Verdauung durch SSRI geschädigt?

Erfahrungsaustausch zur Begleitmedikation zur Psychotherapie (Psychopharmaka und pflanzliche Mittel). Achtung: dient nicht zur gegenseitigen Medikamentenberatung, die ausschließlich Fachärzten vorbehalten ist. Derartige Beiträge werden aus dem Forum entfernt.
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Neraton
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Verdauung durch SSRI geschädigt?

Beitrag Mi., 05.02.2014, 11:20

Hallo zusammen,

dieser Thread soll primär nicht eine Pro-/Kontra-Diskussion über Medikamente auslösen. Ebensowenig Ängste schüren.

Viele Betroffene machen sich aber Sorgen über mögliche Nebenwirkungen von Psychopharmaka. Dazu zähle ich mich auch. Mir fällt es dabei schwer einzuschätzen, wie begründet diese Sorge ist. Die positive Wirkung eines SSRI (Citalopram) habe ich selbst schon erlebt, aber wie steht es denn um tatsächliche (Langzeit-)Schäden. Gibt es darüber Statistiken bzw. belegte Erfahrungen von Patienten? Und wenn ja, wie äußern sich solche Schäden?

Aus persönlichen Gründen interessiert mich besonders, ob sich die Verdauung in irgendeiner Form (chronisch) verschlechtern kann, bedingt durch Citalopram.
Bereits vor der Einnahme von Citalopram litt ich unter einer Darmerkrankung (ganz grob gesagt) und während ich es absetzte, traten weitere Verdauungsbeschwerden ein, die ich bis dahin so noch nicht kannte. Das muss überhaupt nichts mit Citalopram zu tun haben, dennoch versuche ich für mich einfach herauszufinden, ob da ein Zusammenhang bestehen könnte. Ich habe das Mittel auch etwas zu hastig abgesetzt, d.h. ich litt zeitweise unter Nebenwirkungen, die ich eindeutig dem Absetzprozess zuordnen konnte (Schwindel, bspw).

Ich stehe seit dem Absetzen wieder vermehrt unter innerer Anspannung, leide nachwievor unter Depressionen, weshalb ich zwangsläufig wieder über die Einnahme nachdenke. Die Sorge um meine körperliche Gesundheit hält mich aber davon ab. Es ist für mich eine Gratwanderung.

Zur Vollständigkeit: Ich habe keine Essstörung (bezogen auf die erwähnte Darmerkrankung).


Liebe Grüße

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Silencia
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Beitrag Mi., 05.02.2014, 13:52

Hallo Neraton!

Ich antworte auf deine Frage, weil mir selbst eine verschlechterung seit einiger Zeit bezüglich meiner Verdauung aufgefallen ist. Dass muss nciht unbedingt mit meinem SSRI Fluoxetin zu tun haben, aber die Frage bzgl. dem Zusammenhang habe ich mir dennoch gestellt.
Wie knüpft man an, an ein früheres Leben? Wie macht man weiter, wenn man tief im Herzen zu verstehen beginnt, dass man nicht mehr zurück kann? Manche Dinge kann auch die Zeit nicht heilen, manchen Schmerz der zu tief sitzt und einen fest umklammert.

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sandrin
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Beitrag Mi., 05.02.2014, 14:40

Ich hatte gerade zu Beginn unter Fluoxetin extreme Magen-Darm-Probleme, die sich dann aber wieder gegeben haben.

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Pinguin Pit
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Beitrag Mi., 05.02.2014, 19:26

Hallo Neraton,
ich hatte zu Beginn und im Verlauf bei Dosissteigerung jeweils einige Tage Durchfälle, das sind aber normale Nebenwirkungen, hatte meine Psychiaterin auch angekündigt. Diese Beschwerden entstehen, weil es im Magen-Darm-Trakt auch Serotoninrezeptoren gibt, auf die das Medikament wirkt.
Ich habe fast ein Jahr lang 40 mg Citalopram genommen und bisher keine Langzeitauswirkungen auf den Darm feststellen können.
Ich hatte ebenfalls bereits vorher Darmbeschwerden, die durch eine Antibiotikatherapie ausgelöst wurden. Die habe ich inzwischen im Griff, nachdem ich eine 4-Wochen-Kur mit Lactobazillen und hochdosiert Vitamin-B gemacht habe.

