Wieder anfangen mit Medis??

Erfahrungsaustausch zur Begleitmedikation zur Psychotherapie (Psychopharmaka und pflanzliche Mittel). Achtung: dient nicht zur gegenseitigen Medikamentenberatung, die ausschließlich Fachärzten vorbehalten ist. Derartige Beiträge werden aus dem Forum entfernt.
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Mel77
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Wieder anfangen mit Medis??

Beitrag So., 13.08.2017, 23:19

Mein Mann hatte wegen Panikattacken 5 Jahre lang Trevilor genommen. Die letzten 2 Jahre hatte er schon von 150 mg auf 75, dann auf 37,5 reduziert und diesen Januar dann komplett abgesetzt. 7 Monate lang fühlte er sich "ohne" total super!
Seit etwa 1 Monat geht es ihm schlechter und wir fürchten, er hat einen Rückfall. Er möchte eigentlich nie wieder AD nehmen, denn darunter war er in der sch...egal Stimmung (auch mir gegenüber), absolut gar keine Libido, er war teils aggressiv, wollte nur alleine sein und schlafen. Trank zuviel, hatte keinen Nerv/Antrieb für seine Kinder, generell keine Eigeninitiative für überhaupt irgendwas ..
Von meiner Sicht aus ging es ihm mit AD viel schlechter als ohne. Aus seiner Sicht hatte er halt wenigstens keine Paniken mehr..

Mich würd mal interessieren: was empfindet ihr unter eurer Medikation? Habt ihr ein "normales" glückliches Leben, könnt ihr Freude empfinden? Ist aggressivität normal? Hat man noch Sex wie früher?
Oder muss man sowas in Kauf nehmen, nur damit man keine Paniken mehr hat?
Ist es vielleicht nur das falsche Medi gewesen??
Er hatte zuvor Seroquel genommen, aber damit war alles noch viel schlimmer!

Kann man , wenn man einmal AD genommen hatte, überhaupt längerfristig ohne leben? Oder ist das unrealistisch?

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lisbeth
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Beitrag Mo., 14.08.2017, 06:10

Hallo,

ich nehme seit 2014 ADs, weil ich einen Komplett-Zusammenbruch hatte. Es ging gar nix mehr bei mir.
Habe in der Zeit zweimal das Präparat gewechselt. Einmal gleich am Anfang, weil ich das erste Präparat nicht gut vertragen habe. Der zweite Umstieg war der Tatsache geschuldet, dass meine Ärztin und ich das Gefühl hatten, dass das aktuelle Präparat nicht mehr so richtig wirkt.
Aktuell nehme ich auch Venlafaxin/Trevilor. Habe letzten Sommer einen Absetzversuch unternommen, war sogar die Idee meiner Ärztin, aber der ging voll nach hinten los. Aber grundsätzlich wäre ich die Dinger auch lieber heute als morgen los.

Zu deinen Fragen: Ich sehe die ADs als "Hilfsmittel". Sie stabilisieren mich, ganz eindeutig. Sie machen (für mich) einen halbwegs normalen Alltag erst möglich. Und das ist für mich ziemlich wertvoll. Nebenwirkungen gibt es einige, wobei bei mir die Sch... Egal-Haltung nicht dazugehört. Das war nur ganz am Anfang beim Einschleichen so.

Was ich ganz wichtig finde: Die ADs bekämpfen nur die Symptome, die beseitigen nix. Das heißt konkret: Wenn dein Mann einfach nur die ADs nimmt, aber nichts an seinem Leben und seinen Einstellungen verändert, dann ist die Ursache seiner Probleme immer noch da und irgendwann feuert das dann wieder zurück, wenn die Tabletten abgesetzt sind.
Ist denn in den fünf Jahren irgendwas passiert im Hinblick auf Psychotherapie oä? Oder hat sein Arzt einfach das Rezept ausgestellt ohne mal zu sagen "Lieber Herr XY, Sie müssen auch selbst etwas an ihrem Leben verändern, dabei kann Ihnen ein/e Psychotherapeut/in helfen..."

Für mich persönlich sind ADs daher nur sinnvoll, wenn ich sie mit anderen Maßnahmen verbinde, die mir dabei helfen, mein Leben zu verändern. Zum Beispiel Psychotherapie, Körper- und Entspannungsübungen, die mir helfen, besser in Verbindung mit mir selbst zu bleiben. Im Grunde machen die ADs bei mir diese "Arbeit an mir selbst" erst möglich. Ohne die Medikamente wäre ich viel zu sehr neben der Spur und damit beschäftigt, permanent um mein Gleichgewicht zu kämpfen, um wirklich etwas zu ändern... Und mein Ziel ist und bleibt ein Leben ohne ADs.

Es gibt auch noch andere Wirkstoffe, die bei Panik gut helfen, die aber nicht die krassen Libido-Verlust-NW haben wie Venlafaxin. Und was auch wichtig ist, die für deinen Mann optimale Dosis herausfinden.Zum Glück hört meine Ärztin da auf mich und wir probieren dann solange rum, bis wir die passende Dosis gefunden haben. Und die ist oft deutlich niedriger als das, was die Bücher so als "Standard-Dosis" angeben.

Wenn dein Mann bei einem Psychiater/in ist, der/die auch zuhören kann und seine Patienten ernst nimmt, wäre es vielleicht nicht verkehrt, mal einfach ein offenes Gespräch zu suchen. Und auch seine Bedenken im Hinblick auf eine neue Medikation anmelden. Nachfragen, bis alle Fragen beantwortet sind. Die Alternative: Mit ständigen Panikattacken leben ist auch nicht so prickelnd, und da leidet ihr als Gesamtfamilie dann ja auch drunter.

