Fehlende Objektkonstanz

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schneeweiß
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Fehlende Objektkonstanz

Beitrag So., 27.09.2015, 23:52

Ich habe eine Frage, die vielleicht etwas eigenartig klingen mag.

Was bedeutet es, wenn ein Erwachsener in Bezug auf einen anderen Menschen sagt, er habe keine Objektkonstanz?

Der Begriff an sich ist klar (bei kleinen Kindern), ich habe ihn mehrmals von Usern gelesen, die ihn in Bezug auf ihren Therapeuten verwendet haben.

Ich möchte bloß verstehen, wie das dann ist..

Meine Gedanken sind folgende:

Sobald ich von dem Therapeuten weiß und zum nächsten Termin hin gehe, habe ich bereits ein Bild und da ist Konstanz (im Gegensatz zu dem kleinen Kind, das weint, wenn die Bezugsperson den Raum verlässt, weil es meint, diese wäre für immer verschwunden; dieses Kind geht anschließend nicht zielsicher in den nächsten Raum in der sicheren Erwartung und Gewissheit, dass sich die Bezugsperson dort befindet).

Ich möchte hier niemandem zu nahe treten, bloß verstehen können..

LG, schneeweiß

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candle.
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Beitrag So., 27.09.2015, 23:57

Hallo!

Schau mal: viewtopic.php?f=24&t=25563

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Tilda
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Beitrag Mo., 28.09.2015, 00:28

Hallo schneeweiß,
ich persönlich spüre das immer wieder auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Zum Bsp. hatte ich vor kurzem eine siebenwöchige Therapiepause - und während dieser Pause hab ich zunehmend gespürt, dass ich meine Therapeutin nicht ausreichend "verinnerlicht" habe... Ich konnte keine Verbindung mehr zu ihr herstellen, und auch ihr Bild ist vor meinem inneren Auge völlig verschwommen.
Das ist leider immer so: Wenn wir nicht zusammen sind, kann ich ihre "mentale Repräsentation" (so hat sie es genannt) nur schwer aufrechterhalten. Je länger die Pause andauert, desto schwieriger wird es. Es fehlt sozusagen das Wissen und das Vertrauen darauf, dass diese wichtige Person auch dann noch existiert und irgendwo da draußen rumläuft, wenn sie nicht unmittelbar anwesend ist...also mir gegenüber sitzt, so wie ich es von den Therapiestunden her gewohnt bin. Ich kann aus diesen Gründen auch keine Analyse im Liegen machen (sondern nur die modifizierte Form, sich gegenüber sitzend): Denn wenn ich sie nicht sehen kann, ist sie in gewisser Weise auch nicht da, sprich für mich nicht mehr greifbar und quasi gar nicht anwesend. Bei fehlender Objektkonstanz fällt es vielen Menschen aber auch schwer darauf zu vertrauen, dass sie auch dann noch immer gemocht werden, wenn dies nicht ständig betont oder unter Beweis gestellt wird. Oder wenn der Therapeut mal ärgerlich reagiert, zum Beispiel. Überhaupt zu sehen, dass sich der Therapeut ab und an auch mal anders verhält als erwartet - das ist eine große Herausforderung für mich, die, glaube ich, auch auf die fehlende Objektkonstanz zurückgeführt werden kann. Weil es für mich persönlich schwierig ist, meine Therapeutin als komplexen Menschen wahrzunehmen, der nicht permanent meinem Idealbild entsprechen kann.
Tja, und das alles führt bei mir persönlich zu schlimmen Verlustängsten, manchmal auch zu Panikattacken. Ich hoffe das war halbwegs verständlich und hat deine Frage beantwortet...

Liebe Grüße,
Tilda

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schneeweiß
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Beitrag Mo., 28.09.2015, 05:07

Danke candle für den link..

Und dir Tilde dankeschön für einen Einblick in deine Situation..

Also ist damit nicht gemeint, dass der Klient nicht weiß, dass der Therapeut existiert..

Sonst wäre es ihm ja auch nicht möglich, weitere Termine wahrzunehmen bzw. Anzurufen oder zu mailen.. Nehme ich an..

