Psychiaterin in Pension

Hier haben Sie die Möglichkeit, anderen Ihre Erfahrungen zur Verfügung zu stellen - oder sie nach deren Erfahrungen im Kontext von klinischer Psychotherapie, Psychiatrie und Neurologie zu fragen.
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Bergkristall
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Psychiaterin in Pension

Beitrag Mo., 04.05.2015, 09:33

Mich reißt es zur Zeit hin und her. Eine Entscheidung zu treffen ist schwierig für mich. Deshalb würden mich Eure Erfahrungen in dieser Hinsicht sehr interessieren.

Meine langjährige, liebe, geschätzte Psychiaterin geht nun in Pension.

Nun kann ich mir entweder eine neue Psychiaterin suchen oder meine Hausärztin verschreibt mir künftig meine Antidepressiva (ich habe das telefonisch schon abgeklärt, sie kann/macht das).

Dazu habe ich heftige Schuldgefühle, weil ich nicht bereit bin, zum Nachfolger meiner Psychiaterin zu gehen. Ich empfinde mich als sexistisch, vorurteilsbeladen, unfair. Aber ich kann mich einfach keinem Mann anvertrauen. Beim letzten Termin in der Praxis war der Nachfolger schon mit dabei und bekam natürlich mit, dass ich die Praxis verlasse, weil die Nachfolge männlich ist. Das war sehr peinlich.

Wie geht ihr mit so etwas um?

Liebe Grüße
Bergkristall

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LynnCard
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Beitrag Mo., 04.05.2015, 10:06

Liebe Bergkristall

Das ist doch nicht sexistisch, nur weil Du lieber mit einer Frau über Deine Probleme reden willst! Das ist Deine Entscheidung, schließlich geht es um Deine ganz persönliche Gefühlswelt, wo Du allein entscheidest, wen Du daran Anteil nehmen lässt. Und klar spielt das Geschlecht und noch vieles andere eine Rolle bei der Therapeutenwahl, mitunter auch einfach Sympathie-Abwägungen. Das musst Du nicht rechtfertigen. Wenn in Dir ein Nein kommt zu diesem Nachfolger, dann ist das Okay!
LG Lynn


kaja
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Beitrag Mo., 04.05.2015, 12:03

Ich finde es auch nicht sexistisch. Was für dich nicht geht, geht halt nicht.

Der Psychiater zu dem ich gehe hat teilweise noch eine Kollegin in der Praxis. Auch wenn sie ein anderes Aufgabengebiet hat ist es (noch) ein ziemliches Problem für mich zu wissen das sie überhaupt zeitgleich mit mir in der Praxis ist.

Ich bekomme jetzt einfach immer Termine an Tagen an denen sie nicht in der Praxis ist.
Mir war das Anfangs total peinlich - ich weiß wie unbegründet meine Angst ist - aber mittlerweile entspannt es mich im Vorfeld ungemein zu wissen das dieser Stressfaktor wegfällt.

Ich denke du solltest die Prioritäten anders setzen. Die Frage ist nicht was andere (der Nachfolger, die Psychiaterin usw.) denken könnten, sondern was für dich die richtige Lösung ist.
After all this time ? Always.

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Hiob
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Beitrag Mo., 04.05.2015, 14:16

Hmm. Ohne Vertrauensbasis gehts nicht. Und Vertrauen ist nichts, was man von dir verlangen kann. Ich finde es nicht ungewöhnlich, dass sich nicht jeder beim anderen Geschlecht öffnen kann. Ein anderer kann sich auch beim gleichen nicht öffnen oder weil der Altersunterschied stört oder der Charakter oder weil der Mensh zu aggresiv oder desinteressiert ist. Du bist doch auch der jetzigen Tante zu nichts verpflichtet. Generell verwende ich Gefühle schon als Hinweis, als Kompass für Abneigungen und Hingezogensein, aber dieses Gefühl von Peinlichkeit und Schuld hier in deinem Falle würde ich nicht als ausschlaggebend nehmen. Ich würds einfach so im Raume stehen lassen. Wenn du Interesse hast, dir eine neue zu suchen, würde ich das einfach machen. Oder vielleicht auch nach einer gewissen Pause...vielleicht bringt grad die Pause dich auf neue Ideen. Alles, was die Routine unterbricht, kann den Blickwinkel verändern und neue Hinweise geben. Bis dahin kann dir doch der Hausarzt die Pillen verticken.

Hiob

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Bergkristall
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Beitrag Di., 05.05.2015, 06:11

Nach dem Lesen Eurer Beiträge lassen die Schuldgefühle nach. Es ist eben dumm, einen Menschen nur nach seinem Geschlecht zu bewerten, obwohl ich diesen Menschen noch nicht mal kennengelernt habe. Aber es stimmt, ich bewerte eigentlich nicht, ich kann mich nur nicht anvertrauen. Ich wurde in der Praxis ziemlich bedrängt, es doch wenigstens einmal zu versuchen. Ich musste mich da heftig rechtfertigen. Und ich fühlte mich dumm, weil ich eben so bin, wie ich bin. Jetzt geht es mir mit meinem Handeln besser.

Liebe Grüße
Bergkristall

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