Angst vor EMDR Behandlung

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Flowergurl
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Angst vor EMDR Behandlung

Beitrag Fr., 16.08.2024, 22:25

Hallo,
meine Therapeutin hat neulich vorgeschlagen, dass ich bei ihr eine EMDR Behandlung machen soll.
Aber eigentlich will ich es glaube ich nicht.
Es geht dann nicht um eine schlimme Sache, sondern um viele, die lange andauern und eigentlich auch noch gerade so da sind.. (zb. bei meinen Eltern wohnen, ist sehr schlimm).
Ich dachte eigentlich man macht sowas erst, wenn man aus der schlimmen Situation raus ist, also wenn ich da zum Beispiel nicht mehr wohne?
Ich habe auch Angst, dass es wieder nichts bringt und sie dann sieht dass ich halt so ein therapieresistenter Fall bin:(

Ich habe noch keine Ahnung, wie so eine Behandlung aussieht, aber stelle es mir so vor, dass man ihr erzählt, an was, unangenehmes, man gerade denkt. Und das ist mir auch peinlich vor ihr, ihr so Sachen zu erzählen, die gerade in meinem Kopf sind.
Oder ich habe Angst, dass die Sachen, die für mich negativ sind, eigentlich überhaupt nicht schlimm sind, und ich mich dann lächerlich mache..

Wie ist denn so eine (leichte) EMDR Behandlung? Ich kann mir vorstellen, dass sie es bei mir leicht machen würde..

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lisbeth
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Beitrag Sa., 17.08.2024, 09:26

Keine Ahnung was eine "leichte EMDR Behandlung" sein soll. Hat deine Therapeutin das so formuliert?
Sprich es am besten bei deiner Therapeutin an. Auch deine Ängste und Befürchtungen. Das musst du mit ihr klären.
Flowergurl hat geschrieben: Fr., 16.08.2024, 22:25 Und das ist mir auch peinlich vor ihr, ihr so Sachen zu erzählen, die gerade in meinem Kopf sind.
Oder ich habe Angst, dass die Sachen, die für mich negativ sind, eigentlich überhaupt nicht schlimm sind, und ich mich dann lächerlich mache..
Genau das sind die Sachen, über die du mit der Therapeutin sprechen solltest. Muss nicht alles auf einmal sein, das kannst du ja auch Schritt für Schritt machen. Deine Ängste im Kopf verändern sich, wenn du auspackst, wenn du in den Kontakt gehst - erstmal mit der Therapeutin, irgendwann auch mit anderen Menschen.
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― Anne Lamott

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 17.08.2024, 11:10

Flowergurl hat geschrieben: Fr., 16.08.2024, 22:25 Hallo,
meine Therapeutin hat neulich vorgeschlagen, dass ich bei ihr eine EMDR Behandlung machen soll.
Aber eigentlich will ich es glaube ich nicht.
Es geht dann nicht um eine schlimme Sache, sondern um viele, die lange andauern und eigentlich auch noch gerade so da sind.. (zb. bei meinen Eltern wohnen, ist sehr schlimm).
Ich dachte eigentlich man macht sowas erst, wenn man aus der schlimmen Situation raus ist, also wenn ich da zum Beispiel nicht mehr wohne?

EMDR ist für Monotrauma geeignet, aber nicht für Komplextrauma die aus länger anhaltenden Zuständen resultieren.

Ausserdem, da hast du völlig recht, wenn du der Situation aktuell noch ausgesetzt bist ist EMDR völlig ungeeignet.

Du hast mit deiner Ablehnung der Methode recht. Es ist deine Therapie, wenn du eine Methode nicht machen willst, dann ist es nicht sinnvoll die zu machen. Sag der Therapeutin, dass du kein EMDR machen willst und dann ist hier Ende damit.

Eine "leichte" EMDR Behandlung gibt es genauso wenig wie ein leichtes Antidepressivum.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 17.08.2024, 11:12

Flowergurl hat geschrieben: Fr., 16.08.2024, 22:25 Und das ist mir auch peinlich vor ihr, ihr so Sachen zu erzählen, die gerade in meinem Kopf sind.
Oder ich habe Angst, dass die Sachen, die für mich negativ sind, eigentlich überhaupt nicht schlimm sind, und ich mich dann lächerlich mache..

Es gibt bei dir doch genug Sachen die in einer Therapie Thema sein könnten, zB der Auszug aus der missbräuchlichen Familie. DAS wäre ein wichtiges, Thema, wie du da rauskommst. EMDR ist da völlig wertlos.

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 17.08.2024, 12:13

Flowergurl hat geschrieben: Fr., 16.08.2024, 22:25 meine Therapeutin hat neulich vorgeschlagen, dass ich bei ihr eine EMDR Behandlung machen soll.
Aber eigentlich will ich es glaube ich nicht.
Es geht dann nicht um eine schlimme Sache, sondern um viele, die lange andauern und eigentlich auch noch gerade so da sind.. (zb. bei meinen Eltern wohnen, ist sehr schlimm).
kannst du denn möglichst bald ausziehen? Das wäre sicherlich der wichtigste Schritt, vorher hat so eine Bearbeitung wenig Sinn.

Es ist deine Therapie, nur du entscheidest was da gemacht wird und was nicht.
Was soll eine "leichte" EMDR-Behandlung sein? Lass dir das sehr genau von der Therapeutin erklären, auch warum sie das machen will, was sie sich davon verspricht bei dir.
Du musst zustimmen und das solltest du nur tun wenn du komplett davon überzeugt bist. Und du kannst so viele Fragen vorab stellen wie du brauchst für eine Entscheidung!

