Traumatherapie in der psychosomatischen Klinik

Hier haben Sie die Möglichkeit, anderen Ihre Erfahrungen zur Verfügung zu stellen - oder sie nach deren Erfahrungen im Kontext von klinischer Psychotherapie, Psychiatrie und Neurologie zu fragen.
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Traumatherapie in der psychosomatischen Klinik

Beitrag Di., 29.01.2013, 12:56

Hey Leute,

ich brauche mal wieder Hilfe. Ich habe nach zwei Hörstürzen und anderen gesundheitlichen Problemen eine Therapie begonnen und dort wurde mir eine ausgeprägte posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert. Ich bin nun seit 6 Wochen krank geschrieben und habe schon in einer psychosomatischen Klinik in der Nähe meines Wohnortes einen Termin gehabt. Diese Klinik würde mich aufnehmen, ich könnte in drei Wochen stationär da hin. Doch die Ärztin hat mir im Vertrauen gesagt, dass dort derzeit Umstrukturierungen und Personalkürzungen laufen und dass sich das unter Umständen negativ auf die Patienten niederschlägt, indem z.B. Einzelgespräche ausfallen. Sie meinte, dass meine Geschichte sie sehr berührt und dass ich es nicht weitersagen soll, aber sie empfiehlt mir andere Kliniken.

Ich habe mir nun die Irmingard-Klinik in Prien angeschaut, das Positive wäre, dass die auch eine Traumabehandlung direkt durchführt. Leider ist die Wartezeit aber 9 Monate.

Ich bin gekündigt worden wegen meiner Erkrankung und sobald ich kein Krankengeld mehr bekomme, erhalte ich Arbeitslosengeld und bin wieder vermittelbar. Ich möchte aber auch nicht so gerne einen neuen Job anfangen und dann nochmal in eine Klinik und diesen riskieren. Und ich fühl mich auch zu schlecht zum Arbeiten im Moment. Ich möchte jetzt die Möglichkeit zum Gesundwerden nutzen. Nun frage ich mich, ob ich 9 Monate krank geschrieben werden kann bis ein Platz in der Klinik frei ist. Natürlich werde ich beim nächsten Termin auch meine Thera fragen in der Hoffnung, dass sie mich nicht für vermessen hält. Aber mich würde mal interessieren, wie da Eure Erfahrungen sind und ob bei einer ausgeprägten PTBS eine derart lange Krankschreibung üblich und vertretbar ist. Ich möchte auch meiner Krankenkasse nicht unnötig lange auf der Tasche liegen und hätte deswegen ein schlechtes Gewissen. Andererseits möchte ich aber gesund werden und die Möglichkeit eines Klinikaufenthaltes nutzen und ich möchte, dass mir so ein Klinikaufenthalt auch was bringt.

Naja, nun weiß ich nicht, ob ich die "schnelle" Variante wählen soll oder die langfristige, aber wohl vielversprechendere...

Wie lange wart Ihr denn wegen einer psychischen Erkrankung krank geschrieben?

Danke und Grüße
Freifrau
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)

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saffiatou
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Beitrag Di., 29.01.2013, 14:06

Liebe Freifrau,

anfangs wollte ich auch möglichst schnell wieder zurück in den Job, habe ganz schnell
auf eine Wiedereingliederung gedrungen, die meine Psychiaterin dann abgebrochen hat,
weil es mir immer schlechter geht. Ich bin wegen der komplexen PTBS seit fast drei
Jahren im Krankenstand und bekomme mittlerweile eine Rente (befristet).

Gerade eine PTBS läßt sich nicht schnell mal so eben behandeln (kommt sicher auf die
Art der Traumatisierung an und auch auf den Patienten etc). Ich bin inzwischen froh,
daß ich die Möglichkeit habe, mir die Zeit zu nehmen, die ich brauche. Ob irgendwann
eine Heilung erfolgen wird, weiß ich nicht, aber eine Besserung, Stabilisierung, sicher.
Ich möchte so weit stabilisiert werden, daß ich wieder am Leben teilhaben kann, arbeiten
kann, belastbar bin.

Wenn Dein Krankengeld ausläuft kannst Du Dich weiterhin Au beim Arbeitsamt melden und
bekommst Arbeitslosengeld statt Krankengeld. So war das bei mir, als ich noch keine
Rente bekommen habe und auch mein Krankengeld auslief. Auf dem Amt meldest Du Dich
ganz normal arbeitslos und erklärst, daß Du nicht arbeitsfähig bist. Die Sachbearbeiter
fordern dann Unterlagen von Deinen Ärzten an.

Klinik: es gibt gute Traumakliniken, aber auch da wird die Heilung nicht schnell sein,
manche bieten eine Intervall-Behandlung an, die ich ganz interessant finde. Auch ich
bin immer wieder am überlegen, ob ich es nicht noch einmal wagen soll. Habe eben
auch schlechte Erfahrungen machenn müssen....


Liebe Grüße, Saffia
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Beitrag Di., 29.01.2013, 18:29

Hallo Saffia,

danke für Deine Antwort.

Ich möchte auch wieder schnell arbeiten, aber ich glaube, das geht nicht. Irgendwie vertrage ich keinen Stress mehr, bin schnell ermüdet und bekomme halt einen Hörsturz, wenn ich zu viel Druck hab. Ich hab gedacht, wenn ich gleich in eine Klinik geh, dann werd ich schneller wieder gesund. Aber meine Therapeutin hat schon gesagt, dass das noch dauern kann, weil eine PTBS länger behandelt werden muss.

