt sich daraus, wenn man die vollständige Aussage beachtet...
Im Ernst und in anderen Worten: Wenn man Talent allgemein als besondere Begabung definiert, so wäre das recht witzlos, wenn man sich selbst zum Universum macht ohne die eigene Begabung auch in Relation zu der anderer Menschen zu setzen.
Wenn man unter Talent eine besondere Begabung versteht, so ergibt sich das per definitionem, dass ich unter Talent keine gewöhnlichen Fähigkeiten verstehe, die jeder oder die meisten Menschen haben (wie meinetwegen Farben sehen und unterscheiden können. Sowas wäre für mich jedenfalls nichts, was ich als Talent bezeichnen würde).

Landet man wieder bei den bereits gestellten Fragen nach Präzision.
Muss man denn alles als Wettstreit sehen. Warum mit anderen vergleichen?

Es sollte doch in erster Linie Freude machen!
Weiß nicht, ob man das normieren kann... ein Wettstreit oder Vergleich kann btw. Menschen durchaus auch Freude bereiten (als Haupt- oder Nebenmotivation)
Würdest du denn deine Freude in Relation zu anderen Menschen setzten?
Freude ist Freude. Punkt. Sie bedarf keine Vergleich. Sie wird nicht größer durch den Vergleich oder bedeutender. Nein. Eher kleiner.
Nun ja, ich redete ja auch nicht von Gefühlen, sondern von Begabungen, Fähigkeiten, Talent bzw. Leistungsvermögen (oder wie auch immer man das bezeichnen mag)... und das ist teilweise schon Vergleichen oder Tests zugänglich (seien sie wissenschaftlich aufgezogen oder nicht). Freude machen kann alles mögliche... auch Dinge, für die man untalentiert sind (ich singe auch manchmal mit Freude laut im Auto, obwohl mein musisches Talent eher bescheiden ist ).
Ich denke Talent braucht auch keinen Vergleich.
Ansichtssache... für mich impliziert Talent, dass jemand eine Begabung in besonderer oder überdurchschnittlicher Ausprägung hat... siehe oben. Reden können die meisten und vielen wird das auch Freude machen... Talent und Charisma, Leute zu unterhalten (in einer Fernseh-Show), haben hingegen ungleich weniger Leute.

Und verborgener Talente (die es geben soll) wären nicht verborgen, wenn man sie bereits erkannt hätte. Dann würde man auch nicht die Frage stellen, wie man Talente entdecken kann, nehme ich an. Vielleicht findet manche sie, wenn man sich lange genug mit sich auseinandersetzet. Andere entdecken Talente durch Zufall oder werden von anderen angesprochen. Andere sind Literatur und Tests eine Anregung. Leider kenne ich keine, die breit genug wären... ich wage zu bezweifeln, dass man Talente an einer Hand vollständig kategorisieren kann. Sicherlich wird man z.B. sportliches Talent vielleicht noch eher erkennen... aber damit ist z.B. auch noch nicht gesagt für welches Sportart man besonders talentiert/prädestiniert ist... und ja, ich glaube schon, dass man (in verschiedener Hinsicht, nicht nur in sportlicher) seine Energie auch in Dinge stecken kann, für die man nicht sonderlich talentiert ist, weil man sein Potential noch nicht erkennt (oder falsch einschätzt). So gibt es Sportler, die durchaus nicht untalentiert verschiedene Sportarten betreiben können, aber erst später erkannten, dass sie in einer anderen Sportart sogar heraussagendes Talent/Begabung/Leistungsvermögen haben. Im Hobby-Jugendsport fängt Talentsuche und -förderung schon an. Im Leistungssport nimmt Talentföderung ungleich mehr Raum ein. Eben weil es nicht immer aufgeht, in sich zu schauen... und schwupps hat man sein Talent entdeckt. Aber wie im Thread demonstriert, gibt es wohl auch Menschen, die das Talent haben, nur in sich schauen brauchen, und ihr Talent exakt erkennen können... .

