Emotionale Enttäuschungen in der Psychotherapie

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stern
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Beitrag Mi., 10.12.2008, 18:56

Fast immer geht es in den hier vorgebrachten Berichten darum, "nicht verstanden" oder "in den Bedürfnissen nicht wahrgenommen" zu werden, dass "eine andere Sprache gesprochen wird" oder ein Gefühl existiert, "in der eigenen Individualität abgelehnt zu werden". Was mich zur Frage bringt, was genau da schief lief, aber auch, ...
Es macht mich stutzig, wenn ich lese, dass die Beschäftigung mit dem, was emotional zwischen TherapeutIn und KlientIn stattfindet, mehr und mehr Raum in den Sitzungen einnimmt, während die Beschäftigung mit dem eigentlichen Problem immer mehr in den Hintergrund tritt.
Kann sein, dass diesbzgl. meine Ansicht im Vgl. zu Vorpostings etwas im Wandel begriffen ist... und auch, dass ich etwas spitzfindig bin .

So gestellt, interpretiere ich die Frage auch so, dass das, was zwischen TherapeutIn und KlientIn emotional stattfindet, nicht "eigentliches Problem ist [bzw. sein muss. Btw.: Was sind die eigentlichen Probleme im Vgl. zu den uneigentlichen ?]

Denn insbes. bei PS, Traumaerfahrungen (aber auch bei vielen anderen psych. Erkrankungen) können - wie bereits sinngem. von anderen Postern geschrieben - die eigenen Emotionen und Beziehungsschwierigkeiten ja gerade ein "eigentliches Problem" sein (oder zum Folgeproblem werden).

Und manche meiner Erlebensmuster lege ich nicht vor der Therapietüre ab, sondern die können auch in der Interaktion zwischen Therapeut und mir deutlich und besprochen werden - selbst wenn der Ansatz primär ein verhaltenstherapeutischer ist . Ich möchte es wegen meines Wiedererkennungswertes allgemein halten:

Geholfen hat mir dann i.d.R., wenn ich mein Erleben in der Therapie besprechen konnte. Also wenn das, was emotional zwischen TherapeutIn und mir stattfand dann in der Therapie Raum einnehmen konnte... was voraussetzt, dass ich dazu fähig bin, das anzusprechen (leicht ist das weiß Gott nicht immer für mich). Und dass der Therapeut dann auch darauf eingeht.

Och... und auch mein Thera hat manchmal seine Emotionen genannt, was ich als authentisch erlebte.

Soz. Interaktionen und in Beziehungen (und auch die Therapiesituation ist eine Interaktion im Rahmen einer therapeutischen Beziehung) können eben bei jedem Beteiligten Emotionen hervorrufen und/oder unterschiedlich wahrgenommen werden. Und in einer guten, tragfähigen Beziehung lässt sich vieles klären... so auch in therapeutischen Beziehungen.

Und ich sag' mal so, selbst wenn sich das schwer pauschalieren lässt:

Ich habe die Erfahrung gemacht, je heftiger meine emotionalen bzw. somatischen Regungen waren, desto häufiger habe ich tendenziell einen lebensgeschichtlichen Bezug orten können (bzw. wurde dieser insbes. von meinem stat. Therapeuten sichtbar gemacht, was auf mich dann wiederum empathisch und validierend wirkte, gerade weil meine Reaktion der heutigen Situation nicht mehr unbedingt angemessen war). Und gerade diese Krisensituationen (z.B. Äußerung in Panikattacken und Überflutung von Gefühlen/Kognitionen mit netten somat. Reaktionen ) haben mich oft einen großen Schritt weitergebracht.

Auslöser für solche heftigen Erlebenswallungen bei mir sind natürlich nicht nur in der Therapiesituation zu orten [schön wär's ... dann bräuchte ich nur die Therapie zu beenden, um frei davon zu werden ], sondern auch außerhalb derselben... und können und wurden natürlich teils ebenso in der Therapie besprochen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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DieNeugierde
sporadischer Gast
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Beitrag Mi., 10.12.2008, 22:02

Mir ist bewusst, dass Beiträge wie dieser hier nicht wahnsinnig gewünscht sind, aber trotzdem habe ich mich durch die Beiträge auf der ersten Seite irgendwie angesprochen gefühlt und möchte gerne meinen Senf dazugeben... ich habe heute aber nicht mehr genügend Lust und Wachheit übrig, um alle Beiträge durchzulesen, bevor ich selbst zu Wort komme.