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Neraton
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Beitrag Mo., 10.02.2014, 12:20

Danke euch!

Silencia: D.h. du nimmst das Mittel noch ein? Mir selbst stellt sich die Frage nämlich, ob sich eine Verschlechterung erst als Folge des Absetzens eingestellt hat. Ob das möglich und realistisch ist, kann ich so gar nicht einschätzen und ich mache mir oft auch zu viele Sorgen. Leider sehr schwer zu differenzieren, was welche Ursache hat. Da ich eben schon vor der Einnahme unter einer Erkrankung des Verdaungssystems litt.

Soweit ich mich erinnere, hatte ich gerade in der Anfangszeit der Einnahme auch zunehmende Verdauungsbeschwerden, die dann wieder zurückgingen. Die waren daher dann auch nicht mehr meine Sorge.

Pinguin: Gerade dieser Punkt gibt mir sehr zu denken, da ja aktuell auch davon ausgegangen wird, dass eben der Darm eine entscheidende Rolle bei der Stimmung spielt oder spielen kann. Ist nochmal ein Thema für sich aber ich frage mich schon, ob meine Sensibilität zum Teil nicht vllt. daher rührt, dass in meinem Darm so vieles scheinbar nicht stimmt. Das fing bei mir bereits in der Kindheit an und evtl. auch als Folge von Antibiotika. Sind aber nur Vermutungen. Und leider ist die Medizin auch erst am Anfang, was das System Darm angeht.

Jedenfalls schön, dass dir die Bakterien geholfen haben. Habe mich auch schon daran versucht, aber bisher ohne deutliche Erfolge. Welches Mittel hast du denn genommen und in welcher Dosierung? Der Erfolg war also durchaus dauerhaft?
Hast du sie denn einfach auf Empfehlung eingenommen oder lag da vielleicht ein Test der Darmflora zugrunde? Wenn man den Tests glauben kann fehlen bei mir nämlich Bakterien, die zwar essentiell sind, man aber gleichzeitig nicht einfach so einnehmen kann wie bspw. die Laktobakt.

Ist wirklich schwierig und ich werde diese Frage wohl auch nicht klären können. Ich bin sehr zerissen, da ich nervlich quasi nicht belastbar und oft von Ängsten beherrscht bin. Wenn es nur danach ginge, und meine körperliche Erkrankung nicht wäre, würde ich wahrscheinlich wieder ein AD einnehmen. Aber das perfekte Mittel gibt es nunmal nicht...

Falls aber jemandem noch Berichte einfallen, die eindeutig in die Richtung gehen, dass jmd. langfristig über Verdauungsbeschwerden klagt, auch nach dem Absetzen, dann ist mir das sehr hilfreich!

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Pinguin Pit
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Beitrag Mo., 10.02.2014, 22:50

Hallo Neraton,

ich habe Lactobact rapid genommen, vier Wochen lang ein Fläschchen täglich abends und die Durchfälle haben sich deutlich gebessert, hält schon drei Monate an. Die ersten beiden Fläschechen hatte ich als Probe erhalten und gedacht, das probiere ich mal aus, schaden kann es ja nicht.
Eine Untersuchung der Darmflora hatte ich nicht. Ich hatte fast sowas wie ein Dumping-Syndrom, war zeitweise so schlimm, dass ich auswärts ohne Toilette in der Nähe gar nichts mehr essen konnte bzw. mich nicht mehr traute, wegen der Darmkrämpfe und echt krassen Durchfälle.
Ich bin froh, dass es mir geholfen hat UND dass es nicht psychisch war, die Vermutung lag ja auch immer sehr nahe.
Citalopram nehme ich übrigens immer noch, aber nur noch 20 mg.

