Burnout reine Geschäftsmacherei?

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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Thread-EröffnerIn
pseudologia
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Burnout reine Geschäftsmacherei?

Beitrag Mo., 25.07.2016, 10:35

Eine Psychiaterin macht den Vorwurf, dass Burnout Kliniken reine Geldmacherei sind. Was hält ihr davon?
Die Burnout-Masche

Die Pseudodiagnose «Burnout» entwickelt eine geradezu 
magische Anziehungskraft. Die Folgekosten für das ­Gesundheitswesen sind enorm. Bei der Behandlung von ­Erschöpfungen ist dringend mehr gesunder Menschenverstand ­angezeigt.

(...)

Wer Probleme frühzeitig und sachlich anspricht, hat die Chance auf eine gute Lösung. Hätte Herr L. mit seinem Chef rechtzeitig offen über seine Mehrbelastung gesprochen, hätten sich die beiden auf eine Entlastung für L. einigen können. Umgekehrt sollten Vorgesetzte wissen, dass sich hinter vielen Überstunden ­eines Mitarbeiters eine Überforderung verbergen kann. Ein vom Arbeitnehmer gewünschter unbezahlter Urlaub könnte zu Erholung und Zufriedenheit beitragen. Allgemein sollten Stress und Überlastung mehr mit gesundem Menschenverstand statt mit Aktionismus angegangen werden – egal. ob im privaten Umfeld, in der Sprechstunde beim Arzt oder in der Behandlung eines Therapeuten.

Monika Räth Hürlimann ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie FMH und kognitive Verhaltens-
therapie. Sie führt eine eigene Praxis in Landquart GR.
http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2016-2 ... 62016.html
Ehemals EinTheraput - Jetzt aber krankheitseinsichtig!

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R.L.Fellner
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Beitrag Mo., 25.07.2016, 11:30

Nun, eine Erklärung oder die Beschreibung einer Strategie, um das Syndrom, das man gemeinhin als "Burnout" bezeichnet, zu vermeiden, ist ja kein Indiz dafür, daß das Syndrom (wie man es auch immer nennen mag) nicht existiert!

Diagnosebegriffe sind - jedenfalls aus systemischer Sicht - stets nur Konstrukte. Auch "Depression" ist ein Begriff, der ein bestimmtes Belastungsspektrum beschreibt. Daß Depression "existiert", wird aber wohl auch Fr. Hürlimann nicht bestreiten. Zur Unterscheidung der Begrifflichkeiten: https://www.psychotherapiepraxis.at/art ... tome.phtml

Die Überlastung im Arbeitsbereich nimmt tatsächlich in vielen Sektoren zu, und es gibt in Mitteleuropa mehr Menschen als je zuvor, die ab einem gewissen Punkt einfach nicht mehr weiterkönnen. Sie sind dann "ausgebrannt", und es spielt m.E. nach keine Rolle, ob man das grundsätzliche Problem nun "Depression", "Burnout" oder "Drüpsdrü" nennt. Die davon Betroffenen haben mitunter absolut keine Ressourcen mehr übrig, haben mitunter Suizidgedanken oder massive körperliche Symptome. Im bestehenden Umfeld können sie sich in vielen Fällen nicht mehr regenerieren, insofern ist ein vorübergehender klinischer oder Kuraufenthalt kaum zu vermeiden, wenn sie eines Tages wieder in den Arbeitsprozess integriert werden sollen.

Natürlich bildet sich um Zeitkrankheiten herum immer auch eine Industrie, ebenso wie auch um andere Zeiterscheinungen (man denke z.B. an die Explosion an Websites zum Thema "Pokemon Go", die Waffenindustrie, die sich aus der Immigrationsangst nährt, oder die Zeitschrift "Weltwoche", die dank eines Burnout-Artikels nun verlinkt wurde). Derartige Entwicklungen mögen einem passen oder nicht, sie ändern aber nichts daran, daß "Burnout"-Erkrankte spezifische Angebote benötigen, um wieder zurück zu einem normalen Alltag finden zu können.

Freundliche Grüße,
R.L.Fellner

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Hiob
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Beitrag Mo., 25.07.2016, 15:49

RLF: "...daß "Burnout"-Erkrankte spezifische Angebote benötigen, um wieder zurück zu einem normalen Alltag finden zu können..."