Für mich ist das Thema "Beziehung zwischen Therapeutin und mir" schon ein ziemlich "großes". Allerdings war ich von meiner Therapie nie "emotional enttäuscht", geschweige denn von meiner Therapeutin. Mir ist auch durchaus klar, dass es darum eigentlich nicht geht.
Das Thema ("Beziehung zwischen "uns"") wurde schon einige Male besprochen, ich bin immer auf viel Geduld und viel Verständnis (bzw. auch viel "Du bist da ein bisschen zu streng mit dir" von Seiten der Therapeutin) gestoßen - trotzdem ist das Ganze in meinem Kopf, weil ich einfach Angst habe, in gewisser Weise Grenzen zu überschreiten, irgendwie zuviel Nähe aufzubauen, die mir am Ende der Therapie wehtun könnte.
Ich wage mal zu behaupten, dass es bei einigen Leuten so ist wie bei mir - nämlich dass dieses Thema nicht den Raum für die "wirklichen Probleme" wegnimmt, sondern eines der wirklichen Probleme ist - zumindest ist bei MIR alles, was mit Nähe, Vertrauen zutun hat, irgendwie schwierig. Wir reden viel darüber, wenn auch meistens nicht im Zusammenhang Therapeutin-Ich. Wenn man mit diesen Dingen Probleme hat, ist es (finde ich) verständlich, dass sich auch in dieser (im normalen Leben ja so eigentlich nie vorkommenden) Konstellation diese Probleme wieder ergeben, da es ja auch eine zwischenmenschliche Beziehung ist.

Weiters glaube ich, dass dieses Thema möglicherweise im Forum bzw. in den Gedanken vieler User so viel Platz einnimmt, weil es in der Therapie eben KEINEN Platz einnimmt, weil man es als unangebracht empfindet! (Möglicherweise liege ich damit aber falsch).

Ich habe in den letzten 2 Jahren meiner (immer noch laufenden) Therapie viele positive Erfahrungen gemacht, auch einige negative - es ging bei diesen Erfahrungen allesdings NIE um die Beziehung zwischen mir und meiner Therapeutin... den Therapieerfolg messe ich nicht daran, wie nahe ich mich meiner Therapeutin fühle, sondern wie es mir zwischen den Therapiestunden geht, wie sehr mich gewisse Dinge aus der Bahn werfen, wie oft ich mich überwinde, aus meinen Mustern auszubrechen, ob mir Kleinigkeiten, die früher undenkbar waren, jetzt keine Probleme mehr bereiten, etc...
Ich ertappe mich schon oft dabei, wie ich mir in Alltagsituation denke "Du MUSST das jetzt aber machen, weil deine Therapeutin hat das so gesagt... du musst sie zufrieden machen" - ich hätte halt gerne, dass sie stolz auf mich ist und mich in der nächsten Stunde lobt... allerdings sehe ich das bisher nicht als Problem/Hindernis, sondern eher als Ansporn und indirekten Arschtritt, denn gäbe es diesen "Erfolgsdruck" (den ich mir nebenbei erwähnt ausschließlich selbst mache - meine Therapeutin versucht seit Beginn der Therapie mir zu vermitteln, dass sie mich nur berät und die Entscheidung, was ich tue und was nicht, alleine bei MIR liegt) nicht, würde ich in vielen Situationen bestimmt kneifen und wäre noch nicht so viele kleine Schritte weitergekommen, wie ich es empfinde.

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Miss_Understood
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Beitrag Mi., 10.12.2008, 22:56

sorry, jetzt habe ich einen langen Beitrag geschrieben und er ist im Nirvana verschwunden, weil ich ausgeloggt wurde und mal wieder vergessen habe offline zu schreiben - und jetzt habe ich keine Lust mehr

auf ein andermal - die Miss.