Die Wichtigkeit einer gesunden Darmflora sollte man nicht unterschätzen, insbesondere was Vitamin- und Mineralstoffwechsel angeht.

Die Forschung zur Darmflora/zum Magen-Darm-Trakt ist tatsächlich sehr interessant und es gibt immer auch neue Erkenntnisse, hier mal ein paar Links.

Fäkal-Transplantation
hier gibt es dazu noch weiterführende Links
Erkenntnisse zum Reizdarm-Syndrom

Grüßle, Pingu

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Beitrag Mi., 23.11.2016, 11:16

Ich würde die Diskussion um weitere Erfahrungswerte hinsichtlich längerer SSRI-Behandlung und deren mögliche Auswirkungen auf die Verdauung anregen wollen. Ich stelle mir zurzeit die gleiche Frage.

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Rabbit
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Beitrag Fr., 28.04.2017, 15:28

Ich habe 7 jahre Adjuvin SSRI genommen. und habe in dieser zeit ziemlich viel einbüßen müssen. ich hatte auch kurzfristig eine darmentzündung. die aber dann wieder wegging. so ohne ist das mit den SSRI nicht. mein gastrologe hat gemeint, mein darm sah aus wie nach nem schlachtfeld. ich hab dann begonnen die dosis zu vermindern. fühlte mich auch stabiler. und das war ein guter zeitpunkt. hab dann nur 12 mg genommen. da war alles gut nur der darm war noch immer beleidigt aber nicht mehr so akkut wie ich noch 40 mg genommen habe.. lebte insgesamt 7 jahre mit beschwerden eines reizdarms. bis eines tages mir aus der brust milch kam und meine frauenärztin meinte das es vom AD kommt. das war für mich der punkt wo ich dann komplett aufgehört habe. hab dann 1 woche 5 mg nur noch genommen, das war ein krümmel der tablette. XD
und siehe da ungefähr nach einer woche war mein darm wie ausgewechselt. normal. keine probleme mehr.
das war wie urlaub machen! 6 monate bin ich ohne AD rumgelaufen. :) hab mir aber nach 6 monaten eingebildet ich sollte wieder eins nehmen weil ich mich so ungeschützt fühl. wie dämlich muss man sein. naja jetzt häng bei fluoxetin seit 3 wochen und alles fängt von vorne an. und hätte ich gewusst das diese nebenwirkungen auftauchen für so lange zeit - wäre ich auf alternativen eingegangen.

ich will nicht gegen ADS reden, in so nem fall wo man sagt es geht einem so schlecht das einem durchfall oder verdauungsprobleme minder vorkommen, dann klarerfall !!! nehmen. aber sonst muss halt eine pro und contra rechnung aufgestellt werden.

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Schmerzgeplagt
Helferlein
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Beiträge: 70

Beitrag Fr., 28.04.2017, 20:26

Hallo in die Runde,

Ich habe mal Duloxetin 120 mg + Amitriptylin 75 mg genommen. Angefangen mit Amitriptylin und musste dann erhöhen und kombinieren.
Diese Dosis am Endeffekt habe ich von jetzt auf gleich abgesetzt, weil ich extremen Atemnot hatte.

Ich hatte als Entzugssympthome: sehr starke Brain zaps, Durchfall.

Brain zaps waren nach paar Wochen weg. Aber Durchfall und Bauchschmerzen hatte ich auch noch nach 5 Monaten. Hatte Magen und Darm Spiegelung usw. Alles war ok.

Dann bin ich stark depressiv geworden und habe angefangen Escitslopram 20 mg zu nehmen. Die Magen-Darm Beschwerde waren sofort weg.

Ich habe gelesen, dass der Darm auch ein eigenes Nervensystem hat. Man kann sich gut vorstellen, dass dieses System sich an AD gewöhnt. Und wenn man AD absetzt, können da Probleme kommen. So war meine Erfahrung.

LG
Lora

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