Leider drückt dieser Satzteil auch das idiologische Gerüst hinter der aktuellen Burnouttherapie aus. Der Hamster soll wieder zurück ins Rad. Aus meiner Sicht ist das der wesentlich bedenkenswertere Teil der Geschäftemacherei rund um den Burnout. Daß es dieses Symptomgebilde gibt, es sich häuft und den Leuten geholfen werden muss, steht m.E. außer Zweifel. Es ist in meinen Augen allerdings notwendig, sich grundsätzlichere Gedanken um Entstehung/Häufung der Erkrankung und Absicht der Therapie/Selbstheilung zu machen. Leider sind die einzelnen Beteiligten (PT, Arzt, Arbeitgeber, Krankenkasse, Kurpersonal, Patient und auch oft dessen Anhehörige) meist nicht fähig und nicht Willens, ihren Blick in diese Bereiche zu weiten. Wer genau diese Aufgabe dann allerdings übernehmen soll, ist die Frage. Wahrscheinlich muss wie immer jeder für sich entscheiden, wann er dem Gegenüber vors Schienbein tritt oder ihm einen Stuhl hinstellt, damit er das selber erledigt. Bis dahin schauen wir uns alle wie immer ratlos an, bekräftigen uns, dass das schon immer so war und hoffen selber, in der nächsten Runde der "Reise nach Jerusalem" noch einen Stuhl zu ergattern.

Hiob


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 25.07.2016, 17:56

Eine Psychiaterin macht den Vorwurf, dass Burnout Kliniken reine Geldmacherei sind. Was hält ihr davon?
Naja, es gibt ja viele Probleme, die Mensch so haben kann, und die von irgendwem angezweifelt werden.

Meiner Meinung nach sollte man da mal was unterscheiden. Die Frage, ob es etwas gibt ist, meiner Meinung nach, eine andere als die Frage, ob überdiagnostiziert wird und zur "Geschäftemacherei" missbraucht werden.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Ja, es gibt Burnout und Burnout ist nicht zwangsläufig gleich Depression. Ich erlebe große Unterschiede zwischen Burnout und Depression.
Zum Glück habe ich eine Therapeutin, die nicht danach fragt "gibts das?", sondern mit mir an meinen Probleme arbeitet, egal wie man sie nennt - und vor allem egal, wieviele ihrer Kollegen daran zweifeln, dass meine Probleme real existieren.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Broken Wing
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Beitrag Mo., 25.07.2016, 20:30

Ehrlich. Wen stört 's?

Mich nerven diese überforderten Burnout-Kandidaten sowieso. Wenn sie jemand aus dem Verkehr zieht ist das doch für alle eine Win-Win-Situation: die Kunden sind eine Nervensäge los, die es nicht schafft, so zu arbeiten, dass sie sich nicht übernimmt, der Arbeitgeber kann eine motiviertere Kraft einstellen und jemand anderes bekommt einen Job.

Arbeit für alle gibt es nicht, ist fakt. Warum einem angeblich ausgepowerten nachlaufen, wenns andere tun, ohne einen Mux von sich zu geben? Soll der halt seine 800-1000 Euro beziehen und bitte auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Fundevogel
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Beitrag Mo., 25.07.2016, 21:37

@ Broken Wing

Ehrlich? Mich stört's so etwas hier lesen zu müssen.

Du hast über Menschen wie mich gesprochen, hast mich als überforderten Burnout-Kandidat bezeichnet, als Nervensäge und dass ich auf Nimmerwiedersehen verschwinden soll.

Ich werde mich jetzt weder beschweren noch rechtfertigen, weil ist eh sinnlos.
Aber so ein "Kein Lebensrecht für Looser"-Posting finde ich ärgerlich und inhaltlich falsch - und wollte daher nicht unkommentiert stehen lassen.

Gewalt beginnt oft mit Sprache - in Zeiten wie diesen sollten wir vielleicht alle ein wenig mehr auf unsere Sprache achten?