Ich habe mit meiner Thera besprochen, dass ich jetzt doch erstmal die Klinik wähle, in die ich schon in drei Wochen gehen kann. Gleichzeitig lass ich den Antrag für die Klinik laufen, die erst in neun Monaten frei ist. Vielleicht gehe ich da dann auch noch hin. Aber meine Thera hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen kann, dass ich nach dem ersten Klinikaufenthalt im April mich wieder bewerbe. Nur weiß ich das jetzt nicht, wie es mir dann geht und fühl mich gleich irgendwie unter Druck.

Warst Du schon mal in einer Klinik und hast da schlechte Erfahrungen gemacht? Wie geht es Dir denn mit der PTBS?

Ich hatte nicht so mit der Diagnose gerechnet, eher mit Burnout oder so. Ich wurde als Kind von meiner Mutter misshandelt und durch verschiedene Ereignisse in der jüngeren Vergangenheit (Vater Krebs und dann gestorben, Kontaktabbruch mit Mutter, schlecht behandelt am Arbeitsplatz) ist die in der Kindheit entstandene Traumatisierung erneut ausgelöst worden oder irgendwie so hat mir das meine Thera erklärt. Ich hab halt schlimme Alpträume von der Kindheit, bin sehr schreckhaft und kann mich schlecht konzentrieren, hab Ängste und bin außerdem ständig krank und müde und überhaupt nicht mehr belastbar. Auch kann ich mich überhaupt nicht gut abgrenzen und gerate immer wieder in Situationen, in denen ich nicht gut behandelt werde. Würde gerne aus solchen Mustern raus kommen, weiß aber nicht wie.

Liebe Grüße an Dich von
Freifrau
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saffiatou
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Beitrag Mi., 30.01.2013, 12:23

Liebe Freifrau,

mir geht es ganz genauso wie Dir. Seit meine Depressionen angefangen haben und dann durch die Therapie das
Mißbrauchstrauma bearbeitete wird, bin ich erschöpft, kann nicht schlafen, Alpträume, keine Konzentration,
weine den ganzen Tag.... es geht einfach nicht mehr, daß ich arbeite. Allerdings habe ich viel Glück, ich habe
Chefs, die Geduld mit mir haben und sagen, ich soll mir die Zeit nehmen, die ich brauche. Es bringt nichts, wenn
ich wieder viel zu früh losstürme und dann doch bei dem leisesten Streß zusammenklappe.

Ich war bisher nur in einer Reha-Klinik, die angeblich auch Traumabehandlung anbot, aber mich retraumatisiert hat,
weil die noch am alten Freud'schen-Verfürhungsmodell hingen, und mir einfach nicht glaubten. (wenn Du mehr
erfahren willst lieber via PN)

Auch ich habe anfangs ja nur mit einer Depression gerechnet und die Mißbrauchserinnerungen und Erinnerungen der
Mißhandlungen kamen dann in und durch die Therapie. Ich war vollkommen überfordert damit, weil ich so verdrängt
habe, daß ich es nicht glauben kann, will. Auch jetzt, nach zwei Jahren kommen immer wieder neue Erinnerungen
hoch. Wenn ich diese Flashs habe, bin ich manchmal ein paar Wochen lang vollkommen unfähig irgendetwas zu tun,
ich sitze nur da, zittere und hoffe, daß es aufhört.

Meine Therapie läuft langsam aus und ich weiß auch nicht, wie ich alleine klar kommen soll. Mein Therapeut und
ich suchen noch nach einer Lösung, die über die Notfallstunden hinausgehen. Zusätzliche Hilfe habe ich von meiner
Psychiaterin, die auf Mißbrauch spezialisiert ist, aber aus Zeitgründen keine Therapie anbieten kann.

Klinik: eine Bekannte von mir war in einer richtig guten Trauma-Klinik und ich habe beschlossen mich da auf die
Warteliste setzen zu lassen, wenn ich dann den Platz doch nicht brauche, kann ich immer noch absagen. Ich
habe lange damit gezögert, weil meine Erfahrungen in der Reha so schlimm waren. Mein Therapeut und meine
Psychiaterin sind noch immer wütend darüber, wie es dort gelaufen ist....
Freifrau hat geschrieben: Auch kann ich mich überhaupt nicht gut abgrenzen und gerate immer wieder in Situationen, in denen ich nicht gut behandelt werde. Würde gerne aus solchen Mustern raus kommen, weiß aber nicht wie.
auch das kenne ich gut. Ich übe dann in der Therapie. Aber das ist denke ich trotzdem anders als im RL, dann
schaffe ich es wahrscheinlich auch nicht. Das Problem ist, daß ich mich zu Hause nie verteidigen durfte, nie
wehren und nun soll ich es auf einmal können....

Ganz liebe Grüße, Saffia
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Beitrag Mi., 30.01.2013, 12:50

Hallo liebe Saffia,

ich bin gerade am Anfang der Therapie und habe schon nach zwei Sitzungen, in denen ich nur wenig erzählt habe, plötzlich total schlimme Alpträume gehabt und daran merkte ich, dass es vieles gibt, was ich wohl verdrängt habe. Ich habe auch Angst, was da noch so hoch kommt. Gibt es das, dass man Dinge komplett vergisst und dann sich plötzlich dran erinnert? Z.B. hab ich was von meinem Vater geträumt und dachte immer, der wäre so gut zu mir gewesen, auch wenn er mich vor meiner Mutter nicht geschützt hat. Aber dann dieser Alptraum von ihm, in dem er so böse war...

