Sollte man Medikamente nicht nur in krassen Ausnahmesituationen nehmen?

Erfahrungsaustausch zur Begleitmedikation zur Psychotherapie (Psychopharmaka und pflanzliche Mittel). Achtung: dient nicht zur gegenseitigen Medikamentenberatung, die ausschließlich Fachärzten vorbehalten ist. Derartige Beiträge werden aus dem Forum entfernt.
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Alienia
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Sollte man Medikamente nicht nur in krassen Ausnahmesituationen nehmen?

Beitrag Sa., 01.10.2016, 20:46

Also jetzt mal ehrlich.

Ich frage mich, ob die heutigen Psychopharmaka überhaupt mal jemandem WIRKLICH geholfen haben. Auf Dauer.

Meine Theorie ist halt, dass ja in den Stoffwechsel des Gehirns eingegriffen wird:
Zum Beispiel werden depressive Emotionen dadurch abgeschwächt oder verschwinden ganz. Wenn man jetzt längere Zeit Antidepressiva nimmt, lernt man ja NIEMALS mit diesen Gefühl umzugehen und einen Weg zu finden, damit klar zu kommen. Bzw. die Depression durch eigene Fähigkeiten abzuschwächen.
Oder auch andere Medikamente, die dämpfen. Gefühle werden dadurch nicht mehr wahrnehmbar. Dadurch hat man auch keine Chance einen Umgang damit zu lernen.

Dann sehe ich immer Menschen die JAHRElang Medikamente nehmen.

Ich denke mir immer so WTF!?!!?!?! DIe werden sich ja so NIEMALS weiterentwickeln können. Und dadurch immer auf diese Medikamente angewiesen sein.
Ist das vielleicht sogar Absicht.

Ich mein, man vermeidet dann den harten, schmerzhaften Weg durch die tiefste S.C.H.E.I.ß.E.
Aber durch diesen Weg lernt man ja so unglaublich. Dadurch lernt man doch erst zu leben. Wenn man dadurch ist, kann einem so leich nichts mehr umhauen.

Aber nee. Man nimmt lieber Medikamente. Verweichlicht und nimmt sich jede Chance zu lernen und WIRKLICH zu leben. Wennn man das lange genug macht, denkt man braucht Medikament, weil man gar nicht mehr spürt, dass man das Alles auch allein kann.

Ich fnde es total schrecklich wie viele Menschen jahrelang Medikamente nehmen und gar nicht mehr klar kommen?

Oder gibt es tatsächlich Menschen die nach LÄNGERER Medikamenteneinnahme DANACH wirklich klar gekomen sind?
Hab ich noch nie gehört.
Eben immer eher das Gegenteil.
Die kommen dann immer weniger. Verweichlichen, werden auch fett durch die Medikamente. Fühlen sich durch das Übergewicht dann noch zusätzlch richtig BESCHISSEN, gehen gar nicht mehr raus.

Interessiert mich mal. Ob Medikamente wirklich irgendwas bringen.

Ich mein, die haben ja zusätzlich auch nocht die ÜBELSTEN Nebenwirkungen.
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Sarana
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Beitrag Sa., 01.10.2016, 21:16

Und wenn die Sch.eiße zu tief ist? Ich find Psychopharmaka alles andere als geil, aber wenn sie dabei helfen, wieder etwas besser klar zu kommen, um dann Therapie machen zu können, sind sie nun mal das geringere Übel. Kennst du wirklich nur "verweichlichte" Menschen, die Psychopharmaka nehmen und dann fett zu Hause rumsitzen?

Nochmal:
Manches ist zu krass, um ambulant behandelt zu werden. Und mit einer akuten Psychose, akuten Suizidgedanken, Panikattacken nonstop, was auch immer, kommt man auch nicht in Kliniken, in denen intensive Therapie gemacht wird - denn der Patient ist ja schon überfordert. Ihm fehlen ja schon die Möglichkeiten, mit der Sch.eiße fertig zu werden. Nimmt er Medikamente, die helfen, kann er dosiert lernen. Ohne permanent ums Überleben kämpfen zu müssen.
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Broken Wing
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Beitrag Sa., 01.10.2016, 21:24

Nein, die Dinger bringen nichts. Aber nicht aus den Gründen, die du angeführt hast.
Es wäre äußerst dumm, unnötig durch das Jammertal einer Depression zu waten. Das macht einen nicht stark, im Gegenteil. Es zeugt, wie schon geschrieben, von einer unübertroffenen Dummheit und zehrt einen aus, bis schlimmstenfalls zum Tod, für den Betroffenen gnädigerweise.
Es wäre also durchaus klug, wirksame Medikamente gegen Depressionen zu nutzen.

