Emotionale Nähe

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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uclement
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Emotionale Nähe

Beitrag Mo., 02.08.2010, 07:04

Hallo, ich bin hier neu und suche ein wenig rat.

Meine Frau und ich stecken im Moment in einer schweren Kriese. Gestern kam es daher zu einem Gespräch (Naja, Gespräch ist das falsche Wort - eher einen heftigen Streit). Darin machte sie mir den Vorwurf, dass ich ihr Bedürfniss nach emotionaler Nähe nicht beachtet und berücksichtige. Als ich dann fragte, was sie damit meint, kam zu Antwort: "Typisch Mann - da solltest du aber wissen, was das ist"

Leider weiß ich es aber nicht Kann mir jemand sagen, was "emotionale Nähe" ist, wie sie entsteht und was ein Mann dafür tun muss? Sie konnte (oder wollte) es mir nicht sagen

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mitsuko
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Beitrag Mo., 02.08.2010, 07:47

Emotionale Nähe = gefühlsmäßige Nähe
Entsteht meistens wenn Menschen viel Zeit miteinander verbringen, sich füreinander interessieren und miteinander über ihre Gefühle und Gedanken sprechen.
Das würde ich mal so grob sagen. Mit einfließen kann da sicher vieles, wenn jemand so lapidar den Begriff in den Raum wirft. Ein Wunsch nach Vertrauen, Geborgenheit, auf der Gefühlsebene verstanden oder beachtet werden zum Beispiel.

Ich finde es ertsaunlich, dass du so fragst. Kannst du dir wirklich nichts darunter vorstellen oder kokettierst du da jetzt nur mit, weil deine Frau nicht deutlicher werden konnte?
Hast du denn den Eidnruck, dass deine Frau und du euch emotional nahe stehen?

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uclement
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Beitrag Mo., 02.08.2010, 07:57

Entsteht meistens wenn Menschen viel Zeit miteinander verbringen, sich füreinander interessieren und miteinander über ihre Gefühle und Gedanken sprechen.
Meine Frau und ich haben in der Vergangenheit verhältnismäßig viel Zeit miteinander verbracht. Damit meine ich nicht TV schauen oder so. Auch dachte ich immer, dass ich ihr zeige, dass ich mich für sie und ihre Angelegenheiten interessiere. Wenn ich sie dann aber auf ihre Gefühle oder Gedanken anzusprechen versuchte, kam oft nichts von ihr.
Ich finde es ertsaunlich, dass du so fragst. Kannst du dir wirklich nichts darunter vorstellen oder kokettierst du da jetzt nur mit, weil deine Frau nicht deutlicher werden konnte?
Nein - ich kann für mich den Begriff nicht in Worte fassen und damit auch nicht definieren, was meiner Frau grad zu fehlen scheint. Hab halt den Eindruck, dass sie selbst nicht weiß wasihr fehlt oder was sie haben möchte.
Hast du denn den Eidnruck, dass deine Frau und du euch emotional nahe stehen?
Sagen wir es mal so: Es könnte besser sein. Aber wie soll ich das machen? Wie kann ich es schaffen, dass sie über ihre Gefühle und Gedanken spricht? Mehr als fragen, kann man doch nicht, oder?

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Zwackel
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Beitrag Mo., 02.08.2010, 09:11

uclement hat geschrieben: Sagen wir es mal so: Es könnte besser sein. Aber wie soll ich das machen? Wie kann ich es schaffen, dass sie über ihre Gefühle und Gedanken spricht? Mehr als fragen, kann man doch nicht, oder?
Lieber uclement,
ich glaube, das Problem liegt nicht wirklich darin, dass sie nicht über ihre Gefühle sprechen kann, sondern Du zeigst deine Gefühle zu wenig, bzw hast große Schwierigkeiten in Worte zu fassen was emotional bei dir vorgeht !

Diese Schwierigkeiten, und eine gewisse Unbeholfenheit im Umgang mit Gefühlen, zeigen sich allein schon darin, dass du anscheinend wirklich keine konkrete Vorstellung hast, was man unter "emotionale Nähe" verstehen könnte und auch darin, dass du im Ernst glaubst, "mehr als fragen kann man doch nicht".