Das ist schön, dass Du so verständnisvolle Chefs hast, das freut mich für Dich. Mal eine gute Erfahrung, die wir sicher gut brauchen können. Bei mir ist es leider nicht so, was aber wohl auch daran liegt, dass ich dort erst 2 Jahre bin und gleich von Anfang an krank. Die haben mich vorher noch nicht gekannt und wissen nicht, dass ich zehn Jahre vorher nur einmal richtig krank war und eigentlich sehr zuverlässig und engagiert immer war.

Dieses Freudsche Modell kenne ich, so ein Stuss, echt! Zum Glück wird das schon an vielen Stellen in Frage gestellt und das auch zu Recht.

Gibt es denn gar nichts, was man machen kann, wenn die Therapiezeit ausläuft? Wahrscheinlich verlängern geht bei Dir nicht mehr, oder? Oder kann man vielleicht nach einer gewissen Pause nochmal eine Therapie machen?

Ich würde auch eine andere Klinik probieren. Wenn Du kein gutes Gefühl hast, dann kannst Du ja immernoch abbrechen. Ich denke, es gibt viele gute Kliniken auch. Du kannst ja immer unter www.klinikbewertungen.de gucken, so mache ich das immer.

Ich überlege, mich beruflich neu zu orientieren. Ich arbeite in einem sehr stressigen Bereich mit viel Zeitdruck und ich möchte einfach keinen Chef mehr haben, der mich scheucht und hetzt. Dann lieber verdiene ich weniger. Über eine Selbständigkeit denk ich auch nach, aber mir fällt noch nichts Gutes ein. Ich mache auf jeden Fall mal ein Existenzgründungsseminar.

Aber erstmal ist die Gesundheit dran!

Ganz liebe Grüße
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Beitrag Do., 31.01.2013, 15:57

Liebe Freifrau,

ja, mein Therapeut und meine Psychiaterin bestätigen, daß es das gibt, daß man etwas über so viele
Jahre verdrängen kann, daß es plötzlich wie aus dem Nichts erscheint. Sie sagen, daß die Seele es
verdrängen muß um zu überleben. Ich wurde ja seit ich ca 5 Jahre alt bin mißbraucht und schon als
Säugling mißhandelt und vernachlässigt. Die Übergriffe meines Vaters endeten erst, als ich den Kontakt
zu meinen Eltern abgebrochen habe, es gab eine Reihe von Tätern, Fremde, Familie, Freund. Ich habe
erst durch die Therapie, erkannt, daß die Vergewaltigung eines Freundes nicht sein gutes Recht war,
daß die Übergriffe meiner Eltern nicht ihr gutes Recht waren. Diese Erlebnisse waren immer präsent,
aber ich habe sie als normal angesehen. Der Mißbrauch von Fremden und meines Bruders, das habe
ich vollständig verdrängen können. Vor meiner Mutter hatte ich manchmal Todesangst und dachte,
daß mein Vater immer gut zu mir war, dachte er zeigt so, daß er mich liebt, jedenfalls er. Ich war
lange lange Zeit bereit für das Gefühl jedenfalls ein wenig geleibt zu werden, viel zu viel zu ertragen,
mich selbst zu verleugnen.

Mein Therapeut und ich suchen noch nach Möglichkeiten, die Therapie weiterzuführen. Er will auch
nicht, daß ich selber zahle. Ich könnte eine PA machen, möchte aber nur ungerne den Therapeuten
wechseln.

Ich bin nun seit über 20 Jahren in dem Betrieb und selten krank, und die Chefs sind da sehr sozial
eingestellt. Bin sehr dankbar, ich hatte anfangs totale Panik, ob die mich entlassen würden, weil
es so lange dauert, und ich auch nie genau sagen konnte, wann ich zurück kommen werde.

Was mir so unglaublich gut tut, ist mein ehemaliger Chef, der vor ein paar Jahren in den Ruhestand
gegangen ist und der sofort da war, als er hörte, daß ich krank bin. Er ist der Wunsch-Vater für mich
geworden. Er kümmert sich die ganze Zeit rührend um mich, ist da ich darf reden und er hört zu
wertet nicht, er weiß von dem Mißbrauch und es tat gut reden zu dürfen, versucht zu helfen. Das ist
eine ganz wunderbare Erfahrung.

Als ich zur Reha mußte habe ich unter Klinikbewertungen nachgesehen, und bin irre geworden, mir
ging es vorher schon nicht gut, hatte daher keine Kraft Widerspruch bei der DRV einzulegen, und
ich wußte auch nicht, welche Klinik dann besser für mich geeigent war und die hatten ja die Trauma-
Behandlung auch auf der HP angegeben.... Ich habe auch nicht so genau hingehört, als mein Therapeut
mir ein paar mal gesagt hat, daß ich gut auf mich aufpassen soll, wenn ich in diese Klinik gehe, er sagte
ich darf abbrechen, ihn anrufen. Habe alles nicht gemacht, weil ich Angst vor Konsequenzen hatte. Also
habe ich ertragen, so wie ich es von zu Hause gewohnt war.
Freifrau hat geschrieben:Ich überlege, mich beruflich neu zu orientieren. Ich arbeite in einem sehr stressigen Bereich mit viel Zeitdruck und ich möchte einfach keinen Chef mehr haben, der mich scheucht und hetzt. Dann lieber verdiene ich weniger. Über eine Selbständigkeit denk ich auch nach, aber mir fällt noch nichts Gutes ein. Ich mache auf jeden Fall mal ein Existenzgründungsseminar.

Aber erstmal ist die Gesundheit dran!
Inzwischen sehe ich es genauso, die Gesundheit geht vor, ist unbezahlbar. Ich habe immer gut verdient und
jetzt sehe ich, daß es auch mal gut ist ein wenig zu verzichten. Finde es mutig und gut, wenn Du vorhast,
Dich eventuell selbständig zu machen.