Vielleicht ein bißchen weniger aggressiv sein, zumindest darum bemühen, das ist nicht immer ein Zeichen von Schwäche, im Gegenteil ist das Verbalisieren von starken Emotionen und das Durchdenken und Diskutieren gegensätzlicher Positionen ein Zeichen menschlicher Reife und Stärke. Gerade dich habe ich als Vielleserin von tiefsinniger philosophischer Literatur in Erinnerung, so gesehen wundert mich so ein posting dann schon sehr.
Fundevogel

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luftikus
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Beitrag Di., 26.07.2016, 09:51

Broken Wing hat geschrieben:Ehrlich. Wen stört 's?
Du meinst, weil es dich persönlich nicht stört, stört es auch sonst niemanden, weil alle so denken wie du? Oder wie ist dieser Satz zu verstehen?
Broken Wing hat geschrieben:Soll der halt seine 800-1000 Euro beziehen und bitte auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
Wohin genau sollen die Leute denn hin verschwinden? Es liest sich so, als ob du dir ziemlich radikale Lösungen für Menschen wünscht, die nicht deinem Weltbild entsprechen oder nicht so agieren (können), wie du? Würdest du das auch bei anderen Krankheiten vorschlagen? Immerhin fallen ja viele Leute aus unterschiedlichen Gesundheitsgründen zwischenzeitlich beruflich aus. Sollen die gemäß deinen Wünschen auch alle "auf Nimmerwiedersehen" verschwinden?

Du selbst rechnest vermutlich nicht damit, dass dir das selbst jemals passieren könnte, nehme ich an. Wer wünscht sich schon selbst sein eigenes Verschwinden...

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freeway
Forums-Gruftie
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Beitrag Di., 26.07.2016, 10:25

im prinzip... sucht man sich "verbitterung" ja aber genauso wenig aus wie burnout... oder?
am ende ist bei ambition mit jeder erdenklich menschlichen regung ein "geschäft zu machen"... ob es ein "reines" ist entscheiden mmn immernoch alle am geschäft beteiligten personen gemeinsam...
"Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein." Jiddu Krishnamurti

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Mondin
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Beitrag Di., 26.07.2016, 14:45

Hiob hat geschrieben:RLF: "...daß "Burnout"-Erkrankte spezifische Angebote benötigen, um wieder zurück zu einem normalen Alltag finden zu können..."

Leider drückt dieser Satzteil auch das idiologische Gerüst hinter der aktuellen Burnouttherapie aus. Der Hamster soll wieder zurück ins Rad. Aus meiner Sicht ist das der wesentlich bedenkenswertere Teil der Geschäftemacherei rund um den Burnout. Daß es dieses Symptomgebilde gibt, (....)Leider sind die einzelnen Beteiligten (PT, Arzt, Arbeitgeber, Krankenkasse, Kurpersonal, Patient und auch oft dessen Anhehörige) meist nicht fähig und nicht Willens, ihren Blick in diese Bereiche zu weiten. Wer genau diese Aufgabe dann allerdings übernehmen soll, ist die Frage.
Also diesen Eindruck kann ich nicht teilen. Eine Psychotherapie, bzw. ein rehabilitatives Angebot, zielt in der Regel auf eine dauerhafte Verhaltensänderung und einen Perspektivwechsel, der es dem Betreffenden ermöglichen soll, sich seine Nische zu erschließen, in der er ohne erneutes Burnout seinen Lebensunterhalt erwirtschaften kann. Auf eigenen Füßen zu stehen und finanziell unabhängig zu sein, ist meiner Ansicht nach eine positive Sache und kein Hamsterrad.

Ein Hamsterrad wird es erst, wenn die Erwerbstätigkeit (bzw. der Lebenswandel generell) zu einer Last wird, die schlussendlich krankmachend wirkt. Dann ist ein Überdenken des eigenen Seins angebracht. Und um dabei Hilfestellung zu geben, an dieser Stelle sehe ich Therapieangebote und Rehamaßnahmen. Therapie oder REHA ist keine Adoptionsvereinbarung, sondern im besten Falle eine Anleitung zur dauerhaft selbstständigen Selbsthilfe.

LG
Mondin

PS: Herr Fellner hat mAn sehr gut ausformuliert, warum es Unfug ist, dass man einem Umstand der eventuell (mit bestimmten Strategien) im Vorfeld vermeidbar wäre, seine gesamte Existenzberechtigung als Syndrom abspricht. Wenn nämlich der Umstand (Erschöpfung), der an sich nicht pathologisch ist und zu einem frühen Zeitpunkt eventuell mit bestimmten Strategien behoben werden könnte, erst einmal chronisch wird und eben nicht mehr so ohne weiteres behebbar ist, DANN (erst) wird es pathologisch und damit zum Syndrom (Burnout).

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Broken Wing
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Beitrag Di., 26.07.2016, 21:50

Ich wurde hier gründlich missverstanden, sodass ich mich erst mal erklären muss.