Aber leider ist unklar, wie eine Depression entsteht, wie viele Arten es gibt und dass alles Depression sein soll, was heute darunter vermarktet wird, darf bezweifelt werden. Die Sache mit den SSRI/SNRI ist glaubunwürdiger als die Lehre von den 4 Elementen, oder waren es am Ende 5?
Die Stimmungsaufhellung kann leicht erklärt werden über die anfänglichen Nebenwirkungen: Wenn dir 2-4 Wochen lang mal der Bauch schmerzt, der Mund vom Gähnen ständig so weit offen steht wie ein Scheunentor und du aus allen Körperöffnungen pfeifst, will ich gern deinen Zustand sehen, wenn alles plötzlich aufhört und du bloß wieder nur depressiv wirst + harmloses Gähnen. 20 Grad im Herbst sind was anderes als 20 Grad im Frühling. Im Herbst heißt es kühl, im Frühling warm.
Der Effekt lässt irgendwann nach und das Spiel geht von Vorne los. Das heißt dann wieder neu einstellen. In Wirklichkeit soll bloß die Plazebowirkung verstärkt werden.
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Alienia
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Beitrag Sa., 01.10.2016, 21:41

Sarana hat geschrieben: Manches ist zu krass, um ambulant behandelt zu werden. Und mit einer akuten Psychose, akuten Suizidgedanken, Panikattacken nonstop
siehe Überschrift.
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saffiatou
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Beitrag Sa., 01.10.2016, 21:50

was definierst Du als Ausnahmesituation??
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Sarana
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Beitrag Sa., 01.10.2016, 21:52

Alienia hat geschrieben:
Sarana hat geschrieben: Manches ist zu krass, um ambulant behandelt zu werden. Und mit einer akuten Psychose, akuten Suizidgedanken, Panikattacken nonstop
siehe Überschrift.
Aber was passiert, wenn die Ausnahmesituation mit Absetzen des Medikaments wieder eintritt?
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Broken Wing
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Beitrag Sa., 01.10.2016, 22:00

Medikamentös scheint es also nichts zu geben außer Plazebo. Letzteres könnte man nebenwirkungsärmer haben, aber dagegen hätten vermutlich ein paar Pharmafirmen ziemlich viel.

Nur bei Krankheiten, die unheilbar sind, wäre das Leiden angebracht.

Im Zweifel ist es besser, ein 0/8/15-Mensch zu sein als ein Stephen Hawking, ganz zu schweigen vom wahrscheinlicheren Extremfall eines unglücklichen und nicht so genialen Hawking, die es sicher zahlreicher gibt. Wäre ich ein Arzt, ich würde mich immer gegen die Krankheit entscheiden, auch wenn Not Menschen erfinderisch macht, also auch eine Krankheit ihre guten Seiten hat.
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saffiatou
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Beitrag Sa., 01.10.2016, 22:01

Alienia hat geschrieben:ch frage mich, ob die heutigen Psychopharmaka überhaupt mal jemandem WIRKLICH geholfen haben. Auf Dauer.
ich denke es gibt nur wenige Menschen, die diese Medis gerne einnehmen.

Was ich nicht verstehe, warum PSychopharmaka immer so verteufelt werden? Wenn ich hier im Forum lese, dann schlucken viele Unmengen Medis, aber genau diese wollen sie dann nicht nehmen, oder einige nehmen Drogen, und sind dann auch noch gegen diese "bösen" Psychopoharmaka.

Liegt es an der Vorsilbe "Psycho"?
oder eher daran, daß man zuwenig darüber weiß?
daß man vom Arzt nicht aufgeklärt wurde?