Liebe Grüße, Saffia
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Beitrag Di., 05.02.2013, 22:16

Hallo liebe Saffia,

bitte entschuldige, ich hatte jetzt erst wieder in meine Mails geschaut...

Das ist ja schrecklich, was Dir passiert ist und dann auch noch von mehreren. Das tut mir sehr leid. Es ist wirklich schwer, wenn man so von klein auf behandelt wurde, dann später zu bemerken, wenn etwas einem nicht gut tut bzw. die Grenze zu merken, wann was zu weit geht. Das fällt mir auch selber schwer und verunsichert mich oft sehr. Ich möchte ja gerne auf mich aufpassen, aber bin dann verwirrt und weiß nicht, ob ich alles so richtig wahr nehme oder vielleicht zu empfindlich bin. Deswegen ertrag ich oft auch was und wehr mich nicht. Ich hoffe, das passiert mir in der Klinik nicht. Ein bißchen Angst hab ich schon.

Das mit Deinem Chef hört sich sehr gut an, das freut mich für Dich, Du hast so was verdient, dass Du auch mal erlebst, dass Menschen gut sein können.

Meinst Du mit PA Psychoanalyse? Machst Du jetzt eine Verhaltenstherapie. Ich finde eine Psychoanalyse bei Traumatisierung irgendwie besser.

Liebe Grüße

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Beitrag Do., 07.02.2013, 12:24

Hallo Freifrau,

Danke für Deine lieben Zeilen.

Ich mache eine TFP und habe nächste Woche meine letzte Stunde. Mein Therapeut versucht noch einen
Antrag zu stellen, eigentlich habe wir das Maximum erreicht. Ich bekomme auf jeden Fall noch Notfallstunden
bei ihm - für eine Weile. Aber es bricht schon Halt weg, den ich eigentlich bräuchte....

Mit der Analsye bin ich nicht so sicher, ob das gut für mich wäre. Ich werde mich um einen neuen Therapeuten
kümmern, der eine Analyse macht, falls meine Krankenkasse keine weiteren Stunden bewilligen will. Aber ich
habe wegen der Reha-Erfahrungen Bedenken. Machst Du eine Analyse? KOmmst Du gut damit klar?

Genau so wie Du habe ich richtige Schwierigkeiten meine Grenzen zu setzen, sie überhaupt zu kennen. Denke immer
die anderen wissen es besser als ich. Mein Therapuet hat auf seiner HP ein Zitat von C. Rogers über Erfahrungen:
"Erfahrung ist für mich die höchste Autorität. Der Prüfstein für Gültigkeit ist meine eigene Erfahrung. Keine Idee eines
anderen und keine meiner eigenen Ideen ist so maßgeblich wie meine Erfahrung. Ich muss immer wieder zur Erfahrung
zurückkehren, um der Wahrheit, wie sie sich in mir als Prozess des Werdens darstellt, ein Stück näher zu kommen."
irgendwann fragte er mich, ob ich den mal gelesen habe und dann kann ich doch erkennen, daß meine Erfahrung gültig ist.
ICH habe immer gedacht, er hat das Zitat ausgewählt, weil er auf SEINE erfahrungen hinweisen will. Mir war nie klar,
daß auch meine gelten, richtig sind....

Im Moment bin ich in einer Phase der Bagatellisierung und Negierung. Kann nicht akzeptieren.

Wie sind Deine Überlegungen hinsichtlich der Klinik, hast Du Dich schon entschieden? Welche, und ob überhaupt.
Ich habe vor mir ein wenig Info-Material von ein paar Kliniken zuschicken zu lassen. Als Sicherheit, und vielleicht
mal auf eine Warteliste setzen lassen. Aber ich fürchte mich auch gleichzeitig....

Ganz liebe Grüße, Saffia
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Beitrag Do., 07.02.2013, 13:03

Liebe Saffia,

was ist denn eine TFP? Also ich hab eine Ausbildung gemacht als Heilpraktiker für Psychotherapie, aber TFP? Da steh ich jetzt auf dem Schlauch...

Ich mache seit 3 Jahren eine analytische Gruppentherapie und habe Anfang Dezember eine analytische Einzeltherapie begonnen. Ist aber nicht so, dass ich auf der Couch liege und alles aussprech, was ich an Gedanken hab, sondern halt eine Gesprächstherapie. Irgendwie hat mich Verhaltenstherapie immer sehr abgeschreckt. Ich möchte keine Skills lernen, sondern mich besser kennen lernen und verstehen. Ich hab so einen großen Drang, die Vergangenheit anzuschauen und aufzuarbeiten, denn ich glaube, anders lässt sie mich einfach nicht los.

Das Zitat von Rogers ist schön. Ich habe sein Buch gelesen "Die Entwicklung der Persönlichkeit". Aber diese automatische Annahme, dass es für andere gilt, aber nicht für Dich, das kenn ich auch sehr gut. Ich frage auch immer viel andere, wenn ich irgendwas entscheiden muss. Oder wenn ich mit jemandem streite, dann lass ich mir schnell einreden, dass ich "falsch" bin.

Darf ich fragen, was Du nicht akzeptieren kannst? Dass das passiert ist, was Dir passiert ist?

