Klinikaufenthalt /stat.Therapie/ stat.Reha-was ist was?

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Hamna
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 58
Beiträge: 7210

Klinikaufenthalt /stat.Therapie/ stat.Reha-was ist was?

Beitrag Sa., 31.07.2010, 00:31

Am Mittwoch sagte mein Psychiater, es wäre wirklich besser für mich, in eine Klinik zu gehen, damit es mit mir mal langfristig aufwärts geht und er sieht es so, dass ich da kaum drum herum komme.

Nun habe ich ja einem ambulanten psychiatrischen Pflegedienst an die Seite bekommen (heute war das erste Gespräch zum gegenseitigen Kennenlernen) und da dieser Pflegedienst sich unter anderem der Vermeidung bzw. Verkürzung von Klinikaufenthalten verschrieben hat, dachte ich, ich sage ihm besser, dass mein Psychiater den Pflegedienst für mich weniger zur Vermeidung als eher zur Vorbereitung (vorher noch gewisse Dinge zu regeln) auf einen Klinikaufenthalt sieht.

Ich habe heute wohl abwechselnd von "Klinikaufenthalt" und "stationärer Therapie" gesprochen, da das für mich bisher dasselbe war. Der Mann vom Pflegedienst sagte dann aber, dass es einen großen Unterschied macht, ob es sich jetzt um einen Klinikaufenthalt oder eine stationäre Reha handelt.

Ähm, stationäre Reha ist für mich nun aber ein dritter Begriff und somit wieder was anderes als stationäre Therapie.

Was ist denn nun was?

Also, er sagte, ein Klinikaufenthalt ist für akute Krisen, um schnell wieder "runterzukommen", da "liegen" dann auch schon mal 20 Leute auf einer Station, und das ganze wäre alles andere als ruhig und gemütlich.

Eine stationäre Reha wäre mit einem umfangreichen Therapieangebot verbunden, wo man intensiv mit mir arbeitet und das Ziel ist, mich stabilisiert und mit einem breiten Wissen an langfristigen Selbsthilfemaßnahmen zu entlassen. Also praktisch "Therapie, die volle Dosis", so übersetze ich es mir jetzt mal.

Nun bin ich verwirrt!

Mein Psychiater sprach also ausschließlich von "Klinikaufenthalt", ich verstand "stationäre Therapie", der Pfleger sagt "stationäre Reha".

Wie auch immer, der Pfleger sagte heute, das sei ja jetzt auch nicht akut, ich solle mich damit noch nicht verrückt machen. Sicher hat er Recht und so toll das Gespräch mit ihm insgesamt auch war, in dem Moment fühlte ich mich etwas "abgewürgt".

Kann mir hier jemand ein bisschen Klarheit in die Begriffe bringen?

Werbung

Benutzeravatar

estelle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1767

Beitrag Sa., 31.07.2010, 00:42

Hallo Rilke,
unter Klinikaufenthalt verstehe ich jetzt mal die Akutpsychiatrie, wo man in akuten Krisen aufgenommen
werden kann.
Eine stationäre Therapie(stat. Reha) muß beantragt werden und genehmigt.Vielleicht weiß es ja noch
jemand etwas genauer.
Möglicherweise kann auch während eines Klinikaufenthaltes eine stationäre Therapie beantragt werden,
und im Anschluß an den Klinikaufenthalt machst du eine Reha.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Hamna
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 58
Beiträge: 7210

Beitrag Sa., 31.07.2010, 00:49

Violetta 2009 hat geschrieben:unter Klinikaufenthalt verstehe ich jetzt mal die Akutpsychiatrie, wo man in akuten Krisen aufgenommen werden kann
Also, wenn ich jetzt gar nicht mehr im Leben zurecht käme oder z. B. akut suizidal wäre - somit ist die Behandlung dort auch überwiegend auf die Gabe von AD's beschränkt?
Also so, wie man es in Filmen immer noch gern darstellt: das Ruhigstellen durch Medikamente (vielleicht auch noch mit zusätzlicher Fixierung)? Das jedenfalls kam mir heute in den Sinn, als ich hörte "um schnell wieder runterzukommen"