Für andere kann Vergleich mit anderen auch ein Indikator für eventuell vorhandenes Talent sein (ein Test kann hingegen vermutlich nicht immer alle Dimensionen erfassen, die ein spezielles Talent ausmachen)... und wenn jemand sogar hervorragend ist oder sogar eine Ausnahmetalent, warum nicht fördern.
Liebe Grüße
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stern
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Beitrag Mi., 07.05.2014, 01:18

rosenstil hat geschrieben:Aber, in einem Land, in dem jeder in den Genuss von Bildung kommen kann und bei den vielfältigen Angebot an Möglichkeiten, kann es da tatsächlich sein, dass die größte Begabung schlichtweg unerkannt (für einen selber!) bleiben kann? Ich weiß es nicht.
Und was, wenn Mama und Papa zum Töchterchen sagen: Neee..., du gehst zum Ballett-Training oder Geigenunterricht... Fussball gibt es nicht? Oder wenn irgendwelche Äußerungen von Eltern oder Leerkörpern bis ins Erwachsenalter nachwirken (PT-Patienten werden oft eine Sammlung kennen, die das Leben schwer machen können... z.B. irgendwelche Herabsetzungen)? Bildung hin- oder her... idealtypisch, dass jeder den gleichen Zugang hat, läuft es mMn realitär nicht (Schule liefert aber auch einen wichtigen Beitrag! Und im Optimalfall fördern Eltern auch ihre Kinder in angemessener Weise). Aber Talent, das nicht gefördert wird, verkümmert oder kann sich gar nicht erst entfalten... bis es vielleicht gar nicht mehr als Talent identifzierbar ist, weil es auf der Strecke blieb (Angemessene Frühförderung wird, glaube ich, als wichtig angesehen, um bestimmte Fähigkeiten zu entwickeln. Wird beides geben: Eltern, die ihren Sprößling am liebsten zum 2. Einstein machen wollen bzw. Zielvorstellungen haben, die nicht der Begabung des Kindes entsprechen... und Eltern, die ihre Kinder ungenügend unterstützen, was Schule dann evtl. auch nicht oder nur bedingt auffangen kann, wenn Talent nicht weiter angemessen gefördert wird. Z.B. im Fall von sportlichen Talenten durch Zuführung zu einem Verein, usw.). Aber ich würde zustimmen, dass die Kindheit und bereits dort zu verortende Neigungen auch ein Schlüssel sein können, dem auf die Schliche zu kommen. Wenn Fussball auf dem Lehrplan oder Leichtathletik steht, wird das Talent vermutlich leichter erkannt als das Talent für eine Masse an unpopulärerem Sportarten, die üblicherweise nicht auf dem Lehrplan stehen (und andere Fähigkeiten benötigen... unterschiedliche Sportarten erfordern teilweise unterschiedliche Talente/Fähigkeiten).
Zuletzt geändert von stern am Mi., 07.05.2014, 01:48, insgesamt 1-mal geändert.
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rosenstil
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Beitrag Mi., 07.05.2014, 01:48

@Stern
Oder irgendwelche Äußerungen von Eltern oder Leerkörpern bis ins Erwachsenalter nachwirken
Ich glaube es nicht, dass du das jetzt schreibst
Ich hätte es selber geschrieben. Ja, liebe Stern, so ist es! Und wie haben Sie sich denn geäußert die Leerkörper? Sie haben Vergleiche angestellt. Nicht wahr? Sie haben gesagt Du bist nicht so gut wie der Rest der Klasse. Wie dein Nachbar.... Letztendlich Du bist nicht gut genug! Und ja, das Spiel wird unter Erwachsenen weitergemacht. Man bekommt das immer noch zu hören. Man sagt es sich sogar immer wieder selber vor. Wir sind alle gut darauf programmiert worden.
Der Lehrer hat sich einmal diese Autorität angemaßt. Und nun sind wir abhängig von solchen "Autoritäten". Wir suchen Sie sogar, jetzt in Form von Experten, und Büchern, die von Experten geschrieben worden sind.
Wir haben verlernt uns selbst zu fragen und uns selbst zu vertrauen. Als Kinder konnten wir das noch, einfach spielerisch. Bis es brutal abgewürgt wurde.

