ich empfinde, du denkst nicht genügend nach und hast ein Problem, dich richtig und zutreffend einzuschätzen, ich wünschte, du könntest das“, ist für mich einfach eine Gemeinheit!
Naja, erstmal ist es ganz klar eine Du-Botschaft. Pauschal ein "ich empfinde" davorzusetzen, ändert daran nichts.
Grundsätzlich, zum Thread-Titel:
Ob jetzt Ich- oder Du-Botschaft, es kommt doch auf Inhalt und Formulierung an. Empathie, Verständnis, vielleicht ein wenig Rücksichtnahme, wo sie vonnöten ist. Wenn man das will, kann man sowohl mit einer Ich- als auch mit einer Du-Botschaft auf jemanden eingehen. Oder eben richtig gemein austeilen.
Ich meine mal gelernt zu haben, dass in Ich-Botschaften gar kein "Du" vorkommt.
Ich greife mal das Beispiel auf:
1. Ich habe das Gefühl, du verstehst Null von dem, worum es überhaupt geht.
Netter Versuch, aber noch lange keine Ich-Botschaft, nur weil da wieder das pauschale "Ich habe..., ich denke..., ich empfinde" quasi alibimäßig davorgebastelt wurde.
Anastasius, ich kritisiere damit jetzt nicht dich, nur dass wir uns da richtig verstehen sondern die ziemlich aggressive, verletztende Aussage als solche (zumindest käme eine solche Aussage so bei mir an).
Fragen wir doch mal Thomas Gordon (den Erfinder der Ich-Botschaft ) nach einer adäquaten Alternative...
Formulieren von Ich-Botschaften
Mit der Ich-Botschaft machen Sie Aussagen über Ihre eigenen
Ziele, Bedürfnisse und Emotionen und zeigen Ihrem Gesprächspartner
die Konsequenzen bestimmter Verhaltensweisen auf. Dabei
begegnen Sie ihm auf Augenhöhe, ohne den Anspruch, Ihre
Sichtweise durchzusetzen. Die Kommunikation verläuft offen, ehrlich
und direkt, Sie greifen Ihren Gesprächspartner nicht an.
Doch Vorsicht: Nicht jeder Satz, der mit „Ich“ beginnt, ist schon eine Ich-
Botschaft.
Ich finde, Sie sollten jetzt damit aufhören ist lediglich eine
verkappte Du-Botschaft.
Eine vollständige Ich-Botschaft besteht aus drei Komponenten:
1. Sie beschreiben das auslösende Verhalten, ohne es zu
bewerten.
Sie kommen zu unserer Besprechung eine halbe Stunde zu spät.
2. Sie sagen, welche Gefühle dieses Verhalten bei Ihnen hervorruft.
Darüber ärgere ich mich sehr …
3. Sie nennen die möglichen Konsequenzen.
… weil jetzt erst alle Tagesordnungspunkte wiederholt werden
müssen, bevor wir weiterarbeiten können.
Ähm... ok, bezogen auf 1. hab ich mich offensichtlich geirrt. In einer Ich-Botschaft darf doch ein "Du" enthalten sein.
Aber, immerhin: es wird nicht gewertet, es wird nur eine Tatsache festgestellt. (Darauf könnte man auch ganz cool sagen: Ich weiß!)
Zu 2.: also, wenn jemand mir sagt, dass er sich über etwas ärgert, kann ich immer noch Abstand nehmen. Es ist ja schließlich
sein Ärger. (Also, ich persönlich muss aber schon schlucken an dieser Stelle, wenn mein Verhalten Auslöser dieses Ärgers ist. Das hat aber mit
meiner Angst und
meinem schlechten Gewissen zu tun.
Gut, dann 3.: Joah, ist auch eine Tatsache. Es steht mir aber frei, mir den Schuh anzuziehen. (Pfff, von mir aus könnt ihr auch da weitermachen, wo ihr aufgehört habt.)
Ok, ich war noch nie ein Fan von Thomas Gordon, aber da das nunmal SEIN Thema war (zusätzlich unter anderem zum "aktiven Zuhören", das mich z. B.
richtig aggressiv macht)
Soll ich es jetzt wieder löschen? Hmm, nö, vielleicht kann jemand anderes hier was damit anfangen.
