Hallo liebe Forengemeinde!
In letzter Zeit "stolpere" ich immer wieder über Gedichte (womit ich mich sonst eigentlich kaum beschäftigt habe), aus denen sich mehr und mehr Lebensweisheiten herauslesen lassen, was mich einerseits begeistert (Wow!...Sowas wurde damals schon erkannt (okay, das Leben zu verstehen, versuchte man auch schon in der Antike und auch da gab es viele Weisheiten) und andererseits auch sehr beruhigt, weil sich darin vieles wiederspiegelt, was ich in meinem eigenen Leben selber bzw. was ich auf meinem eigenen Weg in Gespräche mit anderen, schon erkannt oder erfahren habe.
Nun hänge ich seit einiger Zeit immer mal wieder an dem "Geduld-Gedicht" von Rainer Maria Rilke...und frage mich, wie das geht, a.) die Fragen zu leben und b.) dadurch vielleicht eines Tages ganz unbemerkt in die Antworten hinein zu leben.
Ich habe da so meine eigenen Gedanken und Ideen zu, dachte mir aber, da ich immer wieder an dieses Gedicht denken muss, dass ich hier vielleicht noch ein paar neue (oder bekannte) Gedankenanregungen dazu bekommen kann,...und ich finde, dass dieses Gedicht eigentlich sehr gut in dieses Forum passt: Geduld mit sich zu haben, die Dinge so anzunehmen, wie sie sind, den "Positiven", den "Negativen", den Fragen,... .
Vielleicht mag der oder die eine etwas dazu schreiben?
Hier erstmal das Gedicht und die Textstellen, um die es mir am meisten geht:
Über die Geduld
(von Rainer Maria Rilke)
Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären...
Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.
Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit...
Man muss Geduld haben
Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.
...und als kleiner Nachtrag: Gibt es eigentlich außer den Briefen von Rilke an den jungen Dichter auch die Veröffentlichung der Briefe des jungen Dichters an Rilke?
...und kann mir vielleicht jemand Gedichtbände von Rainer Maria Rilke und Mascha Kaléko empfehlen?
Wäre sehr nett!
Liebe Grüße und Danke schonmal, ENA!
Die Fragen l(i)eben...
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zu a.): das klingt für mich, wie aushalten müssen. Mal Unklarheiten nicht beantwortet zu bekommen und diese damit auszuhalten.ENA hat geschrieben:und frage mich, wie das geht, a.) die Fragen zu leben und b.) dadurch vielleicht eines Tages ganz unbemerkt in die Antworten hinein zu leben.
zu b.): da schreibt Rilke ja schon selbst, dass es vielleicht möglich ist, eines Tages eine Antwort zu bekommen.
Er meint wohl, dass bewusstes Suchen nach Antworten nicht zu Antworten führt.
Sondern Geduld kann (muss aber nicht) zu Antworten auf Fragen führen, die man schon immer eine Weile mit sich herumgetragen hat.
Wie realistisch und nachlebbar das für den Einzelnen ist, muss man nun für sich selber rausfinden.
Ich hab auch gelernt, manchen Fragen Zeit zu lassen und manchmal bekommt man doch eine Antwort.
Aber ich habe auch gelernt, gezielt nach Antwort zu verlangen und dann bekommt man entweder unmittelbar eine Antwort oder eben nicht.
Nicht alle Lebensfragen können und wollen beantwortet werden.
Antworten auf Fragen können auch manchmal Erkenntnisse ganz anderer Natur sein als die Ausgangsfrage.
Übrigens ein schönes Gedicht. Ich mochte den Rilke schon immer recht gern.
Lunyu 6.17 (Kapitel Yong Ye)
Konfuzius sprach: “Wer sucht schon einen anderen Weg aus dem Haus, als die Tür?
Warum folgen wir nicht genauso auch in anderen Dingen dem einen richtigen Weg?”
Konfuzius sprach: “Wer sucht schon einen anderen Weg aus dem Haus, als die Tür?
Warum folgen wir nicht genauso auch in anderen Dingen dem einen richtigen Weg?”
ganz lapidar fällt mir dazu ein: "der weg ist das ziel"
wenn man erkennt, woher man kommt und wohin man gehen will, lässt man auch los. man zwingt sich nicht, fragen zu stellen. sie ergeben sich einfach. weil du schritt für schritt vorwärts gehst. und auch dann weitergehen, wenn es vor dir total dunkel ist und du nichts erkennen kannst - aber weißt, dass das so gut ist.
du hast vertrauen, in dem, was du tust. vertrauen darin, dass rückblickend - ob höherer macht oder wie auch immer man das nennnen will - alles einen sinn ergibt. vielleicht.
aber ganz wichtig dabei ist: JA zu sich selbst zu sagen ...
lg
wenn man erkennt, woher man kommt und wohin man gehen will, lässt man auch los. man zwingt sich nicht, fragen zu stellen. sie ergeben sich einfach. weil du schritt für schritt vorwärts gehst. und auch dann weitergehen, wenn es vor dir total dunkel ist und du nichts erkennen kannst - aber weißt, dass das so gut ist.
du hast vertrauen, in dem, was du tust. vertrauen darin, dass rückblickend - ob höherer macht oder wie auch immer man das nennnen will - alles einen sinn ergibt. vielleicht.
aber ganz wichtig dabei ist: JA zu sich selbst zu sagen ...
lg
"Schön, dass es dich gibt"
Hallo Ihr Beiden!
Erstmal schon mal "Danke" für Eure Antworten!...
Viele Grüße, ENA !
