Versäumte Therapiestunden bei Psychoanalyse

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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odette
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Versäumte Therapiestunden bei Psychoanalyse

Beitrag Sa., 31.01.2009, 20:14

Liebe Forumsmitglieder!
habe eine Frage, die mich so beschäftigt, dass ich zweifle, ob ich nun die mir empfohlene Therapie tatsächlich beginnen soll (Psychoanalyse).
Mein Therapeut besteht auf 3-4 terminen pro woche, und die sollen sofort zu Beginn für ein Jahr festgelegt werden.
Ich muss auf jeden Fall jede vereinbarte Stunde bezahlen, egal wie lange im Voraus ich sie absage oder was der Grund ist- nur wenn er auf Urlaub ist (6 wochen sommer, weihnachten, ostern), dürfen die Stunden verfallen, ohne dass ich sie zahlen muss.

Einzige Ausnahme sind 2 Wochen, die ich absagen darf (also 6-8 Termine).

Zusätzlich sagte er mir noch, dass er die ausgefallenen Termine nicht mit der Krankenkasse abrechnen will. Das fordert mich nun finanziell schon heraus... was ist, wenn meine 2 Wochen aufgebraucht sein sollten und ich zB wegen einem Todesfall überraschend weg muss? Krank bin? leider werden an meiner Uni auch viele Pflichttermine spontan angesetzt.
Das kostet mich dann jedes Mal 90 Euro, die ich aus privater Tasche aufbringen muss - woher soll ich die denn nehmen? meine eltern könnten das theoretisch schon bezahlen - aber ich finde das eigentlich zu viel verlangt, schliesslich bin ich erwachsen.

Ich verstehe zwar, dass auch er sein Einkommen sichern muss. Aber ich wollte mich dennoch erkundigen, ob das die Regel ist?
lieben dank für Antworten!

(Hinweis Admin: Betreffzeile präzisiert)

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candle
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Beitrag Sa., 31.01.2009, 20:36

Hallo odette!

Ich sage mal, obwohl aus Deutschland, dass alles so richtig läuft wie es Dir gesagt wurde. Du hast Dich nun mal für die Analyse entschieden. Die ist sehr aufwendig und wird strikt durchgeführt. Wenn ausserhalb Deiner 2 Wochen was passiert, läßt sich sicher eine Regelung finden, aber so weit würde ich gar nicht denken. Was soll schon passieren?

Gruß!
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
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ukp01Tacitus
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Beitrag Sa., 31.01.2009, 20:42

Hallo, ich würde zur Vorsicht raten. So etwas habe ich ja noch nie gehört! Ich weiß zwar nicht, wie die Regelungen in Österreich sind, aber in Deutschland machen das nur die "schwarzen Schafe". Ich würde mich mal bei anderen Therapeuten umhören, wie das bei denen ist. In meiner Therapie hatte ich nie Probleme, auch wenn ich einen Termin mal ganz kurzfristig absagen mußte.

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candle
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Beitrag Sa., 31.01.2009, 20:44

Tacitus, das ist jetzt nicht dein Ernst! Auch hier bist Du verpflichtet eine Analyse regelmäßig durchzuführen. Wenn Du Dich nicht dafür bereit erklärtst, fällt die Therapieform für Betreffenden aus.

candle
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Sommer-Stumpenhorst

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Xenia
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Beitrag Sa., 31.01.2009, 20:48

bei mir war es so, dass ich spätestens 24 stunden vorher bescheid geben musste und sonst einen teil zahlen. weiß leider nicht mehr wieviel das war. ist aber auch nur einmal passiert. war aber keine analyse.

regelmäßig sollte jede andere therapieform auch sein, aber ich hätte ehrlich gesagt auch probleme damit, termine für ein ganzes jahr auszumachen. mir würde es da sehr ähnlich gehen mit solchen "was wäre, wenn"-fragen.
"Warum nicht?!" sagte der verdorrte Baum und begann wieder zu blühen.

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ukp01Tacitus
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Beitrag Sa., 31.01.2009, 20:50

Natürlich ist man verpflichtet die Termine wahrzunehmen. Aber kennst du jemanden, der nie krank wied? Ich habe selten mal einen Termin abgesagt, aber wenn, dann gab es nie Probleme.

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Beitrag Sa., 31.01.2009, 21:08

@ odette,

Die Bedingung, 24 Std. vorher abzusagen, fände ich schon ok und kenne sie auch als üblich. Guck doch mal, ob er Dollarzeichen in den Augen hat. Es ist ja schön, dass ein Therapeut auch auf sich achet , aber man kann`s auch übertreiben, gell? So kann man ggf. zu ein paar nicht unerheblich dotierten nicht geleisteten Arbeitsstunden kommen. Pfiffig, das Kerlchen. Ich finde es Abzocke! Würde mich umdrehen und gehen.

