Antidepressiva - desensibilisiert?

Erfahrungsaustausch zur Begleitmedikation zur Psychotherapie (Psychopharmaka und pflanzliche Mittel). Achtung: dient nicht zur gegenseitigen Medikamentenberatung, die ausschließlich Fachärzten vorbehalten ist. Derartige Beiträge werden aus dem Forum entfernt.
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dasfragezeichen
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Antidepressiva - desensibilisiert?

Beitrag Mo., 15.09.2014, 18:05

Hallo zusammen. Ich nehme jetzt seit etwas über 2 Jahren täglich 100mg Adjuvin gegen Depressionen und Angstzustände und gehe seitdem auch in Therapie.

Anfangs haben die Medikamente sehr gut gewirkt und ich hatte einen riesigen Aufschwung in meinem Leben, war wieder aktiv und hatte Freude. Dann kam eine einjährige Beziehung, die mich psychisch wieder komplett ruiniert hat. Ich konsumiere jetzt seit knapp einem Jahr (wieder) täglich Gras, mal mehr mal weniger. Ich weiß natürlich, dass das ein Faktor ist, der meinen Antrieb negativ beeinflusst, aber irgendwie kann bzw. will ich nicht aufhören, auch wenn es mir schon lange keine Freude mehr macht. Ich rufe durch das Kiffen oft Angstzustände in mir hervor, die ich dann durch eine halbe Xanor wieder beseitigen "muss". Das ganze ist einfach kein Zustand.

Seit knapp einer Woche ist es so schlimm, dass ich mir tagein tagaus den Kopf zerbreche, kaum noch schlafe und die Wohnung nur noch im äußersten Notfall verlasse. Dann kommen natürlich Freunde dazu, die böse sind, weil ich nicht ans Telefon gehe, ... Der übliche Trott eines Depressiven.

Nun zu meiner eigentlichen Frage: Wo ist die Wirkung von meinen Medikamenten hin? Ich kann bzw. will mir nicht vorstellen, dass es mir ohne Medikamente schlechter ginge, als zur Zeit.

Zudem mache ich mir immer wieder Sorgen wegen meines Xanor-Konsums.. Ich nehme doch regelmäßig im Abstand von 3-4 Tagen eine. Mir geht es dann einfach besser, ich bin etwas klarer im Kopf, aber ich weiß natürlich, dass Benzos abhängig machen und möchte nicht noch weiter runter rutschen. Hat vielleicht jemand Erfahrung damit? Wie leicht fällt man denn da wirklich in eine körperliche Abhängigkeit?

Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich mir für eine Antwort erhoffe, aber es sind alle herzlichst eingeladen ihren Senf dazu zu geben; ich freue mich über Denkansätze.

Liebe Grüße,
das ?

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Eremit
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Beitrag Di., 16.09.2014, 11:38

Laß mich das zusammenfassen: Du kiffst, obwohl Du davon nur noch Angstzustände bekommst und mußt dann diese Angstzustände mit Xanor "behandeln"?
dasfragezeichen hat geschrieben:Zudem mache ich mir immer wieder Sorgen wegen meines Xanor-Konsums..
Aber wegen dem Gras machst Du Dir keine Sorgen? Noch dazu in dieser Kombination? Du bist dabei, Dein Hirn komplett und unwiderruflich zu zerstören und merkst es nicht einmal. Was allerdings wiederum dafür spricht, daß die Schäden schon umfassend sein müssen.

Bei einer solchen Doppelabhängigkeit sehe ich schwarz. Mit Verlaub, ich glaube nicht, daß Du da jemals wieder rauskommst...

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dasfragezeichen
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Beitrag Di., 16.09.2014, 14:00

Wow, aus so einer kleinen Zusammenfassung kannst du schon entnehmen, dass mein Gehirn komplett kaputt ist und ich wohl eines Tages an einer Überdosis Gras und einer halben Xanor sterben werde? Vielen Dank für den Denkansatz, dass mein Verhalten nicht das klügste ist, war mir vorher schon klar.


Eremit
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Beitrag Di., 16.09.2014, 14:49

dasfragezeichen hat geschrieben:Wow, aus so einer kleinen Zusammenfassung kannst du schon entnehmen, dass mein Gehirn komplett kaputt ist und ich wohl eines Tages an einer Überdosis Gras und einer halben Xanor sterben werde?
Daß Du - noch dazu auf diese Art und Weise - Deine Sucht in Schutz nimmst, war zu erwarten, denn es ist typisch für Süchtige. Was allerdings wiederum meine Annahme bestätigt, daß Du da zumindest auf lange Sicht nicht rauskommen kannst, weil Du auch gar nicht willst. Bis zum Wollen ist es noch ein verdammt weiter Weg, allerdings ist das kein Vergleich zum Können, denn dieses bleibt den meisten Süchtigen verwehrt.
dasfragezeichen hat geschrieben:Vielen Dank für den Denkansatz, dass mein Verhalten nicht das klügste ist, war mir vorher schon klar.
Das glaube ich Dir ehrlich gesagt/geschrieben nicht, sonst würdest Du beide Substanzen nicht auf diese Art und Weise kombinieren.