Natürlich kann man mehr als fragen ! Man kann zum Beispiel versuchen, sich in den anderen einzufühlen und so nachzuempfinden, was im anderen vorgeht.
Frauen können das in der Regel gut und erwarten auch von ihrem Partner eine gewisse Empathiefähigkeit. Sie wollen oft ihren Mann nicht direkt mit der Nase auf das Problem stoßen müssen (indem sie ihm einfach ganz direkt sagen, was Sache ist), sondern hoffen -leider meist vergeblich - dass er von selbst darauf kommt, so wie sie es z. B. von ihrer besten Freundin oder Schwester gewohnt sind.
Leider haben damit aber sehr viele Männer so ihre Schwierigkeiten, weil sie einfach anders ticken.
So entstehen Konflikte und Missverständnisse, die letzlich auf den Unterschieden zwischen den Geschlechtern beruhen.

An deiner Stelle würde ich mit ihr sprechen und ihr sagen, dass du sie sehr gerne besser verstehen würdest, aber dass es dir nunmal leider sehr schwerfällt ihre Gefühle zu erspüren und nachzuempfinden, wenn sie dir nicht direkt sagt, was ihr fehlt und was du tun könntest.
Viel Glück !
LG, Zwackel
Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)

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uclement
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Beitrag Mo., 02.08.2010, 10:08

@Zwackel

Danke für deine Antwort. Auch wenn es mir schwerfällt es zuzugeben: Ich glaub du hast da gar nicht so unrecht, dass ich meine Gefühle ihr gegenüber nicht richtig mitteile bzw. auch nicht in Worte fassen. Hab es anscheinend nie richtig gemacht. Aber wie macht man dass? Reicht doch nicht, dass ich sage, "Man, ich fühl mich heute total getresst" und dann zu erzählen, warum ich getresst bin

Hast du noch ein paar Tipps? Die Erklärung das es "Geschlechterspezifisch ist" mag zwar stimmen, aber es muss doch möglich sein, sich in die Gefühlswelt der Frau zu versetzen, oder meinst du nicht? Was kann ich als Mann dafür tun? Oder sollte ich da zu vielleicht einen anderen Forumseintrag eröffnen, der sich mit dieser Frage beschäftigt?

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Blutmond
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Beitrag Sa., 07.08.2010, 14:37

uclement hat geschrieben:...meine Gefühle... nicht in Worte fassen (kann). ... Aber wie macht man dass? Reicht doch nicht, dass ich sage, "Man, ich fühl mich heute total getresst" und dann zu erzählen, warum ich getresst bin
Ich glaube gerade das ist auf jeden Fall zuwenig. Du teilst dabei zwar deine Gefühle und deinen Stress mit (was gut ist und eigentlich einer emotionalen Nähe dienen sollte). Doch in den meisten Fällen spürt eine Frau schon, dass ihr Partner gestresst ist und braucht so eine Bestätigung nur bedingt. Viel mehr würde es bringen, wenn du dabei die Einsicht brächtests, dass auch deine Frau dabei einen stressigen Tag hinter sicht hat. Es soll nicht heißen, dass du über deine Sorgen und Gefühle nicht sprichst, sondern, dass du die deiner Frau dabei nicht vergisst und die empfindest wie deine eigenen. Genau das erlaubt den Frauen ihre eingeborene Empatie und genau das erwarten sie meist vergeblich von ihren Männern.

Es ist aber etwas, was man im gewissen Maße lernen kann.
Zwackel hat geschrieben:An deiner Stelle würde ich mit ihr sprechen und ihr sagen, dass du sie sehr gerne besser verstehen würdest, aber dass es dir nunmal leider sehr schwerfällt ihre Gefühle zu erspüren und nachzuempfinden, wenn sie dir nicht direkt sagt, was ihr fehlt und was du tun könntest.
Zu dem, was Zwackel schon geschrieben hat, kannst du deine Frau dabei auch fragen: Wie war dein Tag? Und sich Mühe geben sich in diesen Tag zu versetzen, den quasi zu erleben versuchen. Manchmal reicht uns als Antwort auch nur eine innige und tröstende Umarmung. (MANCHMAL!)