Gruß
Anastasius

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candle
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Beitrag Sa., 31.01.2009, 21:11

ukp01Tacitus hat geschrieben:Natürlich ist man verpflichtet die Termine wahrzunehmen. Aber kennst du jemanden, der nie krank wied? Ich habe selten mal einen Termin abgesagt, aber wenn, dann gab es nie Probleme.
Wo liest Du denn, dass es Probleme gibt? Beim Vorgespräch geht es ja auch darum wie ernst es dem Klienten ist. Da müssen Regeln gesetzt werden.


PS: Was hier alle aus so einer minimalen Teilinfo ziehen ist wirklich erstaunlich.
candle
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Lena
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Beitrag Sa., 31.01.2009, 21:32

Hallo candle,

nach der Aussage
Ich muss auf jeden Fall jede vereinbarte Stunde bezahlen, egal wie lange im Voraus ich sie absage oder was der Grund ist- nur wenn er auf Urlaub ist (6 wochen sommer, weihnachten, ostern), dürfen die Stunden verfallen, ohne dass ich sie zahlen muss.
verstehe ich das auch so, dass auch Stunden, die wegen Krankheit o.ä. abgesagt werden, gezahlt werden müssen.
Ich kenne jemanden, der eine Analyse macht und sehr ähnliche Regeln hat. Er darf keine Stunden absagen - gibt auch Probleme, wenn er spontan in Urlaub fahren möchte oder so.
Das wird so interpretiert, dass er Konfrontationen in der Therapie vermeiden und unbewusst Dingen aus dem Weg gehen will.

Für mich persönlich wäre so eine Regelung nichts. Ich kann bis 48 h vor dem Termin absagen und mir entstehen dadurch dann keine Kosten (mein Therapeut ist auch Analytiker).
Mich würde es unter Druck setzen, wenn ich so eine Verpflichtung eingehen würde - und finanziell könnte ich es mir nicht leisten, wenn ich z.B. wegen Krankheit zwei Wochen nicht kann (was im letzten Jahr zwei Mal bei mir der Fall war) und diese ausgefallenen Stunden trotzdem zahlen müsste; über die Kasse können die natürlich nicht abgerechnet werden.
Also ich glaube, dass es bei streng analytischen Therapien schon üblich ist, solche Regeln aufzustellen. Muss eben jeder für sich entscheiden, ob er das akzeptiert.

LG Lena

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Xenia
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Beitrag Sa., 31.01.2009, 21:42

aber ein jahr im voraus?

ne, also das ginge bei mir schon allein wegen der uni nicht.
wenn ich mir jetzt termine für ein ganzes jahr ausmachen würde und sagen wir mal, ich hätte jeden donnerstag vormittag nen termin.
im herbst beginnt das neue studienjahr und plötzlich hab ich donnerstag vormittag ein pflichtseminar.
da gibt es dann zwei möglichkeiten.
entweder verzögert sich mein studium, weil dieses seminar erst in zwei jahren wieder angeboten wird (was bei uns leider in vielen fällen so ist, weil wir eine kleine uni sind) oder ich schmeiß dem typ geld hinterher, auch wenn ich ihm im oktober sage, dass ich oktober bis januar donnerstag vormittags nie zeit habe und wir den termin verlegen müssten.

ne, das kanns nicht sein. wissen tu ich es nicht, aber ganz glauben kann ich es nicht, dass das generell so gehandhabt wird.
sollte das wirklich usus sein, weiß ich zumindest jetzt, dass analyse schon allein "terminbedingt" nichts für mich ist, denn mit sowas kann ich gar nicht. da würd ich mich ein jahr lang wie im gefängnis fühlen.
"Warum nicht?!" sagte der verdorrte Baum und begann wieder zu blühen.

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Beitrag Sa., 31.01.2009, 21:50

Für ein Jahr bis auf zwei Wochen absolute Zahlungsverbindlichkeit? Vielleicht wird`s ja im Falle des Ablebens noch aus der Erbmasse beansprucht? Sorry, aber da muss ich sarkastisch werden.

Gruß
A.

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Sarah
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Beitrag Sa., 31.01.2009, 22:22

Sterben als Widerstand sozusagen?
Was interessieren mich die Spritpreise? Ich tank eh immer nur für 20 Euro...