Ich drücke es mal metaphorisch aus: Ich schieße mir mit einer Kanone ins Knie. Daraufhin habe ich Schmerzen. Und weil ich Schmerzen habe, schieße ich mir ins andere Knie. Um mich daraufhin zu wundern, daß es dadurch nicht besser wird. Also schieße ich mir immer und immer wieder mal in das eine, mal das andere Knie, und so weiter, und so fort. Tja, irgendwann sind dann die Beine eben weg.

Es ist Deine Sache, was Du mit Deinem Hirn machst. Ballere es ruhig weg, wenn Dir danach ist, ist von mir aus völlig in Ordnung. Du wirst auf lange Sicht allerdings nicht damit glücklich werden. Aber vielleicht willst Du das ja auch gar nicht.

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dasfragezeichen
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Beitrag Di., 16.09.2014, 18:50

Du weißt schon, dass wir hier von Marihuana und nicht von Alkohol oder Heroin reden?

Also ich habe ganz bestimmt nicht meine Sucht in Schutz genommen, du interpretierst da zu viel rein. Ich finde, dass du mit deinen Annahmen relativ weit ausholst. Ich bin 24 Jahre alt und hab mein komplettes Leben noch vor mir; ich fühl mich von dir gerade ziemlich als kaputten Junkie abgestempelt. Neben meinem ganzen Kummer und meiner abendlichen Kifferei studiere ich fleißig und das Lernen funktioniert sehr gut, also kann mein Gehirn noch nicht ganz so zerstört sein, wie du es schilderst.


Eremit
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Beitrag Di., 16.09.2014, 20:12

dasfragezeichen hat geschrieben:Du weißt schon, dass wir hier von Marihuana und nicht von Alkohol oder Heroin reden?
Ja, das weiß ich, ich kenne die Unterschiede.

Noch einmal im Detail: Du versuchst das Eine mit dem Anderen zu reparieren, was zwangsläufig in einer Katastrophe endet. Die Angstzustände werden nur maskiert. Mit fortschreitendem Marihuana-Konsum werden sich die Angstzustände ausweiten bis hin zu einer echten Paranoia. Dadurch wirst Du gezwungen sein, die Xanor-Dosis immer weiter zu erhöhen. Dadurch steigert sich die Abhängigkeit in BEIDE Richtungen. Irgendwann ist dann Feierabend, weil Xanor nicht mehr entsprechend wirkt, und Du mußt zu stärkeren Substanzen greifen. Das geht dann immer so weiter, bis Du am Ende aufgrund der Gewöhnung kaum noch adäquat medikamentös behandelbar bist.

Xanor für sich wirkt sich schon katastrophal auf die Gedächtnisleistung aus, in Kombination mit Marihuana wird es noch schlimmer. Du wirst mit der Zeit immer fahriger und vergesslicher werden, die intellektuellen Fähigkeiten reduzieren sich stark. Problematisch dabei ist, daß Du davon immer weniger mitbekommst, wodurch Du in Bezug auf einen notwendigen Entzug immer uneinsichtiger wirst.

Den Anfang hast Du ja bereits mit Marihuana gemacht, denn Du kiffst weiterhin, obwohl es Dir davon eher schlechter als besser geht. Statt damit aufzuhören maskierst Du die negativen Folgen mit Xanor. Irgendwann mußt Du schließlich die negativen Folgen von Xanor kompensieren - tja, womit? Wo soll das enden?

Nicht selten wird aus einer Mehrfachabhängigkeit ein multipler Substanzgebrauch, und Du greifst zu allem, was Du bekommen kannst, um die Angstgefühle zu unterdrücken, weil Du durch einen Psychiater nichts mehr bekommen kannst, das stark genug wäre.

Ich mußte wirklich schlucken, als Du geschrieben hattest, daß Xanor Dich "klarer" macht. Xanor macht vieles, aber ganz sicher nicht klarer. Da lügst Du Dir selbst in die Tasche. Auch das ist für mich ein Warnzeichen.
dasfragezeichen hat geschrieben:Ich bin 24 Jahre alt und hab mein komplettes Leben noch vor mir;
Eben. Genau deswegen solltest Du sparsam beim Substanzgebrauch sein, da Dein Gehirn aufgrund Deiner Jugend (Stichwort Neuroplastizität) sich besonders "gut" an die entsprechenden Substanzen anpassen kann, was einen Entzug zusätzlich erschwert.
dasfragezeichen hat geschrieben:Neben meinem ganzen Kummer und meiner abendlichen Kifferei studiere ich fleißig und das Lernen funktioniert sehr gut, also kann mein Gehirn noch nicht ganz so zerstört sein, wie du es schilderst.
Das Problem ist eben, daß die von Dir eingenommenen Substanzen die Selbstwahrnehmung stark herabsetzen, wodurch eine Beurteilung der eigenen Lage immer schwieriger wird. Selbstüberschätzung ist eine typische Folge von Benzodiazepin-Sucht. Um Deine Leistungsfähigkeit halbwegs objektiv zu beurteilen, müßtest Du erstmal eine Zeit lang nüchtern sein.

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