Mir haben sie sehr geholfen und unterstützen mich noch immer. Ich bin dankbar, daß es sie gibt und werde diese absetzen, wenn ich ohne klarkomme. Ich nehme nicht gerne Medis ein, aber manchmal geht es nicht.

Meine Ärztin geht sehr verantwortungbewußt mit der Verschreibung um, ich muss zu jeder Sprechstunde genau über die Wirkung, Nicht-Wirkung und Nebenwirkungen berichten und wir überlegen, ob gewechselt werden sollte....
Alienia hat geschrieben: Meine Theorie ist halt, dass ja in den Stoffwechsel des Gehirns eingegriffen wird:
JA! Und wenn der Stoffwechsel nicht funktionniert? Wenn Du eine nicht funktionierende Schilddrüse hast? Was dann?
Alienia hat geschrieben:Aber nee. Man nimmt lieber Medikamente.
Eine harte Aussage! Nimmst Du Schmerzmittel? oder anderes?

Manchmal geht es einfach nicht anders.
Alienia hat geschrieben:Ich mein, die haben ja zusätzlich auch nocht die ÜBELSTEN Nebenwirkungen.
siehe oben, es liegt an Dir das mit dem Arzt zu besprechen. Aber wenn eine ganz tiefe Depri da ist, dann helfen diese Medis eine Weile und mir haben sie das Leben gerettet.

Deine Sichtweise ist einseitig

Saffia
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Blume1973
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Beitrag So., 02.10.2016, 08:40

@ Safflatou

Ich bin da ganz bei dir!!

Liebe Grüße
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kaja
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Beitrag So., 02.10.2016, 09:06

Das impliziert ja das z.B. Depressionen zu haben (oder nicht zu haben) eine reine Willensentscheidung ist.
Damit lässt man die physischen Aspekte einer solchen Erkrankung ja komplett unter den Tisch fallen und reduziert das Ganze auf einen reinen Selbsterfahrungstrip.

Eine einseitige und nicht zutreffende Sichtweise.
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Broken Wing
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Beitrag So., 02.10.2016, 10:13

Hatten wir das nicht schon mal? Mutter Theresa, die aus ähnlichen Gründen ihren Opfern Medikamente vorenthalten haben soll?
So sind Mütter halt.
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Broken Wing
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Beitrag So., 02.10.2016, 10:25

Aber die TE prangert zwischen den Zeilen auch an, dass die Medikamente nicht funktionieren. Fragt sich nur, wie es bei den meisten ohne Medikamente aussähe. Bei Depressionen denke ich, dass es gleich, wenn nicht besser aussieht. Kann mir bitte jemand mal erklären, wieso Medikamente, die bei jugendlichen Suizidneigung und Aggressionen auslösen, also symtome einer Depression, sich plötzlich bei Erwachsenen als Antidepressiva entpuppen? Wo gibt es das sonst noch? Über die unterschiedliche Dosierung rede ich selbstverständlich nicht, das liegt ja auf der Hand.
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Kaonashi
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Beitrag So., 02.10.2016, 10:49

Ich sehe Psychopharmaka wie andere Medikamente auch. Ein Standardbeispiel ist Insulin. Macht es einen Diabetiker schwach, wenn er Insulin nimmt, statt zu versuchen, ohne auszukommen?


kaja
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Beitrag So., 02.10.2016, 11:35

Broken Wing hat geschrieben:Kann mir bitte jemand mal erklären, wieso Medikamente, die bei jugendlichen Suizidneigung und Aggressionen auslösen, also symtome einer Depression, sich plötzlich bei Erwachsenen als Antidepressiva entpuppen? Wo gibt es das sonst noch?
Der Gehirnstoffwechsel eines Jugendlichen unterscheidet sich (schon im gesunden Zustand) massiv von dem eines Erwachsenen. Die Pubertät geht mit großen hormonellen und neurologischen Veränderungen einher.
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Broken Wing
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Beitrag So., 02.10.2016, 11:58

@ Kaja: OK, das ist mir klar. Der logische Sprung von einem lebensgefährlichen Medikament zum Lebensretter will mir dennoch nicht widerspruchslos gelingen. Diese Verwandlung kenne ich sonst von keinem Mittel, auch nicht von anderen Drogen.
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