Mal ne Frage an euch. Ich habe das Gefühl, dass mich die Therapie sehr viel weiter bringt und ich bin drauf gekommen, dass ich mich in engen Beziehungen nicht abgrenzen kann. Ich unterwerfe mich zum Teil, weil ich Angst habe die andere Person könnte sich dann distanzieren, wenn es ihr nicht passt. Ich kann auch schlecht ein gutes Gefühl zu Personen halten, wenn ich keinen intensiven Kontakt habe. Ich habe ständig massive Verlustängste und mache dann Dinge die über meine Grenzen gehen. Ich will mich jetzt gerade von einer sehr engen Bezugspersonen etwas Distanzieren, weil ich merke, dass es einfach zu viel ist und mir nicht gut tut. Wie kann man das lernen? Ohne dass es für mich nicht ganz schrecklich ist... Wie habt ihr das geschafft euch unabhängiger von Freunden zu machen? Andere zu brauchen damit man sich komplett und sicher fühlt?
Danke
Wie lernen sich abzugrenzen? Selbst Sicherheit geben?
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Liebe Marlena,
ich finde, dass die Abgrenzung zwei Richtungen hat.
Erste Richtung, in welcher ich nachspüre, wie weit ich etwas an mich nah lassen möchte oder was ich mit mir machen lasse. Die Umsetzung geschieht durch entschiedenes bewusstes Handeln, indem ich etwas zulasse, oder vor etwas eine Schranke stelle; indem ich meine Sichtweise offen kommuniziere oder es bewusst unterlasse, verbal und wenn notwendig, auch deutlicher non-/paraverbal. Eine aktive Handlung in der Außenwelt.
Zweite Richtung ist die, in welcher ich erkenne, in wie weit ich einen Einfluss auf das Geschehen um mich habe und welche meine Erwartungen an die Außenwelt realistisch sind. Das wird mehr durch die eigene Denkweise innerlich gesteuert und beeinflusst das, wie meine Bewertung einer konkreten Situation am Ende sein wird...
Um der Realität näher zu kommen, finde ich, ist es wichtig, zu begreifen, dass dein Gegenüber ganz andere Erfahrungen haben könnte, als du. Und dass das, was du glaubst, was dein Gegenüber denkt, fühlt und weswegen so und so handelt, bei ihm in der Wirklichkeit ganz andere Gründe haben könnte, als du dir vorstellen würdest und könntest - weil du das aus deinen Erfahrungen in der Außenwelt so kennst und dein Verständnis dir in deiner Gedankenwelt vertraut und folgerichtig vorkommt. Das gilt für eine Handlung des Gegenübers, sowohl einer aufbauenden Natur als auch eventuell einer verletzenden.
Es ist dann ein Balancieren zwischen, wie viel Zweifel über eigene Wahrnehmung ich in welcher Situation und bei welchem Menschen zulasse, und damit auch dem Gegenüber mehr Raum gebe. Wenn ich auf Nummer sicher gehen möchte, um die Unterschiede herauszufinden, hilft fragen und besprechen, wenn das das Gegenüber oder die Art der Situation zulässt - in der Tiefe, in welcher das für die Beteiligten gut möglich ist.
Und ich finde, die Abgrenzung funktioniert durch Wechselwirkung dieser zwei Richtungen. Ich nehme etwas auf, mache Realitätscheck, bewerte das und handele danach... Mitgestalte.
Es ist aber in der Natur der Sache, dass etwas Unsicherheit übrig bleibt. Die kann man aushalten, indem man probiert, ihrer Bedeutung im Leben einen begrenzten Raum zu zuteilen...
Lieben Gruß,
Fairness
ich finde, dass die Abgrenzung zwei Richtungen hat.
Erste Richtung, in welcher ich nachspüre, wie weit ich etwas an mich nah lassen möchte oder was ich mit mir machen lasse. Die Umsetzung geschieht durch entschiedenes bewusstes Handeln, indem ich etwas zulasse, oder vor etwas eine Schranke stelle; indem ich meine Sichtweise offen kommuniziere oder es bewusst unterlasse, verbal und wenn notwendig, auch deutlicher non-/paraverbal. Eine aktive Handlung in der Außenwelt.
Zweite Richtung ist die, in welcher ich erkenne, in wie weit ich einen Einfluss auf das Geschehen um mich habe und welche meine Erwartungen an die Außenwelt realistisch sind. Das wird mehr durch die eigene Denkweise innerlich gesteuert und beeinflusst das, wie meine Bewertung einer konkreten Situation am Ende sein wird...