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stern
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Beitrag Mi., 07.05.2014, 03:43

rosenstil hat geschrieben:Ich glaube es nicht, dass du das jetzt schreibst
Ich hätte es selber geschrieben. Ja, liebe Stern, so ist es! Und wie haben Sie sich denn geäußert die Leerkörper? Sie haben Vergleiche angestellt. Nicht wahr? Sie haben gesagt Du bist nicht so gut wie der Rest der Klasse. Wie dein Nachbar.... Letztendlich Du bist nicht gut genug! Und ja, das Spiel wird unter Erwachsenen weitergemacht. Man bekommt das immer noch zu hören. Man sagt es sich sogar immer wieder selber vor. Wir sind alle gut darauf programmiert worden.
Der Leerkörper unterscheidet sich meiner Definition nach vom Lehrkörper dadurch, dass der Leerkörper hohle Aussagen trifft, der Lehrkörper hingegen realistische

Vergleiche finde ich nicht per se negativ... auch nicht, wenn ich in Teilbereichen im Vergleich zu anderen schlechter abschneide. Hätte ich keine Schwachpunkte, so wäre ich unmenschlich. Zum Bsp.: Sicherlich ist meine musische Begabung unterdurchschnittlich (meine künsterische jedoch nicht)... mein Orientierungssinn sogar unterirdisch , usw. Dafür habe ich andere Begabungen. Vergleich findet in der Schule über Noten/Tests ohnehin ständig statt... um noch weitere Vergleichbarkeit zu erreichen, ist das Abi von ein paar Bundesländern identisch... Pisa, usw.

Entscheidend finde ich dabei persönlich eher, dass ich meine Talente sowie Stärken und Schwächen bzw. evtl. Talentfreiheit einigermaßen realistisch einschätzen kann. Hohl sind Aussagen/Vorurteile/Bewertungen, die mehr oder minder krass am tatsächlichen Leistungsvermögen (des Kindes) vorbeigehen... und somit unrealistisch sind (nach oben oder unten... wie der Schüler mit Migrationhintergrund kann doch nicht begabter sein als der Sprößling des renommierten Mediziners xy... passiert jedoch nicht unbedingt bewusst). Wenn man seine Schwachpunkte realistisch einschätzen kann, finde ich das eher von Vorteil und nicht als brutales Abwürgen. Noch nicht einmal die Kindheit ist nicht frei von Vergleichen mit anderen... Kinder/Geschwister vergleichen sich doch auch untereinander, vermutlich sogar mehr als erwachsene-reife Menschen das tun (subjektive Einschätzung, die ich nicht belegen kann).

Ein Buch empfinde ich nicht als Autorität... sondern eher als Anregung... und ein Buch oder Test nimmt natürlich nicht ab zu hinterfragen, ob das passen kann. Ebenso muss man als Schüler nicht jede Note als leistungsgerecht empfinden. Ich weiß nicht, wer mit dem kollektiven Wir gemeint ist:
Und nun sind wir abhängig von solchen "Autoritäten". Wir suchen Sie sogar, jetzt in Form von Experten, und Büchern, die von Experten geschrieben worden sind.
Wir haben verlernt uns selbst zu fragen und uns selbst zu vertrauen. Als Kinder konnten wir das noch, einfach spielerisch. Bis es brutal abgewürgt wurde.
Eine Einschätzung von Außen kann ja bereichernd sein. Ob ich das annehme, liegt ohnehin nur bei mir. Und Vergleich mit anderen schließt Selbstreflexion nicht aus. Für das Selbstvertrauen kann es mMn sogar förderlich sein, wenn man weiß, welche Talente vorhanden sind und welche nicht. Mit Zutrauen zu sich selbst an etwas heranzugehen, von dem ich gar kein Bild habe, ob ich mir das realistischerweise zutrauen kann, finde ich hingegen ungleich schwerer (hat dann eher etwas von trial and error) .

Also in anderen Worten: Nicht den Vergleich erachte ich als problematisch, sondern die unrealistische Einschätzung/Bewertung (die noch nachwirken kann), z.B. Abwertung oder zu geringes Zutrauen (aber auch gegenteilig: Jemanden ein Talent einreden, das nicht wirklich vorhanden zu sein scheint... damit tut man mMn auch demjenigen auch keinen Gefallen).

Ich glaube schon, dass ein guter Test ein paar Anhaltspunkte und Anregungen liefern kann, wie es um das eine oder andere Potenzial bestellt ist. Ein vollständiges Bild kann jedoch eher nicht vermittelt werden. Kann durchaus auch etwas spielerisches haben ... und ich traue mir und vielen anderen soviele selbstreflexive Fähigkeiten zu, einigermaßen abwägen bzw. erproben zu können, ob am Testergebnis etwas dran sein könnte oder nicht
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hawi
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Beitrag Mi., 07.05.2014, 09:52

R.L.Fellner hat geschrieben:
Eine Verwandte sucht nach Möglichkeiten, Talente herauszufinden.
Entweder eine Art Online-Test (muss nicht strengsten wissenschaftlichen Krtierien genügen, sollte aber natürlich auch nicht allzu banal sein) oder ein Buch zum Thema. Kennt von Ihnen zufällig etwas in diese Richtung?
Ohne jetzt hier die bestimmt sehr bedenkenswerten Antworten alle gelesen zu haben, Bücher oder Tests, um selbst eigene Talente zu finden?