Na, das werde ich beim nächsten Termin aber auf jeden Fall noch mal klären mit meinem Psychiater, wie er auf so eine Sch***-Idee kommt

Benutzeravatar

salonkatze
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 30
Beiträge: 56

Beitrag Sa., 31.07.2010, 00:59

Ja, eigentlich stehen die Antworten bei dir ja schon drin.
Ein stationärer Klinikaufenthalt dient der Stabilisierung in akuten Fällen.
Es wird hier nur daran gearbeitet die aktuelle Symptomatik zu verbessern. Dies läuft dann meist medikamentös ab und gelegentliche Arztgespräche, die auch dazu dienen eine schnelle Besserung zu erzielen. Natürlich auch mit therapeutischen Elementen, aber es geht um Stabilisierung der psychischen Verfassung.
Zum Unterschied dazu gibt es die stationäre Therapie bzw. Reha. Hier ist der Schwerpunkt anders. Natürlich geht es auch um eine Verbesserung der psychischen Verfassung und auch um Stabilisierung. Dass Tagesprogramm ist aber anders gestrickt. Hier wird mehr therapeutisch gearbeitet, es gibt Einzelgespräche, Gruppentherapie ect.
Ein Beispiel: Eine Person mit Depressionen.
--> Klinikaufenthalt: Die Person ist schwer in der Krise. Muss vielleicht medikamentös (anders) eingestellt werden. Oder braucht kurzfristig einen umfassenderen Rahmen der ärztlichen Versorgung, um einer Eigengefährung aus dem Weg zu gehen,oder, oder , oder...
--> stationäre Therapie: Die Person versucht mit diesem Modell den Depressionen auf den Grund zu gehen mit verschiedenen Therapieangeboten. Der Vorteil hier liegt darin, in einem "kurzen" Zeitraum an seinen Problemen zu arbeiten, was im ambulanten Rahmen länger dauern würde.
Dass ist ein wenig verkürzt dargestellt, aber vielleicht hast du eine bessere Vorstellung zur Unterscheidung.
ich würd aber deinen Arzt nochmal fragen, was er nun meinte. Klingt aber mehr nach stationärer Therapie.
LG Salonkatze
Zuletzt geändert von salonkatze am Sa., 31.07.2010, 01:43, insgesamt 1-mal geändert.
Es hat keinen Sinn zu warten bis es besser wird, dass bißchen besser, wär das Warten nicht wert!

Werbung

Benutzeravatar

salonkatze
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 30
Beiträge: 56

Beitrag Sa., 31.07.2010, 01:02

Ach ja, bei der stationären Therapie muss gesondert ein Antrag gestellt werden.
Beim Klinikaufenthalt reicht ne Einweisung.
Es hat keinen Sinn zu warten bis es besser wird, dass bißchen besser, wär das Warten nicht wert!

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Hamna
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 58
Beiträge: 7210

Beitrag Sa., 31.07.2010, 01:05

Und noch was - es betrifft schon die Begriffs-Klärung, geht aber über den Thread-Titel hinaus:

Psychiatrie ist für mich eindeutig was anderes als Psychotherapie - wo ist denn aber eigentlich der Unterschied? Ich fühle mich gerade im Fachbereich Psychiatrie gar nicht so gut aufgehoben, zumindest nicht, wenn es sich darauf beschränkt. Wo bleibt denn die Psychotherapie?

Und ist die klassische Psychoanalyse eigentlich eher Psychotherapie oder Psychiatrie?

Ich hatte gehofft, von meinem Psychiater eher sowas wie weitere Möglichkeiten für mich in der Psychotherapie aufgezeigt zu bekommen.