Ohwei mit der Klinik, ich sag Dir, da hatte ich meine Not. Das hat mich tagelang beschäftigt. Erst hatte ich mich in einer Klinik im Nachbarort beworben. Die ist halt praktischerweise um die Ecke, hatte eine gute Kritik im Internet und die Wartezeit war nur 3 Wochen. Dann war ich dort zum Gespräch 1 Stunde lang. Die sehr nette Ärztin meinte, dass sie sehr berührt von meiner Geschichte wär und dass sie mir im Vertrauen sagt, dass in der Klinik Umstrukturierungen anstehen, die sich wohl auf negativ auf die Patienten niederschlagen. Dann hat sie mir 3 andere Kliniken empfohlen.

Die 3 anderen Kliniken arbeiten alle nach dem 12 Schritte Programm der anonymen Selbsthilfegruppen bzw. dem Bad Herrenalber Modell. Also es wird viel über die Gruppentherapie gearbeitet und es gibt bestimmte Fastenvereinbarungen. Man darf nicht fernsehen, lesen, Musik hören, Zucker essen oder zwischendurch essen, kein Alkohol, keine Zigaretten, keine Drogen... Die Kritiken sind ziemlich kontrovers. Manche sind begeistert, andere halt das Gegenteil. Die Kliniken heißen Hochgrat, Adula und Helios Klinik.

Meine jetzige Thera wiederum schlug mir die Irmingard Klinik in Prien vor. Dort hab ich angefragt, aber die Wartezeit beträgt 9 Monate und das ist mir zu lange.

Nun habe ich mich für die Hochgrat Klinik entschieden. Ich hab bißchen Angst, aber irgendwie sagt mir mein Bauchgefühl, dass das richtig für mich ist. Ich bin selber etwas suchtgefährdet und denke mal, dass der Verzicht auf Naschen, Zigaretten und Alkohol und auch auf Zerstreuung durch Fernsehen und Lesen mir gut tun wird. Außerdem gefällt es mir, dass dort gearbeitet wird mit Familienstellen, holotrophem Atmen und Achtsamkeitstraining.

Aber ich glaube, das kann wiederum für manche Menschen eben genau das Falsche sein.

Welche Kliniken fasst Du denn ins Auge?

Liebe Grüße

Freifrau
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saffiatou
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Beitrag Do., 07.02.2013, 19:27

Liebe Freifrau,

TFP ist eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie.

Eine Verhaltenstherapie schreckt mich auch ab. Ich denke wenn ich Phobien oder andere
schädliche Verhaltensweisen, die mich wirklich schwer beeinträchtigen aufgeben möchte,
dann wäre das etwas, aber bei mir liegt das Problem ja in der Vergangenheit..... Genau wie
Du will ich verstehen!

Gruppentherapie wäre auch nichts für mich, traue anderen einfach zu wenig und manchmal
entstehen da Gruppendynamische Machtverhältnisse, ich habe die Erfahrung machen müssen,
daß ich in Gruppen meistens die Verliererin bin.
Freifrau hat geschrieben:Aber diese automatische Annahme, dass es für andere gilt, aber nicht für Dich, das kenn ich auch sehr gut. Ich frage auch immer viel andere, wenn ich irgendwas entscheiden muss. Oder wenn ich mit jemandem streite, dann lass ich mir schnell einreden, dass ich "falsch" bin.
genauso geht mir es auch, bin viel zu unsicher eine Entscheidung zu treffen und bei Streit bin ich auch
viel zu schnell bereit meinen Standpunkt aufzugeben, weil ich einmal sehr harmoniesüchtig bin und dann
der andere sicher alles besser weiß.

Ich habe das Buch Therapeut und Klient von C Rogers gelesen und war berührt über seine Menschlichkeit
und das tiefe Verstehen von Konflikten. Es gibt bei Youtube ein Interview, das in dem Buch abgedruckt wurde,
das mich sehr bewegt hat. Es ist das von Gloria. Diese Patientin wurde von den drei "Großen" Albert Ellis, C Rogers
und Fritz Pearls interviewt, diese sind auch bei You tube zu finden, am meisten beeindruckt war ich von Rogers.
Freifrau hat geschrieben:Darf ich fragen, was Du nicht akzeptieren kannst? Dass das passiert ist, was Dir passiert ist?
Nun ja, einer der Täter war mein Bruder, der mich jahrelang vergewaltigt hat, er ist jünger und das ist etwas das ich
nicht akzeptieren kann, daß ich es zugelassen habe, nie etwas dagegen unternommen habe. Inzwischen denke ich er
war genauso OPfer meiner Eltern wie ich (habe da merkwürdige neue Erinnerungen), und das macht mich noch schuldiger,
ich hätte ihn schützen müssen. Damit komme ich zur Ziet nicht klar, egal wie oft mein Therapeut und meine Psychiaterin
mir sagen, daß ich nie eine Chance hatte mich zu wehren, mich durchzusetzen.... sehe es anders.

Dann war da noch ein Fall von einem sogenannten Freund, der mich ebenfalls vergewaltigt hat, er sagte er liebt mich,
und mir gleichzeitig gedroht, daß er sich mit Gewalt holt, wenn ich nicht freiwillig mitmache.....ich habe es geglaubt, daß
er mich liebt, das hatte bisher niemand zu mir gesagt, und danach stillgehalten. Bin sogar mit ihm zusammengezogen,
weil ich dachte alles ist besser, als zu Hause. Aber das war die Hölle und ich habe es ca 3 Monate ausgehalten. Wieso
habe ich da nie etwas gesagt? Erst in der Therapie habe ich erkannt, daß es Vergewaltigungen waren, vorher dachte ich
es wäre sein Recht, es war einfach normal für mich.
Freifrau hat geschrieben:Ohwei mit der Klinik, ich sag Dir, da hatte ich meine Not. Das hat mich tagelang beschäftigt. Erst hatte ich mich in einer Klinik im Nachbarort beworben. Die ist halt praktischerweise um die Ecke, hatte eine gute Kritik im Internet und die Wartezeit war nur 3 Wochen. Dann war ich dort zum Gespräch 1 Stunde lang. Die sehr nette Ärztin meinte, dass sie sehr berührt von meiner Geschichte wär und dass sie mir im Vertrauen sagt, dass in der Klinik Umstrukturierungen anstehen, die sich wohl auf negativ auf die Patienten niederschlagen. Dann hat sie mir 3 andere Kliniken empfohlen.
Das finde ich aber sehr verantwortungsbewußt von der Ärztin!


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Beitrag Do., 07.02.2013, 19:30

2. Teil

Freifrau hat geschrieben:Die 3 anderen Kliniken arbeiten alle nach dem 12 Schritte Programm der anonymen Selbsthilfegruppen bzw. dem Bad Herrenalber Modell. Also es wird viel über die Gruppentherapie gearbeitet und es gibt bestimmte Fastenvereinbarungen. Man darf nicht fernsehen, lesen, Musik hören, Zucker essen oder zwischendurch essen, kein Alkohol, keine Zigaretten, keine Drogen... Die Kritiken sind ziemlich kontrovers. Manche sind begeistert, andere halt das Gegenteil. Die Kliniken heißen Hochgrat, Adula und Helios Klinik.
Diese Kliniken kenne ich nicht, aber das 12 Schritte Programm würde nicht gehen für mich, ich komme nicht mit Regeln klar, vor allem
wenn ich sie nicht wirklich einsehen kann, und solche könnte ich nicht einsehen. Einiges trifft auf mich nicht zu aber trotzdem. Ich denke
daß Alkohol und Drogen verboten sind ist klar, da hätte ich kein Problem. Ich bin Nichtraucherin, aber denke das geht doch zu weit..
Kein Zucker, geht für mich gar nicht! Keine Musik und Fernsehen wäre ok, ich sehe nie Tv und Musik mag ich zurzeit oft auch nicht....
Aber ich wäre trotzig...

Ja, 9 Monate Wartezeit ist sehr lange. Ich werde mir die drei Kliniken mal ansehen.

Ich habe sehr gutes von Göttingen der Asklepios Klinik gehört. Dort haben sie eine kleine Trauma Station nur für Frauen.
In der ist alles freiwillig. die Ärzte und Therapeuten sagen, daß die Trauma Opfer genügen Zwang erlebt haben, nun
sollen sie erst einmal lernen was sie selbst brauchen, was gut für sie ist und es nicht von außen aufoktroyiert bekommen.
Eine Bekannte war da und begeistert. Die Therapeuten sind sehr einfühlsam, auch das Pflegepersonal. Wenn man
über das Trauma sprich wird die Patientin hinterher 24 Stunden rund um die Uhr betreut und versorgt.

Das was eben nicht so toll ist, die Wartezeit von über 2 Jahren. Ich habe jetzt Info Material angefordert. Mal sehen-
wenn ich mich auf die Liste setzen lasse, und dann irgendwann doch wieder Angst bekomme, kann ich ja immer
noch absagen, oder verschieben. Aber wenn ich nicht endlich entscheide, dauert das noch länger.

Wie lange ist die Wartezeit in der Klinik für die Du Dich entschieden hast?

Schönen Abend, Saffia
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Beitrag Fr., 08.02.2013, 13:13

saffiatou hat geschrieben:TFP ist eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie.
Achso!
saffiatou hat geschrieben:Gruppentherapie wäre auch nichts für mich, traue anderen einfach zu wenig und manchmal
entstehen da Gruppendynamische Machtverhältnisse, ich habe die Erfahrung machen müssen,
daß ich in Gruppen meistens die Verliererin bin.
Diese Erfahrung habe ich in der Gruppe auch gemacht. Aber irgendwann hab ich auch gelernt, mich manchmal auch durchzusetzen und heute kann ich sogar mich konfrontieren und anderen sagen, wenn mich was nervt. Das hätte ich ohne die Gruppentherapie nicht gelernt. Manchmal streiten wir richtig heftig in der Gruppe, in dem Rahmen kann ich sowas ausprobieren. Ist ja von der Therapeutin geschützt.
saffiatou hat geschrieben:Ich habe das Buch Therapeut und Klient von C Rogers gelesen und war berührt über seine Menschlichkeit
und das tiefe Verstehen von Konflikten. Es gibt bei Youtube ein Interview, das in dem Buch abgedruckt wurde,
das mich sehr bewegt hat. Es ist das von Gloria. Diese Patientin wurde von den drei "Großen" Albert Ellis, C Rogers
und Fritz Pearls interviewt, diese sind auch bei You tube zu finden, am meisten beeindruckt war ich von Rogers.
Danke, das schau ich mir mal an.
saffiatou hat geschrieben:Nun ja, einer der Täter war mein Bruder, der mich jahrelang vergewaltigt hat, er ist jünger und das ist etwas das ich
nicht akzeptieren kann, daß ich es zugelassen habe, nie etwas dagegen unternommen habe. Inzwischen denke ich er
war genauso OPfer meiner Eltern wie ich (habe da merkwürdige neue Erinnerungen), und das macht mich noch schuldiger,
ich hätte ihn schützen müssen. Damit komme ich zur Ziet nicht klar, egal wie oft mein Therapeut und meine Psychiaterin
mir sagen, daß ich nie eine Chance hatte mich zu wehren, mich durchzusetzen.... sehe es anders.
Vielleicht ist es einfacher für Dich, die Schuld bei Dir zu suchen und damit Deinen Bruder zu entschuldigen, als zuzugeben, dass Dir sowas angetan wurde, mal die Wut und den Ärger auf Deinen Bruder zu spüren und auch den Schmerz. Ich hab das lange auch so gemacht mit meiner Mutter. Hab sie entschuldigt damit, dass sie selber so schlimme Erfahrungen hatte und doch nix dafür konnte. Damit hab ich aber verleugnet, was mir Schlimmes angetan wurde und bin von mir selber weg gegangen.
saffiatou hat geschrieben:Dann war da noch ein Fall von einem sogenannten Freund, der mich ebenfalls vergewaltigt hat, er sagte er liebt mich,
und mir gleichzeitig gedroht, daß er sich mit Gewalt holt, wenn ich nicht freiwillig mitmache.....ich habe es geglaubt, daß
er mich liebt, das hatte bisher niemand zu mir gesagt, und danach stillgehalten. Bin sogar mit ihm zusammengezogen,
weil ich dachte alles ist besser, als zu Hause. Aber das war die Hölle und ich habe es ca 3 Monate ausgehalten. Wieso
habe ich da nie etwas gesagt? Erst in der Therapie habe ich erkannt, daß es Vergewaltigungen waren, vorher dachte ich
es wäre sein Recht, es war einfach normal für mich.
Ja, das war normal für Dich. Denn so "liebten" Dich auch Dein Vater und Dein Bruder.

Kennst Du die Bücher von Alice Miller? DIe kann ich empfehlen, haben mir sehr geholfen, auch zu meinem Schmerz und der Wut zu kommen.
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Beitrag Fr., 08.02.2013, 13:15

Teil 2
saffiatou hat geschrieben:Diese Kliniken kenne ich nicht, aber das 12 Schritte Programm würde nicht gehen für mich, ich komme nicht mit Regeln klar, vor allem
wenn ich sie nicht wirklich einsehen kann, und solche könnte ich nicht einsehen. Einiges trifft auf mich nicht zu aber trotzdem. Ich denke
daß Alkohol und Drogen verboten sind ist klar, da hätte ich kein Problem. Ich bin Nichtraucherin, aber denke das geht doch zu weit..
Kein Zucker, geht für mich gar nicht! Keine Musik und Fernsehen wäre ok, ich sehe nie Tv und Musik mag ich zurzeit oft auch nicht....
Aber ich wäre trotzig...
Man soll es nicht als Verbote sehen, sondern als Angebot, mal was anderes zu probieren, als das, was man sonst tut, um sich zu zerstreuen. Aber ja, es ist nicht für jeden geeignet, vielleicht auch nicht für mich, ich möchte es aber probieren. Die Wartezeit ist 8 Wochen.
saffiatou hat geschrieben:Ich habe sehr gutes von Göttingen der Asklepios Klinik gehört. Dort haben sie eine kleine Trauma Station nur für Frauen.
In der ist alles freiwillig. die Ärzte und Therapeuten sagen, daß die Trauma Opfer genügen Zwang erlebt haben, nun
sollen sie erst einmal lernen was sie selbst brauchen, was gut für sie ist und es nicht von außen aufoktroyiert bekommen.
Eine Bekannte war da und begeistert. Die Therapeuten sind sehr einfühlsam, auch das Pflegepersonal. Wenn man
über das Trauma sprich wird die Patientin hinterher 24 Stunden rund um die Uhr betreut und versorgt.
Das klingt super. Meine Thera meinte auch, dass ich eigentlich was brauch, wo man sehr behutsam mit mir umgeht. Ich melde mich jetzt auch noch in der Irmingard Klinik in Prien an, dort gehe ich dann Ende des Jahres hin oder Anfang des nächsten. Aber zur Stabilisierung brauch ich erstmal sofort was und probier das jetzt aus. Mir gefällt das ganzheitliche (spirituelle) Konzept, die Begegnung mit sich selbst im anderen, das Eingebundensein in die Gruppe und die Arbeit mit Achtsamkeit und Familienstellen. Ich bin dan "gezwungen", mich mit mir oder den anderen zu befassen, anstatt zu lesen oder mich anders weg zu machen. Außerdem hoff ich, dass ich mal abnehm, ich futter nämlich immer, wenn ich überfordert mich fühl und das ist oft der Fall, deshalb bin ich zu fett.

Schönes Wochenende
Freifrau
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)

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saffiatou
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Beitrag Fr., 08.02.2013, 13:44