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mitsuko
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Beitrag Sa., 07.08.2010, 16:01

Blutmond hat geschrieben:Genau das erlaubt den Frauen ihre eingeborene Empatie und genau das erwarten sie meist vergeblich von ihren Männern.
Ist ja spannend, Frauen ist die Empathie also eingeboren und den meisten Männern dementsprechend dann ja wohl eher nicht.

Wenn das so ist, ist es dann nicht völlig idiotisch, von den Männern etwas zu erwarten, zu was sie schon rein biologisch nicht oder nur eingeschränkt fähig sind? Oder überfordert so eine Frage dann wieder das logische Denkvermögen der meisten Frauen?

Wo wir schon bei Klischees sind...


Eremit
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Beitrag Sa., 07.08.2010, 16:16

Erstens ist Empathie nicht gleich Empathie. Männer wie Frauen haben ihre eigene Form von Empathie, deckt ja (Jäger-Sammler-technisch) verschiedene Bereiche ab.

Zweitens sollte man auch nicht auf die kulturellen Unterschiede vergessen, vor allem bezüglich Erziehung. Das prägt.

Drittens ist das auch wieder von Individuum zu Individuum unterschiedlich...

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Blutmond
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Beitrag Sa., 07.08.2010, 17:17

mitsuko hat geschrieben:Ist ja spannend, Frauen ist die Empathie also eingeboren und den meisten Männern dementsprechend dann ja wohl eher nicht.

Wenn das so ist, ist es dann nicht völlig idiotisch, von den Männern etwas zu erwarten, zu was sie schon rein biologisch nicht oder nur eingeschränkt fähig sind?
Klischees zu bedienen war nicht meine Absicht. Männer sind nicht unfähiger Empatie zu empfinden, sie tun es anders. Und wenn sie wissen, wie die Frauen ticken, können sie auch lernen darauf einzugehen. Wenn ich Uclements Frau etwas raten könnte, hätte ich ihr empfohlen sich damit zu beschäftigen, wie Männer solch emotionale Nähe empfinden und nicht aus Trotz einfach in den Raum zu werfen: "Nadann kann man es dir nicht erklären, wenn du's nicht weißt"

Und es ist nicht minder idiotisch von einem Menschen emotionale Nähe zu verlangen, ohne zu erklären, was man damit meint. Jeder versteht etwas ganz eigenes darunter. Meine Absicht war Uclement vielleicht einen Denkanstoß zu geben, ihn aber dabei keineswegs zu beleidigen. Für mich "kokettiert" er nicht mit der Frage, sondern sucht Unterstützung, um die zu lösen

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mitsuko
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Beitrag Sa., 07.08.2010, 17:31

Ich halte nicht so viel von diesen Thesen, dass Frauen und Männer quasi jeweils chinesisch lernen müssen, um einander zu verstehen. Meine Erfahrungen bestätigen das nicht.
Blutmond hat geschrieben:Und es ist nicht minder idiotisch von einem Menschen emotionale Nähe zu verlangen, ohne zu erklären, was man damit meint.
Da gebe ich dir allerdings vollkommen recht mit. Die Frage ist, ob sie selbst weiß, was sie damit meint. Immerhin besteht eine Beziehung aus 2 Menschen, die den emotionalen Nähegrad miteinander irgendwie ausgehandelt haben.
Blutmond hat geschrieben:Für mich "kokettiert" er nicht mit der Frage, sondern sucht Unterstützung, um die zu lösen
Ja natürlich, das hat er ja auch so gesagt.


Eremit
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Beitrag Sa., 07.08.2010, 18:02

uclement, was würdest Du eigentlich von einer Paartherapie halten?

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uclement
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Beitrag So., 08.08.2010, 16:30

Vielen Dank für eure Beiträge in der Zwischenzeit.

Ich habe in den letzten Monaten verschiedene Literatur gelesen. Diese bestätigen, dass Frau und Mann anders "kommunizieren" bzw. "Gefühle empfinden". Das finde ich nicht abwertend oder Klischeehaft. Sind es nicht gerade die Dinge, die uns unsere Partner so begehrenswert machen? Ich finde es total wichtig für mich, dass meine Frau in verschiedenen Situationen anders reagiert als ich und sie auch anders bewertet. Dadurch ergeben sich Gespräche und auch gemeinsame Überlegungen.