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Flowergurl
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Beitrag Sa., 17.08.2024, 19:31

Danke, ich bin dran ausziehen, aber ich versteh dann nicht, wieso sie das genau jetzt machen will.. also diese Behandlung.
Deswegen dachte ich, würde sie es bei mir ”leicht” machen, weil ich fühle mich ja nicht so stabil..

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 17.08.2024, 22:26

Flowergurl hat geschrieben: Sa., 17.08.2024, 19:31 Danke, ich bin dran ausziehen, aber ich versteh dann nicht, wieso sie das genau jetzt machen will.. also diese Behandlung.
Trauma konfrontierende Therapieformen jeder Art sind nur angemessen wenn man nicht noch zusätzlich Stressfaktoren im Leben hat die einen Kraft kosten und wenn man stabil genug ist und auch Methoden an der Hand hat die funktionieren um sich zu stabilisieren wenn mal ungute Gefühle hochkommen.

Wie läuft die Therapie denn sonst so? Was macht ihr? Hast du den Eindruck dass dir das hilft?

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chrysokoll
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Beitrag So., 18.08.2024, 08:50

Flowergurl hat geschrieben: Sa., 17.08.2024, 19:31 Danke, ich bin dran ausziehen, aber ich versteh dann nicht, wieso sie das genau jetzt machen will.. also diese Behandlung.
es ist sehr gut dass du ausziehen wirst, das ist ein ganz zentraler Schritt!
Und die Frage warum sie das jetzt machen möchte musst du deiner Therapeutin stellen! Frag sie genau das was du hier fragst, lass dich nicht auf etwas ein das du nicht verstehst oder für das du dich nicht stabil genug fühlst!

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lisbeth
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Beitrag So., 18.08.2024, 09:13

münchnerkindl hat geschrieben: Sa., 17.08.2024, 11:10 EMDR ist für Monotrauma geeignet, aber nicht für Komplextrauma die aus länger anhaltenden Zuständen resultieren.
Das stimmt so nicht. EMDR lässt sich auch bei komplexer PTBS anwenden. Auszug aus einem Artikel aus dem Ärzteblatt für psychologische Psychotherapeut/innen von 2013:
Die Behandlungsergebnisse von EMDR zeigten sich in mehr als 20 prospektiven randomisierten Behandlungsstudien nicht nur den Wartelistenkontrollen und nicht traumaspezifischen Interventionen signifikant überlegen, sondern auch in Katamnesen nach längstens 35 Monaten als stabil (11, 12, 3). Dies gilt nicht nur für den Bereich der posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), sondern auch für den Bereich der sogenannten komplexen posttraumatischen Belastungsstörung.

Quelle: https://www.aerzteblatt.de/archiv/14876 ... hotherapie
Inzwischen wird EMDR auch bei der Bearbeitung von negativen Glaubenssätzen, bei chronischen Schmerzzuständen uvam eingesetzt.
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lisbeth
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Beitrag So., 18.08.2024, 09:16

@Flowergurl: Ich bin da bei chrysokoll. Die Fragen: Warum EMDR, warum jetzt, wie läuft so eine EMDR-Sitzung ab (das handhabt jede/r auch ein wenig anders...) - besprich das mit deiner Therapeutin. Und, vielleicht gelingt es dir ja durch das Besprchen mit deiner Therapeutin auch, das als ein Angebot deiner Therapeutin an dich zu sehen, als eine Chance - und nicht nur eine Bedrohung?
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Leyndin
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Beitrag Mi., 21.08.2024, 06:00

Ich mache EMDR bei Komplextrauma.

Zu EMDR gehört erstmal auch viel Stabilisierungsarbeit. Ein guter EMDR Therapeut wird immer nur dann einen Schritt weiter gehen, wenn die Stabilisierungsmassnahmen greifen. Genauso gehört dazu dich über alle Schritte zu informieren. Das ist absolute Pflicht.

Deine Fragen solltest du alle deiner Therapeutin stellen. Denn deine Pflicht ist es, rückzumelden was du nicht verstanden hast. Nicht verstehen und bielleicht oft und viel Nachfragen ist kein Versagen oder so, sondern aktive Mitarbeit.

Man geht bei EMDR auch nicht unbedingt gleich in die Vollen mit krassen Vorfällen, sondern fängt vielleicht mal mit einer besser verdaulichen Situation, mit möglichst klar umrissenen Glaubenssätzen an.

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Shukria
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Beitrag Mo., 26.08.2024, 07:12

Ich mache auch EMDR bei komplextrauma. Es erfordert nur wesentlich systematischere Virbereitung als bei den die wir fürs Monotrauma gemacht haben. Es ist nicht schwieriger, nur komplexer.

So wie du es beschreibst könnte ich mir auch eher vorstellen das deine Therapeutin mir die an Glaubenssätzen arbeiten möchte, was gut während des Umzugs geht, weil es dir höchstwahrscheinlich die emotionale Ablösung von deinen Eltern unterstützt und dir danmit den faktischen Auszug sogar erleichtert.

Welche konkrete Idee aber deine Therapeutin wirklich hat und was sie zur aktuellen Zeit mit EMDR erreichen möchte, warum sie denkt das es gerade in deiner aktuellen Situation hilfreich für dich sein könnte, das solltest du dringend mit ihr besprechen.

Wenn man noch so jung ist traut man sich das noch nicht so zu hinterfragen aber auch das ist Teil des erwachsen werdens und lernt man, daher… nur Mut.

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