Bin ich denn in der Psychiatrie überhaupt richtig mit meiner Diagnose "rezidivierenden Depression, schwere Episode" (oder so)?

Mann, ich hoffe, das lesen hier die richtigen Leute, die sich mit sowas auskennen, ich kriege gerade Panik, in der falschen medizinischen Sparte zu landen (und hängen zu bleiben)

Oder wen könnte ich da im RL fragen, hat jemand eine Idee?

Hat Psychotherapie überhaupt was mit Medizin zu tun? Dreh ich gerade ein bisschen durch?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Hamna
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 58
Beiträge: 7210

Beitrag Sa., 31.07.2010, 01:09

salonkatze hat geschrieben:Klingt aber mehr nach stationärer Therapie.
Naja, ich weiß nicht. Ich war ziemlich aufgelöst, als ich bei ihm war, und wie gesagt, er sprach immer nur von Klinikaufenthalt

Und was ist nun der Unterschied zw. stationärer Therapie und stationärer Reha???

Benutzeravatar

salonkatze
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 30
Beiträge: 56

Beitrag Sa., 31.07.2010, 01:21

Ich würde die Psychiatrie nicht grundsätzlich verteufeln.
Ich denke, die Mischung macht es aus.
Wenn du an Depressionen leidest, bekommst du vermutlich AD von deinem Psychiater. Es wird, zumindest sollte es so sein, eine Besserung bei dir entstanden sein.
Wenn du jetzt das Gefühl hast, du bist stabil und möchtest deinen Depressionen auf den Grund gehen, wäre eine Psychotherapie ganz sinnvoll.
Die Unterscheidung zwischen den Berufszweigen Psychiater/ Psychologe ist ja hier auf der Homepage gut beschrieben.
Ein Psychiater geht die Sache halt aus einem anderen Blickwinkel an, als es ein Psychologe tun würde.
Runtergebrochen: Ein Psychiater eher das Körperliche, der Psychologe das Seelische.
Du kannst ja mal deinen Psychiater fragen, wie er zu einer Psychotherapie in deinem Fall stehen würde.
Und wie ich am Anfang schon sagte, die Mischung macht´s
Es hat keinen Sinn zu warten bis es besser wird, dass bißchen besser, wär das Warten nicht wert!

Benutzeravatar

salonkatze
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 30
Beiträge: 56

Beitrag Sa., 31.07.2010, 01:28

Um dir ein wenig die Angst zu nehmen... Falls er Klinikaufenthalt meinte, im Sinne, dass du dich dort erstmal stabilisieren sollst, könnte man immer noch eine Tagesklinik zwischenschalten. D.h. du lebst zu Hause und suchst tagsüber die Klinik auf. Dort wird man auch umfassend behandelt und nicht nur medizinisch, sondern auch therapeutisch. Der Vorteil ist halt, dass man noch zu Hause lebt, und nicht ganz aus seinem Alltag gerissen wird... Falls es denn überhaupt in die Richtung geht?!
Es hat keinen Sinn zu warten bis es besser wird, dass bißchen besser, wär das Warten nicht wert!

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Hamna
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 58
Beiträge: 7210

Beitrag Sa., 31.07.2010, 01:50

salonkatze hat geschrieben:Wenn du an Depressionen leidest, bekommst du vermutlich AD von deinem Psychiater. Es wird, zumindest sollte es so sein, eine Besserung bei dir entstanden sein.
Zumindest bin ich nicht mehr suizidal, paranoid, habe keine Panikattacken mehr und verletzte mich nicht mehr selbst
salonkatze hat geschrieben:Du kannst ja mal deinen Psychiater fragen, wie er zu einer Psychotherapie in deinem Fall stehen würde.
Ja, eine VT habe ich ja schon hinter mir (45 Std), die hat auch letztendlich viel gebracht, leider war der Erfolg nicht von Dauer.

Darum dachte ich ja auch, man müsste vielleicht noch mal eine andere Therapieform versuchen.
salonkatze hat geschrieben:eine Tagesklinik zwischenschalten
Ja, das wäre super, es gibt auch eine sehr gute hier ganz in der Nähe.