Mir erscheint der Begriff (da Assoziation zum Kleinkind) irgendwie schwierig..

Wenn man es nicht gewohnt ist, dass eine konstante und verlässliche Person da ist, finde ich es wenig verwunderlich, dass dies auch nicht schnell vom Therapeuten angenommen wird..

Hast du in Bezug auf deine Unsicherheit auch ein Übergangsobjekt Tilde? Falls ich das fragen darf?

Mir hätte in den ersten Jahren ein solches in Bezug auf die Unsicherheit glaube ich nicht geholfen, wenn ich mir seiner Zuverlässigkeit, Unterstützung und Zugewandtheit nicht sicher war.

Das einzige, was da bei mir half, war die Zeit und die Überprüfung in der Realität (kein Therapieabbruch etc.).

Werde mir candles link noch später genauer und in Ruhe durchlesen..

LG, schneeweiß

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Tilda
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Beitrag Mo., 28.09.2015, 06:07

schneeweiß hat geschrieben:Also ist damit nicht gemeint, dass der Klient nicht weiß, dass der Therapeut existiert..

Sonst wäre es ihm ja auch nicht möglich, weitere Termine wahrzunehmen bzw. Anzurufen oder zu mailen.. Nehme ich an..
Hm, das find ich jetzt ein bisschen krass. Vielleicht habe ich mich auch falsch oder einseitig ausgedrückt: Denn vom Kopf her weiß ich in solchen Situationen meistens schon, wie beknackt das eigentlich ist... Und dass sie höchstwahrscheinlich auch dann noch lebt, auch wenn ich sie gerade nicht sehen kann. Aber was man vom Verstand her weiß und was man fühlt, das sind ja leider trotzdem zwei Paar Schuhe, die sich (bei mir) leider nicht wirklich berühren, in solchen Ausnahmesituationen...
schneeweiß hat geschrieben:Hast du in Bezug auf deine Unsicherheit auch ein Übergangsobjekt Tilde? Falls ich das fragen darf?

Mir hätte in den ersten Jahren ein solches in Bezug auf die Unsicherheit glaube ich nicht geholfen, wenn ich mir seiner Zuverlässigkeit, Unterstützung und Zugewandtheit nicht sicher war.

Das einzige, was da bei mir half, war die Zeit und die Überprüfung in der Realität (kein Therapieabbruch etc.).
Ich weiß nicht genau, was mit einem Übergangsobjekt gemeint sein soll. Sie hat mir schon mal, als wir uns länger nicht gesehen haben, etwas von sich mitgegeben (einen Gegenstand aus der Praxis). Das hat mich berührt, aber ansonsten hat es leider keinen großen Unterschied gemacht. Was mir schon eher geholfen hat, war zur Not einfach ein Anruf in der Praxis, um die AB-Ansage abzuhören. Oh man, das hört sich bescheuert an, wenn ich das hier so schreibe.

Aber du hast recht: Man muss einfach mit der Zeit Vertrauen entwickeln sowie ein generelles Gefühl für das aufrichtige Interesse und die Verlässlichkeit des Therapeuten. Da bin ich noch mittendrin, aber es wird besser, glaube ich. Und das wirkt im Endeffekt wohl besser als jedes Übergangsobjekt.

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candle.
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Beitrag Mo., 28.09.2015, 15:14

Ich finde Tildas Beiträge gut erläutert, jedenfalls habe ich das als Erklärung in Therapie, die natürlich umfangreicher war, genauso verstanden.

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schneeweiß
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Beitrag Mo., 28.09.2015, 16:33

Danke Tilda, deine Schilderungen helfen mir sehr, besser zu verstehen, was damit gemeint ist..

Mit übergangsobjekt meinte ich genau etwas, was ein Therapeut mitgeben kann.. Das dann für seine Person steht, (bei Kindern kenne ich den Begriff) ihn repräsentieren soll und über die Zeit der Trennung hinweg helfen kann.

Und was du geschrieben hast in Bezug auf Unterschiede von "etwas kognitiv erfassen" und "fühlen" kenne ich selbst sehr gut (in anderen Kontexten), von daher sehr eindrücklich erklärt.. Danke!

Glg, schneeweiß

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