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Dunkle
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Beitrag So., 01.02.2009, 00:51

Ja, hat Woody Allen schon mal gesagt: Er würde so gerne Selbstmord begehen, traut sich aber aus finanziellen Gründen nicht, weil sein Analytiker das so streng handhabt und ihm die Rechnung nachgeschickt würde...

Nein, im Ernst:

Ich habe in meiner Analyse auch solche Regeln. Und ich habe mich mit meinem Analytiker darüber sehr lange und sehr ausführlich auseinandergesetzt und die Gefühle, die einer solchen Regelung gegenüber entstehen, nicht verschwiegen, sondern sie alle blühen lassen . Es hat nichts mit Geldgierigkeit zu tun, es sind die Regeln, da hat candle absolut recht. Ich weiß, wovon ich rede, mein Kind war krank, ich war selbst eine Woche im Krankenhaus. Wir haben dann manchmal die Regel modifiziert, aber sie besteht weiterhin. Eine Stunde, die ausfällt, egal warum, bezahle ich. Ich bekomme Ende November seinen Ferienplan fürs kommende Jahr und dann weiß ICH, wann ich Urlaub machen kann.

Odette, Du musst Dir wirklich überlegen, ob Du das auf Dich nehmen willst. Eine Analyse mit 3 oder 4 Stunden ist eine ausgesprochen ernsthafte und vor allem sehr intensive Arbeit an Dir selbst. Die Therapieform verlangt diese enge Bindung. Trotzdem wirst Du jetzt schon einschätzen können, ob du mit Deinem zukünftiger Analytiker auch "darüber reden" kannst, über eventuelle Einzelfälle und Ausnahmen.

LG
Dunkle

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odette
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Beitrag So., 01.02.2009, 01:30

liebe mitglieder,
vielen dank für eure antworten!
hm, wirklich sicher bin ich mir nun immer noch nicht, was ich tun kann... ich trau mich eben auch kaum, da genauer nachzufragen... das ist irgendwie auch nicht so leicht für mich: ich habe ständig das Gefühl, in einer Analyse werden eben zB Zweifel an den Vertragsbedingungen gleich zu einem Teil deines psychischen Konflikts gemacht! Wo ist da die Grenze? Ich finde das irgendwie etwas unfair, wenns um etwas so Sachliches wie Vertragsbedingungen geht.
Puh. Die probatorischen Sitzungen sind um und ich habe irgendwie immer noch keine Ahnung, ob ich das nun machen soll oder nicht. Gleichzeitig stehe ich unter Druck weil der Therapeut mir einen Platz freihält.
Ich hab versucht, das letzte Mal drüber zu reden... aber irgendwie klappts nicht.
bin soooo unsicher

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Dunkle
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Beitrag So., 01.02.2009, 02:47

odette hat geschrieben:ich habe ständig das Gefühl, in einer Analyse werden eben zB Zweifel an den Vertragsbedingungen gleich zu einem Teil deines psychischen Konflikts gemacht! Ich finde das irgendwie etwas unfair, wenns um etwas so Sachliches wie Vertragsbedingungen geht.(
Liebe Odette,

kann ich gut verstehen, habe ich auch gehabt. Weißt Du, es ist auch wirklich keine leichte Entscheidung. Für die Zeit der Analyse gehört viel Kraft und Zeit dieser Arbeit. Darum werden die Bedingungen für diese Arbeit nicht zu einem psychischen Konflikt "gemacht", sie SIND es! Vertragsbedingungen sind eben nicht nur "sachlich", es entstehen da schon Gefühle und Du siehst an Deinem Thread, dass Du sie nicht so leicht übergehen kannst!

Ich möchte Dir trotz des Konfliktes Mut machen. Schwerer wiegt, ob du mit Deinem zukünftigen Analytiker "gut kannst" und ob Du diese Arbeit möchtest und sie Dir wichtig ist. Wenn Du dies alles mit JA beantwortest, ist das schon die "halbe Miete". Du hast in einer Analyse die seltene und große Chance auf eine ganz gründliche und tiefgreifende Arbeit - zusammen mit einem Menschen, der dafür gut ausgebildet ist. Wenn Du das möchtest, ergreif die Chance, trau Dich, Deine Zweifel anzusprechen, die Du hast, obwohl Du die Analyse willst. Diese Zweifel sind normal und der Analytiker weiß, dass Patienten mit diesen Regelungen viel zugemutet wird und dass die meisten damit in Konflikt geraten. Außerdem ist es gut, wenn ihr solche Sachen am Anfang, jetzt klärt! Sonst kommen sie später immer wieder "unverdaut" hoch.

Hab Mut!

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