P.S: Ist es möglich das Intervall nach dem man automatisch ausgeloggt wird zu verlängern im Forum - oder ggf. eine "eingeloggt bleiben" Funktion anzulegen? Mir passiert das nicht zum ersten Mal und ich bin sicher nicht die einzige. Danke!
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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metropolis
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Beitrag Do., 11.12.2008, 00:04

@miss
nee da bist du wahrlich nicht die einzige.

metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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stern
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Beitrag Do., 11.12.2008, 09:13

sorry, jetzt habe ich einen langen Beitrag geschrieben und er ist im Nirvana verschwunden, weil ich ausgeloggt wurde und mal wieder vergessen habe offline zu schreiben
"Technik-Tipp" am Rande: Ich benutze Mozilla Firefox. Wenn ich während des Schreibens ausgeloggt werde (was wahrlich nicht selten passiert *pfeif*), melde ich mich nach dem Versuch, den Beitrag abzusenden an und drücke anschließend solange den back-button bis ich meinen Beitrag wieder habe. Damit sind bei mir Beiträge äußerst selten verlustig gegangen.

Zurück zum Thema:
Ich wage mal zu behaupten, dass es bei einigen Leuten so ist wie bei mir - nämlich dass dieses Thema nicht den Raum für die "wirklichen Probleme" wegnimmt, sondern eines der wirklichen Probleme ist - zumindest ist bei MIR alles, was mit Nähe, Vertrauen zutun hat, irgendwie schwierig.
Jo... finde ich einen wichtigen Punkt... und ich spekuliere mal, dass das Ausbalancieren von Nähe-Distanz ein Problem ist, das einige bis viele PT-Patienten haben. Und Vertrauen fassen können lässt sich im Prinzip auch unter Nähe zulassen können zusammenfassen. Bei mir ist genau das jedenfalls auch ein Bereich an dem ich arbeiten möchte (und in dem ich auch schon das eine oder andere verändern konnte). Nähe-Distanz-Dinger können daraus resultieren, wie sicher man bisherige/frühere Bindungen erlebt hat.

Dazu (zur Veränderung) musste ich als 1. Schritt aber erstmal die Bewusstheit, DASS in Puncto Nähe-Distanz Schwierigkeiten habe. Und ich wage mal zu sagen: Nö... diese Bewusstheit hatte ich nicht von Anfang an in meiner Therapie... sondern ich brachte zunächst logischerweise diesselben Muster und bisherigen Strategien in meine damals amb. Therapie ein. (Wobei ich allein durch die Aufnahme der amb. Therapie schon ein Stück weit aus dem bisherigen Muster ausgebrochen bin - denn die Therapiesituation und dem Therapeuten persönliches zu erzählen [was eine Therapie eben mit sich bringt] impliziert, dass mal als Patient ein Stück weit Nähe aufbaut und Vertrauen fasst).

Och, um diesbzgl. da zu stehen, wo ich heute bin, das war ein lebenslanger Prozess bis heute... und der Prozess geht weiter... in meiner Schrittgröße: Logisch, wie hätte ich es schaffen sollen, in der Therapie von Anfang an volles Vertrauen aufbauen zu sollen, wenn ich mich die Lebensgeschichte zuvor so gut wie keinem Menschen anvertrauen konnte... und diverse Bindungsschwierigkeiten hatte... und "Ängste" hatte, Nähe zuzulassen. Und selbst von guten Freunden und in Partnerschaften hörte, ich vertraue nicht wirklich/kann schwer Nähe zu lassen??? Die bisherigen Bewältigungsstrategien konnte ich natürlich auch nicht einfach vor der Therapietüre ablegen.