Ich wünsche nicht, kranke Leute einfach beiseite zu schieben. Es gibt einfach Behinderte und Kranke, die Dinge bewirken, die Gesunde nicht könnten. Schon deswegen, weil sie nicht mitlaufen können und die Gelegenheit bekommen, Dinge anders zu machen.

Ich habe Bezug auf die Geschäftemacherei mit Erkrankungen genommen. Und das gibt es ganz sicher, weil ja auch Medikamente an den Mann und die Frau gebracht werden müssen. Es ist doch viel leichter, ein Scheinmedikament mit viel Tamtam auf den Markt zu bringen, es an Scheinpatienten zu verkaufen, die in der Regel auch kaufkräftiger sind und sich ausgiebig mit ihrer Krankheit befassen als echte Patienten, denen das eher unangenehm ist. Ein Wirksames Medikament bringt am Ende weniger Geld ein. Es wirkt, die zudem ärmeren Patienten sind gesund und fertig.

Und diese Patienten sollte man wirklich nicht um jeden Preis auf den Arbeitsmarkt drängen. Es sind und bleiben Minderleister. Dafür bekommt jemand ein Job, der sich darüber freut. Wenn unsere Adelstochter zu faul war, aus sich etwas zu machen und als Altenpflegerin meint, zu wenig zu verdienen, macht den Job sicher gern ein Flüchtling oder jemand aus einem ärmeren EU-Land.

Ich bin übrigens nicht der Meinung, dass es allzu viele ernst meinen mit ihren Psychoerkrankungen und die Geschäftemacherei fröhliche Urständ feiert. So wirklich Krankheitsorientiert ist die Psychotherapie ja nicht. Ob man 300 Stunden oder 30 bekommt hängt nicht davon ab, was gebraucht wird sondern davon, woran der Therapeut glaubt und was dem Pat. schmeckt. Im Psychosektor ist sowas halt einfacher.

Am Ende fällt das überall allen auf den Kopf. Angeblich würden Kranke nichts drauf haben, die Kassen zahlen einfachfür alle, bis sie bei allen sparen müssen etc.

Daher ist es doch wirklich besser, wenn nicht jeder arbeiten müsste sondern nur die, die wollen.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Broken Wing
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Beitrag Di., 26.07.2016, 23:28

Wer meint, dass es in der Psychiatrie und Psychotherapie grundsätzlich ehrlich zugeht, der Patient meistens das Vernachlässigte Opfer sei und nichts für die Missstände könne, der denkt sicher auch, dass der Mensch von Natur aus gut, Tomatensaft lecker und Österreich Heimat großer Söhne sei.

In der Psychiatrie wird grundsätzlich nicht geforscht, bloß benannt. Am Beispiel des Burnout ist das gut ersichtlich. Erstens gibt's auch Boreout, ist jedoch nie so gehypt worden. Zweitens ist Burnout wirklich mehr als nur halbgar. Die Abgrenzung zu Depressionen gestaltet sich schwierig genug, aber sicher auch zu Persönlichkeitsstörungen, die dazu führen könnten, sich zu überlasten. Gerade bei den Damen fällt sowas nicht rechtzeitig auf, weil Aufopferung, Hilfsbereitschaft und die Existenz als seelischer Mülleimer als weibliche Tugenden gelten.

Wirklich denkbar, dass Geschäftemacherei betrieben wird. Es gibt übrigens auch gute Anleitungen, um in 10 Schritten eine eigene Psychokrankheit zu erfinden. Diese Schritte könnte man sogar computerunterstützt vereinfachen, mir fehlt bloß Geld für den Hype. Vielleicht mag mir jemand unter die Arme greifen? Per PN gerne meine Kontodaten für eine Spende.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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R.L.Fellner
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Beitrag Mi., 27.07.2016, 11:01

Mondin hat geschrieben:
Hiob hat geschrieben:RLF: "...daß "Burnout"-Erkrankte spezifische Angebote benötigen, um wieder zurück zu einem normalen Alltag finden zu können..."
Leider drückt dieser Satzteil auch das idiologische Gerüst hinter der aktuellen Burnouttherapie aus. Der Hamster soll wieder zurück ins Rad.
Also diesen Eindruck kann ich nicht teilen.
ich auch nicht - es ist aber auch nur das, was Hiob in meine Worte hineininterpretierte, nicht das, was ich sagte.
Broken Wing hat geschrieben:In der Psychiatrie wird grundsätzlich nicht geforscht, bloß benannt.
mit einer solch generalisierenden Aussage disqualifizieren Sie halt Ihre eigene Position, da Sie - zumindest was dieses Thema betrifft - nicht in der Lage zu sein scheinen, zu differenzieren. Es tut mir leid, wenn Sie offenbar äußerst negative Erfahrungen machen mußten, die Sie zu dieser abwertenden Haltung der Psychiatrie, ja vielleicht sogar gegenüber den Psy*-Berufen generell geführt haben.