Meiner Meinung nach kommt es (auch oder gerade hier im Forum - naja, ich sag mal: grundsätzlich) darauf an, positiv und stärkend auf Rat- und Hilfesuchende einzugehen. Wer das, themenabhängig oder userabhängig nicht kann oder will, sollte sich einfach aus dem Thread fernhalten. Damit meine ich nicht, dem TE, Rat- oder Hilfesuchenden nach dem Mund zu reden, denn auch kritisieren oder kritisch hinterfragen kann man durchaus einfühlsam und schonend. Naja, manche auch nicht, und das ist wohl auch gerade das aktuelle Problem im Forum.
Nicht Ich- oder Du-Botschaften, sondern
positive Kommunikation ist mMn nicht nur ein anstrebenswertes Ziel, sondern auch die Lösung (oder zumindest der Anfang einer Lösung) vieler überflüssiger Konflikte.
Dann sag ich jetzt mal, wie ich o. g. Beispiel-Aussage von Anastasius ausdrücken würde, also so auf meine Art:
1. Ich habe das Gefühl, du verstehst Null von dem, worum es überhaupt geht.
"Worum geht es denn
deiner Meinung nach (überhaupt)?"
Wenn die Antwort mir nicht gefällt bzw. tatsächlich an dem vorbeigeht,
worum es überhaupt geht, folgt dies:
"Scheinbar habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Was ich eigentlich meinte, ist...." (Nochmal mit anderen Worten versuchen zu erklären,
worum es (mir?) überhaupt geht.
Wenn's dann beim Gegenüber noch nicht angekommen ist, würde ich mich erstmal fragen, ob es mir wirklich so wichtig ist, dass er/sie das jetzt versteht.
Falls ja: "Wir sind da, glaube ich, noch nicht am selben Punkt. Ich würde es dir gern nochmal anders (besser) darlegen."
Falls nein: "Vielleicht haben wir grundsätzlich einen verschiedenen Zugang zu dem Thema. Macht aber nichts.
Kurz zu meiner Alternative zum Parade-Beispiel von Thomas Gordon:
1. "Sie sind aber spät dran!" (Tatsache, nicht wertend, aber mMn freundlicher als "Sie sind eine halbe Stunde zu spät!" (..."weiß ich selbst, du A...!")
2. "Das hat mich ziemlich nervös gemacht" (Ich-Botschaft vom Feinsten! Und kann beim Gegenüber Verständnis wecken, ohne anklagend zu sein = positive Kommunikations-Ebene)
3. "Auch wenn wir etwas hinter dem Zeitplan sind: lassen Sie uns noch einmal schnell alle Tagesordnungspunkte durchgehen, damit Sie im Bilde sind."
Und, hat der Mitarbeiter bei soviel Entgegenkommen Bock, das weiter auszureizen? Wozu? Er wurde positiv bestärkt, trotz seiner Verspätung (was jedem mal passieren kann und ihm sicher unangenehm ist)! Möglicherweise, wenn nicht sogar wahrscheinlich, wird er sich beim nächsten Termin extra bemühen, pünktlich zu sein.
So, manche von euch haben jetzt vielleicht die Empfindung, eine solche Kommunikationsform würde ihn (als mein Gegenüber) in den Wahnsinn treiben Manche Menschen streiten auch lieber, als (gemeinsam) nach Kompromissen oder Lösungen zu suchen.
Es bedarf viel Geduld und, je nach Temperament, auch viel Selbstbeherrschung, und immer kriege ich das auch nicht hin. Manchmal bin ich auch übermütig (oder genervt, oder gleichgültig) und greife zum verbalen Baseballschläger. Aber erfahrungsgemäß führt das eben zu nichts. Wer das jetzt widersprüchlich zu meinen Postings empfindet, der darf mich gerne darauf aufmerksam machen.
Darf ich an dieser Stelle eine Empfehlung aussprechen? Ich mach's mal:
Alexander Munke, das "Adler-Seminar". Einfach mal googeln, ist als Mitschnitt eines Live-Coachings auf CD erhältlich und eignet sich hervorragend für den Auto-CDPlayer. Sehr unterhaltsam, witzig und lehrreich. Und so unendlich positiv!