Traumaarbeit, Stabilisierungsarbeit, Imagination

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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weißeLilie
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Traumaarbeit, Stabilisierungsarbeit, Imagination

Beitrag Do., 04.06.2009, 20:39

Hallo zusammen,
ich befinde mich gerade an einem Zeitpunkt in der Therapie, an welchem ich mit meinem Therapeuten nicht mehr weiterkomme. Er wendet tiefenpsychologisch fundierte Psychoanalyse an. Jedoch erwarte ich in Zeiten, in denen in mir Bilder meines Mißbrauchs hochkommen, ich nicht mehr gehen kann, mitten am Tag mich von einer Taxe abholen lassen muss, weil ich die Beine nicht mehr bewegen kann auf Methoden, die mir mein Therapeut beibringt, damit ich mit den Bildern, den kräftezehrenden Dingen besser umgehen kann. O.k. Empathie bringt er mir nicht entgegeben, daran habe ich mich gewöhnt, aber wie ist es denn mit Übungen zur Stabilisierung meines Zustandes? Welche Erfahrungen habt ihr hier in Eurer Therapie? Ich habe auch etwas von Imagination gelesen, was ist das und wobei hilft es und welcher Therapeut wendet es an? Wie sieht Traumarbeit aus? Ich dachte, ich muss das alles noch mal durchleben und dann ist gut. Aber je mehr ich es durchlebe und die Emtionen mich überwältigen, umso schlechter geht es mir.
Könnt Ihr Erfahrungen berichten?
Ich denke gerade darüber nach, die Therapie abzubrechen und alles in einen Tresor zu verschließen. Ich hoffe, dann endlich Ruhe zu finden.
Auf Antworten freuend
weiße Lilie

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Zerrissene
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Beitrag Do., 04.06.2009, 20:52

Guten Abend,

lies dir bitte mal die Seite 5 in meinem thread EMDR durch. Da findest du ein paar wichtige Zeilen bezügl. Traumaarbeit aus dem Buch meines Therapeuten.

LG Zerrissene


Zerrissene
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Beitrag Do., 04.06.2009, 20:54

Apropos, will dich nicht erschrecken, ist aber leider wahr.

Meine einstige tiefenpsychologische Therapie hat dazu geführt, dass ich retraumatisiert wurde...

Z.

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Xanny
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Beitrag Fr., 05.06.2009, 06:33

Imagination und Stabilisierungsübungen sollen helfen, sich bei zu heiklen Themen wieder auf das hier und jetzt zu besinnen, sich mit diesen Übungen abzulenken und sich klar zu machen, dass das Traume vorbei ist.Es gibt Übungen, wo man sich vorstellt, man hat ein Helferteam zur Seite, was einem mit guten Eigenschaften unterstützt, oder man hat einen sicheren Ort, wo man Dinge ablegen kann, wo niemand hinkann. Diesen Ort kann man jederzeit wieder besuchen, um weiter an dem Thema zu arbeiten.

Mir haben diese Übungen leider nicht geholfen, weil es für mich immer wieder mit belastenden Bildern einherging. Ich hab es einfach noch nicht geschafft. Deshalb wurden diese Dinge jetzt erstmal nicht mehr weitergemacht. Ich kenne diese Übungen auch aus der Klinik.

Mir hat fürs Erste das Autogene Training mehr geholfen, weil dort nicht mit Bildern gearbeitet wird.

Übungen zur Stabilisierung und Imagination findest Du ausreichend im Internet, musst mal durchgoogeln.

Liebe Grüße
Xanny
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*

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Xanny
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Beitrag Fr., 05.06.2009, 06:36

weißeLilie hat geschrieben: Ich denke gerade darüber nach, die Therapie abzubrechen und alles in einen Tresor zu verschließen. Ich hoffe, dann endlich Ruhe zu finden.
Ich glaube nicht, das das eine gute Idee ist. Vieles wird Dich immer wieder einholen. Die therapeutische Arbeit ist nicht immer leicht, das verstehe ich. Aber Du solltest mit Deinem Therapeuten Dinge erarbeiten, wie Du besser damit umgehen kannst.

Gib Dir noch ein wenig Zeit und mach weiter!
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*

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weißeLilie
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Beitrag Fr., 05.06.2009, 16:14

Hallo,
danke Euch allen für die Antworten und die Ermunterung zum Weitermachen. Komme gerade von einer erneuten Sitzung bei meinem Therapeuten. Das erste Mal in all dieser Zeit habe ich mich getraut, alles anzusprechen, meine Unzufriedenheit und daß ich den Eindruck habe, gerade nicht weiterzukommen.
Ach Mensch, mein Therapeut sah dabei sehr abgespannt aus. Aber ich musste es mal sagen. Hab ihn nach Stabilisierungsübungen und ähnlichen Dingen zur Bewältigung gefragt. Er meint, so etwas kann er mir nicht anbieten. Ich hatte den Eindruck, daß er empört war, so etwas zu sagen. Aber gibt es denn nicht auch Grenzen für einen Therapeuten? Vielleicht kann er keine Traumaarbeit, vielleicht hatte er selbst solche Erfahrungen und kann deshalb den Schutzwall zwischen uns nicht abbauen. Nun,wie auch immer, er legt mir einen Klinikaufenthalt nahe. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Und ich will eigentlich auch nicht in die Klinik.
LG
weiße Lilie

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Clara11
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Beitrag Fr., 05.06.2009, 16:54

Hallo weißeLilie,

ich mache die gleiche Therapie wie Du und frag mich auch immer mal wieder, ob das das richtige ist. Imaginationsübungen und skills um Selbstverletztendes Verhalten zu umgehen habe ich in einer Klinik gelernt und daraus für mich selber sichere orte entwickelt. Ich war damals sechs wochen weg und hatte am Anfang riesen Angst, wollte nach vier wochen aufhören, weil es mir immer schlechter ging und merke heute, dass es gut war das gemacht zu haben. Die haben kunsttherapie angeboten, das war meine liebste therapieform, aber auch kbt (man stellt dinge mit gegenständen dar) war ein guter ansatz, weil nonverbal dinge zu betrachten nicht schlecht ist. Wenn ich es mir leisten könnte, würde ich im moment wieder rein gehen, allerdings in eine andere.


LG Clara
Das Leben ist wie Salzwasser, je mehr man davon trinkt, je durstiger wird man.
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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 05.06.2009, 17:03

weißeLilie hat geschrieben:Jedoch erwarte ich in Zeiten, in denen in mir Bilder meines Mißbrauchs hochkommen, ich nicht mehr gehen kann, mitten am Tag mich von einer Taxe abholen lassen muss, weil ich die Beine nicht mehr bewegen kann
So weit sollte es auf garkeinen Fall kommen....
weißeLilie hat geschrieben:auf Methoden, die mir mein Therapeut beibringt, damit ich mit den Bildern, den kräftezehrenden Dingen besser umgehen kann.
Ja, eine qualifizierte Traumatherapie beinhaltet solche Dinge.
weißeLilie hat geschrieben:O.k. Empathie bringt er mir nicht entgegeben, daran habe ich mich gewöhnt,
Meiner Meinung nach ist Empathie DIE Grundvoraussetzung um als Therapeut mit Traumainhalten arbeiten zu können.
weißeLilie hat geschrieben: Ich dachte, ich muss das alles noch mal durchleben und dann ist gut. Aber je mehr ich es durchlebe und die Emtionen mich überwältigen, umso schlechter geht es mir.
Ne, so einfach ist das nicht.
weißeLilie hat geschrieben:Ich denke gerade darüber nach, die Therapie abzubrechen und alles in einen Tresor zu verschließen. Ich hoffe, dann endlich Ruhe zu finden.
Ich würde auf jeden Fall über einen Wechsel zu jemandem nachdenken, der sich mit der Behandlung von Opfern traumatischer Erlebnisse besser auskennt....

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Flugente
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Beitrag Fr., 05.06.2009, 19:45

weißeLilie hat geschrieben:O.k. Empathie bringt er mir nicht entgegeben, daran habe ich mich gewöhnt
Ich denke genau da liegt der Hund in deiner Therapie begraben. Es war eigentlich nicht deine Aufgabe, dich daran zu gewöhnen sondern dich mit dem Gedanken anzufreunden, dass es offensichtlich nicht der richtige Therapeut für dich ist.

Wie lange machst du schon bei ihm Therapie?

Ich finde das was du gerade machst ein wenig bedenklich, du versuchst dein Trauma alleine zu bewältigen, dir selber irgendwie Hilfe zu finden, weil dein Therapeut, der eigentlich dafür da sein sollte, irgendwie nicht bei der Sache ist.

Ich würde dir auch dringend empfehlen, dir einen Therapeuten oder in zu suchen, die auf Trauma oder noch besser sexuellen Missbrauch spezialisiert ist. Auf den meisten Online-Therapeuten-Suchlisten kannst du dieses Kriterium eingeben.

Alles Gute
Flugente
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candle
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Beitrag Fr., 05.06.2009, 19:54

Ich bin gerade in einer "Traumasituation" und versuche mich selber zu stabilisieren. Es funktioniert, langsam aber sicher. Das sind ganz alltägliche Dinge, die mir mal Spaß gemacht haben. Nach geschaffter Arbeit gibt es eine Belohnung für meine "Leistung" und das steigert mein Befinden.

Früher wurde mir allgemein mal AT vorgeschlagen. Das war aber nicht so mein Ding und sollte erstmal die Panikatacken eindämmen.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 05.06.2009, 19:57

Ach ja, das was da bei dir stattfindet nennt man "retraumatisierung". Also wenn durch irgendwelche Auslöser die Erinnerungen an das Trauma so stark werden daß du praktisch emotional wieder an der Stelle bist wie zum Zeitpunkt des traumatischen Ereignisses.

Sowas darf in einer Therapie auf keine Fall passieren.

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candle
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Beitrag Fr., 05.06.2009, 20:01

Nun ja, Retrumatisierung passiert ja. Nur war das der Knackpunkt bei mir, dass mich der Therapeut nicht mit wackligen Beinen hätte gehen lassen wollen.

@weißeLilie Hast Du Dein Befinden denn mal Deinem Therapeuten mitgeteilt? Das ist dringend notwendig, wenn es Dir besser gehen soll.

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Flugente
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Beitrag Fr., 05.06.2009, 20:09

Retraumatisierung ist genau das, was nicht passieren darf, wenn ein Trauma bearbeitet wird. Und wenn der Therapeut die arme Lilie da so alleine durchwurschteln lässt und sie am langen Arm verhungern lässt, dann passiert aber genau das gleiche wie damals, sie wird wieder alleine gelassen mit ihren Problemen.
Eisberg voraus!

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candle
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Beitrag Fr., 05.06.2009, 20:44

Flugente hat geschrieben:Retraumatisierung ist genau das, was nicht passieren darf, wenn ein Trauma bearbeitet wird.
Hm, mag ja ein wenig blöde klingen, aber was heißt denn für Dich Retraumatisierung.

Wie halte ich es selber ab, denn es passiert mir ja wenn ich allein bin.

Ist der Unterschied vielleicht einfach "nur", dass es in Therapie schon passieren darf aber eben eine Stabilisierung parallel laufen MUß und vor allem keine Forcierung seitens des Therapeuten stattfindet?

Für mich ist dieses Thema ja auch Neuland.

candle
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Zerrissene
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Beitrag Fr., 05.06.2009, 21:07

Liebe weißeLilie,

Mut den vielen Schreibern hier...

Und ich kann dich auch nur darum bitten darüber nachzudenken eine Therapie bei einem Traumatherapeuten zu beginnen.

Da ist nichts, wie die Worte meiner einstigen Tiefenpsychologin: "Und wenn sie bis auf die Knochen abmagern, sie müssen da durch..."

Traumatherapie bedeutet letztendlich: "Weg vom Trauma". Bin nur nicht z. Zt. in der Lage ausführlicher zu schreiben, aber es gibt hier so viele Forenschreiber, die genau das ausdrücken, was ich auch schreiben würde.

Viele Grüße

Zerrissene

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