Wenn er sich entschließt, wieder etwas zu nehmen, dann fände ich es wichtig, dass er parallel auch eine Therapie oä macht. Es gibt auch Selbsthilfegruppen. Egal was... Aber die "Atempause", die die Medikamente ihm verschaffen auch aktiv nutzen, um das zu verändern, was ihn in die Panik treibt. Und das heißt auch nicht, dass er lebenslänglich die ADs nehmen muss...

Alles Gute!
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― Anne Lamott


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Mel77
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Beitrag Mo., 14.08.2017, 07:26

Mhm, es ist für mich wirklich sehr schwierig, abzuschätzen, wie es ihm geht bzw wie ich ihm helfen könnte.

Wenn wir zb im Urlaub sind, er ausreichend schläft, keine Termine hat, dann ist er völlig symptomfrei. Da hat er absolut gar nichts, ist gänzlich "normal" bzw sogar sehr gut drauf! Das versteh ich halt nicht! Eine "krankheit" ist doch nicht in Urlaub weg und zuhause wieder da!??

Zuletzt hatte er nur noch 37,5 mg trevilor genommen. Also an der Dosis kann es nicht liegen, wobei de absetzerscheinungen schon schlimm waren. Der 1.versuch ging auch nach hinten los ubd der 2.klappte dann in einer klinik, weit weg von allem (Urlaub).

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alatan
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Beitrag Mo., 14.08.2017, 07:29

Den Aussagen von lisbeth kann ich zustimmen.
AD, die keine sexuellen Störungen machen, haben dafür andere Nebenwirkungen, z. B. die Gefahr massiver Gewichtszunahme.
Im Übrigen weisen schon jahrzehntealte Studien darauf hin, dass eine langfristige Einnahme von AD das Risiko erneute Depressionen erhöht, da es zu substanziellen Hirnveränderungen führt - also, es muss nicht einfach nur ein "Rückfall" sein, wenn man wieder erkrankt nach Absetzen der AD.

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lisbeth
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Beitrag Mo., 14.08.2017, 08:00

Hallo,
Mel77 hat geschrieben: Mo., 14.08.2017, 07:26 Wenn wir zb im Urlaub sind, er ausreichend schläft, keine Termine hat, dann ist er völlig symptomfrei. Da hat er absolut gar nichts, ist gänzlich "normal" bzw sogar sehr gut drauf! Das versteh ich halt nicht! Eine "krankheit" ist doch nicht in Urlaub weg und zuhause wieder da!??
vielleicht gibt es Dinge im Job, die ihn belasten oder unter Druck setzen? Das würde das ziemlich gut erklären... Ist aber nur eine Vermutung.

Nochmal die Frage: Hat dein Mann es schon mal mit Psychotherapie versucht? Vielleicht müssen es ja auch nicht unbedingt sofort wieder Medikamente sein, vielleicht ist eine Therapie sinnvoller, die ihm dabei hilft, mal genau/er hinzuschauen, welche Dinge er ändern könnte und die ihn dabei auch unterstützt, das dann tatsächlich zu verändern.
Und als Plan B kann man dann zusätzlich noch die Medis in der Hinterhand haben, falls sich die Symptome trotzdem weiter verschlimmern.
Mel77 hat geschrieben: Mo., 14.08.2017, 07:26 Mhm, es ist für mich wirklich sehr schwierig, abzuschätzen, wie es ihm geht bzw wie ich ihm helfen könnte.
Frag ihn doch direkt: Was wünschst du dir von mir, was brauchst du? Das ist bei jedem anders: Der eine möchte in Ruhe gelassen werden oder einfach etwas schönes zusammen machen, der andere möchte gerne drüber reden... Dein Mann wird schon eine Vorstellung davon haben, was ihm hilft - in der akuten Situation und auch darüber hinaus. Und das ist ja auch eine Chance, darüber ins Gespräch zu kommen....
Ganz wichtig aber auch für dich als Angehörige: Achte dabei auch deine Bedürfnisse, die dürfen dabei nicht komplett unter den Tisch fallen...
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― Anne Lamott


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Mel77
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Beitrag Mo., 14.08.2017, 08:51

Meine bedürfnisse... lustig..:-( Die fallen seither komplett weg! Das einzige, was ICH nun endlich bekomme, ist ein Hund, den ich mir gewünscht habe (als Ersatz weil er kein weiteres Kind mehr wollte).

Sein Job ist m.E. das größte Problem! Er arbeitet in seinem Familienunternehmen. Hat diesen Job eher aus Verpflichtung angenommen. Macht ihm null spass! Hat nur Ärger mir Bruder und Vater dort. Es kracht da täglich! Er sagt auch immer, in 10 Jahren hört er auf. Manchmal wünsche ich mir, er würde heute schon aufhören ubd sich was anderes suchen, aber das traut er sich nicht.

Ja er hatte damals Therapie. Die war ganz ok, wobei der Therapeut 3 Jahre jünger war als er und m.E. noch zu unerfahren. Ich weiss auch nicht, warum er sich so gegen alles sträubt! Es ist ihm alles zu anstrengend, dauert zu lange.. Ich sage ihm auch oft, dass er seine Themen nie aufgearbeitet hat. Aber dann wird er wieder aggressiv und beleidigend. Auf die Frage, was er braucht, sagt er: "6 Monate meine ruhe, alleine irgendwo weg sein, schlafen, gesunden". ICH sehe mich darin nicht, wobei er immer wieder sagt, wie sehr er mich liebt und braucht und er mich nie verlassen würde!

Ich weiss einfach nicht mehr weiter. Manchmal denke ich, ich sollte mich einfach trennen! Aber das will ich vorallem unseren Kindern nicht antun, die ihren Vater sehr lieben. Und ich lieb ihn ja (leider) auch sehr :-(

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