Na ja... spätestens in der stat. Therapie wurde herausgearbeitet, dass bei mir halt Muster nach Sicherheit/Schutz/(Selbst-)Kontrolle/Distanz teils recht stark ausgeprägt sind... wozu auch für mich nachvollziehbar lebensgeschichtliche Bezüge hergestellt wurden . Wichtig für mich, ist auch die Bewusstheit, dass die "Sicherheitsvorkehrungen" auch einen für mich Preis haben (nämlich mehr oder weniger Verzicht auf das Bedürfnis nach Nähe)... und die Frage, ob ich bereit bin, diesen zu zahlen. However:
zumindest ist bei MIR alles, was mit Nähe, Vertrauen zutun hat, irgendwie schwierig. Wir reden viel darüber, wenn auch meistens nicht im Zusammenhang Therapeutin-Ich.
Mein stat. Thera kam dann auf die zunächst für mich Idee, nicht mit mir darüber zu reden, sondern mich erleben zu lassen. Und auch das half mir nochmals sehr viel weiter... denn allein kopfmäßiges analysieren und erklären bringt mich [als plakatativ gesagt überdurchschnittlich entwickelten Kopfmenschen, aber dafür unterdurchschnittlich entwickelten Gefühlsmenschen] im Zweifel nicht weiter (selbst wenn das wie oben dargelegt, auch für mich nötig war, um etwas anders damit umgehen zu können) - wenngleich nun mehr Verständnis für mich aufbringen kann, dass manches Verhalten mal angemessen war, heute aber eher hinderlich für mich ist.
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stern
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Beitrag Do., 11.12.2008, 09:13

Wie auch immer: Nähe-Distanz-Schwierigkeiten können in der therapeutischen Beziehung deutlich werden und anhand derer besprochen werden... aber ebenso anhand Real-Life-Situation. Iss in meinen Augen gehupft wie gesprungen (für mich zumindest).

Entscheidend ist, dass Besprechen für mich nicht ausreicht,... sondern den Erfolg mache ich daran aus, inwieweit ich im Real-Life jetzt schon teils mit entsprechenden Schwierigkeiten anders umgehen und Veränderungen einleiten kann... und zu spüren, wie es mir damit ergeht, mich meinen Bedürfnissen zu nähern... in der Bewusstheit, dass das neue Verhalten ein paar Ängste aktivieren kann, die natürlich zunächst unangenehm sind. Nicht umsonst wird ja häufiger auch von Nähe-Distanz-Konflikten gesprochen.

Ob diese Schritte voraussetzten, dass ich zunächst im Rahmen der Therapie neue Erfahrungen sammelte, vermag ich gerade schwer abzuschätzen. Schlußendlich wichtig für mich ist jedenfalls da (hinter der Therapietüre) nicht stehen zu bleiben, sondern auch im Real-Life neue Erfahrungen möglich machen zu können.
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Beitrag Mo., 15.12.2008, 18:53

Hinweis: diverse off-topic - Beiträge wurden hierher abgetrennt:
"Ist Psychotherapie eine Heilmethode?"

Bitte hier on topic bleiben (siehe Überschrift). Danke!

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hungryheart
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 12:07

ich wurde nie emotional enttäuscht in der therapie.
ich habe , im gegentei, immer viel mehr als erwartet und erhofft bekommen.
allerdings habe ich auch nie die erwartung gehabt, auf der emotionalen ebene "etwas zu bekommen". das hat sich ergeben und ich konnte es dankbar annehmen und mitnehmen, obwohl es nie im vordergrund stand. wahrscheinlich gerade deswegen.

mit auch ein grund, verliebtheit bewusst zu vermeiden, indem ich mir immer frauen ausgesucht habe.
ich hatte kopf und herz frei für meine themen und musste mich nicht in einer unglücklichen übertragungsliebe aufreiben.

es ist, wie so oft, eine frage der bewertung.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Carry
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 12:55

ich habe ebenfalls keine emotionalen Enttäuschungen in der Therapie erlebt.

Von Zeit zu Zeit ziehe ich für mich Bilanz und schaue in wie weit ich meinen ursprünglichen Zielen und Erwartungen an die Therapie und Therapeutin näher gekommen bin.
Das ist gefühlsmäßig wie auf einer Zeitleiste, ich sehe dann was ich schon erreicht habe und was ich noch erreichen möchte.

Dabei vergesse ich nie, daß der Mensch, der mir gegenüber sitzt, professionell also wirklich fachmännsch ist.
Es ist ihr Beruf ( bei den wirklich guten Therapeuten ist es Berufung ) anderen Menschen Hilfe zur Selbsthilfe angedeihen zu lassen.
Mehr interpretiere ich nicht in die Beziehung Klient-Therapeut hinein.