Das ändert nichts daran, daß es Menschen gibt, die sich in ihrem Beruf oder Privatleben derart verausgaben - man könnte sagen, "ausbrennen" -, daß sie bis zur völligen Handlungsunfähigkeit chronisch oder akut nicht mehr in der Lage sind, ihrem (davor durchaus häufig als wertvoll und leidenschaftlichst ausgeübten!) Beruf oder Familienleben nachzugehen. Mir persönlich ist wie gesagt relativ egal, welches Begriffs-Etikette man daranklebt (eine Klassifikation ist v.a. für die Versicherungsträger zur Beurteilung der sog. "Krankheitswertigkeit" wichtig), Fakt ist, daß diese Menschen ein Problem haben, das sie allein häufig nicht mehr lösen können, aber liebend gerne wollen.

Vielleicht können Sie beide, Hiob und Broken Wing die Diskussion mit einer konstruktiven Empfehlung bereichern, welcher Begriff besser geeignet sein könnte und welches Behandlungs-/Beratungskonzept Sie vorschlagen würden?

Freundliche Grüße,
R.L.Fellner

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hawi
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Beitrag Mi., 27.07.2016, 12:10

Broken Wing hat geschrieben:nd diese Patienten sollte man wirklich nicht um jeden Preis auf den Arbeitsmarkt drängen. Es sind und bleiben Minderleister. Dafür bekommt jemand ein Job, der sich darüber freut. Wenn unsere Adelstochter zu faul war, aus sich etwas zu machen und als Altenpflegerin meint, zu wenig zu verdienen, macht den Job sicher gern ein Flüchtling oder jemand aus einem ärmeren EU-Land.

Ich bin übrigens nicht der Meinung, dass es allzu viele ernst meinen mit ihren Psychoerkrankungen und die Geschäftemacherei fröhliche Urständ feiert.
Broken,

grad diese zwei Absätze von dir?!
Völlig schnuppe auf welchem Gebiet, der Geschäftemacherei liegt unter anderem auch grad das zugrunde, was dein erster Absatz besagt, aussagt.
Klar feiert Geschäftemacherei fröhliche Urstände, wenn Mensch zur Ware wird, allein reduziert auf seine Arbeitskraft. Weggeworfen, wenn nicht den Anforderungen genügend. Gibt ja genug Ware, die sich nutzen lässt, benutzen, ausnutzen.
Ein uraltes Hamsterrad, das immer wieder „neu erfunden“ wird.

Wenn es nicht so schlimme Folgen hätte, fast schon komisch. Einerseits wird versucht, auch künstlich Nachfrage zu erzeugen, auch im Geschäftsfeld Gesundheit, steigende Nachfrage erzeugt auch steigende Arbeitsanforderungen, Belastungen. Das wiederum macht (auch) krank, was wiederum die Nachfrage nach Gesundheits-(dienst)leistungen steigert.

Ich zweifle mittlerweile sogar daran, dass wenigstens die Geschäftemacher selbst was davon haben. Viele erkranken wohl (auch grad) an dem, wovon sie scheinbar profitieren.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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Mondin
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Beitrag Mi., 27.07.2016, 14:14