Um der Realität näher zu kommen, finde ich, ist es wichtig, zu begreifen, dass dein Gegenüber ganz andere Erfahrungen haben könnte, als du. Und dass das, was du glaubst, was dein Gegenüber denkt, fühlt und weswegen so und so handelt, bei ihm in der Wirklichkeit ganz andere Gründe haben könnte, als du dir vorstellen würdest und könntest - weil du das aus deinen Erfahrungen in der Außenwelt so kennst und dein Verständnis dir in deiner Gedankenwelt vertraut und folgerichtig vorkommt. Das gilt für eine Handlung des Gegenübers, sowohl einer aufbauenden Natur als auch eventuell einer verletzenden.
Es ist dann ein Balancieren zwischen, wie viel Zweifel über eigene Wahrnehmung ich in welcher Situation und bei welchem Menschen zulasse, und damit auch dem Gegenüber mehr Raum gebe. Wenn ich auf Nummer sicher gehen möchte, um die Unterschiede herauszufinden, hilft fragen und besprechen, wenn das das Gegenüber oder die Art der Situation zulässt - in der Tiefe, in welcher das für die Beteiligten gut möglich ist.
Und ich finde, die Abgrenzung funktioniert durch Wechselwirkung dieser zwei Richtungen. Ich nehme etwas auf, mache Realitätscheck, bewerte das und handele danach... Mitgestalte.
Es ist aber in der Natur der Sache, dass etwas Unsicherheit übrig bleibt. Die kann man aushalten, indem man probiert, ihrer Bedeutung im Leben einen begrenzten Raum zu zuteilen...
Lieben Gruß,
Fairness
Sometimes your heart needs more time to accept what your mind already knows.
Hallo Marlena
so wie ich das bei mir spüre, ist das ein langer Prozess, bis auch das Gefühl es lernt.
Für den Verstand ist vieles klar; Du bist nicht für andere verantwortlich, jeder handelt aus seiner eigenen Vergangenheit heraus und es geht nicht gegen Dich, nur wenn Du Dich selber bist und das auch zeigst, bist Du für andere greifbar. Mit kleinen Abgrenzungsschritten und einem Nein "das kannst du mir überlassen", lernt das innere verletzte Kind, dass es heute nicht mehr lebensbedrohlich ist. Man muss die Erfahrung machen, dass einem der andere oft gar nicht verlässt deswegen, wenn er es wert ist, sondern froh ist, bei Dir zu wissen wo er steht. Und wenn er sauer ist, dann ist es sein Problem und muss an sich selber arbeiten. Du darfst nein sagen und musst es nicht mal begründen. Oder Du sagst: leider heute ein Nein, vielleicht ein anderes mal. Andere tun es ja auch, warum Du nicht.
Meine Verlustängste haben sich auch in meiner Therapie gezeigt und ich entwickelte eine stark kindliche Liebe zu meinem Therapeuten. Das ist jetzt meine Baustelle, mich langsam von ihm zu lösen, was nicht ganz einfach ist. Aber es braucht einfach unheimlich Zeit, Geduld und Vertrauen in sich selber.
"Wenn Du deprimiert bis, lebst Du in der Vergangenheit. Wenn Du Ängste hast, lebst Du in der Zukunft. Wenn Du in Frieden mit Dir bist, lebst Du in der Gegenwart. Laotse".
Gruss
Amarok
so wie ich das bei mir spüre, ist das ein langer Prozess, bis auch das Gefühl es lernt.
Für den Verstand ist vieles klar; Du bist nicht für andere verantwortlich, jeder handelt aus seiner eigenen Vergangenheit heraus und es geht nicht gegen Dich, nur wenn Du Dich selber bist und das auch zeigst, bist Du für andere greifbar. Mit kleinen Abgrenzungsschritten und einem Nein "das kannst du mir überlassen", lernt das innere verletzte Kind, dass es heute nicht mehr lebensbedrohlich ist. Man muss die Erfahrung machen, dass einem der andere oft gar nicht verlässt deswegen, wenn er es wert ist, sondern froh ist, bei Dir zu wissen wo er steht. Und wenn er sauer ist, dann ist es sein Problem und muss an sich selber arbeiten. Du darfst nein sagen und musst es nicht mal begründen. Oder Du sagst: leider heute ein Nein, vielleicht ein anderes mal. Andere tun es ja auch, warum Du nicht.
Meine Verlustängste haben sich auch in meiner Therapie gezeigt und ich entwickelte eine stark kindliche Liebe zu meinem Therapeuten. Das ist jetzt meine Baustelle, mich langsam von ihm zu lösen, was nicht ganz einfach ist. Aber es braucht einfach unheimlich Zeit, Geduld und Vertrauen in sich selber.
"Wenn Du deprimiert bis, lebst Du in der Vergangenheit. Wenn Du Ängste hast, lebst Du in der Zukunft. Wenn Du in Frieden mit Dir bist, lebst Du in der Gegenwart. Laotse".
Gruss
Amarok
bleib bei Dir
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