Wäre doch „nur“ ein Abgleich mit wem oder was auch immer. Klar, Mensch ist immer auch talentiert in Relation zu anderen, ist immer Mensch in Gemeinschaft, im Vergleich. Gegen Tests oder Bücher hab ich selber auch nichts. Und hätte ich was gegen die, dann wäre ich wohl ständig unzufrieden, weil ich umzingelt von Vergleichen (Wettbewerben?) auch grad in Sachen Talentiertheit, Untalentiertheit bin, immer sein werde.

Vor dem Vergleichen, dem suchen bei/mit anderen? Ich fände schon gut, empfehlenswert, wenn erst mal jeder für sich denkt, forscht, findet, erfindet, eine eigene Sicht auf Talent, auch all die eigenen bekommt. Gibt ja unzählige bei jedem. Grad wenn jeder selbst forscht? O.K., auch das Talent sicher nicht bei jedem gleich. Aber weil es ungleich ist, stell ich mir vor, bei unvoreingenommener individueller Suche, findet sich mehr „Talent“, als es bei Suche nach Anleitung der Fall wäre.

Überhaupt Talent?
Um selber Spaß zu haben, mit eigenem Tun zufrieden zu sein? Dazu braucht es wohl Talent, aber eher im Sinne von einem guten Gefühl zu eigenem, egal wie toll oder weniger toll es andere finden. Natürlich nur meine Meinung, aber wer z.B. Lust drauf hat Bilder zu malen, der ….. wäre wohl auch ein Talent, wenn niemanden die Bilder begeistern, dem Maler aber dennoch sein Malen etwas gibt.

Wird (auch) nach Anerkennung/Erfolg gesucht, dann wird Vergleich natürlich wichtig. Sollte bei so was dann aber auch jedem bewusst sein/werden.

LG hawi
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und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
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stern
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Beitrag Mi., 07.05.2014, 11:06

Vergleich kann auch helfen, ein Talent aufzuspüren... wenn ich Wald locker-flockig Vogelstimmen imitiere(n kann) und irgendwann mit großen Augen bemerke, dass andere das anscheinend nicht oder nicht so gut können, habe ich vielleicht ein Talent (in dem Fall zur Imitation von Vogelstimmen). Mit Streben nach Anerkennung/Erfolg oder whatever hat das nicht unbedingt etwas zu tun... dazu muss man eine Begabung nicht nutzen (kann man aber).
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rosenstil
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Beitrag Mi., 07.05.2014, 17:42

Vergleich kann auch helfen, ein Talent aufzuspüren... wenn ich Wald locker-flockig Vogelstimmen imitiere(n kann) und irgendwann mit großen Augen bemerke, dass andere das anscheinend nicht oder nicht so gut können, habe ich vielleicht ein Talent (in dem Fall zur Imitation von Vogelstimmen).
Die Vögel würden sagen, im Vergleich zu uns, ist das aber gar nichts.