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R. M. Rilke scheint ein sehr kluger Mann gewesen zu sein.
Ich denke, wenn man sich mitten hineinsetzt ..... in das, was im Augenblick ist, .... und all die Gefühle, die im Augenblick dazu da sind, ...... wenn man "Ja" sagt, zu dem was ist, .... und zu den eigenen Gefühlen, ... oder wenn man wenigstens "Ja" zu dem eigenen "Nein" sagt, ............ dann entstehen die nächsten Schritte tatsächlich ganz von selbst......
Ich denke, wenn man sich mitten hineinsetzt ..... in das, was im Augenblick ist, .... und all die Gefühle, die im Augenblick dazu da sind, ...... wenn man "Ja" sagt, zu dem was ist, .... und zu den eigenen Gefühlen, ... oder wenn man wenigstens "Ja" zu dem eigenen "Nein" sagt, ............ dann entstehen die nächsten Schritte tatsächlich ganz von selbst......
Das was ich ablehne, bleibt an mir kleben!
Hallo Innere Freiheit!
Auch Dir Danke für Deine Antwort!...Ja, ich glaube auch, dass Rilke ein schlauer Mann gewesen ist. Ich entdecke im Moment auch immer wieder mal schlaue Texte und Sätze von Leuten,...und die wurden teilweise schon vor langer Zeit aufgeschrieben und gelten auf ihre Weise noch heute.
Vor einigen Jahren habe ich (ich weiß nicht wo) von einem Philosophen gehört, der gemeint hat, dass all das, was heute passiert, in gewisser Weise schon mal gewesen ist. Es wiederholt sich "alles", manchmal nur in einem anderen Kleid. ...und so würden wir heute auch Erkenntnisse machen, die schon andere vor uns gemacht haben, die aber in Vergessenheit geraten sind oder die im jeweiligem Zeitgeist so wenig Wert hatten, dass sie erstmal "untergingen" und jetzt neu entdeckt werden.
Vielleicht ist das ähnlich meinem Erstaunen und Bewundern manchmal, wenn ich mitbekommen, wie früher Dinge hergestellt wurden, alte Handwerkskunst z.B.,...oder wie jahrtausend alte Bauten entstanden. Da frag ich mich manchmal: Sowas haben die damals alles schon gewusst?...Entwickeln wir uns da heute nicht gegen langsam?...oder vergessen wir "alles" wieder (wie die alte Handwerkskunst) um auf Umwegen alles wieder neu bzw. anders erlernen zu müssen?
Ja, Rilke schien ein schlauer Mensch gewesen zu sein. Deswegen suche ich ja auch nach Büchern, auch von Mascha Kaléko, von ihr gefallen mir auch einige Texte sehr,...die Sache ist halt nur, dass ich bisher noch nicht DIE Zusammensetzung an Texten gefunden habe,...irgendwie war in fast jedem Buch, was ich gefunden habe, etwas (für mich) Gutes an Texten drin...und der größere Rest...naja...war halt nicht meins.
Dir auf jeden Fall nochmal Danke für Deine Antwort!...Am Spannensten und derzeit am Wichtigstens sind hierbei für mich die Worte: "wenn man wenigstens "Ja" zu dem eigenen "Nein" sagt!" ...Ja, da kann ich gerade sehr viel mit anfangen! ...
Viele Grüße, ENA!
Auch Dir Danke für Deine Antwort!...Ja, ich glaube auch, dass Rilke ein schlauer Mann gewesen ist. Ich entdecke im Moment auch immer wieder mal schlaue Texte und Sätze von Leuten,...und die wurden teilweise schon vor langer Zeit aufgeschrieben und gelten auf ihre Weise noch heute.
Vor einigen Jahren habe ich (ich weiß nicht wo) von einem Philosophen gehört, der gemeint hat, dass all das, was heute passiert, in gewisser Weise schon mal gewesen ist. Es wiederholt sich "alles", manchmal nur in einem anderen Kleid. ...und so würden wir heute auch Erkenntnisse machen, die schon andere vor uns gemacht haben, die aber in Vergessenheit geraten sind oder die im jeweiligem Zeitgeist so wenig Wert hatten, dass sie erstmal "untergingen" und jetzt neu entdeckt werden.
Vielleicht ist das ähnlich meinem Erstaunen und Bewundern manchmal, wenn ich mitbekommen, wie früher Dinge hergestellt wurden, alte Handwerkskunst z.B.,...oder wie jahrtausend alte Bauten entstanden. Da frag ich mich manchmal: Sowas haben die damals alles schon gewusst?...Entwickeln wir uns da heute nicht gegen langsam?...oder vergessen wir "alles" wieder (wie die alte Handwerkskunst) um auf Umwegen alles wieder neu bzw. anders erlernen zu müssen?
Ja, Rilke schien ein schlauer Mensch gewesen zu sein. Deswegen suche ich ja auch nach Büchern, auch von Mascha Kaléko, von ihr gefallen mir auch einige Texte sehr,...die Sache ist halt nur, dass ich bisher noch nicht DIE Zusammensetzung an Texten gefunden habe,...irgendwie war in fast jedem Buch, was ich gefunden habe, etwas (für mich) Gutes an Texten drin...und der größere Rest...naja...war halt nicht meins.
Dir auf jeden Fall nochmal Danke für Deine Antwort!...Am Spannensten und derzeit am Wichtigstens sind hierbei für mich die Worte: "wenn man wenigstens "Ja" zu dem eigenen "Nein" sagt!" ...Ja, da kann ich gerade sehr viel mit anfangen! ...
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