R.L.Fellner hat geschrieben:Das ändert nichts daran, daß es Menschen gibt, die sich in ihrem Beruf oder Privatleben derart verausgaben - man könnte sagen, "ausbrennen" -, daß sie bis zur völligen Handlungsunfähigkeit chronisch oder akut nicht mehr in der Lage sind, ihrem (davor durchaus häufig als wertvoll und leidenschaftlichst ausgeübten!) Beruf oder Familienleben nachzugehen. Mir persönlich ist wie gesagt relativ egal, welches Begriffs-Etikette man daranklebt (eine Klassifikation ist v.a. für die Versicherungsträger zur Beurteilung der sog. "Krankheitswertigkeit" wichtig), Fakt ist, daß diese Menschen ein Problem haben, das sie allein häufig nicht mehr lösen können, aber liebend gerne wollen.
Ganz genau! Und mir persönlich sind in diesem Kontext (wenn auch nicht zu 100% so doch weitestgehend) seriöse Psychotherapie- und REHAangebote sehr viel lieber, als das völlig undurchsichtige und zum Teil wirklich haarsträubende Zeug, das im sogenannnten Lebenshilfebereich und dem Esoteriksektor angeboten wird. Es gibt Kontrollen für kassengeförderte Therapie, während der Bereich der ..... ich mag gar nicht "Alternativen" schreiben, weil das mE keine Alternativen sind, sondern schlicht und ergreifend Betrügereien, gänzlich unkontrolliert vor sich hin wuchert.

Menschen die verzweifelt sind, die greifen bekanntlich nach jedem Strohhalm und ich finde, da ist ein geprüfter Therapeut allemale noch die bessere Wahl als irgendein halbseidener Guru oder zum Teil gefährliche, vermeintliche Wunderkuren. Man kann ausnahmslos alles mittlerweile als profitorientiert angreifen, das ist systemimmanent, jeder will leben; und im Grunde auch nicht verwerflich. Wer einen guten Job macht, der soll auch ordentlich verdienen. Schwarze Schafe gibt es überall. Nur sind diese in Sektoren ohne Kontrollen noch viel häufiger Zuhause als in dem großen Bereich der in aller Regel gut ausgebildeten Menschen, die im medizinisch-therapeutischen Bereich arbeiten.

Ich bin selbst mehrfach falsch diagnostiziert worden und erlebte diverse Reinfälle. Dennoch käme ich nicht auf die Idee nun den gesamten Sektor der Psychotherapie und Psychiatrie zu verurteilen. Ich bin ebenso auch fähigen Menschen begegnet, die ihre Arbeit mit Herzblut taten und mir sehr weitergeholfen haben. Jemand der ein Burnout hat, der ist zutiefst erschöpft und wünscht sich Hilfe. Mir ist unklar warum man das nun unbedingt als Geldschnederei geißeln muss? Mit dieser Mentalität könnte man jegliche Art von Fortschritt und Forschung als Geldschneiderei geißeln, frei nach dem Motto: Hätte man von Anfang an dieses oder jenes getan, dann wäre Person XY gar nicht erst erkrankt und folglich braucht es auch keine Therapien gegen die daraus nun entstandene Krankheit, denn das ist Geldschneiderei.

Was bitte ist das denn für eine verquere Logik? Irgendwie muss man das Kind nun einmal nennen, was dem Patienten auch oft hilft, weil er dann das Gefühl hat, nun zu wissen mit was er es zu tun hat. Das gibt vielen Menschen einfach ein kleines Stückchen Sicherheit. Warum also nicht?

LG
Mondin


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 27.07.2016, 17:22

Hi Broken,
Und diese Patienten sollte man wirklich nicht um jeden Preis auf den Arbeitsmarkt drängen. Es sind und bleiben Minderleister.
Wie viele Menschen mit Burnout kennst du persönlich?
Vielleicht kennst Du andere als ich. Ich kenne nur Burnoutler, die genau das Gegenteil sind von Deiner verallgemeinerten Behauptung. Sie bringen keine Minderleistung, sondern absolute Hochleistung, verausgaben sich so sehr und so lange bis sie zusammenbrechen. Die, die ich kenne, machen Überstunden, sind auch in ihrer Freizeit telefonisch erreichbar, haben kein Privatleben mehr, lassen sich den Urlaub ausbezahlen, ... so lange, bis sie zusammenklappen. Und ich kenne Menschen, die "keine Wahl" haben (außer den Job zu kündigen), Menschen, die über ihre Grenzen gehen müssen, aus Angst sonst den Job zu verlieren, aufgrund hoher Erwartungen seitens des Arbeitgebers an sie, ...
Vielleicht magst Du dich ja mal mit den verschiedenen Gründen für ein Burnout beschäftigen, bevor Du solch abwertende und unzutreffende verallgemeinernde Äußerungen von dir gibst?! Würde ich sehr begrüßen, denn Deine Postings tragen nicht zu einer differenzierten und sachlichen Diskussion bei.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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