Ich bin zum Beispiel ein schlecher Sänger. Aber, wenn der großteil der Welt einfach nur schlechter singen würde als ich, wäre ich ein großartiger Sänger, ja vielleicht sogar der Beste. Vergleich kann sich auch selbst ad absurdum führen. Weil sie eben nur einem mechanischen besser als - schlechter als - Prinzip folgt. Sie kann gar nichts über die Qualität einer Sache an sich aussagen.
Entscheidend finde ich dabei persönlich eher, dass ich meine Talente sowie Stärken und Schwächen bzw. evtl. Talentfreiheit einigermaßen realistisch einschätzen kann.
Kann man ohne jeden Vergleich, seine Fähigkeiten realistisch einschätzen? Ja, das geht wirklich! Die wenigsten wissen das. Man kann sie sogar besser und klarer einschätzen als mit Vergleiche.
Wenn man z.B Freude empfindet? Woher weiß man dann das Freude schön ist? (Ich nehme jetzt ein Gefühl, weil es daran besser zu erklären ist) Man vergleicht nicht Freude mit Ärger und kommt dann zu dem Schluss, das Freude schön ist. Man weiß dass Freude schön ist, weil Freude ihre eigene Qualität in sich trägt, die wir unmittelbar erkennen. (Ohne Umwege, Vergleichen, Denken)
Das Selbe gilt für die Dinge, die wir tun. Jeder hat sicherlich schon mal erlebt, dass er vielleicht ein Bild gemalt hat, oder ein Gedicht geschrieben hat oder etwas anderes, und dann plötzlich dieses innere "Wissen" hatte von "Das ist jetzt wirklich, wirklich gut gelungen!" kein Mensch war da, kein Mensch hat es einem gesagt. Vielleicht hat man es später anderen gezeigt und sie haben das bestägt und haben auch gesagt, das ist wirklich richtig gut geworden. Aber in diesem Moment (und ich bin sicher viele hatten solche Momente ein oder mehr mal in ihrem Leben) hat sich die Qualität der Sache unmittelbar "offenbart", gezeigt. Das benögt allerdings hohe Aufmerksamkeit, man muss wirklich sehr Aufmerksam sein, dann hat man solche Erlebnisse häufiger, und die eigenen Sinne dürfen nicht durch Vergleiche derart abgestumpft sein, dass sie nicht mehr empfänglich sind für so eine natürliche, spontane Qualitätserkenntnis.

Aber das wirst du mir jetzt nicht glauben, liebe Stern, ich weiß es jetzt schon.


Eremit
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Beitrag Mi., 07.05.2014, 18:25

rosenstil hat geschrieben:Kann man ohne jeden Vergleich, seine Fähigkeiten realistisch einschätzen? Ja, das geht wirklich! Die wenigsten wissen das. Man kann sie sogar besser und klarer einschätzen als mit Vergleiche.
Sorry, aber das ist Blödsinn. Ohne Maßstab kann man nichts messen, man braucht immer einen Bezugspunkt.

Wenn es auf der ganzen Welt nur einen einzigen Baum gibt, wie willst Du dann feststellen, ob es ein kleiner oder ein großer Baum ist? Ohne andere Bäume ist dieser Baum nicht einmal ein Baum.
rosenstil hat geschrieben:(Ohne Umwege, Vergleichen, Denken)
Ohne Vergleich und ohne Denken ist ein Mensch nicht mehr als eine lebensunfähige biologische Masse. Er könnte ja noch nicht einmal Essbares von Ungenießbarem unterscheiden.

Und welche "Umwege" sollen das sein? Ich kenne zumindest keinen Menschen, der ein Steißhirn hat, über das er Umwege nehmen müßte oder könnte...

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hawi
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Beitrag Mi., 07.05.2014, 19:55

Eremit hat geschrieben:Wenn es auf der ganzen Welt nur einen einzigen Baum gibt, wie willst Du dann feststellen, ob es ein kleiner oder ein großer Baum ist? Ohne andere Bäume ist dieser Baum nicht einmal ein Baum.
Wenn es auf der ganzen Welt noch nie Bäume außer diesem einen gab, dann hast du recht, dann ist da zunächst „nur“ etwas, etwas, das Mensch noch nicht als Baum bezeichnet, nicht, wenn dies etwas von Mensch grad erst entdeckt wurde. Und der Vergleich kleiner/großer Baum erübrigt sich ohnehin. Ist ja dann der größte und der kleinste Baum, der da ist, Mensch bekannt ist. Der ließe sich aber immer noch (von Mensch) vergleichen, dann halt mit was anderem als anderen Bäumen. Bezugspunkt? Mensch, seine Art, sein Denken, seine Vorstellung von dem, was ihn umgibt, u.s.w.!

Grad so was wie Talent? Ich glaub ein Maßstab, der sehr menschlich ist, der den meisten anderen Lebewesen wohl eher fremd sein dürfte!? Jedenfalls den ( mir) bekannten
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stern
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Beitrag Mi., 07.05.2014, 20:22

Mit glauben oder nicht glauben hat das wenig zu tun... ich verstehe anscheinend schlichtweg unter Talent etwas anderes. Ich habe Talent als besondere außergewöhnliche Begabung/Fähigkeiten definiert (siehe oben)... und dazu braucht es per definitiom den Vergleich, um eine Abgrenzung von gewöhnlichen Fähigkeiten vorzunehmen (wie Farben sehen... wer sie hingegen riechen kann, hätte nach meiner Definition dann ein Talent). Und daraus sieht man auch, dass es zunächtst kein mechanisches besser-schlechter-Prinzip ist, sondern eine außergewöhnliche Begabung... ob es wirklich besser wäre, Farben zu riechen weiß ich nicht einmal (und glaube es auch nicht).