Danke erstmal für deine Hilfe und Anregungen, auch dir Violetta

Benutzeravatar

salonkatze
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 30
Beiträge: 56

Beitrag Sa., 31.07.2010, 01:58

gern geschehen
Es hat keinen Sinn zu warten bis es besser wird, dass bißchen besser, wär das Warten nicht wert!

Benutzeravatar

estelle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1767

Beitrag Sa., 31.07.2010, 09:20

Rilke hat geschrieben:Und ist die klassische Psychoanalyse eigentlich eher Psychotherapie oder Psychiatrie?
Die klassische Analyse ist Psychotherapie, ich machte sie bei einem psychologischem Psychotherapeuten,
oder vielleicht nannte es sich auch analytische Psychotherapie, bin mir jetzt nicht mehr ganz sicher.
Das ist auch intensiv mit 3-4 Wochenstunden.

salonkatze hat geschrieben:Natürlich auch mit therapeutischen Elementen, aber es geht um Stabilisierung der psychischen Verfassung.
In der Psychiatrie gibt es auch Gruppen- und Einzelgespräche,Kunsttherapie usw.
Zuletzt geändert von estelle am Sa., 31.07.2010, 13:02, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar

pinguin
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 38
Beiträge: 62

Beitrag Sa., 31.07.2010, 09:45

Rilke hat geschrieben:
Und was ist nun der Unterschied zw. stationärer Therapie und stationärer Reha???
Liebe Rilke,
ich kann dir nur aus meinen Erfahrungen berichten.

Eine stationäre Therapie wird in einem Krankenhaus gemacht, dafür braucht man eine Einweisung des Arztes. Dort finden auch gruppengespräche, Einzeltherapie, Ergotherapie, Kunsttherapie und ähnliche angebote statt... hängt so ein bisschen von der Klinik ab.

Eine stationäre Reha wird bei der Rentenversicherung beantragt und findet auch in einer Klinik statt.
Mit ähnlichen Angeboten wie oben besprochen..

Die stationäre Therapie dient dazu, dich zu stabilisieren, und dich aus einer akuten Krisensituation wieder aufzubauen. Meist kann man aus einer Notsituation (selbsteinweisung in einer krise zum Beispiel) direkt in eine stationäre Therapie wechseln.

Die stationäre Reha wird meist im Anschluss daran gemacht, die Anträge dauern aber erfahrungsgemäß viel länger. Die Reha dient oft dazu, dich wieder "Arbeistfähig" zu machen, oder dir eine Auszeit zu gönnen, wenn du keine akut stationäre Therapie benötigst..

Das alles kann dir dein Thera oder dein hausarzt genauer erklären.

Ich war bereits zweimal in einer stationären Therapie mit ganz unterschiedlichen Erfolgen, und kämpfe jetzt gerade mit der Rentenversicherung um eine Reha zur Erhaltung der Arbeitsfähigkeit.
Wenn die reha wieder abgelehnt wird, ich habe bereits einspruch gegen die erste Ablehnung eingelegt, muss ich mir auch noch mal überlegen, ob eine stationäre Therapie für mich in frage kommt.
Aber das entscheide ich wenn ich aus dem urlaub wieder da bin...

VG
pinguin
Für den, der keinen Hafen hat, weht der Wind immer aus der falschen Richtung.
(Seneca)

Benutzeravatar

autumnflower
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 80
Beiträge: 358

Beitrag Sa., 31.07.2010, 11:46

Ich habe mich auch schon gefragt, wo eigentlich der Unterschied zwischen Reha und stat. Klinik liegt und weiss jetzt dank dieses Threads mehr.
Was mich noch interessieren würde ist, wie lange üblicherweise Aufenthalte in einer Tagesklinik, stationären Klinik und Reha sind?

LG
autumnflower


Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag