Kein Antidepressivum wirkt....

Erfahrungsaustausch zur Begleitmedikation zur Psychotherapie (Psychopharmaka und pflanzliche Mittel). Achtung: dient nicht zur gegenseitigen Medikamentenberatung, die ausschließlich Fachärzten vorbehalten ist. Derartige Beiträge werden aus dem Forum entfernt.
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Angelheart80
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Kein Antidepressivum wirkt....

Beitrag So., 25.10.2015, 14:04

Hallo,

kann es sein, dass es bei manchen Menschen so ist, dass kein AD hilft oder ausreichend wirkt, dass man selbst eine - wenn auch nur geringe - Veränderung/Verbesserung spürt?

Also ich habe schon seit 2006 einige Medikamente, wenn auch dann mit Pausen dazwischen, ausprobiert. Aber eine wirkliche intensive Wirkung, außer derzeit Seroquel als Schlafmittel, was aber vor paar Monaten garnicht wirkte in der Richtung, habe ich nie festgestellt.

Oder erwarte ich nur zuviel oder merke ich es selbst garnicht und es ist doch eine Wirkung da?

Bin etwas verzweifelt, hat jemand Erfahrungen?

Danke,

Angelheart

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münchnerkindl
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Beitrag So., 25.10.2015, 17:03

Ne, das erlebst du schon ganz richtig. Es ist sehr unterschiedlich, wie stark Antidepressiva individuell wirken und es gibt Menschen, denen helfen die nicht. Scheint wohl auch was mit der Genetik zu tun haben, wie gut oder schlecht man auf die anspricht.

Ich habe zB die Tendenz, auf Antidepressiva hypomanisch zu werden anstatt dass nur die depressive Verstimmung weggeht, was auch wenig lustig ist.

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Candykills
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Beitrag So., 25.10.2015, 17:53

Schon mal Augmentation mit Seroquel Prolong ausprobiert?
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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münchnerkindl
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Beitrag So., 25.10.2015, 18:29

Candykills hat geschrieben:Schon mal Augmentation mit Seroquel Prolong ausprobiert?

Das wird wohl kaum den gewünschten antidepressiven Effekt bringen, ausser der sehnlichste Wunsch den man hat ist, den ganzen Tag schläfrig zu sein.

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Candykills
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Beitrag So., 25.10.2015, 19:05

münchnerkindl hat geschrieben:
Candykills hat geschrieben:Schon mal Augmentation mit Seroquel Prolong ausprobiert?

Das wird wohl kaum den gewünschten antidepressiven Effekt bringen, ausser der sehnlichste Wunsch den man hat ist, den ganzen Tag schläfrig zu sein.
Das stimmt so nicht. Wenn man die Prolong als Augmentation zu einem anderen AD (zum B. Ssri) nimmt, ist man kaum schläfrig und zu dem hat auch seroquel Prolong als Monopräparat schon eine nachgewiesene antiddepressive Wirkung. Als Augmentation stehen die Chancen nicht schlecht, dass das AD dann endlich wirkt.
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münchnerkindl
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Beitrag So., 25.10.2015, 19:17

Candykills hat geschrieben: Das stimmt so nicht. Wenn man die Prolong als Augmentation zu einem anderen AD (zum B. Ssri) nimmt, .

Seroquel ist kein Antidepressivum sondern ein Neuroleptikum (Antipsychotikum), und zwar ein niedrigpotentes. Und niedrigpotente Neuroleptika machen ALLE müde (haben dafür nur eine eher geringe antipsychotische Wirkung). Deswegen werden sie auch, in geringen Dosen als nicht süchtigmachendes Schlafmittel verschrieben.

Bei manchen Betroffenen von Depressionen helfen niedrig dosierte Neuroleptika, das endlose negative Gedankenkreisen und Ängste zu reduzieren, was dann indirekt die schlechte Stimmung abschwächt, darüber hinaus hat das Seroquel keinen Effekt auf die Depressivität selbst, Neuroleptika (alle, auch Seroquel) können sogar Depressionen auslösen/verschlimmern, da sie eben müdemachend wirken und den Dopaminspiegel verringern.

Und Prolong bedeutet, dass die Abgabe der Substanz in den Körper über einen längeren Zeitraum verteilt passiert. Man hat also einen längeranhaltenden Müdigkeitseffekt als von dem normale Seroquel.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am So., 25.10.2015, 19:28, insgesamt 3-mal geändert.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 25.10.2015, 19:22

Candykills hat geschrieben: Als Augmentation stehen die Chancen nicht schlecht, dass das AD dann endlich wirkt.

Was kompletter Schwachsinn ist.

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Candykills
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Beitrag So., 25.10.2015, 20:29

Nur weil du eine andere Meinung oder Erfahrung hast ist meine nicht schwachsinnig, sondern gängige Praxis.

Für mich ist die Diskussion hiermit beendet, die TE kann hoffentlich einen Nutzen aus dem bisherigen Geschriebenen ziehen.
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münchnerkindl
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Beitrag So., 25.10.2015, 20:48

Candykills hat geschrieben:Nur weil du eine andere Meinung oder Erfahrung hast ist meine nicht schwachsinnig, sondern gängige Praxis.

Es ist nicht gängige Praxis gegen Depressionen Neuroleptika zu verordnen. Wenn alles an ADs nicht geholfen hat versuchen es Ärzte auch mit Neuroleptika wie Seroquel oder Abilify. Einigen dieser Betroffenen hilft das dann, sehr vielen nicht. Es ist also ein Versuch, wenn alles andere an antidepressiver Medikation nicht geholfen hat, es hilft bei einigen Betroffenen, aber es hat mitnichten eine besonders hohe Erfolgsquote.

Noch mal: Alle Neuroleptika sind in der Lage bei vielen der Patienten, die sie einnehmen als Nebenwirkung Depressionen hervorzurufen bzw zu verstärken. Ich gehöre zB zu den Leuten, bei denen Neuroleptika (habe in meinem Leben 4 Stück probiert) alle depressionsverstärkend gewirkt haben.

Seroquel hat auch keine Zulassung als Antidepressivum, die Gabe von S ist also ein off label use. Wenn es eine Substanz wäre, die generell antidepressiv wirkt, dann hätte es längst eine Zulassung als Antidepressivum erhalten.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 25.10.2015, 20:52

Candykills hat geschrieben:Nur weil du eine andere Meinung oder Erfahrung hast

Es ist kompletter Schwachsinn. Ein grundsätzlich nicht wirkendes Antidepressivum wirkt nicht plötzlich, wenn man ein Neuroleptikum dazu gibt.

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rafiki
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Beitrag Mo., 26.10.2015, 20:38

Seroquel ist ein mittel- bis hochpotentes Neuroleptikum, und es werden durchaus NL zur Verstärkung von AD eingesetzt. Leider macht Seroquel oft fett, gerade Frauen.
Die besten und langjährigsten Erfahrungen zur Augmentation gibt es für Lithiumsalze, was weniger bekannt ist, da keine Pharmalobby dahinter steht und es den Ärzten in die Ohren flüstert (ist zu billig, um Gewinn zu machen).
Achtung! Feind liest mit!

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Candykills
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Beitrag Mo., 26.10.2015, 20:49

Therapie mit Lithium wird oft vermieden, weil es ständige Blutkontrollen erfordert. Aber als Stabilizer ist das - sofern man es verträgt - wohl sehr gut.
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AmyinmeinemHimmel
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Beitrag Mo., 26.10.2015, 20:51

Candykills hat geschrieben:Das stimmt so nicht. Wenn man die Prolong als Augmentation zu einem anderen AD (zum B. Ssri) nimmt, ist man kaum schläfrig und zu dem hat auch seroquel Prolong als Monopräparat schon eine nachgewiesene antiddepressive Wirkung. Als Augmentation stehen die Chancen nicht schlecht, dass das AD dann endlich wirkt.
Also ich kann das was Candy hier schreibt aus eigener Erfahrung heraus bestätigen. Hab zig AD's durch und nichts hat wirklich geholfen. Der Psychiater hat dann zusätzlich Seroquel prolong verschrieben und in der Kombination ist es wirklich merklich besser geworden.

Ein bißchen Nähe
ist nicht genug
für die große Sehnsucht
nach Zärtlichkeit.
Ein bißchen Vertrauen
ist nicht genug
für die schwierige Suche
nach Geborgenheit.
Ein bißchen Liebe
ist nicht genug
für die ehrlichen Versuche,
ein erfülltes Leben
zu führen.

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rafiki
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Beitrag Di., 27.10.2015, 21:41

Candykills hat geschrieben:Therapie mit Lithium wird oft vermieden, weil es ständige Blutkontrollen erfordert.
Das ist Unsinn: Laborkontrollen sind nur zur Einstellung einige Male erforderlich, später höchstens alle halbe Jahre.
Achtung! Feind liest mit!

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lamedia
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Beitrag Di., 27.10.2015, 21:53

Ich wußte auch nicht, dass Seroquel (Wirkstoff Quetiapin) schon seit einiger Zeit tatsächlich als Augmentationstherapeutikum bei Depression zugelassen ist und in der Wirksamkeit Lithium gleichkommt:
...erhielten jedoch Seroquel Prolong® Retardtabletten die Indikationserweiterung zur Zusatztherapie bei der unipolaren oder Major Depression.
Quelle: Pharmazeutische Zeitung 5/2010
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/i ... p?id=36259

Vielleicht ist der Müdigkeitseffekt bei "retard"-Produkten auch etwas geringer, da sie gleichmässig über den Tag verteilt freigesetzt werden.

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