Das Empinden von Freude wäre für mich daher auch kein Talent, da (wie ich auch schon geschrieben hatte) Talent und Gefühle/Erlebensqualitäten für mich ebenfalls etwas unterschiedliches sind. Wenn sich ein Autist hingegen etwas erarbeitet, wie er Freude empfinden kann, wäre das für mich eher etwas, das ich als Talent bezeichnen würden.
Das Selbe gilt für die Dinge, die wir tun. Jeder hat sicherlich schon mal erlebt, dass er vielleicht ein Bild gemalt hat, oder ein Gedicht geschrieben hat oder etwas anderes, und dann plötzlich dieses innere "Wissen" hatte von "Das ist jetzt wirklich, wirklich gut gelungen!" kein Mensch war da, kein Mensch hat es einem gesagt.
Wenn ich koche und ohne Rezept ein Gericht kreiire, wo ich (und selbst Gäste) sagen "wow", so würde ich das noch nicht unbedingt als Koch-Talent bezeichnen.... wenn das regelmäßiger der Fall ist, dann schon eher. Und klar kann ich beurteilen, ob es (mir und den Gästen) schmeckte oder nicht schmeckte. Gleichwohl hat man schon mal andere Gerichte gegessen oder gesehen. Ich beziehe Talent jedoch mehr auf die Begabung/Fähigkeit also auf das Endergebnis.

Insofern ist der Punkt: Wie verstehen unter Talent anscheinend unterschiedliches (sprich: anderes...).
Das benögt allerdings hohe Aufmerksamkeit, man muss wirklich sehr Aufmerksam sein, dann hat man solche Erlebnisse häufiger, und die eigenen Sinne dürfen nicht durch Vergleiche derart abgestumpft sein, dass sie nicht mehr empfänglich sind für so eine natürliche, spontane Qualitätserkenntnis.
Hinzu kommt: Das Talent für kreative Fähigkeiten würde man vermutlich teilweise an anderen Kriterien festmachen als z.B. das Talent für sportliche oder orthographische Leistungen... ob man das implizit/spontan oder explizit erfasst, finde ich persönlich eher sekundär. Und auf den Qualitätsaspekt stellst mehr du ab, vgl. "Das ist jetzt wirklich, wirklich gut gelungen!" Ich mehr auf die (1) Außergewöhnlichkeit (2) Begabung/Fähigkeiten (die in alles mögliche sein können... ob man in einem 2. Schritt sagt, das ist besser oder qualitativer als das herkömmliche Potenzial, ist dann Bewertungssache, aber nicht Definitionkriterium. Gibt ja auch zweifelhafte Talente... ohne Beispiele zu nennen *g*).
Zuletzt geändert von stern am Mi., 07.05.2014, 21:05, insgesamt 4-mal geändert.
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Beitrag Mi., 07.05.2014, 20:34

Neben dem klassischen Ausprobieren (günstige, zeitlich begrenzte Volkshochschul-Kurse zb) und dann feststellen, was einem auch an bisher nicht praktiziertem Spaß macht und liegt, kann man in solchen Versuchen vor allem den Blick darauf lenken, wobei man, auch wenn es mal gerade nicht so einfach ist, Ausdauer beweisen kann. Dies ist nötig, um mit der besonderen Begabung (=Talent) auch zu einer gewissen Meisterschaft zu gelangen, falls angestrebt.

Im allgemeinen kann ich die Bücher von Barbara Sher empfehlen, wenn es darum geht, dass man das Gefühl hat, man muss sich entscheiden zwischen mehreren entdeckten/vermuteten Talenten:

Barbara Sher: Ich könnte alles tun, wenn ich nur wüsste, was ich will
oder
dies.: Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast.

Wenn es sehr konkret um Berufswahl geht, leitet Richard Nelson Bolles in 'What color is your parachute' sehr gut methodisch an, wie man über Befragungen von Bekannten (von Bekannten) herausfinden kann, welche Talente in welchem Beruf vonnöten sind und inwieweit man damit seine (anderen) Lebensziele vereinbaren könnte.