Da haben wir aber das Problem: Geht es um "andere" oder um "Sachen", dann klappt das mit der Kommunikation. Nur nicht, wenn es um die "persönlichen" und "unsere Zwischenmenschlichen" Dinge geht. Daraus schließe ich, dass ich als Mann es nicht geschafft habe ihr Vertrauter oder Freund zu werden, sondern "nur" ein Partner.

Das Thema "Paartherapie" ist noch nicht direkt besprochen worden. Ich denke für meinen Teil, das es mir schwer fallen würde, mich einer Person zu öffnen, wenn ich ihr gegenüber sitze. Daher wähle ich auch eher den anonymeren Weg über das Internet. Einfach, weil es mir dann einfacher fällt "mich bloß zu stellen".


Eremit
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Beitrag So., 08.08.2010, 16:45

uclement hat geschrieben:Das Thema "Paartherapie" ist noch nicht direkt besprochen worden. Ich denke für meinen Teil, das es mir schwer fallen würde, mich einer Person zu öffnen, wenn ich ihr gegenüber sitze.
Das heißt zumindest, daß Du Dein Defizit hinsichtlich emotionaler Offenheit selbst siehst. Was aber wiederum eine Paartherapie rechtfertigen würde. Das wäre auch eine Kampfansage an die Krise zwischen Dir und Deiner Frau, meinst Du nicht?

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mitsuko
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Beitrag So., 08.08.2010, 16:55

uclement hat geschrieben: Daher wähle ich auch eher den anonymeren Weg über das Internet. Einfach, weil es mir dann einfacher fällt "mich bloß zu stellen".
Veständlich. Was eine Paartherapie ggf. leisten kann, kann dieses Forum jedoch nie und nimmer.

Erzählst du eigentlich deiner Frau von den Gedanken die du dir jetzt so machst und würde sie eher eine Paartherapie ins Auge fassen als du?

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Zwackel
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Beitrag So., 08.08.2010, 17:09

uclement hat geschrieben:Ich denke für meinen Teil, das es mir schwer fallen würde, mich einer Person zu öffnen, wenn ich ihr gegenüber sitze. Daher wähle ich auch eher den anonymeren Weg über das Internet. Einfach, weil es mir dann einfacher fällt "mich bloß zu stellen".
Lieber uclement,
aus diesen Zeilen klingt eine große Angst davor, Gefühle offen zu zeigen, so als ob du dich in den Augen eines anderen geradezu erniedrigen ("bloß stellen") würdest, wenn du ihm sagst, was du fühlst.

Ich vermute (!), dass es auch deiner Auffassung von Männlichkeit widerspricht, dich so zu öffnen, weil es in deinen Augen womöglich ein Eingeständnis von "Schwäche" wäre, Gefühle, Ängste, geheime Sehnsüchte etc. zuzugeben und zu formulieren.

Aber genau das, so glaube ich, ist es, was deine Frau von Dir erwarten würde und was euch beide einander annähern würde, was sie unter Emotionaler Nähe versteht.
Ich bin mir sicher, dass sie es keineswegs als Anzeichen von Schwäche oder mangelnder "Männlichkeit" auffassen würde, wenn du ihr mehr von deinen Gefühlen offenbaren würdest - im Gegenteil !

Dazu ist es natürlich erst einmal notwendig, das Du Dir deiner eigenen Emotionen bewusst wirst.
Viele Menschen, nicht nur Männer, haben Schwierigkeiten ihre Gefühle überhaupt zu spüren, verschiedene Emotionen voneinander klar abzugrenzen, und sie jemand anderem mitzuteilen.
Das liegt oft an der Erziehung im Elternhaus, in der auf die Gefühle des Kindes nicht viel Rücksicht genommen wurde ("Ein Indiander kennt keinen Schmerz"), oder der späteren Sozialisation in der Schule usw., wo es wichtig war immer möglichst "cool" zu wirken.

Um wieder in Kontakt mit deiner eigenen Gefühlswelt zu kommen, könnte dir eine Therapie bestimmt helfen.
Ich hatte ähnliche Probleme - bei mir hat's viel gebracht !

LG, Zwackel
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