Carry
Es gibt Leute, deren Geist immer Ferien hat.
Peter Sirius

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hungryheart
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 15:15

stern hat geschrieben:Wie auch immer: Nähe-Distanz-Schwierigkeiten können in der therapeutischen Beziehung deutlich werden und anhand derer besprochen werden... aber ebenso anhand Real-Life-Situation. Iss in meinen Augen gehupft wie gesprungen (für mich zumindest).
Was mich zur Frage - speziell an jene von Ihnen gerichtet, die bereits erfolgreich eine Psychotherapie abgeschlossen haben oder zumindest positive, stärkende Erfahrungen dadurch gemacht haben - bringt: was war denn rückblickend für Sie besonders wichtig? Wie ging es Ihnen mit dem schwierigen Gleichgewicht zwischen emotionaler Nähe und schützender Distanz? Wie machen Sie heute das "richtige" Ausmaß von einerseits Zuspruch und Stärkung, andererseits Fo(ö)rdern und Verstörung v.S. der TherapeutInnen fest?
bei mir waren es die real life situationen, die ich mit in die therapie stunde gebracht habe....
nicht das "nachspielen" von real life in der therapie.

ich hab in der therapie meine echten beziehungen reflektiert, neue lösungsmuster für probleme erarbeitet, sie in mein reales leben getragen und ausprobiert und die "ergebnisse" dann wieder zurück mit in die stunden gebracht und besprechen können.

im verlauf gab es immer wieder mutter-tochter übetragungen zwischen mir und den weiblichen therapeutinnen. die wurden auch besprochen, aber standen nie im vordergrund, oder waren allein beherrschendes, einziges thema, in dem ich beglückt war von zuwendeung der therapeutin, oder enttäuscht, wenn diese mal nicht kam. wir hatten diesbezüglich nie so ein nähe distanz dings.

meine therapeutinnen waren auf professionelle art herzlich und warm, ich habe die herzlichkeit und wärme dankbar aber distanziert angenommen und das war's.

es gab meinerseits nicht die erwartung emotionaler nähe und ich hielt von mir aus immer eine gewisse distanz, die mir einfach natürlich und gesund erschien. immerhin waren diese frauen nicht meine mamas und hatten auch nicht vor, es zu werden.

die therapeutinnen kamen gar nicht in die verlegenheit, distanz wahren zu müssen. ich wollte nie so nah ran an sie.

eine sagte mir folgerichtig dann auch mal, dass sie mit patienten, die , wie ich, nicht so "saugen" würden und nicht so nah ran wollten, sehr viel weniger distanziert sein könne, als mit denjenigen, die ganz viele emotionale erwartungen an sie haben.


die mutter-übetragungen führten mich immer wieder dazu, an meiner realen beziehung zu meiner wirklichen mutter zu arbeiten.

und, ganz wichtig, an meinen erwartungen meiner mutter gegenüber etwas zu ändern. zu lernen, mich selbst zu bemuttern und meinen frieden mit meiner mutter machen, indem ich aufhöre zu erwarten, zu wollen, zu hoffen.
also mir selbst das geben , was ich brauche.

das hätte ich in einer ständigen erwartungshaltung gegenüber der therapeutin, sie solle meine bedürfnisse stillen und mich emotional versorgen und der ständigen beschäftigung mit der person meiner therapeutin nicht nur schlechter, sondern ganz sicher gar nicht lernen können.


wenn ich hier im forum lese, dann fühlt sich meine herangehensweise im nachhinein nur um so richtiger an, weil ich feststelle, dass es ab einem gewissen grad der emotionalen erwartungen an den therapeuten eben nicht mehr gehupft wie gesprungen ist, sondern tatsächlich die erwartungen an den therapeuten wie eine blockade für eine genesung wirken können, weil die beziehung zu viel raum einnimmt.


nicht zuletzt deshalb, weil gesund werden ja ein ende der beziehung zum therapeuten bedeutet.
befreundete therapeuten erwähnen immer wieder, dass sie öfters den eindruck haben, dass für manche ihrer patienten die psychotherapie aufrechterhaltend für ihre störung ist, da das aufgeben der störung eben das ende der therapeutischen beziehung einläutet.

wenn die beziehung zum therapeuten zum selbstzweck wird, hat man, so denke ich, ein gewaltiges problem.
i
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