Viel Glück!
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Beitrag Mi., 07.05.2014, 20:37

Noch ein Beispiel: Wenn sich ein taubstummer Mensch zu Musik rhythmisch bewegen kann, so würde ich das auch als Talent bezeichnen. Aber ich würde nicht unbedingt behaupten, dass der Mensch besser tanzen kann. Sondern hier sehe ich das Talent darin, dass anhand von Schwingungen des Parketts auf den Rhythmus geschlossen werden kann und das in rhythmisch-tänzerische Bewegungen umgesetzt werden kann. Wenn das jemand bewerten will, dass dieser Menschen sensibler/besser für Schwingungen des Parketts aufnehmen kann als anscheinend viele andere Menschen, ist das wohl jedem selbst überlassen. Über Werturteile, was besser oder schlechter ist, lässt sich ja eh kaum streiten...
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Beitrag Mi., 07.05.2014, 23:23

stern hat geschrieben:Wenn sich ein taubstummer Mensch zu Musik rhythmisch bewegen kann, so würde ich das auch als Talent bezeichnen.
Das ist allerdings nicht schwer, das können alle tauben Menschen, da sie sich am Knochenschall (Körperschall) orientieren. Das sagt noch lange nichts über irgend ein "Talent" aus.

Anders sieht es aus, wenn ein Mensch z.B. erst vor kurzem sein Augenlicht verloren hat, allerdings überdurchschnittlich schnell lernt, sich trotz der fehlenden optischen Eindrücke in der Welt zurecht zu finden. Dann würde ich von einem hervorstechenden "Talent" sprechen.

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Beitrag Mi., 07.05.2014, 23:54

Eremit hat geschrieben:Das ist allerdings nicht schwer, das können alle tauben Menschen, da sie sich am Knochenschall (Körperschall) orientieren. Das sagt noch lange nichts über irgend ein "Talent" aus.
Wenn das alle tauben Menschen können, sich aufgrund dieser verfeinerten Wahrnehmung rhythmisch zu Musik zu bewegen, dann würde ich (anhand der von mir zugrunde gelegten Definition, die sicherlich keine ausschließliche ich) auch relativieren, ob man=ich dann von Talent sprechen kann/würde. Ich ging davon aus, dass das nicht alle taub(stummen) Menschen können und es somit außergewöhnlich ist... weiß ich aber in dem Fall nicht.

Wenn jemand außergewöhnlich schnell lern- bzw. anpassungsfähig ist, so würde ich das ebebnfalls als Talent bezeichnen... ich fasse es aber etwas weiter.
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Beitrag Do., 08.05.2014, 00:29

stern hat geschrieben:Ich ging davon aus, dass das nicht alle taub(stummen) Menschen können und es somit außergewöhnlich ist... weiß ich aber in dem Fall nicht.
Es gibt mehr taube Menschen, die Musik "hören", als Du glaubst. Diese verwenden in der Regel Wiedergabegeräte mit entsprechend viel Bass, z.B. fette Kopfhörer. Natürlich muß es dann auch simple, sehr perkussive Musik sein, z.B. ist Techno sehr beliebt. Da das "Knochenschall-Talent" angeboren ist, steht es bereits von Haus aus zur Verfügung.
stern hat geschrieben:Wenn jemand außergewöhnlich schnell lern- bzw. anpassungsfähig ist, so würde ich das ebebnfalls als Talent bezeichnen...
Ich bezeichne für mich nur das und sonst nichts als "Talent", weil der Zeitfaktor das Einzige ist, bei dem mir noch kein Gegenbeispiel eingefallen ist. Für alles andere fallen mir Gegenbeispiele ein. Ich trenne das auch strikt von Begriffen wie "Fähigkeiten", "Fertigkeiten", "Motivation", "Möglichkeiten", "Routine" und natürlich "Kreativität". Es mag teilweise Korrelationen geben, aber bis jetzt sind mir keine weiterführenden allgemeingültigen Kausalitäten aufgefallen. Vielleicht gibt es deswegen auch noch immer keine aussagekräftigen Talent-Tests. Zumindest ist mir keiner bekannt.

Beispiel: Wie will man mit einem textbasierten Talent-Test herausfinden, ob jemand das Talent zur Majorette hat?

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