Liebe Freifrau,
Freifrau hat geschrieben:Vielleicht ist es einfacher für Dich, die Schuld bei Dir zu suchen und damit Deinen Bruder zu entschuldigen, als zuzugeben, dass Dir sowas angetan wurde, mal die Wut und den Ärger auf Deinen Bruder zu spüren und auch den Schmerz. Ich hab das lange auch so gemacht mit meiner Mutter. Hab sie entschuldigt damit, dass sie selber so schlimme Erfahrungen hatte und doch nix dafür konnte. Damit hab ich aber verleugnet, was mir Schlimmes angetan wurde und bin von mir selber weg gegangen.
auch da ähneln wir uns. Ich kann noch nicht akzeptieren, daß es wirklich schlimm war, ist. Wenn andere mir von ihrem
Mißbrauch und Mißhandlungen erzählen, empfinde ich meines als Bagatellen. Ich kann mich auch eher für andere
empören, als für mich. Genauso Wut, die auch mein Therapeut mal erfragt, empfinde ich nicht, da ist eher Angst vor der
Wut. Zu Hause durfte ich nicht wütend sein, mußte immer leise und unauffällig sein, das war sicherer.
Freifrau hat geschrieben:Kennst Du die Bücher von Alice Miller? DIe kann ich empfehlen, haben mir sehr geholfen, auch zu meinem Schmerz und der Wut zu kommen.
Die hat mir mein Therapeut auch empfohlen und ich habe sie inzwischen alle gelesen. Ich bewundere diese Frau, weil sie sich
absolut auf die Seite der Kinder und Opfer stellt, nicht erwartet, daß man den Mißhandlern verzeiht.
Freifrau hat geschrieben: Man soll es nicht als Verbote sehen, sondern als Angebot, mal was anderes zu probieren, als das, was man sonst tut, um sich zu zerstreuen. Aber ja, es ist nicht für jeden geeignet, vielleicht auch nicht für mich, ich möchte es aber probieren. Die Wartezeit ist 8 Wochen.
ok, ich dachte das wären Verbote, dann geht es ja. Und 8 Wochen Wartezeit sind auch nicht allzulange.
Freifrau hat geschrieben:Das klingt super. Meine Thera meinte auch, dass ich eigentlich was brauch, wo man sehr behutsam mit mir umgeht.
Die Erzählungen der Bekannten, hörten sich so toll an. Sie war auch zuerst skeptisch, kam aber begeistert zurück. In Göttingen
machen sie eine Intervall-Behandlung, daß heißt erstmal 6 Wochen ur Stabilisierung und dann eine Weile zu Hause, das gelernte
verfestigen und dann wieder einen Intervall. Sie bieten bis zu 5 Intervalle an.
Freifrau hat geschrieben:Außerdem hoff ich, dass ich mal abnehm, ich futter nämlich immer, wenn ich überfordert mich fühl und das ist oft der Fall, deshalb bin ich zu fett.
Da bist Du auch nicht alleine! Bei mir ist das Essen Belohnung und Strafe gleichzeitig. Bereits zu Hause habe ich das falsche
Eßverhalten mitbekommen, meine Mutter konnte nur über Süßigkeiten Zuneigung ausdrücken, klar, daß ich, nach den
Mißbrauch mich dann "verwöhnt" habe. Und später kam dann als Strafe hinzu, wenn ich glaubte wieder mal versagt,
enttäuscht zu haben. Wenn ich dann gegessen habe, hasse ich mich noch mehr, meinen Körper, der das alles zugelassen
hat.... ist ein ganz blöder Kreislauf.

Liebe Grüße, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Henrike76
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Beiträge: 621

Beitrag Mo., 11.02.2013, 12:49

Als Neunutzer (freue mich dass ich endlich ein PT-Forum gefunden habe) folgende Frage:
Plane derzeit eine Traumatherapie (Reha) in einer Spezialklinik in der BRD über die RV.
Die Unterlagen liegen der RV vor (Wunschklinik Helios-Klinik Diez).
Ein sogenannter psychopathologischer Befund ist bei der amb. Therapeutin in Arbeit (vsl. Selbstzahler / aber egal).

Im Kern geht es um erhebliche tiefverletzende Kindheitstraumata, die in allen bisherigen Therapien (6 Stück) wenn überhaupt nicht mal ansatzweise geheilt wurden. Dazu tendiere ich zur ressourcen-orientierten EMDR-Therapie, welche auch für durch Kriegsereignisse traumatisierte mit recht hohem Erfolg angewendet wird (USA).

Für mich sind Gewalt und Ablehnung in der Kindheit ebenso schlimm (wenn nicht sogar noch schlimmer) als Kriegsgewalt, weil hier die Gewalt durch nahe Bezugspersonen ausgeübt wurde. Zudem habe ich keine Menschen gehabt, die mir danach beigestanden haben. Die Vorfälle werden heute von den Erzeugern nicht geleugnet sondern verharmlost bzw. den Umständen (oder sogar mir) zugeschrieben.
Motto: Ich hätte immer etwas anderes gewollt als die Bezugspersonen (was nachweislich nicht stimmt).
Insofern habe ich den Kontakt zu denen bis auf weiteres komplett abgebrochen (6 Monate jetzt).

Die amb. Psychotherapeutin hat zu allem Überfluss in der letzten Therapiestunde auch noch versucht mir unterzujubeln, dass ich eventuell früher ADHS gehabt hätte und deshalb ein besonders schwieriges Kind gewesen wäre. Begründung: Ich hätte öfter schon Therapietermine verwechselt (bzw. nachgefragt). Das stimmt weil ich den Zettel verloren habe.

Bei der habe ich jetzt 18 Monate Verhaltenstherapie hinter mir und wir haben nun alle Eiterbeutel gefunden (so hoffe ich) die da in der Seele schlummern und ihr Gift ausstreuen. Die habe ich alle schriftlich festgehalten (auch die Gefühle) und nehme das in die Klinik mit.

Habe den Eindruck, dass solch schlimme Gewaltattacken auf kleine Kinder auch für die Therapeuten zu viel des Schlechten sind, sodass die hier Ausflüchte suchen bzw. die Konfrontation selbst nicht verkraften können, bzw.. denen auch oft das Wissen und das Handwerkszeug fehlt um das aufzulösen.

Den sicheren Ort und die Bildschirmtechnik haben wir schonmal eingeübt das fühlt sich gut an.
Die Tresorübung steht noch aus.

Kurzum: Die Stabilisierungsphase sollte weitestgehend abgeschlossen sein. Habe nicht Lust in der Klinik jetzt wieder erst 8 Wochen Stabilisierung zu machen und unverrichteter Dinge da wieder rauszugehen.

Danke noch einmal an die Forums-Betreiber. Denke dies erfüllt eine sehr sehr wichtige Aufgabe.

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